Einzelbild herunterladen
 

Der gefährliche Warenmietsvertrag.

M

Bis vor kurzem fonnten sich die offiziellen Vertretungen des Einzelhandels nicht genug fun in der scharfen Befämp fung der Abzahlungsgeschäfte. Inoffiziell dagegen wurden die Methoden des Abzahlungsgeschäfts von Geschäften aller Branchen im Einzelhandel angewandt. Wenn es in vielen dieser Ge­schäfte üblich geworden ist, Ware gegen Anzahlung zu verkaufen, so ist das ein Verkauf gegen Teilzahlung. Nur geben diese Geschäfte die verkaufte Ware an den Verkäufer erst dann her­aus, wenn sie völlig bezahlt ist.

Eine neue Form des Abzahlungsgeschäfts hat sich als Vermietung von Gegenständen herausgebildet. Hier wer­den Mieten von dem Warenempfänger bezahlt und nachdem diese Miete für eine Anzahl von Mietsperioden abgeführt ist, geht die Ware in das Eigentum des Mieters über. Das ist die Form des Abzahlungsgeschäfts, die gerade im Gesez ausdrücklich ver­boten ist. Wenn nämlich beim Abzahlungskauf die vereinbarten Raten vom Schuldner nicht eingehalten werden können und der Ver­fäufer seine Ware zurückerhält, werden hier die An- und Abzahlun­gen nach gewissen Abzügen zurückerstattet. Kauft jemand einen Gegenstand auf Mietsvertrag, so erhält er feinen Pfennig der ge= zahlten Miete zurück, wenn er seine Mietszahlungsverpflichtungen nicht pünktlich erfüllt und dadurch gezwungen ist, den gemieteten Gegenstand zurückzuliefern. Die Mietsraten aber werden so be= messen, daß sie einer Raufabzahlungsverpflichtung gleichkommen. Man muß also vor derartigen Berträgen warnen. In jüngster Zeit find nun auch hervorragende Einzelhandelsgeschäfte dazu überge gangen, Waren gegen Abzahlung anzubieten. Warenhäuser ver­faufen Möbel, Fahrräder, Automobile usw. auf Abzahlung. Sie normieren den Preis nicht anders, als wenn sie den Verkauf gegen bar vornehmen, verlangen aber Žinsvergütung für die Restsumme. Sicherlich war es nicht möglich, Gegenstände, die vielfach gegen Teilzahlung verkauft werden, beim Barzahlungsverlangen abzu­setzen und das hat die Warenhäuser veranlaßt, einen Versuch mit dem Angebot auf Teilzahlung zu machen. Auch ein Zeichen der Zeit!

Das Parteifest in Weißensee.

Zu einer eindrucksvollen Demonstration für die Partei ge­staltete sich die Weihe des neuen SPD.  - Banners der Weißen­feer Genossen. Die Feier begann mit einem Festzuge, an dem sich eine ganze Reihe von benachbarten Abteilungen und Reichsbanner­fameraden beteiligten, von der Prenzlauer Promenade zum Schloß Weißensee. Besonders wirkungsvoll waren mehrere Wagen mit politischen und satirischen Symbolen. Der den Heldentod ver­förpernde Genoffe auf dem Nie- wieder- Krieg"-Wagen durfte zwar seinen Stahlhelm aufbehalten, doch die Larve mußte er auf Ver­langen des Schupoleutnants vom Gesicht nehmen. Der Wagen mit der Dame Justitia  , der Propagandawagen für die weltliche Schule und die sonstigen Gruppen durften passieren. Der Umzug lockte die Einwohnerschaft zur Spalierbildung. Auf dem rasch überfüllten Festplatz traten vier Arbeitergesangvereine zum Ge= sang der Völfer" zusammen, worauf Genosse Franz Künst= ler die Feftrede hielt und das neue Banner der Weißenseer Partei genossenschaft übergab. Diese hatte alles aufgeboten, um die Feier zu einem rechten sozialdemokratischen Volksfest zu gestalten. Der Arbeiterschach klub Weißensee führte eine lebende Schachpartie auf, während auf dem See rom Arbeiter= schwimmverein Neptun" ein italienisches Fischerboot­Stechen ausgefochten wurde. Die Turnvereine Weißensee  und Hohenschönhausen bestritten die Frauenfestfreiübungen und die Darbietungen der Männerriege.

