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Die Regierung für Schutz der Streikbrecher.

Eine amtliche Erklärung.

Hamburg   exportiert deutsche Kohle. Hamburg  , 6. Mai.  ( WTB.) In steigendem Maße spürt auch der Hamburger Hafen   die Ausmirfungen des englischen Streifs. Die ausländischen Kohlendepots, die die Bunkerung der Schiffe besorgen, sehen sich nach deutscher   Kohle um. Die dirette Rohlenzufuhr von England, die gegenwärtig 4 bis 6 Dampfer täglich besorgten, ist eingestellt.

Herr Staatsanwalt!

London  , 6. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Der britische   Berg. arbeiterverband hat ein Manifest erlassen, in dem betont wird, daß der Angriff auf die Bergarbeiter nicht nur diesen, sondern allen anderen Arbeitern des Landes und der gesamten britischen Gewerkschaftsbewegung gegolten habe. Die Unterstützung, die die Bergarbeiter gefunden haben, gebe ihnen die Gewißheit, daß die Sache der Arbeiterschaft erfolgreich sei. Die regierungsoffizielle British Gazette" vom Donners­tag veröffentlicht eine Erklärung, daß die britische   Regierung feinerlei Wo bleibt das Vorgehen gegen Wulle, Kube, Ahlemann? zufünftigen Beilegung des gegenwärtigen Konfliktes ihre Zu­Die gestrige Aussage des Grütte Lehder vor dem preußi­stimmung erteilen werde, die nicht die in Arbeit verbliebenen Arbeitschen Untersuchungsausschuh bedeutet für die völlischen Führer nehmer vor einer zufünftigen gewerkschaftlichen Maß= Wulle, Kube und Ahlemann die glatte moralische Kata­regelung wirfiam schüßte. In Gewerkschaftstreifen ver­strophe. Die Rechtspresse ist denn auch so tonfterniert, daß sie ihren tritt man die Auffassung, daß diese Erklärung der Regierung unter Lesern kaum andeutungsweise den Inhalt der Aussage vorzusetzen Umständen einen entscheidenden hemm schuh   für die künftige Bei- wagt. Die Kreuz- Zeitung  " schweigt in allen Tonarten. Aus der legung des Konfliktes bilden wird. völlisch- nationalen Deutschen Zeitung" erfährt man nichts weiter, als daß Grütte- Lehder so schnell gesprochen habe, daß ihn der Vor­sitzende ermahnt, langsamer zu sprechen. Das scheint allerdings das wichtigste an dieser Aussage gewesen zu sein!

Der Vorwärts" in England. In der B. 3." erzählt Herr G. Kauder, der von seiner Zeitung als Sonderberichterstatter nach England entsandt ist, von seiner Reise dahin folgendes:

In Folkestone   werden die 21 Passagiere in ein scharfes Baß. verhör genommen. Der Paß allein genügt nicht. Man muß Rede und Antwort stehen. Es geht durch alle Höflichkeiten und Liebes­

würdigkeiten wieder etwas Kriegspsychose. Als ich 1920 zum ersten Male nach dem Kriege wieder nach England fam, fragte man mich im Hafen geradezu, ob ich zu Spionagezwecken tomme. Diesmal fragte man mich, ob ich vielleicht auch für den Vor­

wärts" arbeite.

Der Vorwärts" ist in England ständig durch den Korrefpon­denten des Soz. Pressedienstes", Gen. Dr. E. Bertheimer, vertreten. Aus Anlaß des Streifs ist unser Redationsmitglied Gen. Bittor Schiff am 3. Mai nach London   abgereift und hat dort, wie unsere Lefer aus dem heutigen Morgenblatt ersehen, seine Arbeit bereits aufgenommen: Von Schwierigkeiten, die die britischen Behörden der Tätigkeit unserer Mitarbeiter in den Weg gelegt hätten, ist uns nicht das geringste bekannt.

