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Lonnte. Lieber Gott was it heute aus ber ganzen Houtentif gemorden?! Durch die Lotale ziehen fie, nicht in intereffant zer festem Kleid, in deutlichster, jämmerlichster, ganz unromantischer Armut. Mit niedergetretenen Schuhen, verbraucht von Sorge und Not. 3m Körbchen liegen faum ein Duhend Sträußchen. Mehr fann man nicht laufen wenn man fie nur absetzt! Morgen fann man sie ja nicht mehr anbieten! Zu Haus ist der Mann arbeitslos; bie Kinder find hungrig zu Bett gebracht. Und nun muß man sehen, noch ein wenig zu verdienen. Ein paar Groschen nur richtigen Blumenstand fann man ja nicht aufmachen. Drei Marf find manchmal das ganze Geschäftsfapital. Und so geht man benn nachts mit dem fleinen Rörbchen, mit den wenigen Sträußchen, und fteht an den Tischen, an denen die jungen Mädel mit ihren Kavalieren große Welt spielen; vielleicht ist der Herr fo galant Sträußchen gefällig? Maiglödchen, Tulpen." Wie die luftig find! Ah, so jung war man auch einmal;' s ist noch gar nicht so lange her. Arbeiterfrauen altern schnell.

einen

Wir fahren nach Haus. Im Coupé fitzen zwei Harfenmädel", die eben von Neukölln nach Hause fahren. Auch ihr Geschäft blüht erst in den Nachtftunden. Eine ältere Frau, ein junges Mabel; zwei luftige Thüringerinnen, mit Harfe und Geige. Bir tommen ins Gespräch. Ach nee, so wie frieher is des längst nich mähr. Wo Joll's' n ooch hergomm'n? Bir läben ja bloß Don de Arbeiter, in de andern Lokale lassense uns cha dharnich rein. Na, und wenn der Arbeiter teen Cheld hat..." Nein, der Arbeiter hat lein Geld. Und der fleine Berdienst der nächtlichen Händler wird darum immer fleiner. Denn der Arbeiter ist der beste Runde. Er sieht nicht nur die bunten Karten, die halbwelten Blumen, er sieht auch bie verarbeitete Hand, die sie darbietet, er sieht hinter dem höflichen Lächeln die Sorge, in den Augen die Angst vor dem Morgen. Und fo lange er noch vor der geschüßt ift, ist er gern so leichtsinnig- benen zu geben, die noch weniger haben wie er. Er hat noch nicht vergeffen, mie es in den letzten drei Monaten Arbeitslosigkeit war. Aber es find jeẞt gar zu viele, für die sich die Wochen oft schon zu Monaten der Arbeitslosigkeit dehnen....

Bahnhof Kreuzberg  .

Heufe Inbetriebnahme der neuen Strede Heute wird der erste Abschnitt der Nordfüdbahnverlängerung nach Tempelhof   in Betrieb genommen. Das ist zunächst nur der Bahnhof Kreuzberg  , am Rande des Tempelhofer   Feldes ge legen, Eingangstor zum neuen Tempelhof   und dem Flughafen auf dem Tempelhofer   Felbe. Welche Entwicklungsmöglichkeiten diefe Zweiglinie der Nordsüdbahn für den Berliner   Berkehr in fich birgt, wird die Zukunft lehren. Die Anficht erscheint begründet, daß mit der völligen Bebauung des Freilandes zwischen den Bezirken Kreuz­ berg   und Tempelhof   ein ganz neues Wohnviertel Anforderungen an

