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flopSWc-' Wir stellen uns den reißenden Absatz des Werkes vor. von dem jeder Band 1000 Lire kosten soll, wenn es nur von Faschisten geschrieben und von Faschisten gelesen wird. Da wird der Verleger wirklich gut tun, mit Ewigkeiten zu rechnen. In den Oppositionskreisen lebt übrigens hartnäckig die Illusion, von der faschistischen Ewigkeit doch noch etwas ab- landein zu können. Man weist auf die Rechtspflege hin. Die Geschworenen von C i c e n z a haben drei Faschisten frei» gesprochen, die am 8. Mai 1925 in der Uniform der Miliz einen kleinen Grundbesitzer überfallen und mit den Waffen in der Hand gezwungen haben, ihnen eine Quittung über 1000 Lire für Pachtgeld eines Feldes auszustellen. DieRichter aus dem Volke" haben den Tat- bestand bejaht, aber die Schuldfrage verneint. Ein aus New Jork heimkehrender Italiener fand in einem mitreisenden Landsmann gleich den Spion, diesesexquisit faschistische" Nationalprodukt unserer Zeit, so daß er noch nicht den Boden des Baterlandes betreten hatte, als er schon wegen Beleidigung des Ministerpräsidenten oerhastet wurde. Einziger Zeuge der Angeber, Urteil 6 Monate Gefängnis. Fröhliche Heimkehrt Auch die faschistische Finanzgebarung wird in Oppost» tionskreisen dahin gedeutet, daß die Ewigkeit doch nicht ganz feste Preise haben dürfte. Die öffentlichen Ausgaben wachsen schneller als die Einnahmen. Wohl weist der Boranschlag der neun Monate des Gebarungsjahres eine Vermehrung der Einnahmen um 1963 Millionen auf, aber leider find in der entsprechenden Periode die Ausgaben um 2 Milliarden gewachsen, trotz des Zurückgehens der Kriegslasten. Aus all diesen Dingen schließt die träumende Opposition, daß es vielleicht doch keine richtiggehende Ewigkest werden wird.
Moskau   über Englanü! Sinowjew   übernimmt das Kommando. Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale in Moskau   erläßt einen Aufruf zum Kampf der englischen Gewerkschaften. Der Aufruf beweist, daß die Komintern nicht im entferntesten daran denkt, die englischen Gewerkschaften ehrlich zu unterstützen. Ihr ganzes Streben ist vielmehr darauf gerichtet, Unfrieden zu stiften und im Trüben zu fischen. Die Komintern weiß jetzt schon, daß der Streik von den Führernoerraten" werden wird, das heißt, sie rechnet damit, daß er mit einem Kompromiß oder gar mit einer Niederlage enden wird, und darum geht sie jetzt schon darauf aus, den erwarteten Mißerfolg den Führern anzukreiden, die nicht nach der Mostauer Pfeife tanzen. So heißt es in dem Aufruf: Die Geschichte des Streikkampfes in Großbritannien   kennt be- sondere zahlreiche Beispiele, wo sich einige verräterische Führer an die Spitze der Arbeiterbewegung stellten, um diese bei der erstbesten Gelegenheit zo verraten. Dies ist auch der Grundsah de» Herrn Thomas. Vergeht nicht, Genosien, daß diese Gefahr die größte ist, die eure große Bewegung bedroht. Und in einem Artikel derP r a w d a" schreibt S i n o w j e w: