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Der Geldzauberer aus Mexiko  .

Ich kann Sie zum reichsten Mann der Welt machen."

Ein moderner Alchimist tauchte vor kurzem in einer Gastwirt­Ichaft im Zentrum Berlins   auf. Er wünschte den Wirt zu sprechen und fragte ihn, ob in seinem Lokal ein Mr. Sweets zu verkehren pflegte. Es stellte sich heraus, daß niemand einen Mr. Sweets kannte. Auf die Mitteilung des Wirts zeigte sich der Gast ganz verzweifelt. Nach dem Grunde seiner Mißstimmung befragt, erzählte der Ausländer, daß er mit dem Gesuchten ein großes Geschäft plane, bei dem viel Geld zu verdienen sei, über das er aber unter feinen Umständen zu anderen sprechen fönne. Die geheimnisvollen Andeutungen des Fremden erregten die Neugierde des Wirtes, so daß er bei den folgenden Besuchen immer etwas aus ihm heraus­aufragen suchte. Fast emne Woche verging, che der Fremde dem Wirt Vertrauen schenkte. Mit einem großen Lederkoffer in der Hand fum er eines Tages wieder. Die beiden Männer zogen sich in ein fleines Hinterzimmer zurück, wo sie unbeobachtet waren. Der Fremde verdunkelte den Raum und traf auch sonst allerlei Vorsichts­maßregein. Aus seinem Koffer holte er dann einen schwarzen Apparat hervor, der an der Oberseite eine Deffnung hatte. An diese hielt er ein angezündetes Streichholz, und sofort stieg aus der Leffnung eine blaue Flamme empor. Aus 30 verschiedenen Flaschen und Fläschchen goß er gelbe, grüne und rote Flüssigkeiten in eine große Schale und zog dann eine englische 5- Pfund- Note aus der Tasche Er legte sie in das Bad, rollte sie über mehrere Glasstäbchen, trocknete sie über der blauen Flamme und trieb allerhand Hokus­potus. Nach etwa 10 Minuten überreichte der Fremde dem Er­ftcunten eine nagelnere englische 5- Pfund- Note und fugte hinzu: Da haben Sie mein Geheimnis! Ich kann Sie zum reichsten Manne der Welt machen!" Am nächsten Tage ging der Wirt mit der Note zue Reichsbant, um sie einzuwechseln. Er ver= faumte nicht, den Angestellten darauf aufmerksam zu machen, daß die Note möglicherweise unecht sei. Die Prüfung ergab aber, daß sie echt war und anstandslos angenommen wurde. In einer weiteren Besprechung erklärte der Fremde, daß er, wenn er seine Arbeit fortsetzen solle, mindestens 2000 Mark benötige. Soviel foftcten die zum Bad erforderlichen Chemikalien. Der Wirt kämpfte einen Schweren Kampf mit sich selbst. Am dritten Tage, noch ehe der Dienst in der Reichsbank- falsch geldabteilung begann, stand der Ringende vor der Tür. Ausführlich erzählte er dem Leiter der Falschgeld­afteilung, Kriminalkommissar von Liebermann, von seinen Erleb­nissen und war recht bestürzt, als man ihm sagte, daß er unbedingt einem Schwindler ins Garn gegangen sein müsse. Zwei Be­amte begleiteten den Mann nach Hause und waren versteckt zugegen, cls der Ausländer erschien. Während er noch seine Zaubereien be­trieb, tamen die Beamten zum Vorschein, nahmen den Gold­macher fest und beschlagnahmten feinen Apparat. Es ftellte sich heraus, daß der schwarze Apparat cin ganz gewöhnlicher Inhalationsapparat war und daß in den 30 Flaschen durchaus harm lofe Flüffigkeiten waren. Die neuentstandenen Noten hatte er aus seiner Brufttasche durch Fingerfertigkeit zwischen die Glasstäbchen gezaubert. Der Ausländer wurde festgestellt als cin Merilaner Leon Ciemar, der erst vor sieben Monaten nach Deutschland  herübergekommen ist.

