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Edeners Dorwürfe gegen Preußen.

Ein bedenklicher Unfall Edeners.

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Der polnische Parteitag.

Eröffnungssitzung im Warschauer Rathaus.

Die BTB.- Meldung über Edeners Rede in Stuttgart   hatte den Anschein erweckt, als habe Edener es vermieden, sich die un­gerechtfert gten Angriffe auf die preußische Regierung, die in der Tägliden Rundschau" und in der Telegraphen­Union" rschienen, zu eigen zu machen. Er hatte danach aner­fannt, daß die Sammlung für die Edener- Spende in weiten Teilen Preußens in Gang gekommen sei, während in reaktionären Staaten wie Mecklenburg  , Bayern   und Thüringen   noch nicht einmal der An­fang gemacht werden konnte. Inzwischen sind andere Berichte über die Rede in der Deffentlichkeit erschienen, aus denen, wenn sie den Tatsachen entsprechen, hervorgeht, daß in der ersten WTB.- Mel­bung wichtige Teile der Rede nicht erwähnt wurden. Nach diesen nachträglichen Meldungen hat Edener von einer SaUeberlaffung des Rathauses durchgesetzt. botage feiner Sammlung durch die preußische Re­gierung gesprochen. Dazu bemerkt der Preußische Pressedienst": am Abend des 29. Dezember in Stuttgart   eine Rede gehalten, Nach übereinstimmenden Presseberichten hat Herr Dr. Edener in der er gegen die preußische Regierung den Vorwurf erhob, die Zeppelin- Spende sabotiert zu haben. Herr Dr. Edener teilte in der Rede mit, daß die preußische Regierung von Anfang an teine Sympathien für die Sammlung gehabt habe er sprach von einer eifigen Sympathielofigkeit und faßte seine Kritik dahin zu Jammen, daß das Verhalten der preußischen Regierung über alles erlaubte und entschuldbare Maß hinaus. gegangen sei." Weiter bezeichnete er die Handlungsweise des preußischen Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, der im Einklang mit der Haltung des Gesamtministeriums Schulfammlungen nicht zugelassen und auf genauer Durchführung der Anordnung bestanden hat, als ein Berbrechen am Werke des Grafen Zeppelin und an der Seele der Kinder". Dieje in jeder hin sich unberechtigten, jedes Maß übersteigenden Angriffe des Herrn Dr. Edener müssen auf das schärfste zurüdgewiesen

werden.

