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Donnerstag 17. Juni 1926

Unterhaltung und Wissen

Ein ungebetener Gast.

Bon Friedrich Natteroth.

( Schluß.)

Doch aller Spaß findet ein Ende, und eigentlich war dies nur der Auftakt für anderes, mas Spiz im Schilde führte. Er lief auf die Gasse hinaus und fläffte Karl an, ihm zu folgen. Sie rannten tie Gaffe hinauf und zum Dorf hinaus. Der Knabe spähte nach einer Hügelkette am Horizont, von der er wußte, nach dieser Rich­tung hin führe der Weg zur Mutter. Das wußte Spitz auch, der batte übrigens schon die Spur seines Herrn gefunden. Aber mer mochte die Entfernung fennen, die richtige Straße wissen nach dem Dorf hinter dem Berg. Klein und niedrig drehten sich da hinten die Flügel einer Windmühle, es sah aus, als bohrten sie sich in die Erde und sprängen wieder auf.

Fragend sahen sich die beiden Verschworenen an. Hier war ein Wagnis zu unternehmen, aber Spig war sich seiner Sache gewisser als der Knabe, was er durch lauten Zuruf zeigte. Er zupfte ihm am Rock und zog ihn vorwärts. Karl fonnte solcher Lockung nicht widerstehen, und die Sehnsucht nach der fernen, Mutter brannte ihm wieder neu im Herzen. Sie setzten sich also in Trab, wobei der Knabe dem Hund knapp folgen konnte. Später hielten sie es so, daß Spiz immer einen halben Kilometer vorauslief und dann auf den Knaben wartete, bis er heran war.

Der Tag war hell und warm, Duft von blühendem Klee 30g von den Feldern herüber. Im Besten neigte fich bereits die Sonne in die blauen Wälder am Horizont. An der Grenze der Gemarkung, inmitten des schüffelförmigen Tales, das die Chaussee durchschnitt, führte der Weg über eine fleine Brücke. Karl fannte den Platz, enige Felder des Großvaters grenzten hier an. Man fonnte stundenlang im Gras liegen und in den flaren Bach schauen, in dem sich kleine Fische und Käfer tummelten. Auch jetzt verspürte er Neigung, sich in dieses Spiel zu vertiefen.

Spitz fläffte vor Ungeduld oben auf dem Wege. Sie ſetzten fich wieder in Trab. Die Höhe war nun erreicht, einige Kilometer entfernt lag eine Ortschaft, die wie ein Ziel winkte. Ob es diese war, in der die Mutter wohnte, wußte Karl nicht. Aber hier gab es rieles Neues zu betrachten, vor allen Dingen den neuen Ausschnitt der Landschaft, der sich auftat. Das war eigenartig, man konnte auf Fem Lande gehen so weit man mochte, immer famen Täler und Höhen, und die Ferne ringsum wurde von blauen Wäldern abge­fchloffen. So lange man noch das Dorf des Großvaters im Rücken liegen fah, war es dem Knaben nicht bänglich zumute. Doch da hcg Spitz im Dorf schon in eine Seitenstraße ein, die zwischen Gärten eine Höhe hinanfletterte. Langsam drehten sich dort im Abendwind Windmühlen  , es schien, als winkten sie, hier hin= cuf zu kommen. Sie liefen nun auf einem Bergkamm. Rechts und links rannen die langgeschnittenen Felder in Täler hinab, in denen Weiden   und rote Ehereschen prangten. Abendschatten stiegen Dort schon langsam herauf. Bald jah der Knabe die Kirchturm frizze eines zweiten Dorfes zwischen Bäumen hervorragen. Als sie die ersten Häuser erreichten, war die Dunkelheit hereingebrochen. Den Knaben beschlich leichte Angst, sich so weit vom Hause ent­fernt zu haben, die Füße schmerzten ihn empfindlich. Spitz zeigte fich ganz ungebärdig, weil sein Freund nun am Ziel der Wünsche verzagen wollte. Er lief immer eine Dorfgasse voraus und wartete

em Ende, bis Karl ihm gefolgt war. Durch mehrere Straßen führte er ihn auf solche Weise, bis er plötzlich an einem offenen Großen Hof Halt machte. Hier rannte er toll vor Freude durch das Tor bis zur Haustür und wieder zurück.

