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Nr. 543 42. �ahrgaag
2. Heilage ües Vorwärts
Dienstag, 17. November 1425
Patriotismus auf Kuxen. Giefche, Harrimann und der Preußische Staat.
Die Bergwerksgesellschaft Georg v. Giesche» Erben in Breslau   war bis zur Teilung Oberschlesiens   einer der größten deutschen   Montankonzerne. Sie oerfügte über die be- deutendsten deutschen Zinkbergwerk« und Zinkhütten und damit über eine der wichtigsten Schlüsselindustrien von Weltruf. Ihre Aus- beute brachte dem schlesischen Adel, dem die Giesche-Kuxe, von denen 9000 Umlaufstücke und 1000 Reservestücke sind, viele Zehnmillionen in jedem Jahre. Nach den eignen Angaben der Verwaltung wurde das Vermögen des Konzerns im Jahre 1910 aufzirkaVOOMil- l i o n e n M a r k geschätzt und das war noch eher zu niedrieg als zu hoch gegriffen. Trotz diesem riesigen Eigentumskomplex hat man in der breiten Oeffentlichkeit von Giesche in früheren Jahren nur wenig gehört. Die Gewerkschaft war einer der exklusivsten Kreise, die. in ein nahezu vorsintflutliches Statut«ingekapselt, peinlichst darauf hielten, daß die feudalen Anteilseigner unter sich blieben und daß ja keine.unerwünschten Elemente" in ihre Reihen Eingang fanden. Es gibt noch heute in dem Giesche-Stawt einige Paragraphen, die den Betrachter zwingen, sich einige Jahrhunderte zurückzuversetzen, vor allem die Bestimmung, daß kein»Ttlchtdeulschrassiger* Besitzer von Giesche-Suxen sein darf. Di« Leitung des Unternehmen» befindet sich in den Händen eines sechsköpfigen Repräsentantenkollegiums, das, wie schon sein Name besagt, mehr nach repräsentativen Gesichtspunk- t e n als nach der sachlichen Eignung seiner Mitglieder zur Führung der Geschäfte zusammengestellt ist. Von Ihm werden mit ausge- sprachen autokratischer Machtbefugnis die Geschicke der Gewerkschaft bestimmt. Die Direktion führt in seinem Schatten ein ziemlich klägliches Scheindasein: sie ist praktisch nicht viel mehr als das Exekutivorgan des Repräsentantenkollegiums. Das alles ging in den Jahrzehnten bis zum Krieg, als der adlige schlesisch« Freier die Vorteile einer Heirat nach den Giesche-Kuxen seiner Braut ab- wog. leidlich gut, denn das große Gewerkschaftsoermögen arbeitete gewissermaßen von selb st. Zudem war die Verwaltung niemals über ihre Montaninteresien hinausgegangen, in das Wagnis fremder und unsicherer Geschäfte. Darin trat aber «in« Aenderung ein als der Krieg kam und nach ihm der Ver- trag von Versailles   mit der auch in wirtschaftlicher Hinsicht höchst unglückseligen Zerreißung von Oberschlesten. Der willkürliche Schnitt durch das kompakte südöstlich« Industriegebiet war besonders für Giesche ein sehr schwerer Schlag. DergrößteTeilder Gruben- werte und Feld« fiel an Polen  . Die Grenzen wurden mitten durch die sogenannten Blei-Scharley-Felder hindurchgezogen und beließen bei Deutschland   nur den kleineren Teil von Zinkvorkom- men, die zudem meist noch unverritzt sind. Alles andere, ins- besondere die Verwertungsanlagen, fiel zu Polen  . Man war gezwungen, die abgetretenen Dennögensteile in eine Gesell- schaft polnischen Rechts«inzubringen und sich, so gut es eben ging, unter der neuen Herrschaft einzurichten. Statt nun aber mit aller