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weil sie fürchten, bel einem zu frühen Ausschluß ben organi| daß sich der Oberreichsanwalt mit jener Beröffentlichung ,, be­satorischen Boden unter den Füßen zu verlieren.

schäftigt". Das ist ja immerhin schon etwas. Und wenn die Entschlußfreudigkeit so weiter sich betätigt, dann kann bis zum nächsten Berfassungstag vielleicht schon eine halbe Entscheidung gefällt worden sein.

An persönlichen Beschimpfungen fehlt es aber felbstverständlich nicht. Das schöne Berschen, das Ruth Fischer  gewidmet wird, ist dabei noch das harmloseste. Die große Führerin des revolutionären Proletariats" ist nach Meinung Damit der Verfassungsartikel des Stahlhelm" nicht etwa der ,, Roten Fahne" überhaupt nicht mehr ernst zu nehmen": als eine einmalige Entgleisung angesehen werde, lüften die ,, Ruth Fischer   hat ihre eigene Geographie, nach der Stahlhelmer" immer offener die Maske. In der Stan Kissingen in Berlin   und in Wien   liegt; sie hat ihre eigene medi darte", einer Wochenschrift, die von Stahlhelmjüngern unter zinische Wissenschaft, deren Braris besonders prachtvoll in Protektion der Stahlhelmführer herausgegeben wird, finoet den Fraktionsversammlungen blüht; sie hat ihren eigenen Nachsich jetzt eine offene Solidaritätserklärung mit den richtendienst, wonach in der Sowjetunion   der zehnstündige nationalistischen Meuchelmördern. So heißt Arbeitstag eingeführt ist; sie hat ihre eigene Politit", die be- es wörtlich: hauptet, daß im proletarischen Staate sich die Reaktion" befestigt, usw. Nun ja. Die Gen. Fischer ist nicht ernst zu nehmen. Sie ist

eine politische Libelle."

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,, Wir haben heute ein Bekenntnis abzulegen, das jahre= lang verschwiegen oder nur vereinzelt gesagt wurde. Wir haben die Gemeinschaft der nationalistischen Märtyrer zu bekennen. Schlageter, einjam am Pfahl zerschossen, Dreyer in Martil de Re zu Tode gequält, die Reihe der vordersten National­fozialisten an der Feldherrnhalle   ermordet, Keru und Fischer im Turm von Saaled gestellt und erlegt wie edles Wild, Tillefsen und Schulz in die Welt vertrieben, die vielen Ber­folgten der Republik  , die ihre jungen Jahre hinter Mauern verlieren mit Hunger und Unruhe, sie alle, die Mutigften, die Dämonischen unserer Front, die Bortrupps unserer Revolutionen, wären umsonst gefallen, umsonst verfolgt, ins Nichts gewandert, wenn wir nicht zu ihren Taten stünden.

Das heißt, wir nennen, in einem Utem Schlageter und Stern, Wir bekennen die Gemeinschaft der nationalistischen Märtyrer. Tillessen   und Dreyer, Ruhrkämpfer und Attentäter, denn fie find Männer aus einem Fanatismus. Wir fannten sie besser als das Volf, das über sie herfiel, weil es Schreden nicht mehr erträgt. Wir fannten fie als die besten, die der Krieg enlließ, als die ewigen Soldaten, die prächtigsten Kerle, die den Naden nicht bogen, die sich nicht schicken wollten. Berbissen und voll Uebermut, arm und anspruchslos, ohne Ruhe, ohne Heimat, immer in einem Dienst, der Gefahren brachte, versprengte Herren in einer herren

