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Nr. 167.

Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Viertel­fährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit illustr. Sonntags- Beilage ,, Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt. proQuartal. Unter Kreuz­ band  : Deutschland   u. Defterreich­Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3Mt. pr.Monat. Eingetr. in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1895 unter Nr. 7128.

Vorwärts

12. Jahrg.

Infertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochens tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn und Festtagen bis 9 Uhr Vor­mittags geöffnet. Fernsprecher: Amt 1, Nr. 1508. Telegramm Adresse: Sozialdemokrat Berlin  !

Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Berichte der preu. Gewerbe­Inspektoren für 1894.

I.

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Sonnabend, den 20. Juli 1895.

Expedition: SW. 19, 33enth- Straße 3.

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Boraussetzung, daß der Betrieb ohne vorherige Anmeldung vorhanden waren, mit je 500 Inspektionen jährlich beim Besitzer desselben kontrollirt wird. Nur in der sie in der Denkschrift angenommen wurden jährlich nur unverhofften, plöglichen Revision liegt eine 82 500 Betriebe revidirt werden können, das heißt durch­Gewähr dafür, daß die Fabrik auch wirklich in dem schnittlich jeder Betrieb alle fünf Jahre Resselrevisor oder Gewerbe- Jnspektor? Zustande vom Revisor angetroffen wird, in dem sie sich einmal. Die Gewerbe- Inspektion, wie sie nicht sein soll regelmäßig im Laufe des Jahres befindet. Wenn der Und welche Arbeitslast erwächst den Gewerbe- Aufsichts­fönnte eigentlich der Titel der preußischen Jahresberichte Unternehmer weiß, daß der Inspektor kommt, ist es für beamten durch die Kesselrevision? lauten, und zwar nicht erst von jetzt ab, sondern von jeher. ihn eine Kleinigkeit, alles in schönste Ordnung zu bringen, Sie haben vorzunehmen: äußere Untersuchungen bei Daß die Aufsicht eine ungenügende war, gab die Denkschrift für Sauberkeit, Luft, Beseitigung des Staubes u. s. w. Sorge feststehenden Dampffesseln alle 2 Jahre, bei beweglichen und betreffend die fünftige Regelung der Gewerbe- Inspektion", zu tragen und Kinder wie jugendliche Arbeiter, deren Be- Schiffsdampftesseln alle Jahre, innere Untersuchungen welche 1891 vom preußischen Minister für Handel und schäftigung auf grund der Gewerbe- Ordnung unzulässig ist, bei feststehenden Dampffesseln alle 4 Jahre, bei beweglichen Gewerbe veröffentlicht wurde, ohne weiteres zu. Die bisher am Prüfungstage verschwinden zu lassen. alle 3 Jahre und bei Schiffs- Dampfteffeln alle 2 Jahre. schon unzureichende Zahl der Aufsichtsbeamten muß erheb- Daß das unangemeldete Erscheinen des Revisors In Preußen waren Anfang 1894 vorhanden: 55 605 lich vermehrt werden", hieß es damals in Hinblick auf Haupterforderniß für eine ordentliche Durchführung seiner feststehende Ressel, 14 880 bewegliche Refsel und 1934 Schiffs= deren durch die Neugestaltung der Gewerbe- Ordnung er- Obliegenheiten sein muß, ist doch unbestreitbar. Würde das tessel; diese erfordern jährlich: 44 616 äußere Revisionen weiterten Wirkungskreis. Und die Zahl der Beamten Unternehmerthum freiwillig die Arbeiterschutz- Bestimmungen und 19 828 innere Revisionen, zusammen 64 444 Re wurde auch vermehrt man that sich nicht wenig zu gute erfüllen, so brauchte man ja überhaupt keine Aufsichts- visionen. Da sämmtliche preußische Gewerbe Inspek darauf, daß an stelle der 28 Aufsichtsbeamten, die 1889 beamten und keine Strafbestimmungen. Beide aber sind toren nach Annahme der Denkschrift je 500 Inspektionen vorhanden waren, nach Ablauf von vier Jahren durch das Gesetz für nothwendig erachtet, folglich auch die jährlich ausführen können, und 165 Inspektoren vorhanden 26 Regierungs Gewerberäthe, 97 Gewerbe Juspettoren unvermuthete Revision. waren, so gehen von diesen 82 500 möglichen Inspektionen und 40 Gewerbe Inspektions- Assistenten, zusammen 163 Beamte angestellt sein würden. Uebrigens waren am 1. Juni d. J. sogar 174 Beamte angestellt, indem man zu den 26 Gewerbe- und Regierungsräthen 5 gewerbetechnische Hilfsarbeiter( je einen für Oppeln  , Arnsberg  , Trier  , zwei für Düsseldorf  ) und 87 Gewerbe- Inspektoren( zehn weniger als geplant) mit 56 Assistenten( 16 mehr als geplant) an­gestellt hatte.

