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Es dämmert!

Bis weit in die Kreise der Monarchisten hinein reicht die Bewegung des Boltsbegehrens, das die Enteignung der Fürsten   fordert. Selbst Schwarzweißrote haben feine Luft mehr, einem davongelaufenen Er- Landesvater ein Bermögen in den Rachen zu werfen, das ausreichen könnte, Millionen unserer Bolksgenossen fattzumachen.

Erbittert sind über die unverschämten Fürstenanfprüche be­sonders die Bäter und Mütter der kinderreichen Fa milten, die faum das nötigste haben, das Leben zu fristen. Es gibt zu denken, daß im Reichsbund der Kinderreichen Deutschlands zum Schutze der Familie", der wahrlich nicht linksgerichtet ist, die Ortsgruppe Berlin- Mitte in einer Entschließung die Notwendigkeit betont hat, die für die Fürsten abfindung beanspruch ten Vermögen zugunsten finderreicher Familien zu verwenden. Diese Entschließung sagt, daß eine derartige Berwendung der für notleidende und darbende finderreiche Fa­n: ilien unfaßbar hohen Summen ein wirklich und wahrhaft natio nales" Werf wäre. Sie hebt hervor, daß Abfindung fogar für Mätreffen der Fürsten   beansprucht wird. Jene riesigen Summen fönnten, führt die Entschließung aus, verwendet werden zur Be­fchaffung von guten Rindererholungsheimen unter staatlicher Auf ficht für Kinder aus finderfrohen und finderreichen Familien Groß­Berlins und anderer Großstädte, auch zur Gründung von Dar lehnstassen und Notgemeinschaften für finderreiche Familien, als Zuschuß zu einem Erwerbslosenfonds für finderreiche Familien­väter oder zu sonstigen, dem Wohl und vor allem der Gesundheit der Kinder aus finderreichen Familien dienenden Wohlfahrtsein­richtungen, nicht zuleht Müttererholungsheimen für finderreiche Mütter. Mir wiederholen, daß der Reichsbund weit davon ent­fernt ist, zu den lintsgerichteten Organisationen zu gehören. Der Geschäftsführer des Reichsbundes ist ein Generalmajor a. D. und das Bureau des Landesverbandes ist im Hause der Kreuz­zeitung" untergebracht.

Es fönnte sein, daß die Ortsgruppe Berlin- Mitte vorläufig die einzige wäre, die den Mut zu einer derartigen Entschließung hatte. Aber sie ist nicht die einzige, bei der trotz der schwarzweißroten Leitung des Reichsbundes die Erfenntnis aufdämmert, daß man nicht die kinderreichen Familien darben faffen und habgierigen Fürsten riesige Ver­mögen in den Rachen werfen darf. Jene Entschließung wurde in der Ortsgruppenversammlung einstimmig angenommen and es wurde auch an die Versammelten die Mahnung gerichtet, fich zum Boltsbegehren eintragen zu lassen. Recht so! Wilhelms Freunde.

Eine Genoffin fchildert uns, welche Beobachtungen und Erfah­rungen sie bei ihrer Werbearbeit für das auf Fürsten­enteignung gerichtete Boltsbegehren gemacht hat und noch täglich machen muß. Immer wieder wird sie von den Freunden Wilhelms II. angepöbelt und wüst beschimpft, und ein Ladeninhaber drohte ihr, sie als erste aufhängen zu laffen". In Berlin  - West, an der Ecke der Maßen- und der Nollen­dorfstraße, hatte sie bei der Berteilung von Flugbättern die Freude, daß die vorübergehenden Frauen die Blätter und die von ihr ge­gebenen Erklärungen mit Begier entgegennahmen. Aber ein Herr, der dazu fam, schwäßte unaufgefordert hinein. Als unsere Genoffin zu den Frauen über die Ansprüche der Mätreffen Mecklenburgs sprach, schrie er dazwischen: Diese Aufwertung haben ja Otto Braun   und Severing gemacht!" Wer mag dem Herrn diesen Un­finn aufgebunden haben? Er wurde von unserer Genossin als ein Führer der deutschnationalen Lehrer erkannt. Wiffen möchten wir, was der seinen Schulkindern erzählt! Gebt solchen Freunden Wilhelms II. die richtige Antwort, indem ihr euch zum Boltsbegehren eintragen laßt!

