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Heute abend 712 Uhr

freffen sich die Genossinnen und Genossen zur

Revolutions  - Gedenkfeier Neder

in ,, Neuen Welt"

Der Mussolini   Schwindel kommt heraus! Hoffnung auf hellere Tage. Die Welt ist- wie schon ein altes und gab an, daß unten" etwas vorgefallen sein müsse. Man benach­

Selbst in Italien   wundert man sich. Rom  , 9. November.  ( Eigener Drahtbericht.) Die neuesten Ent­hüllungen der italienischen Presse über das geplante Attentat auf Mussolini   bestätigen, daß es sich mehr um ein Spigelwert, als um eine tatsächliche Abficht gehandelt hat. Es ist jetzt festgestellt, daß der anfänglich verhaftete, am Sonnabend aber wieder auf freien Fuß gefehte Redakteur Quaglia auf Grund von Erzählungen, die ihm der verhaftete Zaniboni machte, der Polizei Mitteilung von einem bevorstehenden Attentat auf Mussolini   zukommen ließ. Er versicherte der faschistischen Polizei weiter, daß General Capello als maßgebender Geldgeber in Frage käme und Janiboni bereits im Besitz eines& arabiners mit 3ielfernrohr sowie einer beftimmten Summe Geld für die Flucht nach erfolgter Tat fei. Aber bis heute hat die Polizei eine offizielle Bestätigung dafür, daß tatsächlich ein Karabiner mit Zielfernrohr bei der Verhaftung des angeblichen Haupttäters gefunden wurde, nicht abgegeben. Infolgedeffen ist es nicht verwunderlich, wenn selbst in faschistischen Kreisen mehr und mehr die Auffassung entsteht, daß man wieder ein. mal einem Schwindel Mussolinis zum Opfer gefallen ist. Das hält den italienischen Ministerpräsidenten natürlich nicht ab, weiter. hin Berhaffungen vorzunehmen. Er versucht mit allen Mitteln die Auffaffung, als follte er das Opfer eines Mordanschlages werden, aufrecht zu erhalten.

Sozialistische Wahlerfolge.

Brüssel  , 9. November.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Provinzial­landtagswahlen in Belgien   haben den Erfolg der Sozialisten vom 5. April bestätigt. Die Sozialisten gewinnen 25 bis 30 Size. Die sozialistische Mehrheit in der Provinz Hennegau   ist be=

hauptet, die katholische Mehrheit in der Provinz Namur ge­stürzt worden. Die eigentlichen Besiegten sind jedoch die Libe­talen. Die politischen Folgen dieser Wahl find, daß die gegen wärtige belgische Regierung eine weitere Festi gung erfährt infolge des Rückganges der Liberalen, die zum Rabinett in Oppofition stehen. Die Kommunisten vermochten einige Size in Lüttich  , Brüssel   und Charleroi   zu gewinnen.

In Süd- Oberschlesien.

Breslau  , 9. November.  ( Eigener Drahtbericht.) In dem früher öſterreichischen Bezirk Bieliz der jezigen Woiwodschaft Kattowiz fanden am Sonntag Gemeindewahlen statt. Sowohl in der Stadt Bieliz wie in einer Anzahl kleinerer Orte hatten nur die gemein­samen Listen der deutschen   und polnischen Sozialisten eine Stimmenvermehrung gegenüber dem bisherigen Stand zu verzeichnen. Die Mehrzahl der darauf entfallenen Mandate wird den deutschen   Sozialisten zugeteilt. Die deutschen   bürgerlichen Gruppen haben sich ungefähr gehalten, die bürgerlichen Polen   haben einen kleinen Rückgang, die jüdische Sonderliste ist ganz durch gefallen.

Curzons Tochter Sozialistin  .

Die Lady auf Agitation. London  , 9. November.  ( WTB.) Lady Cinthia Mosley, eine Tochter des verstorbenen fonservativen Führers Lord Curzon  , erklärte in einer Rebe auf einer Bersammlung der Unabhängigen Arbeiterpartei in Glasgow  : Sie fönne nicht einsehen, weshalb sich die Arbeiter mit den augenblicklichen Zuständen ab­finden, wenn sie mollten, fönnten sie dies abändern.

Völkerbund   Danzig  / Polen  .

Rücktritt Mac Donnels.

