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sfatt: das Impero", der flerital- faschistische, Corriere d'Italia" und das Organ des Batikans, ber Osservatore Romano  ". Bon den beiden bürgerlichen Oppo tionsblättern Risorgi­ mento  " and" Mondo" werden seit dem 4. November alle Nummern beschlagnahmt, auch wenn sie nur offizielle Kom­muniqués enthalten mit der stereotypen Begründung, daß das Blatt geeignet ist, in seinem Ensemble die Gemüter auf­gureizen, mit Gefährdung der öffenilichen Ordnung". Außerdem gelangt noch gelegentlich eine Nummer der Voce Republicana" an die Deffentlichkeit. Das Geschäft geht dabei fo gut, daß ein Zeitungsverkäufer nach dem andern seinen Stand aufgibt. Die Epoca" fchließt mit einem Defizit von 10 Millionen Lire; sie wurde von dem Industrieritter Mag Bondi ausgehalten, der dieser Tage mit einem Fehlbetrag von 120 Millionen Lire Bankrott machte. Eja, Eja, Allalah! In dasselbe Kapitel gehört die Besizergreifung fremden Privateigentums zugunsten faschistischer Organisationen. Im Widerspruch zu den ausdrücklichen Be stimmungen des Handelsgesetzbuches hat z. B. das römische Gericht das Volkshaus dieser Stadt in Liquidation gefeßt. Ueber ein Kleines fommen so die Faschisten zu einem billigen Lotal; dabei haben die Maurer Roms den Bau in ihrer freien Zeit ausgeführt, während das Rohmaterial von der Spende eines Genueser Genossen angeschafft wurde. Den Palazzo Giustiniani schenkt Mussolini   der neuen Stalienischen Aka­denie"; die bisherigen Besizer, eine Attiengesellschaft, inter­ejsieren sich da ür, wie sich der Herr Italiens   diese lleberführung ihres Eigentums in fremde Hände denkt. Daß im Palast der Freimaurerorden seinen Sit hat, der sich auf den Boden der neuen Vereinsgefeggebung gestellt hat, tann nach den bestehen den Gesetzen das Eigentumsrecht nicht aufheben.

Man geht wohl nicht fehl, wenn man als faschistische Besitergreifung auch die Gesetzesmaßnahmen ansieht, die der fafchistischen Kinderorganisation, der" Balilla" ( Balilla hieß der Junge, der durch einen Steinwurf den genuesischen Aufstand von 1747 gegen die Desterreicher aus löfte), einen offiziellen Charakter geben und ihr öffentliche Gelder sichern, ebenso wie die Bestimmung in dem soeben vom Ministerrat beschlossenen neuen Militärgesezes, nach der das Recht auf Abkürzung der Dienstzeit auf jene beschränkt bleibt, die vormilitärische Instruktion in der faschistischen Miliz gehabt haben. Immer ist es derselbe Prozeß: mit Staats­mitteln oder Staatsvergünstigungen wird das bezahlt, was die Parteiorganisationen des Faschismus fördert. Jeder Bürger als solcher wird zu Leistungen für die Faschistische Partei von Staatswegen herangezogen.

Natürlich muß sich der Faschismus den Rücken deden. Diesem Zweck dient vor allem die Bereitelung der Prozesses Matteotti  , den man durch eine Komödie erjezen wird. Die Verlegung nach Chieti   soll den auswärtigen Rorrespondenten die Courage nehmen, den Berhandlungen beizuwohnen. Voraussichtlich wird die lokale Bolizei den Ausländern liebevoll erklären, daß sie ihre persönliche Sicher heit nicht gewährleisten könne. Außerdem ist der Berhand­lungsbereich nach dem italienischen Strafverfahren streng durch das Erkenntnis ter Borunterfuchung begrenzt, und diese schaltet alles aus, was Vorbedacht, Freiheitsberaubung, Man­danten usw. betrifft, weil dieses unter die Amnestie fällt. Was bleibt, ist nur eine Raufepisode. Freilich hebt die Amnestie die zivilrechtliche Berantwortung derer nicht auf, die die Frei heitsberaubung veranlaßten, und so den Tod herbeiführten. In der Tat hatten die Vertreter des Privatklägers die Ein behaltung der Summen( mehrere Millionen Lire) gefordert, die Marinelli und Filipelli auf Grund ihrer strafrechtlichen Berantwortlichkeit beschlagnahmt werden waren, zur Sicher stellung der zivilrechtlichen Entschädigungspflicht, aber die Einbehaltung wurde erst verfügt, als die Herren ihre Millionen seit 24 Stunden abgehoben hatten. Der Prozeß wird sich abwickeln wie eine ganz belanglose Berhandlung, weshalb die Familie Matteotti   ganz im Ernst die Frage erwägt, als Brivatfläger zurückzutreten, um sich nicht zur Teilnahme an einer unwürdigen Bosse herzugeben.