Ueber der Tür des Hauses hing. ein Wirtshausschild, auf dem ein Gambrinus in einem roten Wams ein schäumendes Glas Gerstenbier in die Höhe hielt. Die Stuben waren erleuchtet, laute Fröhlichkeit klang aus geöffneten Fenstern. Spitz verschwand in der offenen Haustür, strich im Ausschank um die Beine der Gäste und rannte wieder in den Flur hinaus. Jetzt lief er die steinerne Treppe zu der Wohnstube hinauf.

Feiertägig gekleidete, lachende und lärmende Menschen saßen nie zu einem Fest um eine lange Tafel. Spiz fand seinen Herrn, der ganz oben am Tisch saß, sofort heraus. Freudekläffend um­sprang er den Gesuchten.

Das ist doch Spiz! Bo tommst du her, du Strolch?" Trotz des schwarzen Feiertagsgewandes hob ihn sein Herr auf den Schoß. Eine Frau an seiner Seite beugte sich über das Tier und ftreichelte es mit stillem Lachen:

Beilage des Vorwärts

Die Wilden find doch bessere Menschen. Wie ein Zentrumspfarrer über

00

Als Abd el Krim   den Krieg verlor, stellte er sich mitsamt feiner Familie feinem Gegner zur Verfügung. Seine Güter wurden eingezogen und er selbst nach Madagaskar   verbannt.

HOLLAND  

Wilhelm, als er feinen Krieg verlor, ließ sein Bolf in Not und Elend fitzen und verlangt von ihm nun, daß es ihm Hunderte von Millionen nachwirft.

als Großvater erzählte, daß Karl seine Mutter habe heiraten wollen. Der Kummer des Knaben löfte sich in lautem Schluchzen. Plöz­lich fühlte er auch die Tränen der Mutter auf seine Hände tropfen. ,, Mutter, du wolltest doch warten, bis ich groß bin!"

Es war der Frau durchaus nicht recht, sich vor ihrem Kinde zu verantworten, noch dazu in diesem Augenblick. Was verstand so ein dummer Junge von den Ursachen, die sie zur Heirat mit diesem Hofbefizer geführt hatten! Und doch schien es ihr beim Anblick ihres Jungen, als ob alle Vorteile verschwanden, die sie durch ihre Heirat glaubte eingetauscht zu haben. Sie wollte sich einreden, daß es Empfindungen selbstloser Art waren, von denen fie fich hatte treiben lassen. Die Not, die sie in dem kinderreichen und mutterlosen Haushalt angefunden hatte, war ihr zu Herzen gegangen, das Jüngste, fast verfümmert, lag noch in der Wiege. Nun hatte es sich sichtbar unter ihrer Pflege erholt und lachte ihr entgegen, als wäre sie seine eigene Mutter. Die anderen warteten auch, sie Mutter" rufen zu können.

Der Vater der Frau trat in die Stube. Er nahm insgeheim Partei für seinen Enkel, er hätte es lieber gesehen, wenn seine

Kommst du auch, fleiner Kerl, mir zu meinem Hochzeitstag Lieblingstochter in feinem Hause geblieben wäre. Glück zu wünschen?"

Die Anwesenden bestaunten gebührend das Wunder, wie Spizz allein den weiten Weg gefunden hatte. Der Brautvater begann Don der Klugheit seines Hundes zu erzählen, doch ein Gast wies auf die Tür:

Ich glaube, da ift noch einer gekommen!"

Da stand der Junge. Niemand hatte ihn bisher beachtet. Den fleinen Arm hielt er in Höhe der Augen, um sich vor dem an­springenden Licht zu schüßen. Die Mutter hatte er bereits erspäht, sein Herz pochte zum Zerspringen. Und doch stand er wie fest gewurzelt auf der Schwelle.

