Einzelbild herunterladen
 

Die Konjunktur im Maschinenbau.

Nur 55 Proz. der normalen Leistung.

Wie jede Wirtschaftskrise, so hat auch die gegenwärtige mit besonderer Heftigkeit die Produktionsmittelindustrien erfaßt, zu denen in erster Linie der Maschinenbau   gehört. Die Entwicklung der Maschinenindustrie ist also als ein Symptom dafür anzusehen, ob die Besserungserscheinungen, die in einzelnen Gewerbezweigen festgestellt wurden, nun schon soweit gewirkt haben, daß auch die Erzeugung von Produktionsmitteln, insbesondere die Metallverarbeitung, daraus Nutzen zieht, und ob sich die Güter­herstellung auf eine nachhaltige, Besserung der Lage des Ge­schäfts- und des Arbeitsmarktes einrichtet. Hierzu berichtet der Verein Deutscher   Maschinenbauanstalten, Spizenverband der deutschen   Maschinenindustrie:

der

Während der Juli eine Abschwächung des Auftragseingangs gebracht hatte, zeigte das Geschäft im Auguſt wenigstens in einigen Zweigen eine Belebung. Diese hielt sich indessen immer noch im Rahmen der Schwankungen, die jetzt schon eine Reihe von Monaten die Lage kennzeichnen, ohne eine entschiedene Besserung zu bringen. Besonders bei den Auslandsaufträgen war die Zunahme verhältnismäßig gering und machte die während des Juli eingetretene Verschlechterung nicht mett. Die Anfrage­tätigkeit des Auslandes wird sogar für den August geringer be­wertet als für den Vormonat.

- Unzureichende Bankkredite.

Auf dem Inlandsmarkte hält der Tiefstand der Konjunktur jetzt schon rund zwei Drittel Jahr an, und immer deutlicher zeichnen sich die Zusammenhänge ab. Soweit frisenhafte Erschei­nungen des Wirtschaftslebens, wie wir sie gegenwärtig durchmachen, nungen des Wirtschaftslebens, wie wir sie gegenwärtig durchmachen, einen fördernden Sinn haben, fann er nur darin liegen, durch den Druck der Not Steigerungen des wirtschaftlichen Wirkungsgrades zu erzwingen bzw. zu beschleunigen. Die hierfür in Frage kommen­tive Maßnahmen, Stillegungen, Betriebseinschränkungen, Ber­den Borgänge zerfallen in zwei Gruppen; einerseits sind es nega ringerung des Personals, Abstoßung von Vorräten usw., Maß­nahmen also, durch die unmittelbar Betriebskapital ein­gespart wird. Ihnen stehen als notwendige und wichtige Er. gänzungen gegenüber die positiven Maßnahmen, wie Er­lagen, die aber im Gegensatz zu jener ersten Gruppe von Maß­neuerungen, Modernisierungen und Rationalisierungen der An nahmen Kapital erfordern.

-

Innerhalb der deutschen   Wirtschaft im allgemeinen und der wärtigen Krise die negativen Maßnahmen, soweit sie der Ber­Maschinenindustrie im besonderen sind unter dem Druck der gegen­befferung des Wirkungsgrades dienten vielfach auch noch weit über diesen Punkt hinaus und leider ja bereits durchgeführt. Von einer Verlängerung des Depressionsdruces find also in dieser Richtung begrüßenswerte Wirkungen nicht mehr zu erwarten. Die mindestens ebenso wichtigen ergänzenden posi­Stärker war die Steigerung des Auftragseinganges bei den tiven Maßnahmen der zweiten Gruppe dagegen mußten Aufträgen aus dem Inland, machte im ganzen aber doch nur wenige Prozente aus, so daß immer noch 75 Proz. der Beständig zurüdgestellt werden, da das hierfür nötige Kapital bisher in dem größten Teil der deutschen   Wirtschaft fast voll­triebe über durchaus ungenügenden Auftragseingang flagen. Auch meistens gar nicht oder nicht zu erträglichen Bedingungen zur Ber­die Anfragen des Inlandes zeigten eine Zunahme, die aber im Ver- fügung stand. Es ist klar, daß der Maschinenbau  , als der hältnis geringer war als die des Auftragseinganges und nicht Hauptlieferer bei solchen Betriebsverbesserungen, für alle Industrie­gerade auf eine weitere Besserung des letzteren im laufenden Monat zweige unter diesem Zustand in ganz besonderem Maße schließen läßt. zu leiden hat.