Berliner   Wigwort sagt

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eine einzige große Familie: die Großen ziehen die Kleinen aus. Aber die Kleinen sind in die Schule ge­gangen, Weltkrieg und Inflation, Ludendorff und Stinnes, waren vortreffliche Lehrmeister, nun sind die Kleinen auch allmählich groß" geworden, erkennend und zielsicher. So war die Musik um die Reden, der Liedgesang, der Volkstanz mehr als Unterhaltung, ob zwar auf sie der Proletarier wie andere ehrlich Anrecht hat. Die Umrahmung" der ernsten Vortragsgedanken, vielfach von der Jugend besorgt, war das Symbol der Gewißheit besserer Tage für die ganze Menschheit und des endgültigen Sieges des Rechts. Jugend folgt dem Alter, das ist die Garantie dafür, daß der das ist die Garantie dafür, daß der novemberrauhe Sturmestampf einen blühenden Frieden, den Völkermai einst schaffen wird.

Im Großen Schauspielhaus.

Die Proletarische Feierstunde, die am Sonntag im Großen Schauspielhaus der Revolution geweiht war, wurde durch die Rede Ernst Tollers   ein startes Erlebnis. So start auch die musikalische Umrahmung unter Sascha Horensteins Leitung wirfte und der Florathiche Sprechhor als Stimm­orgel das Tollersche Requiem und den Tag des Pros letariats" sprach, es waren Leistungen, die bekannt sind. Ja, es besteht für den Florathschen Sprechchor, dem Bahnbrecher der ganzen Sprechchorbewegung, die Gefahr der Erstarrung, menn er nicht zu bringend gebotener Bewegung übergeht. Hier ist die Pro­vinz schon viel weiter vorgeschritten, vielleicht meil sie weniger mit Tradition belastet war und so fühner experimentierte. Der Florath­sche Sprechchor ist auf stimmlichem Gebiet, im Ausschöpfen des Sprechrhythmus noch unerreicht, doch die Bewegungsfrage harrt feiner noch ungelöst. Es muß gefagt werden, gerade weil dieser Sprechchor so unendlich Großes geschaffen hat und er, mit der Beit gehend, viel mehr seine hohe Mission erfüllen könnte. In dies Pro­blem gehören auch scheinbare Kleinigkeiten, wie die Gewandung der Sprechenden. Ein proletarischer Sprechchor muß, weil er zu gleicher Zeit finnfällig auf das Auge wirkt, auch hier alle goldenen Ketten über der Weste, Kragen und so weiter vermeiden und den Typus des Fabritarbeiters in der Werkstatt wiedergeben, zumal, wenn er die Nöte der Revolution in die Welt ruft. Das stärkste Erlebnis der Feierstunden war die Rede Ernst Tollers  . Leidenschaftliche Anklage, glühender revolutionärer Pathos und un­barmherziges Gericht. Das war das erstemal, daß eine Rede in den Feierstunden wirklich so aus der Zeit geboren war, daß die Worte auch nicht ein Atom predigenden Klanges hatten. Wie auch jemand sich zu den Problemen der legten sieben Jahre stellen mochte, er geriet in den Bann des Dichters, der wie ein Prophet die Ver­gangenheit aufstehen ließ und in Zukünftiges schaute. Der Dichter prach so durch seinen Mund noch stärker, als durch den hundert ftimmigen Mund des Sprechchors, weil die Macht seiner Persönlich teit das Ringen mit sich und den anderen zum erschütternden und aufwühlenden Erlebnis werden ließ.

Republikfest in Steglit.  