Frischer Lorbeer.

Konzertumschau von Kurt Singer  .

Im letzten Konzert Furtwänglers, der bald auf dem Umweg über Wien   nach Amerika   übersiedelt, hörte man mit großer Freude die zweite Leonoren- Ouvertüre Beethovens. Sie hat sehr viel innere Verwandtschaft mit der allbekannten dritten, mindestens thematisch. Die Florestan- Arie dominiert auch hier und wird sehr tief empfunden in den dramatischen Gang eingeflochten; auch die Trompetensignale, die in der Oper die Ankunft des Ministers an tünden, fehlen nicht, und selbst eine Etretta der Leidenschaft, des Eiegs der Liebe über die Brutalität und Ungerechtigkeit frönt mie ir der dritten das Wert. Doch all das ist noch nicht so einheitlich und tonzentriert, so in die Tiefe des Erlebnisses gedrängt, wie in der letzten Fassung. Eine größere Unbekümmertheit herrscht vor und ine Sehnsucht, das Melodische und Schwebende zum selbständigeren asdruck zu bringen. Furtwängler   dirigierte das Wert auch mit einer besonderen Hingabe an das Melos, ja er versenkte sich so sehr in das herrliche Stück, das ein Abglanz von Weichherzigkeit, taum zu preisen, noch in ihm blieb, als er das G- Moll- Klavierkonzert von Bach spielte. Furtwängler   ist ein sehr vornehmer Pianist. Bei der Interpretation diefes Konzerts hätte er ruhig mehr aus der Reserve herausgehen können, besonders, was die Dynamit der linken Hand anbelangt. Das Streichorchester begleitete fast ohne Dirigenten­zeichen mit höchster Delikatesse und Unhörbarkeit, war dagegen in den Tuttifäßen viel zu maffio und zu stark durch die Besetzung. Der Erfolg war groß, größer als man sonst dem Dirigenten Furtwängler  in Berlin   begegnet.

Furtwänglers Größe und Einzigkeit zeigt sich immer dann, wenn ein anderer Kapellmeister auf dem gleichen Podium vor den gleichen Menschen steht. Robert Heger   von der Wiener Staatsoper ist ein im Mechanischen höchst gewandter und geübter Mann, dem zur Deutung und Berinnerlichung vorgetragener Werte nur ein Zuschuß von Empfindung, Herz und Persönlichteitswirtung fehlt. Wir hoffen, daß er die sinfonische Legende Assisi  " von wegler nur zur Erstaufführung brachte, weil die Produktion in größeren Orchester merten augenblicklich stodt, nicht aber als Ausdruck seines perfön lichen Geschmacks. Lubta Kolessa mar die Solistin. Sie ist fo jung wie begabt, so graziös wie temperamentvoll. Die Lieblichkeit ihrer Ausdrucksbewegungen paßt ganz zu dem Auftreten eines in fich harmonischen Geschöpfes, das auch einmal dort spielerisch werden fann, wo ein reifer Mensch stärkeres zu erleben wünscht. Es be­deutet bei einer solchen jungen Persönlichkeit nichts, menn sie einmal über wesentliches hinwegfpielt, nur um romantischen Spielereien intensiv nachgehen zu fönnen. So wie sie es macht, ist es gut, und es störte auch den Eindrruck gar nicht, daß fie anfing, den Dirigenten zu dirigieren. Wächst Lubka Koleffa weiter so, wie sie es seit ihrem Wunderkindertum bisher bewies, so sind wir um eine pianistische Spielperjönlichkeit reicher.