Die Einzeichnungen am Sonnabend.

Wie nicht anders zu erwarten war, find trotz des starken Regens die Einzeichnungen in den Listen bedeutend stärter als an dem vorhergehenden Tage erfolgt. Man fah fehr viele alte Leute, die bisher des schlechten Wetters wegen den Gang zur Einzeichnungsstelle scheuten; da es aber, wie sie sagten, doch bei dem schlechten Wetter bleiben wird, so wollen sie denn doch ihrer Staatsbürgerpflicht genügen. Auch viele Krüppel sah man heute, geführt von ihren Angehörigen oder auch Samaritern, in den Eintragungsstellen erscheinen. An einzelnen Stellen, besonders auf dem Wedding  , Moabit  , Gesundbrunnen  , ja felbst in Charlottenburg  , mußten die Personen Schlange" stehen, bevor sie sich eintragen fonnten. Nunmehr drängen sich in den fleineren Geschäften Frauen, jedenfalls bezahlte Subjekte, an alte Mütterchen, von denen sie annehmen, daß fie Armenunter­ftügung beziehen, heran, und warnen fie, fich nicht einzutragen; denn man fönne nicht wissen, wie manche Wohlfahrtsbeamte denken, und es fönnte immerhin auf die Unterstützung Einfluß haben. Zur Ehre der fleinen Geschäftsinhaber sei es gesagt, daß sie energisch diesen weisen Frauen die Wahrheit sagten.

Zeichnet euch ein!

Je näher der Endtermin zu den Einzeichnungen rückt, eine um jo größere Propaganda entwickeln die Parteigenossen in der Stadt und außerhalb, um die Säumigen an ihre Einzeichnungspflicht zu er innern. Nicht nur die Werbezettelpropaganda oder auch persönliche Werbung soll die Unaufgeflärten an ihre Pflicht ermahnen, sondern große Propagandaumzüge, wie sie geſtern allenthalben in verschie. denen Stadttellen von der Sozialdemokratischen Partei gemeinsam mit dem Reichsbanner ausgeführt wurden, sollen dem Boltsbegehren zu einem erfolgreichen Siege verhelfen.

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Dumpfer Trommelwirbel hallte in den Abendstunden durch Schöneberg  . Tambour- und Mufiftorps wechseln ab, um die vor dem Regen in die Wohnungen gepflüchteten an die Fenster zu locken. Deffnen fich die Fenster für die wenigen Augenblicke des Vorbeimarsches, dann tönt es aus langen Megaphonen: Beichnet euch ein", entgegen. Der Himmel schickt unaufhörlich sprühenden Regen. Die Reihen werden immer größer. Fackeln flammen auf. Aus helleuchtenden Transparenten mahnt weither für den heutigen Beichnungstag ein: Keinen Pfennig den Fürsten  , zeich neteuch ein".. In Pantow bewegte sich ein großer Zug unter Borantriit einer Reichsbannerkapelle im Fackelschein durch die Straßen. Im Zuge wurden viele rote und schwarzrotgoldene Fahnen sowie Transparente und Plakate mit schlagkräftigen Pa­rolen mitgeführt. Der Zug erregte überall größtes Aufsehen und wird dazu helfen, daß viele Indifferente am heutigen Sonntag sich in die Listen eintragen. Die zweite Demonstration, die unsere Rreuzberger Genossen in den gestrigen Abendstunden ge­meinsam mit dem Reichsbanner und der Sozialistischen Arbeiterjugend veranstalteten, wies trotz des unfreundlichen Wetters eine geradezu glänzende Beteiligung auf. Der stattliche Zug bewegte sich von der Fontanepromenade aus unter Bor­antritt des Kreuzberger   Reichsbanner- Tambour torps diesmal durch den südwestlichen Bezirk. Unsere Parteige­noffen sowohl wie das Reichsbanner führten zahlreiche oft in drasti­scher Form gehaltene Transparente, die zum Teil beleuchtet waren, mit. Die Jugendgenossen hatten schnell einen Sprechchor ge= bildet, der feine Wirkung nicht verfehlt haben dürfte. Und so scholl es dann in die Abendstunden hinaus: Keinen Pfennig den Fürsten  , zeichnet euch ein für das Boltsbgehren! Der von den Fackelträgern flankierte Zug, der noch zwei weitere Musikkapellen mit fich führte, lockte links und rechts vom Fahrdamm immer neue Menschenmassen heran. Gegen 9 Uhr abends ging dann nach einer furzen anfeuernden Ansprache und der Aufforderung des Genossen Litte, die Kräfte bis zum legten in den Dienst der Sache des Boltes zu stellen, die Auflösung am Oranienplatz vor fidh  .