ben Berkehr richten wird, die sich durch die Straßenbahn allein nicht

Die im Bahnhof Belle Alliance- Straße beginnende neuerbaute Strede ist einfchließlich der hinter dem Bahnhof gelegenen Rangier und Aufstellgleife 1350 meter lang. Der neue Bahnhof Rreuzberg liegt so tief, daß bie beiden Borräume noch fiber dem Tunnel angeordnet werden fonnten. So war es auch möglich, alle Eingangstreppen in die Bürgersteige zu verlegen und den Bahn hofsraum mit einem hohen Eisenbetongewölbe mit tief eingeschnittenen Dertentassetten zu überspannen. Der Bahnhof hat so bei aller Einfachheit eine eindringliche Note erhalten. Die Bände inb mit glafierten Zementfliesen befleidet. Die architektonische Durchbildung des Bahnhofs mar Brofeffor Grenander   übertragen, der fie gemeinschaftlich mit dem Architekten Fehle bearbeitet hat. Der Fahriartenverlauf fowie bie Ein- und Ausgangstontrolle meifen für Berlin   Neuerungen auf. Bertauf und Kontrolle werden Hier in sogenannte Baffimeter zusammengefaßt sein, die fich in London   gut bewährt haben. An Stelle der Schaffnerwannen werden Sperren aufgestellt, von denen aus Bertauf, Eniwertung und Abnahme der Fahrtarten erfolgt. Der Bertauf felbft wird durch besondere Maschinen, die drucken, entwerten und zählen, beschleunigt werden. Es war nicht möglich, diese Verkaufsmaschinen schon für die Betriebseröffnung einzubauen, so daß ber Berfauf in ben ersten Tagen noch von Hand erfolgen muß. Die 3ugfolge auf der neuen Strede mird 10 minuten betragen, und zwar werden zunächst die Züge von Bahnhof Kreuzberg   bis Stettiner Bahnhof oder Bahnhof   Seeftraße durchgeführt werden und umge­fehrt.

Bei der am geftrigen Sonnabend nachmittag erfolgten Ein­meihung der neuen Strede waren Oberbürgermeister BB, meh. rere Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenverfamm lung vertreten. Magiftratsoberbaurat 3angemeister, in beffen Händen die Oberleitung der Bauten lag, mies in einer furzen An­Sprache auf den Betriebsbahnhof der Nordfüdbahn in der Müller. fraße, ber ebenfalls einer Befichtigung unterzogen wurde, auf bie Bebeutung der neuen Strede in verfehrstechnischer Hinsicht hin. Heber ben Umfang der Bauarbeiten geben folgende Zahlen einigen Aufschluß. Es waren und 120 000 Rubifmeter Boden auszuheben, 1375 Tonnen Eisen und 27 000 Kubikmeter Beton einzubauen, zu benen 35 000 Stubifmeter Sties und 150 000 Sad Zement verbraucht mourden. Da die Bahn zum Teil in Grundwasser liegt, mußten ferner 35 000 Quadratmeter Tunnelsohle und Bände mit Asphalt

abgebichtet werden.

Ein Achtzigjähriger.

Am heutigen Sonntag begeht der Genoffe Friedrich 2u3, Baruther Straße 11, feinen 80. Geburtstag. Geiftig und förperlich frisch, fehlt Genoffe Lutz bei feiner Parteiperanstaltung. 1869 bereits fchloß er fich in Hamburg   der sozialdemokratischen Arbeiterpartei an. 1872 tam Genoffe Luß nach Berlin  . Unter dem Ausnahmegeset stand er treu zur Fahne. Mehrere Jahre gehörte er dem Borftande des 2. Reichstagswahlkreises an. Auf 57 Jahre zähe Bartei arbeit lann er zurückblicken. Ebenfolange ist er Leser der Partei preffe. Ein Beispiel seltener Ueberzeugungstreue! Er ist einer von jenen, burch die die Bartei groß geworden ist. Die 42. Abteilung veranstaltet zu Ehren des waderen Alten am Sonntag, den 14. februar, nachm. 5 1hr, in den Blücherfälen, Blücherstraße 61, eine Geburtstagsfeier. Freunde und Kampfgenoffen find herzlich willkommen.

Eine Verbreiterung der Rochftrake.

Zur Entlastung der Leipziger Straße   finb, wie gemeldet, zwei neue Berfehrswege geplant, ein nördlicher burch die Französische Straße und ein südlicher durch die Kochstraße. Der fübliche wird von der Oranienstraße durch die Kochstraße über den Bart des Brinzen Albrecht durch die Schöneberger Straße mit einem Lummel unter der Botsdamer Bahn hindurch zur Kurfürstenstraße führen. In Erwartung des starten Berkehrs, der sich auf der füd lichen Entlastungsstraße entwideln wird, foll auch die Rochstraße auf der Nordseite von jett 22 meter auf fünftig

Das Rundfunkprogramm. m.ind

Sonntag, den 14. Februar.

