Exöiktator pangalos in Mhen. Vom Volk beinahe gelyncht.
Der Sreslauer Katholikentag. Dcutschnationale Begleitmusik. Der Voi-sitzende des diesjährigen Katholikentages, der rheinische Landeshauptmann Dr. Horton, hat mit auffälliger Betontheit darauf hingewiesen, daß das neue Deutschland dem katholischen Volksteil eine viel größere Bewegungsfreiheit verschafft hat, als die Üohenzollernmonarchie mit ihrem Kulturkampf und ihrer be- wußten Ausschaltung der Katholiken aus maßgebenden Regierung-- stellen. Reichskanzler Dr. Marx wurde Gegenstand stürmischer Ovationen, als Horion feststellte, vor zehn Jahren habe man nicht damit rechnen können, daß ein Reichskanzler am Katholikentag teil- nehme. Diese Hinweise haben schon auf dem Katholikentag selber die mit den D c u t s ch n a t i o n a l e n konspierenden Kreise arg ver- schnupft. In Berlin greift die deutschnational-völtische„Deutsche Zeitung" diese Bemerkungen Hortons auf und benugt sie zu einem wütenden Angriff gegen das Zentrum. Unter der Ueberschrift „Der Verrat des Zentrums am Katholizismus" schreibt sie: „Zu den Aeußerungen des Herrn Dr. Horion wird man fest- stellen müssen, daß ihr Eindruck durchaus in die Irre führt: Auf dem Gebiete der Schule stehen in der Tat schwere Kämpfe bevor, aber nicht weil die Katholiken in Deutschland (gegenüber den Evangelischen) in der Minderheit sind, sondern weil das angeblich die katholischen Interessen wahrende Zentrum in den Parla- menten nicht auf die Bundesgenossenschaft der kirchen- und christentumsgegnerischen Sozial- demokratie verzichten will. Nicht die evangelische Mehr- dsit des deutschen Volkes ist es, gegen die der Katholizismus seine Kämpfe zu sühren haben wird, sondern das evangelische Deutsch- land steht in einer Front mit dem Katholizismus im Kampf um das Christentum gegen seine Feinde. Ausgebrochen aus dieser Front und zu dem gemeinsamen Gegner über- gegangen ist das Zentrum! Das gilt es, gegenüber dem Eindruck der Rede des Herrn Dr. Horion mit aller Deutlichkeit festzustellen." In diesem Stile pflegt der deutschnationale Katho- likenausschuß das Zentrum zu bekämpfen. Die Geneigtheit zum Zusammengehen mit den Deutschnationalen wird durch diese Kampfesweise beim Zentrum nicht gerade bestärkt werden. Reaktionäres vom Katholikentag. Breslau , 23. August.(Eigener Drahtbericht.) In der Rede -es päpstlichen Nuntius P a c« l l i auf dem Katholikentag fiel die scharfe Betonung der Kirchengrundsätze sür die Be- ziehungen der Völker und Staaten untereinander auf.„Nicht der Nationalhoß und die Irrlehren der modernen Zeit", so sagte der Nuntius,„dürfen diese Beziehungen beherrschen, sondern das Bewußtsein, daß wir alle aus der Hand desselben Schöpfers hervorgegangen und durch seine Gnade Kinder Gottes und Brüder Jesu Christi geworden sind." Die deutschösterreichische Bundesrätin Starhemberg , ehe- mals„Fürstin" und eine altbekannte Klerikale, wetterte nicht nur gegen die„heidnische" moderne Körperkultur