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jeben sichtbar geworden, fobald der Entwurf in stärferem Maße 1 von den öffentlichen Arbeitsnachweisen ausgegangen wäre. Die Notwendigkeit einer Aenderung des Arbeitsnachweisgesetzes hätte sich dann zwangsläufig aufgedrängt. Anläßlich einer Besprechung dieses Gesezentwurfes im bayerischen Staats­ministerium für soziale Fürsorge am 11. November d. J. wurde der Entwurf von dem Bertreter des Verbandes der bayerischen Arbeitsnachweise, Dr. Fischer, als eine Halbheit ezeichnet. Er forderte eine Aenderung des Arbeitsnachweis sejeges in der Richtung einer Verstärkung des Mitbestim nungsrechtes der Arbeitgeber und Arbeitnehmer im öffent ichen Arbeitsnachweis, weil das Schwergewicht der Entschei­bung und damit die ganze praktische Tätigkeit doch der unteren Instanz, dem öffentlichen Arbeitsnachweis, verbleibe.

Bei der engen Verbundenheit von Arbeitsnachweis und Irbeitslosenversicherung wird man zu einer befriedigenden Lösung der Selbstverwaltung nur fommen, wenn der letzte und entscheidende Schritt durch Schaffung eines eigenen Selbstverwaltungstörpers getan wird. Es ist deshalb notwendig, die Arbeitsnachweisämter des§ 1 des Arbeitsnachweisgesetzes zu echten sozialpolitischen Selbstver­waltungskörpern, ähnlich wie die Ortskrankenkassen, zu machen. Diesen überläßt der Staat, wie es Professor Hoeniger nennt, die Erfüllung gewiffer öffentlicher Interessen als eigene An­gelegenheit. Der Staat beschränkt sich auf ein Aufsichtsrecht, das in der Beobachtung der Innehaltung der Gesezes besteht. Die Arbeitsnachweisämter regeln im Rahmen dieser Geseze ihre Aufgaben vollkommen selbständig. Sobald die Arbeits­nachweisämter diese echten sozialpolitischen Selbstverwaltungs. törper sind, fönnen sie auch sofort zu Trägern der Arbeits­lofenversicherung gemacht werden. Mit einem Schlage sind alsdann auch all jene Schwierigkeiten des Lastenausgleichs überwunden, wie sie der Gesezentwurf enthält. Die Arbeits­nachncisämter als Selbstverwaltungstörper und Träger der Arbeitslosenversicherung haben durch ihre oberste Instanz die Möglichkeit, auf dem Wege der Festsetzung eines einheitlichen Reichsbeitrages einen Reichsgefahrenausgleich zu schaffen. Erst die Schaffung solcher Selbstverwaltungskörper wird die Selbst verwaltung zur vollen Entfaltung fommen lassen und die Vor­aussetzungen dafür schaffen, daß Arbeitsnachweis und Arbeits­lofenversicherung ihre soziale Funktion erfüllen.

und wir dürfen vor teinerlei Ausgaben und vor feinerlei Opfer zurüd-| schreden, um es der Arbeiterklaffe des Westens zu ermöglichen, ihre Delegierten zu uns zu senden, damit wir ihnen zu der Ueberzeugung verhelfen fönnen, daß die Arbeiterklasse nach der Eroberung der Macht nicht nur imftande ist, den Kapitolismus zu zerstören, sondern auch den Sozialismus aufzubauen. Die Arbeiter des Westens, wenigstens sehr viele von ihnen glauben noch, daß die Arbeiterklasse ohne Bourgeoisie nicht auskommen tann. Dieses Borurteil ist die Hauptkrankheit der Arbeiterklasse des Westens, die ihr von den Sozialdemokraten beigebracht(!) wird. Wir werden por teinem Opfer zurückscheuen, um der westeuropäischen Arbeiter flasse die Möglichkeit zu verschaffen, sich davon zu überzeugen, daß wir der einzige Arbeiterstaat find, für den zu kämpfen und den gegen ihren eigenen Kapitalismus zu verteidigen sich für sie im Westen lohnt. In diesem Punkt werden wir teine Opfer ich euen."