Mein Junge, Gott, was bedeutet das? Wo fomnist du her?" rief die Mutter. Sie rannte mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. Plötzlich lag sein Kopf in ihrem Schoß, und ein langver­haltenes Weinen flang in ihm auf. Es schüttelte seinen schmäch tigen Körper und wimmerte fassungslos in seine zerbrochenen 3offnungen hinein.

Die laute Stimmung der Hochzeitsgäste war verflogen. Man fah sich erschrocken an. Der Mutter trieb Scham dic Röte ins Geficht.

Sie stellte den Knaben energisch vor sich hin und schüttelte ihn. Karl Sei still und betrage dich vernünftig!" befahl fie. schwieg, verharrte aber weiter im stummen Trotz. Sie führte ihn zu einem großen blonden Mann; Kinder in gleichem Alter wie Karl umdrängten ihn.

,, Mach kein mürrisches Gesicht und gib deine Hand, es ist dein neuer Bater! Und das hier sind deine Brüder und Schwestern, die warten schon, daß du mit ihnen spielst!"

Ich will feinen neuen Vater. Ich will mit niemand spielen!" wehrte der Knabe und suchte sich den Händen der Mutter zu ent­reißen. Sie nahm ihn auf ihre Arme und trug ihn in's stille Rebenzimmer, Man hörte, wie die ganze Gesellschaft auflachte,

seine Art, daß er Niemanden in seinen Entschlüssen behinderte.

,, Beunruhige dich nicht wegen Karl. Ich hatte von vornherein vor, ihn zu behalten. Er wäre dir doch hier im Wege."

Die Mutter drückte ihrem Vater dankbar die Hand. Nun mahnte der alte Mann zum Aufbruch, es war reichlich spät zur Heimkehr geworden. Der Wirt trat hinzu und bestürmte den Alten, noch zu bleiben. Dann erbot er sich, ihn mit dem Pferde noch ein Stück des Weges zu fahren. Karl ließ die Hand des Großvaters nicht mehr los, bis sie auf den Wagen stiegen. Auch Spiz mußte mit hinauf, das machte Schwierigkeiten. Karl mußte lachen, obwohl es ihm sonst wie Messer durch das Herz schnitt. Sein Troß galt jetzt mehr dem Mann, der vor ihm auf dem Bock faß und der ihm das Liebste, was er besessen, genommen hatte.

Das große Dunkel der Nacht, in das sie hineinfuhren, löfte lindernd den letzten Tränenrest. Karl fühlte etwas hart in der Es war eine Tüte Kandiszucker, die Tasche des Rockes drücken. fürsorgliche Mutter hatte sie ihm heimlich zugesteckt. Ungern und doch durch das feltene Naschwerk verlockt, schob er ein Stück in den Mund. Mit der Süßigkeit auf den Lippen vermeinte er wieder die warmen Küsse der Mutter zu spüren und schlief ein.

Er erwachte erst, als ihn der Großvater leise am Arm zog und Dom Wagen hob. Sofort war auch alle Müdigkeit wie weggelöscht, es mar ihm, als hätte er sich aus einem bösen Traum gerettet. mit geschärften Sinnen empfand er plötzlich das Unabänderliche des Geschehens.

Der neue Bater war mit ihnen bis an die ersten Häuser ihres Dorfes gefahren. Weiter mochte er nicht, um nicht länger abge­halten zu werden. Karl bequemte sich sogar, ihm beim Abschied die Hand zu reichen.

Wie er dann an der Seite seines Großvaters dahinschritt, in die Dunkelheit der Gassen hinein wie in einen schwarzen Schacht, schien ihm das schmerzliche Erlebnis dieses Tages schon weit in die Herne   gerückt,

den Volksentscheid denkt.