Für Verfassung und Republik  .

Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold veranstaltete| freiheitliche Verfassung bereitet habe, müßte benutzt werden zum am Montag in fast allen Bezirken Groß- Berlins sowie in den Vor­städten Verfassungsfeiern, die durchweg einen glänzen den Verlauf nahmen. Sämtlichen Kundgebungen gingen impo­fante Umzüge voraus; 3. T. war der Besuch, wie in Köpenid, jo stark, daß der Eintritt gesperrt werden mußte. Von den insgesamt 11 Veranstaltungen können wir aus Playgründen nur über die folgenden berichten:

Unter reger Beteiligung der Bevölkerung fand der Umzug der Kameradschaften Friedrichshain   und Lichtenberg   statt, die sich in Schonerts Restaurant em Rummelsburger See zur Verfassungsfeier oersammelten. Stadtrat Köhler begrüßte die in Massen Er­schienenen, gab einen furzen Ueberblick über den Fortschritt des repu­blikanischen Gedankens in den sieben Jahren, feierte das Reichs­banner als Sturmbock der Republik   und schloß mit dem Wunsche auf cin bald geeintes republikanisches Deutschland   unter Einschluß Desterreichs. Kamerad Bürgermeister Mieliz zog in seiner Fest­tede einen Vergleich zwischen der alten und neuen Staatsform, dem offiziellen" Festtag, dem Geburtstag der Republif: dem Bere fassungstag und dem 27. Januar mit seinem Komödienspiel eines gekrönten Narren, dem wahren Vater des deutschen Voltes", als den die damaligen bürgerlichen Zeitungen Wil­ helm II.   jeligen Angedenfens priesen. Mag auch manches noch nicht erreicht sein, die Weimarer Verfassung   gibt die Möglichkeit, den unzufriedensten zu befriedigen, wenn das Volk entsprechend mit­wirkt an der ihr zustehenden Staatsgewalt". Die Fahnenweihe des 3. und 4. Zuges des Lichtenberger Kreisvereins gestaltete sich ent­sprechend der Bedeutung des Tages zu einem besonders würdigen Feſtatt.

Der Kreisverein Kreuzberg   veranstaltete seine Verfassungsfeier in der Bockbrauerei, Fidicinstraße. In den frühen Morgenstunden sammelte sich das Tambourkorps zum Wecken. Der Haupt= umzug ging in den Mittagsstunden vor sich, begleitet von einer großen Menschenmenge. Wieder gab es lebhafte Ovationen für Schwarzrotgold. Im großen Garten der Bock brauerei, der festlich und würdig geschmückt war, herrschte reges Leben. Bald war auch der letzte Platz besetzt. Ansprachen hielten Helmut von Gerlach   als Festredner, Genosse Schweickardt für die SPD.  , Kamerad Stocks für das Zentrum, und Kamerad Perls für die Demokratische Partei  . Darbietungen des Berliner   Ult- Trios und der Gruppe Süden der Freien Turnerschaft umrahmten die Feier. Zu einer großen Randgebung für den republikanischen Gedanken gestaltete sich die Berfassungsfeier, die der Kreisverein Wedding des Reichsbanners veranstaltete. Nachmittags um 3 Uhr gab die Reichs: tannerfapelle des Kreisvereins unter Leitung ihres Dirigenten Reinhold Schulz im Schillerpart ein Konzert, das eine vieltausend föpfige Menge anlockte, die sich auch an dem Unzug durch die Müller­straße bis zur Bockbrauerei in der Chausseestraße, wo die Feier ihren Höhepuntt erreichte und ihren Abschluß fand, beteiligte. In der Bockbrauerei fonzertierte wieder die Reichsbannerkapelle, danach bet die Sportgruppe des Kreisvereins Wedding gute Borführungen, der Meinekesche Männerchor trug ein paar mit Begeisterung auf­genommene Lieder vor, worauf Landtagsabgeordneter Genosse tto Meier die Bühne bestieg und die Festrede hielt. Er zeigte in seiner mit stürmischer Zustimmung aufgenommenen Rede den Dornenweg, den die Republik   bis jetzt zurücklegen mußte. Wenn heute die Republik   nihts mehr zu befürchten hat, so ist das ein Verdienst des Reichsbanners. Redner schloß mit einem Hoch auf die Republil, in das die Tausende begeistert einstimmten.