Ruth Fischer   gehört nach der Roten Fahne" zu dem Klub der Intellektuellen und Literaten, zu dem man in den Kreisen Stalins auch andere Größen wie Sinom jew, Kamenew   und Trojki rechnet. Mögen die Kritiker schwagen- die russische Partei wird arbeiten." Der schlimmste Borwurf, der die Opposition trifft, ist immer der Hinweis auf ihre angebliche Uebereinstimmung mit sozialdemo= fratischen Argumenten. Leider irrt sich die ,, Rote Fahne" nur auch in diesem Punkte. Es ist selbstverständlich richtig, daß der Wandlungsprozeß der Kommunistischen Partei eine Bestätigung der sozialdemokratischen Politik bedeutet. Ohne daß sie es wollen, sind die oppositionellen Stimmen mehr als einmal Zeugen für die Richtigkeit der sozialdemokratischen Einwendungen gegen die offiziöse sowjetrussische Staats­ideologie. Dem Kampf der Opposition tommt infolge deffen eine nicht zu unterschäßende geschichtliche Rolle zu. Im übrigen aber haben die Männer um Stalin   vielleicht nicht unrecht, wenn sie von Schwägern" reden. Niemand fonnte ohne Bewegung die erschütternd tragische Abschieds­rede Dershinskis lesen. Hier sprach der Mann der praktischen Arbeit, der Hingabe an das Werk und an die Leistung. Vielleicht hat er schon recht, wenn er gewissen Leuten vorhält, daß sie nur kritisieren können und weiter nichts. Ihn und seinesgleichen hat das Schicksal Kern und Fischer sind die Mörder Rathena us, dazu bestimmt, die Revolution zu liquidieren. Schulz und Tillessen   die Meuchelmörder Er3­Sie müssen diesen Weg von der Demagogie zur Arbergers! Die werden jetzt von der Stahlhelm"-Standarte beit gehen, ob sie wollen oder nicht. Es ist ihr tragisches Ges als nationalistische Märtyrer gefeiert. Die Gemeinschaft mit schick, daß sie dabei den härtesten Kampf gegen ihre früheren den Mördern wird jezt offen bekannt, während sie bis­Weggenoffen, gegen den Schatten ihrer Vergangen her verleugnet und ,, nur einzeln gesagt" worden war! heit führen müssen. Es ist ihr tragisches Geschick, daß sie in dem eigensinnigen Festhalten an einer unmöglich gewors denen Diftatur ihrem eigenen Werke, dem Wiederauf­bau Rußlands   das schwerste Hindernis bereiten.

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Die Rote Fahne  " irrt sich sehr, wenn sie Parallelen zwischen der sozialdemokratischen Auffassung und den ,, Thesen" der naiv fommunistisch- syndikalistischen Opposition zieht. Sie irrt sich auch, wenn sie glaubt, daß Sozialdemokraten sich über die Borgänge in der KẞD. freuen. Es ist ein proletarisches Trauerspiel, was sich in den Reihen der fommunistischen Arbeiterbewegung abspielt. Im Gruppen- und Grüppchenfampf, in niedrigen persönlichen Beschimpfungen en det die kommunistische Demagogie.

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Die Stahlhelm- Standarte. Das Mörder- Panier.

Wir haben vor einigen Tagen den hochverräterischen Er guß des Stahlhelm", offiziellen Bundesorgans des nationa­listischen Frontfoldatenbundes", aus Anlaß der Verfassungs­feier zitiert und eine Erklärung von der Reichsregierung ge­fordert, ob sie den Oberreichsanwalt an seine Pflicht erinnern wollte, die Republik   auch gegen Nationalisten zu schüßen, wie er das gegen Kommunisten aus Tradition ohnehin besorgt.

Die Reichsregierung hat eine solche Erklärung bisher nicht abgegeben. Dafür wird in einigen Blättern heute mitgeteilt,

Für Schmarren und Schmisse!

Von Hans Bauer  .

Ich habe einen Freund, dem man bestimmt nicht den Vorwurf der Ungeistigkeit machen fann, und dieser Freund steht auf dem Standpunkt, daß es nichts Schöneres gebe auf der Welt als eine handfeste, ausgewachsene, massive Balgerei. Ich kann da meinem Freund nicht ganz beipflichten, aber ich begreife seine Ansicht als ein gesteigertes Lebensgefühl, das sich hin und wieder einmal in der Anspannung der Bizepse einen Auspuff verschaffen will.