Bon Polizeioberst a. D. Hans E. Lange. Ich rechne es zu den Glücksfällen meines Lebens, daß mir die Schriften des am 23. Juni 1916 verstorbenen Volfsschriftstellers Heinrich Hansjakob   schon in jungen Jahren in die Hände gefallen sind. Ihnen verdanke ich viele Stunden reinen Genusses. Sie regten mich aber auch zum Nachdenken an, öffneten mir in mancher Beziehung die Augen und sind auf meine innere Entwicklung nicht ohne Einfluß geblieben. Wer es von den Lesern des Vorwärts" noch nicht wissen sollte, dem sei es hiermit gesagt, daß Hansjakob  , der Proletariersohn aus dem Schwarzwald  , als welchen er sich immer stolz bekannte, zwar katholischer Pfarrer und eine Zeitlang auch Zentrumsabgeordneter gewesen ist, während seines ganzen Lebens aber auch glühender Republikaner und Demokrat war. Aus dieser Gesinnung hat er nie ein Hehl gemacht. Derbe Wahrheiten bekamen die Fürsten   zu hören, und nie war sein Spott bissiger und schärfer, als wenn er ihn über die Knechtseligkeit" seiner Landsleute aus­goß. Aber er hatte auch den seltenen Mut, gegen seine firchlichen Vorgesetzten aufzutreten, wenn seine innere Stimme es ihm gebot, unbeschadet seiner tiefen Frömmigkeit. Es fonnte feinen gläubigeren Sohn der Kirche geben als ihn. Lebte er heute noch, fann fein Zweifel sein, daß er seine Volksgenossen nicht nur auffordern würde, zur lirne des Volksentscheids zu gehen, sondern sicher würde er auch die Forderung des Volkes bejahen. Denn Volksrecht ging ihm immer vor Fürstenanmaßung.

Da ihm der Tod leider den tapferen Mund geschlossen hat, sollen seine Werke für ihn sprechen:

daß ich einmal, etwa zwölfjährig, auf den Aeckern hinter dem Ka­

Erzbauern":" Ich erinnere mich aber auch noch gar wohl,

puzinerkloster meiner Baterstadt Garben machen half. Der Läufer­Als jot", unser alter Taglöhner, band die Garben. nun der " Wendel", unser Fuhrmann, fam, um die Garben zu laden, sah ich, daß der Läuferjok, der sie an eine große Gabel spießte und dem Wendel auf den Wagen streckte, von Zeit zu Zeit eine Garbe liegen ließ. Ich machte ihn darauf aufmerksam, weil ich glaubte, er habe fie übersehen. Da sprach der Jok: Büable, je die zehnt' Garb' gehört dem Fürsten  ." Ich fragte: Warum?" Der Jof antwortete: Wil   die g meine Lütuf der Welt sin, um die Fürste zu verhalte!" Mir fam es unrecht vor, daß der Fürst ernten sollte, wo er nicht gesä et und demo­fratisch, wie ich von Kindesbeinen an war machte ich dem Läufer­jok den Vorschlag, die Garben anzuzünden. Büable!" marnte der greise Jok, des losch du bliewe, wenn du nit ins Loch wit"

Sonnige Tage":" So wie es z. B. der berühmte alte Deffauer" trieb, der ein Bauernschinder erster Güte war, machten es im 18. Jahrhundert noch viele seiner Standesgenossen; selbst die. geistlichen Fürsten   waren nicht besser. Und das Sprichwort: Unterm Krummstab ist gut wohnen" hat, soweit es sich auf Fürstbischöfe be­zieht, sicher fein Bürger und Bauer erfunden.

,, Und doch sind meines Erachtens tüchtige Bauernfamilien ein größerer Seger und wichtigerer Faktor in der menschlichen Gesell schaft als Fürsten und Prinzen; denn ohne diese können, wenn es sein muß, selbst die Knechtseligen" leben, ohne Bauern aber nie­mand."

Wenn alle Herzöge und Fürsten  , die in dem Punkte( cheliche Treue) sich schon verschuldet haben, enthauptet worden wären, so würden die meisten Fürstengeschlechter längst ausgestorben sein, was ficher fein Unglück für die Völker wäre. Diese hätten dann lernen müssen, sich selbst zu regieren, und der Byzantinismus, der Servilis­mus und das Kulitum, diese Schandflecke der Menschenwürde, wären auch nicht mehr.

Wer Behjes hochinteressantes und hochverdienstliches Wert über die deutschen Höfe vom 16. Jahrhundert an gelesen hat und nicht Vollblutdemokrat geworden, ist in meinen Augen ein Ejel zu Pferd.

