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höchstsah von 2 Broz. mit dem Beitragsauffommen nicht aus­zukommen ist, soll der Reichsarbeitsminister mit Zustimmung des Reichsministers der Finanzen Darlehen nach Maßgabe der verfügbaren Mittel gewähren. Das ist natürlich eine un­haltbare Bestimmung. Das Reich hat die Pflicht, in erheblichem Umfange die Lasten für die Unterstützung der Arbeitslosen zu tragen; es darf nicht die Gesamtlast auf die Schultern der Werftätigen abwälzen und so im Grunde genommen diese für die Arbeits­losigkeit verantwortlich machen. Deshalb muß für die fünftige Arbeitslosenversicherung gefordert werden, daß bei so tatastrophaler Gestaltung des Arbeitsmarktes Reich und Länder in erheblichem Umfange zur Lasten­tragung herangezogen werden.

Die gegenwärtige Regelung der Lastendeckung in der Ver­ordnung über Erwerbslosenfürsorge ist ebenfalls änderungs­bedürftig. Die Beihilfen des Reichs und der Länder treten erst dann ein, wenn der notwendige Aufwand der Erwerbs­Icfenfürsorge mit einem Beitrag von 3 Proz. des Grundlohnes nicht gedeckt werden kann. Diese Bestimmung ist bisher nicht als so drückend empfunden worden, weil eine solche Beitrags­erhebung prattisch bisher nicht in Frage gekommen ist. Jetzt ist man jedoch im ganzen Reich bereits dazu übergegangen, diesen Höchstbeitrag festzusehen, damit die Beihilfen des Reichs und der Länder in Kraft treten fönnen. Die Arbeiter und Angestellten empfinden diese. Belastung mit Recht als zu hoch. Kennzeichnend für diese Stimmung ist der fürzlich vom Ver­waltungsausschuß des Landesarbeitsamts Preußen gefaßte einstimmige Beschluß. Es wird darin erklärt, daß eine Be­lastung von 3 Proz. für die Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine zu hohe Belastung darstellt. Der Berwaltungsausschuß vertritt einstimmig die Auffaffung, daß die Last von der Allgemeinheit in größerem Umfange mit getragen werden muß und deshalb der höchst zu lässige Beitrag als Voraussetzung für die Gewäh­rung von Reichs- und Staatsmitteln auf höchstens 2 Broz herabzusehen ist.

Man fomme uns nicht mit dem Einwand, daß angesichts des ungeheuren Heeres der zu unterstützenden Arbeitslosen die Staatsfinanzen das nicht zulaffen. Wir haben einleitend gezeigt, wie bisher fast die gesamte Arbeitslojen unterstügung aus Beiträgen gebedt worden ist. Die Herabfegung des Höchstsatzes auf 2 Proz. brauchte nicht einmal ein finanzieller Ausfall sein, Es wäre nur notwendig, alle Beitragspflichtigen zur tatsächlichen Beitragsleistung heranzuziehen und die gewährten Befreiungen von der Bei­tragsentrichtung aufzuheben. Wohin die Beitragsbefreiungen geführt haben, wird am treffendsten durch die Tatsache illu­striert, daß es Landtrantentassen gibt, die infolge der Befreiungen für feinen einzigen Bersicherten Beiträge abführen! Es müßte ferner für die rich tige Beitragsentrichtung gesorgt werden. Vieles spricht da­für, daß hier eben so start gemogelt wird wie bei der In­validenversicherung, denn anders sind die Zahlen in der Dent­schrift des Reichsarbeitsministers nicht zu erklären.

Wenn man die Finanzlage des Reiches nach den Dent­schriften des Reichsfinanzministeriums beurteilen würde, dann wäre für die Arbeitslosen fein Geld da. Wir haben diesen Rechenfünftlern aber mehr als einmal nachgewiesen, daß sie immer falsch gerechnet haben, wenn es sich um Mittel für foziale Hilfeleistungen handelte. Das Magazin der Wirt­schaft" errechnet in seiner Nr. 46 vom 24. Dezember für das Etatsiahr 1926/27 einen Ueberschuß von drei Vier­tel Milliarden. Aber auch wenn das nicht der Fall wäre, sind wir der Meinung, daß soviel Geld da sein muß, um den Arbeitslosen eine ausreichende Unterstügung zu ge­währen und die Lasten in viel stärkerem Umfange auf die Allgemeinheit, d. h. auf das Reich und die Länder zu über nehmen. England gebrauchte rund 1 Milliarde im letzten Jahr an Arbeitslosenunterstützung. Daran ist der Staat mit einem Drittel beteiligt. Reich und Länder müssen sich auch bei uns daran gewöhnen, nicht mit Worten, sondern mit Taten den Arbeitslosen zu helfen!