Bon diefem persönlichen Durchbringen und Durchringen ist Gualtiero Bolterra noch weit entfernt. Dieser junge Mann mit dem musikalisch tlangvollen Namen wird lernen müssen, aus der Eitelkeitsregion in die der fünstlerischen Gestaltung vorzustoßen. Das etwas fokette Präludieren möge noch hingehen, nicht aber ein

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Der Rache- Krieg?.

Drohung mit der Reitpeitsche. Dem Sozialdemokratischen Pressedienst" wird aus dem Reichstag geschrieben:

Als Herr Kriegt seine Berleumdungen in die Welt fette, wußte er den Eindruck zu erweden, als verfüge er über die notwendigen Unterlagen. Bis jetzt ist er mit diesen Unterlagen nicht herausgerückt, und es ist mehr als lächerlich, menn er nunmehr einen Untersuchungsausschuß fordert, der nachträglich das erforderliche Material beschaffen soll. Wir hätten grundsäglich gegen eine solche Untersuchung nichts einzuwenden, und erlauben uns nur die Anfrage, weshalb denn Herr Kriegt das, was er wußte, nicht seinen deutsch­nationalen Freunden mitgeteilt hat. Die wären dann doch in der Lage gewesen, im Ausschuß festzustellen, welche sozial­demokratische Instanz Barteilisten" aufgestellt hat oder welcher sozialdemokratische Politiker sich an das Böllerbunds fetretariat gewandt hat, um für sich oder andere einen der Sekretärposten, um die jetzt der Kampf geht, zu erhalten. Da das nicht geschehen ist, bleibt es dabei, daß der schreib­eifrige Mitarbeiter des Berliner   Lotal- Anzeigers" und einer Reihe von nationalistischen Provinzzeitungen Verleumdungen verbreitet hat.

Aber Herr Kriegt ist ein empfindlicher Mann. Er, der die gröbften unwahrheiten gegen die Sozialdemo fratische Partei gefchleudert, sieht in der Charakteriſtik, die ihm der Genoffe Stampfer im Auswärtigen Ausschuß hat zuteil werden lassen, eine Beleidigung, und er versichert in der von ihm bedienten Presse, daß diese Beleidigung ,, das notwendige Nachspiel" haben werde, wenn Stampfer fich nicht entschuldige. Welcher Art das Nachspiel fein soll, fagt der Getränkte nicht. Aber ein sicherer Herr Rames, der dem gefränften Kollegen im Deutschen Schnell dienst für Politik und Wirtschaft"( Tele graphen Union) zu Hilfe eilt, gibt näheren Aufschluß. In einem Reitpeitsche" überschriebenen Artikel droht er folgendermaßen:

Es wäre weifer gar nicht verwunderlich, wenn in den nächsten Tagen irgendwo in den Wandelgängen des Reichstags eine Reit­peitsche fräftig durch ein Geficht flatschte. Es wäre fogar fehran. gebracht, so sehr man sonst den Knüppel in jeder Form ver. abscheuen mag, und zumal für politische Auseinanderfeßungen uns mir die geiftige Waffe die geeignete dünft. Aber was im Aus wärtigen Ausschuß des Reichstags bei der Behandlung der üblen Stellen jägerei in Genf   vor sich gegangen ist, das überschreitet jede Grenze, zumal die journalistische Leuchte der Sozialdemokratie, Herr Chefredakteur Stampfer vom Vorwärts", diesen jüdischen Gassenton, dessen er sich bediente, wohl mur deshalb anzuwenden wagte, weil er selbstverständlich nicht zu der Gesell­schaftsschicht gehört, die auf tavallermäßige Weise Satisfaffion zu geben pflegt, weil ihn außerdem feine 3mmunität gegen ein strafrechtliches Verfahren wegen Beleidigung schüßt und weil er nicht einmal zu befürchten hat, daß eine journalistische Standes­organisation ihn vor ein Ehrengericht zitiert, da die sozialisti schen Angehörigen der Presse dem Deutschen Reichsverband nicht. angehören.

zu den in Italien   angewandten Methoden. Mindestens theoretisch! Bevor sie sie anwenden, werden sie sich doch mohl Rechenschaft darüber geben, daß die Nachahmung der in Mussolinien üblichen Bragis in Deutschland   nicht ganz ohne Gefahren für sie sein würde.