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Die königlich preußische Sozialreform aber schlug dieser 64 444 für Kesselrevisionen ab, das heißt vier Fünftel und flaren Gesetzes bestimmung ins Gesicht, indem sie die Kessel- höchstens nur ein Fünftel bleibt für die Ge­revision mit der Gewerbe- Aufsicht verknüpfte unter der Bewerbe- Aufsicht über. gründung: weil in den meisten Fällen die Kesselrevision Die preußischen Gewerberäthe sind also in Wirklichkeit auch Gelegenheit zur Wahrnehmung der Geschäfte der Kesselrevisoren, die zu 1/5 ihrer Thätigkeit sich Gewerbe- Inspektion bieten wird und umgekehrt." ,, auch" mit Gewerbe- Juspektion befassen könnten, wenn die Annahme der Denkschrift zuträfe, daß jeder Beamte, wie es dort heißt, durchschnittlich jährlich 300 Revisionen gewerblicher Anlagen und 200 Kesselrevisionen ausführen kann", d. h. zusammen 500 Revisionen.

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Die Dampskessel- Revision verlangt nach§ 33 der preußischen Anweisung vom 16. März 1892 zur inneren Die Vermehrung der Zahl der Gewerbe- Inspektoren war Untersuchung eines Kessels die Einstellung des Be­aber nur eine scheinbare Verbesserung, denn von 1892 triebes desselben. Eine solche Betriebseinstellung kann ein ab wurde ihnen die Dampfkessel- Sevision über Unternehmer nur vornehmen, wenn er vorher vom Besuch Wie aber aus den vorliegenden Berichten der Gewerbe­wiesen und damit das Gewerbe- Inspektorat auf ein tieferes des Kesselrevisors benachrichtigt ist und zwar Inspektoren hervorgeht, ist das nicht der Fall; so Niveau zurückgeschraubt als es schon vorher besessen hatte. mindestens 4 Wochen vorher(§ 37 der Anweisung). konnten zum Beispiel in Pommern   von fünf Beamten nur Im Parlament wie in der Presse erhob die sozial- Die regelmäßige innere Untersuchung hat bei feft- 933 Revisionen gewerblicher Anlagen und 766 Kesselrevisionen demokratische Partei energischen Widerspruch gegen diese stehenden Kesseln alle 4 Jahre zu erfolgen, die regel- vorgenommen werden, so daß jeder Beamte nur 346 Verschlechterung der preußischen Gewerbe- Inspektion. Wir mäßige äußere, welche während des Betriebes Revisionen nicht 500 vornahm, in Breslau   8 Beanite wiesen darauf hin, daß die Dampfkessel- Revision mit den vorgenommen werden kann, alle 2 Jahre und ohne vor 1330 gewerbliche Revisionen, Revisionen, 1310 Kesselrevisionen, Aufgaben des Gewerbe Inspektors ganz und gar nichts herige Benachrichtigung; alle 4 Jahre hat demnach ein mithin jeder Beamte nur 330 Revisionen u. s. w. Ins gemeinsames habe. Die Revision der Kessel erfolge vor- Besuch der Fabrik behuss innerer Revision der Kessel gar gesammt find 43 482 Revisionen in 34 345 Anlagen vor­wiegend im Interesse des Unternehmers, die Revision der keinen Werth für die Ueberwachung der Arbeiterschutz genommen worden, d. h. also noch nicht 10 pt. der Fabriken und Werkstätten solle erfolgen ausschließlich im Bestimmungen. im Jahre 1882 vorhandenen Betriebe wurde Interesse derjenigen, für die die Gewerbe- Ordnung Schutz- Und wie oft kann überhaupt durchschnittlich jeder Be- revidirt!! Wie groß die Zahl der zu revidirenden Bes bestimmungen gegen allzu rücksichtslose Ausbeutung enthält. trieb in Preußen revidirt werden? triebe im Betriebsjahr 1894 gewesen ist, verschweigt Diese beiden Thätigkeiten haben nichts miteinander gemein 1882( also schon vor 13 Jahren) waren 451 453 Be- der Bericht; nur einzelne Beamte theilen die Zahl der als zum theil die gemeinsame Dertlichkeit: die Fabrik, triebe vorhanden, auf die sich die Thätigkeit der Inspektoren ihnen zur Beaufsichtigung überwiesenen Betriebe mit, so in der ein Dampfkessel revidirt wird. Die Revision der Kessel zu erstrecken hatte; seitdem ist der Umfang der Aufsichts- Pommern, wo 12,6 pCt. der Anlagen revidirt wurden. aber und die Aufsicht über die Ausführung der zum Schutz thätigkeit ganz bedeutend erweitert worden. Aber selbst 1894 waren laut Bericht 26 Gewerberäthe, 87 J der Arbeiter erlassenen Bestimmungen stehen im schroffsten wenn die Zahl der Betriebe sich unverändert erhalten hätte, spektoren und 52 Assistenten, zusammen 165 Beamte vorhanden, Gegensatz zu einander, denn die Aufsicht hat doch zur würden bei 165 Aufsichtsbeamten, wie sie im Berichtsjahre 1894 durchschnittlich kommen also auf einen Beamten nicht