Aber es ist kein Zweifel darüber möglich, daß ein Teil der rechten Führeran der Spitze" der gegenwärtigen Bewegung steht, vm bei der ersten Gelegenheit sie zu verraten: Ihr Plan ist, das Haupt der Bewegung zu sein, um die Bewegung zu enthaupten. Die Kommunisten müssen die« un» bedingt laut aussprechen und gerade jetzt, wo auf den ersten Blick in den Reihen der Führer der Bewegung beinahe eine vollkommene Einmütigkeit herrscht, muß diese bsttere Wahrheit aus- gesprochen werden, weder Valdwin noch seine O. IN. S. f Technische Ikothilse), noch sogar Bombenflugzeuge stellen sür die Bewegung eine solche Gefahr dar. wie die Thomas und Co. Es ist der oberste Grundsatz aller internationalen So- lidarität, daß die Arbeiter eines jeden Landes, die selber am besten wissen müssen, was ihnen frommt, sich selber ihre Führung wählen und selber die Maßnahmen ihres Kampfes
besfimmen. Wer ihnen in der Ark und Weise wie es Sinowjew   und Co. tun, in ihre Angelegenheiten hineinredet, wer mitten im schwersten Kampf durch Verdächtigungen der freigewählten Führung die Disziplin zu unter- graben sucht, der verübt an der Bewegung ein kalt überlegtes Berbrechen. Aber das Spiel ist zu plump, als daß die englischen Arbeiter es nicht durchschauen sollten, und wenn sie die Wahl haben zwischen den Männern ihres Vertrauens, mit denen sie in jahrzehntelangen Kämpfen zusammenge- wachsen sind, und einem unverschämten schmutzigen Burschen wie Sinowjew  , so werden sie genau wissen, was sie zu tun haben. Es sollte uns nicht wundern, wenn die englischen Scharf- macher den Ekki-Aufruf nebst Sinowjew  -Brief in Millionen- aufläge verbreiten würden. Denn ihre eigenen Anstrengungen sind ja darauf gerichtet, den Streik als eine b o l f ch e- wistifche Angelegenheit erscheinen zu lassen, die er in keiner Weise ist. Gelänge es ihnen, den Massen des eng- tischen Volkes den Glauben beizubringen, daß Kerle wie Sinowjew   hinter dem Streik stehen, dann hätten sie den Sieg in der Tasche. Doch das ist ja die Spekulation Moskaus  . Erst kompro- mittiert man die Bewegung nach Kräften und versucht sie durch- einanderzubringen. Dann aber wenn kein hundertprozentiger Sieg ersochten ist hetzt man erst recht gegen diever- räterischer Führer". Wir kennen diese Methode zur Genüge. Sie hat in Deutschland   keinen anderen Erfolg gehabt als den, daß sich die erdrückende Mehrheit der Arbeiterklasse m i t Verachtung von ihr abwandte. Sie kann auch in Eng- land keinen anderen haben. * Wie der Herr, fo's Gescherr. Auftragsgemäß greift die Rote Fahne" unseren nach England entsandten Rcdaktions- kollegen, Gen. Viktor Schiff an mft der blödsinnigen Be- schuldigung, durch seine BerichterstattungDolchstöße" zu verübem DerVorwärts" und Genosse Schiss werden auch weiterhin bemüht fein, in brüderlichem Zusammenwirten mit den kämpfenden englischen Genossen und ihrer freigewählten Führung zu den Ereignissen in England Stellung zu nehmen. So oerstehen sie die internationale Solidarität.
