Am Dienstag soll sich die Kammer entscheiden. Paris , 1. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) In den politischen Paris , 1. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) In den politischen Kreisen herrscht allgemein die lleberzeugung, daß es im Laufe dieser Woche zu einer scharfen Auseinandersetzung zwischen Regierung und Linkskartell kommen wird, angesichts der Tatsache, daß sich das Kabinett Briand gegenüber den Forderungen der Linken auf eine finanzpolitische Aussprache unbedingt ablehnend verhält. Vielfach herrscht der Eindruck, daß es die Regierung Briand zu einem Bruch fommen lassen will. Bermutlich wird Briand schon am Dienstag von der Rammer durch flare Abstim mung die Feststellung verlangen, ob die Regierung noch ihr Ber trauen hat oder nicht. Die Entscheidung darüber hängt zum großen Teil von der Haltung der Oppofitien ab, nachdem die Sozialisten und ein großer Teil der Radikalsozialen mit der Haltung der Re gierung in der Finanzfrage feineswegs einverstanden sind.
Innenminister Durand hat angekündigt, daß er vor dem 14. Juli den Gefeßentwurf über die Wiedereinführung der Arron dissementwahlen in der Rammer einbringen wird.
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Malvy für Wiederherstellung des Linkskartells. Paris , 1. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Bei der am Sonntag stattgefundenen Tagung der sogenannten Französischen Sozialisten" und der Republikanischen Sozialisten wurde die Verschmelzung der beiden Parteien beschlossen. Der gemeinsamen Sigung folgte ein Bankett, auf dem der Ehrenvorsitzende der neuen Partei, Kriegsminifter Painlevé , das Wort ergriff und die Bestrebungen der Partei darlegte.
In dieser Rede wandte er sich, laut WTB., gegen eine nur nach Popularität haschende Politik und trat für eine Politik der Realisa tion ein. Außerdem begründete Painlevé sein Verhalten und das des Kabinetts Briand überhaupt in der Marokkofrage durch einen geschichtlichen Rückblid auf die Entwicklung in Marotto, wobei er besonders der Tätigkeit des Marschalls Pétain und Malvŋs, der feine Beziehungen zu Spanien in den Dienst der Sache gestellt habe, Anerkennung zollte. Malvŋ selbst, der als Gast anwesend war, ergriff, stürmisch zur Rede aufgefordert, das Wort und verlangte die Wiederherstellung der Realition der vier Par teien, mit denen Herriot regiert hat, da die Bereinigung aller demokratischen Kräfte mehr denn je notwendig sei.
Offizieller Unterwerfungsakt...
Das Ende des Rifkrieges.
Paris , 1. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Abd el trim ist am Sonntag vormittag in Taza eingetroffen. Der offizielle Unterwerfungsatt fand um 11 Uhr vormittags vor General Boichut, dem Kommandierenden der französischen Truppen, statt. Einstweilen bleibt Abd el Krim in Taza. Er wird als Kriegsgefangener behandelt und hat bringend debeten, nicht den Spaniern übergeben zu werden.
Erklärungen Abd el Krims.
Paris , 1. Juni. ( WTB.) Ein Berichterstatter des Journal" hatte mit Abd el Krim eine Unterredung, in deren Berlauf dieser erklärte: Mit Frankreich hätten wir sofort Frieden geschlossen und ihm die Gefangenen wiebergegeben, aber wir wollten Der gleichen Forderung der Spanier nicht nachtommen. Den Gedanken eines Verzweiflungstampfes haben wir nicht in die Tat umgefeßt, weil ich auf die lugen Ratschläge des französischen Arztes Parent gehört habe, der im Auftrage Steegs sprach. Um Blutvergießen zu vermeiden, habe ich eingewilligt, mich Frankreich auszuliefern, zu dem ich Bertrauen habe. Ich ver lange nur eins, nämlich daß man mich nicht den Spaniern ausliefert und daß man weder meine Familie noch die Personen, die sich in meiner Umgebung befinden, zur Verantwortung zieht. Ich allein bin verantwortlich, denn ich allein habe den Befehl geführt.
Der Militäraufstand in Portugal .
