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Frühkapitalismus."

Im abendlichen Hochbahnzug nach dem Westen, im Abteil zweiter Klasse, wo die bessere" Menschheit für 5 Pfennige Zuschlag ,, weicher" stehen darf als in der dritten, steht eingeteilt im dicksten Menschenknäuel ein 12jähriges Gymnafiäftlein. Drei Viertel seiner Borderfront sind verdeckt von einer riesigen Börsenzeitung, in der er mit gespannter Aufmerksamkeit die Kursberichte studiert, ab und zu unter den größten technischen Schwierigkeiten Anstriche und Rand­bemerkungen dazu machend. Ist es Theater, Pose, entsprungen jugendlichem Geltungsstreben? Es scheint nicht so. Die verwunder­ten Blicke der Umstehenden ignorierend, wendet das angehende Finanzgenie feine Blicke nicht vom Papier, scheint das Drängeln, Stoßen und Schieben ringsherum gar nicht zu bemerken. Er ist ganz gespannte Sachlichkeit. Das runde, blühende Kindergesicht hat einen Ausdruck von altflugem Ernst. Wenn man will, fann man sich das Zuhause dieses Jungen leicht vorstellen. Der Vater ist sicher Börsianer, der sich zäh und mit ausgiebigem Gebrauch beider Ellen bogen heraufgearbeitet hat. Nun geht der Junge zwar aufs Gymnasium, aber durchdrungen von der Gewißheit, daß man ,, mit Schillern, Joethen und so'n Quatsch nicht durch's Leben tommt". Während seine Altergenossen findlich tollen und spielen, studiert er Kursberichte, wenn sie schwärmen, wandern, dichten, die erste und schönste Liebe erleben, macht er die ersten, flug berechneten Spetu­lationsversuche. Himmelhochjauchzend" und zu Tode betrübt" heißen in seiner Sprache schlicht: Hausse und Baisse. Und wenn er als Mann genug Geld zusammengeschachert hat, daß er sich's leisten kann, auch mal sentimental zu werden, dann seufzt er, mit trüb unflorten Blid hinterm massiv goldenen Klemmer der holden Jugendzeit" nach, der Jugendzeit, die er nie besessen.

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Das alte Lied.

Krankheit Gefängnis.

Leichtfinn-Not- Krankheit Der Student Julius B. aus Odessa   war von seinem Bater nach Karlsruhe   geschickt worden, um hier in Deutschland   zu studieren. Der leichtsinnige junge Mensch verliebte sich aber recht bald in ein Mädchen, das sein Interesse mehr in Anspruch nahm als die Uni­rersität. Als Karlsruhe   den jungen Bärchen nicht mehr genügte, fam Berlin   an die Reihe, die Wechsel des Vaters blieben aus, die Not fehrte ein, und W. beging seine ersten strafbaren Hand­lungen. Jest stand er wieder auf der Antlagebant des Schöffen. gerichts Berlin- Mitte, das gegen ihn wegen schwerer Urkundenfälschung und Betruges verhandeln mußte.