Energie an einer Konsolidierung zu arbeiten und vor allem die Aufschließung der deutschen   Vorkommen zu betreiben, begab sich die Verwaltung in Deutschland   auf die Suche nach neuen Geschöfle«. ja man hakte geradezu den Ehrgeiz, einen deutschen   Komple- mentärkonzern zu schaffen. Die.Vertikalvertrustung, die Manie fast aller deutschen   Konzernkönige, führte in blinder Selbst- Überschätzung, aufgebaut auf den ungehemmtenJnjlationspump", zu einer Reihe von Kombinationen, die sich mit Eintritt der Stabil!- sierung zwangsläufig als lebensunfähig und als ein uner- träglicher Ballast erwiesen. Eine der vernünftigsten, wenn auch nicht gerade sehr vorteilhaften Erwerbungen war noch die Gewerk- schaft Westfalen   in Ahlen  , die mit der in Oberschlesien   belegenen Heinitz-Grube den deutschen   Kohlenbesitz von Giesche darstellt. Viel weniger zweckmäßig waren andere Unternehmungen. So wurden beispielsweise in Schlesien   riesigeKun st seiden- und Phos. phatfabriken erstellt. Noch kurzsichtiger und verlustreicher war die Organisation eines großen Oelhandels, das Steckenpferd des neuen Generaldirektors Mewes, der bis zum Aus« bruch der Revolution Flügeladjutant des Kaisers und dann Oel- direkwr bei Hugo Stinnes   war. von alledem ist so gut wie nichts übriggeblieben. Die flüssigen Mittel, die der Betrieb des umfang- reichen Konzernkern» zu beanspruchen hatte, waren an nutzlosem Außenwerk vertan worden. Denn aus der zwangsläufigen Liqui- dation der aufgepfropften Betriebe floß von den investierten Kapi- talieu so gut wie nichts zurück. Der Zusammenbruch. So konnte denn die Katastrophe nicht ausbleiben. Aus dem polnisch gewordenen Besitz gingen dank der kurzsichtigen Wirtschafts- und Steuerpolitik der Polen   nicht nur keine Erträge ein, sondem die dortigen Werke mußten sogar an die deutsche Mutter- gesellschast um finanzielle Hilfe appellieren. Die Schwierigkeiten wuchsen von Tag zu Tag, und sie gingen über die Giesche-Verwal» tung, die sich ihnen auch nicht im entferntesten gewachsen zeigte und deren größtes Bestreben war, nur um Gotteswillen nicht den Schleier zu lüften, im Verlause von kurzer Zeit glatt hinweg. Zur Ab- deckung der dringendsten Verbindlichkeiten gab zunächst die See- Handlung» das Bankinstitut des preußischen Staates, einen Kredit von IS Millionen Mark: dafür mußten ihr die wertvollsten greisbaren Besitztümer oerpfändet werden. Kurze Zeit später begab sich Generaldirektor Mewes nach Amerika  , um bei den In- dustrie- und Finanzmagnaten der neuen.goldflüssigen" Welt Hilfe zu suchen. Obwohl H a r r i m a n n, der Führer der Anaconda- Copper-Co., für den umfangreichen Zinkkomplex von Giesche sofort lebhaftes Interesie zeigte winkte ihm doch durch eine Einfluß- nähme auf die deutschen   Zinkoorkommen eine weitere Konsolidie- rung seiner Monopolstellung(die Anaeonda kontrolliert zirka 17 Proz. der Weltproduktion!), kam ein Abschluß trotz monate- langer Verhandlungen zunächst nicht zustande. Die Amerikaner ließen sich lediglich dazu bereit finden, nach Beibringung von Sicher- heiten kleinere Leihbeträge zur Verfügung zu stellen. Damit war Giesche aber nicht geHolsen. Um alle die Löcher zuzustopfen, die in das auseinandergczerrte, über den notleidenden umfangreichen Fel- der- und Bergwerksbesitz gespannte, reichlich fadenscheinig gewor- denen Konzern.fähnchen" eingerisien waren und immer von neuem einrissen, wurde eine Pumpwirtschaft von einem Tag zum anderen betrieben, aus der man sich am Ende nicht mehr herausfinden koijnte. Harrimann, der sicherlich schon von vorn- herein bestimmte Pläne verfolgte und sein« Dertragsgegner richtig «wgefchStzt hatte, ließ de» Dingen zunächst ihre» Long. Als vor