Letter underster Jahrestag auf der Bühne

Letter Jahrestag im Staatlichen   Schauspielhaus. Im vorigen Jahre gab es Charleys Tante", diesmal Im weißen Rößl" von Blumenthal und Kabelburg. Der Tag wird, das ist Tradition geworden, der anspruchslosen Dramatit geweiht. Silvesterstimmung. Einmal im Jahre wollen fie losge­laffen sein von literaris hen Beschwernissen, die hinter und die vor der Bühne. Einmal? Ach du lieber Himmel, Charleys Tante" ist ein ganzes Jahr auf dem Spielplan geblieben. Haben Sie, ver­ehrte Direktion, die Absicht, auch das Weiße Rößl" in das ständige Repertoir einzuschmuggeln?

In diesem gemütvell gezimmerten Lustspiel werden keine Pro­bleme aufgeworfen. Das ist so nett und wohltuend behaglich, menn man sich immer schon vorher denken kann, wie es ausgehen wird, baß die Rößl- Wirtin den feschen Rechtsanwalt nicht bekommt, weil boch ihr Oberkellner Poldi fie so hinreißend und herzlich liebt und baß der Lampenfabrikant Giesecke hinters Licht geführt wird und ihm das smarte Blänchen nicht gelingt, seine Ottilie an den Sohn des Brozeßgegners zu verschachern. Und zum Schluß friegen sie sich alle, nicht so, wie es der Geschäftsgeist will, die Ottilie den Dr. Sied­ler, der Artur das Klärchen und der Poldi die Josepha. Auf daß die Gerechtigkeit fiege und die Menschen besser werden.

Ja, wir haben uns amüsiert am Silvesterabend. Ueber den Giesecke des Jakob Tiedte haben wir gelacht, daß der Bauch wadelte, über diesen verärgerten, dummpfiffigen, vollgefressenen Berliner  , über seine selbstbewußte Ahnungslosigkeit, über dies ewig verfniffene Geficht, über das lebermaß an prosaischer Nüch­ternheit. Und gefreut haben wir uns an dem lieben östreichelnden Zahlfellner Poldi des Anton Pointner   mit dem elegischen Herzen und am lispelnden Klärchen der Lucie Mannheim  , diesem aller­liebsten dummen Gänschen, und an dem gemütlichen Tausendsassa Artur des Beit Harlan. Der überirdisch gütige Hinzelmann des Artur Krausnic, aus deffen Mund die zarte Boefie floß, war ein richtiger Genuß. Aber geftaunt haben wir über die übrige Belegung der Hauptprollen. Der Ferdinand art sollte einen weltmännischen Rechtsanwalt geben und spielte einen Bauerntölpel, den man in elegante Kleider gesteckt hat. Agnes Straub   war eine ständig explosionsbereite Xantippe statt einer fnusprigen Rößl­Wirtin und Margarete Schön   war eine Puppe mit mastenhaft leiernder Stimme. Aber Stimmung hat die Vorstellung doch ge­macht, bant dem Tiedte und dem Schlußflamaut mit Trompeten und Baufen und Profit Neujahr- troz der Fehlbesetzung durch den Regiffeur Jürgen Fehling  .

Erster Jahrestag im Trianon Theater. Uraufführung der Groteste Das Gespensterschiff" von Rudolf Lothar  und Dstar Ritter. Die Tatsache, die erste Berliner   Uraufführung herausgebracht zu haben, ist meiner Treu der einzige Ruhm des neuen Direttors Gustav Heppner, In seinem früheren Intimen

Der Genfer   Skandal.

Widerruf der Täglichen Rundschau".