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Herr Dr. Edener ift aus seinen Berhandlungen mit den leitenden Persönlichkeiten der Reichs. und der preußischen Regierung genau darüber informiert, daß es sich nach deren Auf feffung hier nicht um Fragen der Sympathie für das große und unvergängliche Wert Beppelins handelt, das der Reichs­und der preußischen Regierung nicht minder hoch steht als der großen Maffe des deutschen   Boltes. Herr Dr. Edener ist aber auch feinen Augenblick von den mit ihm verhandelnden maßgebenden Herren der Reichsregierung und der preußischen Regierung darüber im Zweifel gelassen worden, daß der gegenwärtige 3eitpunkt der drückendsten wirtschaftlichen Rot und der täglich ansteigenden bedrohlich großen Arbeitslosigkeit der dentbar un geeignetste für eine Sammlung ist, die fich ausdrücklich an die breiten, heute schwer genug um die naďte Eristenz fämpfenden Massen wendet. Differenzen bestanden und bestehen hier alfo ledig lich- und dies gerade im wohlverstandenen Interesse des Gelingens der Sammlung über den Zeitpunkt. Wenn Herr Dr. Edener trotz alledem und in genauer Kenntnis der Gründe, die übereinstim­mend in der Reichsregierung und preußischen Regierung von Anfang an maßgebend waren, von Sabotage" spricht, so beweist das nur, daß er lediglich sein ihn völlig erfüllendes Einzelproblem fieht, aber nicht imftande ist, zu verstehen, daß eine Regierung über noch fo wichtige und hochbedeutende Einzelfragen hinaus die Gesamt­intereffen zu wahren hat. Diese Gesamtintereffen aber mußten es geboten erscheinen laffen, nicht gerade jezt, in der Zeit der bittersten Not, den Versuch zu machen, fie ben Millionen Mart für einen Luftschiffbau und eine Expedition nach dem Nordpol   aus den breiten Massen des Volkes herauszuziehen. Als Herr Dr. Edener froh der ihm bekannten begründeten Bedenken der Reichs- und der preußischen Staatsregierung und ungeachtet der noch nicht er­teilten formellen Genehmigung mit den öffentlichen Sammlungen begonnen hatte, hat nachträglich die preußische Staatsregierung im Einvernehmen mit der Reichsregierung die Ge nehmigung für die Sammlung in bestimmten Grenzen erteilt, um den zugrundeliegenden Gedanken nicht zu schädigen. Für das Berbot der Schulsammlungen bestanden schwerwiegende Gründe. Wenn heute in den Schulen unter dem ftarten moralischen Druck, der bei einer derartigen Gelegenheit ausgeübt wird, gejam­melt wird, so bedeutet das für Hunderttausende von Kindern der Arbeitslofen und Minderbemittelten, die ihren Kindern heute auch nicht ein paar Pfennige mitgeben fönnen, eine überaus schlimme und peinliche Demütigung. Diefe Berbitterung und im höchften. Grade unsozial wirkende Zurücksetzung sollte diesen zahlreichen Kindern und deren Eltern durch das Schulfammlungsverbot der preußischen Regierung erspart bleiben. Es ist ungemein bedauerlich, daß Herr Dr. Edener, gerade, wenn er von der Kindesseele spricht, sich in einer Rede so weit hinreißen läßt, dieses sozial not mendige und pfychologisch richtige Verhalten der preußischen Re­gierung als ein Berbrechen an den Rindern" zu bezeichnen." Herr Eckener hat diese bitteren Worte verdient. Seine faft mo. nomane Einstellung und seine Verständnislosigkeit der sozialen Not der Zeit gegenüber sind nicht geeignet, feiner Sa che neue Freunde zu werben. Auffällig ist es, daß Herr Edener feine nicht ernst zu nehmenden Ausfälle einseitig an die Adresse der preußischen Re­gierung richtet. Sollte seine politische Ahnungslosigkeit so weit gehen, daß er zwischen Reichs- und Landesbehörden nicht unter scheiden fann?

Deutschlands   Kampf im Völkerbunde.

Ein Ausblick des Reichsaußenministers. Karlsruhe  , 31. Dezember.  ( TU.) In der Badischen Presse" ver öffentlicht Reichsaußenminister Dr. Stresemann zur Jahreswende einen Artikel, in dem er u. a. schreibt: Den Vorwurf der Passi. vität wird man der deutschen   Außenpolitit insbesondere hinsicht lich des vergangenen Jahres nicht machten können. Man hat im Gegenteil die Frage aufgeworfen, ob der Zeitpunkt der deutschen  Aftivität, die in Berbindung mit dem deutschen   Sicherheits. angebot zum Ausdruck fam, nicht ein zu frühes Eingreifen in die werdenden neuen Verhältnisse gewesen sei. Legten Endes wird erst die kommende Entwicklung darüber entscheiden fönnen, ob der Zeitpunkt der deutschen   Initiative richtig gewesen war. Man wird bei einet Stritit nicht vergessen dürfen, daß der Weg, den Deutschland   in den letzten Jahren zurückgelegt hat, doch vieles be­feitigt hat, was die Bergangenheit unerträglicher er­fcheinen ließ, als die Gegenwart.