Unter Scheinwerfer­beleuchtung trat eine Akrobatengruppe auf, der lebende Bilder folgten, unter denen die Brunnengruppen großen Anklang fanden. Im Saal traten die Radfahrer auf, und den Beschluß der Dar­bietungen machte ein Lampionreigen der Neptun" Schwimmer. Auch die Jugend, bis zu den Kleinsten, war nicht

vergessen. Das Fest erinnerte an die Stiftungsfeste des( früheren) 6. Kreises in der Vorkriegszeit, mit dem Unterschiede freilich, daß die fünstlerische Qualität der Darbietungen fich wesentlich gehoben hat. Der Weißenfeer SPD.  - Abteilung wird gleich ihren Gästen der Ver­-lauf der Feier ein Ansporn sein, unermüdlich weiter zu wirken für die Partei und alle mit ihr verbundenen Bildungs- und Sport­vereinigungen.

Von der Transmission erfaßt und getötet. Einem schweren Unglücksfall fiel gestern nachmittag der 49jäh­rige Maurer Adolf Klitsch aus der Lothringenstr. 16 zu Weißensee auf seiner Arbeitsstelle in der Kindl Brauerei in der Lichtenberger Str. 99/100 zum Opfer. Klitsch war im Be­trieb mit dem Ausstemmen eines Loches in der Wand beschäftigt. Dicht in der Nähe des arbeitenden Maurers   lief eine Trans­mission. Aus bisher noch nicht aufgeklärter Ursache wurden die Kleider K.'s erfaßt, und der Unglückliche geriet in das Räder­mert. Er konnte von herbeieilenden Arbeitskollegen nur noch als Leiche geborgen werden. Der Tod war auf der Stelle eingetreten. Die Leiche des auf so tragische Weise ums Leben Gekommenen wurde beschlagnahmt. Eine genaue Untersuchung über die Schuld­frage ist bereits eingeleitet worden.

-

Vier Selbstmorde.

-

In seiner Wohnung in der Straßburger Str. 35 wurde gestern nachmittag gegen 12 Uhr der 56jährige Kellner Artur Rosenberg   erhängt aufgefunden. R. hatte die Schlinge am Kleider­schrank befestigt. Um die gleiche Zeit wurde die geschiedene Frau Emma Schwarz in dem mit Gas gefüllten Schlafzimmer in ihrer Wohnung Schloßstraße 1 zu Tegel   leblos aufgefunden. Wieder belebungsversuche blieben ohne Erfolg. Gegen 43 Uhr nach­Gegen 43 Uhr nach mittags wurde in dem Hause Ostbahnstraße 5 zu Lichtenberg  ein Selbstmord entdeckt. Die 66jährige Witwe Anna Völker hatte sich an der Tür ihrer Wohnung erhängt. Frau V. hatte vor furzer Zeit ihren Mann verloren. Aus Gram über den Tod des Gatten beschloß fie freiwillig aus dem Leben zu scheiden. vergiftete sich der 35jährige Metallschlosser Adolf Odem aus der Mit Leuchtgas Manteuffelstr. 6. Durch den Gasgeruch waren Mitbewohner aufmerksam geworden, die die Polizei herbeiriefen. D. wurde in der Küche tot vorgefunden. Der Schlauch war vom Gashahn entfernt, so daß das Leuchtgas ungehindert ausströmen konnte.

Eltern, achtet auf eure Kinder!