Im Gegensatz zu anderen Rechtsblättern, die sich noch immer an die Lüge von einer sozialdemokratischen Liste" in Genf   flammern, gibt jezt endlich die Tägliche Rundschau" zu, daß sie einer Jrreführung zum Opfer gefallen ist. Sie erflärt:

Jetzt wird der Finanzielle Ertrag gering fein. Benightens in Deutschland  . In republikanischen Kreisen besteht an diesem Gegen stand nur noch ein mäßiges Intereffe. Ob aber unsere Mon archisten besonderes Verlangen danach tragen, ihren Heldenkaiser in einem erbfeindlichen Film über die Leinwand laufen zu sehen, muß abgewartet werden.

Sic transit gloria mundi! So geht die Herrlichkeit der Welt zu Ende!

Der

Wir haben, als die Nachricht des Tag" uns am Heiligabend vorlag, versucht, soweit es die Zeit und die besonderen Berhältnisse Frankreichs   Neujahrshoffnungen und Sorgen des Abends zuließen, uns über Richtigkeit oder unrichtigkeit dieser Meldung an verschiedenen Stellen zu erfundigen und nach diesen Erfundigungen unsere Darstellung gegeben, die sich als richtig erwiesen hat, mit der Einschränkung, daß die Sozialdemo­ftaten, deren Teilnahme an den Bestrebungen vom Tag" und nicht von uns behauptet worden iff, fich tatsächlich der Sache ferngehalten haben. Am 25. Dezember hatte die Tägliche Rundschau" die Mel­dung des Tag, von der sie jetzt abrüdt, wiedergegeben und zu ihr bemerkt: Wie wir erfahren, ist die Mel dung in der Tat richtig." Da die" Tägliche Rund schau" als das Blait Stresemanns und des Auswärtigen Amtes galt, sah alle Welt in ihrer Notiz eine amtliche Be­stätigung der gegen die Sozialdemokratie erhobenen Angriffe. Jetzt gibt die Tägliche Rundschau" zu, daß die Sozial demokratie mit der ganzen Geschichte nichts zu tun hat.

Zugleich versichert sie, daß sie feineswegs das Blatt Stresemanns und seines Amtes sei. Es besteht Grund zu der Annahme, daß Herr Stresemann und das Amt an dieser Er­flärung me hr Interesse haben als sie selbst.

Aufzuklären bleibt, von wem die Tägliche Rundschau" erfahren hat, daß richtig sein soll, was sich als falsch erwiesen hat, mer es also war, der die Sozialdemokratie in diese Sache, mit der sie eingestandenermaßen nichts zu tun hat, mit hinein­gezogen hat.

Zur Angelegenheit Marr gibt der Genfer   Korrespon­dent der Boff. 3tg." eine sehr interessante Erklärung, in der es heißt:

deutscher   Herren persönlich erschienen, um ihre Bewerbungen Es sind im Herbst und schon früher hier eine ganze Anzahl mehr oder weniger freimütig anzubringen. Andere haben dies durch den Bewerbern viele Leute befanden, die den republikanisch- demo­Mittelspersonen besser oder schlechter besorgt. Gerade weil sich unter trafischen Parteien nichts weniger als fympathisch sein tonnten, wurde der frühere Reichskanzler Dr. Marr von einer hiesigen, den anschauungen des Zentrums naheftehenden Seite aufgefordert, doch feinerseits einmal die kandidaten zu bezeichnen, die feiner Meinung nach für höhere Posten im Sekretariat in Frage tämen. Das hat Dr. Marg, wie er selbst erklärt, getan, und eine Abschrift sogar dem Auswärtigen Amie eingereicht.

Danach wäre die Genfer   Korrespondenz des Herrn Marg eine Gegenattion gegen die Stellenjägerei rechts ge richteter Personen gewesen!

Sonnabend Auswärtiger Ausschuß.

Der Vorsitzende Abg. Hergt hat im Einvernehmen mit dem Auswärtigen Amt   den Auswärtigen Ausschuß des Reichstags für Sonnabend dieser Woche einberufen.

Der Kino- Kaiser.

Pathé Frères   filmen Wilhelm II.  