Gegen solche Freude an der Drescherei, die sich natürlich immer nur an Leuten auswirkt, die es aus freiem Entschluß auch mit dem Raufen halten, ist solange nichts einzuwenden, als sie feine Philo. sophie und keine Moral um sich rankt, sondern sich bewußt bleibt, daß blaue Flecken und eingeschlagene Badzähne teine tiefere Be deutung haben und nichts über geistige und feelische Zuſammen hänge aussagen, solange also, als die ehrbare Kampelei nicht auf das Niveau des studentischen Zweikampfes hinabfintt. Dann freilich steht's bös damit. Go bös, daß das Aeußerste eintritt, daß die völkische Reichstagsfraktion sich seiner annimmt. Sie hat einen An­trag aufgesetzt, der die augenblicklich ebenso verbotene wie trotz­dem ausgeübte Bestimmungsmensur außerhalb des Rahmens des Strafgesetzes stellt, da ein Teil der akademischen Tradition in ihr enthalten sei".

,, Ein Teil" ist gut gesagt. Für viele, zum Beispiel für den Magdeburger Meuchelmörder Schröder, der sich mit dem Rafier. messer eine Schramme beibrachte, um den Anschein des Akademiters zu erwecken, dürfte der Schmiß der Inbegriff der Qualitäten eines Hochschülers überhaupt bedeuten. In jedem Falle sagen die Bölfischen gewiß nicht zu viel. Der Teil der Studentenschaft, den sie ver­treten, und der etwa später einmal Richter werden möchte, erkennt fürwahr feine Pflicht darin, in jungen Jahren erst einmal die eignen Gesichter zu malträtieren, ehe man später der Gerechtigkeit in ihres schlägt, er achtet die Entstelltheit höher als die Natürlichkeit und trägt die Erstklassigkeit seines Ehrbegriffs in der zerschundenen Visage vor aller Welt spazieren. Der Zweikampf mit seinen An­ferderungen an die persönliche Tapferfeit ist das physische Pendant zu dem moralischen Mut, den der völkische Student später einmal aufbringen muß, um der Welt seiner Feinde, also der seiner republi­kanischen Volksgenossen, ohne Furcht entgegenzutreten, einem Mut übrigens, der seine natürliche Grenze erst in der Ablehnung des An­finnens erreicht, auf die Gehälter der Republik   zu verzichten.

In diesem Sinne sei den Völkischen gegönnt, daß ihr Antrag Gesez wird. Die älteren Schinarrenträger datieren ja zu einem ge­wissen Teile noch aus der romantischeren Borkriegszeit des Studenten­tums, da die Zugehörigkeit zu einer schlagenden Verbindung nicht unter allen Umständen den Wehrwolf  - Beigeschmack wie in unseren Tagen trug. Heutzutage aber fann es gar nichts schaden, wenn

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losen Zeit.

parlamentarischen Jahren fertig brachte." Ihr Taten find uns mehr wert als das, was die Rechte in acht parlamentarischen Jahren fertig brachte."

Die Stahlhelm"-Standarte wird zum Meuchelmörder­banner! Die Offenherzigkeit ist bertvoller als das heuchle= rische Tun der andern, die nicht wagten, die Mörder als Fleisch von ihrem Fleische anzuerkennen.

Wertvoller auch deswegen, weil der Stahlhelm" neuer­dings in Gemeinschaft mit dem wegen Meineids verfolgten aber amnestierten Hochverräter Ehrhardt Politik zu machen sucht, indem er zunächst in Sachsen   den schwarzweiß­roten Blod" zu schmieden trachtet. Diese Betätigung gibt der Germania  " Anlaß, der Volkspartei als Koalitions­genoffin ins Gewissen zu reden:/

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Sollten Parteien, die bisher mit den übrigen bürgerlichen Mittelparteien zusammengearbeitet haben, den Lodungen des Stahlhelms unterliegen, so wäre das Zentrum ge­zwungen, mit allen verlassungstreuen Parteien einen Abwehrbloc herzustellen. In einer solchen Situation gewänne die Attion Birth selbstredend eine ganz andere Bedeutung.

Die sogenannte Politik der sogenannten Mittelparteien hat den Stahlhelmern allerdings erst den Kamm schwellen laffen. Der Flaggenerlaß, der die Reichsfahne degra dierte zugunsten einer Hilfsflagge in den kaiserlichen Far­ben, ist dieser mittelmäßigen Politik geschuldet. Die Ver­schwörer, die Zeitfreiwilligen", die Gesinnungsgenossen der Meuchelmörder glauben, daß sie bei dieser Politik der Mittel­parteien endlich ihre wahre Standarte zeigen dürfen. Aber der Oberreichsanwalt ,, beschäftigt sich...

unsere Richter und Filmzensoren von morgen nicht anonym durch den Alltag schreiten, sondern uns durch den Stempel ihrer Schmarren nahelegen, ihnen auf der Straße mit unperhohlener Heiterkeit und in den Amtszimmern mit dreimal gepanzerter Vorsicht zu begegnen.

