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Baterland vor eine Lage von größtem Ernst gestellt, ba| Staates, der Wirtschaft und der Bolkswohlfahrt ein parlamen­jedem Gedanten einer anderen Regierungsbildung schwerste Betarisches Kabinett sofort zustande tommen fann.

denten entgegenstehen. Ich habe es deshalb aufrichtig begrüßt, daß die von Ihnen, meine Herren, geführten vier Parteien sich grund. fäßlich bereit erklärt haben, eine Koalition der Mitte einzugehen. Herr Reichskanzler Dr. Luther hat sich fortlaufend darüber unterrichtet, welche großen Schwierigkeiten durch die einzelnen Bar. teien bisher haben überwunden werden müssen, um einer praktischen Lösung näher zu kommen. Es ist ihm leider nicht gelungen, diefe. Schwierigkeiten ganz auszuräumen. Auf der anderen Seite erfträgt aber die Lage des Landes eine längere Bergögerung nicht mehr. Was nach einem völligen Scheitern der Bersuche dieser letzten Woche, eine parlamentarische Regierung der Mitte zustande zu bringen, folgen würde, ist nicht zu übersehen.

Unter diesen Umständen habe ich mich für verpflichtet gehalten, den Herrn Reichskanzler Dr. Luther zu bitten, nunmehr auf Grund seiner bisherigen Bemühungen den Parteien einen Plan zur endgültigen Beschlußfaffung über die Besetzung der Mini­fterien vorzulegen.

nicht alle an sich berechtigten Wünsche der Parteien erfüllen tann, bin mir aber flar, daß es einen anderen Weg, baldigst aus der

Die Demokratische Partei   hat den Parteiausschuß auf Sonntag, den 24. Januar, nach Berlin   einberufen. Der Parteivorstand ist auf Sonnabend, 2. Ihr nachmittags, zufam menberufen worden.

Die vergessenen Berliner   Arbeitslosen.

Keine Zuschüsse für Notstandsarbeiten. Nach der letzten Zählung gibt es in Berlin   189 000 Arbeitslose. Damit ist gefagt, daß in Berlin   die Not beson ders dringend ist. Auf dem flachen Lande leidet der Arbeitslose in der Regel weniger als in der Großstadt, wo der Arbeiter weder Kartoffelland hat, noch Kleinvieh halten fann. Man sollte also annehmen, daß für die Arbeitslosen Berlins  mehr geschieht, als auf Grund ihrer ungeheuren 3ahl ge­schehen müßte, zumal ja auch die Lebenshaltungskosten in Berlin   über dem Reichsdurchschnitt liegen.

Ich bin von vornherein überzeugt, daß der Herr. Reichskanzler dabei Reich spräsident leiten laffen, als er, wie wir hören, Bon diesen Erwägungen hat sich zweifellos auch der in einem Brief an den Reichsarbeitsminister diesen auf die besondere Notlage in Berlin   hinwies, und er. Krife herauszukommen, nicht gibt. In Ausübung meiner verfassungs- fuchte, bei der Gewährung von Zuschüssen für Berliner   Not mäßigen Berantwortung muß ich es begrüßen, daß der Herr Reichs standsarbeiter dieser Notlage in weitherziger Weise tanzler Sie nunmehr ersuchen will, Rechnung zu tragen.

thm noch heute abend Ihre endgültige Stellungnahme zu seinen Borschlägen mitzuteilen.

Ich bitte die hier vertretenen Bartelen, ihre restlichen Bedenken hinter die großen vaterländischen Gesichtspunkte zurückzustellen und jedes Opfer zu bringen, damit endlich das betrübende Scha u Spiel der unausgelegten Regierungsfrisis beseitigt und die Möglichkeit fruchtbarer Arbeit, die jetzt mehr denn je er forderlich ist, wieder geschaffen wird."

Bir richten an das Reichsarbeitsministerium und das preußische Wohlfahrtsministerium hiermit die öffentliche An frage, was sie tun werden, um den gekennzeichneten Standal sofort eine Ende zu machen. Oder ist man ber Meinung, daß Berlin   mit 200 000 Arbeitslosen teine Zuschüsse braucht?