Gewerkschaftlicher Aufruf an die Streifenden. London  , 5. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Der Generalrat der Gewerkschaften richtet in seinem ersten offiziellen Streitbulletin eine Botschaft an die Arbeiterschaft, in der er betont, baß es sich um einen reinen Arbeitsfampf handele. Es werde von jedem Ar­beiter, der im Streit stehe erwartet, daß sein Benehmen vorbildlich sei und daß er der Polizei teinerlei Anlaß zum Ein jchreiten biete. Der Ausbruch von irgendwelchen Unruhen märe für die Aussichten des Streifs äußerst schädlich. Der Generalrat fordert insbesondere die Streifposten auf, sich in den gefeßlich erlaubten Grenzen zu halten.

Zugverkehr auf einzelnen Strecken.

London  , 6. Mai.  ( WTB.) Die London  - und Nordost bahn gibt bekannt, daß sich der Zugverkehr im Laufe des Tages ge. bessert habe. 112 Personenzüge und 15 Milchzüge seien im Gebiet südlich von Doncaster   gelaufen. Im nordöstlichen Bezirk hätten 110 Züge verkehrt.

Die Midland and Scotish Railway Gesellschaft teilt heute mit, daß fie in der Lage war, einen verstärkten Dienft zu betreiben und im ganzen über 300 3üge habe verkehren lassen.

Verschärfung des Londoner Verkehrsstreiks. London  , 6. Mai.  ( BTB.) Die Bertehrsschwierigkeiten in Lon don werden heute, Donnerstag, eine Verschärfung erfahren. Gestern abend hat die Vereinigung der Autobroschtenführer beschlossen, sich um Mitternacht dem Generalstreit anzuschließen.

Die Briefe werden zensiert.

Man müht sich rechts, Grütte- Lehder als pathologischen Phan taften abzutun. Einen derartigen Eindruck hat Grütte- Lehder aber Eeine Aussagen gestern auf keinen einzigen Zuhörer gemacht. waren absolut flar, bestimmt, widerspruchslos und logisch völlig in ich geschlossen. In der Tat: welche andere psychologische Erklärung, als die, der Anstiftung durch höherstehende, soll man dafür finden, wenn ein siebzehnjähriger junger Mensch zu einer so grauenhaften Tat, wie der des Mordes an einem angeblichen oder wirtlichen Berräter schreitet?! In seinem eigenen Gehirn fann dieser Gedanke ebensowenig entstanden sein, wie der des Atten­tates auf Severing. Und welchen Grund follte Grütte Lehder, der rechtsfräftig Verurteilte, haben, die schwersten Anschulbi gungen gegen die Männer fich aus den Fingern zu faugen, zu denen er damals als zu feinen Führern in unterwürfiger Berehrung auf geblickt hat?! Und wie sind die Herren Bulle und Kube dazu gekommen, einem Siebzehnjährigen derartig phantastisch weitgehende Bollmachten auszustellen, daß man ihm die Organisation einer ganzen Provinz übertrug?!

Zudem ist jetzt schon flar, daß Herr Wulle mindestens in einem Bunfte das Gegenteil der Wahrheit gesagt hat, als er nämlich seine Bekanntschaft mit Grütte- Lehder öffentlich glatt ab leugrete. Grütte- Lehder hat Beweismaterial dafür erbracht, daß er mit den völlischen Führern, namentlich auch mit Herrn Bulle, auf intimſtem Fuße gestanden hat.

Man fann sich des Eindrucs nicht erwehren, daß im Falle, es würde sich bei dem Ganzen um fommunistische Führer und die Tat eines Angehörigen des Roten Jungsturms handeln, Herr Ahlemann spätestens gestern verhaftet, gegen Wulle und Rube spätestens gestern der Antrag auf Aufhebung der mmunität gestellt worden wäre. Hier aber spricht es Bände, daß in der Hauptverhandlung gegen Grütte- Lehder das Gericht unter Vorsitz des Herrn Landgerichtsdirettors Bombe auf Grund spitfine dige: juristischer Unterstellungen es abgelehnt hat, die der Anstiftung zum Morde Beschuldigten ulle und Kube auch nur als Zeugen zu rernehmen.

Wenn dieses Bertuschungssystem weiter von den Justizbehörden fortgefekt wird, so werden wir bald um einen neuen Justiz standal reicher sein.

Preußen und die Fürstenfrage. Die Hohenzollernauseinandersetzung vor dem Haushalts­

ausschuß.