Als sich zu der selbstverschuldeten Not die schwere Erkrankung an einem Lungenleiden gesellte, ging es mit M. schnell bergab. Hilfsbereite Hände scheinen eben für solche Leute auch leider heute dann nicht mehr vorhanden zu fein, wenn das Gericht einmal sein Schuldig gesprochen hat. Der Angeklagte hatte während der Berbüßung feiner zweiten Strafe wegen feiner zerrütteten Gesundheit einen Urlaub erhalten. Mit wenigen Pfennigen aus dem Gefängnis entlassen, erhielt er von feiner Wohlfahrtseinrichtung Unterstützung, dem Lungenkranken wollte niemand Arbeit geben, fogar das Asyl für Obdachlose verweigerte ihm wegen der Gefähr dung der Gesundheit der übrigen Insassen die Aufnahme. Nun zog der Bedauernswerte mit dem Gnadengeschent der Freiheit hungernd und frierend durch die Straßen und nächtigte in Wartesälen und im Freien. Als auch die letzte Hoffnung, noch irgendwo Arbeit und Unterkunft zu erhalten, fehlschlug, da erinnerte sich der Angeklagte einer legten gefälschten Liste, die er noch von feinen früheren Betrügereien übrigbehalten hatte. Schnell waren einige fingierte Namen und Beträge eingetragen, das alte Lied be gann von neuem. Als Beauftragter einer öffentlichen Sammelstelle fuchte er Beträge für die aus Rußland   vertriebenen Juden einzufassieren. Dem ehemaligen Studenten, der abgerissen und zerlumpt, mehr ein franker, hilfloser Bettler war, wurden an mancher Lür Beträge von 1 bis 3 M. gezeichnet und ausgehändigt. Aber schneller, wie jede einst so heiß erwartete Hilfe, tam das Ber­hängnis.. wurde angehalten und verhaftet. Obwohl die Hauptverhandlung gegen den Angeklagten seine ganze hilflose Lage in allen Punkten bestätigte, wollte der Herr Staatsanwalt nichts mehr von Milde wiffen. Sein Strafantrag lautete auf 2 Jahre Zuchthaus. Dafür, daß das Schöffengericht doch noch etwas milder war, ihn noch ein letztes Mal vor dem Buchthaus, bewahren wollte, war der Angeklagte dankbar, er nahm die gegen ihn erkannte Strafe pon 2 Jahren Gefängnis sofort an. Nun wäre dieser lungen­frante Mensch wieder für längere Zeit der furchtbarsten Sorge um Unterkunft, Essen   und Trinten enthoben, wenigstens aber für solange, bis die Strafbehörden wegen feines leidenden Zustandes wieder mit ihm Mitleid haben und ihm auf furze Zeit die Freiheit schenken, die dann wieder der Anfang des alten Liedes sein wird!

Reichsbahn gegen Rota- Werke.

Direktor März dauernd schwer belastet.

Die Zeugenvernehmungen nahmen am Sonnabend ihren Fort gang. Allgemein wurden die Rotawerte, ebenso Direttor März schwer belastet. Direktor März verteidigte sich sehr vorsichtig und verstand es, peinliche Situationen abzubiegen.

Während das Motio zu den Riesenbetrügereien der Rota", deren Direktoren es in furzer Zeit zu Billen, zahlreichen Grund­stücken und Automobilen gebracht haben, wohl zu erkennen ist, bleibt aber immer noch unverständlich, aus welchen Gründen heraus die Angeflugten Kaiser, Kutut und Rau, die feinerlei Vermögensvor teile haben, gehandelt haben sollen. Auf der einen Seite stehen also die Meister und der Bahnüberwachungsbeamte, alle nicht besonders gut gestellt, und auf der anderen Seite der schnell reich ge­wordene Direktor, der sich zwei bekannte Verteidiger zu leisten vermag. Es kommt auch dauernd zu Zusammenstößen zwischen den Verteidigern des Angeklagten März und Zeugen, die beharrlich bei ihren Aussagen bleiben und März schwer belasten. So sagte der Zeuge Riesner aus, daß März angeordnet hatte, daß ein reparierter Wagen, der auf der Schiebes bühne neu beschädigt wurde, und dessen erneute Reparaturkosten die ,, Rota" hätte tragen müssen, nochmals der Bahn in Rech­nung gestellt wurde. Bei den Vernehmungen des Zeugen Regierungsbaurat Liepe und des leberwachungsbeamten der Bahn, Julius Brieger fam es wiederholt zu Zusammenstößen. Wurde März irgendwie belastet, bezeichnete er die Aussage als unwahr. Demnach müßten alle bisher vernommenen Zeugen, etwa 12 bis 14 an der Zahl, die Unwahrheit gejagt haben. Der Zeuge Kaltulator Graaf, der noch heute bei den Rota- Werken angestellt ist, weicht in feiner Aussage sehr von seiner früheren Dars tellung ab. Sehr interessant waren noch die Ausführungen des Zeugen Walter, der Werkmeister bei den Rota- Werten war. Er sagt aus, daß durch das unrationelle Arbeiten des Rota Werkes tausende von Stunden der Bahn zu Unrecht in Rechnung gestellt wurden und daß weiterhin fingierte Passierscheine ausgestellt wurden, um bei etwaiger Kontrolle der Reichsbahn die Zahl der an einer Stelle beschäftigten Arbeiter dort tätig waren zu begründen. Zu einer sensationellen Unterbrechung fam es, als ein Zeuge plöglich berichtete, daß die Entlastungszeugen des Direttors März, die draußen auf dem Flur noch auf ihre Bernehmung warteten, Iau fend durch einen Melder" von dem Verlauf der Verhandlung in Kenntnis gefegt werden. Es wurde det Name R.-A. Liebert genannt, der aber vor dem Vorſizenden abstreitet, derartiges getan zu haben. Andere Zeugen behaupten aber, daß im Zivilprozeß die Rota" ähnlich vorgegangen sei und damals alle Zeugen, die noch vernommen werden sollten, zu ihren Gunsten auf der Laufenden" hielt. Sonderbar und nahezu unver­