Angeblich demokratische Ziele. Ciffabon, 1. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Das revolutionäre Ciffabon, 1. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Das revolutionäre Romitee hat einen Aufruf an die Bevölkerung erlassen, in dem er. flärt wird, die Aufstandsbewegung habe nicht militärischen Charakter, sondern man wolle eine wirkliche republikanische Re gierung auf demokratischer Grundlage bilden. Die Regierung ist zurüdgetreten, nachdem sie noch mitgeteilt hatte, daß man cine Verteidigung Lissabons plane gegen die Aufständischen. Diese haben die Eisenbahnlinien nach dem Norden des Landes und nach Oporto unterbunden.
Paris , 31. Mai. ( TU.) Nach einer Meldung des Matin" aus Lissabon ist der Kommandant Ca benades vom Präsidenten mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt worden. Der Postverkehr steht unter Aufsicht der Militärbehörde.
Neuer Staat in China . Von einem General ausgerufen. London , 1. Juni. ( WTB.) Nach einer Meldung der„ Times" aus Schanghai hat der Generalgouverneur von Riangju, Tichefiang, Nganhwei, Kiangfi und Fung, Marschall Suryatsuanfang, die Bereinigung dieser fünf Provinzen zu einem unab hängigen Staat bekanntgegeben und erflärt, er werde die Monroedottrin auf diesen Staat anwenden( b. h. jede Ein mischung von außen abweisen). Wenn in Beting eine gute Re gierung zur Macht fomme, werde er sie unterſtügen, anderenfalls werde er sich weder in die Befinger Angelegenheiten einmischen, noch die Einmischung Befings dulden. Wie es in der„ Times". Meldung weiter heißt, scheint der Marschall nicht anzunehmen, daß die Verbindung zwischen Tschangtfolin und Bupeifu Don langer Dauer sein wird, er erwarte vielmehr neue Kämpfe im Norden.
„ Ein argentinischer Gesellschaftsskandal."
Ein Dementi.
Im Januar ging durch die europäische Presse eine Mitteilung über eine große Korruptionsaffäre in Buenos Aires . Diese Nachricht, deren Quelle nachzuprüfen uns nicht mög. lich war, hatte neben anderen großen deutschen Zeitungen auch im Vorwärts" Aufnahme gefunden. Wie wir erst jest aus der argentinischen Bresse ersehen, ist diese Nachricht zum Gegenstand einer amtlichen Untersuchung gemacht und alsbald als frei er funden bezeichnet worden; sie soll aus Ungarn stammen. Da wir seinerzeit von der zuständigen argentinischen Stelle ein Dementi nicht erhalten haben, anderseits der" Borwärts" in Argen. tinien gelesen wird, zögern wir nicht, unserem Bedauern darüber Ausdruck zu geben, daß wir, ebenso wie andere europäische Zeitungen, einer Irreführung zum Opfer gefallen sind.
Indische Rache. Bei der Besichtigung der Strafanstalt Alipur wurde ein indischer Polizeikommissar von mehreren politischen Gefangenen überfallen und, bevor ausreichende Hilfe zur Stelle war, getötet
Kinderausflug mit dem Waschkorb.
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Ein Kinderausflug mit einem Baschforb? Kein Scherz! Es war ein ausgewachsener Waschkorb, den die Kinder zu ihrem Ausflug mitnahmen. Nicht etwa leer, und der Inhalt bestand auch nicht cus Wäsche. Man stelle sich vor: sieben große Bleche Kuchen und daneben noch einige Kleinigkeiten, was die für einen Raum beanspruchen und wie groß der Waschkorb sein mußte. Zwei der stärksten Jungen mußten ihn tragen und die Last war schwer genug. Sie taten es aber gern. Nebenbei folgten in einem weiteren Korb noch für die Kinder nicht immer erschwingbare Eßwaren. Kinder aus Lichtenberg waren es, die aus der städtischen Küche gespeist werden, die diesen Ausflug unternahmen. Sie gehören zur Speiſeſtelle Bühlischstraße. Die Speisungen begannen im April 1922. Es sind nicht mehr dieselben; die Kinder wechseln, wurden mehr oder weniger, zeitweise 200 und darüber, ja eine furze Zeit ganz erheblich darüber, worauf eine Trennung erfolgte. Diese wurden seit Beginn der Speisung und bis heute noch von der Genoffin Betty Krieg betreut, die das Essen ausgab, Gelder einkassierte von denen, die etwas bezahlen mußten meistens effen fie frei. Es war nicht immer leicht, die nötige Ordnung in der großen Kinderschar zu halten, aber die Kinder parierten, ab und zu durch Nachhilfe mit fleinen Bergünstigungen. In