Neberfallenen gelang es aber noch, um httfe zu rufen, worauf ehi Kalfattor herbeieilte, die Zellentür verschloß und das übrige Ge fängnispersonal alarmierte. Bei dem Berhör gaben die beiden Gefangenen an, daß sie von Leutnant Raphael zu der Tat an gestiftet worden seien und daß nach Glücken des Planes alle wegen der Fememorde im Landsberger   Gefängnis untergebrachten Häft­linge befreit werden sollten. Als Lohn war den beiden Straf­gefangenen die Summe von 3000 m. zugesichert worden. Die Ber handlung gegen die drei wird im Laufe des Jamuar vor dem Amts­gericht in Landsberg   a. d. W. stattfinden. Leutnant Raphael ist bekanntlich am Dienstag zusammen mit Oberleutnant Schulz und den anderen nach Berlin   übergeführt worden.

wie teine Opfer Rußland   und die Abrüſtungskonferenz.

Eindeutiger tann man sich nicht gut ausdrücken. Ruffen gebrauchen die Delegationen für ihre politischen 3 wede und lassen sich die Sache ruhig etwas toften. Stalin   setzt in seinem weiteren Bericht auseinander, daß sie noch mit vielen anderen Delegationen rechnen. Kein Wunder, denn naive Gemüter gibt es noch genug in der Welt, und warum soll man nicht mal eine Reife machen? Der wirf lichen Kenntnis und Erkenntnis der russischen Ver­hältnisse wird damit natürlich nicht im geringsten gedient.

Die Schweiz   sucht die Hindernisse zu beseitigen. Bern  , 31. Dezember.  ( Schweizerische Depeschen- Agentur.) Begen der Teilnahme einer sowjetrussischen Delegation an der vor. bereitenden Abrüstungskonferenz des Völkerbundes in Genf   richtete der Bundesrat an den Generalsekretär des Bölkerbundes ein Schreiben, in dem betont wird, daß der Vorsteher des politischen Departements in der Bundesversammlung wiederholt erklärt habe, der Bundesrat sei der Auffassung, daß zwischen den Beziehungen fremder Staaten zur Schweiz   und ihren Beziehungen zum Völkerbund scharf unterschieden werden müsse.

Der Stahlhelm im Gefängnis.iftehende Berhältnis würde demnach einer Beteiligung Sowjetruß­Verdächtige Organisationsversuche.

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Der Allgemeine Deutsche Beamtenbund schreibt uns: Seit einiger Zeit versendet eine Zentralstelle in Brandenburg   a. d. H. sogenannte Mitteilungsblätter für Gefängnis- und Strafanstaltsbeamte, in denen zum Beitritt für eine angeblich neue Organisation der Ge fängnisaufsichtsbeamten aufgefordert wird. Diese 3entralstelle scheint mit ziemlich großen Mitteln zu arbeiten, denn fie versendet an sämtliche Strafanstalten Preußens fortlaufend Agi­tationsmaterial. Wie wir aus einer Sonderausgabe der Bundes­nachrichten des alten Bundes der Gefängnis-, Straf- und Er­ziehungsanstaltsbeamten entnehmen, besteht die neue sogenannte Organisation aus 81 Leuten, die unmöglich die Mittel für die groß angelegte Agitation aufbringen fönnen.

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Das gegenwärtig zwischen der Schweiz   und Sowjetrußland be lands an den Genfer   Verhandlungen nicht im Wege stehen. Die Schweiz   erachte es als ihre Aufgabe, den Vertretern aller Staaten die Teilnahme an den Bölferbundskonferenzen auf schweizerischem Boden tunlichst zu erleichtern und den ihr notifizierten Dele­gierten jeden im Rahmen des Möglichen liegenden speziellen Schutz

zu gewähren.

Wenn man ruffischerseits behaupten wolle, dieser Schutz habe im Falle Moromsfi versagt, so wäre zu erwidern, daß Bo­romski den Schweizer   Behörden weder als offizieller noch als offiziöser Vertreter der russischen Regierung angemeldet worden war.

