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wissen, daß sie durch Dekret des Ministers der Korporationen gegründet wird, sind rechtsverbindlich. Wer sich etwa der Illusion hingab, daß die Beisitzer des Arbeitsgerichts, die aus den Sachverständigen vom Präsidenten ernannt werden, Arbeiter sein tönten, den kuriert das Reglement. Sie müssen den Doltortitel haben. Zum Trost bekomnten sie aber 100 Lire Taggelder, außer der Spesenvergütung. Eine zivilrechtlich ganz neue Rechtsnorm finden wir in der Bestimmung, daß die Tarifverträge während der Zeit ihrer Dauer abgeändert werden können, wenneine bedeutende Aenderung der zur eit der Abschließung bestehenden Sachlage erfolgt ist". Der weck des Tarifvertrags, beiden Teilen eine gewisse Stabilität zu sichern, wird dadurch vereitelt. Ueber die Prozedur der Per- Handlungen des Arbeitsgerichts ließe sich ein ganzer Artckel schreiben. Es genüge, den Paragraphen 83 wieder zu geben: Wenn die Beweisaufnahme zu schädlicher Verbreitung oder Oeffentlichkeit führen kann, muß der Richter das Er- scheinendergegnerischenParteiausschließen und jedwede Mitteilung über die erhobenen Tatsachen ver- bieten?" Das nennt man in Italien   Rechtsgarantien! Während wir abwarten, wie diese 100 Artikel sich in der Praxis bewähren, macht man uns nach Kräften bange vor den entsetzlichen Folgen der Freiheit. Dem italienischen   Publikum will man im Ernst zumuten, die Nachricht der faschistischen Presse zu glauben, daß der englische   Streik 35 Milliarden Lire (sechs Milliarden Goldmark) gekostet hätte. Was wir aber absolut nicht glauben sollen, das ist, daß die italienisch« Re- gierung durch ihre irrige Einschätzung des englischen Streiks die italienische   Valuta so he rabgedrückt hat. In der festen Zuversicht, daß Generalstreik den Bankrott des Staates bedeutet, hat der Finanzminister seine Reserven an englischer Valuta auf den Markt geworfen, um sie nachher um billiges Geld wieder zu kaufen. Die englische   Regierung ihrer- feits, die bekanntlich zu dem Streik langerhand gerüstet war, warf die in ihren Händen befindliche schlechte Valuta auf den Markt, darunter die italienische   Lira, und der hiesige Schatz hatte nun keine Vorräte mehr zu einem Gegenmanöver. So kam es, daß das Pfund von 122 auj 140 und stundenweis auf 150 aufschnellte, um sich dann anicheinend um 130 herum wieder zu beruhigen. So gehts, wenn man die Welt mit faschistischen Augen ansieht! Nicht alles, was in Italien   zu Ende ist, ist auch im Ausland zu Ende. Für einige Zeit wird der italienische   Gildenstagt noch mit der Existenz des liberalen Staates im Ausland rechnen müssen. Auch das Christentum, mit dem sich der Faschismus bescheiden vergleicht, hat Zeit ge- braucht, um die Welt zu bekehren.
Ein vorbilü. Abb el Krim, Wilhelm und Ludendorff. Zum Untergang Abd el Krims bemerkt die völtisch-natio- naleDeutsche Zeitung": Daß Abd el Krim   sich jetzt bedingungslos der französischen   Ge- walt überlieferte, sst uns ein neuer Beweis für seine große Liebezuseinem Volke und zu seiner Heimat... Das Letzte, den sicheren Untergang, wollt« er dem Rifvolke ersparen. Darum opferte er sich selbst." Aber Wilhelms Flucht nach Holland  , Luden- d o r f f s blaue Brille ja, Bauer, das ist ganz was anderes.
