Die Stabilisierung der Verhältnisse in Deutschland , die Durch- fichrung des Dawesabkommens und die sich daraus ergebende An- Näherung Deutschlands an die Westmächte versetzten der traditio- nellen Außenpolitik der Bolschewik! einen Todesstoß. Nach langem Hin und Her, dessen Spuren deutlich in der„Prawda" vom 28. Ol- tober zu merken sind, scheint es zu einem Kompromiß gekommen zu fein, der in dem Leitartikel der„Prawda" vom 11. November formuliert ist: Positive M i ta r b e i t mit dem Völker. bunö, ohne jedoch ihm formell beizutreten. Solange Rußland freiwillig abseits stehen bleibt, bedeutet das eine wachsende Isolierung Ruß- lands, die wie jede Isolierung und insbesondere im Hinblick auf die großen Gegensätze zum britischen Weltreiche sich unter Umständen diplomatisch und wirtschaftlich sehr ungünstig für das Land aus- wirken kann. Aber das einzige Mittel gegen diese Gefahren ist der Austritt Rußlands aus der freiwilligen Jsolie- ru n g, das Weiterschreiten auf dem Wege zum Völkerbund und— die innerpolstische Konsolidierung des Landes, durch Verzicht auf das System des politischen Terrors, das noch immer trotz der wirtschaftlichen und politischen Beruhigung mit unvermin- derter Kraft herrscht und fast ausschließlich soziaiistische Arbeiter, Bauern und Intellektuelle trifft, von denen fast 90 VW in den Ge- fängnissen und Verbannungsorten Rußlands schmachten. BeitrUl zum Völkerbund und Innerliche Demokratisierung, nicht Wcltkriegspläne und Revolutionsabenteuer, dies ist auch für Rußland die einzige wirksame Garantie des Friedens und der Sicherheit. Sie Deutschnationalen unü Locarno . Wir haben jetzt die große Aufgabe, die Stacheldrähte wegzuräumen, die noch überall von den Schützengräben des Krieges her übrig geblieben sind. In der Beseitigung des Krieges bestätigen wir wahrhafte Vaterlandsliebe, mehr als wenn die, die an die Ideologie der Gewalt glauben, sich bemühen, immer neue moralische und geistige Sperrmauern zu er- richten. Wir dienen der Verständigung, um durch Schiedsvertrag zur Sicherung, unter dem Völkerbund zur Abrüstung zu gelangen! denn wir wissen heute, wie recht jener Beschluß der englischen Arbeiterpartei vom 28. Dezember 1317 hatte, der aussprach: „Von allen Kriegszielen ist keins so wichtig, als ein Mittel zu finden, um jedem künftigen Krieg vorzubeugen. Welcher Sieg auch erfochten werden möge, die Völker werden den Krieg oer- loren haben, wenn nicht einem künftigen Kriege vorgebeugt werden wird." Mit dieser Erklärung wies der frühere englisch « Minister Henderson erst kürzlich auf unserem Internationalen Kongreß in Marseille darauf hin, daß eine Revision der Friedens- vertrage im Geiste der Versöhnung und des guten Willens erziclbar sein müsse dadurch, daß das begangene Unrecht nicht durch eine Unantastbarkeitscrklärung der Friedensverträge für ewig festgelegt werden dürfe, unsere Politik müsse dahin gehen, daß eine Revision lediglich durch Gewalt nicht erfolge, sondern durch den Ausbau des Völkerbundes. Meine Herren D e u t s ch n a t i o n a l e n, wo ist der Mann, der Ihnen politisch nahesteht, der im Auslande bisher solche Worte ge- sprachen hat? Für Sie ist brutaler Machtwille ewiges Leitmoliv selbstsüchtiger Politik. Für Sie ist. das hak das letzte Zahr bewiesen, ausschlaggebend zunächst Ihr wirtschaftlicher vorteil in der Innen- und Wirt- schaftspolitik, dann erst wenden Sie sich den außenpolitischen Notwendigkeiten und Möglichkeiten zu. Denken Sie daran, daß der Graf Kalkreuth. der Präsident