Der Kreis Mitte des Reichsbanners hielt seine wohlgelungene teiligung, die die Veranstaltung fand, scheint ein deutlicher Beweis zu sein, daß die Idee des republikanischen Volksstaates marschiert. Im Mittelpunkt der Feier stand die Festrede des Reichstagsabgeord­neten Genossen Künstler. Er- wies darauf hin, daß die Vere fassung von 1871 von den Fürsten   ausgegangen sei, die Weimarer  Berfassung aber habe das Volt geschaffen. Der Boden, den diese

Großfeuer in der Chauffeestraße. Eine Verbandstoffabrik völlig ausgebrannt. Ein Großfeuer fam am Sonntag nachmittag furz vor 5 Uhr in den ausgedehnten Fabrikräumen der Verbandstoffabrik C. Sad in der Chausseest r. 88 zum Ausbruch. In dem ge­nannten Hause befinden sich in den Seiten- und Quergebäuden zahl­reiche Fabrikationsräume der verschiedensten Firmen. Gegen% 45 Uhr nachmittags wurde bemerkt, wie aus dem vierten Stockwerk des erften Quergebäudes dichte Rauchwolfen brangen. Die Feuerwehr wurde gerufen und erschien nach furzer Zeit mit vier Lösch- Verfassungsfeier im Gewerkschaftshause ab. Die rege Be­zügen unter Leitung der Branddirektoren Reinke und Runge fo­mie des Baurats Lindner. Es war zunächst sehr schwierig, an den Brandherd zu gelangen, da die schweren eisernen und feuersicheren Türen das Vordringen der Mannschaften verhinderten. Erst nach größeren Bemühungen gelang es, die Türen gewaltsam aufzu brechen. Inzwischen waren zwei mechanische Leitern auf den Hof gefahren, von wo aus das Feuer durch die Fenster bekämpft wurde. Eine gewaltige Qualm- und Hiheentwicklung erschwerte die Lösch­altion außerordentlich. Den massiven Decken entströmte eine wahre Backofenhize. Nach stundenlangem Wassergeben gelang es dann, den Brand auf die Fabrikräume der Verbandstoffabrik zu beschrän fen. Diese erstrecken sich im vierten Stock des Quergebäudes vom ersten Hof bis zum zweiten Hof und sind vollständig ausgebrannt. Insgesamt wurde aus vier Rohren großen Kalibers Wasser ge­geben. Die Aufräumungsarbeiten zogen sich bis in die späten Nachtſtunden hin. Gegen 9 Uhr erschienen weitere Lösch züge, um die erschöpften Mannschaften abzulösen. Eine Brandwache verblieb an der Brandstelle. Der Sachschaden ist sehr groß. Es war bisher noch nicht möglich, die Entstehungsursache zu ermitteln, da die Räume vollständig ausgebrannt sind und die Feuerwehr kurz nach dem Eintreffen ein einziges Flammenmeer vorfand. Es wird jedoch vermutet, daß das Feuer bereits seit Sonnabend geschweit hat und erst am Sonntag nachmittag aufloderte. Durch den weit­hin sichtbaren Feuerschein waren Tausende von Schauluſtigen an­gelockt worden, die die Brandstelle umlagerten. Ein starkes Schupo­aufgebot hielt die Ordnung aufrecht und nahm weitgehende Ab­Sperrungen vor.