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- die aber niemals

Rimbach erscheint bas Berhaften bes Schöffengerichts Webbing, baleb umb beffen Umgebung statt. Die Pfeffertüchler, Pfeffer März trop der großen Berbuntelungsgefahr nicht sofort in Haft fegte. Die Berhandlung wurde auf Montag vertagt.

Mietzins und Achtstundentag.

In zwei öffentlichen Versammlungen im Verwaltungsbezirk 4, die von dem Mieterbund einberufen waren, sprach Genosse Ernst Ruben über den augenblicklichen Stand der Frage des Mietzinses. Er wies auf die neuesten Veröffentlichungen über die Wohnungsstatistit in Stettin   hin, die, wie vorausgesehen, ergeben hat, daß zwischen der Tubertulofeertranfung und der steht, und daß vor allem die Auffassung, es bestehe in Deutschland  Wohnungsdichtigkeit ein enger 3usammenhang be­eine Art Wohnungslurus, falsch ist. Die Wohnungsstatistik ergibt eine starke Verminderung der großen Wohnungen und eine starke Vermehrung der fleinen Wohnungen. Dann streifte der Referent die neue Denkschrift des Verbandes der Holzhändler und 71 anderer Wirtschaftsverbände über die Notwendigkeit des sofortigen Abbaus der Zwangswirtschaft zur Belebung des Bau­marktes und wies an Hand reichen Materials die unwahr. heit der ganzen Gedankengänae dieser Denkschrift nach. Von besonderem Wert war aber die Erörterung des engen zu ſammenhangs der Lohnfrage und der Arbeitszeitfrage mit der Höhe des Mietzinses. Der Effener Synditus Dr. Raab hat das Verdienst, in dem neuen Wohnungsarchiv unbewußt die Bläne der Industrie enthüllt zu haben. Wohnungsbau sete höhere Mieten voraus. Diese bedingt Herabsetzung des Lohns, d. h. desjenigen Teils des Lohnes, der zur Ernährung und Kleidung dient, oder Berlängerung der Arbeitszeir Auf den engen 3usammenhang Mieterbe­wischen Gemertschaftspolitit und wegung muß mit allem Nachdrud hingewiesen werden. Die Wohnungszwangswirtschaft ist tein Zufallsprodukt, sondern in den wirtschaftlichen Verhältnissen auf dem Wohnungsmartt begründet, wie sie sich schon vor dem Kriege bemerkbar gemacht haben. Krieg und Nachkriegszeit haben lediglich diese Verhältnisse verschärft. Des halb berührt der Kampf um die Erhaltung des Mieterschutzes so ftarte Grundlagen der Wohnungswirtschaft, daß alle Versuche des Abbaus zum Scheitern verurteilt sind. Vor allem ist der neue Gelegentwurf zu betämpfen, foweit er die Erfan wohnungen beseitigen will und soweit er schon bei Nichtzahlung eines Mietzinses Räumung androht. Schon der kommende Winter mit dem gewaltigen Anschwellen der Arbeitslosigkeit wird in diesem Abbau der 3wangswirtschaft als Utopie und nackte Intereffenpolitit allen er­fennbar machen. Reicher Beifall der meist aus Arbeitern der engen Wohnviertel des Prenzlauer Bergs bestehenden Zuhörerschaft lohnte dem Referenten.

Der Berliner   Weihnachtsmarkt.