Ein gefährlicher Kinderfreund" ist in der Lichtenberger Straße aufgetaucht. Dort lockte ein Mann ein dreijähriges Mädchen, das mit seiner 7 Jahre alten Schwester auf der Straße spielte, in ein Haus hinein, setzte es auf dem ersten Treppenabsatz auf die Fensterband, um sich an ihm zu vergehen. Die ältere Echwefter beobachtete das, tam gerade noch zur rechten Zeit dazu und rief um Hilfe. Jetzt zog der Mann ein Messer, lief an dem Kinde vorbei, gewann die Straße und enttam trog Verfolgung. Der

Unhold, vor dem gewarnt sei, ist etwa 40 Jahre alt und 1,75 Meter groß. hat graumeliertes Haar und fällt durch sein stark gebräuntes bartlofes Geficht cuf.

Fahnenweihe in Adlershof  . Unter starter Anteilnahme der Bevölkerung beging am Sonntag die Adlershofer   Rameradschaft des Reichsbanners Fahnenweihe. ihre Die Berliner   Kreisvereine Wedding  , Mitte und Steglitz   beteiligten sich in stattlicher Anzahl an diesem republikanischen Aufmarsch. Die Kameradschaften nahmen am Bahnhof Aufstellung. Das neue Banner wurde verhüllt von der Wohnung des Kreisleiters abgeholt und dem Zuge vorangetragen. Zu beiden Seiten des Zuges, der vier Kapellen mit­führte, marschierten die ganze Breite der Straße füllend, die Adlers­ hofer   Einwohnerschaft mit. Auf dem Marktplatz nahmen die Forma tionen Aufstellung. Sehr zahlreich hatten sich hier die brei republikanischen Parteien verfammelt. Auch eine Ab teilung der Lebensgemeinschaft Neukölln wohnte der Feier bei. Band

tagsabgeordneter Genosse Otto Meter sprach die Fest- und Weihe. rede und geißelte in seinen politischen Ausführungen besonders die höchst unzulängliche Justiz. Mit dem Motto: ,, Einem schönen, neuen Deutschland   soll sie entgegenflattern" fiel die Hülle des neuen Banners. Im Lokal Seldstein blieben die Festteilnehmer noch bis in die Abendstunden beisammen. Diese republikanische Kund­gebung an der sich rund 2000 Mann beteiligten fames Werbemittel.

-

-

war ein wirk­

Revision des Raubmörders Schreiber verworfen.

Der Feriensenat des Reichsgerichts beschäftigte sich mit der Revision des 24 Jahre alten Anstreichers Richard Schreiber aus Charlottenburg  , der in der Nacht zum 1. Januar dieses Jahres den Schuhmacher Grau, der sich auf dem Nachhausewege befand, in einem dunklen Hof eines Lokals auf­gelauert und ihn zu berauben versucht hatte. Schreiber hatte bei der Flucht den Grau zu Boden geworfen und ihm die Kehle mit einem Rasiermesser durchschnitten. Er war deshalb vom Schwur­gericht Berlin   wegen Totschlages und versuchten schweren Raubes zu 12 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt worden. Die gegen dieses Urteil eingelegte Revision wurde vom Reichsgericht verworfen.

Kommunistendemonstration im Lustgarten.

Die Kommunisten veranstalteten am Montag abend eine Luft­gartendemonstration für den Kongreß der Werftätigen" und" gegen den Severing- Erlah", die von zirka 8000-10 000 Personen besucht war. Trotz der sehr starken Propaganda vor und in den Betrieben war es ihnen nicht gelungen, stärkeren Zuzug zu erzielen. Mit einiger Verspätung rückten die Süge des Roten Frontkämpferbundes  mit zahlreichen Fahnen und Plakaten, unter Vorantritt ihrer Musik­fapelle an, und marschierten vor dem Schloß, dem Dom und der Museumstreppe auf. Die Plakate, auf denen Fort mit dem Schand­erlaß"," her mit dem Werktätigenfongreß"," Erwerbslose und Ar­beitende, kämpft in der roten Front"," Wir wollen so nicht weiter­leben" u. a. zu lesen war, sollten vor allem für den kommunistischen  Erwerbslosenfongreß, der für Ende September geplant ist, Propa­ganda machen.

