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Das Friedensbankett in Guildhall.

Chamberlains Liebestrunk mit dem deutschen   Botschafter. London  , 10. November. Eigener Drahtbericht.) In seiner Rede über das Wert von Locarno   wandte sich Chamberlain zum deutschen  Botschafter Sthamer, der neben Chamberlain saß, mit den Worten: Als Beweis unseres guten Friedenswillens und unserer Absicht, mit unseren Nachbarn gute Beziehungen aufrechtzuerhalein, gebe ich insbesondere der Freude darüber Ausdrud, heute gemeinsam mit dem deutschen   Botschafter aus dem Liebespokal trinken zu können. Mögen unsere Nationen tun, was er und ich heute abend getan haben. Wir werden im Geiste von Locarno   weiter arbeiter für den Frieden der Welt, damit die Zivilisation sich, von den Wunden erholen kann, die sie in den letzten Jahren erlitten hat.

Ministerpräsident Baldwin widmete seine Ausführungen in erster Linie der Innenpolitik, doch streifte er das Wert von Locarno  mit den Worten: Nichts ist wichtiger für die Wiederherstellung der Wohlfahrt des Landes als die Beschleunigung des großen Werkes der Versöhnung und daß sich Chamberlain so große Verdienste er­worben hat. Jeder seiner Kollegen ist stolz auf ihn und das ver­diente hohe Lob, das ihm von allen Seiten zuteil geworden ist. London  , 10. November.  ( WTB.) Der spanische Botschafter Ballin feierte in seiner Antwortansprache im Namen des diplomatischen Korps die Verdienste der verschiedenen britischen Regierungen um den Weltfrieden, der der natürliche Zustand der Menschheit" sei. Von dem Vertrage von Locarno   hoffe er aufrichtig, daß er die Ur­funde des europäischen   Friedens und des fünftigen Weltfriedens für viele Jahre sein werde.. Wir sehen Chamberlain zurückkehren, nicht nur als Friedensbringer, sondern auch ohne Unterschied der Nationalität als Freund von allen denen begrüßt, die mit ihm an dem Beratungstisch zusammen famen. In dem wundervollen Erfolge von Locarno   ist nicht nur der Ertrag der Bemühungen des jetzigen Außenministers zu erkennen; Locarno   ist das Ergebnis einer langen und unermüdlichen Vorbereitung, die ihren wahren Wert durch den jetzigen glücklichen Abschluß er­halten habe.

In seiner Antwort auf den Trinfspruch auf die Flotte erflärte Lord Beatty: Ganz natürlicherweise wird nach einem großen Kriege gefordert, die nationalen Streitfräfte herabzusetzen, von denen das Schicksal des Landes in Zeiten der Gefahr abhängig ist. Aber nach allen großen englischen Kriegen hat es Gefahren ge­geben. Daher muß man sich an die gegebenen Tatsachen erinnern, die den Bestand einer angesehenen britischen Flotte ver­langen. Die britische Flotte besteht, um den Frieden der Welt zu erhalten und das britische Reich zu sichern.

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Durch den Vertrag von Washington   ist die Stärke der Flotten der Großmächte endgültig festgesetzt worden, soweit Großfampfschiffe und Flugzeugtransportschiffe in Betracht kommen. Die Politik der Regierung besteht in Uebereinstimmung mit diesen Verträgen, in der Innehaltung des Ein Mächte Standards, der Gleichheit mit der stärksten Flottenmacht. Die Sicherheit des britischen Reiches, das sich über die ganze Erde erstreckt, erfordert eine besondere Berücksichtigung der Kreuzerfrage. Die Welthandelsrouten, von denen England in bezug auf seine Ernährung und die Versorgung seiner Industrie mit Rohstoffen abhängig ist, find feineswegs fürzer oder weniger verwickelt als im Jahre 1914. England ist vielmehr heute nicht weniger, sondern tatsächlich mehr von ihrer Sicherheit abhängig. Man hat gesagt, daß sich die Verhältnisse geändert haben, da England im Jahre 1914 einem mächtigen Feinde zur See gegenüberstand und daß diese Drohung heute verschwunden ist und somit für das Reich heute auch fein Anzeichen für eine Gefahr mehr besteht. Dies trifft zu und ist vollkommen in Be­tracht gezogen worden. Die Flottenpolitik ist dementsprechend ein­gerichtet worden. Im Jahre 1914 besaß England 108 Kreuzer. Heute besitzt es noch 59, die teils im Dienst, teils im Bau sind und teils auf Stapel gelegt werden sollen.