Die Beschäftigung der Werkstätten hat sich im Auguft noch nicht gehoben.

Die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden ist sogar noch zurückgegangen, obgleich die durchschnittliche Wochen­arbeitszeit ein wenig gestiegen ist; denn viele Werke sahen sich noch zu Verminderungen der Belegschaft gezwungen. Die tatsächlich im ganzen geleisteten Arbeitsstunden machen nur etwa 55 Proz. der bei voller Arbeiterzahl und normaler Arbeitszeit sich er­gebenden Stundenzahl aus.

Durch die günstiger gewordene Lage des Bergbaues und der Großeisenindustrie ist die erhoffte Belebung der besonders in Frage fommenden Zweige der Maschinenindustrie in nennenswertem Maße bisher nicht erfolgt, ebenso ist die Besserung in der Textilindustrie und im Verkehrsgewerbe noch wenig fühlbar. Die Bau maschinenindustrie   verspricht sich von dem Wohnungsbau­programm des Reiches und der Länder einen belebenden Einfluß. Günstiger flingen auch die Meldungen aus den Kreisen der Nah­rungs- und Genußmittelmaschinenindustrie und aus dem Fördermittelbau. Hier ist die Beschäftigung zum Teil zufriedenstellend geworden. Im ganzen bleibt trozdem das Bild der Wirtschaftslage der Maschinenindustrie durchaus un­erfreulich.

Die wirtschaftlich günstigen Folgen einer Kapitalvertnappung haben sich also bereits ausgewirkt, und eine Fortdauer der Ver. steifung auf dem Kapitalmarkt kann also bei dem gegen wärtigen Zustand nur die Wirkung haben, die

Durchführung positiver Rationalisierungsmaßnahmen zu ver­

hindern.

Daraus ergibt sich, daß eine beschleunigte Auflockerung des Kapital­marftes gegenwärtig im dringenden Interesse der deutschen   Wirt schaft liegt und als wesentliches Mittel betrachtet werden muß, um eine raschere Ueberwindung des sich immer mehr in die Länge ziehenden Depressionszustandes zu ermöglichen. Das gilt noch ganz besonders für die große Zahl der kleinen und mittleren Betriebe, die bei der Kapitalbeschaffung vielfach mit Schwierig­feiten zu kämpfen haben, die sich aus der Sachlage nicht rechtfertigen laffen.

*

Stärferes Mitarbeiten der Banten in der Beschaffung von Rationalisierungstapital auch für mittlere und fleinere Betriebe wäre im Augenblick volkswirtschaftlich um so wichtiger, als der Winter mit seinem saisonbedingten Konjuntturrüdgang vor der Tür steht, und eine verhängnisvolle Berschärfung der Arbeits­losigkeit sich nur dann verhüten lassen wird, wenn noch vorher alles zur Entspannung der Lage Notwendige geschehen ist. Ueber die Ausfuhr der deutschen   Maschinenindustrie liegen die Nachweise bis Juli vor. Seht man den Wert der monatlichen Beschäftigung der Industrie bereitzustellen, ist nur allzu berechtigt. Der Appell an die Banten, stärkere Mittel für die produktive Ausfuhr von 1925: 100, so ergibt sich folgende Reihe: Beschäftigung der Industrie bereitzustellen, ist nur allau berechtigt. Gerade die Banken sind es, von denen eine manchmal schon allzu optimistische Beurteilung der gegenwärtigen Wirtschafts­lage ausging. Es wäre mit Rücksicht auf die Klagen der beteiligten Idustrie und auf die Notlage der unbeschäftigten Arbeiter endlich an der Zeit, daß dieser Optimismus weniger in einer Befruchtung des Börsengeschäfts als in einer Anregung der Produktion seinen sichtbaren, voltswirtschaftlich nützlichen Ausdruck findet.