Die Banhütte" in der Treptower Abtei. Das Sommerfest der Berliner   Bauhüttenleute" am vergangenen Sonnabend war ein richtiges Volksfest. Ueber 5600 Bauhüttenleute mit Kind und Kegel, die Maurer, 3immerer, Elektriker, Maler fanden sich mit Baumeistern und Schreibersleuten zu einer großen Familie zusammen. Eine Festansprache und ein festlicher Umzug mit liebenswürdiger Selbstverulfung gaben dem Fest den offiziellen Anfang. Ihm folgte die Enthüllung eines farbenbunten Holzdenkmals des VSB., was für den Nochnicht wissenden Verband sozialer Baubetriebe bedeutet. 3mei fleißige Kapellen im Grünen" und im Saale   sorgten für die nötige Stim­mung und beschwingten so gleichermaßen den Rhythmus der Kaffee­und Biertrinkenden wie den der Tanzbeinschwingenden. Marionetten­theater und Rasperle sorgten für die Kinder, deren Festfreude abends in einem Kinderfadelzug mit Schokoladenprämie ihren Höhepunkt fand. Eine gute Idee war es, den Preis auf 15 Pfennige für eine Tasse besten Bohnentaffees festzusehen. Strahlende Gesichter der weiblichen und auch der männlichen Kaffeetanten und ein unheim licher Konsum, der den Rekord mit jeden Kaffeesachsenfest aushält, war der Erfolg davon. Die zwei spendierten langen Bockwürfte am Abend trugen nicht minder zur Hebung der Stimmung bei, denn im Grund ist in jedem Erwachsenen etwas von einem Kind, das sich cern etwas schenken läßt. Das fröhliche Fest währte bis in den Sonntag morgen hinein.

Heimatfest der Sudetendeutschen  . Im Saalbau Friedrichshain veranstaltet der Heimatbund der Sudetendeutschen  , Landesverband Berlin   und Branden burg, sein diesjähriges Heimatfest. Der große Garten war dicht gefüllt mit fröhlichen Bandsleuten, die mit Kind und Kegel ge= fommen waren, gemeinsam einen frohen Tag zu verleben. Um 3 Uhr nachmittags erfolgte der Einzug der Trachtengruppen mit Musit von Königstor zum Festplatz. Die fleidsamen, verschieden artigsten Gewänder und Kopfbedeckungen boten ein buntes, fröhliches Bild. Dann gab's Beluftigungen aller Art, eine Tombola, im Tunnel eine Original- Riefengebirgsschänke, Schrammefmufit usw. Doch nicht allein der frohen Geselligkeit galt diefe Veranstaltung. Der Heimatbund der Sudetendeutschen braucht Hilfe im Kampf um die verlorene Heimat und der damit eng verknüpften Menschheitsrechte. Die Deutschen   in den Grenzländern haben viel Bedrängnis zu erdulden. Man hat ihren Besitz enteignet, ihre Schulen geschlossen und viele

unter nichtigen Borwänden um ihre Existenz gebracht. 3% Millionen beträgt die Zahl der Sudetendeutschen   und all diese Menschen ringen heiß um ihr Selbstbestimmungsrecht. Die Liebe zur Heimat führt fie zufammen und sie soll ihnen die Kraft verleihen, diesen einzig töstlichen und wertvollsten Besitz wiederzugewinnen. Nach einer schlichten, eindrucksvollen Ansprache des Obmannes Dr. Baerau sang der Sudetendeutsche Männerchor Berlin" Heimatlieder. Dann wurde eine ganze Karawane Luftballons mit Grüßen an Landsleute losgelassen und bei Musik und Tanz blieb man bis in den späten Abend fröhlich beisammen.

Eine Autofahrt in den Tod.

Eine Person getötet, vier schwer verletzt.