Im Jahre 1914 befand sich England dadurch in einem sehr großen Bortcil, daß es in der Lage war, die Ausgänge für die zum Angriff auf den britischen Seehandel bestimmten feindlichen Schiffe zu beherrschen. Trotzdem aber war die Anzahl der England zur Verfügung stehenden Shiffe für diesen Zwed faum aus= reichend. Einer so günstigen strategischen Lage sieht man fidh jedoch in dem bedauerlichen Fall eines Krieges mit irgendeiner anderen Macht nicht gegenüber. Daher würde dann der Bedarf an Kreuzern und an Schuß, den sie bieten, größer sein als im Welt­friege. Ich persönlich und, wie ich glaube, jede Admiralität, fann daher der Behauptung, daß die Zahl unserer Kreuzer un­angemessen hoch ist, niemals zustimmen.

Der Staatssekretär für das Luftfahrwesen, Sir Samuel Hoare  , erwiderte den Trinkspruch auf die Luftflotte: Die britische Luftverteidigung ist in den letzten 12 Monaten wesentlich ver­stärkt worden. Das Fliegen, die größte Entdeckung des 20. Jahr­hunderts, hat der Welt wenig mehr gebracht, als auch die Luft den furchtbaren Auseinandersetzungen der modernen Kriegführung zu öffnen. Sollen aber wirklich die Kräfte des Krieges in der Atmosphäre die Oberhand behalten, die doch dazu bestimmt ist, im Zeichen des Friedens zu stehen? Er habe die Hoffnung, daß mit dem Abkommen von Locarno   sich über Europa   ,, ne ue atmosphä rische Bedingungen" ausbreiten, die Wolfen des Krieges sich zerstreuen und einen heiteren und klaren Himmel hervortreten lassen werden, so daß die Luftfahrt für die Menschheit ein Segen wird und kein Fluch, in dem es Streit und Argwohn, Furcht und Haß ausarten lassen können.

Sanierungsdebatten in Paris  . Kopfsteuer und Staatsbeteiligung an Unternehmungen abgelehnt. Paris  , 10. November.  ( WTB.) Ueber den Verlauf der Montag nachmittag abgehaltenen Sigung des Kammerausschusses für Finanzen ist zu berichten: Die vorgeschlagene Kopfsteuer von 20 Franks für die Dauer von 14 Jahren wurde abgelehnt.

Der sozialistische Abgeordnete Vincent Auriol   stellte den Antrag, statt der im Regierungsentwurf vorgesehenen Maßnahme einer Ab­gabe vom Kapital die Beteiligung des Staates an jämt lichen, hohen Gewinn abwerfenden Unternehmungen einzuführen. Dieser Antrag wurde mit 15 gegen 15 Stimmen bei mehreren Ent­haltungen abgelehnt.

Die Auswirkungen des Attentatsplans.

Der ,, Avanti" verboten.

Rom  , 10. November.  ( WIB.) Gestern nachmittag hat die Polizei die Direktionen des Avanti" und der kommunistischen Unit a" in Mailand   befeht und Durchsuchungen, die allerdings erfolglos geblieben sein sollen, vorgenommen; fodann wurden die Räumlichkeiten verfiegelt.

Beiden Chefredakteuren wurde ein Präfekturdekret übergeben, welches die Einstellung der beiden Blätter verfügt wegen ihres ständigen Kampfes gegen das faschistische Regime, und weil die Blätter trotz wiederholter Berwarnungen auch nach Aufdeckung eines Aitentafsplanes gegen Muffolini ihre aufreizende Haltung nicht ge­ändert hätten.

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Der Wasserbudiker.

system zurechtzufinden. Die Stadtschulräte Nydahl und Professor Dr. Helmde dankten namens der Stadt für die Bereicherung des Voltslebens und wünschten der Ausstellung guten Erfolg. Dann eröffnete Oberstudiendirektor Professor Flemming in seiner Schule die Kunstschau. Schüler der X. Berufsschule boten am Anfang und Schluß gute Musik. Die Ausstellung befindet sich in der höheren Fachschule für Textil- und Bekleidungsindustrie, Warschauer träge statt, die unmittelbar in die Arbeit der Künstler einführen. Straße 3. Am Mittwoch, den 11. und 25. November, finden Vor­