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Berliner   Märztage.( Macbr. verb.

Handels abzusehen. Da drang die Kunde von einem un­erwarteten Ereigniß, das sich draußen auf dem Kampf­plage zugetragen, zu den Ohren der Feilschenden und machte dem Streit der Worte ein rasches Ende.

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Donnerwetter, Bengel, da haste wieder mal' n Adler runterjeschossen. Aber det is ja' ne Heidentour bis dahin!" " Js nich so schlimm, Meester: in' ner fleenen Stunde sind wer wieder retour." Vorwärts denn Jungens! Ich gehe mit Euch," rief Frize Grams furz entschlossen und setzte sich mit Ephraim Fisch an die Spitze des Zuges.

Eine geschichtliche Erzählung von Michel Deutsch. So nahm der rohere Theil des Volkes", wie sich der große Politifer Dhrwurm in einem Bericht aus jenen Tagen ausdrückt, die letzte Botschaft des preußischen Absolutismus   Frize Grams war mit einem Dutzend Kampfgenossen, entgegen. Aber auch die Wohlmeinenden"," Bessergesinnten", darunter auch Ephraim Fisch und Ferdinand Wernicke, Besonnenen", die satte Bourgeoisie mit einem Wort, wußte aus dem von der Garde erstürmten Eckhause glücklich ent- Sie überschritten den Mühlendamm und den Molken­mit der königlichen Proflamation nichts Rechtes anzufangen. kommen. Vom Boden aus waren sie, unter mannigfachen markt und gelangten durch die Regengasse, die Kronen­Ihr Klasseninstinkt sagte ihr, daß der König zu wenig biete, daß Fährlichkeiten, über die anstoßenden Dächer hinweg auf ein gasse und die Parochialgasse nach der Neuen Friedrich­sie, der günstigen Konjunktur entsprechend, mehr verlangen könne. Nachbargrundstück gelangt, das sich noch im Besitz der straße. Bis zum ersten Stockwerk hinauf waren Tie Forderung: Militär fort!" die das Volk von Berlin   Voltskämpfer befand und an eine quer vor den Mühlen  - diese engen, brunnenartigen Gäßchen verbarrikadirt,