Pessimisten sprechen davon, daß Deutschland   im Völker. bund nur eine untergeordnete Rolle spielen und für die deutschen   Interessen, insbesondere auch für die deutschen   Minder­heiten im Auslande nichts würde leisten fönnen. Daß der wei­

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Warschan, 31. Dezember.( Eigener Drahtbericht.) Im Rat- national, well fie vor allem ihr eigenes Bolt lleben, darum fönnen aus der schönen Hauptstadt Polens   trat heute der 20 Partei fie auch andere Völker verstehen. Wels' deutsche Rede wurde von tag der Sozialistischen Partei Polens  ( PPS.) zusammen. Der den meisten Delegierten verstanden und oft durch Beifall herrliche Saal und sein Aufgang waren mit zahlreichen roten unterbrochen. Wels schloß mit einem Hoch auf die Inter. Fahnen der Parteiorganisationen geschmüdt. Die 200 Dele nationale. Die Arbeiterkapelle stimmte die Internationale an gierten, unter denen verhältnismäßig menig Frauen zu sehen und der ganze Barteitag erhob sich. find, füllen den Sizungssaal der Stadtverordnetenversammlung. Es folgten weitere Ansprachen von Dr. Soutup Prag, eines Die Stadtverordnetenmehrheit ist nationaldemokratisch, d. h. Klerikal Bertreters der Sozialdemokratie in der tschechoslowakischen Proving und nationalistisch, aber die Warschauer   Gemeindefraktion hat die Rarpato- Rußland, des Genoffen Dan von der ruffischen Sozialdemokratie, Victor Tschernoff von den Sozial­Gegen Mittag eröffnet die von der Arbeiterkapelle hinreißend revolutionären und Gegetschkoris im Namen der georgi. vorgetragene Barsha wianta", das in der Russenzeit mit ichen Genossen, wobei der Rongreß in stürmische Dvationen für die drohte Kampflied, die Tagung, worauf Genosse Daszynfti sprach Abg. Genoffe Rronig aus Lodz   für die deutschen   So. Berbannung aller seiner Sänger oder Spieler nach Sibirien   behen Genossen, wobei der Kongreß in stürmische Ovationen für die Märtyrer der sozialistischen   Sache im Rautafus ausbrach. Dann den Parteitag mit einer längeren Ansprache eröffnet. Er meist zialdemokraten Bolens, Genoffe Mau für die Sozialdemo auf die schwere Wirtschaftskrise hin, unter der Bolen jetzt fratische Partei Danzigs  , wobei er hervorhob, daß die Beziehun leidet. Er begründet den Eintritt der polnischen Genossen in die gen Danzigs   zu Polen   sich seit dem Eintritt unserer polnischen Ge Regierung, und er heißt die zahlreichen ausländischen Dele- noffen in die Warschauer   Regierung bedeutend gebessert haben. gierten mit großer Herzlichkeit willkommen. Unter stürmischem Bei Schließlich sprach noch ein Vertreter der polnischen Genossen in fall ruft er ihnen zu, daß sie sich in der Polnischen   Sozialistischen Schließlich sprach noch ein Vertreter der polnischen Genossen in der Tschechoslowakei  , der über die Tschechisierungspolitit Partei wie in ihrer eigenen Partei zu Hause fühlen Klage erhob, sowie ein Vertreter der jüdisch- sozialistschen sollen. Die Mitteilung, daß der Vorsitzende der deutschen   Sozial Parteien, sozialistischen Akademiker und der Jugendlichen. demokratie, der Genosse Wels, erschienen ist, wird mit stür­mischem Beifall aufgenommen. Daszynski schließt seine Rede mit einem begeisternden Aufruf zum Kampf, und der Arbeiter chor auf der Galerie fällt mit der herrlichen Weise der Roten Fahne" ein.