Die Ertappten. BVV. erregen sich über das Verbotder Klein?asiberschütze«. In dem Organ der.vaterländischen" Putschisten, der .Deutschen Zeitung", wird ein dienstlicher Geheimerlaß des preußischen Innenministers veröffentlicht. Nach dem Blatte des Hans o. Sodenstern hat das Schreiben diesen Wortlaut: Der Preußische Minister des Innern. II. g. 363/26. Berlin  , den 8. März 1926. Sofort!(Geheim!) Nach mir in neuester Zeit zugegangenen Nachrichten sind in den verschiedensten' Teilen des Staatsgebietes wiederum B c st r e b u n- gen hervorgetreten, die wehrhafte Bevölkerung in Anlehnung an Reichswehrdien st stellen listenmäßig zu erfos- s e n und zu dem gleichen Zwecke Schützenorganisationen in engster Verbindung mit Reichswehrdienststellen ins Leben zu rufen. Zasbesondere soll eine über da« ganze Deutsche   Brich ver- breitete Klelnkoliberschühenorganlsalion aufgezogen worden sein. deren Mitglieder feierlich im Sinne des alten Fahnen» eides zum Gehorsam gegenüber ihren Führern verpflichtet werden. Nach wiederholten schriftlichen und mündlichen Cr- k l ä r u n ge n steht der Herr Reichswehrmini st er, wie das Reichswchrministerium derartigen Vorbereitungen durchaus fern: sie oerurteilen solche Maßnahmen selbst aufs schärffte. Ich ersuche daher ergebenst, gegen dieses unverantwort- liche Treiben mit allen zu Gebote stehenden Mitteln nachdrück-
lichst einzuschreiten, etwa bestehende Organisationen sofort auf­zulösen int!) mir darüber sowie in Aweifelssälleu umgehend zu berichten. gez. Severing. Das ist ein sehr vernünfttger Erlaß, denn die Kleinkaliber- vereine der Abc-Schützen sind, von denvaterländischen" Putschisten aufgezogen, eine Gefahr für die ruhige innerpoli- tische Entwicklung. Die alldeutsche Zeitung aber lüftet ein angebliches Geheimnis, indem sie dem Wortlaut des Schrei- bens diesen Orakelspruch anhängt: Wir werden uns erlauben, von Zeit zu Zeit ähnliche Schriftstücke zu veröfsentlichen, um denjenigen, die immer noch glauben, daß Herr Severing einenationale Geschlossenheit", d. h. doch gemeinsame Front nach außen anstrebe, die Augen zu öffnen. Was heißt das anders, als daß dieKleinkalibrigen" eine Front nach außen" bilden sollen und daß Severing diese gemeinsame Front nach außen nicht mitmachen will? Hat daran wirklich jemand gezweifelt? Und glaubt irgendwo irgend jemand, daß ein Sozialdemokrat die Militärspielereien der BVV. unterstützen könnte, besonders wenn er Minister ist? Schon der einfachste politische Verstand müßte doch be- greifen, daß die Republikaner sich selbst aufgeben würden, wenn sie die Woffenspielerei ihrer geschworenen Gegner still- schweigend dulden oder gar noch unterstützen würden.
Ein völkischer Verleumder. 8VV Mark Geldstrafe für Alfred Roth  . Stuttgart  . 6. Mai.  (Eigener Drahtbericht.) Ber dem großen Schöffengericht hatte sich am Donnerstag der frühere Reichs- tagsabgeordnete und Herausgeber der völkischenReichssturmfahne" Alfred Roth   in Stuttgart   wegen Beleidigung des Generals G r ö n e r und des früheren Staatssekretärs im Reichsverkehrs- Ministerium Stiele.? zu verantworten. Die Anklage lautet auf üble Nachred« in Derbindung mit einem Vergehen der öffentlichen Beleidigung. In einem Artikel in derReichssturmfahne" wurde dem Staatssekretär Stieler vorgeworfen, zusammen mit dem Gene. ral Gröner in dem Hause des Generals Rollet oft und gern verkehrt zu haben. Diese Behauptung hielt der angeklagte Verleumder in der Verhandlung nicht aufrecht. Er gab zu, das Opfer einer Irre- führung geworden zu sein. Im übrigen betcuette er wiederholt, daß er niemand habe beleidigen wollen. Der Staatsanwalt beantragte eine Geldstrafe in Höhe von 1060 Mark. Das Urteil lautete wegen ökfentlicher Beleidigung auf 800 M. Geldstrafe oder 20 Tage Gefängnis. Der Angeklagte trägt die Kosten des Verfahrens. Der Wortlaut öer Zlaggenverorönung. Amtlich wird mitgeteilt: Die vom Reichspräsidenten   am ö. Mai 1926 erlassene und vom Reichskanzler gegengezeichnete zweite Verordnung über die deutschen   Flaggen wird in der nächsten Nummer desReichsgesetzblattes  " verkündet werden. Sie hat folgenden Wortlaut: Die Verordnung über die deutschen   Flaggen vom 11. April 1921 (.Reichsgesetzblatt" Seite 483) wird wie folgt geändert: 1. Im Abschnitt 1 erhall die Nr. 10 folgende Fassung:Nr. 10. Die Dienftflagge der übrigen Reichsbehörden zur See wie die Handelsflagge: darauf, etwas nach der Stange hin. verschoben, in den schwarzen und roten Streife:: je bis zu einem Fünftel übergreifend, der Reichsschild, den Adler nach' der Stange gewendet. Verhältnis der Höh« zur Länge des Flaggen- tuches wie 2 zu 3." 2. In Abschnstt 4 erhäll Abs. 2 folgenden neuen Satz 2:Die gcsandtschafttichen und konsularischen Behörden des Reich« an außer- europäischen Plätzen und an solchen europäischen   Plätzen, die von Scehandelsschiffen angelaufen werden, führen außerdem die Handels- flagge."