Bayerische Staatspersönlichkeit.

Der Kurs des Dr. Held.

Auf die Liquibierung der bayerischen Ordnungszelle, in der nach den Worten des gegenwärtigen Ministerpräsidenten Dr. Held fein Mensch seines Lebens sicher war, ist jezt die Periode Staatspersönlichtett gefolgt. Es ist das ebenfalls ein ter versuchten Wiederaufrichtung einer bayerischen Lieblingswort des Dr. Held, er gebraucht es täglich so oft wie die

Tiroler Kerzelmeiber das Baterunjer, und alle weißblauen Real tionäre fezen all ihre Hoffnung auf diesen zum Nußen von Thron präsident und bayerischer Außenminiſter auf lange Siót als und Altar erfundenen Begriff. Dr. Held selbst fühlt sich als Minister der Repräsentant der bayerischen Staatspersönlichkeit, und darum läßt er bzw. der ihm völlig untergeordnete Finanzminister fich diese Sache auch etwas tosten.

Während bei der Behandlung des Sozialetats für die Dordringlichsten fozialen Aufgaben, bei denen es sich um Erhaltung von Gesundheit und Arbeitskraft von Bolfsgenossen handelt, nicht eine einzige Mart mehr bewilligt wurde als in früheren Jahren, wurde dem Inhaber der bayerischen Staatspersönlichkeit für Repräsentation und so weiter über 22000 Mart mehr zugestanden, als er 1923 bezogen hat. Insgesamt stellt Bayern   seinem leitenden Staatsmann rund 73000 Mart pro 1926 zur Verfügung, darunter über 29 000 m. reines Gehalt! Seine" Staatspersönlichkeit gedenkt der Herr Dr. Held vor allem aber auch durch den Ausbau der bestehenden bayerischen   Gesandtschaften zu feftigen.

Im preußischen Wohlfahrtsministerium und im Ober­präsidium für Berlin- Brandenburg scheint man anderer Auffassung zu sein. Aus den Mitteln des Reichs und der Länder ist zur beschleunigten Ausführung von Notstands arbeiten ein Fonds von 200 Millionen bereitgestellt. Ent sprechend der Zahl der Arbeitslosen und der besonderen, be­reits angeführten Umstände, müßte Berlin   aus diesem Fonds ein Betrag von mindestens 20 Millionen überwiesen werden. Tatsächlich ist die Verteilung so vorgenommen wor den, daß für Berlin  , wenn wir recht unterrichtet sind, der Da er unter der Not weitester Boltskreise und angesichts Betrag von fünf Millionen bereit gestellt wurde! des 40- Millionen- Defizits im bayerischen Staatshaushalt nicht den Wir erlauben uns, zu fragen, nach welchem Schlüffel Mut fand, offen neue Gelder für diesen 3wed anzufordern, be­diese seltsame Verteilung vorgenommen wurde. Wir beschräntte er sich darauf, unter dem verschleiernden Titel Dienst­aufwandsentschädigung" wenigstens 10 000 m. für einen neuen Attaché ausgerechnet bei der bayerischen Gesandtschaft am Vatikan   in den Etat einzuschmuggeln. Die bürgerlichen Parteien schludten selbstverständlich auch diese überflüssige Mehrforderung.

Im Anschluß hieran dankte der Herr Reichs präsident dem Abg. Roch nochmals persönlich für feine wertvolle und selbstlose Mitarbeit bei den bisherigen Bersuchen zur Schaffung einer Regierung. Hierauf begaben fich die Vertreter der vier Parteien in die Reichstanzlei, um den Vorschlag des Herrn Reichskanzlers zur endgültigen Betrachten eine derartige Verteilung als eine Herausford es schlußfaffung über die Besetzung der Ministerien entgegen- rung der Reichshauptstadt und eine Berhöh zunehmen. nung der Not der Berliner   Arbeitslosen.

Der Beschluß der Demokraten.