,, Dezidierter Nichtehrenmann".

Zur Beantwortung der Frage, ob Genosse Stampfer recht

hatte, als er im Auswärtigen Ausschuß Herrn Kriegt als einen

dezidierten Nichtehrenmann' bezeichnete, trifft der Soz. Presse dienst noch einige bemerkenswerte Feststellungen. Herr Kriegt ist ein vielbeschäftigter Journalist, er arbeitet nicht nur für ugen. berg, sondern er schreibt auch Berliner   Artikel für mehrere Pro­

vinzblätter, und außerdem gibt er den Deutschenspiegel" heraus. leberzeugunger zu haben, je nachdem wie sie von den Auf­Dabei bringt er es fertig, zu gleicher Beit verschiebene traggebern gewünscht werden. Zum Beweis gibt der Breffedienst" traggebern gewünscht werden. Zum Beweis gibt der Breffedienft" zwei Zitate: eines aus dem Lübecker General- Anzeiger  " vom 9. Dezember v. 3. und eines aus dem Deutschenspiegel" derselben Woche.

Wir stellen die beiden Zitate der Anschaulichkeit wegen neben einander:

-Generat.

arlegt im Lübeder General- Krlegt im Deutschenspleget"

Anzeiger" vom 9. Dezember v. J.

derfelben Woche:

Keine Regierungs. Auf jeden Fall fann, wenn mehrheit soll von vorn nicht die Deutsche Volkspartei   und herein als gut oder das Zentrum einfach glatte Er­ben. Auch die Große Roa- eine Bolitit der vollständigen schlecht bezeichnet werfüllungspolitik schlimmster Art, lition hat in den schwersten Unterwerfung unter das Diktat Monaten des Jahres 1923 eine von Paris   und London   machen große Mission zu erfüllen wollen, die Fortsehung der Politik gehabt. Sie fönnte, wenn sie von Locarno   nicht in einem Ka­zustande fäme, wohl ein star? es bineff betrieben werden, das von Boilmert in der wirtschaft der Sozialdemokratie, fei es nra werden. Aber es sieht leider nicht Kabinett der Mille, abhängig iff. lichen Sturmflut dieses Winters als Große Koalition, fel es als jo aus, als ob der Wille zum Bau dieses Bollwerts befonders start

wäre.

Auf der einen Seite ist die Große Koalition ein Glüd, auf das aber leider" nicht zu hoffen ist, auf der anderen Seite wäre fie ein Unglück, das um jeden Preis verhindert werden muß! Das sind zwei einander entgegengesezte lleberzeugungen", vertreten DoR ein und demselben Mann in ein und derselben Woche! Das Ge meinsame an ihnen ist nur, daß sie beide honoriert werben!

Die Verleumdung geht weiter! Deutschnationale Blätter im Reich nennen jetzt in Verbindung mit der Genfer   Affäre in mehr oder minder geheimnisvollem 3us fammenhang den Namen Breitscheid  .

Um auch diesem Klatsch ein Ende zu bereiten, fet festgestellt, daß der 22jährige Student Gerhart Breitscheid zu Studienzweden nach Genf   gehen und dort beim Genoffen Albert Thomas  , bein Direktor des Internationalen Arbeitsamts, einem alten Freund feines Baters, vorübergehend und aushilfsweise als Privatsekretär Berwendung finden foll

Das geht eigentlich feinen Menschen etwas an. Aber da die Berleumder über den Zusammenbruch ihrer Berleumdungen ver. zweifelt sind und vor feinem Streich zurückschreden, ist zu vermuten, daß sie versuchen werden, auch aus diefer epochemachenden Ange tegenheit eine Affäre zu machen.