1926: Jan. Febr. März April Mai Juni Juli 135 101

120

112

125

100

103

Danach ist der Versand nach dem Auslande, der sich im März und April auf einer bemerkenswerten Höhe befand, seit­bem monatlich abgeflaut und folgt damit im üblichen zeitlichen Abstande der Entwicklung des Auftragseinganges.

Moderne Verkehrsprobleme.

Auf dem Eisenbahn- Betriebs- und Beamtenräte- Rongreß in Raffel am 5. September 1926 hielt Regierungsrat Dr. Kürbs einen Vortrag über Die Verkehrsinstitute und ihre Aufgaben in der deutschen   Volkswirtschaft", in dem er etwa folgendes ausführte:

Die enorme Bedeutung der modernen Verkehrsmittel für das ganze wirtschaftliche Dasein der Nationen wird fast immer unter Schäßt. Selbst das älteste Verkehrsmittel, die Landstraße, hat im letzten Jahrhundert noch eine faum glaubliche Entwicklung ge­nommen. In einer Zeit, in der die deutsche Bevölkerung sich nicht einmal vervierfacht hat, seit Ende der napoleonischen Kriege, ist die Länge der Landstraßen in Preußen von 4000 Kilometern auf mehr als das dreißigfache, nämlich 140 000 Kilometer gewachsen. Der Goldwert der Eisenbahnen von heute ist wahrscheinlich beinahe gerade so viel wie das ganze Volksvermögen etwa zu Schillers Zeit zu schäzen. In den Vereinigten Staaten   haben sich die Landstraßen gar ums 20 000fache vermehrt, und von allen Schienen auf der Erde hat das eine Fünfzehntel der Menschheit, das Volk der Vereinigten Staaten  , allein ein Drittel. Auf den Kopf der Bevölkerung kommen dort viermal so viel Eisenbahnlängen als bei uns. Von den 22 Millionen Kraftwagen, die zurzeit über die Erde rollen, laufen 18 Millionen, also mehr als vier Fünftel, für dieses eine Siebentel der Menschheit. Und nun gar die Reisedauer! Zu des Großen Friedrichs Zeiten brauchte ein Planwagen mit Ge­treide von Magdeburg   bis Berlin   mindestens vier Tage und ein Schiff vom Schwarzen Meer bis Gibraltar   fast vier Monate.

Redner zeigte, wie durch diese enorme Ausweitung des Ver­fehrs die Arbeitsweisen allein sich so verändern konnten: Einst wanderte die Menschheit nach den Futterplägen in blutigen Völkerwanderungen und Kriegen, jegt wandert die Ware zum Menschen, und in immer größeren Massen.

Eine der eigenartigsten Entwicklungen, die in Deutschland   eben erst beginnt, ist der Ferntransport der Flüssigkeiten und Gase durch Röhrenleitungen( Pipe- Lines); in den Vereinigten Staaten   liegen allein an Stahlröhren für Petroleum 1½mal so viel Röhrenleitungen an Länge, wie es in Deutschland  überhaupt Eisenbahnen gibt.

Als wichtigste Verkehrsprobleme ist zunächst im Eisenbahnwesen die Beseitigung der Staatenzersplitte­rung anzusehen, die auf dem Verkehrsgebiete zu außerordent lichen Unwirtschaftlichkeiten führe, dann aber das bessere zu: fammenarbeiten der Verkehrsmittel, bei dem gegen­über der reinen Rentabilität die volkswirtschaftliche Produktivität mehr in den Vordergrund treten müsse. Bei der Abwägung der Frage, ob die jetzige Wirtschaftsform der Reichsbahn richtig sei, verweist Redner auf die von außen der Eisenbahn aufgezwungenen Notwendigkeiten in der Reparationsfrage, deren Lasten die Eisen­bahn allein zu beinahe 40 Proz. trägt. Hier bleibe dennoch für Kritik an dem Geschehenen mancherlei Raum. Dies insbesondere auch gegenüber der Binnenschiffahrt, wobei Redner darauf verweist, daß wir selbst heut noch mehr schiffbare Wasserstraßen haben, als Frankreich   mit seinem altberühmten Kanalnet. Bei sorgfältiger Abwägung des Für und Wider der Elektrifizierung der Eisenbahn kommt Redner zu einem be­jahenden Ergebnis für die Elektrifizierung, da sie die volkswirtschaftliche Leistungskraft der Reichsbahn bedeutend erhöhen würde.