Im Haushaltsausschuß des preußischen Landtages nahm bei der Beratung des Etats des Finanzministeriums der Finanzminister London  , 5. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Am heutigen Tage Dr. Höpfer- Aschoff auch zu dem Stand der Auseinander.

wurden die ersten Fälle von Briefzen fur festgestellt. Bei der Unabhängigen Britischen   Arbeiterpartei eiintreffende Briefe trugen den Stempel L. P. D. und wurden von der Benfurbehörde mit einem neuen Ruvert verschen

Morgenweg.

Bon Jens Lornsen.

So frühe führte es mich heute hinaus, selbst die Bögel hatten. noch nicht die Augen aufgetan. Es war erst ein fahles vorgraues Fluten überm Often, ein Atem vom Schlaf auf allen Wegen und von der Erde bis zum Himmel schien es gar nicht so weit, wie das helle Tageslicht uns oft glauben macht. Alle Weiten rundum waren noch standen sie auf schwankenden grauen Mauern dicht umher und flohen unbestimmt, niemand konnte sagen, lagen sie wirklich fern oder erst mit unsern Schritten in ihre Winkel und Standquartiere. So still war es dabei, so unirdisch fahl zwischen den Tannenspizen und Apfelwipfeln, es gehörte wirklich Besinnung dazu, sich wieder aus dem Gespenstischen dieses Lichts zu sich selbst zu finden. Wäre der Weg nicht so gnädig, immer dicht vor mir aus allen blaffen Dämpfen und Nebeln zu festem Boden zusammenzurüden, man möchte sich wirklich in einer verzauberten Fremde glauben, jenseits von Schlaf und Wachen in einer dritten Welt.

Bergab muß ich gehen. Grau ist der Tann  , von einem halb hellen Schleier der Feuchte überspannt, der jeden Zweig weißlich überfärbt und alle grünen Bärte, die man tagsüber so fröhlich zupfte, eisgrau und alt scheinen lassen. Alle Gräser haben das gleich matte Morgengewand und selbst das grelle Gelb der Troll­blume ist unter dem feinsten Linnen versteckt und rührt sich nicht. Der jandige Weg bröckelt an meinem Fuß, ich reiße die Nezze der Nacht auseinander und weiß doch, daß der Dunst am Weg lange vor dem aufspringenden Rot im Often, lange vor dem ersten Lerchen­lied noch alles wieder überspinnen wird zu dieser seltsamen Welt der umgitterten Wirklichkeit, übersponnenen Härte und in eins ver­bundenen Rinden und Erden. Erst wenn der Beg sich weitet, das Licht mit dem Wind aus der Ferne höher brauft und die Wald­wipfel sich schlaftrunken regen, wenn die Schatten sich gegen die Frühe dunkler zeichnen, wird dieser blassen Erden ein Gesicht ein­gerigt, wird der Morgen zu belebter Form, wird aus dem matten Grau ein bewegtes Antlitz.

Aber erst unten im Moor flieht der silberne Frost. Die Weite breitet sich zu schillernden Wassern, die im Morgengrün des Himmels cufleuchten. Das Birkhuhn rollt, alle Gräser schälen sich aus teppelten Schatten. Bom Himmel hängen graue Sapfen nieder, kleine Nebelwirbel, die von Tau tropfen und im Licht schmelzen. Unter ihnen aber wachsen die Stümpfe der Erlen, hier, dort, wie Tropffteine im flachen Moor, immer gerade unter den 3ipfeln der Höhe. Die Spierstaude am Weg öffnet die weißen Dolben zu ihren berückenden Düften, die Rohrkolben rauschen, riesige Bärenflauen und Schierlingföpfe neigen sich aus den Gräbern auf. In Beite und Höhe reden sich Büsche und Bäume, schütteln sich dem roten Farbstreif im Often entgegen. Die Birfen leuchten, die Waffer be ginnen zu blühen, alles Kraut und Geäft hat seine fahlen Spizen

fegungsfrage des Preußischen Staates mit den Hohenzollern   Stellung. In bezug auf die von der Reichsregierung nach dem Scheitern der Kompromißverhandlungen geplante Regierungsvorlage schien auch der Finanzminister pessimistisch zu sein. Es bleibe ab­

verloren und taucht auf in den Tag. Das fummi und fingt, rauscht und loht auf, zwitschert und atmet tief, steigt, redt sich und wartet Sehnsüchtig dem roten Feuer entgegen, das wie aus einer Muschel Mund im Osten über die Erde klafft.