und Bermänn- lichung der Frauenmode, sondern auch gegen die in Oesterreich noch umkämpfte, bei uns längst anerkannte Zivilehe und gegen jede rechtliche Ermöglichung der Scheidung katholisch geschlossener Ehen-, die Strafmilderung für die Schwangerschaftsunterbrechung sei ge- setzliche Sanktionierung des Kindermordes in feigster Form. Sie verlor aber kein Wort über den Kindermord der heutigen Gesell. schaftsordnung an den vor Hunger dahinsiechenden Proletarier- tindern. Jede Bestrebung zur rechtlichen Besierstellung der Frau erscheint dieser alten Exaristokratin als Bolschewismus. Selbst staatliche Jugendfürsorge reiht sie unter„marxistische Bestrebungen zur Zerstörung des Familienlebens" ein, als ob nicht die Jugend- sürsorge und nicht schon die Verwahrlosung der Jugend durch die Wjrtschaftsnot die Familiennot begründen könnte! Dies« ganze Rede schließt mit einer Warnung vor kulturpolitischen Kompromissen— im äußersten Gegensatz zu den nützlichen Fest- stellungen Dr. H o r i o n s über die Erfolge solcher Kompro- misse. Arbeiterredner kamen In der Haupttagung nicht zu Wort. Für die christlichen Arbeiter gab es eine Sonderversammlung, in der Stcgerwald erklärte, das Ziel der christlichen Arbeiterbewegung sei, die Lohnarbeiter an der Wirtschaft in dieser oder jener Form zu beteiligen. Zum Verzweifeln sei kein Anlaß, das Reich müsse allerdings noch mehr für produktive Erwerbslosenfürsorge tun, dürfe auch Anleihen dafür nicht scheuen..„.. Der Katholikentag hat eine Anzahl'i' Entschließungen angenommen, deren erste die Reichsregierung auffordert, alsbald de» angekündigten neuen Entwurf zu einem R e i ch s s ch u l- g e s e tz den parlamentarischen Körperschaften vorzulegen. Das Rcichsschulgesetz sei für das katholische Volt nur annehmbar, wenn die Bekenntnisschule vollständige Gleichberechtigung mit jeder anderen Schule erhalte und ihr volle Entwicklunasfreiheit in allen deutschen Län- dern gewährleistet werde. Al»ch die wenig gegliederte Schule müsse als geordneter Schulbetrieb im Sinne der Reichsversassung anerkannt werden, wenn in ihr die Kinder im Geiste des Bekenntnisses unterrichtet und erzogen würden. Der R e l i g i o n s u n t e r» r i ch t sei in Uebereinstimmung mit den Grundsätzen der Kirche in ihrem Auftrage und unter ihrer Leitung zu erteilen. Die päda- aogische Leistung der deutschen Volksschule und die berechtigten Ansprüche der Dolksschullehrer würden dadurch nicht beeinträchtigt. — In weiteren Entschließungen wird erklärt, daß das tonses- sionelle Schulprinzip grundsätzlich sür alle Schulgattungen gelte. Besonders für die B e r u s s s ch u l e wird auch lehrplanmäßiger Religionsunterricht gefordert, wie er in einzelnen Ländern bereits eingeführt ist. Schließlich wird Abhilfe der Iunglehrernot, besonders des katholische» Lehrernachwuchses, und besserer Schutz gegen Schundliteratur verlangt sowie sür das Lichtspiel» ivesen stärkere» Einslußnahme der christlichen Kulturorganisationen.