Nach einer Ansprache des sozialdemokratischen Fraktionsvorfigen den im Rathause überbringt Genosse Wels, lebhaft begrüßt, die Grüße der sozialistischen   Arbeiterinternationale und der deutschen   Sozialdemokratie. Er erinnert an die herz­lichen Worte und bie brüderliche Aufnahme des polnischen Genoffen Dr. Diamand auf dem Parteitag in Heidelberg   und hebt dann das gemeinsame Interesse aller Bölfer Europas   an einer Wirtschaftsgemeinschaft hervor. Er sagt unter anderm, daß die psychischen Manern, die zwischen den Deutschen   und Polen  noch bestehen, von den sozialistischen   Parteien niedergeriffen werden müssen. Die Sozialisten find aus vollem Herzen inter­

ten anderen Erdteilen legt den Gedanken wirtschaftlichen Zusammen­wirtens nahe, der auf polifischem Frieden aufgebaut werden muß. Che wir an Zukunftsentwicklungen unserer Zeit denken können, die das Selbstbestimmungsrecht der Völker wiederherstellen, müssen wir die Leidenszeit derjenigen abkürzen, die heute noch im Rheininad, in der Pfalz   und an der Saar   unter fremder Willtür leiden.

Es ist die Frage aufgeworfen worden, ob man größere außen­politische Erfolge mit einer& ints mehrheit oder einer Rechts­mehrheit erreichen fönne. Je stärker in der Welt der Gedante lebendig ist, daß das deutsche   Bolt nach den Folgen des verlorenen Krieges und der Erschütterung der Revolution sich wieder zu einem Deutschland   zusammengefunden hat, daß die Frage seiner Lebens. intereffen teine Barteien fennt, um so starter wird Deutsch  lands Außenpolitit sein tönnen. Wir wissen nicht, ob wir in der Sufunft nicht diese Einheit des deutschen   Boltes noch oft brauchen."

Der bayerische   Verfassungsbruch. Die Reichsregierung wartet ab, statt einzuschreiten. Zu den Titelverleihungen durch die bayerische   Regie rung, die zurzeit in verschiedenen Tageszeitungen einer Kritik unter 30gen werden, wird amtlich mitgeteilt:

Die Reidsregierung hat bisher stets die Auffaffung vertreten, daß bloße Ehrentitel nach Artifel 109 Abs. 4 der Reichsver faffung nicht verliehen werden dürfen und hat diese Auf­faffung auch gegenüber der bayerischen   Regierung, die die Ber­faffungsbestimmungen anders auslegt, zum Ausdrud gebracht. Die Reichsregierung hat aber von einer Austragung dieser Meinungs­verschiedenheit etwa durch Anrufung des Staatsgerichts. hofes für das Deutsche Reich abgesehen, weil beachtliche Stimmen laut geworden sind, die eine Aenderung der erwähnten Verfassungsbestimmung wünschen. So hat der Ausschuß des Reichs­tags für den Reichshaushalt im Sommer 1925 einen Antrag der Abgg. Dr. Schreiber, Ersing und D. Mumm angenommen, der die Reichsregierung ersucht, einen Gefeßentwurf vorzulegen, der die Berleihung von Titeln von Reichs wegen regelt. Das Plenum des Reichstages hat zu dieser Entschließung noch nicht Stellung ge­nommen. Erst wenn dies geschehen ist, wird die Reichsregierung, je nach der Stellung des Reichstages, sich darüber schlüssig machen fönnen, ob ein Anlaß vorliegt, die Meinungsverschiedenheit mit Bayern   über die dortigen Titelverleihungen zum Austrag zu bringen.

Die Argumentation der Reichsregierung ist sehr mert würdig. Sie läuft auf die Duldung eines Verfassungs­bruchs hinaus, weil ,, beachtliche Stimmen laut werden", die fich gegen die Bestimmung der Verfassung aussprechen. Die bayerische Regierung hat ihre verfassungswidrige Titelverordnung erlassen, obgleich die Reichsgesetzgebung fich mit der Titelfrage beschäftigt- mit der Titelfrage beschäftigt- um so mehr hätte die Reichs­regierung Anlaß gehabt, die Verfassung gegen die bayerische  Willfür zu schüßen. Es handelt sich nicht um eine Mei­nungsverschiedenheit" darüber, ob die bayerische   Verordnung mit der Reichsgesetzgebung im Einflang steht, sondern um eine flare Berfassungsverletzung.