Die bekannte französische   Filmgesellschaft Bathé führte am legten Mittwoch der Londoner Presse ihr neuestes Erzeugnis vor. Wilhelm II.   hat sich in Doorn   von ihr filmen lassen

Wieviel Jahre Gefängnis megen Majestätsbeleidigung hätte wohl derjenige erhalten, der vor zehn Jahren dieses Nachspiel zum Weltkrieg prophezeit hätte?

Wilhelm II.   hat leider seinen eigentlichen Beruf etwas zu spät entdeckt. Hätte er sich schon vor dem Krieg als Filmschau­spieler engagieren laffen, was wäre uns alles erspart geblieben­und wieviel Geld hätte Pathé   verdient!

Theater hat er mit viel Geschid fleine franzöfifche Cechonnerien herausgebracht. Das Geschäft ging aber nicht mehr, seit die fran­ zösischen   Dramatiter anfangen, gemütvoll und moralisch zu werden. Damals hat man sich an der leichten Hand und an dem funkelnden Esprit gefreut. Im Gespensterschiff" fann man sich an nichts mehr ergößen als an der Ahnungslefigkeit der Dramatiker und des Re­giffeurs. Anderthalb Atte brauchen die Autoren, um die Zuschauer auf die Qintessenz der Sache zu stoßen. Es handelt sich, du lieber Gott, um die Jungfernschaft dreier Mädchen, die erst fürchter liche Angst haben, sie zu verlieren und sich dann darum reißen, fie hinzugeben. Das ist alles so did aufgetragen und so eindeutig, daß einem der Etel über die Geschmacklosigkeit ankommt. Dazu eine Beſegung, wie sie im fleinsten Provinztheater den harmlosesten An­fprüchen nicht genügen würde. Martin Rettner jübelt einen Pastor und bringt Ertemporés, die nicht passen und durch ihre Albernheit verblüffen, Gustav Heppner näselt einen blasierten Lebemann in einer Rolle, die nichts Lebemännisches an sich hat. Lia Eibenschütz   kopiert die Bergner mit dünnem Stimmchen und himmelndem Augenaufschlag( ist aber noch die einzige diskutable Darstellerin). Zum Schluß friegen sich auch hier die Paare. Die Herren Lethar und Ritter haben sich Mühe gegeben, eine Schweinerei mit lyrischem Einschlag zu fabrizieren.

Zwei Tage und zwei Schmarren. Wenn schon, dann lobe ich mir das überlebte, rührende Lustspiel von Blumenthal und Kadel­burg. Ernst Degner.

Die Frau in der Türkei  .

Die berühmteste türkische   Dichterin Halide Edib Hamm  , die an der Emanzipation der türkischen   Frau einen bedeutenden Anteil genommen hat, sprach in London   über die türkische   Frau von heute" und erklärte, daß sie die Wahrheit über die neue türkische  Frau verbreiten wolle, da so viele falsche Anschauungen in Umlauf seien. Man stelle sich die Türfin noch immer als eine Gestalt aus dem Märchen von Tausend und einer Nacht vor, als eine Nichts­tuerin, die auf weichen Kissen im Harem liegt und Süßigkeiten tnabbert. Tatsächlich sei die moderne Türkin, ob verschleiert oder unverschleiert, ob in oder außer dem Harem, ganz dasselbe Befen wie ihre westliche Schwester. Die beiden Dinge, über die die irrigsten Meinungen herrschen, seien die Bielweiberei und die Abgeschlossenheit. Die moderne Emanzipationsbewegung reiche in der Türkei   sehr viel weiter zurüd als man glaube; sie habe schon 1839 begonnen, und die Frauen hätten in politischen Dingen eine größere Rolle gespielt, als der Europäer ahne. Die revolutionäre Partei von 1908 habe sich dann der Befreiung der Frau aus allen Kräften ange nommen. Frauenflubs wurden gegründet, Frauenschulen eröffnet. Heutzutage gibt es in Ronstantinopel faum noch eine Frau, die nicht lesen und schreiben könne; ebenso ist es in Smyrna, während die Frauen in Brusa und Angora noch zurück sind. In den Kriegen feit 1912 war der Zivildienst" der Frau in der Türkei   so ausge­breitet wie sonst wohl nirgends.