Der Prozeß Lützow  .

Bom Anti- Molli- klub" im Landerziehungsheim Haubinda. Nach dreiwöchiger Verhandlung scheint man nun endlich in diesem ermüdenden Prozeß ein Stück vorwärts gekommen zu sein. Nachdem der Staatsanwalt in den beiden letzten Tagen auf 65 3eugen verzichtet hat, fonnte sich das Gericht einem neuen Beweisthema zuwenden. Sieht man von dem Fall Matschke ab, der erst am 18. d. M. zur Sprache fommen foil, so ist die Erörterung des Küß- und Prügelproblems der Fuckewer und 3offener Periode mit dem letzten Prügelfall Boguslawski ab. geschlossen. Es ist dieses der Junge, dessen aufgeplatzte blutige Prügelstriemen das Erziehungssystem Lützows zum Gegenstand strafrechtlicher Untersuchungen machte Boguslawski war aber auch gestreichelt und gefüßt worden. Das neue Beweisthema bildet v. Lützows Stellung zu seinen Zöglingen in dem Landeserziehungs­heim Haubinda. Als Belastungszeuge treten Pfarrer Vogel und dessen beide Söhne auf, die diesem Erziehungsheim der Familie Lützow   angehörten. Auch hier soll der Angeflagte feine Lieblinge gehabt haben, die er Süßchen" nannte und gern abfüßte. 3u einem derselben gehörte der jüngere Bogel. v. Lüzow hatte auch hier die Gewohnheit, sich vor dem Schlafen­gehen auf das Bett des Jungen zu feßen, mit ihm zu plaudern und ihn zu füffen. Die Bevorzugung bestimmter 3öglinge, wie auch manches andere hatte die oppopfitionelle Einstellung einer Reihe anderer Zöglinge gegen Lützow   zur Folge. Die Opposition nannte sich Anti- Molli- Klub. Der Vater der beiden Jungen will im Verhalten des Angeklagten zu seinen Lieblingen und in seiner Abneigung gegen die Mädchen eine frankhafte Veranlagung ver­mutet haben. Dr. Lietz, dem Leiter von Haubinda  , hat er aber von seinen Vermutungen nichts mitgeteilt. Nicht ohne Interesse waren in Verbindung mit diesen Aussagen die Bekundungen des Sachverständigen Dr. Andreefen, des jeßigen Leiters von Haubinda  , die dahin gingen, daß Dr. Liek im großen ganzen seine Seime als Jungen Erziehungsheime betrachtet und den Mädchen gleichgültig gegenübergestanden habe. Das Küssen sei in Haubinda   nicht üblich gewesen. Von gewiffer Bedeutung für die Bersönlichkeit des Angeklagten waren schließlich die Aussagen der früheren Braut und des früheren Mitschülers des Angeklagten. Der Mitschüler bekundete unter Ausschluß der Deffentlichkeit, daß v. Lützow   ihn einmal gebeten habe, ihn mit einem Stod durch zuprügeln. Der Angeklagte erklärt, das den Anlaß dazu eine Unterhaltung über die Prügel bildete, die er von einem Lehrer in Braunschweig   erhalten hatte. Er wollte nur zeigen, daß er Schläge mutia ertragen könne. Die frühere Braut befundete, daß Lützow  als Bräutigam ein äußerst zurückhaltendes Wesen gezeigt, daß er fie nur selten und förmlich gefüßt habe, und daß seine Briefe und Postkarten so tühi gewesen seien, daß sie geweint habe. Die Verlobung sei aber nicht aus diesem Grunde, sondern aus meltanschaulichen Differenzen auseinandergegangen. Montag wird die Gerichtsverhandlung fortgesetzt.

Das Verfahren gegen Kutisker vorläufig eingestellt.