Briand gegen Abd el Krim  . Verhandlungen nur mit den einzelnen Stämmen. Paris  , 30. Dezember.  ( Eigener Drahtbericht.) Der Minister präsident Briand hat am Mittwoch in der Rammer anläßlich der Beratung der zusätzlichen Kredite für Marotto zur Frage des Friedensschlusses mit Abd el Krim Stellung genommen und erklärt, daß Frankreich  

jede Möglichkeit zur Befriedung Maroffos ergreifen werde. Frankreich   forbere teinen Finger breit vom Territorium des Rifs und verteidige lediglich sein Protektorats­gungen seien rechtzeitig Abd el Krim zur Kenntnis gebracht worden.

Die Führer dieses sogenannten neuen Verbandes sind fast durchweg Stahlhelmleute. Es ist ja nicht unbekannt, daß Russische   Studienfahrten. der Stahlhelm" verschiedentlich versucht, Beamte und Arbeiter ver­Die Sowjetregierung zahlt die Kosten. bandsmäßig zu organisieren. Wenn er aber jetzt daran geht, Ge­Die Debatten auf dem russischen Parteitag haben wenig fängnis- und Strafanstaltsbeamte zu organisieren, dann bekommt stens das eine Gute an sich, daß sie den bemitleidens die Tätigkeit des Stahlhelm" einen starten politischen Beigeschmack mert naiv gläubigen Meffafahrern vielleicht doch hier im Hinblick auf die Fememordprozesse. Sollten etwa ge­und da einmal die Augen darüber öffnen, daß es in Rußland   wisse Kreise den Versuch machen wollen, Beamte zu Dienstüber Brobleme und Schwierigkeiten gibt, und daß über diese Pro- fchreitungen zu verleiten oder sie sogar zu Befreiungsversuchen von bleme man sich nicht dann schon ein Urteil erlauben tann, ist 3eit, daß sich die zuständigen preußischen Behörden einmal mit gebiet. Die gemeinsam mit Spanien   festgesezten Friedensbedin und Borbereitung eine von der Regierung organisierte Rundreise Tatsachen steht; die Borgänge, die sich kürzlich in Landsberg   a. d. W. Dieser aber habe bisher Ausflüchte gebraucht, um Zeit zu mitgemacht hat. Die Arbeiterdelegationen nach Rußland   abgespielt haben, sollten doch zu denken Anlaß geben. dienen ganz bestimmten russischen Staatszweden. Sie sollen im Innern bei den russischen Arbeitern den Ein­druck erweden, daß das ganze europäische   Proletariat hinter der Sowjetregierung und ihren Methoden steht, und in Europa  follen sie Entlastungsoffensiven zugunsten der aggressiven russischen Ostpolitif ermöglichen. In seinem großen Bericht an den russischen Parteitag hat Stalin   das absolut eindeutig anerkannt. In diesem Bericht erklärt er ( Prawda" vom 20. Dezember):

Es ist auch wohl nicht überflüssig, zwei Worte über die Zahl der Delegationen zu verlieren, die unser Land besuchten. Ich hörte kürzlich, daß in der Moskauer   Parteikonferenz ein Parteigenojie dem Genossen Ryfom die Frage stellte:

Sind uns diese Delegationen nicht reichlich teuer gekommen? Genossen, so etwas auszusprechen, ist ganz unmöglich. Sprechen Sie niemals in diesem Geiste über die Arbeiterdelegationen, die zu uns fommen. Es ist eine Schande so zu sprechen. Wir können

Die Hände meiner Mutter.

Bon Theodor Thomas.

Als Junge habe ich vor den Händen meiner Mutter eine große

Scheu gehabt. Sie war Arbeiterin in einer Möbelfabrik, ihre Be­schäftigung bestand im Polieren ven fünstlich gebogenen Möbeln. Ihre Hände waren ständig mit einer dicken Kruste Politur bedeckt und die äzende Masse hatte große Riffe in die Innenflächen einge fressen. Bei rauher Witterung und Kälte stöhnte meine Mutter vor Schmerzen wie ein verwundetes Tier.

Kam sie abends nach Hause, dann hielt sie ihre beiden schwarzen, schmerzenden Flächen an den warmen Ofen; aber nicht lange, fie mußte ja nun ihre häuslichen Arbeiten verrichten, mußte in Soda­wasser pantschen, mußte hunderterlei Dinge tun, die sie jedesmal vor Schmerz aufschreien ließen. Ich sehe fie noch, wie sie stöhnend vor dem kleinen Waschzuber steht, ihre armen Hände aus der heißen, scharfen Brühe zuckend zurückzieht, weil die Wunden sie peinigen.

