Volkskommissare unter sich. Die Opposition wird in Moskau öffentlich bloßgestellt. Die letzte Rede Djershinskis im Moskauer Zentralkomitee durfte vierzehn Tage nicht veröffentlicht werden. Man wußte nur, daß sie dem Kampf gegen Sinowjew und die Seinen gegolten hatte. Jetzt fühlt sich die Parteileitung genötigt, die Flucht in die Deffent lichkeit anzutreten, um die Opposition um so sicherer zu treffen. So verkündet sie unfreiwillig die ungeheuren Spannungen, die in der leitenden Körperschaft der russischen Staatspartei und damit des Staates zur Explosion kamen. Der Kampf der Geister und der Refforts-tobte sich in Moskau z. B. in den beiden folgenden, von der ,, Bossischen Zeitung" berichteten, Szenen aus.
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Dfershinski beklagte sich über den fürchterlichen Bureautra tismus und das Gegeneinanderarbeiten der beiden Aemter. Er erzählte, wie oft er zu R ykow, dem Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare, und zum Vorsitzenden des Rates für Arbeit und Verteidigung gegangen war und verlangt hatte, entweder Wirtschafts- und Handelskommissariat zu vereinigen oder ihn selber zurücktreten zu lassen. Dabei beklagte sich Dsershinski darüber, daß ihm sein eigener Staatssekretär" im Wirtschaftskommissariat, Pjatakow, fortwährend Knüppel zwischen die Beine warf.
Zwischen Dsershinski und Kamenew spielte sich folgender Dialog ab:
Kamenew : ,, Dsershinski hat 45 Millionen Rubel umsonst hinausgeschmissen." Dsershinski( wiederholt diese Worte in höchster Ironie). Kamenew : ,, Sie sind vier Jahre lang Boltskommissar, und ich bin erst ein paar Monate im Handelsamt." Dsershinski: ,, Und wenn Sie pierzig Jahre lang Handelsminister sind, werden Sie noch immer nichts davon verstehen( Gelächter), weil Sie ,, Bolitit machen", anstatt ernst zu arbeiten. Ich aber, und darin besteht meine Stärke, schone mich nie. Deshalb liebt man mich und glaubt man mir.
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Dsershinski beschuldigte dann Kamenew , daß er in den Sigungen des Rats für Arbeit und Berteidigung ganz andere Behauptungen aufftelle als heute. Kamenew : Wer hat dort gesprochen?" Dsershinski:„ Ihr Staatssekretär." Kamenew : Und ich?" Dfershinfti: Sie tommen ja überhaupt nicht oft in die Sigungen." Kriegsminister Woroschilow: ,, Er ist mit literarischen Schöpfungen" beschäftigt." Zwischenruf Troßtis( nicht protokolliert). Dfershinsti: ,, Natürlich ist alles gut, was von den Anhängern des Genossen Trogli komunt, und alles schlecht, was von seinen Gegnern stammt." Die Enthüllungen sind einzigartig. Daß in der leitenden Körperschaft eines großen Staates die führenden Männer sich vor Zeugen derartig beschimpfen, dürfte selten vorkommen. Daß sie ihre Haßgefühle aber der Oeffentlichkeit preisgeben, das ist wohl doch noch nicht dagewesen. Die inneren Kämpfe in Moskau haben eine Schärfe erreicht, daß die Ablenkung nach außen hin dringend notwendig bleibt. Des= halb wiederholen die Mostauer und mit ihr im Bunde die deutsche kommunistische Presse unentwegt das Geschrei von dem drohen den Kriege. Sie ahnen dabei nicht, wie lächerlich es wirkt, wenn die russische Großmacht vor einem polnischen Staate Angst zeigt, der nur ein Viertel oder ein Fünftel so groß ist!
Moskauer Dämmerung. Zuspigung der sozialen Konflikte.- Arbeitslosen fundgebungen.
Zeltmenschen.