einigen Wochen seine Zeit gekommen schien, zog er ganz einfach die Schlinge zusammen und kündigte den Konkurs an. Wie überall, wenn das Wasser am höchsten steht, suchte die Direktion ihre letzte Rettung bei der öffentlichen Hand. Der preußische Staat, der ein gewichtiges Interesse an der Erhaltung der Giesche- schen Zinkvorkommen bei Deutschland   hat, mußte zum zweiten Male in die Bresche springen. Während zunächst nur die Seehandlung mit der Hergabe von Krediten Hilfestellung geleistet hatte, trat jetzt die Preußag(Preußische Bergwerks- und Hütten-A.-G.) in Aktion. Leider war versäumt worden, diese Stelle, in der die berg- baulichen Fachleute Preußens sitzen, schon vor vornherein zu den Verhandlungen heranzuziehen. Wahrscheinlich hätte die ganze Sache dann ein wesentlich anderes Gesicht bekommen. Das Gegenspiel Prerchen Harrimann. Es wurde nun ein Vertragsentwurf mit Giesche durchgearbeitet. nach dem die Preußag junge Aktien herausgeben und sich mit deren Erlös, aus dem man Giesche wieder flott machen wollte, au einer neuzugründenden GIesche.A.-G. beteiligen sollte. Zur Durchführung dieser Pläne und um Zeit für ihr« Beratung zu gewinnen, gab die Preußag einstweilen einen Zwischenkredit von 0 Millionen Mark. Damit war die Gewerkschaft wenigstens einige Zeit vor Zwangsmaßnahmen ihrer Gläubiger geschützt. Nur hatte man bei der Preußag vergessen, sich schon von vornherein bestimmte ver tragliche Bindungen geben zu lassen. Das mußte sich rächen. denn Harrimann bzw. die Anaconda wollten das wertvolle Objekt von Giesche natürlich nicht aus der Hand geben. Als die Ameri- kaner sahen, daß ihnen durch den Vertragsabschluß mit der Preußag der fette Bissen» den sie selbstverständlich so billig wie möglich haben wollten, aus der Hand gehen konnte, reichten fie ein neues Angebot ein, und nun fand hinter luft- und schallsicher abge- schlossenen Türen in Breslau   eine Generalversammlung stall, in der nicht für den Plan der Preußag, sondern derjenige Harrimanns Annahme fand. Mit knapper Majorität akzeptierte die Versammlung wie es heißt, gegen die Mehrheit der Repräsentanten und der Direktion da» Angebot der Anaconda. Die Oeffentlichkeit, die man über die Zusammen- hänge möglichst Im unklaren gehalten hatte und die der Meinung war, daß der Preußag-Vertrag so gut wie als perfekt anzusehen sei, fand sich plötzlich vor eine völlige neue Situation gestellt und vor allem die Preußag fiel aus allen Himmeln. Der Inhalt de» harrimann-B ertrag». Die größte Ueberraschung stand aber noch bevor, nämlich die Bekanntgabe des Vertrags, der mit Harrimann abge» schlössen wurde. Die Amerikaner sollen nämlich lediglich ihre Finanzierungstechnik zur Verfügung stellen und brauchen, obwohl ihnen die Herrschaft über Giesche