In der Sigung der Fraktion der Demokratischen Partei, in der die Liste des Reichskanzlers für das Kabinett zur Ent fcheidung vorgelegt wurde, wiederholte der Fraktionsvor igende Roch seine Bitte, ohne Rüdlicht auf feine Berson die Entscheidung nach rein fachlichen Gesichtspunkten zu treffen. Er erflärte, daß er bei der durch fremdes Ver­schulden auf die Fraktion und ihren Führer zugefpizten Lage nicht einem zu bildenden Kabinett anzugehören wünsche, und empfahl teinen Widerspruch gegen die vorgeschlagene Lifte

zu erheben.

Nach langer Debatte wurde folgende Entschließung gefaßt: " Die Frattion hält die von ihr geltend gemachten schweren Bedenten gegen die Art der Kabinettsbildung aufrecht. Sie er. blidt insbesondere in der Berücksichtigung des gegen alle parlamen. tarischen Gepflogenheiten erhobenen, aus partitularistischen Gründen hervorgegangenen Einspruchs der bayerischen Volks partel gegen die Ernennung ihres Fraktionsvorsitzenden zum Innen. minifter eine schwere Belastung der Reichspolitif. Sie hätte erwartet, daß der mit der Rabinettsbildung Beauftragte und die beteiligten Parteien diesen Einspruch nachdrüdlich zurückgewiefen hätten. Nachdem aber der Fraktionsvorfigende erklärt hat, bem neuen Rabinett nicht angehören zu wollen, und feinerseits den Ein tritt in die Koalition empfohlen hat und nachdem durch die Beru fung des Herrn Dr. Rulz an feiner Stelle die Teilnahme eines Fraktionsmitgliedes gesichert ist, das den politischen Standpunkt des Fraktionsvorsitzenden im vollen Umfange teilt, stimmt die Frattion der Bildung des vorgesehenen Rabinetts zu, damit im Interesse des

Das Angenehme und das Nühliche.

Bon Hans Bauer.

Der Weg zu den Idealen ist gemeinhin mit Leiden und Schmer zen, mit Ungemach und Entbehrungen gepflastert. Das gilt nicht weniger von den Idealen, denen der einzelne zuftrebt, als von denen,

die eine Gesamtheit erreichen will. Die großen Religionsstifter haben Verzicht auf irdische Genüsse als Vorbedingung himmlischer Freuden gepredigt, die Philofophen haben die Beherrschung der Leiden fchaften als Borstufe innerer Harmonie gelehrt, und nicht zuletzt miffen es die Sozialisten, daß ihre großen Ziele nur durch Opfer und Kämpfe errungen werben fönnen.

Ein einziges Ideal gibt es, zu dem der Weg nicht durch Ent Jagungen führt, das nicht erftritten zu werden braucht: Es ist das des Patriotismus, wie die Patentpatrioten ihn auffaffen. Schon wir in Deutschland   sind nicht arm an Beispielen für die Borteile, mit denen der Einsatz der Person für die nationale Sache häufig ver­fnüpft zu sein pflegt. Während des Krieges waren es die ange­nehmen Heeresaufträge, die sich mit der Nüßlichkeit, die ihre Aus­führung für den Staat bedeutete, zur höheren Einheit des patrioti­fchen Berhaltens verbanden. Auch die einzigartige Geste, die die Ruhrindustrielien sich während der französischen   Sanktionen leisteten, war heroisch und einbringlich zugleich.

Am Klarsten aber zeigt die ungarische Fälscheraffäre, daß der Weg zu dem patriotischen Ideal nicht über Griesgrämigkeit und Lebensunlust zu führen braucht. Hier haben ein Dußend Leute in allen Wonnen der Welt geschwelgt, haben Seft gesoffen, Austern ge­fressen und ein Heer von Kolotten in Atem gehalten, und dies alles ift nicht Selbstzwed gewesen, sondern nur Mittel des patriotischen Herzens, nur Mittel, um die Rache an dem Feind jenseits der Gren zen zu fühlen. Je mehr verschwendet wurde, umso ärmer wurde er. Mit jedem verpufften Tausendfrankschein schrieb man sich fester in dsa Buch der nationalen Helden ein. Während des Weltkrieges kämpften in verlauften Schüßengräben ungarische Landser im Feuerschein der Kanonen mit ihrem Blut gegen die Landesfeinde. Das waren zum großen Teil Rote, die froh sein mögen, daß fie der Ehre teilhaftig wurden, für ihr Land kämpfen zu dürfen. Die Bindischgrät und Nadossy wiederum fämpften mit den Brillanten, die sie ihren Mätressen schenkten und mit den Champagnergläsern, die sie in der Betrunkenheit zerbrachen, gegen den Erbfeind. Dafür sind sie die großen Baterlandsfreunde und an der Hand der Genealogie läßt fich der traditionelle Batriotismus ihrer Geschlechter bis weit zurüd in die Geschichte Ungarns   verfolgen. Die Aermsten überfraßen sich aus Hingabe an ihr Land, besoffen sich mit Gott für König Otto und feinen Reichsverweser und begatteten sich aus Protest gegen Trianon.