des Reichslandbundes, es war, der in der„Deutschen Tageszeitung" am 2. Juli ein offenes Bekenntnis ablegte, als er schrieb: „Ich erkenne selbstverständlich die Notwendigkeit einer Klä- rung der Stellung in der Außenpolitik an, ich erkenne aber nicht die zwingende Notwendigkeit an, diese Klärung vor die Entschei- dung der wirtschaftspolitischen Aufgaben zu stellen." Damit sprechen Sie klar aus, daß es Ihnen darauf ankam, zunächst die Beute des Zolltarifs und der Steuergesetzgebung in die Scheuern zu bringen, daß Ihnen die Wahrung Ihrer engeren Wirt- schaftsinteressen über das Wohl des Landes geht. Trotz alledem sind und bleiben Sie mit der Verantwortung für die Politik behaftet, die die deutsche Reichsregierung mit dem Memorandum vom 9. Februar eingeleftet hat. Ich habe den Herrn Reichskanzler gestern nicht recht verstanden, als er davon sprach, daß wir. und damit meinte er wohl die Regierung, keinen Grund
hätten, über den Vertrag von Loearno besonders begeistert zu fein. Es ist doch das Werk der deutschen Reichsregierung, dos von ihr ein- geleitet, zu einem vorläufigen Abschluß kam und daß die Herren Deutschnationalen, die es heute nicht wahr haben wollen, damit aufs engste verbunden sind, beweist allein die Tatsache, daß es der An- trag des Grasen Westarp und seiner Fraktion sowie der übrigen Regierungsparteien war, der am 23. Juli 1925 zur Annahme kam: „Der Reichstag billigt die Antwortnote und die darin zum Ausdruck kommende politische Stellungnahme der Reichsregierung." Die konservative Heheimsitzung. Es ist ja überhaupt auch nicht wahr, daß die Herren Deutsch - nationalen immer so einig in der Ablehnung des Sicher- heitspaktes bzw. der Locarnooertröge waren, wie sie jetzt tun. Das Gegenteil ist der Fall. Vielleicht ist der Herr Kollege E o e r- l i n g so freundlich, hier vor dem Reichstag das zu wiederholen, was er in der Sitzung des erweiterten Vorstandes der konservativen Partei — die gibt es noch, Graf Westarp ist ihr Dannerträger— am 26. Mai 1925 im kleinen Saal des Reichslandbundes darüber gesagt hat. Damals schätzte er, Everling, die Gegner des Paktes in der deutschnationalen Fraktion auf wenig mehr als ein halbes Dutzend ein. In jener Sitzung, in der Graf Westarp ganz ofsen, aber streng oertraulich, über die politische Lage sprach, zeigte sich die Konseroa- tive Partei als Aufnahmestelle für die eventuell gespaltenen Deutsch - nationalen. Ich bin im Besitz des Protokolls jener sehr Interessanten Sitzung, die unter dem Vorsitz des neuen Vorsitzenden Dr. Graf Seidlitz-Sandreczki tagte. Ich weiß nicht, inwieweit dort der Vorsitzende der deuischnationalen Reichstags- fraktion, Graf Westarp , im Konflikt mit seinem Gewissen als Mit- glied der Konservativen Partei sich befand. Jedenfalls glaubte er sich für seine hier im Reichstage gehaltene Rede rechtfertigen zu müssen, für seine Stresemann gegenüber geübte Zurückhaltung. Graf Westarp sagte dort nach dem mir vorliegenden Bericht, nach- dem er sich der Besprechung des Memorandums vom 7. Februar zugewandt: „Bei dieser Debatte standen wir unmittelbar vor der Frag«, ob wir jetzt durch scharfe Kritik zur Regierungskrise treiben sollten. Wir kamen zu der Ansicht, daß �etzt nicht der richtige Zeitpunkt sei: wir hätten sie wohl im März herbei- führen können, aber jetzt heißt es, nur weiter unseren Einfluß in der Sache ausüben. Auch hatte ich bei der Etatsdebatte keinen Anlaß zum Vorstoß, wenn Stresemann sich zurückhielt. Wenn die Antwort von den Alliierten da ist, dann ist der entscheidende Augen- blick, falls es nicht nach unserem Willen geht. Bon diesem Gesichts- punkt aus habe ich meine Rede gehalten und auch meine Wochen- schau geschrieben. Erstere ist bezüglich der Frage Elsaß-Lothringen unzulänglich, das weiß ich— aber sollte ich mich hinstellen und sagen:„Wir werden den Verzicht niemals aussprechen!"