Täufig eingestellt werden fann, wenn Abwesenheit oder nachträglich ein­getretene Geistesfrankheit des Angeklagten vorliegt. Der Abwesen heit ist auch eine dauernde Verhandlungsunfähigkeit gleichzustellen. Gegen die Mitangeklagten Kutisters mußte deshalb genau so ver fahren werden, weil gegen sie die Anflage allein nicht durchgeführt werden kann, eine Abtrennung dieses Prozesses also unmöglich ist. Auf jeden Fall kommt der Einstellungsbeschluß ziemlich über raschend, da erst vor kurzem die Ladung zum Kutister- Prozeß auf den 12. April erfolgt war.

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Haus Ende.

Der Kaufpreis für die Schweigepflicht.

Der Tod des Rechtsanwalts Kart Hau' hat gestern auch von Die Atten

deutscher amtlicher Seite seine Bestätigung erhalten. des Zuchthäuslers" Hau können nun in Bruchsal   ins Archiv wan dern, das badische Justizministerium darf die Frage seiner beding­ten Entlaffung als erledigt betrachten, die Polizei ihren Steckbrief gegen den Flüchtigen einziehen. Ob Hau durch Selbstmord seinem Leben ein Ende gemacht hat oder eines natürlichen Todes gestorben ist, wird wohl in gleichem Maße Geheimnis bleiben, wie die Frage feiner Schuld oder Nichtschuld am Tode seiner Schmiegermutter. Kein Problem ist aber die Mitschuld des badischen Justizminifte. riums am Tode dieses Mannes, der 17 Jahre Zuchthaus   in der Hoffnung über sich ergehen ließ, einmal doch die Freiheit wieder­zusehen und der wenige Monate, nachdem er sie wiedergewoner hatte, sein Leben einbüßen mußte, das ihm seinerzeit auf dem Gnadent wege geschenkt geworden war. Achtzehn Jahre nach der Verurtei lung zum Tode ist das Schicksal an ihm zum Henker geworden und die Hand dieses Schicksals führte das badische Justizministerium. Die bedingte Entlassung Haus erwies fich als Danaergeschen?. Sie bildete den Kaufpreis für eine Schweigepflicht: Es wurde ihm verboten, über seinen Prozeß oder über seine Zucht­hauserlebnisse sensationelle Veröffentlichungen zu machen. Als er aber feine völlig unfenfationellen und für einen Menschen, der 17 Jahre im Zuchthause gelitten hatte, unerhört fachlichen Aufzeichnungen der Allgemeinheit zugänglich machte, wurde die Entlassung rückgängig gemacht. Wäre es Hau vergönnt gewesen, die sieben Monate in einem Zuge abzufigen, so hätte nie­mand das Recht gehabt, ihm Schweigen zu gebieten, er wäre heurs noch am Leben, hätte noch augenblicklich das Biederaufnahme­verfahren betrieben, Pläne für die Zukunft gebaut. Darin liegt eben die ungeheure Tragit des Falles. Man überlege sich nur: Hau war wegen Mordes, begangen an seiner Schwiegermutter, zum Tode verurteilt worden, war zu lebenslanglichem Buchthaus begnadigt worden. Nach 17 Jahren durfte er seinen Kerter verlassen; sieben Monate waren ihm geschenkt wors den. Die bedingte Entlassung hätte widerrufen werden können, wenn sein Lebenswandel eine neue Gefahr bedeutet hätte. Was hatten aber seine Veröffentlichungen mit der Gefährdung der Deffentlichkeit zu tun? Sein Zuchthausbuch mag manchem unan­genehm gewesen sein, gerade wegen der großen Objektivität. Seine zweite Schrift: Mein Todesurteil" bezweckte seine Rehabilitation -seine Schwägerin, die zu fchonen ihm zur Bedingung gemacht worden war, hatte er in feiner Weise durch seine Aufzeichnungen beunruhigt. Inwiefern war also die Gesamtheit durch diese Schrif­ten gefährdet? Jeder vorurteilslose Mensch mußte fich fagen: in feiner Weise. Alle Zwecke, die eine siebzehnjährige Buchthaus strafe hätte haben fönnen, waren erfüllt: Vergeltung, Sühne, Ab­

Das Schöffengericht Berlin- Mitte hat auf Grund eines Gut achtens des Professors Seelert, demzufolge Iwan Kutister an hochgradiger Arteriosklerofe leide und in abseh­barer Reit nicht verhandlungsfähig sei, das Verfahren gegen Kutister, seine beiden Söhne, die Kaufleute Blei, Blau irfw. gemäߧ 205 der Strafprozeßordnung vorläufig eingeschredung. Daß aber dieser Mensch nach 17 Jahren Zuchthaus un ftellt.§ 205 der Strafprozeßordnung besagt, daß ein Verfahren vor­

Das Rundfunkprogramm.