Ein Bandel in der Familiengefeggebung erfolgte 1916; bie Bielweiberei wurde zwar nicht völlig abgeschafft, aber es wurde ben

Paris  , 2. Januar.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Ueberblicke, die von der französischen   Presse dem abgelaufenen Jahre gewidmet wer den, legen im allgemeinen in der Beurteilung der außenpolitischen Situation ausgesprochenen Optimismus an den Tag. ,, Matin" feiert den Abschluß der Berträge von Locarno   als das große diplomatische Ereignis des Jahres 1925, das die seit Jahren vergeblich angestrebte Lösung des Sicherheitsproblems gebracht habe Die Folge sei nicht nur eine Entspannung in den Beziehungen der Völker untereinander, sondern vor allem auch die Schaffung einer neuen Atmosphäre gewesen, die der Liquidation der anderen noch schwebenden Streitfragen unb Intereffengegensätze günstig sei. Die Borbedingung dafür sei aller­dings, daß man sich nicht an den Buchstaben der abgeschlossenen Verträge halte, sondern in ihnen wirklich nur den Beginn einer neuen era und den Ausgangspunkt einer gemeinsamen Bereinigung der wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten fehe, unter denen alle Länder Europas   mehr oder weniger zu leiden hätten. Die Regierungen müßten nunmehr auch im Interesse der Solidarität und der gemeinsamen Wiederaufbauarbeit den Mut auf­bringen, gemiffe Sonderintereffen zu opfern; denn die Erfahrungen der letzten Jahre hätten den Beweis erbracht, daß fein Cand ohne die Hilfe der anderen gefunden könne und fein Cand auf die Dauer aus dem Chaos, unter dem die meisten euro­ päischen   Nationen noch immer liften, profitieren könne. So bedeut sam die in den nächsten Wochen zusammentretende Konferenz zur Borbereitung der Abrüstung sei, so werde sie alle politischen Interessen doch weit übertreffen durch die Notwendigkeit einer Wirtschaftsfonferenz zur Wiederherstellung des öfonomi­den, wenn man die Ursache des Krieges aus der Welt schen Gleichgewichts. Der wahre Frieden könne nur gesichert wer­schaffe. Benn Europa weiterhin unter der Arbeitslosigkeit leide sazkrise fortdauere, dann seien Abrüstung und Sicherheit leere Worte. Die erfreulichen Ergebnisse der beiden letzten Jahre berech­tigten zu weitgehenden Hoffnungen für das neue Jahr.

oder von Steuern erdrüdt werde, wenn die Produktions- und Ab­

Die nationalistische Breffe läßt natürlich diesen Opti­mismus nicht gelten. Sie schildert die außenpolitischen Ereignisse des Jahres 1925 in den düstersten Farben und nennt es ein Jahr des Berzichts und der Resignation, das Frankreich  endgültig um die Früchte des Sieges gebracht habe.

Ausgesprochen peffimistisch ist die Beurteilung der inner­politischen Situation. Die finanzielle 3errüttung hat noch immer feine Lösung gefunden, und schon die nächsten Tage drohen es darüber zum Ausbruch einer neuen politischen Krise fommen zu lassen. Die reaktionäre Presse versucht, die Politik der Linken für die außerordentlich trübe Situation verantwortlich zu machen, und gibt der Hoffnung Ausdrud, daß das neue Jahr den endgültigen 3erfall des Rartells und die Wiederauf­erstehung des Nationalen Blodes bringen werde. Die Kommentare der Lints presse sind in dieser Hinsicht ungewöhnlich peffi. mistisch gestimmt. Das Jahr 1925 endet schlecht, schreibt der Quotidien unter Hinweis auf die Fortdauer der Feindseligkeiten in Marotto und Syrien  , auf die monstrofe Finanzvorlage des Herrn Doumer, die die Kammer niemals annehmen werde und die deshalb lediglich einen neuen unnötigen Zeitverlust bedeute, auf die machfende Teuerung und die bevorstehende Ausbreitung des Geiftes des Faschismus, der bis in das Elysé hinein Fuß zu fassen ver. mocht habe und der Frankreich   mit schmeren Gefahren bebrohe." Das Blatt schließt mit einem Appell an die Parteien der Linken, die nur durch Wiederherstellung der Einheitsfront, durch den Mut zur Berantwortung und gemeinsamen Uebernahme der Regierung die Situation retten tönnten.