Küssen hätten wir diese Hände müssen, aber wir hatten Scheu vor ihnen, wir schämten uns ihrer.

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was

Einmal erinnere ich mich, daß die Mutter dem Vater übrigens selten vorkam streichelnd mit ihren Händen über das Ge­sicht fuhr. Da wurde er böse." Geh mit deinen scharfen Krallen weg, du zerkragt einem ja die Backen," schimpfte der Vater, der es viel­leicht gar nicht so meinte; aber die Mutter schlich tränenden Auges in die Küche und betrachtete ihre Hände.

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Das alles fiel mir erst später ein. Damals ja damals habe auch ich diese Hände verabscheut. Die Mutter, die von morgens sechs bis abends sieben an der Polierbank stand, die dann wie ein ge hettes Wild nach Hause stürmte, um die Kinder und den Haushalt zu versorgen, mußte dulden, daß ihre armen Hände verabscheut wurden. Wenn ich heute eine Dame sehe, die ihre gepflegten Finger chen wie ein kostbares Kleinod vor sich hält, die fast soviel Zeit an sie wendet wie einst meine geplagte Mutter an fremde Stuhlbeine, wenn ich sehe, wie Männer solche Finger füssen  , dann steigt mir immer das Bild meiner Mutter auf, an deren Händen das rohe Fleisch durch die schwarze Politurmasse schimmerte, diese Hand, die alle entrüstet wegschoben, wenn sie einmal zärtlich sein wollte. Wir Kinder schämten uns dieser Zeichen schwerer Arbeit. Gingen wir irgendwohin, wo die Mutter ihre Hände brauchen mußte ( gewöhnlich hielt sie sie schamhaft unter ihrem Umschlagetuch ver­borgen), dann wurde ich verlegen. Ja, die Mütter anderer Kinder hatten so schöne weiche, weiße Hände.

Ich erinnere mich, daß, wenn sie jemand die Hand zum Gruß bot, diese staunten ob der harten Berührung, sie schreckten ordent­lich auf. Das alles war für mich unangenehm, ich schämte mich meiner Mutter. Am schlimmsten aber traf es uns, daß wir von anderen Jugendfreunden deswegen gehänselt wurden. Kinder fönnen in solchen Dingen se hart sein. Deine Mutter ihre Pfoten sehen aus wie Afphalt." Solche und ähnliche Reden mußten wir

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gewinnen.

Der Fluchtversuch der Fememörder. Abschluß der Untersuchung.- Verfahren wegen Menterei. Geifeln und andere Maßnahmen dazu zwinge, ihm Gefolgschaft zu

Briand   schilderte Abd el Krim   dann als eine Art Räuber­häuptling, der mit Hilfe einer fleinen Armee von etwa 10 000 Mann die übrigen Stämme terrorisiere und durch Festnahme von leisten. Er habe verfucht, seine Propaganda über ganz Marofto und darüber hinaus nach Algerien   und selbst bis Syrien   auszu­der marokkanischen Grenzen den Einwohnern des Gebiets überlassen und die französischen   Truppen stünden nicht mehr in Konflikt mit den in Berbindung zu treten und mit ihnen Friedensverhandlungen zu Riffabylen. Frankreich   suche mit den einzelnen Stämmen führen. Abd el Krim fönne gegenwärtig nicht im Namen jämt­licher Stämme des Rifs Verhandlungen führen und nicht als deren Bertreter bezeichnet werden.