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bereits am Tage vorher als wichtigste Friedensbedingung damm gelegte Barrikade stieß. Jeden Augenblick erwarteten doch war die Zahl der Vertheidiger nur gering, aufgestellt hatte, wurde jetzt von den bürgerlichen Maklern, die Vertheidiger dieses arg gefährdeten Punktes den Angriff da die kampffähigen Männer die näher an der König­mit denen der König in seinem Schlosse unterhandelte, als der Truppen, die in nächster Nähe der Barrikade sichtbar straße gelegenen Befestigungen besetzt hielten. Ab und zu wichtigster Punkt in den Vordergrund gestellt. Mit zäher waren und von Zeit zu Zeit mit ihnen Einzelschüsse vernahm man von dort her vereinzelte Schüsse, die indeß Ausdauer ward von beiden Seiten gefeilscht, die königlichen wechselten. Ohne sich Raft zu gönnen, traten Grams und von dem Sturmgeläut der Kirchenglocken gell übertönt Gemächer schienen in eine Raufhalle verwandelt. seine Begleiter in die kampfesmuthigen Reihen. Allein die wurden. Eist die Barrikaden, dann das Militär!" verlangte Hilfe, die sie brachten, war nur gering, denn sie hatten sich Bereitwillig öffnete man der muthigen Schaar, die von hartnäckig der König bei dem letzten Sturm auf das Rathhaus ganz und gar Grams geführt wurde, die Barrikaden. Im Fluge wurden Nein erst das Militär fort und dann, wenn wir verschossen. Eine Weile standen sie da mitten unter den Nachrichten über den Stand des Gefechts und Vermuthungen Lust" haben, auch die Barrikaden!" riefen die kühn ge- anderen und durchlebten als faltblütige Zuschauer noch über den Ausgang des Kampfes ausgetauscht. Alle Herzen wordenen Unterhändler. einmal jenen heißen Fieberrausch der Erwartung, in dem waren von Hoffnung und frohem Selbstvertrauen erfüllt. Jede der beiden Parteien wollte gefiegt haben, jede die Besatzung der Barrikade der feindlichen Attake ent- Selbst Frauen und Kinder mieden die nächtliche Lagerstatt wies auf die imposante Streitmacht hin, die hinter ihr gegensah. Sie baten die Umstehenden um Pulver und und erwarteten in den hell erleuchteten Fenster der kleinen stand. Sprachen die bürgerlichen Wortführer von den Kugeln, allein vergeblich: die einen besaßen nichts von Häuschen ohne Bangen den Feind. Was irgend als Waffe tausend Barrikaden, die noch unversehrt und wohlbemannt diesem kostbaren Material, und die anderen brauchten es verwendbar schien, ward in den Wohnungen, auf den sich in den Straßen der Residenz erhoben, so hielt der für ihre eigenen Büchsen. Dächern, in den Kellern zur Abwehr bereit gehalten. König ihnen die drei Dutzend Geschüße entgegen, mit denen Da steh'n wer nu wie de Affen", meinte Frize An der Neuen Friedrichstraße stockte der Zug eine er diese Barrikaden hinwegfegen würde." Bürgerbewaff Grams, den die erzwungene Unthätigkeit verdroß, und Weile: der Königsgraben schnitt den geraden Weg nach nung" forderten die Männer der Bourgeoisie; der König warten jeduldig, bis se uns' n Pelz waschen. Wenn wer dem Schützenhause ab. Die Königsbrücke war in den aber erwiderte, daß diese Forderung sich mit dem System wenigstens' nen Fligbogen hätten!" Händen der Garden und der Umweg über die Stralauer der Regierung nicht vertrage, und daß es dem Militär Brücke hätte den Marsch über die Maßen verzögert. Aber allein zufomme, die Ordnung und das Gesetz zu schützen. Frige Grams war um einen Ausweg nicht verlegen. Er hatte einen Theil seiner Soldatenzeit in der königlichen Bäckerei neben der alten Franzer Kaserne abgeleistet und fannte alle Ecken und Winkel in dieser Stadtgegend. Am Kadettenhause vorüber gelangte er mit seinen Begleitern über Höfe und Gärten an den Königsgraben. Dort fanden fie ein zu einer Bade- Anstalt gehörendes Boot, das sie wohl­behalten aus jenseitige Ufer setzte.( Forts. folgt.)

Mit meinem Militär," sprach der König, werde ich siegreich sein, wenn alle meine königlichen Mahnungen nichts fruchten.

Ein solcher Sieg, Majestät, würde eine Niederlage sein," versetzte schlagfertig einer der Unterhändler.

So flogen Rede und Antwort, Gebot und Gegengebot stundenlang hin und her und noch war kein Ende des

" Ich wüßte wat, Meester," versetzte Ferdinand, der während der letzten Stunden nicht von der Seite seines Herrn gewichen war und jetzt mit einer Anzahl jugendlicher Kameraden hinter ihm stand.

" Na wat deun, Junge?" fragte der Meister neugierig den wackern Burschen.

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Wie wär's, wenn wir Jungens mal nach't Schügen haus rieber machten und von dort' nen Posten Munition ranschleesten?"