? Ich habe davor zurückgescheut, dies.zu tun. Solch Wort hat nach dem 23. August keine Wirkung mehr. Unsere Stellungnahme, so fährt er fort, ist genügend bei der Völkerbund - frage und bei der Schuldfrage zum Ausdruck gekommen. Meine Rede sollte keine Rechtfertigung für Stresemann enthalten, ober diese Rede enchielt doch Wendungen, die zeigten, sein Mantel wehe wieder mehr nach rechts. Ich habe dies gelobt in der Absicht, ihn festzulegen und eher eine Erweiterung seiner Polstik nach rechts herbeizuführen."(Lebh. Hört! hört! links und m der Mitte.) Weiter heißt es dann in dem Protokoll: Graf Westarp betont, daß er in folgendem ganz offen, aber vertraulich spricht: „Meiner Ansicht nach ist es unmöglich, dem Sicherheitsvakt zuzustimmen, und ich kann den Sicherhestspakt mit der An- erkennung der westlichen Grenze nicht mitmachen, besonders bezüg- lich Elsaß -Lothringens halte ich es für eine Unmöglichkeit. Es ist dies ein nationales Ziel, das wir haben müssen, und an dem unser Nationalgesühl erstarken muß. Ich werde bestimmt nicht mitmachen, und ich bin der TUeinung. daß in der Frat- lion etwa 30—40 Herren hinter mir stehen und mir folgen werden. Aber ob die Fraktion hinter mir steht? Ich hoffe nicht, daß wir einen zweiten 29. August erleben werden." Westarps Enttäuschung über hindenburg. Recht interessant ist auch die Schilderung, die er über die Wahl des Reichspräsidenten Hindenburg und die Persönlichkeit H i n d e n- burgs selbst machte. Er sagt da:„Wir haben auch schon ge- wisse Enttäuschungen erlebt, z. B. seine Ansprache in der Funkstunde, daß kein Krieg den Deutschen Helsen kann. Es fehlt
?m Motorboot ins Sureou. Bon Anna Hamburger-Ludwig. Berlin könnte seinen Canal grande haben! Wenn ihm auch der blaue Himmel fehlt, die Palazzi sich vertreten lassen durch gräßliche Nützlichkeiten— der„Ponte bei Sospiri" sSeuizerbrücke) ist über der Spree im Plural da: geseufzt wird überall. Vaporetti— sprich Motorboote— zu schaffen, kann doch trotz Schleusen in der Zeit des Radio und der Flugzeuge keine unüberwindlichen Schwierigkeiten machen. Und endlich hätte Berlin nächst den bestehenden eine menschenwürdige Verbindungsbahn! Kein grausiger Stoß- und Schwitzkasten unter der Erde — unentrinnbare Nähe mit entsprechen- der Krankheitsoerbreitung— kein hoffnungsloses Warten auf über- füllte, dumpfe Straßenbahnen! Eine gewisse Grazie würde in diese dufUose Provinz Berlin kommen, wenn die abgearbeiteten Menschen auf einem luftigen Verdeck mit Plänen gegen Regen und im Sommer ganz frei einhalb bis drei Viertel des Jahres zu ihren verschiedenen Geschäften fahren könnten. Am Hofe Friedrich I. hat man vor nun 290 Jahren die Spree- fahrt vom Berliner Schloß zum Charlottenburger Schloß auf Booten söhne Motor) zum Vergnügen und zum Frühlingskaffee im Char- lottenburger Schloßpark arrangiert. Warum sollten wir sie nicht zum Nötigsten gebrauchen? Zudem hilft uns der Landwehrkanal von der Ähleuse im Tiergarten(Bahnhof Zoo ) bis zu den südlichen Ufern, weit hinter dem Halleschen Tor. Ein Blick auf die Karte Berlins genügt. Die Halteftellen in der Nähe der wichtigsten Kreuzungspunkte sind geradezu gegeben und körmen