Verminderung des belgischen Heeres.

Dienstzeit 10 Monate.

Brüffel, 31. Dezember.( TU.) Gestern abend wurde in der Kammer das neue Militärgesetz mit 119 gegen 10 Stimmen

angenommen.

Das stehende Heer beträgt danach 77 300 Mann, was eine tere Weg Deutschlands   bei seinem Zusammenwirken mit den fühwird die Dienstzeit von zwölf auf zehn Monate und für Verminderung um 5300 Mann bedeutet. Für die Infanterie renden Mächten des Bölkerbundes ein dornenvoller sein wird, daß jeder Schritt vorwärfs nur erfämpft werden fann im Kampfe die technischen Truppen von dreizehn auf zwölf Monate herabgefeßt. gegen Boreingenommenheit und andersgeartete Einstellung, ist klar. Darauf vertagte sich die Rammer bis zum 19. Januar. Aber wer den Weg verfolgt, der nach Locarno   geführt hat, wird nicht

bestreiten, daß die zurüdgelegte Strede zur Wiedererlan- Frankreich gung einer anerkannten Stellung unter den Mächten richtig gesehen Frankreich   lehnt Abd el Krims Angebot ab.

doch eine verhältnismäßig rasche und zielbewußte gewesen ist. Angesichts des vollkommenen Zusammenbrechens des inneren Rredits ist es für eine Generation notwendig, ausländische Mittel in Landwirtschaft und Industrie strömen zu lassen. Diese Mittel hätten wir niemals befommen ohne eine internationale Lö­sung der Reparationsfragen. Die Unterlegenheit vieler europäischer Staaten gegenüber den großen durch den Weltkrieg nicht gefchwäch

Cunnings Friedensversuch.

Paris  , 31. Dezember.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Blätter veröffentlichen heute morgen den Brief, den der Abgefandte Abd el Krims, Cunning, an Briand   gerichtet hat. Dieser Brief zählt die Schritte auf, die Cunning bei verschiedenen französischen   Persön lichkeiten, insbesondere bei Painlevé   und Malon noch im Dt. tober im Sinne einer Vermittlung zwischen der franzö.

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Am Nachmittag erstattete Abg. Genosse Berl, der Chefredakteur des Warschauer sozialistischen Sentralorgans Robotnit", den Bericht der Parteileitung, worauf Abg. Genosse Bar lizti den Fraktionsbericht gab. Beide Redner sprachen u. a. gegen das Verlangen der linken Parteigruppe, daß bei der Nicht­erfüllung gewisser Forderungen die Partei aus der Regierung wieder austreten solle. Genoffe Perl gebrauchte dabei das Wort, daß man mit einer Revolution auch nicht die geschlossenen Fabriten wieder eröffne. Er unterließ aber nicht, auch gewisse Fehler führender Parteigenossen zuzugeben. Schließlich sprach Genoffe 3 ulawiti, der Führer der polnischen Gemertschaften, über die Wirtschaftslage.

Am heutigen Abend veranstaltet die Barschauer Parteiorganis fation im Parlamentsgebäude ein Silvesterbantett zu Ehren des Kongresses.

fischen Regierung und Abd el Krim   unternommen hat. Cunning habe sich daraufhin nach Marotto begeben und sei dort vor seinem Busammentreffen mit Abd el Krim von dem Generalresidenten von Maroffo, Steeg  , empfangen worden. Es sei ihm gelungen, so führt Cunning in seinem Schreiben aus, Abd el Krim   zu bewegen, sich mit dem 3ugeständnis der abmènistrativen Autonomie zu begnügen und seine ursprüngliche Forderung nach Unabhängigkeit des Rifs fallen zu laffen. Das Schreiben schließt mit dem Hinweis darauf, daß Cunning nunmehr nach Paris   gekommen sei, um die genauen Friedensbedingungen Frank. reichs fennen zu lernen.