diesem Jahre war es der Ausflug mit dem Waschkorb voll Kuchen. Diese Freude Ausflugstage. Die zwei Buben mit dem Waschkorb voran, die der Kinder. Schon die Tage und Wochen vorher. Und erst am anderen hinterher. Einige Kinder blieben fern, obwohl den Bedürftigsten auch das Fahrgeld bezahlt wurde. Ein Bub hatte eine zerrissene Jade. Eine andere wurde für ihn beschafft, er war aber doch nicht gekommen. Einige Mütter schloffen sich an. Ziel: Waldschente Sadowa, wo man Raffee fochen fann. Die größten Kannen wurden in Anspruch genommen. Und darn gab es noch ein bißchen Mufit und Tanz mit Bonbonregen, und dann Spiel mit Kränze winden im Walde. Und abends gab es Wurst zur mitgebrachten unbelegten Stulle. Um fieben Uhr wurde die Heimfahrt angetreten. Bei der Heimfahrt in einem Abteil des Wagens, in dem die Kinder faßen, plöglich Gelächter. Nach der Ursache befragt, erzählten fie, der fleine Bub hatte soeben erzählt: Ich habe einen Räuber gesehen!" Ganz treuherzig. Damit hatte es folgende Bewandtnis. In der Waldschenke Sadowa hatten im Garten sigende Gäste gesehen, daß im Fenster der ersten Etage, wo sich die Wohnräume befinden, ein Kopf sichtbar wurde und wieder verschwand. Einbrecher!" hieß es. Die Ausgänge wurden beseßt und die Schupo alarmiert. Der Beamte holte dann ein 15 bis 16jähriges Bürschchen von oben herunter und nahm ihn mit. Ob er stehlen wollte? Wenn er Hunger hatte, in dem Waschkorb war noch reichlich für ihn. Wenn er es gewußt hätte. Diese Hilfe wäre allerdings nur vorübergehend gewesen. Morgen ist der Hunger wieder da. Viel leicht war es der erste Bersuch, der unterblieben wäre, wenn der Bursche Arbeit und Verdienst gehabt hätte. Aber die soziale Not und ihre Ursachen belasten ein Kindergemüt noch wenig, obwohl fie selbst Schmalhans Küchenmeister reichlich fennen. Für sie war das Spannende Ereignis: Ich habe einen Räuber gesehen!"
lehrerin Anna Frant aus Hamburg , die ihre Ferien in Werder Am 28. Mai, nachmittags 1 Uhr, wurde die 56jährige Oberholz bei Schwerin verlebte, von Vorüberkommenden auf der Chauffee tot aufgefunden. Die Leiche wies mehrere Messer sti che in Hals und Bruft auf und war noch warm. Die Ermittlungen der Ortsbehörde ergaben, daß die Dame von einem noch unbekannten Mörder von ihrem Fahrrade gerissen und erstochen worden war. Die Tat fonnte erst kurz vor Auffinden der Leiche verübt worden sein. Geraubt waren der Dame ein Fahrrad und eine mittelgroße braunlederne Handtasche.
Der Berdacht der Täterschaft richtet sich gegen einen am 26. April 1892 in Niederwürschnig in Sachsen geborenen Ruh wärter Kurt Nobis, der sich mehrere Tage vor dem Morde in der Gegend herumgetrieben hat. Der Mann, der schon einmal in der Gegend herumgetrieben hat. Der Mann, der schon einmal wegen Raubes zu einer längeren Freiheitsstrafe verurteilt war, ist mittelgroß, und etwas beleibt, hat ein braunes Geficht, langes dunkles Haar, dunkle Augen mit auffallend stechendem Blid, flotten dunklen Schnurrbart und macht in seinem Aussehen den Eindruck eines Zigeuners. Bekleidet war er mit einem graubraunen Jadett und einer gelbgemusterten Radlermüße. Er spricht Deutsch mit ausländischem Anklang. Eine halbe Stunde nach dem Auffinden der Leiche der Oberlehrerin wurde der Mörder auf einem Damenrade gesehen, als er in der Richtung auf Wintschow durch die Ortschaft Liffom fuhr. Nach den Erfahrungen der Kriminalbehörden versuchen Mörder aus der Proving immer wieder, in der Großstabt unterzutauchen oder sich wenigften eine Zeitlang bort aufzuhalten, um ihre Spuren gänzlich zu verwischen. Man nimmt daher auch an, daß Nobis sich nach Berlin gewandt hat. Er wird wohl auch bemüht sein, das geraubte Rad zu Geld zu machen. Es ist eine Opel Maschine, Modell Nr. 7, und trägt entweder die Nummer 682 934 oder 696 658. Die ziemlich neuen Schläuche und Mäntel tragen innen den Stempel Franz Dörner, Motor- und Fahrräder, Hamburg 21, Hofweg 78". Auf die Er greifung des Mörders, auf den auch die Berliner Kriminalpolizei fahndet, hat die Oberstaatsanwaltschaft in Schwerin eine Belohnung von 1000 m. ausgelobt. Mitteilungen find in Berlin an die Inspektion A, Kriminalrat Gennat , zu richten.