An der Schleuse ist man gerade dabei, eine Zille ,, durchzulassen", die ohne weiteren Aufenthalt. in Berlin   ihre Reise fortsezen will. Bald ist der Schleußaft" beendet und schwer zieht die Zille ihres Weges. Plötzlich legt sich längsschiff ein fleiner Kahn, beladen mit Dingen, die man vom Ufer aus nicht gleich erkennen kann. Es ist der Wasserbudiker", der mit seinem Unternehmen" wahrlich fein leichtes Leben hat und hinterher sein muß, wenn er etwas aus seinem Bestand verkaufen will. Diesmal hat er Glück. Die Frau des Schiffers erscheint und deckt ihren Bedarf, soweit ihn eben solch ein Kleinhändler decken kann. Bald ist das Geschäft erledigt, der Händler verläßt die Längsschifffeite und die Zille zieht dem Reiseziel verläßt die Längsschifffeite und die Zille zieht dem Reiseziel dem Borsitz des Landgerichtsdirektors Dr. Marquardt die Verhand­

weiter zu.

Selten hat der Wafferbudiker einen guten Geschäftsgang zu ver­zeichnen. Vor dem Kriege war eine größere Anzahl der ihren Beruf auf dem Wasser ausübenden Händler zu verzeichnen, die sich aber während der schweren Kriegsjahre erheblich verringerte und nach dem Kriege in Berlin   wohl bis auf zwei Mann zusammenschmolz. In der Inflation war der Geschäftsgang lahmgelegt. Und erst all­mählich, mit der Stabilisierung der Mark, komite der Wasserbudiker darangehen, wieder sein Lager aufzufüllen. Und er muß, wenn auch nicht alles, so doch vielerlei, führen, sei es nun Brot, Schiffsbesen, Wurst, Zigaretten oder Nähnadeln und Zwirn. Wili er auf seine Burſt, Zigaretten oder Nähnadeln und Zwirn. Will er auf seine tosten tommen, so muß er ganz genau den Schiffahrtsverkehr beob­achten, denn haben die Zillen oder Schleppdampfer erst einmal ange= legt, dann ist es mit dem Geschäft aus, und der Schiffsbewohner deckt seinen Bedarf am Lande, wo er selbstverständlich billiger fauft als beim Händler, auf dem Wasser. Wenn der Abend bereits seine Schatten niederfenkt, pendelt unser Händler nur noch auf und ab, angeſtrengt nach einem Kunden ausspähend. Wenn er dann nach), Geschäfts­schluß" darangeht, Kasse zu machen, so entdeckt er immer wieder von neuem, daß auch dieser Tag nur fargen Gewinn gebracht hat. Unsere Zeit ist hart. Auch der Wasserbudiker muß kämpfen, um sein Dasein weiter fristen zu können.

Der Potsdamer Prozeß.

Die Gräfin im Auto, die Proletarierin in der Grünen Minna. In den Gefängnishof in Potsdam   fährt um 49 Uhr ein vor­nehmes Auto, die Angeklagte von Bothmer steigt ein. Hinter dem gräflichen Auto aber fährt sofort die Grüne Minna vor. Eine kleine armselige Frau aus dem Bolt steigt aus, verhärmt, vergrämt. Dieses Bild krasser Gegenfäße ist die vorweg genommen richtige Illuſtrie­rung zu den warmen Worten, die ein wenig später der Vorsitzende über das Recht der Angeklagte spricht.

Ein Kriegsheld aus der Etappe.

Der Separatiftenführer Freitag vor Gericht. Vor dem Schwurgericht des Landgerichts II   begann heute unter

lung wegen Totschlags gegen den Kaufmann Erich Freitag. Die Bluttat selbst ist im Rheinland geschehen und wird auf Anordnung des Justizministeriums wegen der besonderen Umstände hier in Berlin   verhandelt. Freitag wird beschuldigt, am 15. November 1923 während des Separatistenaufstandes im Rheinland   den 17jährigen Peter Staffel vorfäßlich getötet zu haben.

Der Angeklagte befand sich als Kurier der Separa tisten division Rang" mit einem dichtbesetzten Lastauto und einem Personenauto auf sog. Requisitionswegen". Als die beiden Fahrzeuge in Himburg in der Nähe von Honnef   angelangt waren, wurden die Separatisten von der dortigen Bevölkerung, die eine feindliche Haltung annahm, hart bedrängt. Obwohl aber niemand von der Menge bewaffnet war, soll nun Freitag, der mit den Chauffeur allein auf dem Führersiz saß, sofort mit seine m Jagdgewehr rücksichtslos auf die Leute hinein= geschossen und so den jungen Staffel durch eine Kugel in den Mund getötet haben. Freitag ließ sich dann später in Berlin­Schöneberg nieder, wo er eines Tages entdeckt und verhaftet wurde. Deffentlichkeit wegen Gefährdung der Staatssicherheit wird Ein Antrag des Staatsanwalts auf Ausschluß der von dem Gericht nach kurzer Beratung abgelehnt.