Es war bereits fast völlig dunkel, als von zehn Stellen die Redner furze Ansprachen an die Demonstranten richteten. Die Poli zei hielt sich zurück, zu Zwischenfällen ist es nicht gekommen. Kurz nach 7 Uhr zogen die Trupps unter Vorantritt ihrer Kapellen in die Bezirke zurüd.

Einem Bericht der Berliner   BS.- Korrespondenz entnehmen wir noch folgende Stelle: Die mitgeführten Transparente und Plakate enthielten zum größten Teil Inschriften, die sich gegen den Erlaß Severings richteten. Auch sah man Inschriften: Fort mit den drei S, Silverberg, Severing, Stampfer".

Billige Autofahrten.

Ein Freund billiger Autofahrten ist der Schlosser Walter Dett­ihm als Zeugen vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte gegenüber, loff. Nicht weniger als acht gepreffte Chauffeure standen vor dem er sich wegen Betruges zu verantworten hatte. Wenn Dett­loff Luft hatte, Auto zu fahren, so machte er nicht etwa fleine Spazierfahrten, sondern unternahm immer größere Touren, wie zum Beispiel nach Fürstenwalde, und lud sich dazu unter­wegs noch luftige Gesellschaft ein. Da diese Ausflüge natürlich sehr fostspielig sind, machte er sie förmlich nach einem System auf Kosten der fahrenden Autolenker. Bei der Rückkehr nach Berlin   dirigiert er immer den Wagen nach einem Hause, in dem angeblich seine Eltern wohnen sollen, und er benugt dann einen Nebenaus­gang oder eine sonstige Gelegenheit, um ungefehen zu ver= ich minden. Als es einmal nicht anders ging, nahm er sogar den Weg über die Dächer. Nachdem er einmal bereits gefaßt, aber wieder von der Polizei entlassen worden war, nahm er fein Tun aleich wieder auf und schädigte so die schwer um ihre Eriſtenz tämpfenden Chauffeure um etwa 500 Mark. Jetzt sind sie wenigstens für einige Zeit von dieser Plage befreit; denn das Gericht perurteilte Dettloff zu neun Monaten Gefängnis.

Ein Kaufmann mit Hund auf der Stadtbahn betäubt.

Ein Kaufmann Auguft Schatz hatte das ungewöhnliche Erlebnis, daß er mitsamt seinem scharfen Hunde auf der Stadtbahn betäubt wurde. Er beabsichtigte, nachts gegen 12 Uhr von Wilhelmshagen nach Neukölln zu fahren, fand sich aber, als er erwachte, auf dem Bahnhof Börse wieder. Sein Hund schlief auch hier noch, und er hatte Mühe, ihn wieder munter zu bekommen. End­lich entdeckte er, daß ihm seine fast neue krokodillederne Brieftasche mit Geld und Geschäftspapieren gestohlen war.

Der Polizeipräsident wieder in Berlin  . Der Berliner   Polizei­präsident Erzesinski hat seinen Urlaub beendet und seinen Dienst wieder aufgenommen.

Die vom Kommunalen Sekretariat einberufene Sihung für morgen mittag findet nicht im Zimmer 109 des Rathauses, sondern im Stadtverordneten  - Sigungsfaal statt.

Feuer bei Brenninkmeyer  . Gestern abend gegen 411 Uhr wurden mehrere Löschzüge der Berliner Feuerwehr nach der Oranienstr. 41 gerufen, wo in einem Schaufenster der Be­fleidungsfirma Brenninkmeyer Feuer ausgebrochen war, das an den leicht brennbaren Sachen reiche Nahrung fand. Nach einhalb­stündigem Wassergeben gelang es, das Feuer, das sich weiter aus­zudehnen drohte, zu löschen. Die Aufräumungsarbeiten zogen fich bis 12 Uhr nachts hin.