Ein Automobilunglück ereignete sich am Sonntag vormittag gegen 411 Uhr auf der bei 3ossen vorüberführenden Chauffee zwischen den Ortschaften Zehrensdorf und Töpchin. Wir erfahren dazu folgende Einzelheiten:

Die Geschäftsinhaber Gutschmidt und Schubart und deren Ehegattinnen aus der Alten Jakobstr. 107 befanden sich auf einer Autofahrt, an der auch die Schwester der Frau Schubart teil­nahm. An einer Kurve der Chaussee zwischen Zehrensdorf und Töpchin, die sich in westlicher Richtung über dem Truppenübungs­plaß bei 3offen hinzieht, brach an dem Privatkraftwagen das rechte Hinterrad. Der Wagen prallte gegen einen Chaussee stein, stürzte die Böschung hinab und überschlug sich. Alle Insassen wurden unter den Trümmern des Autos begraben. Frau Martha Schubart erlitt eine so schwere Schädel­verlegung, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Die Schwester der Frau Schubart 30g fich eine Wirbelsäulenquetschung und schwere innere Berlegungen zu, so daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Frau und Herr Gutschmidt sowie Herr Schubart erlitten gleichfalls Quetschungen und stark blutende Wunden, doch besteht bei ihnen feine unmittelbare Lebensgefahr. Kurz nach dem Unglück passierte die Unfallstelle der frühere Radrennfahrer Kendel­bacher, der auf seinem Motorrad sofort nach Wünsdorf   fuhr und den praktischen Arzt Dr. Lynke benachrichtigte. Die Verletzten mur den nach Wünsdorf   überführt, wo sie im Standortlazarett Aufnahme fanden. Der Unfall hat sich an einer Stelle zugetragen, die wegen ihrer Gefährlichkeit in automobilistischen Kreisen verrufen ist, und die leider schon mehrfach Opfer gefordert hat, ohne daß die zuständigen Behörden, in diesem Fall also die Kreisbauverwaltung Teltow  , für Abhilfe Sorge getragen hätten. Hoffentlich wird der Kreis Teltow nach diesem schweren Unfall sich veranlaßt sehen, einen Umbau der Kurve vorzunehmen, zumal das Bestreben aller in Betracht kommenden Stellen schon seit Jahren darauf gerichtet ist, die für den Automobilschnellverkehr so verhängnisvollen rechtwint igen Kurven auf den Landstraßen zu beseitigen und sie durch flache, sogenannte offene Biegungen zu ersetzen.

Kampf für eine freiheitliche Gestaltung unseres gesamten öffentlichen Lebens. Ein Hoch auf die Republik   und das deutsche   Bolk beendete Dr. Landsberg, der demokratische Bezirksverordnete, hielt die die beifallsfreudig aufgenommene Ansprache. Oberstudienrat Bannerrede für die Einweihung der neuen Fahne der 1. Kamerad­schaft. Durch seine Ausführungen klang vor allen Dingen der Ge­danke: die Demokratie ist deutsch  , der Kampf gegen sie undeutsch. Das beweise die Geschichte. Die satirisch feinen Gedichte Weinerts, von dem Dichter selbst vorgetragen, die gesanglichen Darbietungen des Gesangvereins 3entrum" löften wahre Beifallsstürme aus. Nach der offiziellen Feier hielt der Tanz jung und alt noch lange Stunden beisammen..

Zur Verfassungsfeier des Reichsbanners im Tempelhofer   Ge­sellschaftshaus sprach Genosse Julius Moses  . Er mies darauf hin, wie wenig noch die Paragraphen der Verfassung Geist geworden seien. Die Verfassungsfeier müßte darum zugleich ein Tag innerer Einkehr und Kritik sein, um so den geistigen Gehalt, der hinter Trommelwirbeln und wehenden schwarzrotgoldenn Fahnen stehen müsse, zu schaffen. Justiz, Hoch- und Volksschule, die Presse, all­überall gilt es, freie Bahn zu brechen für die soziale Demokratie. Mehr Stolz und Selbstbewußtsein der Republikaner   find nötig, um die Verfassung zu verankern. Dem Reichsbanner als republikanische Borhut fallen dabei bedeutsame Aufgaben zu. Mit einem drei­maligen Hoch auf die deutsche Republik, in das begeistert eingestimmt wurde, schloß er seine Ansprache. Dem heiteren Teil des Festes dienten zwei Musikkapellen, Theateraufführungen, Breisfegeln, Karussells und zwei Tanzböden, die die tanzlustige Jugend noch lange zusammenhielten.