Berlin   findet in der Hauptsache in der Warschauer Der diesjährige Beihnachtsmarkt für den früheren Stadtfreis Straße( von der Revaler Straße bis zur Frankfurter Allee  ) und in der Petersburger Straße fomie auf dem Artona

Das Rundfunkprogramm.

Sonntag, den 22. November.

9 Uhr vorm.: Morgenfeier. 1. Ludwig v. Beethoven  : Adagio cantabile aus der Sonate pathétique( Lisa Haupt- Heckenbach. Violine; Bruno Kohlmetz, Cello: Paul Schmidt. Harmonium). 2. Johannes Brahms  : Auf dem Kirchhof( Elisabeth Schmidt­Hohenberg, Sopran). 3. Franz Schubert  : Gebet( Lisa Haupt­Heckenbach). 4. Bibelrezitation( Bibelsprecher Joh. Schulzke). 5. Ansprache des Herrn Pfarrer Siems. 6. Camillo Schumann  : Larghetto  ( Bruno Kohlmetz). 7. Johannes Brahms  : Arie aus dem berg. Lisa Haupt- Heckenbach. Bruno Kohlmetz. Paul Schmidt und Requiem  : Ihr habt nun Traurigkeit"( Elisabeth Schmidt- Hohen­das Doppelquartett des Kirchenchores der Dankeskirche). 11.30 Uhr vorm.: Geistliches Konzert. 1. J. S. Bach Choralfantasie  : Herz lichst tut mich verlangen" Dr. Artur Böhme, Harmonium). 2. J. S. Bach: Adagio aus dem E- Dur- Konzert( Professor Rabert Zeiler, Violine: am Harmonium Dr. Artur Böhme). 3. a) G da Palestrina  ( 1524-1594): O bone Jesu. b) Orl. di Lasso( um 1550): Miserere Tod( Soloquartett der Berliner   Domsänger: Georg Funk, Willi mei. c) J. S. Bach( 1685-1750): Bist du bei mir. d) Komm, süßer Ludwig. Paul Köhler, Richard Paulentz). 4. A. Böhme: Aus der Toten klage":" Weinet nicht über die Toten( Dr. Artur Böhme. 5. Spohr: Adagio  ( Professor Robert Zeiler). 6. a) L. Hellwig ( 1773-1838): Requiem aeternam dona eis. b) Fr. Schubert( 1797 bis 1828): Litanei, c) Fr. Liszt  ( 1810-1886): Ueber allen Gipfeln ist Ruh', d) A. Becker( 1834-1899): Die arme Seele( Soloquartett der Berliner   Domsänger). 2.45 Uhr nachm.: Schachfunk( E. Neber­mann). 3.30 Uhr nachm.: Funkheinzelmann_bei den Lotos­blumen, von Hans Bodenstedt  . Erzählt vom Funkheinzelmann. 4.30 Uhr nachm.: Peterchen. von Han Ryner  . Gesprochen von Charlotte Hagenbruch  . 5-6 Uhr nachm.: Nachmittagskonzert der Berliner   Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Ferdy Kauff­man. 7 Uhr abends: Dr. Hugo Greßmann: Totenklage und Trauer­bräuche. 8 Uhr abends: Alfred Kerr  : Einführende Worte zu dem Sendespiel, Hanneles Himmelfahrt  ". 8.30 Uhr abends: Sende­spiele. Abteilung Schauspiel. Leitung: Alfred Braun  . Spielzeit 1925/26. 6. Veranstaltung. Das Drama der letzten 30 Jahre. 3. Abend.( Gerhart Hauptmann  ). Hanneles Himmelfahrt  ", Traum­dichtung in zwei Teilen. Hannele: Elisabeth Bergner  ; Gottwald, Lehrer: Alfred Braun  ; Schwester Martha. Diakonissin: Johanna Hofer  ; Dr. Wachler: Albert Florath  : Tulpe, Hedwig, Pieschke, Hanke, Armenhäusler; Seidel, Waldarbeiter; Berger, Amts­vorsteher: Schmidt, Amtsdiener; Maurer Mattern, der Vater; die Mutter; ein Engel. Anschließend: Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten. Zeitansage, Wetterdienst, Sportnachrichten. Theater- und Filmdienst.

Königswusterhausen, Sonntag, den 22. November.