Landsberg   a. d. W., 30. Dezember.  ( BS.) Nach Abschluß der Untersuchung, die wegen des kürzlich unternommenen Fluchtversuchsdehnen. Gegenwärtig, so führte Briand   weiter aus, sei der Schutz 3meier Strafgefangener in Verbindunng mit politischen Untersuchungs gefangenen eingeleitet wurde, ist jetzt gegen die beiden Straf­sowie gegen den in die Fememordaffäre verwickelten Leutnant gefangenen, die einen Gefängnisbeamten überfallen hatten, Raphael Anflage wegen Meuterei bzw. Anstiftung bazu erhoben worden. Die Untersuchung hat ergeben, daß die beiden Gefangenen, die sich gemeinsam in einer Belle befanden, einen Hilfsauffeher nachts in ihre Zelle lockten und ihn, als er seine Schuhe in Ordnung bringen wollte, überfallen haben. Der Beamte wurde von dem einen Gefangenen am Halse gewürgt, während der andere ihm Revolver und Schlüsselbund entreißen wollte. Dem

hören. Wir schlugen wohl mal zu, aber ohne innere Wärme, wir spürten so etwas wie eine Berechtigung in diesen Anklagen. Es war für mich als Kind fast ein Erlebnis, wenn sich eine schöne meiche Frauenhand mit mir abgab, ich sehnte mich ordentlich da

nach.

Meines Lehrers Hände waren weich wie Samt und wie ein Kissen gepolstert, ich fand es als höchste Zierde, solche Hände zu haben. Eine Backpfeife sogar von ihm wurde durch sie veredelt, während, wenn meine Mutter zuschlug, es war, als ob man ein Brett ins Gesicht bekam. Das war der zweite Grund, der mich nicht zum Ohrfeigen. gegen die Hände meiner Mutter einnahm: sie eigneten sich wirklich

Oft hörte ich im Hause andere Frauen von den Händen meiner Mutter sprechen. Nicht immer nur aus Anerkennung dessen, was sie leisteten. Mutter war durch die Fabrikarbeit hart und furz, hatte keine Zeit zu Treppenhausgesprächen. Das machte die Frauen gegen fie eingenommen. Der Mutter geschah oft bitteres Unrecht, und ihre Hände beten Anlaß zu wißigen, harten Worten. Aber ich hatte damals nie recht den Mut, die Mutter zu ver. teidigen. Als ich dann verständig wurde, habe ich für die munden, armen Arbeitshände meiner Mutter freilich gute und dankbare Worte gefunden; aber es war spät, sehr spät für fie, fast zu spät.

Berlängerung des deutschen   Kunft- Ausfuhrschuhes. Die mit dem 31. Dezember b. 3. ablaufende Verordnung über die Ausfuhr von Berlängerung des deutschen   Kunst- Ausfuhrschuhes. Die mit dem Kunstwerken ist nach sechsjähriger Dauer vom Reichsrat jegt um ungünstigen Wirtschaftsverhältnissen befürchtet wird, daß eine Nicht zwei weitere Jahre verlängert worden, da unter den gegenwärtigen verlängerung die Abwanderung von Kunstwerken ins Ausland fördern könnte. Die Genehmigungspflicht gilt daher weiter bis 31. Dezember 1927 gemäß der Berordnung vom 11. Dezember 1919. Genehmigungspflichtig ist die Ausfuhr der in einem Verzeichnis besonders aufgeführten national wertvollen Kunstwerfe". Gegen dieses Verzeichnis aber, nicht minder gegen seinen vor einem Jahre ausgearbeiteten Nachtrag sind von den besten Sachkennern der öffentlichen Sammlungen, des Kunsthandels usw. die schwersten Bedenken erhoben worden; ebenso gegen die Art des Verfahrens bei den Genehmigungen, besonders denen der letzten Zeit. Die schmerzliche Liste der noch in diesem Jahre abgewanderten Dinge, voran der Raphael aus Berliner   Privatbesig, der Roger van der Beyden aus Dessau  , der eine Rembrandt   aus der beinah legten großen Berliner   Privatsammlung vor dem Kriege, die noch nicht aufgelöst war, der Sammlung Kappel, all das sollte jetzt warnen. Wenn die Verlängerung der Verordnung überhaupt einen Sinn haben soll, muß die Art des Verfahrens bei solchen Genehmigungen von Grund aus geändert werden.