Sonntag, den 14. März.

9 Uhr vorm. Morgenfeier. 11.30-12,50 Uhr vorm: Unter­haltungsmusik. 1. a) Schubert- Berté: Kam der Tag, wo ich sie ersah, aus der Operette Dreimäderlhaus, b) Czibulka  : Angelo­walzer aus der Oper Pfingsten in Florenz", c) Edm. Keller: Skatcouplet aus der Operette ,, Herzbrand"( Ludwig Ziegler, Tenor). 2. Ungarische Musik: a) Kuruzen- Lieder( Rákóczi­Epoche, 1672-1711), b) Bercsényis Verbunk( 1709)( Dr. Imre v. Szilagyi, Violine, mit seiner Kapelle). 8. Deutsche   Volklieder: a) In einem kühlen Grunde, b) Aennchen von Tharau, c) Alt­deutscher Wächterruf, d) Rosenstock, Holderblüt)( Gertrud Burke, Sopran, und Maria Fuchs, Alt). 4. a) Hasselmans  : Nocturne, b) Verdalle: Aubade, c) Hasselmans  : Menuett, d) Tedeschi: Spanische Patrouille( Hildegard Roscher. Harfe). 5. a) Nicolai: Spielmannslied( Geibel), b) Loewe: Des Glockentürmers Töchter­lein( Rückert)( Ludwig Ziegler). 6. Ungarische Musik: a) Joh. Bihari: Lied( Anfang des 19. Jahrh.), b) Volkslieder( 19. Jahrh.) hrh.) ( Dr. Imre v. Sailagyi, Violine, mit seiner Kapelle). 7. Deutsche  Volkslieder: Im schönsten Wiesengrunde. b) Liebesqual. c) Wiegen­lied, d) Hans und Liesel( Gertrud Burke und Maria Fuchs). Am Die Stunde der Lebenden. 1. Einleitende Worte und Analyse Flügel: Professor Oskar Wappenschmitt). 1.10-2.10 Uhr nachm.: ( Kurt Weill  ). 2. Bela Bartok  : Streichquartett Nr. 1 op. 7, Lento Allegretto Allegro vivace( Havemann  - Quartett: Prof. Gustav Havemann  , 1. Violine; Georg Kniestädt  , 2. Violine: Hans Mahlke  , Bratsche; Adolf Steiner  , Cello). 2.20 Uhr nachm.: Schachfunk( E. Nebermann). 3 Uhr nachm.: Hans- Bredow- Schule( Bildungs­kurse). Abteilung Landwirtschaft. Privatdozent Dr. Kurt Ritter: Der Einfluß des modernen Verkehrs auf die Entwicklung der Landwirtschaft". 3.30 Uhr nachm.: Funkheinzelmann beim Kribbel- Krabb". Erzählt vom Funkheinzelmann. 4.30 Uhr nachm.:

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gebeugt und als Kämpfer für sein Recht, einerlei ob vermeintliches oder wirkliches, dastand, das fonnte man ihm nicht verzeihen.

Der Fall Hau hat die Gemüter erregt, weil die Persönlichkeit des Angeklagten, die sensationellen Umstände der ihm zur Last ge­legten Tat die Aufmerksamkeit der weitesten Deffentlichkeit ver dienten. Wieviel ähnlicher Fälle aber, die nicht weniger tragisch verlaufen, vollziehen sich in aller Stille, gewissermaßen unter Aus Schluß der Deffentlichkeit? Wer zählt die Namenlosen? Der Foll Hau und der Fall Höfle sind nur Teilerscheinungen eines Systems, Teilerscheinungen einer Justiz, einer Kriminalpolitit, eines Strafvollzugs, die alle zusammen ein ungeheuerliches Ver­brechen an dem Mitmenschen bedeuten.