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Freitag, dem der Ruf eines der rücksichtslosesten und gewalttätigsten Führer der Separatisten vor­ausgeht, wurde von dem Landgerichtsdirektor Marquardt mit scharfen Worten ermahnt, hier vor Gericht vor allen Dingen ruhig und an­ständig zu bleiben. Die ihm zur Last gelegte Tat streitet der Ange­flagte mit lauter und fester Stimme ab. Nach der Schilderung feines belanglosen Werdegangs er war Schreiberlehrling bei einem Rechtsanwalt macht er folgende Angaben: 1912 war er freiwillig zum Militär gegangen. Nach Kriegsausbruch war er voll aus­gebildeter Soldat und wollte ins Feld hinaus. Bei Ueberschreitung der Grenze bei Aachen   befam er einen higschlag. Nach Wieder­herstellung seiner Gesundheit wurde er vom Regiment wieder nach Belgien   geschickt. Kaum war er in Lüttich  , als er er frantie, angeblich durch vergiftetes Brot. Er war dann im Krankenhause und erhielt von dort aus Erholungsurlaub zu seinen Eltern. Als das Regiment ihn wieder ins Feld schicken wollte, defam er infolge der Aufregungen" Nervenzudungen. Die Ver handlung geht weiter.

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fum hat die Dampfheizung durchbrochen. Staatsanwalt und Im Gerichtssaal herrscht Kühle. Das sensationslüsterne Publi Borsigender halten den Vorwärts" breit vor sich. Der Prozeß beginnt. Der Vorsigende. Landgerichtsdirektor Dr. Westerkamp, fommt auf die Vorwäts" Notiz zurück und liest sie vor. Jeder Angeklagte, so meint er, muß die Möglichkeit haben, sich vor Gericht so zu verteidigen. wie er es für seine Ents lastung am zweckmäßigsten hält. Die Prozeßleitung wird dagegen lastung am zweckmäßigsten hält. Die Prozeßleitung wird dagegen 73 000 Mark Falschgeld entdeckt und beschlagnahmt. nichts einzuwenden haben, wenn das Verhalten eines Angeklagten der Würde des Ortes und des Gerichtshofes entspricht. Dieses Recht hat in Potsdam   jeder Angeklagte, nicht nur die Gräfin. Man wird sich diese hübschen Worte für andere Prozesse merken. Er erwähnt, daß der Angeklagten das Automobil gestattet werden muß, wenn sie es bezahlt. Das Photo. graphieren hat der Vorsitzende gestern verboten.

Kriminalassistent Rütnic- Potsdam und Frau Springer, die Portierfrau im Hause Markgrafenstraße, werden veraammen, wissen aber nichts Wesentliches zu melden. Dem Fräulein Lufas, Friseuse in Berlin  , hat die Gräfin v. B. viele Sachen zum Kauf angeboten, Tischdecken, Römer usw. Die Gräfin fagte, daß die Sachen von dem abgestürzten Potsdamer Regierungsrat von Leu­binder stammten. Fräulein Lukas erkennt die Sachen im Ge­richtssaal als die wieder, die ihr zum Kauf angeboten worden sind. Die große Tischdecke hat die Zeugin auch getauft. Auch sie stamnit Dom Präsidenten Ried.( Bewegung im Buhörerraum.) Die Gräfin erbot sich damals auch, Bücher zu bringen. Aber wer fommt gegen die Gräfin auf? Sie streitet. Sie berichtet, sie redet die Zeugin schachmatt, und der Herr Graf spricht auch, und draußen Beugin schachmatt, und der Herr Graf spricht auch, und draußen warten andere Zeugen. Vor dem Staatsanwalt steht ein. ge­fchliffenes Settglas, auch bei Riecks gestohlen, aber die An­geflagte protestiert. Römer werden auf den Beweistisch gestellt, der bestohlene Präsident zögert: Ich weiß nicht genau, ob das alles meine Römer find.". Da mals, als er bestohlen war, da wußte er es doch so genau. Aber er ist ja 81 Jahre. Am 24. August ist die Gräfin zu Saß in die Leibnizstraße gekommen und hat dort einen Römer angeboten. Man lehnte dort ab, die Gräfin bot auch Silbersachen an, auch angeblich von dem ab­flärung ab, daß Frau Leubinger fich in günstigen Verhältnissen be­gestürzten Herrn Leubinger. Der erste Staatsanwalt gibt die Er­findet und nie Sachen verkauft hat.