Der amerikanische   Finanzberater in Warschau  . Der amerita­nische Finanzberater, Professor Kemmerer, ist in Warschau   einge troffen.

noch immer die Benutzung verhindert, weil man in der Kaserne vergessen hat, ihn abzulösen. In den verschiedensten Variationen findet man diese kleine Anekdote bei allen Bölfern und in allen Ländern, und der Cri de Paris" fann sie jetzt seinen Lesern in aktueller Fassung vorsezen: Ein Reisender, der in einem Luruszug quer durch Europa   fährt, wünscht auf französischem Boden eine Beitung zu taufen. Man sagt ihm aber, daß der Verkauf von Büchern und Zeitungen auf derartigen internationalen Zügen ver boten sei. Beschwerde bei der zuständigen Schlafwagengesellschaft, die dem Reisenden bestätigt, daß es sich hier um eine behördliche Ber­fügung handle, und daß dagegen nichts zu machen wäre. Die Schlaf­wagengesellschaft aber, die jetzt selbst gern wiffen möchte, was es mit dem merkwürdigen Berbot auf sich hat, stellt nun Nachforschun­gen danach an. Im französischen   Ministerium der öffentlichen Arbeiten, dem das Eisenbahnwesen untersteht, findet man nach längerem Suchen, daß das Berbot seinerzeit vom Minifferium des Innern ausgegangen sei. Also ran ans Ministerium des Innern! Hier große Aufregung, da zunächst kein Mensch weiß, was eigent­lich los ist; endlich gelingt es einem Beamten nach tagelangem Aftenstudium, ein neun Jahre altes Rundschreiben zu entdecken, in welchem der Verkauf von Büchern und Zeitungen für gewiffe 3üge verboten wurde, weil man ermittelt haben wollte, daß solcher Zeitungshandel in Zügen, die über die Landesgrenzen fuhren, während des Krieges wiederholt zu Spionagezwecken ausgenugt wurde. Wohlverstanden, während des Krieges! Inzwischen hat es einen Waffenstillstand und einen Friedensschluß gegeben, daneben Dugende von Konferenzen und Battdiskussionen bis zu Locarno  herunter aber das Zeitungsverkaufsverbot besteht immer noch. Immerhin ist es möglich, daß man es jetzt aufheben wird.

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die seit langem mit Spannung erwartete amerikanische, in eng­Jazz- Oper- Premiere in Chikago. Dieser Tage ging in Chikago lischer Sprache gesungene Oper in Szene. Seit Monaten hatte die Gesellschaft der Stadt des großen musikalischen Ereignisses geharrt, das die Erstaufführung dieses Werkes des Bostoner   Komponisten Frank Harling darstellte. Der Zuschauerraum war denn auch bis zum legten Plaz von einem eleganten Publikum besetzt, und der Erfolg des von dem Komponisten selbst geleiteten Wertes hat in den Annalen der Chikagoer Oper nicht feinesgleichen. Als der Borhang zum letztenmal fiel, stürmten Hunderte von eleganten Damen der Gesellschaft den Orchesterraum und stürzten sich auf den Komponisten, um ihn zu umarmen. Es kam zu einem wahren Handgemenge, bei dem der arme Musiker so mitgenommen wurde, daß er schließlich ohnmächtig umsant. Troß dieser Demonstration des weiblichen Geschlechts nimmt die Kritik der Oper Harlings gegenüber einen durchaus ablehnenden Standpunkt ein. Die Mujit­frititer find einig in der Meinung, daß die Oper Harlings, in der Foxtrottmelodien und die Rhythmen anderer Modetänze bis zum Ueberbruß wiederholt werden, einer fünstlerischen Wertung nicht standhalten könne.

strichenen Bank und von dem Bosten  , der als Schildwache vor diese Ausdauer. Man fennt das Geschichtchen von der grün ange­Eine Ausstellung der revolutionären Kunft des Abendlandes organisiert frisch gestrichene Bank gestellt wird, um darauf zu achten, daß sich nie­bie Staatsakademie für Kunstwissenschaften in Mostau für das Frühjahr mand auf die Malerei sege, weil die Kommißhosen darunter leiden 1926. Sie will in Driginalen oder photographischen Reproduttionen alle fönnten. Und man weiß aus dem Schluffe jenes Geschichtchens, daß Kunstgebiete von jedem Gesichtspuntte her zeigen: Die großen Künfte die Bant schon längst wieder trocken ist, der Posten aber pflichtgemäebenjo wie Theaterinfeenierungen, Zang, Rino, Blalat, Sriti nito.