Die Zrieüensanba�nung in Mexiko . Einstellung des Boykotts in Sicht. Mexiko , 23. August. (WTB.) In dem vom Episkopat über die mit dem Präsidenten Calles gesührten- Verhandlungen verösfent- lichten Kommunique heißt es: Feinde der Religion haben dem Episkopat den Vorwurf gemacht, daß es die Katholiken gegen die Behörden aufreize und daß es die Tätigkeit der Regierung hindere und ausländischen Einfluß zu dem Zwecke geltend zu machen suche, die das Land beunruhigende religiöse Frage durch eine Intervention zu regeln. Um solchen ungerechtfertigten Dar- stellungen den Boden zu entziehen, haben Erzbischoj Ruiz und Bischof D i a z den Präsidenten Calles aufgesucht und Einspruch gegen solche Vorwürfe erhoben. Die Unterredung mit dem Präsi- denten verlief völlig zufriedenstellend. Durch einen Mei- nungsaustausch wurde Klarheit über verschiedene Punkte geschassen. Die Vertreter des Episkopates betonten noch einmal, daß sie alle gesetzlichen Mittel in Anwendung bringen wollen, um ein ver- sassungsmäßiges Amendement zu den den katholischen Glauben berührenden Artikeln und Vorschriften zu erreichen. Der Präsident erwiderte, daß er bereits in der Presse erklärt habe, die Verzeichnung der Priester verfolge reine Verwaltungszwecke, die Regierung habe nicht die Absicht, sich in das Dogma oder sonstige die Religion betreffenden Angelegenheiten einzumischen. Mit dieser Erklärung nehmen wir(der Episkopat, Red. d. V-) an. daß das von uns seiner- zeit vorgeschlagen« Lersahv« erfüllt werden wird. Einex
Athen . 23. August,(havas.) Als das Automobil, in dem pangalos nach Athen zurückgebracht wurde, das Flüchtlings - viertel passierte, versuchte die Menge den ehemaligen Diktator zu lynchen, und es gelang den Begleitmaunschasten nur mit Mühe, ihn freizumachen. Der Frau des Generals Pangalos ist es nicht gelungen, ins Ausland zu entfliehen. Die Zeitungen nehmen die wiedergewonnene Pressefreiheit wahr und zählen nicht weniger als 300 irreguläre Geschäfte aus. die Pangalos gemacht hat(i): die einzuleitende Untersuchung würde ergeben, daß es sich um einen wahren Skandal handele. Mit Ausnahme von Pangalos, dem Staatssekretär M a l r y und General st aatsanwalt Busfides, sowie drei weiterer. sind sämtliche Festgenommenen wieder freigelassen worden. Athen . 23. August.(Ag. d'Athenes.) Beim Versuch, nach dem Auslande zu flüchten, wurde Pangalos gestern abend an Bord des Torpedobootes Pergamon durch den Zerstörer Leon mit seinen Adjutanten C a tz a r o s und T s i g a n t e s verhaftet und nach Athen in das Militörspital übergeführt. Er wirt> mit den ehemaligen Ministern Taooularis, Tantalides und anderen zusam- men wegen gemeiner Verbrechen vom Obersten Gerichtshof ab- geurteilt werden. Gestern abend brandmarkte in einer großartigen Kundgebung das Athener V o l k die abscheuliche Tyrannei und faßte einen Beschluß, der die verdiente Strafe gegen diejenigen fordert, die die heiligen Rechte des Voltes vergewaltigten. General K o n d y l i s betonte in einer Rede, sein Ziel sei die v o l l- ständige Wiederher st ellung der bürgerlichen Freiheiten und die Rückkehr des Landes zu einem normalen Zustand. In Saloniki und anderen Städten haben Voltsoersamm- lungen ähnliche Beschlüsie gefaßt. pangalos in Einzelhast. Die Republik acfichert. Athen . 23. August.(Eigener Drahtbericht.) Der Umsturz, soweit man von einem solchen überhaupt reden kann, ist völlig unblutig und in aller Ruhe verlaufen. Aeußerlich würde man von dem Plötz- lichen Umschwung nicht das geringste vernehmen, wenn nicht die zahlreichen auf der Straße patrouillierenden Sol- d a t e n ein Zeichen dafür wären, daß etwas los ist. Die neuen Machthaber haben zunächst die Pressefreiheit wiederher-