Uhr vorm.: Morgenfeier. 1. A. Böhme: Präludium( Dr. Artur Böhme am Harmonium. 2. a) D. Bortnianski: Du Hirte Israels  , b) C. Barz. Sei getreu, Motette für gemischten Chor mit Sopran­solo( Pfarrchor Berlin- Weißensee, Solo: Wanda Hoffmann). 8. J. S. Bach: Agnus aus der B- Moll- Messe( Gina Goetz. Alt: am Harmonium: Dr. A. Böhme). 4. Ansprache des Herrn Pfarrers Beutel. 5. a) J. S. Bach: O Jesulein süß, b) Fr. Bach: Kein Hälmlein wächst auf Erden( Gina Goetz am Flügel: Helene Dörner). 6. a) Schubert: Sanctus aus der Deutschen Messe, b) Ed. Rohde: Jauchzt auf, ihr Völker! Schlußchor aus Schild­horn( Pfarrchor Berlin- Weißensee). 11.30-12.50 Uhr nachm.: Konzert. 1. a) Fabiani: Venezia- Marsch, b) Royle: Toreador, Dirigent: Max Schäffer). 2. Jos. Serafini- Alschansky: Frühlings­spanischer Walzer( Erstes Berliner   Bandonion- Stieich orchester, romanze( Andreas Gebbert, Posaune).& Fr. Doppler: Ungarische Fantasie. op. 26( Andreas Gebbert, Posaune). 3. Fr. Doppler: Ungarische Fantasie, op. 26( Alfred Lichtenstein  , Flöte). 4. a) Flotow  : Ouvertüre zu der Oper-Martha, b) Siede: Herbst­gedanken, Walzerintermezzo( Erstes Berliner   Bandonion- Streich­orchester). 5. Ferd. Sabathil: Mein Lied, op. 80( Andreas Gebbert). 6. a) D. Lovreglio: Rigoletto- Fantasie, op. 15( Alfred Lichten stein). 7. a) Bukowski: Paraphrase zu dem Liede Sah ein Knab' ein Röslein stehn, b) Kockert: Mit leichtem Schritt Marsch ( Erstes Berliner   Bandonion- Streiohorchester). Am Flügel: Ben Geysel. 1.10-2.10 Uhr nachm.: Die Stunde der Lebenden. 1. Ein­leitende Worte( Rudolf Kastner  ). 2. P. Hindemith: Sonate für Violine und Klavier. Es- Dur. 3. Ph. Jarnach  : Romanza. 4. Ph. Jarnach  : Sonate für Violine und Klavier. op 9 2.20 Uhr ( Stefan Frenkel  , Violine; Philipp Jarnach  , Klavier). nachm.: Schachfunk( E. Nebermann). 3 Uhr nachm.: Hans­Bredow- Schule( Bildungskurset. Abteilung Landwirtschaft. Pro­fessor Bruno Düringen: Hühnerzucht in der Stadt und auf dem Lande 3.30 Uhr nachm.: Holper, Stolper, Pürzel­chen ans Goldhärchen und Funkheinzelmann, von Hans Bodenstedt  , erzählt vom Funkheinzelmann. 430-6 Uhr nachm.: Zur Unterhaltung. 6.45 Uhr abends: Oberstleutnant a. D. Lucanus: -Unsere Zimmervögel 7.15 Uhr abends: Personenverzeichnis und Inhaltsangabe zu der Uebertragung aus der Staatsoper. 730 Uhr abends: Uebertragung aus der Staatsoper. Spielzeit 1925/26. 14. Uebertragung. Zar und Zimmermann komische Oper in drei Akten von A. Lortzing  . Peter der Erste, Zar von Rußland  , unter dem Namen Peter Michaelow als Zimmergeselle; Peter Iwanow. ein junger Russe, Zimmergeselle; van Bett, Bürgermeister von Saardam; Marie. seine Nichte; französischer Gesandter; Lord Syndham, englischer Gesandter: Marquis von Chateauneuf, Admiral Lefort, russischer Gesandter; Witwe Brown. Zimmerlente, Einwohner von Saardam  , holländische Soldaten, Magistrats­personen, Matrosen. Ort der Handlung: Saardam   in Holland  . Zeit: Im Jahre 1698. Anschließend: Bekanntgabe der neuesten Tagosnachrichten. Zeitansage. Wetterdienst. Sportnachrichten. Theater- und Filmdienst. 10 30-12 Uhr abends: Tanzmusik ( Rapées Jazzsinfoniker, Dirigent: Ernö Rapée  ). Montag, den 15. Februar.