In der Seeschiffahrt schildert Redner die Ueberlastung der Welt­Schiffahrt mit Schiffsraum. Mindestens ein Drittel der Weltflotte fei zu viel, und das Schicksal der amerikanischen   Staatsflotte, die num

abgewradt werden müffe, fei fast tragikomisch. Nach einer kurzen Kraftwagenwesens und tritt insbesondere für weit bessere und gründ­Stizze der Post schildert Redner die weitgehende Ausweitung des lichere Pflege des Lasttraftwagenverkehrs in Deutsch­ land   ein, das ohnehin aus mancherlei Gründen bei uns relativ günstig entwickelt ist.

Die Darstellung des Flugzeugpertehrs ergab die über raschende Tatsache, daß der Luftverkehr nicht etwa frei wie der Vogelflug vor sich geht, sondern straff monopolisiert ist. wie weit auch hier die Beschleunigung noch einmal gediehen ist, zeigt Redner an mehreren Beispielen, besonders an diesem: Der Luftverkehr London  - Indien   braucht auf dem normalen Wege 36 Tage, auf dem Luftwege ihrer vier. Ein erster Ansatz schwachen

118.2

Ver. St.xN- Amerika A Großbritannien Niederlande   E Italien E

E

54.4

114.8

60.5 67.0

E A

19.5

97.6.

89.5

24.8

36.5

46.4

A

89.5

24.5

25-9

29.3

A E

40.8.

35.1

42.

Deutschlands

23.5

25.0

36.6 37.3

Argentinien   A Tschechoslowakei E

Außenhandel

mit den wichtigsten Ländern

Brit  - Indien   3.8 34.8

29.8 1909/13 und 1926 ( Jan- Juni)

E

Schweden

Dänemark Schweiz Rußland E A E A

E A E

21.6 14.4 24.3 19.6

15.6 15.4

A

40.1 35.3.

19.9

52.9

28.2

.4

14.3

30.7

EX

28.1 wwwwwww 36.6 20.1

44.2

A E

15.2

Belgien   A Frankreich El

Österreich.

16.6 21.0.

122.3

Monatsdurchschnitt

In

51.3 Millionen Mark

65.2

78.3

EEinfuhr

AAusfuhr

Polen E Niederl- Indien Australten China Brasilien Japan Canad

A E

20.1 12.2

A5.

$ 10.6

22.0 25.4

A

ww 6.3

4.5

Fun 8.5 A E

15.5

13.3

23.9

71.8

A126

76.2

ER A

3.2 1.5 8.5

21.2

Em2.8 13.7

a

190913

Jan. 1926 an

Z

Insgesamt

IN 810.4MMARD

687.

176

E A

Güterverkehrs beginnt sich hier schon zu entwideln, natürlich bei den höchstwertigen Waren und dringlichen Beförderungs­gelegenheiten( z. B. auch vor 3olländerungen).

Bei alledem bleibe die Eisenbahn auf lange hinaus unser wich­tigstes und meist umstrittenes Verkehrsmittel. Ob sie den anderen Verkehrsmitteln nicht allzu sehr durch einseitige Tarifpolitik Kon­furrenz macht, das müsse weit gründlicher untersucht werden, als es bisher geschehen sei. Insbesondere sei über die tatsächliche Kostenfrage aus den Bilanzen der Reichsbahn ein betriebs­wirtschaftlich befriedigendes Bild zu gewinnen. Das deutsche Verkehrswesen habe den Gedanken des Service", des Dienstes am Volte, stets als sein Leitmotiv gelten lassen. Das darf auch durch vorübergehende außenpolitisch beeinflußte Verände rungen der Betriebsform unter feinen Umständen anders werden.