Das Erwerbslosengesetz.

So geht es noch eine Weile lieblich weiter. Nun wäre Herr Kriegt zu fragen, ob er, als er von dem, notwendigen Nachspiel" sprach, an diese Reitpeitschen- Satisfaction gedacht hat. Außerdem aber sollte sich der Reichsverband der deutschen Presse, dem entgegen der Behauptung des Herrn Rames übrigens auch Sozialisten angehören, darüber äußern, ob er den Ton, den Herr Kames anschlägt, Bis zu 6000 m. versicherungspflichtig." für mit der Würde der Presse vereinbar hält. Dieser Der vom fozialpolitischen Reichstageausid ug eingelegte Unter­Journalist wünscht offenbar das glorreiche Beispiel der Musso ausiauß zur Erörterung der Eimer belofen fürforge bat lini- Garde in Deutschland   nachzuahmen. Er nimmt sozusagen am Mittwoch feine Beratungen abgeschlossen. Er empfiehlt, die den Faschismus vorweg, und das ist fein Wunder, wenn man legierungsvorlage über die Einbeziehung der Ange bedenkt, daß er im Dienst eines Organs steht, ftellten bis zu 6000 m. Jahres einfommen ohne jede Jahreseinfommen das zum Hugenberg Ronzern gehört. das zum Hugenberg Konzern gehört. Herr weitere Ausschußberatung unverzüglich in allen drei Lesungen im Hugenberg selbst lehnt zwar nach seinen neuesten Erklärun- Plenum des Reichstags zu berabicbieden, damit die Unterstügungen gen die Difiatur ab, aber feine Schreibfrechte bekennen sich noch im Januar zur Auszahlung fommen lönnen.

Boltern, wo starter Ausdrud verlangt wird, ein[ pißiges Heraus. hauen von Noten, wo andere Schattierungen des Klangbildes möglich und notwendig sind. Eine gute Technik und eine fräftige Hand find ihm zu eigen; es heißt, sie weiter ausbilden. Wladimir Horomiß ist als Pianist ebenfalls hochbegabt. Seine verträumte Inrische Weiche und inbrünstige Art, den Klang zu formen, offenbart sich zwar sehr mitteilsam in Bagatellen von Medtner  . Diese Stücke find aber nur in homöopathischen Dosen genießbar, selbst wenn sie dem Unterhaltungsbedürfnis einer großen Menge sehr entgegen

tommen.

Der Cellist Francesco Don Mandelssohn hat einen Ramen zu verteidigen. Er tut das mit einem selbstbewußten männ­lichen Spiel, das in der Tonfülle und Fingertechnik die Becker- Schule zu verraten scheint. Auch bereichert er das übliche Programm durch eine felten gespielte Sonate von Sammartini  , und die sieben Baria. tionen opus 66 von Beethoven  , die allerdings eine nicht sehr aus­gereifte Arbeit des Meisters darstellen. Am Klavier sitzt ein Knabe, Conrad Hansen  , der den Teufel im Leib hat und so weise in der Zurückhaltung des Begleitens bleibt, daß man glauben tönnte, er sei ein Mann.