Reichstagsarbeiten uvü volksentscheiü. Im Gegensatz zum deutschen   Reichstag, der nur die letzten drei Tage vor dem 20. Juni für die Agitation der Reichstagsabgeordneten für den Voltsentscheid freigegeben hat, hat der Aeltestenrat des Preußische n Landtages die acht Tage vom 12. bis zum 20. Juni sitzungsfrel gehalten. Diese größere Einsicht des preußischen Parlament« ist wohl nicht zuletzt auf die Erkenntnis aller preußischen Regierungs- Parteien zurückzuführen, daß die Hohenzollern  -Forderungen für die
Staatskasse des größten deutschen   Lande» katastrophal« Folgen haben würden, wenn nicht das Volk selbst den ehemaligen Fürsten einen Strich durch die Rechnung macht.
Mißklang in Elermont-ßerranü. Tie rechten Parteivorstandsmitglieder ausgeschieden. Paris  , 28. Mai.  (Durch Telephon.) Der Kongreß der französischen Sozialistischen Partei in Clermont  -Ferrandhatin einer Atmosphäre der M i ß- st i m m u n g und der Unklarheit geendet. Wie vor- auszusehen war, isteszukeinerernsthastenDebatte über die Kolonialfrage gekommen, die auf Antrag von Grumbach wieder auf die Tagesordnung des nächsten Kongresses gestellt werden wird. Von der ersten bis zur letzten Stunde des Kongresses war das ganze Interesse auf die Frage konzentriert, ob es zwischen dem sogenannten Z e n- trum(Blum, Favre, Lebas, Compere Morel  , Zyromsti) und der sogenannten Rechten(Renaudel, Marquet, Grumbach, Moutet, Gaston, Levy, Mistral) zu einer Äer- ständigung kommen würde. Es konnte bis zum letzten Tage scheinen, als ob eine Der- ständigung verhältnismäßig leicht sein würde, da nicht nur Leon Blum  , sondern auch Paul Faure   und Zyromsti, die früher der Unterstützungspolitik ziemlich feindlich gegenüber- standen, diesmal sich entschieden für sie aussprachen. Aus- drücklich betonten Blum, Favre und Compere Morel  , daß ein zeitweiliges Zusammengehen der sozialistischen   Parteien mit linksbürgerlichen Parteien sich als notwendig und nützlich erweisen könne, und da Renaudel im Namen seiner Parteifreunde feststellte, daß niemand gegenwärtig daran denke, die Frage einer sofortigen Beteiligung an der Regierung wieder aufzuwerfen und daß selbstverständlich auch diejenigen, die'bisher prinzipiell für die Beteiligung eintraten, die ablehnenden Beschlüsse der letzten Kongresse als b i n d e n d ansahen, schien der Weg offen zur Bildung einer inneren Ein- heitsfront mit dem äußeren linken Flügel, der die Einheits- front mit den Kommunisten wollte. Daß es schließlich d o ch n i ch t dazu kam und der Kongreß mit einem sehr schwerwiegenden Zwischenfall endete, mit dem freiwilligen Ausscheiden aller bisherigen Vertreter der Beteiligung?- tendenz aus dem Parteivorstand, liegt daran, daß die Vertreter der Richtung Faure-Zyromsti in der Unter- kommifsion der Resolutionskommission nach einer Debatte, die fast die ganze Nacht hindurch gedauert hat. erklärten, auf«ine ausgesprochene Rüge der Äarne-Föderation bestehen zu müssen, die bei einer Nachwahl im ersten Gang ein Kartell ab- geschlossen hatte. Auch gegen das Parteivorstandsmitglied Poisson, der in seiner Eigenschaft als Generalsekretär der französischen   Konsumgenossenschaften einen Mitgliedsposten bei dem von der Regierung gebildetenKomitee für die frei- willigen Beiträge" angenommen hatte, sollte eine Rüge erteilt werden. Diese Vermengung von einzelnen Disziplinarfällen mit den Problemen der allgemeinen Politik erschien Renaudel und seinen Freunden besonders deshalb unannehmbar, weil si» einen Konflikt zwischen der Partei und den Konsum- genossenschaften als Folge eines offenen Tadels gegen Poisson befürchteten. Da sie schon, um die Verständigung zu ermög- lichen, darauf verzichtet hatten, die Frage der' Beteiligung auf- zuwerfen, erklärten sie, zwar Anhänger einer von allen zu beobachtenden scharfen Disziplin zu sein, sich aber dagegen wehren zu müssen, daß nun gerade einige Fälle der Ver- gangenheit ausgesucht und Exempel statuiert werden. Die Abstimmung über die einzelnen Paragraphen der Resolution Blum ergab etwa 1800 Mandate für und 1100 Mandate gegen die Disziplinarparagraphen. Was nun weiter werden soll, nachdem Renaudel, Gaston Levy, Grumbach, Goude, Pressemane und eine Reihe anderer erklärt haben, dem Parteivorstand einstweilen nicht mehr angehören zu