Die Arbeitsmarktlage Anfang September.

Die Lage auf dem Arbeitsmartt im Reiche hat sich in der Woche vom 30. August bis 4. September nach den Mit­teilungen der Landesarbeitsämter nicht verändert. Die Zahl stärksten in Berlin  , Hamburg  , Hannover   und der Provinz Sachsen  , der Arbeitslosen ist meist weiter langsam zurüdgegangen, am schaft zeigt große Schwankungen. In der Industrie steht die Nach­fie hat zugenommen in Ostpreußen  . Die Nachfrage der Landwirt­industrie, in der Konfektion und in der Schuhindustrie, in einzelnen frage nach Arbeitskräften im Spinnstoffgewerbe, in der Papier­Berufsgruppen der Nahrungs- und Genußmittel und belebte sich auch im Baugewerbe

Schon wieder Knappheit an Gefrierfleisch.

In den Kreisen des Gefrierfleischhandels befürchtet man schon der Gefrierfleischversorgung. Wiederum droht das wieder für die allernächsten Tage eine gefährliche Bertnappung Reichsernährungsministerium durch eine unsachgemäße Auslegung der mit dem Parlament getroffenen Vereinbarungen die Fleischver­forgung, insbesondere der Großstädte zu gefährden, die nun einmal in zunehmendem Maße auf den Gefrierfleischimport sich aufbaut. Während man dem Reichstage zusagte, daß von jetzt ab für jeden fügung gestellt werden sollte, hat das Ministereium Berechtigungs­Monat ein Kontingent pon 10000 Tonnen zur Ver­scheine für den Gefrierfleischimport in Höhe von nur 31 000 Tonnen für 3 Monate( für die Zeit vom 15. Juni bis zum 30. Sep­tember d. J.) ausgegeben. Es hat also damit die mögliche und mit dem Parlament vereinbarte Importmenge willkürlich um etwa 5000 Tonnen Gefrierfleisch vermindert. Bisher ist es trotz aller Bemühungen nicht möglich gewesen, für eine zusätzliche Menge die Einfuhrerlaubnis zu erhalten. Vielmehr scheint das Ministerium abermals die Angelegenheit solange verschleppen zu wollen, bis die Verknappung auch für den Verbraucher fühlbar ist.

kürzlich erschienene amtliche Zusammenstellung über den Anteil

Wie gefährlich diese Politik ist, zeigt vielleicht am besten eine des Gefrierfleischverbrauches an der Fleischver. sorgung deutscher   Großstädte. 10 Proz. des Berliner  Fleischverbrauchs werden vom Gefrierfleisch bestritten. Im Gebiet des westlichen Industriereviers find die Ziffern noch beträchtlich höher: 23 Proz. des Fleischverbrauchs in Effen, 28 Proz des Fleischverbrauchs in Gelsenkirchen   und 30 Proz. des Fleischver­brauchs in Aachen   entfallen auf das Gefrierfleisch. Dabei ist in diesen Städten des westdeutschen Industriereviers der Gefrierfleischverbrauch außerordentlich niedrig und liegt beträchtlich unter dem Reichsdurch­schnitt.

Hier zeigt sich von neuem, mit welcher Rücksichtslosigkeit die bürgerliche Reichstagsmehrheit bei den Berhandlungen über die Lebensmittelzölle und das Gefrierflieschkontingent im letzten Juni die Intereffen der breiten Massen hintangefezt hat. Statt eine flare Regelung zu schaffen und für eine ausreichende Versorgung der deutschen   Arbeiterschaft mit Fleisch wirksame Maßnahmen gejehlich zu sichern, hat man sich mit einer lockeren und inhaltlich unflaren Ver­einbarung begnügt, an die sich heute die Behörde kaum noch fehrt. Die Situation vom Mai und Juni v. J., in denen die Politik des steigerungen des Gefrierfleisches infolge der eingetretenen Ber­Reichsernährungsministeriums bereits einmal zu schärfsten Preis­fnappung geführt hat, droht sich in den nächsten Tagen zu wieder­holen. Es ist dringend wünschenswert, daß baldigst etwas gegen diese Gefahr getan wird. Sobald der Reichstag zusammen­getreten ist, wird er sich abermals mit den Zuständen am Gefrier­fleischmarkt und mit der eigentümlichen Haltung des Reichs­ernährungsministeriums fritisch befassen müssen.