Daß es möglich ist, aus Gesangsabenden fünstlerische Ereignisse zu machen, das zeigte der Duettabend von Lotte Leonard   und Wilhelm Guttmann. Musikalisch unterstützt von B. Ernst Wolff fangen fie Duette von Händel   mit einer musterhaften Ein­stellung der beiden Stimmen und dramatischen Charaktere quein­ander, und die lieblichste, mufitalischfte aller Dratoriensopranistinnen hielt fogar die allzu lange Lucretia- Rantate durch, ohne allerdings für den letzten Racheschwur noch die äußerste Kraft zu erfparen. Was die Leonard aber hier zur Klavierbegleitung an Gefühl und Stimmung, an Berteilen der Ausdrucnuancen und an Atemtechnik zeigte, müßte feine ideale Erhöhung finden, wenn ihr ein Kammer­orchester zur Seite steht. Wilhelm Guttmann rückte sechs altdeutsche Lieder ganz in die Darstellungswelt eines geiftigen Arbeiters. Dhne jede Gesuchtheit brachte er zur plastischen Darstellung, was Musif und Tegt eines Volksliedes so traut und Innig, so froh und sentimental auf uns wirken lassen kann. Er ist ein Beweis dafür, daß man feine Bombenstimme zu haben braucht, um ein Meistersinger zu fein. Ottilie Megger Lattermann zeigte in ihrem Lieber- und Arienabend, welche große Persönlichkeit sie ist und welch herrliche Stimme fie befaß. Noch heute fann fie, auch wenn der Schmelz ihrer Stimme ein wenig schwindet, es mit den Podiumstars der Singekunst aufnehmen. Die Stille eines Schubertschen Linden­baumes und die baladeste Wucht eines Erlkönig- in beiden Polen  Schubertscher Sprechart erwies fie fich als eine Gestalterin von größtem Format. Es dürfte auch heute wenig Frauen geben, die es in dieser gleichmäßig fünstlerischen Bewältigung widerstrebender Kunstelemente mit ihr aufnehmen. Der jungen Gerda Heuer sei zum Beginn ihrer Laufbahn ein Glüdauf zugerufen. Eine schöne, weiche, biegsame Stimme wird von einem fünstlerischen Willen ge­lentt, und die technische Ausarbeitung des Liedes versinkt vor dem Glanz einer Darstellung ins Unterbewußte. Sie erlebt Lieder von Mussorgfti als ein Mensch von Herz und Blut; daß sie sich dabei in den ur- russischen Gesängen im Tempo vergreift, foll ihr nicht gar zu schwarz angestrichen werden. Eberhard Preußner war ihr am Klavier ein tüchtiger Helfer.

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Die Katzenschlacht.

Ein Bänkelsang.

Boller Wehmut greift der Sänger in die Klampfe Euch zu singen von dem Bruderkampfe, Wie sich fast des Kommunistenblatts In Hannover   hat bemächtigt Rayz. Mit Ruth Fischer   einst in der Erefutive Ward er abgefägt durch Effi- Briefe. Aber während Ruth in Mostau schmollt, Iwan Kaß das Kampfpanier entrollt. Ja, ich fag's mit zitterndem Entsagen: Als verruchten Reger sieht man Katzen Aufsteh'n, ein Rebell wie fann er bloß? Und bald tönt der Ruf: Der Katz ist los! 3war hat Moskau   von jeher empfohlen, Den, der and'rer Meinung, zu versohlen, Dies betrifft jedoch den äußern Feind, Selber hat sich Mostau nicht gemeint. Doch Ray handelt im Parteifonflikte, Wie es sich nur gegen Sozialisten schickte, Er befiehlt ja Mensch, da biste platt Sturm aufs elg'ne Rommuniftenblatt!

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Furchtbar schlagen nun die Mostowiter Aufeinander los. Das Biut fließt liter. Weise in dem wilden Bruderstreit. Schon dringt Raß ein in die Räumlichkeit. Den Berteidigern wird jeho bänglich, Rascheſter Entschluß ist unumgänglich. Mun

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es sei denn! Schnell ans Telephon: " Schupo! Ueberfall!" Gottlob, da ist sie schon Welcher Troft wird Kommunistenherzen, Als die Schupos sich auf Kazen sterzen Und es finden sich zu treuem Bund Roter   Rämpferbund und Noste- Hund. Rah wird als unheilbar pathologisch" Ausgeschlossen. Doch daraus folgt logisch, Daß die KPD  . jetzt mit ihm rauft, Weil sie diesen Katz im Sad getauft. mich von Lindenhed..

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Claulicher Schrapsfou'nm. An ben erfien elf Monaten bes Sabres 1025 wurden in Litauen   4,7 Millionen Liter Schnaps verlauft. Das Monopolamat berzeichnete eine Einnahme von 56 Millionen Lit gegenüber 82 Millionen im selben Zeitraum des Jahres 1924.