wollen, steht noch nicht fest. Jedenfalls ist durch den Ausgang des Kongresses eine Stimmung st arkenilnbehagens in der Gesamtpartei entstanden, deren Rückwirkung alss die Kammerfraktion unerfreulich sein kann. DonSpaltung', d:s gewissen bürgerlichen Blättern als Folge unvermeidlich er- schien, ist jedoch nicht die geringste Rede. Kein Mensch denkt an Spaltung, und die Tatsache, daß der Kongreß mit geradezu erdrückender Mehrheit gegen die Resolution, die eine sozialistisch-kommunistische Einheitsfront verlangte, sich ausgesprochen hat, gibt die Gewähr dafür, daß der scharfe Konflikt, mit dem der Kongreß in Clermont-Ferrand   endete, keine allzu nachteiligen Folgen haben wird. vor der präßüentenwahl in polen  . Warschau  , 28. Mai.  (MTB.) Der P arteiobmann der Rationaldemotraten. Abgeordneter Glombinski, erschien gestern beim Sejmmarschall Rataj und fragte ihn, ob er ongesichi- der Entschließung einiger linksgerichteter Parteien, in denen die nationaldemokratischen Verbände terroristische Drohungen gegen di« Nationalversammlung, die am 31. Mai die Präsidentenwohl durchführen soll, erblicke, die Beratungsfreiheit der Nationalversammlung gewährleisten könne. Wenn nicht. so müsse der Zusammentritt der Nationalversammlung vertagt und ein anderer Wahlort bestimmt werden. Rataj ani- wartete, daß er alles getan habe, um die Sicherheit der Nationalversammlung zu verbürgen. Wenn die Beratungsfreiheit bedroht erscheine, so wäre er entschlossen, die Versammlung zu ver- tagen und an einem anderen Orte einzuberufen, doch glaube er nicht, daß a dazu kommen werde. Die parlamentarischen Klubs haben gestern ihre Beratungen fortgesetzt. Wie di« polnische Link«, di« bereits vor einigen Tagen beschlossen hat. ihr« Stimme für Marschall Pilsudski abzugeben, hat gestern der Jüdische Klub einen Beschluß gefaßt, der sich ein- stimmig für die Unterstützung der Präsidensschaftskandid-tur des Marschall Pilsudskis ousspricht. Die kleinen Mittelpar- teien. die bei der Wahl wahrscheinlich ausschlaggebend sind, die Piasten und die Nationaldemokraten, gelangten im Sältte der gestrigen Beratungen zu keinem einhelligen Be- schluß, da in beiden Klub» gewisse Strömungen vorhanden sind. di« sich im Gegensatz zu der bisherigen Politik dieser Gruppen slir" eine Kandadatur des Marschalls Pilsudskis aussprechen, bezw. einer Abgab« weißer Karten bei der Präsidentenwahl das Wort reden. Der Block der Rechten scheint entschlossen zu sein, ein« gemein- sam« Kandidatur aufzustellen, di« er dann den Mittelparteien vor- legen will.__ �ntifaschiftenkunögebung in Prag  . Eine Rede Bechyues. Prag  . 28. Mai.  (WTL.) Gestern fand in Prag   eine von vielen Tausenden besuchte Versammlung der tschechischen L g i o n ä r e, der tschechischen R e ch t s s o z i a l i st e n und der tschechischen Sozial- demokraten gegen den Faschismus und für das demokratische Regierungssystem statt. Es kam zu heftigen Kundgebungen gegen die tschechischen Nationaldemotroten und Kramarz und zu O v a t i o- nen für Masaryk und Benesch. Eine Faschistengruppe. die Hochrufe auf Mussolini   ausbrachte, wurde von der Polizei zerstreut. Demerkenswert ist eine Red« bis. tschechischen sozialdemokratischen Führers B e ch y n e, der auf die Nachbarschaft des deutschen   LÜMMonen-Volkes hinwies und die antideutsche Agitation dei Faschisten a'b lehnte. Die Faschisten, die den Staatsstreich mit Militär durchführen wollten, vergäßen, daß ein Drittel der Armee aus'Deutschen  , Ilngarn'Und anderen Minderheits- Völkern besteht. Die tschechischen sozialistischen   Parteien haben eine parlamentarische Interpellation gegen den Faschismus vor- bereitet, in welcher vor allem die Anwendung des Gesetzes zum Schutze der Republik gefordert wird.