Da hat sich am Tegeler See ein fleines Zeltdorf aufgetan. Es sind etwa fünfzehn Zelte, die hier nebeneinanderstehen, von einigen Dächern herab weht die schwarzroigoldene Fahne. Ringsherum zieht sich Drahtzaun, und wenn man hinein will, muß man durch eine Tür treten. Man gelangt zunächst auf einen freien Play, ein läng liches Viereck, auf dem in der Reihe, beinahe gerade ausgerichtet, ein Kochherd neben dem andern steht. Hier sieht man Kochtöpfe, Wasserkrüge, Kaffeekannen, Geschirr und was sonst noch zur Küche gehört. Lange Schornsteine, Blechrohre, ragen hoch, und aus ihnen dringt bicker Rauch, ein Zeichen, daß gefocht wird. Drci fleine Pumpen. die von den Ausflüglern immer reichlich in Anspruch genommen werden, stehen dahinter. Dann kommen die Zelte, etliche mit einer kleinen Veranda davor. Durch den offenstehenden Schlitz sieht man die Einrichtung: zwei Betten übereinander, ein Liegestuhl, zwei andere Stühle und ein Gestell, wahrscheinlich Garderobe, woran Kleidungsstücke hängen.
Ob das eine so besondere Merkwürdigkeit ist? Richt im geringften. Auch an anderen schönen Wald und Wasserstellen in der Umgebung Berlins haben sich solche Zeltstädte aufgetan. Der Ruf Zurück zur Natur!" findet heute eben eher denn je ein aufhorchendes Ohr. In den Mietfasernen fühlt man die Enge und Dumpfheit des Lebens in verstärkter Form. Und wie viele haben überhaupt keine eigene Wohnung? Man flüchtet zur Natur zurück, im Schoße der Allmutter Erde fühlen sich alle geborgen.
Groß angelegte Briefmarkenfälschung entdeckt. Der bekannte Händler Siegel verhaftet. Eine große Briefmartenbetrugs- und Fälschungsaffäre beschäftigt augenblicklich die Staatsanwaltschaft. Vor einigen Tagen wurde der Inhaber des inzwischen in Konkurs geratenen, befannten Berliner Briefmarkenhandlung Marken- und Ganzfachen haus G. m. b. 5.", Inhaber Rudolf Siegel , dessen Geschäftsräume sich in der Friebrichstraße 162 befanden, in Haft genommen. Schon seit längerer Zeit bestand gegen ihn der Verdacht, daß er billige Marken durch Umänderungen und Falschstempel in Raritäten umfälschte. Eine bei ihm unvermutet vorgenommene Haus fuchung erbrachte dafür den Beweis. Bisher war es aber niemals gelungen, gegen Siegel, der eine befannte Persönlichkeit in philate liftischen Kreisen war, vorzugehen, bis es einem Mitglied des Fälschungsbekämpfungsausschusses des Bundes der Deutschen tragen, so daß er jetzt in Untersuchungshaft genommen werden konnte. Philatelistenverbände" gelang, Material gegen Siegel zufammenzuSiegel ging in seinen Fälschungen äußerst geschickt vor. Er ahmte Echtheitszeichen und Durch st ich e naturgetreu nach, auch vor chemischen Verfälschungen scheute er nicht zurück und erzeugte auf chemischem Wege künstliche Fehldrucke. Die Fälschungen waren oft fo vorzüglich gemacht, daß fie fogar von Fachleuten nicht gleich auf den ersten Blick als Falfifitate erkannt wurden. Siegel, der beschweren Erkrankung aus der Haft entlassen werden. Die Unterreits mehrere Tage in Untersuchungshaft faß, mußte wegen einer suchung gegen ihn, die von Staatsanwalt Lehmann geführt wird, geht weiter.
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Bestechung durch Kaffee und Kuchen.
zeigten ihnen, wie man unter A u snugung allertechnischen Möglichkeiten billig und doch komfortabel bauen kann. In den Doppelhäuschen, die für je zwei Familien gebaut find, hat jeder Kammer, Badeeinrichtung, einen Stall und 45 Quadratruten GartenMieter eine Kochküche, drei Zimmer, eine große bewohnbare land. Die ganze Wohnung wird mit einem Ofen durch Heißluft erwärmt. Baukostenzuschuß ist nicht zu zahlen, nur eine Summe von 300 m. als Mietsgarantie, die Eigentum des Einzahlers bleibt. Die Miete fostet 50 m. monatlich. Da ein großer Teil der Besucher anderen Baugenossenschaften angehört, beren Bauten bei kleineren Wohnungen sich bedeutend teurer geſtalten, wurden diesbezügliche Anfragen bereitwilligst und ausführlich beantwortet. Alle Teilnehmer waren sich darüber einig, daß hier etwas Mustergültiges geleistet ist. Nicht unerwähnt möchten wir lassen, daß der dortige Gemeindevorsteher mit der Siedlungsgesellschaft Hand in Hand arbeitet und fein soziales Verständnis auch dadurch lebhaft unterstrichen hat, daß er es möglich machte, der Kolonie einen mustergültigen Sportplag unentgeltlich zur Berfügung zu ftellen. Im September soll den Mieterobleuten Gelegenheit gegeben werden, die Bauvorhaben derselben Gesellschaft in Weißensee zu befichtigen. Es wäre empfehlenswert, wenn auch andere Baugenossenschaften den Mieterobleuten unter kundiger Führung Gelegenheit geben würden, ihre Bauten zu besichtigen.