11.30-12.50 Uhr nachm.: Konzert Mitwirkende: Bums Graef  , Steglitz  , Cello; Welika Sawoff und Hildegard Müller- Steglitz  , am Rezitation und Gesang: Dr. Kölle. Violine: Erwin Müller­Flügel. 1. Goethe: Grenzen der Menschheit. 2. a) J. S. Bach: Arie, b) P. Nardini: Adagio contabile. 3. F. Schubert  : a) Der du von dem Himmel bist, b) Im Abendrot. 4. L. v. Beethoven  : An­dante cantabile a. d. op. 97 B- Dur. 5. a) G. F. Händel  : Larghetto a. d. D- Dur- Sonate, b) D. Popper: Ballade. 6. a C. F. Meyer  : Säerspruch, b) Goethe: Wenn man den König. c) F. Hölderlin  : Hyperions Schicksalslied  . 7. Mendelssohn- Bartholdy: a) Herr Gott Abrahams aus Elias", b) Ich danke dir a. Paulus", e) Gott sei mir gnädig aus Paulus  ". 8. a) F. Schubert: Andante un poco mosso aus op. 99 B- Dur, b) L. v. Beethoven  : Adagio aus op. 11 B- Dur. 2 Uhr mittags: Esperanto. Montag, den 23. November.

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Außer dem üblichen Tagesprogramm:

4.30 Uhr nachm.: Novellen. Ritter Gluek, von E. T. A. Hoff­mann, gesprochen von Charlotte Rosenbaum- Schwarz. 5 Uhr nachm.: Konzert. 605 Uhr abends: Einführung zu der Oper Die Regimentstochter  " am 24. November. 6.40 Uhr abends: Zehn Minuten für die Frau, 7 Uhr abends: Leo Hirsch  : Die tragische Anekdote". 7.25 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule( Bildungs­kurse). Abteilung Sprachunterricht. Französisch( Prof. Colson). 8 Uhr abends: S. O. S. Rettung eines Schiffes aus Seenot". Ein Hörspiel von Cornelis Bronsgeest  , Alfred Braun  , Walter Bransen  . Werbeveranstaltung. 8.30 Uhr abends: Musikalischer Vortrag. 1. Beethoven  : Duo für Violine und Cello. 2. Vieuxtemps  - Servais: Duo für Violine und Cello( Konzertmeister Ferdy Kauffman, Violine, und Konzertmeister Julius Berger, Cello). 9 Uhr abends: Heiterer Abend. 1. a) Leopoldi und Eugen: Serenade, b) Karl Halser: Oft denk' ich an dich. c) Franz Ries  : Am Rhein   beim Wein( Willi Weiß, Tenor: am Flügel: Miezi Perry). 2. a) Der Rattenfänger, b) Kaltes Blut, c) Wiegenlied an eine Mutter( Worte und Musik von Friedrich Holländer  ), d) Volkslied( Worte von Uhland, Musik von Friedr. Holländer  )( Blandine Ebinger  ; am Flügel: Friedrich Holländer  ). 3. a) Bela Zerkowitz: Herbst, du kamst ins Land. b) Hermann Krome  : Das war in Heidelberg   in Weiß). 4. a) Das Groschenlied. b) Drei Wünsche. c) Wenn ich blauer Sommernacht, c) Oskar Strauß  : Die Musik kommt( Willi mal tot bin( Worte und Musik von Friedr. Holländer  )( Blandine Ebinger  ). Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tages­nachrichten. Zeitansage, Wetterdienst, Sportdachrichten, Theater­und Filmdienst.

fuchenhändler, Berkäufer von Obst, Nüssen, Weihnachtsbäumen, Spielzeugen und dergleichen können auch außerhalb der Markt­bezirke mit Genehmigung der zuständigen Polizeiämter Berkaufs­Der Marft vorrichtungen auf geeigneten Plätzen aufstellen. beginnt am 11. Dezember und dauert bis zum 27. Dezember einschließlich. Am 28. Dezember, morgens 8 lh müssen sämtliche Buden und Verkaufsvorrichtungen von den Straßen und Plätzen fortgeschafft sein.

Das Armenbegräbnis.

Es ist den letzten Jahren beffer geworden.