4.30 Uhr nachm.: Novellen. Lucie Gelmeroth", von Eduard Gesprochen von Helene Burger. 5-6 Uhr nachm.:

Philipp Scharwenka  ( geboren 16. Februar 1847). 6.35 Uhr abends: Dr. Ernst Hermann: Feuerspeiende Berge, im besonderen der Santorin  - Vulkan. 7 Uhr abends: Studien direktor Dr. H. Michelis: Die älteste Dichtung der Weltliteratur( Das Gilgamesch- Epos  ) 7.25-8 05 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule( Bildungskurse). 7.25 Uhr abends: Abteilung Sprachunterricht. Französisch( Prof. O. Colson). 7.55 Uhr abends:( Hochschulkurse). Abteilung Kunst­wissenschaft. Geh. Reg- Rat Professor Dr. Waetzoldt: Deutsche Meister in der Nationalgalerie. Cornelius. 8.30-10 Uhr abends: Orchesterkonzert. Unter Mitwirkung von Vilma Delmar, Sopran. Dirigent: Dr. W. Buschkötter. 1. Meyerbeer: Ouvertüre zu Struensee. 2. Verdi: Arie der Violetta aus der Oper La Traviata  ( Vilma Delmar). 3. Gounod  : Fantasie ans der Oper Margarete". 4. Meyerbeer  : Arie der Königin aus der Oper, Die Hugenotten( Vilma Delmar). 5. Meyerbeer  : Krönungsmarsch aus der Oper.Der Prophet". 6. Delibes: Coppelia- Ballett. 7. Ziehrer  : Wiener Bürger, Walzer( Berliner   Funkorchester). Anschließend: Wetterdienst. Sportnachrichten. Theater- und Filmdienst Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. 10.30 bis 12 Uhr abends: Tansmusik( Funktanzkapelle, Leitung: Konzert­meister Franz von Szpanowski). Königswusterhausen, Montag, den 15. Februar.

3.30 Uhr nachm.: Studienrat Friebel: Englisch   für Fort­3-3.30 Uhr nachm.: Studienrat Friebel: Englisch   für Anfänger. geschrittene. 4-4.30 Uhr nachm.: Oberstudien direktor Schlemmer: Zur Geschichte des jungen Menschen. 430-5 Uhr nachm.: Frl. Dr. Mathilde Wolff: Die Frau in Haus, Hof und Garten: Früh­jahrsarbeiten in Hof und Garten.

25 Meter verbreitert werden. Zunächst ist beabsichtigt, die neue Fluchtlinie auf ber Strede zwischen Jerufalemer Straße und Friedrichstraße festzusehen. Im Bezirt Kreuzberg haben Bau deputation und Bezirtsamt bereits so beschlossen, und die Bezirts. verfammlung wird um ihre Zustimmung ersucht.

Reichsbahn  - Verkehrselend.

Unhaltbare Zustände auf der Berlin  - Werneuchener Strede. Das alte Berlin   hat niemals irgendeinen ins große gehenben Berfuch gemacht, die beiden tommunalen Hauptprobleme, bie Be lieblung der Außengebiete und den Berfehr grund fäßlich zu regeln. So stürmt es auf das neue Groß- Berlin von allen Seiten mit Anregungen, Bünschen, Forderungen ein, die das in Jahrzehnten Berfäumte womöglich in Monaten einholen jollen Groß- Berlin tut nun, was es tann, aber alles zu gleicher Zeit zu tun geht über feine Kräfte. Während zurzeit fieberhaft an der Lösung des Berkehrsproblems für den innen gelegenen alten Stadtfern und feine ehemaligen Randstädte gearbeitet wird, harren braußen, ge missermaßen vor den Toren, nicht weniger Fragen ihrer Lösung. missermaßen vor ben Toren, nicht weniger Fragen ihrer Lösung. Eine der wichtigsten und brennendsten ist zweifellos die Umwand Iung der Strede Schlesischer Bahnhof- Berneuchen in eine Borortlinie, eine Bertehrsreform, die fett Jahr zehnten gefordert, immer von neuem an bem Widerstand der Reichsbahnbirettion Berlin   fcheiterte.

An dieser Strede liegen wichtige Siedlungs bzm. Bohn gebiete wie marzahn  , Ahrensfelde  , Blumberg, See feld, Tiefensee und die Stadt Berneuchen. Große Flächen sind hier in dem letzten Jahrzehnt von Kleinsiedlern befeßt worden, die bei den miferablen Berkehrsverhältniffen vielfach wieder in die Großstadt zurüdstreben. Der Ausgangsbahnhof am Schlesischen Bahnhof  , der fogenannte riegener Bahnsteig, ist zudem Dertehrstechnisch eine glatte Unmöglichkeit geworden.