Gründung desInstituts für Zeitungskunde" in Leipzig   eingeleitet wurde. Diese Schöpfung war das persönliche Wert des bekannten Nationalökonomen Karl Bücher  , der schon seit vielen Jahrzehnten sich für die Ausbildung der Wissenschaft vom Zeitungswcsen ein- gesetzt hatte. Aber erst nach 30jährigor Arbeit erreicht er sein lange geplantes Ziel, die Zeitungskunde als Lehrfach an den deutichen Hochschulen einzuführen, und er hat auch in Leipzig   seine Auer- kennung als Prüfungs- und Promotionsfach durchgesetzt. Dem Vorbild Leipzigs   folgten dann im Laufe der letzten Jahre zahlreiche deutsche   Hochschulen, zuletzt auch Berlin  , wo erst jetzt ein eigenes Institut Ins Leben gerufen worden ist. Heute bestehen selbständige Zeitungsinstitute an den Universitäten Berlin  , Freiburg  , Köln  . Leipzig  , München  , Münster   und an den Hochschulen Hannover   und Nürnberg  , während regelmäßige Vorlesungen auf diesem Gebiet an einer noch größeren Anzahl von Hochschulen abgeholten werden. Auch in Heidelberg   soll demnächst das sriidcre journalistische Seminar in einem selbständigen Institut wieder aufleben. Die Ausgabe dieser Mittelpunkte der Zeitungsforschung besteht darrn, die theoretischen Borlesungen praktisch zu vertiefen und zu eigener Forschung anzu- regen: zu diesem Zwecke entHallen sie wertvolle Sammlungen, in denen sich historische Dokumente der Zeitungsgeschichte, einzeln« wichtige Blätter und Korrespondenzen, Fachzettjchriften sowie Proben der technischen Herstellung befinden, und umfangreiche Fachbiblio- theken. An der Hand dieses Materiols werden praktische Uebungen abgehallen, um die Studierenden mit dem so überaus komplizierten Betriebe der modernen Zeitung bekanntzumachen und tüchtige Journalisten heranzubilden. Wenn auch immer noch die alte Wahr- heit besteht, daß man zum guten Journalisten nicht gemacht, son- dern geboren wird, so gibt es doch heute so viele Kenntnisse, die dem künftigen Zeiwngsmitarbetter als notwendige Grundlage übermittelt werden müssen. Entdeckung merowingischer Gräber im Elsaß  . Bei Straßen- arbeiten zwischen Molsheim   und Aoolsheim im Elsaß   wurden zwei Gräber bloßgelegt, die nach den Angaben von Dr. Schaesser. dem Direktor des Strcßburger Museums, aus der Merowingerzeit(5. bis 8. Jahrhunderts n. Ehr) stammen. Wahrscheinlicb sind die gefundenen Gebeine die Skelette von Kriegern, die hier gefallen sind, denn bei den Skeletten fand sich noch gut erhaltenes Kriegsgcrät. In einem anderen Grabe fand man das Skelett einer Frau, die eine bronzene Halskette getragen hatte. An der Halskette waren mehrere Ringe und Schmuckgegenstände befestigt. Die gefundenen Gegenstände sind nach Straßburg   transportiert worden, wo sie Eigentum des dortigen Museum» werden sollen._ Splelplaväiibenmg. Die für heute im Staat leihen Sihlller- t I i a t e r angesetzte Pcemihre von R e h s>>«b 4 KomödieNickel und die 86 Gerechten" mutz aus einen späteren Termin oerschoben »erden. Albert voffermann kommt wieder aack» Lcrlla. Zwischen Direktor Taktendurg und Albert Bassermann   ist ein Abkommen geti offen worden, wonach A bert Baflermann m der kommenden Epielzeit mehrere Monat« oolauSsichttich am Lessing-Theater tätig sein wird. ver viswarckfilm wegen llnfiltlU tetl verboten. Die Zentur hat de« in Bra  - im deutschen   Kino oorgesührleu BiSmarcksilm sür die fZ"a»->v wegen Uas M chtett verboten.