Konzerte. In unserer vorigen Notiz über Berliner   Musit ist der Name des van Laar Quartetts falsch gebrudt worden. Wir berichtigen dies unter ausdrücklicher Hervorhebung, daß die zu dem Laar- Quartett gehörenden Herren das äußerst schwierige Quar­Durchfeilung vorgetragen haben. In einem populären Konzert des tett von Ernest Bloch   mit großem Schwung und guter technischer Deutschen   Lyzeums war ein Trio für drei Celli angezeigt. Man hörte ein sehr ansprechendes, formgeschicktes, im ersten und dritten Saz liebliches, im Adagio schwelgerisches Wert und hätte ohne Pro­gramm auf einen Zeitgenossen oder Schüler Mozarts geschlossen, etwa Süßmaner. Genannt wurde das Werfchen als Op. 87 von etwa Süßmayer. Genannt wurde das Werfchen als Op. 87 von Beethoven  . Die Echtheit fann bezweifelt werden. Es ist jüngst in einem Konzert einmal ein Wert von einem Komponisten namens Ganswird gespielt worden, von dem durchaus nichts in der Literatur geschichte befannt ist. Ob die zu luftigen Streichen aufgelegten Hindemiths dieses Wert selbst tomponiert haben? Opus 87 von Beethoven   müßte ein Wert aus der Höhe feines Schaffens fein. Danach flingt dieses Trio nicht. Eher nach einer sehr hübschen Ge. legenheitsarbeit. Armin Liebermann führte mit dem ersten Cello viel zu robust und vorbringlich, während Frig oppe und Karl Lenzewsti ihre Celli vorsichtiger, stärker auf die Kleinheit des Raumes eingestellt, meiſterten. Die Arie der Marcellina ließ in Ingrid Brebec eine Sängerin von guten Vortragsmanieren und ( bis auf die etwas gepreßte Höhe) schön gebildeter Sepranstimme erkennen, die sich schließlich in der schweren Norina- Arie des Don Pasquale ganz frei fang. Im legten Konzert des Sinfonievereins fonnte man Eva Heiniß, die jugendliche Cellistin, beim H- Moll Konzert von Dvorak   bewundern. Musikalität zeichnet ihr Spiel aus, und die Fingertechnik ist höchst gewandt, der Ton fauber und wohl gebildet. Schrattenholz dirigierte das von ihm glänzend ge Schulte Dilettantenorchester mit Sicherheit und unter vollkommener Beherrschung des Klangapparats. Der erste Saz der C- Moll- Sin fonie ven Brahms   war in Präzision und Ausbruck glänzend ge­fungen, R. G.

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Die Pflege öffentlicher Denkmäler. Der Chemiker der Berliner  Museen, Prof. Dr. F. Rathgen, gibt jetzt mit Unterstützung des über die Pflege von öfentlichen Denkmälern in Stein und Bronze Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Boltsbildung seine Studien heraus. Man erinnert sich, daß im vorigen Jahre die Maßnahmen, die die Stadt Berlin   zur Reinigung von Begas Schillerdenfmal traf, die öffentliche Strifit herausfordern mußten. Rathgen hat nun untersucht, welche Gründe den allmählichen Berfall der öffentlichen Denkmäler herbeiführen. Vor allem find es die in der Atmosphäre enthaltenen Säuren, schweflige und Schwefelsäure, die den Marmor an der Oberfläche zerseßen. Durch langjährige Versuche konnte Rathgen feststellen, daß dieselbe Marmorart in der gleichen Beob­achtungszeit in Groß- und Industriestädten viel schneller verwittert als in Kleinstädten. Die Verwitterungszahl ist in Berlin   522, in Hamburg   427, in Schleswig   98. Bei den Bronzedenkmälern wird

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zuwarten, ob durch den Boltsentscheib eine neue Lage ge schaffen werde.