O ja, der wohlverstandene Patriotismus ist eine feine Sache. Er ist das garantiert einzige Ideal, das den großen anderen Mensch

Damit aber nicht genug, hat der Oberpräsident, wie wir erfahren, an die Deutsche   Dedlandkultur- Gesellschaft von diesen fünf Millionen Millionen überwiesen, so daß für Berlin  mit seinen gegenwärtig wohl bereits 200 000 Arbeitslosen die aufreizend lächerliche Summe von Millionen verbleibt, die das Reich und Breußen beisteuern, um Notstandsarbeiten zu fördern. Davon find bis heute insgesamt eine Million bewilligt worden.

Wohl muß die Deutsche   Dedlandkultur- Gesellschaft, die bei Rathenow   und im havelländischen Luch Meliorationsarbeiten vornimmt, mindestens 51 Broz Berliner   Arbeitslose beschäf tigen, soweit sie aus den für Berlin   bestimmten Zuschüssen Gelder erhält, aber abgesehen davon, daß die Löhne äußerst niedrig find, müffen die Berliner   Arbeitslosen in biefem Fall ihr Heim verlassen und in Baracen hausen, so daß in Wirklichkeit nur Ledige verwendet werden fönnen, wäh­rend gerade die Beschaffung von Arbeit für Familien väter am dringendsten ist.

Wir beschränken uns für heute mit der Aufzählung diefer Tatsachen, deren Korrettur wir erwarten. Bi rivollen für heute auch nicht auf die bureaukratische Behan d- lung von Anträgen durch den Oberpräsiden ten eingehen. Wenn man weiß, daß der Antrag des Ma­gistrats auf Einrichtung von Notausläffen infolge der 3u. Schüttung des Luisenstäditischen Kanals" zurüd gegeben wurde, damit er die Bezeichnung erhalte: Errichtung von Rot auslässen im Bereiche des Luisenstädtischen Kanals", dann genügt das wohl als Probe für den Geist verstaubten Bureau­fratentums, mit dem im Oberpräsidium solche Fragen behandelt werden.

heitssehnsüchten an innerer Qualität absolut ebenbürtig ist, aber dabei doch nicht die Unannehmlichkeiten der Konturrenzideale auf weist. Er ist ein Ideal ohne Berufsstörung, und jene Blüte der ist, die ein ungarischer Tausendfrankschein darstellt. Nationen pflegt ihm zuzuschwören, die derjenigen wesensverwandt