Der Herr Kommerzienrat aus Gießen  . Don Hans Bauer. An Wilhelm Liebknechts Geburtshaus in Gießen   darf keine Gedächtnistafrl angebracht werden. Der Besitzer dieses Hauses, ein deutschnationaler Kommerzienrat, erlaubt es nicht. Es ist nichts dagegen zu sagen. Ein Grundstück gehört nicht denen, vi« es be- wohnen und die mit ihm verwachsen sind, sondern dem, auf dessen Namen die Grundbucheintragung erfolgt ist. Es bildet einen Be- standteil dieses Mannes, ja, oft genug sein Charakteristikum... denn wa» wäre manch einer, wenn er eben nicht dieses Eine wäre: ein Hausbesitzerl.. und so ist der Kommerzienrat im vollen Recht«, wenn er es nicht duldet, daß an einem Stück seiner selbst, eben an seinem Haus«, die Erinnerung an einen ihm verhaßten Mann g«. pflegt wird. Trotzdem: wenn der Gießen  «? Hausbesitzer auch das Aeußerfie verhindern konnte, daß sein gerichtsnotorisches Eigentum mit dem Namen eines roten Umstürzlers bemokell wurde, so wird er es doch nicht vermeiden können, daß, trotz der fehlenden Tafel, fein Haus im Bewußtsein der Bevölkerung als dasWilhelm- Liebtnecht-Haus" westerleben wird und daß die fremden Besucher Gießen» es mit neugierig-grüßendem Blick mustern und leis vor sich hinsprechen werden, wenn sie vor ihm stehen: Dieses Haus sst«in historisches Hau». Hier drinnen- ist der all« Liebknecht   geboren worden. Was aber manch« Leute sich auch beifallen lassen! Sick begnügen sich nicht damit, so, wie es sich gehört, pünklich ihre Miete zu bezahlen, die Hausordnung zu befolgen, den Herrn Hofbesitzer zuerst auf der Straße zu grüßen und, wenn ihr Stündlein geschlagen hat, hübsch unaussällig abzutreten und ihr«, mit der Unterzeichnung des Mietver- träges«ingegangenen Verpflichtungen an ihre Erben zu übertrogen, nein, sie fetzen dann noch Kinder in die Welt, deren Namen strahlend über dem Lande aufgeht und der es sogar vermag, das Zinshäuschen eines Kommerzienrat«» in den unerwünschten Glanz des öffentlichen Interesse» zu setzen. Wo bleibt da die Heiligtest des Eigentums, wenn dieser Begriff sich nur auf die greifbare Substanz, nicht aber auch auf di« Seele der Ving« erstreckt, wenn ein beliebige, Kind von einfachen Mietsleuten jederzeit dem Besitztum eines Kommerzienrats den Stem- pel seiner Persönlichkeit ausdrücken kann,«» mit dem Schlag seine» Herzens zu umweben vermag I vi« lebenden Gesinnungsfreunde de» großen Toten haben sich zu helfen gemußt. Sie haben ihr« Tafel an einem Gebäude auf der anderen Straßenseite angebracht und auf ihr vermerkt, daß.diesem Hause gegenüber" der groß« proletarische Kämpfer das Licht der Well erblickte. So wird dem Kommerzienrat olles Sträuben nichts nützen. Es ist ihm gelungen, dort, wo er unmittelbare Macht hat, di« Buchstaben de» ominösen Namen» zu verbannen, aber schon wenige Schritt« außerhalb de« Bereiche» seiner Wacht jjsejst«« an her Mauer ge-
schrieben: Wilhelm Liebknecht  . Und was nun gar dessen Geist betrifft, so hat er sich in die Wett ergossen und nicht einmal die Besitzgewall über die Stube, in der er Körper und Bestall annahm, vermag es, ihn zu verstopfen. Schlechte Zeiten für Kommerzienräte!