Alle im Laufe der Jahre angehäuften Klagen tamen in einer Bersammlung zur Sprache, die ber Bertehrsverband an der Strede Berlin  - Berneuchen vor furzem in Blumberg   abhielt, wo Bürger meister Lehmann Werneuchen den vielen Klagen berebt zum Ausdrud verhalf. Es muß aufs äußerste befremben und auch empören, wenn man aus feinem Mund eine Entscheidung der Reichsbahndirektion Berlin zu hören bekommt, nach der die Direktion weder an ber sehr dringend gewünschten Einführung des Sonentarifs noch an der Beschleunigung der Fahrzeiten und an einer größeren

Sugfolge Intereffe Bat. Calle hurd bes hrib ber Berliner w auch die Reichsbahndirettion Stettin   fpreden, in berex Bereich ein großer Teil der Strede bereits liegt und die den Berliner  Berkehrsbedürfnissen offenbar nicht das geringste Berständnis ent Bon gegenbringt. einem anderen Redner mußte fich bie Direktion Berlin   das harte Bort gefallen lassen: Der Reighs bahndirettion fehlt der Wille zur jozialen Ge rechtigteit. Konfiftorialrat Bartels nahm die Intereffen bez Vielen wahr, die den Ahrensfelder   Friedhof besuchen wollen und denen zu dem seelischen Leid um ihre Toten auch noch die törper lichen Strapazen einer beschwerlichen Bahnfahrt zugemartet werden. Auffällig ist auch, daß die heutige Reichsbahndirettion sich nicht dazu bequemen will, das bereits im Jahre 1910 von dem damaligen Bräsidenten der Eisenbahndirektion Berlin  , Wulff, gegebene Ber­fprechen auf Einführung des Borortverkehrs anzuertennen. So wie bisher fann es ganz bestimmt nicht weitergehen, denn wie es in Wirklichkeit auf der Berneuchener Strede zugeht, tann jeber Ausflügler und Wanderer, der jemals im Sommer nach Tiefensee fuhr, erleben. Es wäre aber notwendig, daß alle Stadt und Dorfgemeinden, alle Siedlerverbände, alle Berkehrsvereine der um Groß- Berlin benachteiligten Strecken fich zusammenfchlöffen, un ihrem Protest Nachdrud zu verleihen.

Unter der Anklage des Raubes.

Ein stürmischer Zwischenfall in der Verhandlung. Ber dem Schöffengericht Berlin- Mitte fand eine Berhandlung ftatt, die nicht frei war von der bitteren Tragit des Lebens. Zwei junge Leute, R. und K., in der traurigen Zeit des Krieges groß ge­worden und verroht, hatten sich wegen Raubes zu verantworten. Die Angehörigen weinen über die Schande, aber mehr noch über das Schicksal eines der ihren, der jezt hinter Gefängnis oder Zucht hausmauern für lange Zeit seinen jugendlichen Leichtsinn büßen muß.