Der Zug nach dem Westen. Konsum- und Kaufkraft weder abzuschäzen noch zu überschätzen ist, Dem Berliner   Westen, dessen paßt es schon längst nicht mehr, seine Einfäufe im Zentrum machen zu müssen. Das hieße ja, den Geschäften nachlaufen. Die Geschäfte eröffnet deshalb im Westen große Filialen. müssen den Käufern nachziehen. Eine Großfirma nach der anderen Seidenfirma Michels gefolgt, die soeben in dem Eckhaus Kurfürsten­Jetzt ist auch die damm und Rankestraße etwa 800 Quadratmeter neue Verkaufsräume zu einem bereits bestehenden Laden hinzugenommen hat. In den neuen Räumen, in denen etwa 50 Angestellte beschäftigt werden, bewundert man vielleicht nicht so sehr die Kostbarkeit der Stoffe, als die wirklich hohe Geschmacksfultur der modernen Weberei. Dort im Westen, wo die Stoffe entstehen die Fabrik der Firma be­findet sich bei Aachen   müssen erlesene Kunstgewerbler an der Arbeit sein, die diese mitunter hinreißend schönen Muster ent­werfen. Bemerkenswert an den neuen Räumen ist ein wundervoll intimer Empfangsraum mit neuartiger Deckenbeleuchtung, beides intimer Empfangsraum mit neuartiger Deckenbeleuchtung, beides von Emil Schaudt  , sowie der große Saal für Uniseidenstoffe und gemusterte Seiden in amerikanischem Ahorn von der Firma Ja­rozki; ferner ein anheimeinder Erfrischungsraum mit einem feffeln den Blick auf das rühelose Treiben rings um die Gedächtniskirche.

-

-

Drahtseilbahn gerissen.

Im Staate Colorado   ist eine Drahtseilbahn, die von stürzte in die Tiefe und zerschellte an Denver   auf einen benachbarten Berg führte, gerissen. Der Wagen einem Felsen. 15 Reisende wurden getötet und 40 verlegt.

Die Mörder vom Deiffer festgenommen. Die Urheber des Doppelmordes am Deister   sind in den Personen der polnischen Ar­beiter Felix Dymbrowski und Stanislaus Gorczynfti von der Kriminalpolizei Hannover   festgenommen worden. Dymtkowski fonnte in Misburg, wo beide Verbrecher ihren Wohnsiz haben, am Sonnabend mittag, Gorczynfti im Laufe des Sonntags in der Nähe von Misburg verhaftet werden. von Misburg verhaftet werden. Beide gaben in stundenlangem Berhör, unter gegenseitigen Beschuldigungen, ihre Schuld zu. Als Haupttäter bei der Ermordung des Försters und des Forstgehilfen tommt Dymbkowski in Frage,

Kinobrand in Irland  .

47 Tofe, 11 Betlehte.

collogher in Irland   Feuer aus, und zwar ist der Brand In der vorvergangenen Nacht brach in einem Kino in Drum­darauf zurückzuführen, daß der Filmstreifen Feuer fing, welches fich dann schnell auf das aus Holz gebaute Gebäude ausdehnte. Es entstand eine furchtbare Panit. Das Publikum drängte dem einzigen vorhandenen Ausgang zu, der bald verstopft war. Viele Personen wurden zertreten. Es spielfen sich fchreckliche Szenen ab. Die Zahl der Toten beträgt 47, die der Verletzten 11. Bisher wurden 30 Leichen geborgen.

Der Verlauf der katastrophe.