alle Wünsch« berücksichtigen. Anlegestellen zu schassen, können Hunderte von Ar- beftslosen schnellstens beschäftigt werden. Denn die Sache eilt. Wir wallen im Mai 1926 in weißen Kleidern und Waschanzügen auf lustigem Verdeck sitzen, wollen zeigen, daß wir uns nichl erdrücken lassen, wollen zeigen, daß wir aus unsinniger Not sinnreiche Tugend zu machen wissen. Ertragen ist eine kleine Tugend, Umschaften eine große. Schwierigkeilen? Menschen, die U-Boote erfanden zu teuf- lischer Zerstörung, werden wohl Motorboote zu menschlicher Ge- nesung herausbekommen. Geld? Menschen, die vier Jahre Erdball- Zerfleischung finanzierten, werden wohl ein halbes Jahr Auslagen zur Erleichterung einer gequälten Stadt aufbringen. Utopie? Die Utopie von gestern ist die Wirklichkeit von übermorgen. Es haben sich größere Utopien erfüllt. Antisemitischer Weltkongreß. Von Hans Bauer. Die Antisemiten haben vor einigen Wochen zu Budapest einen internationalen Kongreß abgehalten. Eigentlich sollte über ihn nichts in die Oeffentlichkeit dringen. Man hatte seine Gründe. Ein rumänisches Blatt hat aber nicht dicht gehalten, und daher findet auch ein Teil der deutschen antisemitischen Blätter keine Veranlassung mehr, die Sache zu verschweigen. E, waren Vertreter aus Frankreich , Polen , Deutschland , Schwede«, England, Norwegen . Rumänien , Amerika , Italien an- » wesend, und diese Vertreter haben sich einmal ordentlich ihren Anti- semitismu, von der Leber heruntergeredet, was ja hier um so mehr »hne Sebertfe* und Zier«« geschehe» koame, als man vor gleich.
dummen Zuhörern sprach und also keine Gefahr lief, sich zu blamieren. Als Ergebnis der Konferenz sst zu buchen, daß volle Einmütig- teil erzielt wurde. Man war ein Herz und eine Seele. Es wurde feierlich festgestellt, daß die Völker der Welt leicht in Ruhe und Frieden miteinander auskommen könnten, wenn sie das Judentum ausstießen. Verwischt waren die nationalen Gegensätze. Die Deutschen saßen neben den Franzosen und Polen und sahen nicht ein, wieso man mit den Angehörigen fremder Völker nicht in Freund- schast auskommen könnte. Das waren doch alles liebenswerte Menschen ohne Fehl und Tadel, nicht besser und nicht schlechter als sie selbst. Gehörten sie mit ihnen nicht zusammen? War es nicht an der Zeit, daß in allen Völkern das heilige Gefühl der Brüderlich- teitsgesinnüng. der Erkenntnis der Schöpsungskameradschaft er- wachte? Man wurde sich der InterNationalität des menschlichen Herzens bewußt, der Sinnlosigkeit des Aufeinandereinhackens: kurz- um dessen, was eigentlich die Juden immer sagen, die ja auch ihrer internationalen und pazifistischen Gedankengänge wegen ordentlich vermöbelt wurden. Die völkischen Blätter vermuten, daß den Juden ein hell- samer Schreck in die Glieder fahre, wenn sie von dem internationalen judenfeindlichen Weltkongreß hören und von dem Unwillen der Nationalisten, sich länger gegeneinander ausspielen zu lassen, statt sich zugunsten einer internationalen Offensive gegen die Luden zu vertragen.... Die internationale Solidarität war bisher ein Gedanke, dessen hoher Schwung nicht zuletzt aus der erfreulichen Totsach» resultierte, daß antisemitische Dummtöpfe ihm fern standen. Ein Witzwort , das vor zwei Jahrzehnten aufkam, behauptete, aus dem Antisenntisnnis könne erst dann etwas werden, wenn ein tüchtiger Jude komme und die Sache in die Hand nehm«. Aber wehe der gerade von den Anti. femiten als jüdisch verschrienen Internationalität, wenn ein Anti- semit in ihr hcrumpfuscht!