Ich schwärmte bis heute nur für zwei Könige, für den König Gambrinus und den griechischen König Codrus, der für sein Volk das Leben hingab, während sonst in der Weltgeschichte die Völker für die Könige sterben müssen."

"

,, Und nachdem die Völker mit ihrem Blut die Befreiungskriege geschlagen hatten, schlossen die Fürsten die heilige Allianz", die keinen anderen Zweck hatte, als die Untertanen politisch zu knebeln und den fürstlichen Absolutismus, den die französische   Revolution gebrochen, wiederherzustellen. So dankten damals die Fürsten   ihren Völkern."

"

Aus meiner Jugendzeit":" und zudem die meisten Menschen von Natur, Geburt, Erziehung und Gewohnheit aus fnechtselig sind, so wird die Mehrheit der Menschen allzeit so bleiben, und das ist der Trost für Fürstentum, Monarchie und Despotismus." In der Karthause":" Mir scheint áber die Zeit, da die Fürsten   im Tagelohn arbeiten, noch in weiter Ferne zu stehen. Es werden die Leute, welche es für eine Ehre halten, für Fürsten  arbeiten und schwitzen zu dürfen, nicht so bald oder, richtiger, gar nie aussterben."

Ich denke aber jeweils: O Michel, deutscher, einziger; menn dir die Haut über den Kopf gezogen würde, du würdest Michel bleiben!"

" In alleweg halte ich es jedoch mit dem großen Revolutions­mann Proudhon  , der da meint:" Leide und stirb, aber was dir Wahrheit dünft, das sage." Aus dem Leben eines Bielgeliebten": Sie ( die Franzosen  ) hatten den Mut, den Kaiser, der sie in die Patsche geführt, abzusehen und für immer des Landes zu verweisen. Andere Bölker würden nach wie vor einem solchen Fürsten   in alter Knechtseligkeit dienen und nicht bloß die Blutkosten des Krieges be­zahlen, sondern auch die letzten Groschen sich aus der Tasche ziehen lassen, um die Kriegsschulden und Kontributionen zu bezahlen, wäh­rend die Fürsten   keinen Pfennig dazu hergeben. Also Respekt vor den Franzosen!"

Lebte Hansjakob   heute noch, er würde gegen seine katholischen Amtsbrüder und gegen das Zentrum, die wieder einmal auf der falschen Seite stehen, zornig aufbegehren und fein Blatt vor den Mund nehmen. Er würde ihnen sagen, daß sie Verrat am deutschen Volfe und auch an ihren Wählern begehen. Die Entstehung der Fürstenvermögen hat mit Recht und Moral nie etwas zu tun gehabt. Für ihre Erhaltung einzutreten, heißt, sich auf den Weg begeben, den die Fürsten   bei der Erwerbung eingeschlagen haben, nämlich auf den Weg des Unrechts und der Unmoral. Der einfache Einn der Massen wird am 20. Juni schon mit überwältigender Mehrheit den richtigen Entscheid zu treffen wissen. Die Arbeiterschaft aber, die bisher das Gros der Zentrumswähler stellte, wird bis zu den nächsten Wahlen nicht vergessen haben, daß die Zentrumsfraktion sich in der Sache des Volksentscheids für die Fürsten   und gegen das Bolt erklärt hat. Hansjafobiner tun not, aber feine Fürstenknechte.

Umwälzung in der Wetterprognose? Nach einem Bericht der Akademie der Wissenschaften in Paris   hat Abbé Gabriel ein System von mathematischer Analnse zur Prüfung eingereicht, das eine Umwälzung in der Wetterprognose hervorrufen soll. Nach dem System des Abbé fann man das Wetter auf mehrere Jahre hin­aus ziemlich vorausbestimmen. Die wissenschaftliche Welt steht vor= läufig dem Prognosensystem des Abbé Gabriel steptisch gegenüber und wartet die von der Akademie der Wissenschaften angekündigte Veröffentlichung der Gabrielschen Wettergesetze ab. Nur soviel ist schon verlautbar geworden, daß Abbé Gabriel besonders harte Fröste für den Winter 1926/27 anfündigt.