Ueber das verheerende Unglück in Drumcollogher, das schlimmste seiner Art, das sich jemals in Groß­ britannien   zugetragen hat, werden noch folgende Einzelheiten berichtet: In dem aus Holz bestehenden, nur 15 Fuß hohen Ge. bäude brach Feuer aus und nach wenigen Minuten stürzte das Haus zusammen, Frauen, Kinder und Männer unter sich be­grabend. Nur einem geringen Teile der Anwesenden gelang es, auf einer Leiter zum Ausgang zu gelangen. Die Ueberbleibsel der 47 Toten waren faum noch zu identifizieren. Herzzerreißende Szenen spielten sich bei den Identifizierungsversuchen ab. Ueber die Ursache des Unglücks ist noch nichts bekannt. In dem Brande fam u. a. eine aus sechs Personen bestehende Familie ums Leben. Zur Zeit des Ausbruchs des Feuers war das Kino dicht gefüllt. Den Zuschauern wurde zugerufen, ruhig zu bleiben, aber alle stürzten dem Ausgange zu, von wo aus eine Leiter zum Erdboden herabführte. Die unausbleibliche Folge war eine Berstopfung des Ausganges. Die Verwirrung wurde noch durch den kurz darauf erfolgten 3u­sammenbruch der Leiter vergrößert. Die Umgebung des Kinos hallte von den Schreien der erstidenden und verbrennenden Menschen wider. Da auch die Beleuchtung versagte, war die Verwirrung vollkommen. Mehrere Frauen wurden aus dem brennenden Gebäude in furchtbarem Zustande weggetragen. Sie starben furze Zeit darauf. Der Brand war noch nicht zehn Minuten im Gange, als ein Teil des Fußbodens zusammenbrach und eine Reihe von Zuschauern mit in die Tiefe riß.

Zum Ausbruchsversuch des Mörders Schröder. Ueber den Fluchtversuch, den der Mörder des Buchhalters Helling, Schröder, in Magdeburg   am Sonntag zusammen mit einem Mitgefangenen unternommen hat, wobei ein Gefängniswärter lebensgefährlich verlegt wurde, werden folgende Einzelheiten bekannt:

Schröder war im Untersuchungsgefängnis untergebracht und hatte bereits vor einiger Zeit den Gefängniswärtern gegenüber Aeußerungen fallen lassen, daß er lebensmüde sei und daß er noch vor der Verhandlung ein Ende machen" werde. Daraufhin wurde in seine Zelle ein sogenannter Vertrauensgefangener gelegt, 11 und 12 Uhr brachte der Oberwachtmeister Blanke den beiden ein gewiffer Schulz, der Sohn eines Geistlichen, der sich wegen Bechprellerei zu verantworten hat. Am Sonntag vormittag zwischen Böses vermutend, hatte er seinen Karabiner am Riemen über die Gefangenen Schröder und Schulz wie gewöhnlich das Effen. Nichts Schulter gehängt. In dem Augenblick, wo er die beiden Eßnäpse absetzen wollte, sprang ihm Schulz auf den Rücken, riß ihn zu Boden und drückte ihm die Kehle zu. Schröder entriß dem halb Besinnungslosen den Karabiner und versette ihm mit dessen Kolben fünf bis sechs wuchtige Schläge über den Kopf, so daß der Beamte bewußtlos liegen blieb. Beide waren im Besitz eines genauen Blanes des Gefängnisses. Sie gingen die Treppen hinauf bis zum Boden, wo sie jedoch von einem Wärter bemerkt wurden, der fofort Lärm schlug, sie wurden dann nach einer längeren Jagd wieder eingefangen. Schröder wird sich zusammen mit Schulz wegen dieses Fluchtversuches unter der Anklage der versuchten Tötung zu verantworten haben. Boraussichtlich wird diese Anklage mit der Anklage wegen Mord verbunden und am 16. September behandelt

werden.

Verbandstag der Arbeitsinvaliden.