Als Nachfolger Ebermeyer» ist der vom Reichsjustizminister vor- geschlagene Ministerialdirektor Werner vom Reichskabinett aus- gewählt worden.
öesuch in Doorn. Von Arih Tejessy. Utrecht  , den 27. Mai 192ö. Die Straße des Autobus führt durch gepflegte Partlandschaft. Rechts und links liegen.die Sommersitze reicher holländischer Händler in freundlich offener Pracht. Der Holländer liebt Blumen Blumen sind hier sogar Exportartikel, und so pflegt er Beete vor seinen Häusern, Rhododendron. Vergißmeinnicht. Pfingstrosen. Keine hohen Mauern ziehen undurchdringliche Scheidewände zwischen den baumbestandenen Alleen der Straßen und dem geheiligten Privateigentum der Landhäuser, nur niedrige Drahtzäune deuten an: Du darfst dir das von außen ansehen, die'Rotbuchen bluten auch für dich, doch in ihren Schatten darfst du dich nicht legen! An all dem rast der Autobus vorüber, das Auge erhascht mit raschen Blicken sonnige Veranden mit gepflegten Frauen und wohl- genährten spielenden Kindern. Die Leute im Autobus sind größten- teils Gesinde von den vielen herrschaftlichen Sommersitzen, auch mancher Urlauber, der sich in Poorn in einer Pension einmieten will. Deim es ist lieblichstes Land, wo Wilhelmus Rex im Exil schmachtet. Da meine Anmeldung in Haus Doorn   wahrscheinlich zwecklos gewesen wäre, hatte ich es unterlassen, von Utrecht   aus ein Tele- gramm vorauszusenden, bevor ich die fast einstündige Autotour begann. Ich stand also fremd auf dem Doorner Dorfplatz, dem man gar nicht ansieht, daß er Mittelpunkt einer Gemeinde von über 3000 Menschen ist. Viele Häuser liegen ganz versteckt im Grünen, und dieses Grün hat auch den Doorner Dorfplatz erobert und nicht viel von ihm übrig gelassen. Viel fragen wollte ich kiicht, und da Doorn   nicht groß ist, wollte ich selbst finden, was ich suchte. Ein Ansichtskartenladen konnte mir da sicherlich mit den Ansichten von Haus Doorn   die Suche erleichtern. Ich fand in dem Laden mehr, als ich suchte, denn da gab es ge- schäftstüchtige Ausbeutung der Ehre, die Doorn   seit dem November 1918 widerfahren ist. Kuvertierte Alben von S. M. und seiner Um- gebung werden für 65 Cent verkauft, nicht nur Ansichten seines Hauses, eines großen, vielflügeligen Schlosses, nicht nur des großen Vorgebäudes der Dienerschaft werden in ollen möglichen Varianten reproduziert. Er selbst in höchsteigener Person ist wie einst in� Mai photographiert, und jeder kann sich ihn für 10 Cent an den Hut stecken. Allerdings die schöne Lohengrinuniform fehlt, doch auch seinem Zivil merkt man eine betonte Eleganz an, di« Aeußer- lichkeiten übertreibt. Tatich dem Manne vielleicht Unrecht, war er schuldlos an dem Dutzend Photographien, das mir da in die Hand gedrückt wurde? Bold sind seine Frau Hermin« als Kaiserin, bald er und sie im Part spazierend, er allein mit einem Dackel, bald alle möglichen Prinzen abkonterfeit. Ich fragte, wer die Bilder aufgenommen, wer die farbigen koloriert habe, und erfuhr, daß alle Auj-ahmen