Wie das französische Auswärtige Amt mitteilt, ist dieser Brief gestern abend mit der Weigerung, auf die Bermittlungsvor schläge Cunnings einzugehen, beantwortet worden.

Die Kammerdebatte über Marokko  . Baris, 31. Dezember.  ( Eigener Drahtbericht.) Im wetteren Berlauf der Debatte über Marotto in der Kammer, die gestern den ganzen Tag über andauerte und sich bis in die späten Abend­stunden hinzog, erklärte fich Genosse Renaudel im Namen seiner Fraktion gegen die Räumung des französischen   Protektorats. gebietes, forderte aber die Regierung auf, den Friedensschlus zu beschleunigen. Frankreich   müffe offiziell seine Friedens. bedingungen Abd el Krim   mitteilen. Renaudel machte der Regie rung zum Vorwurf, daß ihre Marrottopolitit durchaus untlar sei. Deshalb könne die sozialistische Partei nicht für die Kredite stimmen.

Die Rammer hat in einfacher Abstimmung die Zufakkredite für Maroffo bewilligt.

Verschwörungen in Südrußland.

500 Weißgardisten verhaftet.

Aus Odessa   wird gemeldet, daß in Südrußland Massena nerhaftungen unter den nach Rußland   zurückgekehrten früheren Offizieren der weißen bolschewiftenfeindlichen Armeen stattgefunden haben. Die Verhaftungen sollen vorgenommen worden sein auf Ver­anlassung des Untersuchungsrichters, der mit der Aufklärung der Er. mordung des roten Kommandeurs Rotowiti betraut ist. Die Bolschemiften sollen eine Organisation zur Beseitigung hervor. ragender bolfchemistischer Heerführer entdeckt haben. Außer in Odessa  fanden Verhaftungen auch in Gewastopol und Simferopol   statt. Ins gesamt wurden gegen 500 frühere Offiziere verhaftet. In der Gegend von Tiflis   hat die Tscheka   sämtliche Eisen. bahnregimenter entwaffnet, weil die Gefahr eines Aufruhrs bestehen soll.

Bruhn und Holstein.

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Herr Wilhelm Bruhn  , Herausgeber der Wahrheit", hat den Fall Holstein für die Deutsche Tageszeitung" entdeckt. Das besondere Berhältnis des Herrn Wilhelm Bruhn   zur Wahrheit" hat es nicht zugelassen, daß er der Wahrheit über Holstein aus dem Wege ging. Aber was für eine Wahrheit hat er über Holstein ver breitet!

Holstein hatte nichts mit den rechtsgesinnten Kreisen zu tun, Holstein war feine Potenz des taiserlichen Systems, Holstein war ein Außenseiter, Holstein war ein Hardenfreund. Er war, wie Herr Bruhn sagt, ein Förderer der Wegbereiter der deutschen   Re­publit. Der Ruhm der Hamburger Nachrichten", die aus Holstein einen Sozialdemokraten gemacht haben, hat Herrn Bruhn nicht schlafen lassen.

Herr Wilhelm Bruhn  , Herausgeber der Wahrheit", rückt aus Reinlichkeitsbedürfnis von Holstein ab. Er schlägt an die Brust und ruft: Herr, ich danke dir, daß ich nicht bin mie jener da!" Er spricht in der Deutschen Tageszeitung" im Namen der Deutschnationalen, im Namen der Rechtsgesinnten, im Namen des faiserlichen Systems Herr Wilhelm Bruhn  .

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Nachdem die deutschnationale Presse Herrn Bruhn zum Ber­teidiger des alten Systems und der Deutschnationalen im Falle Hol stein bestellt hat, dürfen wir fagen, unbeschadet der Tatsache, daß Holstein ein Repräsentant des taiserlichen Systems mar: es gab teine beffere Charakteristik für die Deutschnationalen und die Leute des alten Systems, als die Wahl dieses Verteidigers, des Herrn Wilhelm Bruhn  .

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