Aus Zweckmäßigkeitsgründen will der Finanzminister die jetzt dem Finanzministerium unterstehenden beschlagnahmten Vermögens­maffen( sogenannte Krongutsverwaltung) an die be teiligton Ministerien aufteilen; so sollen die Museen, die Theater usw. an die Kultusverwaltung, die Domänen und Forsten an das Landwirtschaftsministerium übergehen. Die Soziala demokraten brachten zum Ausdrud, daß fie eine solche Regelung noch vor der endgültigen Entscheidung, die ja durch den Volks­entscheid in allerfürzester Zeit fallen müffe, für durchaus unzwed. mäßig halten. Dieser Auffassung schlossen sich alle übrigen Frat­tionen an.

Die Deutschnationalen fündigten an, daß fie auf die politische Seite der Fürstenabfindung" bei der Beratung des Etats vor dem Plenum eingehen würden. Die sozialdemokratische Fraktion wird den Vertretern der Fürsteninteressen auf alle Fälle zu dienen wissen.

Die bei diesem Etat naturgemäß besonders zahlreich auftauchen­ben Beamtenfragen wurden einem Unterausschuß überwiesen.

Gegen Reinholds Finanzpolitik.

Aufhebung der Ermäßigung der Börsensteuer beantragt.

PP

Die sozialdemokratische Reichstagsfrattion hat zu der vom Reichsfinanzminister verordneten Ermäßigung der Börsenumsag steuer im Reichstag   zwei Anträge gestellt. Der erste Antrag verlangt gemäߧ 62 des Kapitalverkehrssteuergesetzes, der dem Reichstag das Recht gibt, Berordnungen der Regierung über die Börsenumsatzsteuer aufzuheben, die Aufhebung der Ber. ordnung vom 29. April. Die Aufhebung soll rüdwirkend vom 3. Mai 1926 in Kraft treten. Der zweite Antrag verlangt die pöllige Aufhebung des§ 62 des Rapitalvertebrs. steuergefeges, also der Bestimmung, die der Regierung bas Recht gibt, die Steuerfäße felbständig auf dem Verordnungswege zu verändern. Da anzunehmen ist, daß jetzt auch andere Parteien das Weiterbestehen der Ermächtigung für bedenklich halten, dürfte für ihre Beseitigung eine Mehrheit im Reichstage vorhanden fein.

Besteuerung der Autos.

Ein Gesetzentwurf im Steuerausschuß.

Der Steuerausschuß des Reichstages begann am Mittwoch die Beratung der Vorlage der Reichsregierung über die Aenderung des Kraftfahrzeugsteuergeseges. Der Gesezentwurf sieht eine Erhöhung der bisher erhobenen Sätze um etwa 50 Proz. vor, außerdem an Stelle der bisherigen Borause leistungen Zuschläge von 25 Proz

großen Ganzen unter den Barteien Uebereinstimmung darüber, daß Die ziemlich ausgedehnte General debatte ergab im bis zur vollständigen Neuregelung der Kraftfahrzeugsteuer eine 3wischenlösung gefunden werden müsse. Von verschiedenen Seiten wurde eine Befristung des vorliegenden Gesezes auf ein Jahr verlangt.

Die Stellung der Sozialdemokratie zur Vorlage prä zisierte Genosse Simon- Schwaben. Er wies darauf hin, daß das heutige Auftommen aus der Kraftfahrzeugsteuer ungenügend fei, um den Anforderungen, die der Straßenbau erhebe, Rechnung zu tragen. Man müsse also mit einer Erhöhung rechnen. Es fönne ſich aber heute nur um ein Brovisorium handeln, das baldigst einem Definitivum weichen müffe.

Sabineffstrije in Belgien  . Der Innenminister Jacquemyns ift wegen der Steuergeseßvorschläge der Kabinettsmehrheit zurüdges treten. Der Kolonialminister Carten ist seinem Beispiel gefolgt. Das polnische Kabinett ist zurückgetreten. Ministerpräsident Strzinsky erklärte, er hoffe auf die Bildung einer parlamentarischen Koalition.