richtigte die Kriminalpolizei, bei deren Eintreffen sich ein furcht­bares Bild bot. Frau K. lag, leicht befleidet, tot zwischen dem Fenster und dem Bett ihres Mannes am Boden in einer großen Blutlache. Die Leiche wies nicht weniger als 9 Messerstiche auf, die zum größten Teil das Gesicht getroffen hatten.. Giner hatte die Halsschlagader zerschnitten und so den Tod durch Verblutung Schweißer Krzyzoftaniat verhaftet worden sei. Er wurde dem herbeigeführt. Kurze Zeit darauf lief die Meldung ein, daß der Polizeipräsidium eingeliefert und sofort vernommen. Wie er be­hauptet, hat er die Tat in der Abwehr begangen. Zwischen ihm und seiner Frau sei es nochmals zu einem Streit gekommen, bei dem seine Frau ihn mit dem großen hölzernen Auffaz des Bettes bedroht habe. In der Notwehr habe er das Messer als Waffe benutzt. Seine Aussage wurde jedoch durch die Vernehmung seiner Tochter widerlegt. Das Mädchen schilderte die Vorgänge so eingehend, daß die Darstellung des Vaters, er habe in der Notwehr gehandelt, nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Da die 19jährige gegen den Vater, einen großen fräftigen Mann, doch nichts ausrichten konnte, so habe sie sich ganz still zu verhalten. Ehe der Bater die Wohnung verließ, habe er sie noch bedroht, fie ebenfalls zu töten, wenn sie nicht reinen Mund halte. Das Mädchen erzählte weiter, daß es seit Jahren von dem Vater mißbraucht worden sei. Möglicherweise hat der Mann seine Frau beseitigt, um zu ver­hindern, daß sie ihre Drohung, seinen unerlaubten Berfehr mit der Tochter der Polizei anzuzeigen, wahr machte. Hedwig K. wurde vorläufig in Schuzhaft genommen.

Der Prozeß der Gräfin Bothmer.

Stangen hat Geld und Liföre bekommen.

Die Verhandlung verzögerte sich um über eine halbe Stunde. Bei Ankunft der Angeklagten wurden heute zum erstenmal feine Absperrungen mehr vorgenommen. Die Frau Gräfin   war bei bester Laune und fam sehr aufgeräumt die Hallentreppe herauf, im Arm ein großes Batet mit allerhand Erfrischungen. Auch Regierungsrat Graf von Bothmer, der Mann der Angeklagten, ist im Gaal. Das Kapitel Stangen scheint noch ein Nachspiel zu finden. Der Vor­fizende, Landgerichtsdirektor Dr. Westerkamp, richtet bei Eröffnung das Rennenlernen des Hausdieners Stangen. Die der Sigung an die Angeklagte einige Ermahnungen in bezug auf Angeklagte muß heute zugeben, daß sie Otto Stangen etwa