Zwei schwere Autounfälle.
Räber nach Stettin verschoben zu haben. Radler, die also ihre
genommen, der überführt und geständig ist, 60 gestohlene Maschinen anzuschließen pflegen, sollten dazu stets schmere Retten und Schlösser benutzen. Jeder Radbefizer sollte sich aber vor allem auch die Marke und die Fabrifnummer seines Rades merken, um der Kriminalpolizei einen Anhalt für ihre Nachforschungen geben zu können.
„ Zeigen Sie uns einen Fürsten , der hungert!"
Die geschädigten Auslandsdeutschen.
Der Ausschuß der geschädigten Auslandsdeutschen", eine Oppofitionsgruppe gegen den schwarzweißroten„ Bund der Auslands. deutschen " des volksparteilichen Gouverneurs a. D. Schnee, veranstaltete am Montag abend in der Schulaula Kirchstraße eine Protestversammlung gegen die ungenügende Entschädi. gung der vertriebenen Auslandsdeutschen.
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der
Kritit geübt. Mit der pathetischen Deklamierung auslandsdeutscher An der angeblichen Passivität des Bundes wurde sehr scharfe Gesinnung allein sei es nicht getan, es müsse auch materiell für die Notleidenden gesorgt werden. Gieseler, der erste Redner, betonte, daß die Auslandsvertretungen nur Auge und Ohr für die sogenannten prominenten" Auslandsdeutschen hätten. Für die anderen sei kein Geld da.( Zurufe: Die Regierung muß ja Millionen an Wilhelm nach Doorn schicken!) Gouverneur Schnee habe sehr wenig Verständnis für die Nöte der minderbemittelten Elemente gezeigt.( Ruf: Das ist der Richtige!) Der zweite Referent, undermacher, sagte, daß er nicht politisch sein wolle und schnitt Flaggenfrage und Boltsentscheid an. Hierbei kam es zu leidenschaftlichen Szenen. Die minutenlange Erregung der Versammlung bewies, daß in weitesten Kreisen des indifferenten Kleinbürgertums Die notwendige Erkenntnis über die Demagogie Rechten aufzudämmern beginnt. Wundermacher wandte sich unter dem stürmischen Beifall der Anwesenden gegen die Anmaßung des Vorstands des Bundes der Auslandsdeutschen, die Auslandsdeutschen für seine schwarzweißroten Intrigen in Anspruch zu nehmen. Die würden es auf's entschiedenste ablehnen, Vorspann für die Interessen einer gewissen politischen Gruppe zu sein. Beim Volksentscheid hätte man zu berücksichtigen, daß man den Fürsten nicht alles geben dürfe, wenn die Auslandsdeutschen ( Anhaltende Rufe: so ungeheuerlich betrogen worden seien. Zeigen Sie uns einen Fürsten , der hungert!) Leider war der Redner allzu vorsichtig und hütete sich, offen Farbe zu bekennen. Das tat ein Diskussionsredner, ein kleiner Mann aus dem Volke, der die politische Seite des Entschädigungsproblems bes leuchtete. Er forderte unter demonstrativem Hände flatschen der Anwesenden auf, am 20. Juni aus der politischen Lage die rechten Folgerungen zu ziehen und für die Enteignung der Fürsten zu stimmen! Eine Entschließung, die. die Forderungen der Auslandsdeutschen zusammenfaßt, wurde einftimmig angenommen.