9

Kapitalerhöhungen bei den Hausbesitzerbanken. Soeben be­antragt die Deutsche   Hauptbant für Hypothekenschutz A. G.   in München   eine Kapitalerhöhung um 500 000 Mart und beruft zu diesem Zweck auf den 20. September eine Generalversamm­lung; jezt schlägt auch die Landesbank Bayerischer Grund- und Be­fizervereine A.-G. eine Erhöhung des Aktienkapitals um ebenfalls 500 000 Mart vor. Die Firma wird umgeändert werden in Zentral­bant für deutschen   Haus- und Grundbefiz A.-G.

Kapitalerhöhung der Dresdner Bank. Die außerordentliche Generalversammlung der Dresdner Bank genehmigte einstimmig die Erhöhung des Aktienkapitals dieser Großbant um 22 Millionen auf 100 Millionen Mart. Den Aktionären werden auf je 400 Mart alte Aktionen 100 Mart neue zu einem Kurs von 120 Proz. über­laffen. Der gegenwärtige Rurs der Dresdner   Bankaftien beträgt 139,5 Proz.

Deutschland   am amerikanischen   Anleihemarkt. In einem Bericht über die deutsche Finanzlage erklärt das Journal of Commerce", New York  , daß offenbar die Kriditquellen Deutschlands  im Inlande schwächer fließen, so daß die deutschen   Banken und die deutsche Industrie sich wieder mehr an Amerika   wenden und man in naher Zukunft wieder mit einer stärkeren Inanspruchnahme des amerikanischen   Kapitalmarktes durch Deutschland   rechnen kann. So glaubt man, daß das Obligationengeschäft, das fast zwei Monate lang geruht hat, sich wieder beleben wird. Die neuen deut­ schen   Kredite werden jedoch entsprechend der deutschen   Wirtschaft zu erheblich besseren Bedingungen als bisher gewährt werden. Das Journal of Commerce" weist auf die neuen Anleiheverhand­lungen des preußischen Staates hin. Ferner werden Dillon Read and Co. 15 Millionen Dollar 6% prozentige Obligationen der Sächsischen   Werke unterbringen. Die Stadt Leipzig   fucht 5 Millionen Dollar in New Yort, auch wird mitgeteilt, daß die Stinnes Kohlengesellschaft in New York   Kreditverhand­lungen führe. Ferner suchten die deutschen   Banten wieder Kredite, und Dillon Read hat sich verpflichtet, 10 Millionen Mark der neuen Attien der Disconto- Gesellschaft zu übernehmen. Es seien weiter Anzeichen vorhanden, daß auch andere deutsche Großbanken die finanzielle Unterstüßung Ameritas in Anspruch nehmen werden.

Berarbeitung rujiischer Dele in Deutschland  . Die Delwerfe Julius Schindler G. m. b. H., Hamburg  , hat mit dem russischen  Naphtha- Syndikat einen Bertrag geschlossen, nach dem ihr laufend große Mengen russischen Rohöls zur Berarbeitung auf hoch. wertige Spezialfchmieröle zur Verfügung gestellt werden. Die ersten Partien sollen bereits in der nächsten Zeit in Batum zur Berladung kommen. Auf diese Weise wird die Hamburger Firma in die Lage versetzt, ihre Destillations- und Raffinations= anlagen in Neuhof   bei Hamburg   voll zu beschäftigen. Es ist dieser Vertrag der erste Fall, daß das russische   Naphtha­Syndikat sich in derartiger Weise mit ausländischen Werken ver­traglich bindet.