35 bis 40 mart und Litör gegeben hat. Nicht ein Wort hat die Angeklagte am Freitag bei der Vernehmung Stangens darüber gesagt, daß fie Geld gegeben. Und heute diese hochwichtige Be stätigung! Else Bandura, Aufwärterin bei Präsident Ried und über Jahre dort tätig, schildert als Zeugin, wie harmlos die Gräfin ich gegenüber den Ausplünderungen verhalten hat. Einmal rief Frau von Bothmer: Aber liebe Bandura, bie Potsdamer Polizei iſt ja so dämlich. Die holen wir gar nicht erit." Immer wieder habe die Gräfin dafür gesorgt, daß teine Anzeige er. stattet wurde. Schließlich hat sich die Aufwärterin Zeichen an bie Türen gemacht, und am nächsten Tage waren die Zeichen fort. Es war jemand mit richtigen Schlüsseln in der Wohnung gewesen. Zu einer gewaltigen Kundgebung für die Republik   gestaltete Nur die Angeklagte war noch im Besiz der zweiten Schlüssel. Ein­sich die Bannerweihe des Kreisvereins Stegliz des Reichsbanners mal habe die Gräfin gesagt: Ach, hier sind ja Fingerabbrüde, Als sie sich weigerte, hat es die Gräfin Schwarz- Rot- Gold. Als Auftakt zu der Hauptfeier am Sonntag fand wischen Sie alles ab." am Sonabend ein großer Fackelzug statt, zu der die Berliner   Kamerad felbst gemacht. Die Zeugin drang darauf, daß dem Präsidenten oder dessen Verwandtschaft von den Plünderungen Mitteilung ge­schaften in großer Zahl erschienen waren. Der Fadelzug, der einen großen Teil des Bublifums in Bann zog, erregte in dem reattionären macht werde. Das ist längst geschehen," beruhigte sie die Angeklagte damals. Aber die heutige Berhandlung erbrachte, daß die Gräfin Steglitz   beträchtliches Aufsehen. Nach bewährtem Muster versuchten teine Nachricht gesandt hat. Tagelang hat die Angeklagte die Dieb Schlußgruppen des Facelzuges abzuschneiden und in der diesen finnen, daß die Teppiche noch am 11. Auguft im Zimmer des Brä die Stegliger völtische Jung Lümmelgarde die stähle vertuscht. Frau Bandura   fann sich ganz genau darauf be Kreisen eigenen heimtüdischen Weise machte man sich an einzelne sidenten gelegen haben, die Angeklagte aber mill an Hand einer Kameraden mit Bogerhieben, Bürgegriffen und Stochieben heran. Quittung beweisen, daß fie fie fchon am 6. Auguft von dem großen Glücklicherweise war die Stegliger Bolizei auf dem Bosten und ver Unbekannten gekauft hat. Diese Quittung wird vom Schreibsach­hinderte energisch jeden ernsten Zwischenfall. Im Albrechtshof fand verständigen geprüft werden. Die Auseinandersetzungen der Ange dann der offizielle Empfangsabend statt. Die Kreisleitung fonnte Plagten mit der Aufwärterin werden so temperamentvoll, daß die Abordnungen von Kameradschaften aus Großenhain   i. Sa., Zuhörer laut merden. Der Vorsitzende droht mit Räumung. Bei 3eithain, Braunschweig  , Blaue, Spandau  , Bran. der Haussuchung im von Bothmerschen Hause fand die Seugin denburg usw. begrüßen. Kamerad Frig Ebert jun. hieltä fche, die dem alten Präsidenten gehört. Ein die Begrüßungsansprache, der sich weitere Begrüßungsreden an­großer Haufe Wäsche wird auf dem Beweistisch ausgebreitet: Kopf­Genf. 9. November.( TU.) Aus Bölterbundstreifen wird mitgeschlossen. In einem gemütlichen Beisammensein fand der Sonnabend teilt, daß der Völkerbundskommissar für Danzig  , Mac Donnel, seinen Ausklang. Die auswärtigen Kameraden bezogen ihre Bürger- tiffen, um genäht und die Buchstaben v. B. frisch aufgesetzt. fein Rücktrittsgesuch eingereicht habe. Sein Rücktritt wird auf quartiere, die von Republikanern in großer Zahl bereitwilligst zur Den Höhepuntt bildete am Schwierigkeiten, die zwischen ihm und dem polnischen Verfügung gestellt worden waren. Minister für Danzig  , Straßburger, entstanden sind, zurüdge. Sonntag die Weihe des Banners der Kreisleitung und gleich führt. Als Nachfolger Mac Donnels wird der Holländer Prof. zeitig die Weihe des Banners der Kameradschaft Lichterfelde  . Um 1 Uhr begann der Abmarsch der Kameraden van Hamel, jetzt Direktor der Rechtsabteilung des Bölferbunds- mit Spiel und Sang von drei verschiedenen Stellen aus. Auf dem fcfretariats, genannt. Sein Nachfolger soll ein Deutscher sein Schulhof der Gemeindeschule in der Friesenstraße in Stegliz   fand für den Fall, daß Deutschland   in den Bölkerbund eintritt. die Weihe statt. Nach einer Ansprache des Kreisführers Heusner hielt Kamerad Chefredakteur Georg Bernhard   die Festrede, in der er insbesondere die geistige Bewegung und die republi tanische pazifistische Idee des Reichsbanners her. vorhob. Kamerad Nomad hielt hierauf als Vertreter des Gaues die Weiherede. Dann zogen die Kameradschaften gefchloffen zu Hertels Festsälen nach der Lichterfelder Straße, wo sich die Fest veranstaltung im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Bolts fe ft gestaltete. Zum Schluß des offiziellen Teils wurde noch der Kriegsgefallenen gedacht und eine Deputation Kriegsbeschädigter legte auf dem Friedhof an den Kriegergräbern einen Kranz mit der Inschrift ,, Den Kriegsopfern zum Gedenten" nieder. Vorher nahm Stadtrat Gen. Hermes noch Gelegenheit, namens der repu blikanischen Berteien dem Reichsbanner die besten Grüße zu über­mitteln. Das Fest nahm dann einen ungestörten und harmoni schen Verlauf. Unter den Darbietungen erregte wieder die Byramidengruppe der Zehlendorfer   Kameradschaft Aufmerkſamteit und den Stegliger und Lichterfeldern gezeigt, daß die junge Saat der und Beifall. Die Veranstaltung hat einen tiefen Eindrud hinterlassen Republik   aufgeht und zu Früchten treibt.

Die britische fonfervative Regierung hat gegen Sowjetrußland demonstriert. Sie hat, im Gegensatz z. B. auch zur deutschen Reichs. regierung, an dem Fest des Staatsfeiertags in der Botschaft nicht teilgenommen. Dagegen war die britische   Botschaft in Berlin   auf diesem Fest offiziell vertreten.