Die Friedensverhandlungen in Maroffo werden am Donners­tag wieder aufgenommen. Der weitere Verlauf der Verhandlungen wird von den neuen Instruktionen abhängen, die die Vertreter des Rifs bei Abd el Krim   eingeholt haben. Ueber ihren Inhalt ist bisher noch nichts bekannt.

fast überall die graue bis schwarze, mehr oder weniger rauhe Ober­fläche beflagt, an Stelle der grünen oder braunen Edelpatina, die man an vielen Altertumsfunden unserer Museen bewundert. Rath gen hat etwa 900 Standbilder untersucht und ist zu dem Ergebnis gefommen, daß der schlechte Einfluß nicht in erster Linie von einem Zint oder Arfengehalt stammt. Als erste Borbedingung für das Entstehen einer guten Patina fordert Rathgen, daß die Oberfläche des Denkmals vollkommen glatt ist. Als Schutzmittel empfiehlt er für Marmor einen leichten Bachsüberzug, für Bronzen fyftematische sellschaft für Gartenbau zeigt auf ihrer jetzt eröffneten Ausstellung Reinigungen, denen ein Nachreiben mit weichen Tüchern folgen soll. eine Geranienart, die bisher völlig unbefannt war. Sie ist entdeckt worden in dem Fenster eines alten Häuschens in Someret, und die Botanifer nehmen an, daß es sich um eine Pflanze handelt, die in früheren Jahrhunderten größere Berbreitung hatte, deren Spur jedoch inzwischen verloren gegangen war. Die Blätter der Pflanze haben einen ausgesprochenen Pfefferminzgeruch an sich, mit dem sie einen ganzen Raum erfüllen. Die Blüte hat eine blaffe Malven farbe.

Die Nachtigall im Rundfunt. Die englischen Rundfunthörer legen besonderen Wert darauf, das Lied der Nachtigall unter den Darbietungen der Funkstunde zu finden, und deshalb hat man in einem Garten in Surrey  , wo sich eine besonders tonfräftige Prima donna der Bogelwelt findet, einen Aufnahmeapparat aufgestellt, der nach 11 Uhr, am besten turz vor Mitternacht, dieses Programm ftüd übermitteln soll. Eine Cellistin läßt zu dieser Zeit die flagen. den Töne ihres Instruments erklingen, um die Nachtigall zum Ge fang anzuregen, und sie hat damit gute Erfahrungen gemacht. Sie hat herausbekommen, daß der Schwan" von Saint- Saens   und das Ave Maria von Gounod   den Ehrgeiz der fleinen Sängerin am meisten anstacheln, so daß sie felbft im Regen aus voller Rehle zu fingen beginnt. Nur starter Wind hält sie ab und bringt dann das Rundfunkpublikum um seinen Genuß.

In der Bollsbühne, Theater am Bülowplah, findet am 7. abends 8 Ube in diefer Spielzeit die letzte Boritellung von Sturmflut mit Seina rich George als Granfa Umnitsch ftalt.

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Trele fozialistische Hochschule. Am 8., abends 7, Uhr, fpricht Benollin Anna Siemien im großen Sigungsfaal des ehemaligen berrenbaules, Leipziger Str. 3, über: Bürgerliches und proletarisches Bewußtsein in der modernen Dichtung. Karten zum Preise von 50 Pl. in der Buchhandlung Diet, Lindenstr. 2 und an der Abendlaffe.

Die Frühjahrsausstellung der Zifademie der Künfte wird am 8., mittags 12 Uhr, mit einer Ansprache ihres Präsidenten Mag Liebermann feierlich eröffnet.

Nachtvorstellung der Bühnengenollenfchaft in der Alhambra  . Um S., abends 11'/, findet in der Alhambra  , Kurfürstendamm 68, die legte Beranstaltung für bie Wohlfahrtstassen der Bühnengenossenschaft statt. Shre Teitmirtung haben sugefaat: Lotte Schöne( Stäbliche Dber), Prof. Freberic Lamond, Prof. Kulentampff und Dr. Felg Günther. Die Prometheus- Film­Gesellschaft hat eine Vorführung des Panzerfreuzer Potemlin" zur Ber fügung gestellt.

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Eine Dig- Erwerbung der Nationalgalerie. Die Nationalgalerie hat fo eben ihr erstes Bert von Dtto Dig erworben: das Bildnis von Maz geler, dem Philosophen der Kölner   Universität.