Die Vergnügungssucht des nationalen Bürgertums.

Der mutmaßliche Täter verhaftet.

Falsche Zehnrentenmarfscheine wurden anfangs August d. I. in größerer Zahl in Berlin   in den Verkehr gebracht. Sie waren im allgemeinen gut nachgeahmt, nur ein fleiner Fehler machte sie fenntlich. Als Vermittler zur Vertreibung dienten Leute, die aus dem Osten hierher zugewandert sind. Ende September wurde als mutmaßlicher Hersteller ein Steindrucker Richard Pfister fest­genommen, der wegen, Fälschung von Brotfarten und Vertrieb falscher Banknoten im Jahre 1919 bereits vor. bestraft ist. In seinem Schlupfwinkel in der Invalidenstraße fand man noch 1043 falsche 3ehnrentenmartscheine. Pfister bestritt die Herstellung. Nach der Verhaftung tauchten feine Fäl schungen dieser Art mehr auf. Erst in der letzten Zeit wurden sie im Südwesten der Stadt wieder ausgegeben, und zwar von einem älteren Manne. Dieser Mann wurde schließlich in der Person eines 54 Jahre alten Maurerpoliers Jehann Andristi aus der Schleier­macherstraße verhaftet. Er hatte keinen Falschschein bei sich. Auch in seiner Wohnung fand man feine, wohl aber einen Kasfiber irgendwo Falschscheine versteckt habe, bestätigte sich durch eine Nach­von Pfister. Die Vermutung der Beamten, daß Andrikki forschung bei seinen Verwandten. Bei einem von diesen fand man in der Ahornallee zwei Pakete, die Andrizki in Verwahrung gegeben hatte, ohne von ihrem Inhalt etwas zu sagen. Sie lagen auf einem fleinen Hängeboden über dem Klosett. Das eine enthielt 7300 nachgemachte 3ehnrentenmarscheine, die zu zweien noch zusammenhingen und noch nicht ganz fertig waren. Bei der Entdeckung dieses wichtigen Fur des verlor Andrizki plößlich sein Erinnerungsvermögen. Nach diesem Funde unterliegt es aber feinem Zweifel mehr, daß Pfister und Andrizki die Her= steller der Massenfälschungen waren. Die Werkstatt und die Hauptgeräte sind aber immer noch nicht ermittelt. Kriminalfommissar Don Liebermann in der Falschgeldabteilung der Reichsbank in der Kurstraße 49 nimmt mitteilungen hierzu entgegen.

Eine neue Fälschung ist auch in Leipzig  , und zwar zuerst auf der letzten Leipziger Messe aufgetaucht. Es handelt sich um eine Nachahmung der Reichsbanknoten zu 20 Reichsmart, Ausgabe vom 11. Oftober 1924. Sie ist am fichersten am Kopf des Frauenbildes auf der Vorderseite der Note zu erkennen. Auf der falschen Note ist das Gesamtbild verschwommen. Auf die Ergreifung der Fälscher hat die Reichsbank eine Belohnung bis zu 6000 Reichs­mart ausgesetzt. Mitteilungen an Kriminalfommissar von Lieber­

mann.