ausgeliefert werden soll, nicht einmal eigene Mittel aufzuwenden, abgesehen von einem Vorschuß in Höhe von 10 Millionen Dollar. Dafür er- hallen sie die Mehrheit der polnischen Giesche-Ge- s e l l s ch a s t und außerdem ein LSjähriges Vorrecht auf die gesamte deutsche Produttion Giesche s. Prak- ttfch bedeutet das die bedingungslose Unterwerfung des gesamten deutschen   Zintmarktes unter ihren Willen und eine weitere sehr wesentliche Befestigung ihrer moao- polartigen Weltslellung. Dabei müssen die Steuerschulden, die auf dem polnischen Besitz lasten und die auf zirka 15 Millionen Mark zu schätzen sind, von Giesche selbst übernommen werden. Sämtlich« polnische Dermögensgegenstände sollen in eine ameri- konische Gesellschaft eingebracht werden, die mit einem Stimmrechts- kapital(common»bares) in noch unbekannter Höhe ausgestattet wird, von dem 51 Proz. auf die Amerikaner und 49 Proz. auf die deutsche Giesche-Gesellschaft entfallen, und zwar ohne jede effek- tive Gegenleistung der Anaconda. Daneben haben sich
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Die Kuxenpatrioten. Das Adelskonsorttnm der Giesche. Um sich ein Bild davon zu machen, wie sehr der neue Fall Giesche die Träger deutschnationaler Po- litik kompromittiert, muß man einmal dieillustren" Namen an sich vorübergleiten lassen, die als Anteilseigner der Giesche-Gewerkschaft für deren Geschäftsgebarung ver- antwortlich zeichnen. Die Liste der Gesellschafter der Gewerk- schaft von Giesches Erben setzt sich aus folgenden Persönlich- leiten zusammen: 1. Friedrich Freiherr von Richlhosen auf Ja c o b ed o rf, Rttter- gutsbesitzer. Friedrich Karl Mauve gen. von Schmidt aus G u h r a u, Major a. D. und Rittergutsbesitzer. Freiherr Wilhelm ovo kottwlh, Sorot tau, Landrat a. D. Dr. Eduard von Eithborn, Breslau  , Bankier. Friedrich Vernhardi, Commersdorf bei Züllichau  , Seh. Bergrat. 0. Günther Graf von Rödern, B r i e g, Landrat a. D. 7. Friedrich von Rickifch-Rofenegk. K u ch e l s b e r g bei Liegnitz  . Landesältester. 8. Dr. Kurt von Liere» und Wilkau, Breslau  , Landrat a. D. 9. Cäsar von Falkenberg und proschlitz, Breslau  . 10. Friedrich Graf von Earmer, R ü tz e n, Kr. Guhrau, Majorats- Herr. 11. Hans Walter von Teichmanu und Logischau, Dombrowka bei Proskau  , Landesällefter. 12. Hugo Ganse. Breslau  , Wirkl. Geh. Oberregierungsrat. Präsident der Ansiedlungskommission. Außer demFachmann". Geh. Bergrat Bernhardt, der in Commersdorf kaum einen anderen Beruf als den des Rittergutsbesitzers haben dürfte, und dem Präsidenten a. D. Ganse, der ein bekannter Deutschnationaler ist, sitzen also nur Bertreter des schlesischen Adels im Re- präsentantenkollegium der Gesellschaft, nämlich: 2 Grafen, 2 Freiherren und 7gewöhnliche" Adlige, die aber meistens alsLandesälteste" Vertrauensleute der Junker ihres Kreises sind. Uebrigens ist auf die Anfragen des Genossen Keil im Reichstag über die umfangreichen Steuerhinterziehungen der Gesellschaft während des Krieges und nachher die vom Staats- sekretär Popitz   damals zugesagte Nachprüfung bisher niemals an die Oeffentlichkeit gekommen, obgleich die Gesellschaft das sehr genaue Material von Keil mit keinem Wort in der Oefjentlichteit zu bestreiten wagte.