Wie, Christlich- Unpolitische" unter sich bleiben könnten.
In einer Betrachtung über die am 6. Juni zu vollziehenden Elternbeiratswahlen stimmt der deutschnationale Ber liner Lofalanzeiger" schon jetzt einen Siegesgesang an. Frohlockend unpolitische" Kandidatenlisten eingereicht seien. In selchen Fällen meldet er, daß in einer erheblichen Anzahl Schulen nur" chriftlichgilt die vorliegende einzige Liste ohne weiteres als gewählt. Wir wissen nicht, wie weit die Meldung des Blattes zutrifft. Es fann sich da wohl nur um Schulen handeln, on denen die„ Christlich- Unpolitischen" eine starke Mehrheit haben und ohnedies sich den Sieg im poraus als sicher buchen fönnen. Selbstverständlich gibt es aber auch Schulen, an denen die Chriftlich- Unpolitischen" in hoffnungsloser Minderheit sind. Dort ist ihnen die Niederlage sicher, menn nicht etwa die lintsgerichteten Eltern in leichtsinniger Siegesgewißheit ihre Pflicht vernachlässigen und sich den Gang
zur Wahl ersparen. 23
Wie es manchmal tommt, daß schon bei der Listeneinreichung die Lintsgerichteten ausgeschaltet werden und die„ Christlich- Unpolitischen" unter sich bleiben, das lehrt eine uns aus Steglitz von der 2. Mädchengemeindeschule zugegangene Mitteilung über das Berhalten des Wahlvorstandes. Dort wurven die Listen „ Schulaufbau"( SPD .) und Kind in Net"( KPD .) rechtzeitig mit den geforderten 20 Unterschriften dem Wahlvorstand eingereicht, dieſer aber teilte mündlich( nicht einmal schriftlich) mit, daß er die beiden Listen nicht zur Wahl zulassen werde. Angegeben wurde, die Unterschriften seien nicht eigenhändig von den unterschriftlich genannten Personen ausgeführt, sondern gefälscht worden. Den Beweis für diese kühne und völlig aus der Luft gegriffene Behauptung blieb man auf„ chriftlich- unpolitischer" Seite schuldig. Durch solche Zurückweisungen fann die linksgerichtete Elternschaft, die mit den gerade in Stegliz zahlreichen rechtsgerichteten Lehrern und Geistlichen nicht einverstanden ist, ihr Wahlrecht einbüßen. Merkwürdig bleibt, daß die Führer der Christlich- Unpolitischen" gemöhnlich Leute sind, die an der eigentlichen Volksschule gar fein Interesse haben. Sie lassen ihre Kinder nur die nötigen vier Jahre in der Grundschule, die sie im übrigen verachten, weil dort Rrethi und Plethi" zufammenfißen müssen. Solchen Leuten ist damit gedient, daß die Eltern aus dem Proletariat um ihr Wahlrecht temmen. Hoffentlich wird die Aufsichtsbehörde noch vor der Wahl sofort ein ernstes Wort mit diesem Wahlvorstand reden und ihm sagen, daß er vielleicht nach der Wahl Einspruch erheben kann, wenn er meint, die Unterschriften seien gefälscht. Aber vor der Wahl Liften nicht zuzulaffen, die im übrigen alle Vorschriften der Wahlordnung erfüllen, ist ein Verfahren, dem mit aller Schärfe entgegengetreten werden muß.
Für alle lintsgerichteten Eltern ergibt sich aus folchen Vorkommnissen immer wieder die Mahnung: Reine Stimmt am Stimme den„ Christlich- Unpolitischen"! 6. Juni für die Liste Schulaufbau!
In der Nacht vom Montag zum Dienstag stießen an der Kreu zung Gericht und Ruheplaßstraße zwei Autobroschten zufammen. Hierbei wurden zwei Fahrgäste, und zwar der 34jährige Schuhmacher Karl Groffe aus Hanau , der hier zu Besuch weilt, und der 25jährige Ernst Brettmann aus der Wiclefftraße 31 so schwer verletzt, daß eine sofortige Ueberführung in das BirchowGegen 2 Uhr nachts fuhr in Krankenhaus erfolgen mußte. Wilmersdorf vor dem Hause Brandenburgische Str. 77 eine Das Auto wurde raftdroschte gegen einen Baum. pöllig zertrümmert. Die Infassen, die 24jährige Martha Stanczlige lomiti aus der 3oppoter Straße 47 und der 26jährige Bäder Otto Wilte aus der Augustastraße 14 zogen sich schwere Schnittwunden und Quetschungen zu. Während Wille nach Anlegung eines Notverbandes auf der nächsten Rettungsstelle in die Wohnung entlassen werden konnte, mußte Fräulein St. in das Krankenhaus Achenbachstraße überführt werden. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt.