Der

Kein Tag vergeht ohne Arbeiterentlassungen, kein Tag, ohne daß Wir leben im Stadium stärkster wirtschaftlicher Depression. die Kurve der Arbeitslosenziffer beängstigend ansteigt. Der Bürger jedoch amüsiert sich mit einer Ausdauer und Hingabe, die in un erfreulichstem Gegensatz zur wirtschaftlichen Lage der breiten Volks­maffen steht. Ein Ballkalender", den die Montagspoſt" ver­öffentlicht, straft allem Gerede von schlichter deutscher Art" Lügen. Da ist am 10. November ein Ost martenball im 300, ein Ball der russischen Kriegsbeschädigten im Esplanade. ( das müssen sehr erklusive Kriegsbeschädigte sein!), am 13. November unerhörte Fall von Sabotage einer Bolts­tanzt der Berliner   Tennisverband, da ist ein Kolonialversammlung hat sich gestern( Montag) abend im Saalbau ball in der Philharmonie, die elettrotechnische Industrie Friedrichshain   ereignet. Eine große Wohlfahrtsvereinigung jazzt im Esplanade, der Deutsche Offiziersbund, der sich in Berlin   mietete bereits im September den großen Saal im Saal­besonders stark für deutsche Sitte, Zucht und Art einsetzt, darf bei bau Friedrichshain für den Abend des 9. November zur dem Amusement nicht fehlen. Einem Baltenfest folgt tags da- Veranstaltung eines öffentlichen Vortrages über das Thema: rauf ein Ballrummel des Reichsverbands der deut. Heraus aus dem Sumpf!"( Wohnungs-, Jugend-, Gesund­schen Industrie. Die Stagerat Besellschaft"(?!) heits-, Wirtschafts- und Sittennot!) Reichs- und Landesbehörden, wiegt sich im Marmorsaal im 300 bei erstklassigen Kapellen in den Reichs- und Landtagsabgeordnete und Stadtverordnete waren ein­marferschütternden Fanfaren nationaler Klänge. Bemerkt sei, daß geladen und hatten teilweise bereits ihr Erscheinen zugesagt, sowie in allen diesen Vereinen die nationalen" Tendenzen ferner rund 500 Vereine und Verbände. Die Versammlung hat sehr start überwiegen. Aber noch der Aushungerungsrevolte aber nicht stattfinden können, und Tausende mußten vor der Großagrarier haben sie es ja auch! Es sind aber vielfach auch die den verschlossenen Pforten wieder umtehren, felben Leute, die sich, wenn die Partei mal ein Banner meiht, wenn weil das Alkoholtapital durch brutalsten Terroris= die Republikaner   den Verfassungstag feiern, wenn die Jugend ihre mus unter Androhung von Gewalttätigteiten einen bescheidenen Feste begeht, über die vergnügungsfüchtigen Massen anständigen Gastwirt zum Vertragsbruch gezwungen hat, so daß er sich schimpfen! außerstande sah, den Saal für die Bersammlung herzugeben. Auch Oberbürgermeister Böß, der bereits im Begriff war, sich zu der Versammlung zu begeben, mußte davon Abstand nehmen. Es handelte sich um eine Versammlung der Guttempler, die die ent­feglichen Nöte unserer Zeit einmal öffentlich aufzeigen wollten. Dieser unglaubliche Vorfall von Unternehmerterrorismus des Alkoholgewerbes wird bestimmt noch weitere Kreise ziehen.

Kunst in die Schule!

Männer wir Lichtwart und Justi haben das schon vor Jahrzehnten gefordert, jezt hat es der Bund für Kunst aus. stellungen in Schulen in anerkennenswerter Weise verwirklicht. Die Uebersicht in der Tertilfachschule zeigt einen sehr instruf­Kunst aus allen Lagern der Malerei und Plastik vom reinsten tiven und für Schüler faßlichen Durchschnitt der zeitgenössischen Naturalismus über Im- und Expressionismus zum heutigen lyrischen und konstruktivistischen Kunstschaffen. Der 2. Borjizende des Bundes, Dr. Hilpert, hielt die Festrede. Der Bund, der jetzt 200 000 itglieder zählt, will vor allem die Schüler ver stehen lehren, ihnen das richtige Sehen beibringen. Er will Künstler und Lehrer zusammenschließen für die Arbeit an der Jugend bringt durchweg Originale; Reproduktionen nur zum kunsthistorischen und veranstaltet zu dem Zweck Führungen in Künstlerateliers und Berständnis. So macht er die Schüler, indem er sie den Gegen­wartsnero berühren läßt, reif, fich zwischen Oftultismus und Taylor- 1

Groß- Berliner Parteinachrichten.

4. Kreis Prenzlauer Berg  . Heute abend, 7%, Uhr. in der Schulaula Senefelder Straße 7, Mitgliederversammlung. Thema: Arbeiterbewegung und Kultur­fragen. Referent Emil Barth  . Gäste tönnen, eingeführt werden.

28. Abt. Rahlabend wie gewöhnlich in den bekannten Lokalen. 38. Abt. Heute, Dienstag, abends 8 Uhr, Gigung der Weihnachtskommission bei dem Abteilungsleiter.

74. Abt. Zehlendorf  . Die für Mittwoch angefekte Mitgliederversammlung findet beute, Dienstag. abends 7 Uhr, bei Midley, Potsdamer Str. 25, statt und nicht am Mittwoch.

111. Abt  ., Bohnsdorf  . Mittwoch, abends 8 Uhr, bei Seimann, Waltersdorfer Straße, Zahlabend.