Ein völkischer Schlagringkämpfer.

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In Zehlendorf   war es Anfang November vorigen Jahres zwischen zwei jungen Reichsbannerleuten und zwei Völkischen, Vater und Sohn zu einem Zusammenstoß gekommen. Die jungen Reichsbannermänner, in dem Ort als durchaus gutmütige und an ständige junge Menschen bekannt, hatten nichts Arges im Sinn, und als sie aus der Tür eines Vergnügungslofals traten und der als ertremvölkisch bekannte Architekt R. Serzner aus der Auguststraße in Zehlendorf   mit seinem Sohn vorbeiging, gingen sie hinterher und begannen mit dem Herzner ein Wortgepläntel, in dessen Verlauf es der Bater Herzner dermaßen mit der Angst bekam, daß er einen Schlagring nahm, auf den einen Reichsbannermann loshieb und ihm schwere Wunden am Kopf beibrachte. Hernach rühmte fich Papa Herzner im Zehlendorfer Anzeiger" noch seiner Tat und teschimpfte obendrein die jungen Leute und die Leitung des Reichs­banners. Die Amtsanwaltschaft des Amtsgerichts Lichterfelde   nahm diese Affäre zum Anlaß, um gegen die beiden Reichsbannerleute P. und G. öffentliche Anflage zu erheben. Die erste Verhandlung wurde vertagt, weil vergessen worden war, die Belastungszeugen zu laden. Es wurde ein neuer Termin anberaumt. In der jetzt stattgefundenen zweiten Berhandlung Klaviervorträge. 5-6 Uhr nachm.: Nachmittagskonzert der Berliner  Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Ferdy Kauffman. 7 Uhr wurden die beiden Angeklagten P. und G. freigesprochen. abends: Theodor Kappstein: Der Humor als Weltanschauung" Die Beweisaufnahme ergab den eingangs erwähnten Tatbestand. 7.30 Uhr abends: Prof. Dr. Amersdorf: Die deutsche Kunst und das Ausland". 8 Uhr abends: Einführung zum Sendespiel Tristan Herzner hatte, statt sich in sein Haus zu begeben, die jungen Leute und Isolde am 15. März. 8.30 Uhr abends: Vom Otto vor seiner Haustür erwartet, offenbar in der Absicht, es ihnen zu Erich- Hartleben( Viktor Schwanneke  , Rezitationen Uhr besorgen". Intereſſant ift in dieſem Zusammenhang, Daß der teutonische Schläger das Prügelinstrument, mit dem er die Gegner abends: Blasorchester. Dirigent: Karl Woitschach. 1. G. Bou­so zurichtete, zuvor von seinem Herrn Sohn ausgeborgt hatte( als langer: Radiomarsch. 2. Reissiger: Ouvertüre zu der Oper Die Felsenmühle. 3. E. Eilenberg: Schmeichelkätzchen, Charakter. noch niemand an die Prügelei dachte), interessant ist weiterhin, daß stück. 4. E. Waldteufel: Estudiantina, spanischer Walzer, der Herzner bei seiner Vernehmung auf der Polizei entgegen der 5. Flotow  : Potpourri aus der Oper Martha Wahrheit angegeben hat, er habe nur mit einem Schlüssel. Im Stadion, Marsch. 7. Gialdini: Menuett. 8. Millöcker  : Pot­pourri aus der Operette Gasparone 9. Husarenritt Charaktergestellt, sagte er, da( auf der Polizei. Die Red.) war ich ja fein bund zugehauen. Von der Berteidigung deswegen zur Rede stück. 10. Parlow: Frühlingsgruß, Marsch. Anschließend: Be­kanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetter­Beuge".(!!) So sah der Kronzeuge der Amisanwaltschaft Lichter­dienst, Sportnachrichten. Theater- und Filmdienst. 10.30-12 Uhr felde aus! Es ist charakteristisch für die Einstellung der Lichter abends: Tanzmusik( Funktanzkapelle, Leitung: Konzertmeister felder Amtsanwaltschaft, daß sie eine Affäre dieser Art zu einer Franz v. Szpanowski). öffentlichen Anklage gegen die Reichsbannerleute benuzte. Mit der Montag, den 15. März. moralischen Vernichtung des Zehlendorfer   Reichsbanners war es also wieder nichts. Ob nun Herzner im Zehlendorfer Anzeiger" auch den Freispruch der Reichsbannerleute mitteilen wird?