Wiederausnahme der Gottesdienste stehen Hinderungsgründe nicht mehr im Wege: zugleich erwarten wir die Wiederherstellung der Freiheit, die nach unserer Meinung durch verschiedene gesetzliche Vorschriften ver- letzt ist. In der Oeffentlichkeit ist man jetzt überzeugt, daß es sich nun- mehr nur noch um die Frage einer Ausarbeitung von Einzelheiten handelt, und daß die Aufhebung des Boykotts und die Wiederaufnahme der Gottesdienste sowie die Rückkehr zu einem normalen religiösen und wirtschaftlichen Leben nicht auf sich warten lassen werde. Zu dieser Ueberzeugung ist man dadurch gelangt, daß man glaubt, Präsident Calles und die von ihm empfangenen Prälaten wären niemals einander von Angesicht zu Angesicht in so freundschaftlicher Weise gegenübergetreten, wenn nicht vorher Sicherheiten dafür geschaffen worden wären, daß ein Uebereinkommen möglich sei. Katholische Kaufleute und Fabrikanten haben angesichts des ihnen drohenden finanziellen Ruins in dringender Form ihren Einfluß sowohl auf die Kirche wie auch auf die Behörden geltend gemacht. Auch die Vertreter der F i n an z w e l t haben der Regierung gegenüber erklärt, daß durch den Konflikt der mexikanische Kredit in der ganzen Welt bedroht werde. Die Anklage gegen Mussolini . Umfangreicher geheimer Urkundcnumlauf in Italien . Unter dieser lleberschrisl verössentlicht das englische Arbeiterblatt„Daily Herald" folgenden Bericht seines Korrespondenten in Ehiasso: „In den lchten Tagen ist in Italien der geheime Umlauf einer gewalligen Anklageakte gegen Mussolini aufgedeckt worden, die aus mehreren vändchca bedruckten Seidenpapier» In kleinem Format besteht und öffentlich von de A m b r l s eingeschmuggelt worden ist. der dieser Publikation den schrecklichen und bezeichnenden Titel„M a t l e o l t i" gegeben Hot. Die Schrift besteht in erster Linie aus Dokumenten und Zeug- nisten derjenigen, die zur Zeit der Ermordung Matteottts die engsten Mitarbeiter Mussolinis waren. Exemplare dieser Dokumente zirku- lieren in Italien zu Tausenden. Mussolini hat die geschicktesten Agenten seiner Geheimpolizei und die strengsten Gewaltmaßnahmen zur Verhinderung dieser gefährlichen Zirkulation ausgeboten. Viele Italiener, die unter dem Verdacht stehen, diese Verössentlichung vertrieben oder nicht der Polizei abgeliefert zu haben, sind ver- hastet worden. De Ambris hat eine historische Auslese von Doku- menten getroffen, die unter selbem peinlich genauen Urteil und unter der Gründlichkeit seiner kritischen Nachprüfung eine geradezu erschreckende Anklage gegen den Duce darstellt." Jaschistische Korruption. Paris , 23. August.