Die Republikaner des 20. Bezirks begingen die Verfassungsfeier im terrassenförmig am Hermsdorfer See gelegenen Seeschloß. Vom Bahnhof Hermsdorf   zogen das Reichsbanner und die SPD.   ge­schlossen unter den Klängen einiger Musikkapellen nach dem Lokal, dessen Saal und Garten die Menschen faum fassen fonnte.. Kame rad Schwabedahl hob in seiner Begrüßungsrede hervor, daß die große Teilnahme der Bevölkerung beweist, daß nicht nur das Reichsbanner, sondern auch weite Kreise der Bevölkerung den Ge­danken der Republik   im Herzen tragen. Genosse Aufhäuser hielt die Festrede, in der er darauf hinwies, daß das deutsche   Volk aus den Ereignissen die Konsequenzen gezogen habe. Die Hoffnung der Reaktion liegt heute nur noch bei den Richtern, denen es an dem Willen fehlt, der neuen Zeit in der Rechtsprechung Rechnung zu tragen. Die Männer brachten ein Lied zum Bortrag, dessen Tert und Melodie vom Sangesbruder und Kamerad Otto Saar stommt, und das für Männerchor bearbeitet worden ist. Dieses Lied Auf ihr deutschen   Brüder, führt die Farben Schwarz- Rot- Gold" erlebte also hier seine Uraufführung und dürfte bald seinen Plaz unter den Kampfliedern der Republik   einnehmen.

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Das Reichsbanner Steglitz veranstaltete am Sonnabend abend seine Verfassungsfeier im Albertshof am Rathausplay in Steglitz  . Voraus ging ein eindrucksvoller Fa delzug von rund 1000 Re­publikanern durch Lichterfelde   und Steglitz  . Auf dem Düppela play sprach nach Begrüßungsreden des Kreisvorsitzenden des Reichsbanners, Genossen Bringal, der Landtagsabgeordnete Nuschke   zu den Massen Der Gedanke der großdeutschen Repu blif, so ungefähr führte der Redner aus, marschiert. Ein lebendiger Beweis dafür ist Nürnberg  , wo sich die vielen Zehntausende reichs­deutscher Republikaner   mit den österreichischen Brüdern vom Repu­blikanischen Schutzbund zu eindrucksvoller Demonstration der republikanischen Idee treffen werden. Die Berfassung von Weimar  ist nicht starr, sie muß fortgebildet werden zur vollkommenen Ber­fassung des sozialen Volksstaates. Stadtrat Genosse Hermes forderte die Republikaner auf, sich an der Zähigkeit der schwarz­weißroten Feinde der Republik   ein Beispiel zu nehmen und weit entschiedener als bisher für die republikanische Sache einzutreten. Der Redner brachte ein Hoch auf Reichsbanner und Republik aus, in das die Menge begeistert einstimmte.

Schweres Eisenbahnunglück in Paris  .

Drei Tote, fünfzig Schwerverletzte.

Paris  , 16. Auguft. Gestern abend ist am Lyoner Bahnhof in Paris   ein Borortzug mit einem Leerzug zusammengestoßen und ent­gleift. Es wurden drei Personen getötet und etwa fünfzig ver­leßt.

Unfall eines Gesolei- Sonderzuges.

Overath  , 16. August.  ( WTB.) Gestern morgen fuhr auf dem hiefigen Bahnhof ein abgehender Personenzug einem haltenden Sonderzug zur Gesolei, der wegen seiner Länge mit den legten drei Wagen in der Weiche stand, in die Flanke. Drei Personen­wagen entgleisten. Fünf Reisende wurden leicht ver­

left.