die Amerikaner lediglich verpflichtet, einen ebenfalls noch nicht fest- stehenden Betrag von stimmlosen sogenannten prekerreä»Kares (Vorzugsaktien), die mit einer 7prozentigen Vorzugsdividende aus- gestattet sind, am amerikanischen   Markt zu plazieren. Für 10 MU- lionen Dollar dieser Vorzugsaktien soll Giesche sofort den Erlös erhalten. Dieser Betrag, der mtt den obengenannten 10 Millionen identisch ist, reicht nach dem, was bisher bekannt ist, gerade dazu aus, um die bei der Seehandlung, der Preußag und einigen deutschen  Banken kontrahierten Schulden abzudecken. Das Be- t r i e b s k a p i t a l, das für die deutsche Giesche-Gesellschaft erfor- derlich ist, will man mit einer dreijährigen Dollaranleihe von 2,5 Millionen Dollar für den Breslauer Konzern beschaffen. Für diesen Betrag muß aber eine Hypothek von 0 Millionen Dollar auf die sämtilchen deutschen   Zinklager eingetragen werden: eine unter den heutigen Mrtschaftsverhältnissen höchst bedenklich« Belastung! Außerdem verlangt die Anaconda als Zusatzunterlagen die Verpsän- dung des gesamten Aktienbesitzes von Gleschs. Das Volkswirt- schaftlich Bedenklich st e an dem Vertrag ist jedoch die letzte Bestimmung, daß nämstch die deutsche Giesche-Gesellschaft für 25 Jahre ein Erzlieserungsabkommen mit den Amerikanern abschließen muß, das praktisch aus eine Lohnarbeit von Giesche für die Anaconda hinausläuft. Denn die Giesche» sind verpflichtet, das Zink zum Marktpreis in Deutschland   und auf dem Weltmarkt abzusetzen, während sie von den Amerikanern nur die Produktionskosten vergütet bekommen, ja sie müssen selbst diesen Verwertungsgewinn noch mit Harrimann teilen. Damit wird jede Einflußnahme auf den deutschen   Zintmarkt so gut wie vollständig ausgeschaltet. Sachverständige rechnen damit, daß bei deni gegenwärtigen Zinkpreis von 40 Pfund Sterling pro Tonne 15 bis 20 Pfund in die Tasche der Amerikaner fließen. Gleichzeitig sei erwähnt, daß der Verdienst der polnischen Betriebe von unter- richteter Seite auf zirka 20 Millionen Mark pro Jahr veranschlagt ist. Der Schlag gegen die volkswirtschasl. Man kann wohl sagen, daß die deutsche   Volkswirtschaft ein schwererer Schlag aus dem Fall Giesche nicht hätte treffen können. Besonder» lehrreich ist das Vowm der Giesche-Gewerken, des .echtdeutschen" schlesischen Feudalismus, dem die Interessen der Wirtschast und der Volksgesamtheit offenbar völlig Hekuba sind. Die ganz« Sache hat aber noch ein recht interessantes Nachspiel. Denn neben seinem Dorteil für die Gewerken hat das mittelalterliche Giesche-Stawt auch recht bedenkliche Nachteile für sie. Es scheint sogar so, als ob mit ihm die schlimmsten Folgen für die deutsche   Wirtschaft abgewendet werden können. Abgesehen davon, daß die öffentliche Hand, insbesondere die Preußag, aus einem noch nicht in seinen Einzelhetten bekannten Vorvertrag gewisse Trümpfe in der Hand hat, untersteht die G«- werkschaft nach ihrer Satzung noch dem alten preußischen Bergrecht, das eine Aufsichtsbefugni» über die Gewerk- schaft besitzt, ungefähr so wie ein Vormund über seinen Mündel. Mit Rücksicht auf die gefährdeten Interessen der Wirtschaft hat Preu- ßcn von dieser Bestimmung erfreulicherweise bereits Gebrauch g e in a ch t und einen Staatskommissar eingesetzt, der hos- fentlich mit Erfolg die Derschachetimg wichtiger deutscher Wirtschafts- Interessen verhindern kann. Außerdem ist in dem Stawt von Giesche noch ein« Bestimmung«nthalten, daß gewisse Gewerkenbeschlüsse nur mit zwei Drittel Majorität gesaßt werden können: eine Vor- aussetzung, die sich beispielsweise auf hypothekarische Belastungen erstreckt und die bei der Annahme des Harrimann-Vertrags in ein- zelnen, leider nicht allen Punkten, nicht erfüllt ist. Insofern schwebt die ganze Transaktion also noch in der Luft, und e» ist zu hoffen, daß, wenn man auch der amerikanischen   Finanzhilf« nicht ganz entraten will, wenigstens nicht der ganze deutsche Zink- markt bedingungslos an das Ausland ausgeliefert zu werden braucht.