(Eigener Drahtbericht.) Der„Corriere degli Italiani" berichtet, daß eine der'Massen, mit denen der frühere Faschistengeneralsekretär F a r i n a c c i den gefährlichen Prcsseseld- zug gegen seine Person gelegentlich des Krachs der Landwirtschasts- bank von Parma zum Schweigen zu bringen, oder zum wenigsten zu mildern versucht hat, zwei Priese des Grafen Lusignani gewesen sind. In diesen Briefen dankt der Innenminister Feder- z o n i dem Grafen Lusignani für die Subventionen(aus dem Gelde der betrogenen italienischen Sparerl), die Lusignani durch die seither zusammengebrochene Landwirtschastsbank von Parma der Zeitung „Idea Nazionale" überwiesen hatte: die«ine betrug 150 000, die andere 120 000 Lire. Zu gleicher Zeit hat Graf Lusignani einen die Unterschrist Farinaccis tragenden uneingelösten Wechsel in Höhe von 400 000 Lire verschwinden lassen. Italien miterkämpft— als Flüchtling im Auslanti gestorben! In Nizza ist M i ch e l e C i c c o t t I, der Vater des früheren italienischen sozialistischen Abg. Francesco Ciccotti, gestorben. Dieser 1841 gebarend Garibaldianer und Republikaner, der den ganzen Garibaldi -Feldzug im Jahre 1860 mitgemacht, hatte Nizza als seinen letzten Wohnort erwählt, um dort zu sterbe, wo Garl- baldi geboren ist. Dieser Greis hat vor einem Mona! diese lange Reife angetreten, um seinen Sohn wieder zu sehen und sein Leben
gestellt. Schon deshalb finden sie in der Oeffentlichkeit Unter- stützung: die Blätter sprechen von einem„neuen Kurs". Es ist zu erwarten, daß auch die von Pangalos ausgehobene Verfassung mit einigen unbedeutenden A e n d e r u n g e n auf Grund des gleichen Gesetzes, durch das sie abgeschafft wurde, wieder in Kraft gesetzt wird. Damit würde vor allem das Parlament wieder in Tätigte it treten und schon in nächster Zeit Neu- wählen stattfinden. Die Entscheidung hierüber soll einer spätestens für Mittwoch vorgesehenen Konferenz der Parteiführer überlassen bleiben. Eine andere Frage ist, ob es Kondylis gelingt, wie er vor- läufig plant, alle Parteichess unter seiner Führung ins Kabinett zu bringen. An den Gegensätzen zwischen den Anhängern der Mon- archie und den Republikanern ist trotz ihrer einheitlichen Stellung- nähme gegen Pangalos in Wirklichkeit nichts geändert. Der poli- tische Charakter der einzelnen Parteien ist der gleiche geblieben. Ein- heitlich geht die Auffassung zunächst nur dahin, daß Pangalos und sein Kriegsmini st er vor ein Sondergericht ge- stellt werden sollen, dessen Vorsitz ein Jurist übernimmt, das aber sonst aus Laienrichtern, die aus den einzelnen Parteien übrnommen sind, bestehen soll. Pangalos wurde als Gefangener nach Athen gebracht, wo er in Einzelhaft sitzt. Der Ches des Schiffes, der sich anfänglich zu Pangalos stellte, hat inzwischen seine Entlassung genommen. Ebenso sollen alle mit Pangalos sympathisierenden Ossi- ziere aus dem Heeresdienst entfernt werden. Von einer Rückkehr Griechenlands zur Monarchie kann keine Rede sein. Kondylis ist überzeugter Republikaner und in Anbetracht der Mehrheit des Volkes und der Offiziere für die Republik wäre ein Versuch, die Monarchie auf gewaltsamem Wege wiederherzustellen, von vornherein aussichtslos. Die Drachme steigt! London , 23. August. (WTB.) Wie aus Athen gemeldet wird. haben der Sturz des Generals Pangalos und des von ihm ge- lchaffenen Regimes zusammen mit den Aeußerungen des Generals Kondylis die Börse gunstig beeinflußt. Das Pfund fiel an der Börse heute vormittag um etwa 17 Punkte und scheint noch weiter zu fallen. Ueber die Gefangennahme von Pangalos wird den Blättern aus Athen weiter gemeldet, daß, nach- dem sich der Pergamon ergeben hatte, General Pangalos in der Funkstation des Schiffes gesunden wurde, wo er sich ver- steckt hatte.