Für die Rundfunkteilnehmer wird voraussichtlich eine bemerkenswerte Bild- Funk eine neue Einrichtung für Rundfunkteilnehmer. Für die Rundfunkteilnehmer wird voraussichtlich eine bemerkenswerte Berfahren von Profeffor Dr. Died mann ein Apparat gebaut Bereicherung des Programms möglich sein, da durch neue technische Diedmann worden ist, der es ermöglicht, einfache Bilder, wie Strichzeichnungen, auf billigem Wege an die Rundfunkteilnehmer zu übermitteln. Damit ist insofern eine schöne Bereicherung des Rundfuntprogramms au erzielen, als es möglich ist, sowohl die Künstler, die bei Opern­übertragungen auftreten, vorher den Rundfunkteilnehmern im Bilde zu zeigen, als auch wichtige Bortommnisse aktueller Natur nicht nur als Nachricht bekanntzugeben, fondern auch zugleich das Ereignis selbst im Bilde vorzuführen. Ferner ist es 3. B. für die Landwirte Don Bedeutung, daß auf diese Weise auch eine drahtlose Uebermitt lung von Wetterfarten möglich wird. Dieser Bild- Funt" ist darum gerade für die Landwirte von Bedeutung, als im allgemeinen bei schnell sich verändernder Wetterloge die Wetterfarten nicht mehr zutreffen und darum den Landwirten nicht den nötigen Borteil ge währen. Dieses neue Bild- Funt- Gerät ist derartig gebaut, baß es an jeden Rundfunkempfänger mühelos angeschlossen werden fann. Prof. Diedmann ist erft jegt zu einer Veröffentlichung geschritten, nachdem ein brauchbares für Massenverwendung leicht herstellbares Bild- Funt- Gerät fertiggestellt worden ist. Die Uebertragung der. artiger, aus Strichzeichnungen bestehender Bilder ist auch insofern wenige Minuten dauert. leicht durch den Rundfunt auszuführen, als jedes Bild nur ganz

Weniger Besakungstruppen!

Unfreundliches Echo aus   Paris.  

Paris, 19. Januar  .( Eigener Drantbericht.) Der deutsche Bot­schafter hatte am Dienstag eine längere Aussprache mit Minister präsident   Briand über die Herabsetzung der Befagungstruppenſtärke.  Briand machte vor allem den formalen Einwand geltend, daß diese Frage der Zuständigkeit der Botschaftertonferenz unter­liege. Wie wir erfahren, findet zwischen den alliierten Regierungen bereits ein Meinungsaustausch statt, so daß sich die Botschafter­tonferenz wahrscheinlich schon in den nächsten Tagen mit dem deut fchen Begehren befassen dürfte.

Bedauerlich ist, daß man in der hiesigen Deffentlichkeit bisher wenig Verständnis für die fapitale Bedeutung dieser Frage an den Tag gelegt hat. Die Linkspreffe hat die berechtigten   deutschen Beschwerden tot geschmiegen, während die nationalistischen Organe, an ihrer Spige fogar der Temps", sie zum Ausgangspunkt ebenso heftiger wie unangebrachter Bolemiten gegen die an gebliche Anmaßlichkeit der   deutschen Forderungen nehmen. Es fehlt hier leider vor allem an Verständnis für die psychologische Seite des Problems, die darin liegt, daß für einen großen Teil der Bevölkerung des Rheinlandes statt der nach   Locarno erwarteten Erleichterung die Lasten der militärischen Besetzung brüden der geworden sind als zuvor; was nicht dazu beitragen fann, die Politit der Entspannung und   deutsch- franzöfifchen An­näherung in   Deutschland populär zu machen.

da unbedingt zu einem Begräbniszug durch   Kairo Harmoniumflänge ertönen mußten und die fünftliche Nilüberschwemmung durch Stall dämme, die das Land so fruchtbar macht, ohne Klavierbegleitung undenkbar gewesen wäre. Die ganze Primitivität der heutigen Be wohnr Aegyptens, die zum großen Teil noch so leben wie ihre Borfahren vor Jahrtausenden, dagegen die hochstehenden Leistungen aus   Aegyptens Glanzzeit; prachtvolle Wüstenbilder, überflutete Dattelheine in alles schwatzte Musit herein. Barum nur? Tes.

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Seifert u. Co. in 3widau unter diesem Titel ein schmales, schön Abseits vom Tempo." Walter Bictor hat im Verlag ausgestattetes Stizzenbüchlein erscheinen lassen, das vielen eine große Freude machen wird. Das Thema der Stizzen ist die große Weit mit ihrem Lärm und den grünen Inseln ihrer Einsamkeit. Die heftig zupackende Art Bictors sieht man sehr gut aus der feinen Stizze: Mit Goethe im Zuchthaus", die zuerst im Borwärts" heraus fam, vor allem aber aus der Titelnovelle Abseits vom Tempo", in der Bictor mit glüdlicher Hand über das Zufällige hinaus die Seele des modernen Menschen freilegt.