Der polnische Korridor.

Die Hugenberg- Verbände.

Ein Bekenntnis der Vaterländischen Verbände.

Der Jungdeutsche" hatte vor kurzem auf die Finanzies. rung der sogenannten Baterländischen Verbände durch Hugen­berg hingewiesen. Daraufhin veröffentlicht das Präsidium der Baterländischen Berbände, gezeichnet Graf von der Golz, eine Erflärung, in der es heißt: Go13, eine Erklärung, in der es heißt:

Die genannte Zeitschrift interessiert sich auch für die Finan 3ierung der mit sehr geringen Mitteln arbeitenden VVVD. Man möge beruhigt sein. Bielleicht sind wenige Geschäftsstellen politisch und finanziell so unabhängig wie wir. Der Verdacht, daß irgend­eine großfapitalistische Interessengruppe die Ge­Ichäftsstelle zu politischen 3weden erhält", ist eine elende und unwahre Verleumdung. Es ist tief be= schämend, daß gegen ehrenamtlich sich aufopfernde vater. ländische Führer solche Verdächtigungen gedacht und offen erhoben werden können von einer Ordensleitung, die sich stets mit ihrem Idealismus brüstet. Diese Herren fönnen es offenbar nicht begreifen, daß man aus sachlichen Gründen, z. B. in Herrn Hugenberg, einen der ganz wenig starfen, zuver lässigen und überragenden Polititer unserer schwäch lichen und bestechlichen Zeit zu sehen vermag."

Die sich aufopfernden vaterländischen Führer" inter­effieren sich also nur sachlich" für Herrn Hugenberg. Sie der Schwerindustrie. Immerhin bekennen sie sich zu Hugen­wiffen auch nichts von den Schnorrereien ihrer Verbände bei berg, und das genügt.

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Friedliebende Wandervögel.

Sie regen einen Weltfriedensbund der Jugend an. Paris  , 17. August.  ( WTB.) Der demokratische Friedenstongreß,

zu dem gegenwärtig 2500 Teilnehmer anwesend sind, und der heute abend offiziell eröffnet werden wird, hat in den letzten Tagen in verschiedenen Gruppen- und Kommissionssizungen sich mit den Mitteln beschäftigt, durch die die Propaganda für die Ent widlung des Friedensgeistes in der Welt verstärkt werden könne. Verschiedene Redner aus Deutschland  , England, Frankreich   und anderen Staaten ergriffen das Wort. In den Bes richten wird besonders hervorgehoben, daß die deutschen  ander vögel angeregt haben, auf einem nächstes Jahr in Deutschland   abzuhaltenden Kongreß die Bildung eines Belt­bundes der pazifistischen Jugend in die Wege zu leiten.

Der auswärtige Ausschuß des Reichstags wird Ende des Monats, voraussichtlich Donnerstag, den 26. August, vormittags 10 Uhr, Erflärungen der Reichsregierung über die Außenpolitit, insbesondere auch über die bevorstehende Tagung des Völkerbundes, entgegennehmen und besprechen. Die endgültige Wahl des Tages hängt noch von den Vorbereitungen der Reichsregierung für die Sigung ab.

Dem bekannten völkischen Agitator Münchmeier auf Borkum  ist von dem zuständigen Landeskirchenamt nach seiner bereits erfolg. ten Suspendierung nunmehr auch der Titel Pfarrer a. D., der ihm seinerzeit im Gnadenwege zuerfannt war, entzogen worden. Münchmeier ging systematisch darauf aus, aus diesem Titel Kapital zu schlagen. Ein Pfarrer, auf den die anderen Stolz sein fönnen.

Otto May  , der Propagandaleiter und Reflamechef der Hitler. partei, hat seinen Austritt aus der Nationalsozialistischen   Deutschen  Arbeiterpartei erklärt. In einer Prefseerklärung fündigt er ge­wissen Instanzen" der Hitlerpartei den scharfsten Kampi an. Man weiß sehr viel über die Korruption in den Reihen seiner ehemaligen Freunde zu erzählen. Man darf also auf seinen schärfſten Kampf" gespannt sein.