Aus dem fahrenden D- Zug gesprungen.
Sie will ohne Fahrkarte nach Paris . Große Aufregung verursachte ein Selbstmordversuch in dem Hamburg - Berliner D- 3ug. In diesem wurde während der Fahrt von einem Kontrolleur ein junges Mädchen ohne Fahrtarte angetroffen, und deshalb megen Fahrgeldhinterziehung in Gewahrsam genommen. Mitreisende beschuldigten außerdem die Schwarzfahrerin des versuchten Diebstahls, weil sie sich in mehreren Abteilen 3. Klasse an fremden Gepäck zu schaffen gemacht habe. Die Reisenden vermuteten deshalb in ihr eine internationale Taschendiebin. Kurz vor 5 Uhr fand die Verhaftete nach der Ausfahrt aus Spandau Gelegenheit, sich im Zuge frei zu bewegen. Diese benußte sie, um vor der Station Jungfernheide die Tür aufzureißen und aus dem fahrenden Zug hinauszuspringen, augenscheinlich in der Absicht, sich vor einen aus der anderen Richtung kommenden Vorortzug zu werfen. Dieser wurde jedoch noch rechtzeitig zum Stehen gebracht, und auch der D- 3ug wurde auf das Notsignal angehalten. Das Mädchen lag zunächst besinnungslos auf dem Gleise. Es wurde in den D- Bug zurückgetragen und nach Berlin in die Charité gebracht. Hier ergab die Untersuchung, daß es sich lediglich eine unNach Anlegung eines Berbandes wurde es der Bolizei übergeben und gefährliche Hautabjchürfung oberhalb eines Auges zugezogen hatte. nach dem Präsidium gebracht. Die Verhaftete behauptet, eine 21 Jahre alte Tschechin Therese Lidiska zu ſein. Sie spricht fein Wort Deutsch , sondern nur polnisch und tschechisch. Ihre Angaben find noch sehr unklar. Wie sie sagt, befand sie sich auf dem Wege von der Tschechoslowakei nach Paris . Sie sei auf der Fahri eingeschlafen und in Hamburg wieder erwacht. Ihr Gepäck befinde fich in einem anderen Zuge. Sie habe es durchgehend" nach Paris fei fie ohne Fahrkarte eingestiegen, um zu versuchen, nach Baris aufgegeben. Weil sie in Hamburg ohne Mittel dagestanden habe, so weiter zu fommen. Die Fahrgeldhinterziehung gibt sie alſo zu, Diedstahlsabsichten dagegen bestreitet sie. Diese Angaben sind, wie gesagt, sehr unklar, und man weiß noch nicht, mit wem man es zu tun hat.
3m Reichspofiminifterium erhängt. Als heute früh Angestellte und Beamte des Reichspostministeriums in der Mauerstraße die Bureauräume betraten, fanden sie an einem Fensterkreuz den 43jährigen Post helfer Otto S. aus der Meyerheimstr. 3 erder bereits vor vielen Stunden eingetreten war, feststellen. Wahrscheinlich hat sich S. am Dienstag nach Dienstschluß in den Bureauräumen cinfchließen lassen und dann Selbstmord verübt. Die Leiche wurde nach dem Schauhaus gebracht. Der Grund zu dem Verzweiflungsschritt ist unbekannt.
hängt vor. Ein sofort herbeigerufener Arzt konnte nur den Tod,
Typographia. Nächste Uehungsstunde der Nachtschicht Donnerstag, 5 Auguft. vorm 9 Uhr, Jugendheim", Lindenstr. 3.