Dresdener Zahresfchau und bildende Kunst. Zur Gewinnung eines plastischen Schmuckes der Iubiläumsgarten- b a u a u s st e l l u n g 1926 der Iahressckau Deutscher Arbeit Dresden wird ein« Reihe von Plastiken gebraucht, die an besonders bevorzugten Standorten innerhalb des zum Aus- stellungsgelände hinzugezogenen Teiles des Großen Gartens Auf- stellung finden sollen. Es werden Plastiken benötigt von etwa einem Meter an bis zur Ueberlebensgröße, wobei Einzelstücke in Frag« kommen wie auch Paare und einzeln« Reihen bis zu acht Stück gleich- artiger Plastiken. Die bildenden Künstler Deutschlands werden auf» gefordert, die Photographien ihrer Arbeiten der Iahresschau Deutscher Arbeit Dresden, Lennestrahe 3, baldmöglichst einzureichen. Eine Verbindlichkeit übernimmt die Iahresschau durch diese Ein- sendung nicht. Die Kosten für den Hin- und Rücktransport der auf Grund der eingesandten Photographien ausgewählten Plastiken werden zugesichert, eventuell auch ein Nnkostenzustfmß zur Beschaffung des vom Künstler verwandten Modellmaterials. Liedertafel Bersin-lvest. Das Herbsskonzert diese« kleinen, ober rührigen Ebors unter der bewährten Leitung Fritz Stempels fand im Sckiöneberacr Rathaus statt. Mag es bei strengeren. scknvierigen Chören, so dem„Märzwind",„Sturm", manchen kleinen „Wischer" abgeb«, so ist die überaus liebevolle Ausarbeitung asser
der Satz„in der jetzigen Zeit". Das Bild der Vereidiguno war auch nicht hervorragend, Hindenburg über den Farben Schwarz- Rot-Gold zu sehen." An anderer Stelle dieser Rede sogt Westarp dann: „Bei dem Charakter Hindenburgs ist es sehr schwer. Ein« fluß auf ihn zu gewinnen. Man muh da sehr vor- sichtig sein. Dorläufig folge ich dem Wort:„Dräng dich nicht zu deinem Fürst, wenn du nicht gerufen wirst". In der Diskussion fragte ein Herr W i e g o n d den Grasen Westarp , ob es die Sprengung der Deutschnationale n Volkspartei bedeutet, wenn bei dem Sicherheitspakt noch einmal ein 2 9. August komme. Nach dem Protokoll ant- wortet« Herr Graf Westarp darauf: „Ich als Porsitzender der Fraktion würde eine solche Entwick- lung nicht mitmachen. Eine Möglichkeit des Zusammenbleibens gäbe es dann nicht mehr." Herr Dr. Everling erklärt dann, an die 49 Gefolgsleute des Grasen Westarp bei der Ablehnung des Sicherheitspaktes glaube er nicht, im entscheidenden Augenblick würden es nur 6 sein, und diese würden dann eliminiert werden. Auchden Grafen Westarp würde man beseitigen. Der Plan, die Deutschnationale Volkspartei konservativ zu macbei-, sei infolge des 29. August mißglückt. Der Vorsitzende, Graf Seid- litz, erklärte hierzu:„Wenn auch wirklich nur 6 Abgeord- nete hinter dem Grafen Westarp stehen, so wird doch der Austritt der letzteren aus der Partei eine große Wirkung im Vvlke haben. Lösen sich aber, wie Graf W:slarv meint, 4 9 Ab» geordnete ab, so ist das gegebene Wort nicht mehr bindend, da die alte Deutschnationale Volkspartei dann ja nicht mehr besteht, und der Zusammenschluß zu einer Konservativen Partei wäre ge- geben."