| Frauen die Möglichkeit gegeben, einen Heiratstontratt zu schließen, in dem sie fich alle Rechte ausbedingen fonnten. In demselben Jahr öffneten die Universitäten den Frauen ihre Pforten mit Ausnahme der juristischen und medizinischen Fakultät. Zunächst wurden sie in besonderen Räumen unterrichtet, aber jegt besuchen sie die Vor­lesungen gemeinsam mit den Männern. Auch die besonderen Abteile für Frauen in den Beförderungsmitteln und den öffentlichen Ge­bäuden find aufgehoben, und Schauspielerinnen erscheinen auf der Bühne längst ohne jeden Widerspruch des Publikums. Die türki­schen Frauen fleiden sich heute ganz so wie ich," erklärte die Vor­tragende, die eine elegante europäische   Toilette trug. Ich sehe keinen Unterschied zwischen den Frauen des Oftens und des Westens, ausgenommen den, daß die westlichen Frauen in der Erringung aller Rechte einen Vorsprung haben. Bielweiberei ist heute sehr felten, und wo sie noch besteht, ist sie für den Mann mehr eine Laft als eine Freude."

Das Interregnum an der Staatsoper. Das Minifterium für Bissenschaft, Kunst und Volksbildung hat die interimistische Leitung der Staatsoper vom 1. Januar ab bis zur endgültigen Regelung der Intendantenfrage dem Generalmusifdirektor Erich Kleiber  , dem leitenden Oberregiffeur Prof. Hörth und dem Direktor der Generalverwaltung Geheimrat inter unter genauer Fest­legung der gegenseitigen Rompetenzen übertragen.

Erftaufführungen der Woche. Mitts, Bolts5bne: Bom lieben Augustin". Donnerstag, Stabtisge Dper: Die Brautwahl".

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Urania- Borfrage. Theater. Mont.( 5, 7), Dienst.( 5, 7), Mitto.( 5, 9), Donn.( 5, 7), Freit.( 5, 7), Connabd.( 5, 7), Sonnt.( 5, 7) ,: Das Mi. ratel der Wolfe; Mont.( 9). Donn.( 9), kreit.( 9), Sonnabd.( 9), Sonnt.( 9): Die Großstadt der gutunft"; Mittw( 7): Funt. praktikum Hörsaal. Mont.( 6, 8), Mittw.( 6), Donn.( 8), Freit.( 6), Sonnt.( 6, 8): urmelt im Urwald Dienst.( 6): Meine stuba reise nach dem weltfriege"; Dienst.( 8): Die neu­esten Entbedungen und Funde im ägyptifden Königs. grab bes Tut an Amon; Freit.( 8): Reifen burd rantrei( 1. Zeil  ).

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Eine Gedenffeier für Moris Heimannn findet am Sonntag, ben 8., 12 Uhr, im Theater Die Tribüne tatt. Die Gebentrede bält Dr. Arthur Eloeffer. Lina Lossen  , Eugen Klopfer   und Frik Kortner lesen aus Heimanns Berken.

Die Boltsbühne bereitet im Theater am Bülowplas unter der Regie Bittor Schwannetes die Erstaufführung der Dießenschmiedschen Bollskomödie Bom lieben Augustin" bor  . Die Titelrolle spielt Alegander Granach. In den Vereinigten Bühnen( Residenz   Theater, balie. Theater, Theater in ber Rommandanten ftr.) werden vom 1. Januar an sämtliche Breife bedeutend ermäßigt, so daß die Blaze fich auf 1 M. bis 8 M. stellen. Die Belegungen in ben Theatern bleiben die gleichen.

Bilna ein Stongres der in Bolen lebenden Mohammebaner stattfinden. Die Ein mohammedanischer Kongres in Wilna  . Jn nächster Beit wird in Bahl der Belenner des Islam auf polnischem Gebiet ist feineswegs gering es handelt sich faft ausnahmlos um Radlommen von Zataren, bie bereits vor langer Zeit fich in verschiedenen Tellen Bolens niedergelassen hatten.