Uhr, vor dem Haufe Wolliner Str. 23, ein Radfahrer von einem Steinwagen Zeugen aefucht. Die Zeugen, die gefehen haben, wie am 18. Juli 1926, vorm. überfahren wurde, werden gebeten ihre Adresse abzugeben. Unkosten werden vergültet. Friz Raasch, Swinemünder Str. 29
Der Kriminalassistent Sch. besuchte im Oktober v. J. einen Klub im Westen von Berlin mit einer Dame als H. und Frau. Ein Empfangsherr händigte ihm sofort eine Gast tarte aus; per die Klubräume betrat, erhielt unentgeltlich Kaffee, Kuchen und Schlag sahne. Als der Geschäftsführer F. des Klubs erfuhr, daß Sch. ein Beamter der Polizei fei, bot er ihm jofort Kaffee. Kuchen und Schlagsahne an und bat ihn, ihm keine Unannehmlichkeiten zu bereiten. Sowohl das Schöffengericht als auch die Straffammer verurteilten F. zu 200 m. Strafe. Die Straftammer machte u. a. geltend, die Besucher des Klubs erhielten ohne weiteres eine Gastkarte und Kaffee, Kuchen und Schlagsahne ohne Bezahlung verabfolgt. Auch dem Polizeibeamten und seiner angeblichen Frau bot F. wiederund sagte zu dem Beamten, er möge doch ein Mensch sein und den i holt ohne Erfolg Kaffee, Kuchen und Schlagsahne ohne Bezahlung an Beamten ablegen, sie würden dann piel schneller miteinander einig werden. Die Verabfolgung von Kaffee und Kuchen an die Klub besucher ohne Bezahlung stelle den Betrieb einer Schantwirtschaft dar; wenn auch feine Bezahlung für den Kaffee, Kuchen usw. gefordert und geleistet werde, so sei doch ein gewerbsmäßiger Schant betrieb anzunehmen, da der Klub möglichst viele Teilnehmer anlocken und an dem Spiel beteiligen wollte, um auf diese Weise Gewinn und Vorteil zu erzielen. Ohne Ausweis erhielten fremde Personen Gaft farten ausgestellt und verabfolgt. Der Gewinn der Klubleitung aus dem Spiel war ein mittelbarer. Eine Erlaubnis für den Schank betrieb war erforderlich, aber nicht erteilt worden. Der Angeflagte sei aber nicht wegen Vergehens gegen das Notgesetz vom 24. Februar 1923, sondern auch wegen Beamtenbestechung aus§ 333 des Reichsstrafgesetzbuchs zu berurteilen, da aus seinen Worten hervorgegangen jei, daß er den Beamten durch Spendung von Kaffee, Kuchen und Schlagsahne veranlassen wollte, pflichtwidrig zu handeln und seinem vorgefeßten feinen ungünstigen Bericht über den Betrieb im Klub zu erstatten. Diese Entscheidung focht der Angeklagte durch Revision beim Kammergericht an und bestritt, fich der Beamtenbestechung und des Schankvergehens schuldig gemacht zu haben. Der I. Straffenat des Kammergerichts wies aber die Revision des Angeklagten als unbegründet zurück und führte u. a. aus, die Berurteilung des Angeklagten wegen Beftechung und Schankver gehens sei ohne Rechtsirrtum erfolgt.
Die
Republikanischer Tag in Charlottenburg . Am Sonntag, den 8. August begelt der Kreisverein Charlottenburg des Reichsbanners Schwarz RotGold auf dem Spandauer Berg feine diesjährige Berfaffungsfeier Im Rahmen derselben werden die zn Charlottenburg gehörenden Kameradschaften Rathaus", 300". Spree " und die Jugend Abteilung ihre neuen Fahnen weihen. Weiherede hält Romerad Bolize Oberit a Dr Schhginger. Nach der Fahnen weibe, tie um 3 Uhr auf dem Fredrich- Karl- Platz ftattfindet, erfolgt der festzug nach dem Spandauer Berg. Hier ist für gute Bewirtung bei mäßigen Brent Gorge getragen. Außerdem find Bollsbeluftigungen aller Art, Unterhaltung: Rinder ufw vorgesehen. Republikaner und Freunde des Reichsbanners find herzlich eingeladen.