Zurückgewiesene Aufdringlichkeit. Der französische   Ge fandte in Bukarest   soll im Auftrage Briands dem rumänischen Außenminister Duca in unmißverständlicher Weise mit geteilt haben, daß Rumäniens   Intervention im bulgarisch­griechischen Grenzwischenfall nicht gerechtfertigt war und deshalb nicht erwartet, noch geschätzt wurde.

Revolutionsfeiern.

Und wieder ist ein Jahr herum, wieder fam der Gedenktag des 9. November, der ein Tag der Mahnung ist, Begonnenes fortzu­jezzen, wieder famen in den Bezirken der Partei in und um Berlin  herum die Genossen und Genofsinnen zur Feier zusammen. Es ist fein Freudenfest gewesen, wie es jene Kreise zu feiern pflegen, die forglos in den Tag hineinleben fönnen, nirgends ein Fest mit Shimmyschall, Konfettiwirbel und vergnügungstoller Freiheit der -Naden. Eigener Geschmack, aber auch die wirtschaftliche Not lehrte im Laufe der Zeit die unteren Klaffen ein Kulturbewußt sein, das allen lauten Festtrubel als phrasenhafte Uebertreibung mirtlicher Freude verachtet. Nur die ernste Feier entspricht dem hohen Ziel des Sozialismus. Nur die ernste Feier entspricht der bitteren Lage, in der sich die breiten Massen heute befinden, mit der sie sich aber feinesfalls abfinden werden. Der Novem ber des Jahres 1918 führte uns nicht in ein Land, darinnen Milch und Honig fließt, denn uns war nicht viel mehr damals geblieben als ein einziger großer Scherbenhaufen, die Verlustliste von 2 Mil­lionen Toten und eine Armee von Verkrüppelten und Unterernähr­ten. Aber das rote Banner, das uns damals führte, steht heute genau so aufrecht wie in jenen Tagen und unser Wille, es zu halten und flattern zu lassen bis zum letzten Ziel, ist in der Not der Zeit gemachsen. Wir wissen, daß der Weg, den Ebert und Rathenau  schon wiesen, der richtige ist: Weimar   liegt hinter uns( Weimar  ", tie Aufgabe, freilich erst zum Teil), Locarno   soll jet passiert

werden.

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So auch ungefähr der Gebantengang der Ansprachen, die bei den glänzend besuchten Bersammlungen der Partei von führenden Genossen gehalten wurden. So auch der Geist der Feiern: Geist der Treue zu den Opfern und zum Wert, Geist der

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Gattenmord in der Göhrener Straße. Die Mutter vor den Augen der Tochter ermordet. Eine Bluttat von solcher Scheußlichkeit, wie sie in der Geschichte der Berliner   Kriminalität glücklicherweise selten verzeichnet ist, er­eignete fich gestern im Hause Göhrener Straße 9. Dort ermordete in der Nacht zum Sonntag der 53 Jahre alte Schweißer Thomas Bachner. Am Sonntag morgen fam R. zum 231. Revier und be­Krzyzostaniat seine 46 Jahre alte Frau Anna, geb. zichtigte sich selbst der Tat.

Das Ehepaar R. wohnt seit 12 Jahren mit der 19 Jahre alten Tochter Hedwig in der im 3. Stod des Seitenflügels gelegenen Wohnung des Hauses Göhrener Straße 9. Die Leute lebten in aus fömmlichen Verhältnissen. Die Ehe, die anfangs glücklich war, hatte in den letzten Jahren eine Trübung erfahren, und es tam oft zwischen Mann und Frau zu 3ant und Streit. Die Gründe dafür waren mannigfaltig. So fühlte die Frau fich vernachlässigt und marf dem Mann ein allzu freundschaftliches Verhältnis zu seiner Tochter vor. Am Sonnabend abend beauftragte die Mutter die Tochter mit einer häuslichen Arbeit in der Küche, während sie selbst im Zimmer blieb. Der Vater half der Tochter bei ihrer Arbeit, und als etwas später die Frau ebenfalls in die Südhe tam, glaubte fie erneut, eine Be­stätigung ihres Verdachtes wahrnehmen zu fönnen. Es kam zu einem heftigen Auftritt, in dessen Verlauf die Frau mit einer Anzeige bei der Polizei drohte. Gegen 12% Uhr erschien plötzlich Hedwig K. bei ihrer in demselben Hause eine Treppe höher wohnenden Tante