Alljährlich werden viele Tausende unserer Volksgenossen auf Rosten der Stadt beerdigt, die nach einem arbeitsreichen Leben ein­sam und in bitterer Not ihre letzten Jahre und Tage beschließen. Allen diesen Aermsten der Armen seien am heutigen Totenfonntag die folgenden Zeilen zum Gedächtnis gewidmet.

So einsam und verlassen wie diese Einwohner Berlins   im Leben waren, so dürftig, ja fast völlig vietätlos, erfolgte auch ihre Be erdigung auf Kosten der Stadt bis vor etwa Jahresfrist. Die Reichs­hauptstadt gewährte in früheren Jahren ihren Armen eine Armen­beerdigung im wahrsten Sinne des Wortes. Der Sarg hatte auf die Bezeichnung Sarg eigentlich gar feinen Anspruch; er sah einer schwarz angestrichenen Riste sehr ähnlich und führte als Armenfarg" allgemein die Bezeichnung Nasenquetscher". Die Leichen dieser Aermsten der Armen wurden zunächst gesammelt" und dann mit einem großen Transportwagen, zumeist noch in mehreren Etagen übereinander gestellt, nach einem Friedhof gebracht. abteilungen. Kein Baum, fein Strauch, feine Blume schmückte ein solches Gräberfeld.

Dort erfolgte die Beerdigung in Massengräbern und Armen­

In der so geschilderten Art erfolgte die Armenbeerdigung" vom Jahre 1880 bis Anfang des Jahres 1912 auf dem Zentralfriedhof in Friedrichsfelde  , von 1912 bis zum 1. Oftober 1924 auf dem

" Friedhof der Zentrale Buch", auch Anstaltsfriedhof Buch" ge­nannt. Dann endlich wurde eine pietätvollere Bestat tungsform für die Armen der Reichshauptstadt durchgeführt. dem sogenannten Einäscherungssarg, ist 55 Zentimeter hoch, stabil Zur Verwendung gelangt jetzt ein wirklicher Sarg. Er gleicht gebaut, mit einer Holzfehle, einem mattschwarzen Anstrich, einer geschmackvollen Dekoration versehen und hat auch die allgemein übliche Innenausstattung. Auch ein Sterbefissen, eine Sterbedecke und ein Sterbehemd werden nunmehr von der Stadt geliefert. Dieser neue Sarg wirkt einfach, aber durchaus würdig. Die Liefe rung der Särge erfolgt nicht mehr durch eine Privatfirma, fondern durch vier städtische Sargmagazine, von denen sich je eins in Lichtenberg  , Möllendorfstraße 14, in Niederschöneweide  , Grünauer Straße 2, in Neukölln, Anzengruberstraße 23 und in wie es früher hieß, Armenleichen", erfolgt auch nicht mehr auf Reinickendorf  , Graf- Rödern- Allee 95 befindet. Die Beerdigung der, einem Friedhof, und auch nicht mehr in Massengräbern und auf besonderen Armengrabfeldern, sondern je nach der Lage der Wohnung des Verstorbenen auf dem Friedhof an der Humboldtstraße in Reinickendorf   oder auf dem Friedhof am Mariendorfer Weg in Tempelhof   oder auf dem zum Verwaltungsbezirk Lichtenberg   ge­hörenden Friedhof Marzahn  . Die beiden erstgenannten Friedhöfe find bequem mit der Straßenbahn, der leztgenannten vom Schlesischen Bahnhof  ( Wriezener Bahnsteig) unter Benutzung der Bahn Berlin­Lichtenberg- Werneuchen zu erreichen. Die Verhandlungen mit der Eisenbahnverwaltung haben dazu geführt, daß die Friedhofsbesucher nur die Hälfte des üblichen Bahntarifes, zurzeit also mur 35 Pf. für die Fahrt nach Marzahn   und zurück zu zahlen haben. Der erforder. liche Ausweis wird von der Friedhofsverwaltung ausgestellt. Im Gegensatz zu früher erfolgt die Beerdigung jezt auch gemeinsam mit den Leichen, deren Angehörige in der Lage waren, die Kosten der Beerdigung selbst zu tragen. Die Grabstellen erhalten ebenfalls den allgemein üblichen Rasenhügel und können nunmehr genau so gepflegt und geschmückt werden, wie jede andere Grabstelle. Kein Friedhofbesucher weiß heute, ob der neben seinem Angehörigen Ruhende auf Kosten der Stadt beerdigt worden ist oder nicht. Auch die Anordnung eines Armen in bezug auf die Verbrennung feiner Leiche wird jetzt berücksichtigt. Die Beisetzung der Asche erfolgt fich in einer besonderen Urnenstelle beigesetzt. Zum Zwecke der nicht in einem Urnenmassengrab, sondern es wird jede Asche für Ueberführung der Leichen nach einem Friedhof oder Krematorium hat die Stadt drei Leichentransportautomobile durch den Stadtfuhrpart beschaffen lassen, der jetzt auch die Ueberführung der auf Kosten der Stadt zu bestattenden Leichen vornimmt.