verkauf derIndustrie, und Haudelszeilung". Bei der Liaui- dation des Stinnes  - Konzerns ging bekanntlich die.In- dustrie- und Handelszeitung" ans dem Besitz der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags A.-G. in die Hände der Allgemeinen Druckerei und Verlags-Gefellschaft m. b. H.(Büxenstein usw.) über. Diese hat nunmehr da» Blatt, wie die.Konjunktur-Korrespondenz" erfährt, an eine Organisation verkaust, der das Auswärtige Amt nahesteht. An dem Charakter des Blattes als wirtschaftliche Tageszeiwng soll nicht» geändert werden. Die.Industrie- und HaÄelszeitung" wird sich in Zukunft der Verbreitung des amtlichen Nachrichtemnaterials über Wirtschaftsfragen in bevorzugtem Maße widmen. Fusion in der chemischen Industrie. Den Schritt von der Interessengemeinschaft zur vollständigen Verschmelzung der Werks- und Unternehmungskomplexe in der Form der Fusion hat jetzt auch die Gruppe Rhenania, Vereinigte chemische Fabriken Aachen  , Mannheim   und Chemische Fabriten Kunheim   u. Co. A.-G. Berlin   Grube Ilse vollzogen. Der Grund zur Lollfusion dürste derselbe sein, der allgemein jetzt zur Großunternehmungs- und Trustbildung führt: Ersparnis von Be- triebs- und Derwalwngskvsten zur Steigerung der Konkurrenz- sähigkeit und des Gewinns. Die Fusion beider Konzerne schließt ein Aktien- und Reservekapital von rund 40 Millionen zu­sammen(Rhenania 20,0 und 2.1 Millionen, Kunbeim 10,0 und 1,0 Millionen), das für über ein Dutzend chemische Werk« und eine große Anzahl Detelligungen verantwortlich ist. Da die beiden Konzerne durch Prvduttionsbasts und Absatz stärker an Bergbau und verarbeitend« Industrie gebunden sind als beispielsweise der Anilintrust, wirkte sich die Bergbau- und Industriekrise auch schärfer bei ihnen aus. Beide Unternehmungen schlössen das Jahr 1924 ohne Dividend«. Die Fusion ist der Schlußstein eines bereits im Frühsommer 1924 getroffenen Abkommens, dem im Frühjahr 1925 ein voller Jntercssengemein- schastsvertrag gefolgt war. Schon im September wurden die Bureau» der beiden Gesellschaften in Berlin   zusammen- gelegt. Gemeinsame Geschäftsstellen unter Vereinigung der Firmennamen bestehen in Köln  , Hamburg   und Frankfurt   a. M. Zusammenschluß westdeutscher Elektrizitätswerke. In einer ge- meinichaftlichen Sitzung des gesamten Aufsichtsrats der in de» Der- einigten Elektrizitätswerken Westfalen  , G. m. b. H.. zusammengeschlossenen Gesellschaften wurde beschlossen, das Kapital dieses den größten Teil der Provinz Westfalen   und einen Teil der Provinz Hannover   umfassenden Elektrizitätswerkskonzerns von 200 000 M. auf 40 000 000 M. zu erhöhen. Es ist geplant, die bisher lediglich in einem Pachtverhältnis zur Dachgesellschaft stehenden einzelnen Unternehmungen(Elektrizitätswerk Westfalen A.-G., Bochum  , Städtisches Elektrizitätswerk Dortmund, West­fälisches Verbandselektrizttätswerk A.-G., Dortmund  ) mit der Dach- gesellschast endgültig zu verschmelzen und sie in einer Gesellschaft unter dem bisherigen Namen.Vereinigte Elektrizitäts- werke Westfalen,, G. m. b. H., weiterzuführen. Zur Vorbereitung dieser Verschmezlung ist die Kapitalserhöhung In der angegebenen Form bereits vorgenommen worden und die Untergesellschaften haben auch bereits ihre gesamten Grundstückswerte in das Eigentum der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen, G. m. b. H., übergeführt. Die Beschlüsse zur endgültigen Verschmelzung der Werte sollen, wie wir höre», in Kürz« gefaßt werden.