(Hört! hört! bei den Soz.) Noch deutlicher wird Herr Hering, der sagt:„Falls die Deutschnational« Volkspartei jetzt wieder versagt, so ist der Augen- blick zum Hervortreten unserer Partei gekommen. Da der Landes- [ verband Pommern , wie vorhin vom Geschäftsführenden Vorstands- Mitglied gesagt wurde, zuverlässig konservativ sein soll, so müßte sich unsere Partei von dort aus wieder ouftun. Ich glaube, daß eins nicht geringe Zahl deutschnationaler Reichstagsabgeordneter dem Grafen Westarp folgen werde." Meine Damen und Herren! Ohne mich in das Verhältnis der Deutschnationnlen Volkspartei zu ihrer Zelle, der Konservativen Partei, zu äußern, bin ich mir gewiß, daß wir hier vor der eigenl- lichen Quelle der Beschlüsse stehen, die die Deutschnationale Volks- Partei aus einer Befürworterin des Sicherheitspaktes bis auf 6 bis 7 Abgeordnete nach Herrn Dr. Everling zur einstimmigen Ablehnung gebracht hat. Die Partei über das Vaterland! Unser Entschluß, nun vor allem das Werl von Locarno zu voll- enden, läßt uns über die Tatsache hinwegsehen, daß wir uns einer Regierung gegenüber bestndea, die eiuew Trümmerhausen gleicht. Ich widerstehe also der Versuchung, die unheilvollen Erbschaften zu schildern, die Herr Schiele im Reichsministcrium de» Innern, Her.r von Schlieden im Reichsfinanzmintsterium. Herr Neuhaus in der Wirtschaft, Herr Frenke», der harmloseste unter den vieren, in der Justiz zurückgelassen hat. Ich will auch nicht sprechen von den Zuständen im A r b e i t s m i n i st« r i u m, dos auf dem besten Wege war, sich zu einem Arbeitgeberministerium zu entwickeln, ich will nicht sprechen vom Grasen Könitz und nicht davon, wie er die Landwirtschaft geschützt hat. Nicht einmal von Herrn G e ß l e r will ich sprechen und nicht davon, wie die Reichs- wehr die Republik schützt. Ich will von alledem nicht sprechen, weil ja dieser Rest von einer Regierung sich selber nur noch die Aufgabe zuerkennt, in London zu unterzeichnen und dann in Berlin zu verschwinden.(Beifall bei den Soz.) Aber zusammenfassend darf ich doch sesistellen. daß diese pe- wcscne Regierung, von der nur«och ein Schatten vorhanden ist, aus allen Gebielen versagt hat. abgesehen von dein einen, aus dem sie nach den Richttinien der Opposilion, nach den Richtlinien der Sozial- demokeatie marschierte, eben aus dem Gebiete der Außenpolitik. Es wird mm gesagt und anerkannt, daß Deutschland eine Regie- rung braucht, die auch innerlich zu Locarno steh t. Glauben Sie nicht, meine Damen und Herren, daß das so einfach sein wird, denn die Berträge von Locarno haben es. wenn der Ausdruck erlaubt ist, in sich. Das Ziel dieser Verträge ist der Schutz des Fr>«- dens. Aber der Friede ist nicht geschützt, sondern bedroht, wenn die Republik bedroht ist. Der Friede sst nicht geschützt, sondern bedroht, wenn sich die sozialen Gegen- s ä tz« unter dem Druck der Not bis zu einem Grade steigern, der zu Erschütterungen und dauernder Unruhe führt. Die Ausführung der