Außer dem üblichen Tagesprogramm:

9-10

6. F. Gollnow:

4.10 Uhr nachm.: Zehn Minuten für die Frau. 4.30 Uhr nachm.: Novellen. Selma Lagerlöf  : Die Grabschrift. Gesprochen von Jeanne Robert. 5 Uhr abends: Violinvorträge. 1. Händel  - Hubay: Larghetto. 2. Schubert- Wilhelmy: Ave Maria  . 3. Sarasate  :

März- Feier der Arbeiterjugend.

Zigeunerweisen( Harry Solloway). Am Flügel: Bruno Seidler- Groß- Berlin gemeinsam mit den Jungsozialisten am Mittwo. Eine Märgfeier veranstaltet die Sozialistische Arbeiterjugend Winkler. 5.25-6 Uhr nachm.: Nachmittagskonzert der Berliner  . Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Ferdy Kauffman). 6.30 Uhr den 17. März, abends 7%, Uhr im Saalbau Friedrichshain, zu der abends: Hans- Bredow- Schule( Bildungskurse). Abteilung Sprach- der Reichstagspräsident Genosse Paul Löbe   die Ansprache Halten unterricht. Französisch( Professor O. Colson). 7-10 Uhr abends: Sendespiele. Abteilung: Oper. Spielzeit 1925/26. Leitung: Cornelis wird. Im Anschluß an die Feier findet ein Fadelzug statt. Der Bronsgeest. 31. Veranstaltung. Tristan und Isolde  . In drei Fadelzug fezt sich um 9 Uhr vom Saalbau Friedrichshain in Bes Teilen von Richard Wagner  . Dirigent: Selmar Meyrowitz   von der Berliner Staatsoper. Ein Sprecher. Tristan  : Jacques Urlus  Isolde: Frieda Leider  ; König Marke: Cornelis Bronsgeest  ; Kur­wenal: Theodor Scheidl  ; Melot: Edwin Heyer; Brangäne: Emmy Leissner. Ort: Auf Tristans Schiff Burg in Cornwall  Burg

Jacques Urus wegung und geht durch den Friedrichshain  , durch die Strausberger

in der Bretagne  , Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetterdienst, Sportnachrichten. Theater- und Filmdienst. 10.30-12 Uhr abends: Tanzmusik( Efim Schachmeisters Original- Tanzkapelle). Königswusterhausen, Montag, den 15. März. Königswusterhausen, Montag, den 15. März.

3-3.30 Uhr nachm.: Lektor Mann und Studienrat Friebel Englisch für Anfänger. 330-4 Uhr nachm.: Lektor Mann und Studienrat Friebel: Englisch   für Fortgeschrittene. 4-4.30 Uhr nachm. Prof. Dr. Schoenichen: Naturschutzgedanken im Arbeits­unterricht I. 4.30-5 Uhr nachm.: Frau Lüderitz  - Ramelow: Früh­jahrsarbeiten in Haus und Küche des ländlichen Haushaltes. 8.30 Uhr abends: Uebertragung aus Berlin  .

und Große Frankfurter Straße   aur Weberwiese.

Bezirksbildungsausschuß Groß- Berlin. Heute, Sonntag, den 14. März pünktlich 11, Uhr vormittags, im Großen Schauspielhaus 4. Proletarische Feierstunde. Aufgeführt wird das Chormert elten mende" von Franz Rothenfelder. Mitwirkende find: Der Sprechchor für Broletarische Feierstunden( fünstlerische Leitung Albert Florath  ), der Berliner   Schubert Chor( unter Leitung seines Chormeisters Jascha Horenstein  ), Einzelsprecher: Heinrich Bitte, Ferdinand Hart  , Wolf Truz( Mitglied des Staatstheaters), Otto Duntelberg( Orgel). Preis der Karte 1 M. Starten find noch im Borraum des Theaters zu haben.

Welterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle für Berlin  . Nachdr. verb.) Rühl, vielfach ausbeiternd, jedoch noch turze geringe Regenfälle. Für Deutschland  : In Schlesien   noch vielfach Regen, im übrigen Deutschland  aufheiternd, überall fühl, nachts leichter Frost.