Einweihung einer neuen Mainbrücke.

Die Einweihung der wiedererstandenen Brücke zwischen Frankfurt   a. M. und Sachsenhausen  , zu der sich viele Gäste eingefunden hatten, gestaltete sich für Frankfurt   und weit über den lokalen Rahmen hinaus zu einem Fest von hoher Be­deutung. Am Sonnabend abend fand eine Beleuchtung der Main­anlagen, der Brücke und des Domes statt. Die Stadt selbst und besonders die an den Main   angrenzenden Straßen waren in ein schwarzrotgoldenes Flaggenmeer verwandelt, die Brücke war in den Farben der einzelnen Bundesstaaten beflaggt. In Anwesenheit des Reichsverkehrsministers Dr. Krohne, des preußischen Ministers des Innern Severing, des Wohlfahrts ministers Hirtjiefer, des Staatspräsidenten von Hessen ll I rich, benten Ehrlans fand der Festakt statt, bei dem u. a. Oberpräsi­des Oberpräsidenten Dr. Schwander und des Regierungspräfi­dent Schwander and Oberbürgermeister Dr. Landmann auf die Be­deutung der Stunde hinwiesen. In seiner Festansprache führte Ober­bürgermeister Dr. Landmann aus, welche historische Bedeutung die frühere alte Brücke gehabt habe zu einer Zeit, als das Deutsche Reich   ein geographischer Begriff zu werden drohte. Sie habe zwischen Nord und Süd die Bande stets enger getnüpft. So fei die neue Brücke ein Symbol für die enge Berbundenheit zwischen Nord und Süd, für das einige Deutsche Reich  . Diesem Gedanken habe auch die Staatsregierung dadurch Rechnung getragen, daß sie den Bau weitgehend unterstützte. Unter gemeinsamem Abfingen des Deutschlandliedes, Böllerschüssen, Glockengeläut und dem Heulen der Sirenen zerschnitt der Oberbürgermeister das Band. Der darauf folgende Festzug der Schiffe fah nicht weniger als 62 Fahr­zeuge, die von anderen Städten entfandt waren, um der Bedeutung des Tages die rechte Weihe zu geben.

Benutzung der Schnellzüge mit Sonntagsfarten. Die Deutsche  Reichsbahngesellschaft ist in letzter Zeit in einigen Fällen dazu über­gegangen, D- 3üge für den Berfehr mit Sonntagsrüd- 5. fahrtarten freizugeben. Auf Grund der darüber in der Bresse erschienenen Nachrichten haben hier und da Reisende, die von dieser Bergünstigung Gebrauch machten, fich geweigert, den Schnellzugszu­ichlag zu bezahlen, weil angeblich von der Pflicht zur Zahlung des Buschlags nichts gesagt war. Demgegenüber wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß bei Benutzung von Schnellzügen( D- Zügen) ftets der Schnellzugszuschlag bezahlt werden muß.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

Kreis Friedrichshain  : Dienstag, den 17. Auguſt, abends 7 Uhr, bei Rofin,

Gubener Str. 19, wichtige Sigung der Kommunalen Rommission, der Kreis­arbeiterwohlfahrt und der Kinderschußkommission, Bortrag: Wohlfahrts­pflege. Neferent: Dr. Adler. Neueinteilung der Wohlfahrtskommission. Jede Abteilung muß unbedingt vertreten sein. 20. Kreis Reinickendorf  : Die für Dienstag, den 17. Auguft angefeßte Sigung fämtlicher Elternbeiräte des Kreifes muß umständehalber attefallen. Späterer Termin wird noch betanntgegeben.

37. Abt. Der Frauenabend fäut heute Montag abend aus.

106. Abt. Johannisthal  : Dienstag, den 17. Auguſt bei Gobin, Roonstraße 2. Sigung sämtlicher Funktionäre.