aus dem Hofstaat des Märtyrers stammen. Einstmals hatte Wilhelm sich filmen lassen, und als das Stunk gab, war von einerTäu- schung Seiner Majestät durch einen skrupellosen Unternehmer" ge- sprachen worden. Ich fragte also weiter, ob denn der Exkaiser von diesen Bildern wüßte?Ach, er kommt hier oft vorüber Und sieht sie sich in der Auslage an!" Ob Majestät an dem Ertrag seiner Konterfeis beteiligt ist, wurde mir njcht verraten. Mit dem Dutzend Photos ausgerüstet, ging ich los und stand in wenigen Minuten vor dem langgestreckten Vorgebäude, das sich schützend vor die Unnahbarkeit der Majestäten stellt. Ein roter Ziegelbau mit farbigen Fensterladen, ein großer Vorgarten, in dem als einziger Schmuck augenblicklich mehrere blaßrosa Rho- dodendroen blühen, und dann am Tor ein dunkelgrünes Schilder« Haus. Ein Glück, daß Haus Doorn   nicht in Deutschland   liegt, sonst stellte sicherlich die Reichswehr   den Ehrenposten. Ich versuchte den Riesenpark zu umschreiten. Eine gute Stunde ging darauf, bis ich den neuen hohen Drahtzaun umkreist hatte. Das ganze Besitztum sticht mit seiner Blumenarmut düster von der offenen Pracht der holländischen Besitzungen ab. Große Baum- bestände, viel Nadelholz lassen die menschenleeren Räume säst leblos wirken. Hier müßten Kinder spielen! Doch was denkt der Mann da drinnen an unterernährt«, blasse Großstadtkinder? Und wie ich so den sandigen Weg entlang schlendere und mich frag«: Vergeht so der Ruhm der Welt? da fallen mir immer wieder die laus- bübisckien Randbemerkungen, die verbrecherisch anmaßenden Reden ein, die den Weg diese» Mannes gepflastert haben, ver Weg mußte nach Doorn   führen! Doch er hat nichts gelernt. Alle die deutschnationalen Tanten, denen das Herz und meist auch der Mund übergeht, wenn sie an ihn denken, die ihn darbend glauben, sollten sich dieses parkumraujchte Schloß ansehen. Dann würden ihnen bald die Tränendrüsen versagen, denn vor solcher Wirklichkeit nützt auch die verlogenste Agitation nichts. Der Mann, der namenloses Elend über Deutschland   gebracht hat, lebt als reicher Schlohherr in einem irdischen Paradies. Jene, die das Elend des Krieges auf ihren Schultern getragen haben, die gebeugt worden sind von der blutigen Last endloser Jahre, sie sollten nicht gelernt haben, daß es aller Gerechtigkeit Hohn spräche, wenn dem Schloß- Herrn von Doorn   neue Millionen nachgeworfen würden? Als ich vor der Rückfahrt noch einige Augenblicke auf dem Dorf- platz saß, kam einer der vielen holländischen Bettler, nahm sein« Flöte und blieb schrillDie Wacht am Rhein  ". Die Zuhörer ver- standen. Um den kulturellen wert der Sängerwettkämpse. Di« ab- lehnende Haltung des preußischen Kultusministeriums gegen die Sängerwettkämpfe wird damit begründet, daß der kulturelle Wert des Wettfingens gering eingeschätzt wird. Das Kultusministerium sieht seine Aufgabe darin, das durch Wettfingen gezüchtete Virtuosen- tum zugunsten einer Vertiefung rein musikalischer Erziehung zurück- treten zu lassen. Die Anregung nach Preisen ist im übrigen nicht nur von rheinischen Gesangvereinen, sondern auch von zahlreichen Choroereüien de» übrige« Deutschland   ausgegangen.