M. B.

Das Jüngste Gericht ohne Lendenschurz. Eine fünstlerische Kommission hat auf Anweisung des Papstes die in den Kirchen und Museen des Batifans befindlichen Meisterwerfe einer eingehenden Untersuchung unterzogen und in ihrem Bericht die Notwendigkeit betont, verschiedene Gemälde, vor allem Michelangelos Jüngstes Gericht zu restaurieren. Der Papst selbst hat persönlich den Zustand der Kunstwerte nachgeprüft und dem Verlangen der Sachverständigen zugestimmt. Bemerkenswert dabei ist die Verfügung des Papstes, daß das Gemälde so wiederhergestellt werden soll, wie es   Michelangelo gemalt hat. Der Maler Daniel di Volterra, der   Hosenmaler", hatte bie nadten Körper mit einem die Scham verhüllenden Schurz über­malt. Der Papst ist der Ansicht, daß es unzulässig ist, das hervor.

ragende Wert des Meisters in dieser Weise zu entweihen.

Ein   Urania- Vortrag über   Aegypten.   Aegypten war ver einigen Jahren so modern, daß es nun schon beinahe wieder unmodern werden könnte. Damals aber schien sich jeder Mensch eingehend mit Aegyptologie beschäftigt zu haben, so befannt und selbstverständ- wendungen gefunden, besonders zur Füllung von Lentluftballons. lich sprach er von den Tempelbauten bei   Edfu und Karnad. von Königen, die vor drei und noch mehr Jahrtausenden gelebt hatten, und gar der arme Tut- anch- Anon, über dessen richtigen Namen die Gelehrten sich ja heute noch nicht einig sind, wurde von allen be handelt, als wäre er so eine Art Vetter von ihnen und schliefe nicht schon seit einer ganzen Weltgeschichte in seinem Byramidengrab. Und als man sich alse hinreichend dafür interessiert hatte und die ägyptische Mode bei denen, die sie bezahlen fonnten, wirklich eine ganze Saison gedauert hatte, fejten fie einen biden Strich unter das alles. Und da machten auch die anderen Schluß; man wußte nun wirklich und wahrhaftig genug non tem fleinen Tut" und der ganzen ägyptischen Kultur.

Wenn also Hubert   Schonger in der   Berliner Urania einen Vortrag ganz allgemein über egypten hielt, so fonnte er uns neues tarüber beim besten Willen nicht sagen. Aber ergab einen guten Ueberblick über eine Reise durch das Nilland bis   Assuan, und Erinnerungen an eine Zeitlang sehr viel Gelesenes und Gehörtes wurden wach. Der sehr geschickte Film führte nachträglich alles im Bilde vor ihn mit Erläuterungen begleiten tonnte Schonger nicht,

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Große Heliumfunde in   Kanada. Helium, das leichteste und feltenfte aller Gase, hat in neuefter Zeit verschiedene praktische Ber Während bisher dieses Gas in großen Mengen fast nur in den Ber­einigten Staaten gefunden wurde, ist jetzt ein bedeutendes Helium­porfommen zu   Inglewood, wenige Kilometer von   Toronto entfernt, in   Kanada entdeckt worden. Im Jahre 1917 gab es nur 200 Stubik­fuß Helium auf der ganzen Welt und der K biffuß war 1500 Dollar wert. Jetzt ist der Wert von 1000 Kubitfuß etwa 70 Dollar; aber auch bei diesem Preis sind die neuen Heliumfunde sehr gewinn bringend, denn die Quellen von   Inglewood werden mindestens 100 000 Kubiffuß im Jahre liefern. A ßerdem wird dadurch der  amerikanischen Monopolstellung in der Lieferung von Helium ein Ende gemacht.

Die Gedächtnisausstellung für Corin h( Handzeichnungen), bie die Ber. liner Sezeffion veranstaltet, fann erst Sonnabend nachmittags bor geladenem Bublifum eröffnet werden.

Werner Kraus scheidet aus dem staatlichen Schauspielhaus im Ein. bernehmen mit dem Intendanten aus.

Guffteinhefte der Urania werden für beftimmte Vorstellungen, die der allgemeinen Bollsbildung dienen, ausgegeben( von 30 Pfg. für die Bor fieüung an). Näheres an der Tagestasje.