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Tof aufgefunden. Durch ein tragisches Mißgeschid tam bie 24 Jahre alte Ehefrau Almine Schirrmacher aus der Acer­straße 42 ums Leben. Als der Ehemann heute morgen turz nach 6 Uhr von seinem Dienst heimfehrte, fand er seine Frau leblos in dem mit Gas angefüllten 3immer vor. Da er seine Frau zunächst nur bewußtlos glaubte, schaffte er sie schleunigst nach bem Lazarusfrankenhaus, wo aber nur noch der Tod festgestellt werden tonnte. Frau Sch. ist vermutlich Opfer eines Unglüds geworden.

Ein Nachspiel zum Prozeß Haarmann. An heutigen Tage beginnt in Hannoner das Bieber­aufnahmeverfahren gegen den Freund des hingerichteten Maffen­mörders Haarmann, den ebenfalls zum Tode perurteilten Arbeiter Grans  . Während Haarmann das Urteil annahm, legte Grans Revision ein, die anfänglich vom Reichsgericht verworfen wurde. Das Urteil wäre infolgedessen rechtskräftig geworden, wenn es Haarmann nicht gelungen wäre, eines Tages auf einem Transport zum Polizeipräsidium in Hannover   einen Brief aus dem Wagen zu werfen, der an den Vater des Grans gerichtet war und in dem Grans als vol!? ommen unschuldig bezeichnet wurde.

Sport.

Rennen zu Strausberg   am Sonntag, den 8. November. 1. Rennen. 1. Eisentrone, 2. Farmer, 3. Mäuseturm. Toto: 109: 10. Plat: 33, 20, 52: 10. Ferner liefen: Felsenrose, Luftpoft, Ganymed, Basalt, Nöschen, Schirmherr, Rosenfelch, Killewitt, Cito, Georg, Trumpf.

2. Rennen. 1. Nordlicht, 2. Allegro, 3. Sans Atout. Toto: 29:10. Blat: 15, 38, 25: 10. Ferner liefen: Escorial, Phyllis, Stephanie, Toledo  , Nimrod  , Narr, Caracas  , Aarau  , Hohe Sonne, Buschkin. Blag: 17, 15, 39: 10. Ferner liefen: Zuna, Myron, Spaniola  , Emigrant, Livabia( gef.), Lucrezia.

3. Rennen. 1. Eleazar, 2. Barfuß, 3. Hilarius. Toto: 29: 10.

4. Stennen. 1. Leander, 2. Colberg, 3. Battle Cruiser  . Toto: 44:10. Blaz: 14, 15, 31: 10. Ferner liesen: Porta Westfalica  , Fauche le Bré, Taiga, Toronyor, Fauche le Blé, Countryside, Chiemgauerin, Prolog, Palma  , Barus, Dbotrit, Giramete, Chin- Chin, Kadewitt.

Toto: 76: 10. 5. Rennen. 1. Fechierin, 2. Rashidr, 8. Siri. Blak: 12, 19, 13: 10. Ferner liefen: Ravenna  , Cddrun, Gnadenfrift ( gef.), Stummer Teufel, Gigerl Blak: 51, 51, 46: 10. Ferner liefen: Stiß me quied, Teift, Pandora, Lith 1. Transuse, 2. Roberta, 3. Fenelon. Toto: 249: 10. Falter, Efto, Lamamora, Chronos  , May Rambler, Rüstung, Venus IV, Veleda  , Stigmaria, Kornblume, Borgo, Motte.

6. Rennent.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

12. Areis Steglig, Lichterfelbe, Bankwig. Die für heute angefegte Frattions figung findet nicht statt.

Geschäftliche Mitteilungen.

Infolge der großen Geldknappheit ist es dem bekannten Schuh- Lokal Behrndt, Münzftr. 25, mit feinen Filialen Rottbuffer Damm 13 und rankfurter Allee 54, gelungen, riesige Barenposten in erfttlaffigen Herren- und Damenschuhen sowie Stiefeln zu beschaffen daß diese zu geradezu lächerlich billigen Preisen in den bret Bertaufstellen abgegeben werben. Wir weisen auf das heutige Juferat hin