DO
Hochsaison der Fahrraddiebe.
Das Fahrrad ist bei unseren mangelhaften Verkehrsverhältnissen wieder ein sehr beliebtes Beförderungsmittel. Das nugen die Diebesspezialisten aus, weil der Absatz sehr leicht ist. Im Durchschnitt merden täglich 15 Räder gestohlen. Hauptbetätigungsfelder Gerichtsgebäude usw. Die Radler, die hier zu tun haben, pflegen dieser Diebe find jetzt öffentliche Gebäude, Finanz- und Bostämter. ihre Räder innerhalb der Gebäude einfach beiseite zu stellen, meil fie glauben, daß sie durch die Pförtner gesichert seien. Die aber haben etwas anderes zu tun und fönnen nicht auf jedes Rad achten. In manchen Gebäuden find auch Stände eingerichtet, an denen die Besucher ihre Räder anschließen fönnen. Das nüßt ihnen aber nicht piel, denn die Ketten find meist zu schwach. Die Scheren, mit denen jeder ordentliche" Fahrraddieb ausgerüftet ist, schneiden sie leicht und geräuschlos durch. Viele Radler glauben nun, daß ihnen, wenn fie solche Stände benutzen, der Eigentümer des Gebäudes, der Staat oder das Reich, für den Berluft hafte. Das ist jedoch ein Irrtum. Die Inhaber der Gebäude fommen für feinen Schaden auf. Den Diebereien entsprechend steht natürlich auch die Hehlerei in hoher Diebereien entsprechend steht natürlich auch die ehlerei in hoher Blüte. So wurde ein gewiffer Krüger im Zentrum Berlins fest
In
Die Fünfzimmerwohnung als Mitgift. einer Berliner Tageszeitung finden wir das folgende neu Heiratsinserat:
" Suche f. Freundin, ig., hübsche, interessante Bitwe, Brü nette, reiz. Figur, Anf. 30, gebild., musikal., m. hocheleg. 5-3.- W. i. West. u. Ieer. Laden i bester Geschäftsgeg., nie. drig. Miete, passenden Gatten. Tüchtig. Herrn ist Eristenz gebot. Off. u..... an die Erpd. ds. Bl., Berlin SW. 19. Na, wenn das nicht zieht! Eine angeblich so reizende junge Mitme müßte eigentlich auch ohne leeren Laden wieder unter die Haube kommen.
Ein tödlicher Unfall ereignete sich wieder auf dem Gelände des im Bau befindlichen Großtraftwerkes Rummelsburg . Ein Arbeiter geriet unter eine umftürzende Ripplore und wurde tödlich verlegt.
Anmeldungen zur Jugendweihe in Neukölln werden entgegen genommen ipebitionen Nedarftr. 2 und Siegfriedftr. 29. Einschreibegebühr 50 Pf. im Barteibureau, Nedarfir. 3, abends 5-7 Uhr, und in den Borwärts.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
85. Abt. Tempelhof . Die Bezirksführer werden gebeten, das Werbematerial für die Elternbeiratswahlen heute abend spätestens vom Genossen Burgemeister, Berliner Str. 90 abzuholen.
91 Abt. Neukölln. Morgen. Mittwoch, für die Bezirke 37, 38, 42, 48, 49 wichtige Flugblattverbreitung von Stahmann, Reuterstr., Ede Münchener Str., aus, abends 5 Uhr.
Sterbetafel der Groß- Berliner Partei- Organisation
ftorben. Einäicherung am Mittwoch, den 2. Juni, vorm. 11% Uhr, im Krematorium 82. Abt. Steglig. Unsere Genoffin Johanna Ratten ist am 29. Mai perwilmersdorf, Berliner Str. Rege Beteiligung erwartet der Borstand.