volkstümlichen Gesänge, namentlich nach einer vorbildlichen Textaus- sprach« hin, nicht zu verkennen. Gewisse Piano-Essekte und Etim- mungsausschöpsungen sind bei Fritz Stempel immer ein Genuß. Das Dahlke-Trio, bestehend aus den vortrefflichen, bekannten Künstlern Julius Dahlke, Kurt Vogel und Mar Schulz-Fürstenberg, erfreute die gutgelaunten Zuhörer mit mehreren Trios und Solo- stücken._ H. M. Armin T. Blegner Nest auf Einladung der V o l k S b ü d n e am DienS- tag, dem 1. Dezember, abend? 8 Übt, im Ritteriaal der Oper am König?» Platz, au? seinen Berken vor. Einlatzkarten M. 0.00. vi« voktsbiihne veranüallet am 28., abend?'1,8 115 r im Konzertsaal der Hochschule für Musik einen Schubert-?lbend, bei dem da? Havemann-Quartett„Der Tod und da? Mädchen' und da? Forellen- quintett unier Mitwirkung von Nrtnr Schnabel zum Bortrag bringen wird. Frau Schnabel singt Lieder, die Artur Schnabel begleitet. Zu der vslksbühne. Theater am vülowplah, findet am Freitag, dem 27. die Uraussübrung von Lonatlchar?tp'? Drama„Der b e- freite Don Quichotte" statt. Die Titelrolle spielt Friedrich Kahtzler. Regie: Fritz Holt Bühnenbilder und Kostüme: Edward Suhr. Zn der Schrifteoreihe„veutsche Liga für Völkerbund - fehlen dem A r ch I d der Sozialdemokratischen Barter, Berlin SB. 68, Linden- stratze 3 I?, die Flugschriften 3 bi? 6 und 14 ff. Um gefällige Einsendung gegen gleichwertigen Tausch oder gegen Bezahlung wird im Interesse der Sammlung gebeten. Graf keyserllvg spricht im Blüthnersaal am 25. Nov. über „Geschichte al? Tragödie", am 2. Dez. über„Die neuentitchende Welt" und am 5. Dez. über„Schicksal und Freiheit-, Karten bei der Äouzertdirektiou I. Borkon, Knesebeckslr. 14. VI« Semäldegalerle Karl TücoUA, Bictoriasiraße 26». hat in ihren Räumen eine Ausstellung deusscher Meister eröffnet, die einige der bs- deutendsten Werke von Ltcbermamr, Eorinth, Elcvogt, Trübner. Thom«, Menzel, Feuerbach, zeigt. Die neue Stinfthaudlung. Tauentzienstr. 6, zeigt vom 23. RovemSer bi? 15. Dezember von Paul Päschke Pastelle, Aerchnimze» und Radierungen au? Spanien . VI« Galerie Vr.Geld'chmIdk— vr.wallersteiu, Schöneberger Isser 84», zeigt in einer umfangreichen Reihe von Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen da? Werk von Ltzenel F«l»i«ger an? den Jahren 1323— 26. 3to Berel« für Deutsche » ümiflgewerde spricht a« 26. Rovember Dr. Dünlher Freiher v. Pechminn, München , über»Da« Kunst« gewerbe Europa?', Eindrücke und Ersahrungen ans den wter- nationalen Kunstgewerbeauistellnngen in Monza und Part? 1326. mit Licht» bildern. Der Lurtrag findet im Hörsaal de« alten Kunstgewerbemuseum?, Prinz-Albrecht-Tlratze 7», statt. Beginn pünktlich 8 Uhr abend». EintrUiS- karten am Saalewgang. Zrauzösisch« Ztardpalexpedttton. In Pari» wird ein« Expedition zur Erforschung de« Rordpoi» unter Führung de? Marineleutnant« Salle? gebüdet. Sie soll Ende April>326 von Dünkirchen au« nach Spitzbergen abgehen, da? ihr ais Operationsbasis dienen soll. Die Reise soll 4—6 Mo- nal« dauern. ver 41. valaeologeutougretz wird vom 7.-10. Avril 1326 in Aachen tagen. Die Grundthemata de? Kongresse? find:„Balneotherapie der Er» kiankungen der Gelente und Mutkeln" und„Indikationen der Schloesei» quellen". Dnm Idungen von Borträge» tauch von Richtmitgliedernl. die möglichst diese Grundlhemala bebandeln, find bi? zum 31. Dezember 1955 an den Generassekretär der Balneo logischen Gesellschaft. Herrn Dr. M a x Hirsch. Charlottenburg , Fraunboserstr. 16, zu richte». Zur Teilnahm« au dem Kongreß find auch Lichtmügiieder eingeladen.