Das tschechische Durchreifevifum wird man fünftig, gegen etwas erhöhte Gebühr, auch in den Haupt- Grenzstationen erhalten können, wen man eine Fahrkarte in den folgenden Nachbarstaat hat. So hat Prag   angeordnet; bis es Pragis wird, vergehen wohl noch etliche Tage.

Der Bolfsbühnenfonzern( Theater am Bülowplay, Theater am Schiffbauerdamm und, wenn auch in foderem Zusammenhang, Thalia- Theater) hat für die nächste Spielzeit, sei es für ständig, sei Schwannede, Agnes Straub  , Erita Meingaft, Baula Bazer, Heinrich es für Gastspiele, u. a. verpflichtet: Erwin Piscator  , Victor George, Al. Granach, Friedrich Kayßler  , Leo Reuß  , Alb. Steinrüd, C. L.   Achaz usw. Die Mitglieder der Volksbühne haben außerdem Gelegenheit, in den Vorstellungen des Schiller- Theaters und des Schauspielhauses am Gendarmenmarkt alle dort verpflichteten Kräfte Fehling, Friz- Kortner, Erwin Faber, Karl Ebert  , Jacob Tiedge, ( Lucie Höflich  , Gerda Müller  , Lina Lossen  , Lucie Mannheim  , Jürgen Baul Bildt usw.) kennen zu lernen. Außerdem erhalten sie bekannt­regelmäßig Borstellungen der Staatsoper am Blag der Republik. der Dichtung gewesen, und Träume bilden schon in den ältesten Ein Traumroman. Der Traum ist stets ein großer Befruchter Poesien ein wichtiges Element. Gottfried Keller   legte sich sogar ein eigenes Traumbuch" an, aus dem wundervolle Visionen in seine Berke übergegangen sind. Er meinte, daß man aus dem, was jemand träumt, nicht nur sein Wesen, sondern auch seinen Wert und Friedrich Huch   sind ganze Bücher veröffentlicht worden, die Auf­den Grad jeiner Phantasie ermessen könne. Von Isolde Kurz   und Friedrich Huch   sind ganze Bücher veröffentlicht worden, die Auf­Beichnungen ihrer Träume enthalten, und erst fürzlich ist von Schnit­ler eine Traumnovelle" erschienen. Den ersten Traumroman aber hat Hans Brandenburg geschrieben, und dieses eigenartige Wert ist soeben bei H. Haeffel in Leipzig   herausgekommen. Durch die Forschungen Freuds   ist ja die Bedeutung der Traumwelt für unser ganzes Seelenleben erkannt worden, und so ist es begreiflich, daß die Dichter diese Offenbarungen aus dem Reich des Unbewußten mehr beachten. In Brandenburgs   Buch ist die Wachwelt ganz aus­geschaltet, und der flüchtige Figuren und Bildertanz der Träume fügt sich zu einer bunten, phantastischen Handlung zusammen. Tänzer und Tänzerinnen, Freuden des Lebens und Qualen der Liebe, die Verzückung des Rausches und der Alpdruck der Verfehlung, Traumes mit Blitzesschnelle und anschaulicher Schärfe vorüber und Berlin   und Rom   all das flutet in den Phantasieſtrömen des ist in Worten gestaltet. In diesem Traumroman spinnt sich um die eigentlichen Vorgänge die schöpferische und unerschöpfliche Orna­mentit des Traums mit ihren Verschlingungen und Verkürzungen und läßt ihre bunten Fäden um Krieg und Revolution, um Groß­stadt und Reisen, um Kino und Radio spielen.