in dessen Nähe zu beschließen. Vierzehn Tage vor seinem Tode schrieb er an seinen Sohn Francesco:„Ich hoffe in Deiner Nähe noch etwas länger leben zu können, aber auf jeden Fall wird es immer besser sein, in einem freien Lande zu sterben, als im unterdrückten Vaterlande zu vegetieren." In Nizza haben all« Linksparteien und die gesamte Presse dem alten Mitstreiter eine imposante Totenhuldigung dargebracht. Der fintifaschiftenblock. Vom Emigrantenkongrcß ausdrücklich gefordert.'' Lyon , 23. August.(Eigener Drahtbericht.) Hier tagte der Kon, greß der italienischen Republikaner im Auslande, die der italienischen republikanischen Partei angeschlossen sind. Der Kongreß hat u. a. eine Entschießung angenommen, in der es heißt:„Die augenblickliche Krifis der Demokratie beruht nicht auf einem Mangel an Vertrauen und Zuneigung der Massen für das demokratische System, auch nicht daraus, daß die Demokratie bereits ihre Aufgabe erfüllt hätte und überholt wäre, sondern daraus, daß die Parteien der republikanischen Demokratie und der Sozialdemokratie geteilt und in abstrakten Formeln befangen sind, die die heute notwendige Aktion vereiteln. Die italienischen Republikaner im Auslande fordern alle, die den Linksparteien angehören, auf, sich aus ein posittves Programm für den kommenden Staat zu einigen, der den faschistischen und monarchistischen Staat ersetzen wird. Dieses Programm darf nicht wie eine Revision der Programme der einzelnen Parteien aussehen, die ihre Physiognomie und ihre Funktion intakt erhalten sollen. Aber es muß die konkrete, gemeinsame und sofortige Zustimmung der italienischen Linksopposition halten! Im„Corriere degli Italiani" schreibt M a r i o P i st o c ch i, daß der Lyencr Kongreß eine Initiative habe, die unter den Italienern, die für die Freiheit wirken, nicht ohne Echo bleiben könne. Er fährt fort:�„Es handelt sich nicht um Parteioerschmelzung, sondern um eine Zusammenfassung der KräftederLinken, die nicht die Zweideutigkeit des Aventin wiederholt: diese war den Konsti- tutionellen zu verdanken(die den Faschismus bekämpfen, aber die Monarchie beibehalten wollen und so zum Regime der Vergangen- heit zurückkehren). Es handelt sich darum, von nun andengroßen republikanischen sozialistischen Block zu schassen."
Japans neue Politik im Pazifik . Ausfuhr von Waren- nicht von Menschen. Tokio , 23. August. (WTB.) Bei der Ankündigung der Er- ösfnung der Südpazifik-Handelskonferenz am 11. Sep- tember, erklärte ein Mitglied des japanischen Auswärtigen Amtes, Japan habe seine gesamte Auswanderungs- Politik umgestoßen, nachdem es die Z w e ck l o s i g k e i t und die Torheit seiner früheren Bemühungen, seine Bevölkerung dorthin zu senden, wo sie nicht gewünscht werde, eingesehen habe. Japan beabsichttge, in Zukunft Hotkaido, Formosa und seine anderen Besitzungen zu kolonisieren. Es beabsichtige jedoch nicht, Auswanderer nach Australien , Ka- n a d a oder anderen Ländern zu entsenden, da es erkenne, daß seine bisherige Politik viel Schwierigkeiten und viel Verstim- mung verursacht habe. Japans Politik sei jetzt, den Handel mit anderen Ländern, ins- besondere denen im Südpazisik zu verbessern. Industrielle und Fabri. kanten zu ermutigen, sich auf die Herabsetzung der Kosten zu kon- zentrieren, die Qualitäten zu verbessern und eine riesige Au». fuhr aufzubauen. Die Vorlage, die das Einwanderung»- Programm nach Hokkaido enchält, wird dem Landtag in seiner kom- Menden Tagung vorgelegt werden. Velhlen gegen Paneuropa. Weil an der Paneuropabewegung und wahrscheinlich an ihrem Oktoberkongreß in Wien auch unga- rische Emigranten teilnehmen, hat Bethlen den Exminister L u k a c» aufgefordert, den Vorsitz der ungarischen Paneuropagruppe nieder. zulegen. Richard Condenhove-Calergi hat darauf in einem Brief mit so tressenden Grünoen Bethlen ersucht, seine nicht Paneuropa, sondern höchstens Ungarn herabsetzende �Haltung auf- zugeben, daß es für Beiyen schon sehr blamabel wäre, Starrsinn zu zeigen.