Zu der Ablehnung Serhart Hauptmann», in die neugeschaffene Sektion für Dichtung in di« Akademie der Künste einzutreten, schreibt uns auf«ine Anfrage Arno Holz  : Soweit ich weiß, sind außer Gerhart Hauptmann   all« übrigen von Herrn Minister Becker in die Akademie Berufenen seiner Ein- ladung gefolgt. Gegen die von Herrn Gerhart Hauptmann   erhobenen Einwände läßt sich mit den Worten von Herrn Professor Dr. Wilhelm Mangold, dem Sachberater des Herrn Ministers, erwidern: Akademien sind, was die Akademiker aus ihnen machen." Und das bleibt im vorliegenden�Falle.abzuwarten." Auch Ludwig Fulda   hat sich zu dem Briefe Hauptmanns geäußert: Auf vielfache Anfragen möchte ich erwidern, daß ich mich nicht für befugt halte, über Hauptmanns Ablehnung der Wahl in die Akademie ein Urteil abzugeben, ebenso wie er kann ich nur für meine Person sprechen, und da bin ich der Meinung, daß man über Wert oder Unwert der neuen literarischen Abteilung der Akademie nichts a priori sagen kann, sondern zunächst einmal oersuchen muß, sie wertvoll zu machen. Ich habe die Berufung... angenommen. Lediglich darum, weil sie mir die Möglichkeit zu bieten schien, meinen Berufsgenossen und namentlich der literarischen Jugend durch Hebung ihrer Lebensbedingungen den Weg ebnen zu helfen." Die Türken überspringen sechs Jahrhunderte. Die türkische  Nationaloersiimmlung in Angara hat bekanntlich für die neue Türlei denwestlichen" Kalender, das heißt die christliche Zeitrechnung, angenommen. Infolgedessen wird fortan im offiziellen Kalender der türkischen Republik der erste Tag des Jahres mit dem bei den meisten anderen Völkern üblichen Neujahrstage zusammenfallen. Bisher galt als Aera der mohammedanischen Zeitrechnung die Hidschra(Mohammeds Auswanderung von Mekka   nach Medinai, und diese Zeitrechnung begann mit dem 16. Juli 622. Die Türken wollen also jetzt in ihrem Kalender sechs Jahrhunderte überspringen, denn es soll auf den 31. Dezember(so heißt der Monat bei den Mohammedanern allerdings nicht) 1324 der 1. Januar 1927 folgen. *'nm�9eschäften soll der Kalender der Hidschra auch fürderhin noch angewendet werden dürfen. Da in der mohammedanischen Zeitrechnung nach Mondjahren gerechnet wird, wird jetzt der je- weilige erste Tag der Monate von Sternwarten offiziell festgesetzt. Der neue türkische   Kalendertag soll um Mitternacht beginnen, und die Stunden sollen von 0 bi» 24 gezählt werden. Da» Denkmal für den überfahrenen Fußgänger. Ein originelles Denkmal ist vor einigen Tagen an einem Kreuzweg in New Dort errichtet worden: es handelt sich um ein« Straßenkreuzung, an der die Verkehrsunfälle infolge des gewaltigen Straßenverkehrs be- orl afr. Auf einer schlichten Mormortasel, die von einer ?. J?urne überragt wird, steht geschrieben:Zur Erinnerung an die 256 Fußgänger, die seit dem I. Januar 1926 an dieser Stelle von fahrlässigen, rasenden Autofahrern überfahren worden sind." Der»rußgänger, der von einem wilden Chauffeur zu Mus zer- quetscht wird, hat also wenigstens einen Trost: er wird in Marmor verewigt, wenn auch nur als Nummer.
v3m HtW" de» TBeftms findet am Sonnabend, nachmittag 4 Uhr eine Kindervorstellung von.Schneewittchen" statt, die am Sonntag. wird. Preis« von 20 Pf. bi» 1, ML,«rwachseoe da»