Die beiden Angeflagten hatten schon viel auf dem Kerbholz. Solange fie arbeiteten, ging alles gut. Hatten sie aber mal feine Stellung, war es vorbet mit dem ordentlichen Leben. Immer neue Blane wurden ausgehedt, um möglichst bequem und schnell in den Besiz von Geld zu gelangen. Es ist bezeichnend für sie, menn K. nach einem mißlungenen Erpressungsversuch zu R. fagte: Jeßt wollen wir mal die Scharte auswegen und eine richtige Sache machen. Nur zu schnell gingen fie an's Bert. Das Poft sched. gangspunft zu einer verwegenen Tat war, fab sie bald als ständige amt in der Dorotheenstraße, das schen oft der Aus­Gäste. Hier beobachteten sie hauptsächlich in den Auszahlungsschal tern das empfangende Bublifum. Und als eines Tages eine junge Rontoristin im Auftrage ihrer Firma tausend Mart abbob, hielt fie R. für das geeignete Opfer. Schnell war R. verständigt, für den Plan gewonnen und beide machten sich gemein fam an die Berfolgung des ahnungslosen Mädchens. Durch die Charlottenstraße, Leipziger Straße   bis zum Spittelmartt gelang es den beiden Burschen, unbemerkt zu folgen, hier fielen fie der jungen Dame auf, da sie miteinander tuschelten und auf sie zeigten. Das Fräulein vermochte aber an nichts Böjes zu denken und legte ihren noch weiten Weg bis zur Schäferstraße zu Fuß fort, obwohl fie bemerfte, daß die jungen Leute ihr beständig nachfamen. Im Hause selbst folgte R. dem Mädchen bis zur ersten Etage, fragte fie hier nach einer Firma, die sich einen Stod höher befand und erhielt die entsprechende Auskunft. Raum hatte sich des Mädchen jedrch wieder zum Gehen gewandt, da erhielt sie von dem Angeflagten einen Fauftschlag in die linke Hälfte des Gefichts und mertte, wie ihr die Attentasche mit dem Geld entriffen wurde. Während dieser Beit stand R. beobachtend vor der Haustür und ergriff nun mit dem plöglich herausstürzenden R. gemeinsam die Flucht. Auf die Hilfe­rufe des nacheilenden Mädchens gelang es gerade vorüberkommenden Arbeitern die beiden Burschen zu ergreifen und auf die Bache zu bringen. In der Berhandlung waren die Angeflagten in der Haupt­fache geständig. Angesichts ihrer troftlosen Verwandten mag den jungen Menschen der gonze Ernst erst recht zum Bewußtsein ge. tommen sein, beide verbargen sich in der Anklagebant und meinten bitterlich. Als der Staatsanwalt unnachfichtliche Strenge forderte und gegen fie eine 3uchthausstrafe von 4 and 3 Jahren, fünfjährigen Ehrperluft und Stellung unter Bo Unfall und stürzte sich in sinnloser Wut auf den Justizmachtmeister, izeiauffit beantragte, betam R. einen trampfartigen der ihn beruhigen wollte. Als andere Beamte herbeieilten, fanden fie nur noch einen mehrlofen Menschen, der sich fraftlos am Boden wälzte. R. murde dann zeitweise abgeführt und be ruhigte sich wieder. Das Gericht nahm noch ein leptesmal auf die Jugend der Angeklagten Rüdsicht, nahm von der Abficht der An. gehörigen Kenntnis, die sich nach der Strafverbüßung um fie fümmern wollten, und verurteilte jeben zu einer Gefängnis. ftrafe von 2 Jahren und 6 Monaten. Während K. die Strafe fofort annahm, fonnte R. fich nicht beruhigen.

Schwerer Berkehrsunfall.

Ein schwerer Unglüdsfall ereignete fich am geftrigen Sonnabend nachmittag vor dem Haufe Alexanderftraße 14. Infolge der Edlüpfrigkeit des Pflasters fam ein 2aft! raftwagen der Reichstelegraptenverwaltung ine Edleubern und fuhr gegen einen Straßenfandelaber. Der Anprall war so start, baß der Ranbelaber umstürzte und den gerade vorübergehenden 48 jährigen au 5 ft ummen Gustav Biefheib so uglud traf, daß er einen schweren Schädelbruch dabon trug. Der Berlegte wurde in bewußtlofem Suftande nach dem Strantenhaus Friedrichshain  gebracht. An seinem Auflommen wird gezweifelt

Das Planetarium im Zos.

Die Berhandlungen des Magistrats megen Aufstellung des für Berlin   geplanten Planetariums auf dem Gelände des 800 haben endlich zu einem Ergebnis geführt. Die Berwaltung des 300 hatte zunächst abgelehnt, die gewünschte Nordwestede des Geländes her zugeben. Auch hatte anfangs der Fistus, dem das angrenzende Tiergartenglände gehört, seine Genehmigung nicht erteilen wollen. Diese Schwierigkeiten sind jegt behoben und der Magistrat tann nunmehr den Stadtverordneten den Entwurf für die Bauausführung vorlegen. An der Nordwestede bes 3eo werden 592 Quadrat meter von diesem und angrenzende 615 Quadratmeter vom Tier garten abgetrennt und dem Planetarium überwiesen. Der Bor tragsraum wird 394 Sigpläge und 186 Stehpläge haben, so daß er 580 Berfonen aufnehmen tann. Ein besonderer Ausgang nach dem 300 bin wird die Einführung gemeinschaftlicher Karten zum Befuch des 300 und zugleich des Blanetariums ermöglichen. Die Bautoften, die früher auf 200 000 m. geschäßt wurden, sollen jetzt( hauptsächlich wegen ber inzwischen eingetretenen Bauten verteuerung) 334 000 m. betragen.

Die Stadtverordnetenversammlung hat in dieler Woche wieber wei Sisungen, eine außerordentliche am Dienstag um 6 Uhr und die ordentliche am Donnerstag um 4% Ubr. An gebäuft hat sich ein Arbeitspenfum, das für ein halbes Dugend Gigungen ausreichen lann.

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