München  , 6. September.  ( Eigener Drahtbericht.) Der dritte Verbandstag des Zentralverbandes der Arbeitsinvaliden und-witwen Deutschlands  , der von 84 Delegierten aus allen Gauen Deutsch­ lands  , und von Gästen der Bruderorganisationen aus Desterreich. Holland   und Frankreich   beschickt ist, nahm seinen Auftakt mit einer öffentlichen Protest versammlung, an der sich über 2200 Sozialrentner beteiligten, um gegen das System der Entrechtung der Veteranen der Arbeit zu protestieren. Aus der Begrüßungs­ansprache des Generalsekretärs der Vereinigung der französi. schen Arbeitsinvaliden, Marcell, St. Etienne, ist die Feststellung bemerkenswert, daß er und der Geschäftsführer des Berbandsorgans, Genin- Lyon  , in erster Linie deshalb als Gäste nach München   gefommen feien, weil die deutsche Organisation der Arbeitsinvaliden ein bewunderungswürdiges Vorbild sei, das er zur Verbesserung der französischen   Organisationsverhältnisse eingehend studieren müsse. Er betonte ferner, daß sich auch in Frankreich   das tapitalistische Regiment stets nur für die Verherrlichung des Krieges, niemals aber für die auf dem Schlachtfeld der Arbeit leidenden Menschen interessiere. Er forderte deshalb, wie auch die übrigen Organisation der Arbeitsinvaliden. Gäste aus dem Ausland, die Schaffung einer internationalen

Das Hauptreferat hielt darauf der Verbandsvorsitzende, Reichs­nationalen Organisation begrüßte, weil nur damit das so leidige tagsabgeordneter Genosse Karsten, der die Schaffung einer inter­gegenfäßliche Ausspielen des einen Landes gegen das andere be. Rechte der Arbeiterschaft sei aber nur möglich in einem vereinigten seitigt werden könnte. Der gemeinsame Kampf für die fozialen und freien Europa  . Die Protestversammlung schloß mit der ein­stimmigen Annahme einer Entschließung, die von der Gesez­gebung und den Regierungen durchgreifende Maßnahmen zur Be­fordert. hebung der Not der Arbeitsinvaliden und deren Hinterbliebenen

Bei der Ronstituierung des Berbandstages wurde Karsten zum Borsigenden gewählt, der in seiner Eröffnungsansprache darauf hinwies, daß der Verband seit seiner legten Tagung in Dresden   vor zwei Jahren die dreifache Zahl von Mitgliedern er­reicht habe. In den sechs Jahren seines Bestehens gelang es dem 3entralverband, nahezu eine Viertelmillion Arbeitsinvaliden zu organisieren. Als Gäste auf dem Kongreß erschienen je ein Ver­treter des Reichsarbeitsministeriums und des bane­rischen Sozialministeriums, Hermann Müller   vom ADG B., Pfendtner vom Reichsbund der Kriegsbeschädigten und die schon genannten Delegierten der ausländischen Bruderorgani fationen.

Reine Schädigung der Reichsbahn Surch die Tilsiter

Affäre.

-

Die Meldungen über eine Schädigung der Reichsbahn durch Betrüger werden insofern bestätigt, als tatsächlich eine der auf 386 000 Mart lautete, fich nachher als ein Betrug heraus­Sendung von Tilsit nach Memel   mit einem Nachnahmebegleitschein, stellte. Der litauische Gütervorsteher hat jedoch das Geld übersandt, noch ehe der Nachnahmeschein seinen nicht existierenden Abreffaten erreicht hatte. Die Deutsche Reichsbahn  - Gesellschaft steht auf dem Standpunkt, daß eine Schädigung der Reichsbahn nicht damit verknüpft ist, sondern daß nach einer litauisch- deutsch- russischen Kon­vention bei falscher Anwendung der geschäftlichen Anordnungen in diesem Fall die litauische Staatsbahn erfahpflichtig ist. Ein ent­sprechender Antrag der Reichsbahndirektion Königsberg ist bereits zwischen Bertretern der Direktion Rönigsberg und der litauischen in Kowno   vorgelegt worden. Heute finden deswegen in Kowno Staatsbahn Berhandlungen ftatt. Die Betrügereien find inzwischen Der Staatsanwaltschaft Berlin- Schöneberg unterbreitet morben.