Der Frühsommer steht in diesem Jahr im Zeichen der 2u spigung der sozialen Gegenfäße. Bergebens hat Rwiring, der stellvertretende Vorsitzende des Obersten Boltswirtschaftsrates, den Vertretern des Privatkapitals in der bekannten Bersammlung im Polytechnischen Museum versichert, daß in Ruß land unter der Herrschaft der„ proletarischen Diktatur" die Aera des Burgfriedens heraufziehe. Die Klassen gegensäße dehnen sich immer mehr und mehr auch auf die jozialistischen Unternehmungen" aus. Der Angriff der Wirtschaftler auf die Arbeiterklasse geht an der ganzen Frontlinie vor sich. Um der sozialistischen Akkumulation" willen werden die Methoden der rücksichtslosesten Ausbeutung in Anwendung gebracht, die in vielem an die Methoden der ursprünglichen Akkumulation erinnern. Die Intensivierung der Arbeitsleistung geht mit der Herabdrückung der Arbeitslöhne und der allgemeinen Verschlechterung der Ar= beitsbedingungen einher. Damit der Widerspruch zwischen Bafis“ und„ Ueberbau " beseitigt werde( hier machen die Kommunisten in„ fonfequentem Margismus"), wird auch die Betriebsdemokratie, die den in den Betrieben neu geschaffenen wechsel seitigen Beziehungen der Teilnehmer am Produktionsprozeß nicht mehr entspricht, einer Revision unterzogen. Die umfassenden Rechte und Befugnisse, in deren Genuß das technische und leitende Bersonal gelangt, machen die ganze Betriebsdemokratie, wie sie in den romantischen Zeiten der Oktoberrevolution proklamiert wurde, zunichte. Troß der allgemeinen Niedergedrücktheit versuchen die Arbeiter immerhin, der Offenfive der Wirtschaftler Widerstand zu leisten. Es wächst nicht nur die Zahl der Konflikte in den Betrieben, sondern auch die Fälle mehren sich, in denen die Konflikte in offene Aktionen münden( Streits in Serpuchow , Bogorodsk, Jekate rinoslaw und anderen Orten). So groß die Kluft zwischen den Gewerkschaften und den breiten Massen auch ist, so eng ihre widernatürliche Verbindung mit den Wirtschaftlern auch sein mag: mangels anderer Massenorganisationen spiegelt sich doch auch in den Gewerkschaften die oppositionelle Stimmung der Arbeit wieder. Die zunehmende Aktivität der Arbeiter wurde deutlich durch fand, bereits große Ausdehnung angenommen hatte. Unter Leitung Stettiner Bekannten mehrere. Stunden verbracht und ihnen von
den Verlauf der kürzlich abgehaltenen Bollversammlung des Allruffischen Zentralen Gewerkschaftsrates veranschaulicht. Zwei Fragen standen im Mittelpunkt der Beratungen: die Sozialversicherung und die Arbeitslosigkeit.
Die Sozialversicherung macht gegenwärtig eine atute finanzielle Krise durch, was zur Kürzung aller Arten von Unterstützungsleistungen an Arbeiter führen muß. Das Ergebnis ist eine umfassende Bewegung der Erwerbslosen, die nament lich in der Ukraine in Erscheinung getreten ist: Erwerbslosen demonstrationen waren in Odessa , Poltawa , Je faterinoflaw und Kiew zu verzeichnen. In Kiem nahm die Demonstration eine sehr imposante Gestalt an: an die 20 000 Er werbslose( von insgesamt 32 000) nahmen an den Straßenfundgebungen teil, um Brot und Arocit zu fordern.
Diese Bewegung hat den Gewerkschaftsbureaufraten einen großen Schrecken eingejagi. In der Vollversammlung der Gewert schaftszentrale traten sie mit einer scharfen Kritik an dem Bolkskommissariat für Arbeit hervor, das der Erwerbslosigkeit teine genügende Aufmerffamieit widme.
Trotz aller Schärfe der Ausführungen war dies alles freilich nur Oppositionsspielerei. In der angenommenen Resolution find alle jene brennenden Probleme, die in den Beratungen gestreift wurden, cinfach übergangen worden.
Großfeuer in Weißensee.
Ein Großfeuer brach gestern Nacht in der Straßburger Straße 76 zu Weißenfee aus. Auf dem Grundstück befinden sich ausgedehnte Fabrikräume einer Tischlerei Hausbe wohner bemerkten furz vor 2 Uhr nachts verdächtigen Rauch, der aus der Tischlerei fam. der aus der Tischlerei kam. Die Feuerwehr wurde herbeigerufen, bei deren Eintreffen das Feuer, das an Hölzern reiche Nahrung von Oberbrandmeister Prange wurde aus mehreren Rohren lange Beit Waffer gegeben. Die Mannschaften hatten unter starter Qualmund Hißeentwicklung zu leiden. Erst morgens nach 5 Uhr fonnten die Löschzüge unter Zurücklaffung einer Brandwache abrücken. Als Entstehungsurfache wird Fahrlässigkeit vermutet.