plauöerkomöüie in üer Königgrätzer Straße. Ladislaus Fodor   plaudert leicht und sehr gewandt ein Lustspiel zusammen. Pointen und Einfälle, auch Anleihen, die mst Grazie verschleiert werden. Der Budapester ist in die Parsser Schule gegangen. Er war ein talentvoller Schüler, der eine Prämie oerdient. Schon das Thema: Aktuell und doch wieder für den Geschmack des wohlerzogenen Parketts. Pikanterien, die niemals vollkommen schlüpfrig werden.' Titel dementsprechend sanft aufregendFräu­lein Dr. Schmidt". Das Fräulein Doktor sst Aerztin  . Sie sagt zu Herren und Damen:Bstte ziehen Sie sich aus." Da» Aus- ziehen wird gewöhnlich nur angedroht, höchstens bei der Dame oberflächlich vollzogen. Und Fräulein Dr. Scknnidt, eben noch etwas derb und sehr selbstbewußt, wird im Zwesten   Akt honiasüß und ganz weibchenweich. Man kann sich denken, mst welcher Inbrunst sie zum Schluß des drstten Aktes in den Ehehafen einläuft. In diesem Lustspiel zwei Szenen, die mehr als Plauderei sind. Sie sind nämlich köstliche Satire. Das Fräulein Doktor und der berühmte Professor sollen Konsilium abHallen. Sie tun es unter vier Augen, indem sie sich nur über ihre Privatsachen und über die Honorare einigen, die sie ankreiden wollen. Und als Fräulein Dr. Schmidt nicht mehr daran denkt, in di« Klinik zurückzugehen, gibt sie zwsschen vielen Küssen, ihr ausgeschmatzt von ihrem künstigen EHcHerrn, Anordnungen sür die Fernbehandlung der Patienten. Sehr hübsch, wirklich komödienhaft. Ladislaus Fodor   oersteht es. Amüsement mit Klughest zu mischen. Ladislaus D a j d a, der Regisseur, wurde aus Budapest   einge- laden, die ungarische Komödie zu inszenieren. Er gab seinen Künstlern denn auch papriezietten Furor ein. Er heizt« die Schauspieler an. Er fand in Frau Konstantin die gelehrigste Mithelferin, di« Anmut und Gefühl, lleberlegenheit und Zärtlichkeit spielen ließ, damst Fräulein Dr. Schmidt die Rechte ihrer gelehrten Schwestern auf das kleine Frauenglück durchsetzt. Die Aufführung in der Königgratzer Straß« mußre gefallen, da Hedwig Mangel und Willy B e n d o w mit chrer wohldisziplinierten Komik die närrische Seit« de» Lebens immer wieder fröhlich beleuchteten. Walter Janssen   und Anne Kirsten hatten den sentimenlalen Part. _ M H. vi« Entwicklung der Zeitungswissenschaft. Die noch junge Zei- tungswissenschaft kann jetzt ihr zehnjähriges Jubiläum als akademi. lches Lehrfach feiern. Im Weltkrieg, der ja die ungeheure Be» deutung des Zeitungswesens uns Deutschen   in der feindlichen Propaganda schmerzlich vor Augen stellte, wurde die ersteZeitungs- wissen schastliche Fakultät" begründet, und das Interesse an dieser neuen Wissenschast sst dann in steigendem Maße gewachsen. In den Berliner Hochschulnachrichten" gibt Dr. Fritz"Körner einen zu- sammenfassenden Ueberblick über diese« erste Jahrzehnt der Zei- tungswissenschaft an den Unloersstätoi, da» 191« durch di«