polnischen Korridor. Sämtliche Fenster des Zuges müssen während Ab Schneidemühl   fährt der D- Zug nach Insterburg   durch den dieser Fahrt geschlossen werden. Die Luft wird stickig. Ab und zu ist es möglich, ein Fenster zu öffnen. Wenn dann der 3ollsoldat kommt, wird man auf polnisch aufgefordert, das Fensterlich wieder zu schließen. Alles fühlt sich gepeinigt, und die politischen Gespräche beginnen. Wie das ist, weiß man, wenn man mit einem Oberlehrer im Abteil figt, der sich mit Kleinkaliberschießen im dun­feine Beit damit, alle Mitreisenden zu einem Freiheitskrieg gegen felsten Ostpreußen   beschäftigen will. Vorläufig verbringt er aber die Bolen aufzufordern. Wer nun die Absicht hat, dem entflammten Oberlehrer nicht mehr zuzuhören und seinerseits auch auf eine Be teiligung an einem Freiheitstrieg verzichtet und gelangweilt durch die geschlossenen Fensterscheiben blickt, der sieht neben den Korn feldern, auf denen im Sonnenbrand die Bauern arbeiten, den Wiesen, auf denen die Kühe und die Pferde weiden, und den stroh bedeckten Häusern, auf deren Giebel fich fast immer ein Storchen nest befindet, vor allem Soldaten, die Sendboten eines jungen Militärstaates, der sich start fühlt. Soldaten, überall Soldaten! In der Nähe von Thorn Militärflugzeuge über dem Zug. Ueber einem Riesenfeld- auf dem Refruten hin und her gejagt wurden hing schwer und grau ein Feffelballon. Der Oberlehrer jah hinauf und erstarrte.

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Auf allen Stationen wimmelt es von Soldaten und von un­und mit vielen Orden. Große Säbel hängen ihnen von den Hüften. verhältnismäßig viel Offizieren. Junge Offiziere. Stolz, gefpreizt Und dann die Refruten. Lässig in der Uniform. Junge, willenloſe, von den Feldern und aus den Fabriken gerissene Menschen. Und dann kommen die Broleten ohne Uniform. Blaß, ausgemergelt und schlecht gekleidet. Das sind die, die immer im Joche stehen und die Räder treiben. Die das wenigste verdienen und das meiste für den Staat bezahlen, für den Militärstaat, für die Macht ihres Bater landes. Das ist in Polen   jegt so, wie es früher bei uns war, wie es mancher wieder haben möchte und wie es nicht mehr kommen

wird.

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Die Säbel raffeln in Polen  . Die jungen Männer werden ein­gezogen und die Offiziere mit Orden behangen. Stolz und hoch mütig schreiten sie in schneidig zurechtgeftuzten Uniformen auf den Bahnhöfen auf und ab. Damit sie jeder sieht. In Deutsch  - Enlau verläßt das polnische Personal den Zug. Die Fenster werden ge­öffnet. Frische Luft strömt herein. Der Oberlehrer setzt zu einer neuen Rede an. Er hat nichts gelernt, trotzdem die Fahrt durch den polnischen Korridor so lehrreich ist. Vier Stunden durch ein mili­tarisiertes Land fahren. Da sieht man viel! Die schmucken Soldaten! Und hinter ihnen das andere Heer: das Heer der aus­gemergelten Schaffenden, die das Leyte hergeben müssen für eine glänzende Spielerei. Alfred Fritzsche.

Die Rache des Schuhmanns. Einen Fall von persönlicher Rache eines Schutzmanns erzählt Michel Georges- Michel   im ,, Cri de Paris": Es war zu Anfang des Krieges, als ein Schußmann einen Herrn einlieferte, den man beim Aufschreiben von Notizen ertappt hatte. Dieser Herr war Gabriele d'Annunzio  . Nachdem er sich ausgewiesen hatte, wurde er mit vielen Entschuldigungen freigelassen und der Schuhmann befragt, ob er den berühmten Mann nicht gekannt habe. Ich fannte ihn wohl," sagte er, aber ich wollte mich ein wenig an ihm rächen. Ich hatte nämlich eines Abends Dienst im Châtelet­Theater, und da mußte ich mir ein Stück von diesem Herrn d'An­ nunzio   anhören. Seitdem bin ich ihm nicht grün.

B.

Pitner als Opernbearbeiter. Die Hans Pjikner'sche Neubearbeitung der Marschnerschen Oper Der Vampyr  " wurde socben von der Intendanz der Staatsoper in Berlin   zur Aufführung erworben. Die Oper wird ferner an den Stadttheatern in Aachen  , Essen   und Nürnberg   in der kommenden Spielzeit erstmalig in Szene gehen.