Eine neue Unterschlagung beim Bezirksamt mitte. In einer im Bezirk Mitte gelegenen Steuerkasse hat sich neuerdings eine strafbare Handlung seitens eines der dort Beschäftigten ereignet. Nach einer von Bürgermeister Genossen Schneider sofort eingeleiteten Untersuchung hat sich herausgestellt, daß sich der hinterogene Betrag auf 862,95 Mart beläuft. Nach den bisherigen Feststellungen liegen Mängel in der Organisation nicht vor; handelt sich vielmehr um falsche Buchungen eines unehrlichen Festangestellten.
es
Siedlung: Die kinderreiche Familie. Die Mieterobleute Berlins und eine große Baht interessierter Parteigenossen waren der Einladung der Gem. Bau- und Siedlungs. genossenschaft Die finderreiche Familie" gefolgt, um sich die neuerstandene Kolonie Hennigsdorf , Nordbahn, und die Ausführung der bezuasfertigen Familienhäuser anzusehen. Geschäftsstelle, deren rührige Leiter Genossen W. Noad und GundDie lach sowie der bauleitende Architekt gaben an der Hand eines Bebauungsplanes nicht nur Aufschluß über die spätere Gesamtbebau ung, sondern führten die Interessenten auch in die Häuschen und
Gestern ereignete sich eine Feuerwerksexplosion in Castell ranco bei Avellino in Italien , bei der im ganzen 20 Ber lonen getötet und 30 verlegt wurden. Die Grplosion ereignete fich, als das Kirchenfest den Höhepunkt erreicht hatte und auf dent Dorfplatz die Musik spielte. Die Menge stob entsetzt auseinander und suchte das Weite. Das Haus, in dem das Feuerwerksmaterial untergebracht war, flog in die Luft und wurde dem Erdboden gleichgemacht. Einige Nachbarhäuser wurden demoliert. Von Avellino ist der Präfekt mit einer militärischen Hilfsexpedition an Ort und Stelle eingetroffen. Bis jetzt fonnten erst 15 Leichen geborgen werden. Sie werden in der Kirche aufgebahrt. Von den 30 Verlegten sind zwei gestorben und 5 sehr schwer verletzt. Der Housbefizer wurde in Haft genommen.
Die ersten
Auf den Spuren des Fajfadenkletterers, Frant. Kriminalbeamten auf Rügen festgestellt worden. Ein in Göhren Spuren des entflohenen Fassadenfletterers Frank sind von Berliner beschäftigter Bäckergeselle, der Frank genau fennt, hat ihn am legten Freitag nachmittag in Göhren getroffen. Frank hatte mit seinen Diebstählen erzählt. Da Frant nach seiner Flucht nur wenig Geld besaß, hat er nach den Vermutungen der Polizei Rügen auf cinem Boot verlassen. Die Polizei fahndet jetzt nach dem Kom plicen Franks und nach der Herkunft des von ihm benußten Bootes.
Maffenfabrikation von Flugzeugen. Der amerikanische AutoDeutsch en erfundenen Flugzeuges bei, das nur 200 Pfund schwer mobilfabrikant Ford wohnte dem Versuchsflug eines von einem ist und im Höchstfall eine Stundengeschwindigkeit von 85 Meilen erreichen kann. Ford beabsichtigt die Maffenfabrikation dieses Flug
zeuges.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
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Achtung, Parteigenoffen! Als die Nachricht tam, daß Kinder französischer Parteigenoffen ihre Ferien zweds Studien in Berlin verbringen wollten, haben unsere Genoffen in liebenswürdiger Weise sich jojort bereit erklärt, die Kinder aufzunehmen. Leider hat die Inflation in Frankreich diesen Besuch unmöglidy gemacht. In einem Schreiben von 29. Juli dieses Jahres teilt uns der Genoffe Louget mit, daß fich Frankreich in der traurigen Lage befindet, wie die deutschen Proletarier im Offober 1923. Det hofft, daß es einmal beffere Zeiten ermöglichen werden, die kinde: Bezirksvorstand dankt allen Genoffen für ihre Unterstützung und französischer Genossen bei uns zu Gafte zu sehen. Der Bezirksvorstand.