Die Durchführung dieser sozialen Maßnahmen hat endlich einen der Stadt Berlin   unwürdigen Zustand beseitigt und alle diejenigen Friedhofsbesucher, die durch traurige wirtschaftliche Verhältnisse ge­zwungen waren, ihre Familienangehörigen durch die Stadt zur letzten Ruhe betten zu laffen, werden sich am heutigen Totensonntag auf dem Friedhof nicht mehr als geduldete Menschen fühlen, denen schon vom Schicksal das Zeichen der Armut sichtbar aufgeprägt ist, sondern als gleichwertige Bürger unserer Stadt.

Straßenbahnzusammenstoß am Spittelmarkt.

Gegen 10 Uhr abends fuhr gestern am Spittelmarkt ein Straßenbahnwagen der Linie 74 in einen Wagen der Linie 69 hinein. Fünf Personen wurden dabei leicht verlegt. Ueber die Ursache des Zusammenstoßes verlautet nichts Genaues, doch soll eine faliche Weichenstellung den Zusammenstoß verursacht haben.

Die Unterschleife bei der Stationskaffe Alexanderplah.

Die zweitägige Verhandlung wegen der umfangreichen Unter­schlagungen bei der Eisenbahnstationskasse Alexanderplay ergab, daß bort eigenartige Zustände geherrscht haben müssen, die nur dadurch zu erklären sind, daß der Eisenbahnoberinfpettor beteiligt gewesen sein muß. Schreib selbst an den Beruntreuungen

Die

mit.

ver.

Nicht nur, daß von zwei Beamten aus dem Trefor ein Sad mit 60 000 Rentenmart gestohlen worden war, um die von ihnen perübten Unterschleife bei der zu erwartenden Revision zu decken, fondern es hatten auch die sämtlichen sechs Angeklagten aus der Kasse wiederholt Beträge entnommen. Außerdem aber hatte auch ein umfangreiches Darlehensgeschäft stattgefunden. schiedenen angeklagten Kassenbeamten haben an bekannte und teil weise auch an fremde Personen, die ihnen durch Vermittlung zu. geführt wurden, Geldbeträge gegen vielfach ungedeckte Schecks aus­gegeben. Die Beträge wurden zu einem Teil später in ent­merteter Papiermark zurüdgezahlt, Der Oberfassen. vorsteher Schliep und der Eisenbahnassistent mannske, die die ander geteilt, nachdem von dem Anteil des Schliep etwa 60 000 m. gestohlen hatten, hatten sich den Betrag unterein 5000 m. abgezogen worden waren, um damit eine von ihm ver. übte Unterschlagung zu decken. Der Staatsanwaltschaftsrat Kyser beantragte gegen Mannste und Schliep wegen Die stahls und Amts­unterschlagung je ein Jahr neun Monate Gefängnis. Gegen die anderen vier Beamten Gefängnis von drei bis neun Monaten. Auch soll bei sämtlichen sechs Eisenbahnbeamten die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter auf drei Jahre abgesprochen werden. Gegen die Helfer wurden Strafen von vier Monaten bis vier Mo­nate zwei Wochen Gefängnis beantragt. Nach dem Antrage des Staatsanwaltschaftsrats Kyser begannen die Verteidiger mit ihren

unübertroffen

mit dem schwarzen Kopf fürdie Kopfvälche

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