Die wirksame und unentbehrlici)e Ergänzung dazu ist auf dem Gebiete der Arbeitsvermittlung zu treffen. Auch hier enthält das Arbeitsnachweis- g e s e tz bereits den sozial zutreffenden Grundgedanken: es fehlen ebenfalls nur die ausreichenden Sicherungen, daß Arbeitsvermittlung, nach solchen sozialen Gesichtspunkten getrieben werden muß. Deshalb gebrauchen wir den Meldezwang aller freien Arbeits stellen und die Verpflichtung, alle SKrbeitskräfte durch den öffentlichen Arbeitsnachweis zu bezie- h e n, soweit dieser geeignete Arbeitskräfte nachweist. Nur auf diesem Wege ist es möglich, daß den sozialen Erfordernissen bei Entlassungen und Neueinstellungen Rech- nung getragen wird. Dieser Zwang zur sozialen Logik ist unentbehrlich, weil alle Erfahrung lehrt, daß ein Appell an die soziale Einsicht der deutschen Unternehmer zwecklos ist. Will das Reichsarbeitsministerium ernsthaft das Mögliche zur Beseitigung der beklagten Mißstände tun, dann muß es den hier gezeigten Weg beschreiten.
Kommunistische Prügeltaktik. Ablenkung vom eigenen Parteizwist. Es geht drunter und drüber im kommunistischen Lager. Die Heroen der Weltrcvolution, Männer wie S i n o w j e w und T r o tz k i, wissen heute nicht mehr, ob sie morgen nicht verhaftet oder zur Illegalität verurteilt sind. Eine Größe nach der andern sinkt dahin. Fast täglich wird in Petitdruck in der kommunistischen Presse der Ausschluß irgendeines neuen„Verräters" mitgeteilt, der gestern noch ein Held und ein Revolutionär war. Die deutsche Partei steht vor ihrem Parteitag, der mit dem Hinauswurf von Hunderten aus der alten kommunistischen Stammgarde oder mit der Verewigung des Parteikrakeels enden muß. Das muß man wissen, um die Vorgänge zu verstehen, die sich in allen Parlamenten mit bemerkenswerter Gleich- förmigkeit abspielen. Ueberall wird die Schimpfkano- n a d e gegen die Sozialdemokratie in verstärktem Maße auf- genommen. Im Landtag haben die kommunistischen Radau- brüder den neuen Innenminister G r z e s i n iE i mit den gemeinsten Beschimpfungen empfangen, die„Rote Fahne" überstürzt sich förmlich in pöbelhaften Angriffen. In der Berliner Stadtverordnetenversammlung werden Subjekte wie Herr Roth losgelassen, um Prügelszenen zu provozie- ren. Es muß Radau gemacht werden, damit die Außenwelt nichts von der eigenen Hoffnungslosigkeit der kommunistischen Parteibewegung merkt. In widerlichem Krakeel wollen die verzweifelten Parteibonzen ihren eignen Zusammenbruch übertönen. Sie werden die Antwort'erbalten, die sie verdienen.
Das neue Zolltarifgesetz. Verschleppung bis 1S28.— Die Novelle soll ver- lungert werden. Es gilt jetzt als völlig ausgeschlossen, daß der neue Zolltarif bis zum Juli 1927 abgeschlossen sein wird, oder gar daß er bis zu diesem Zeitpunkt in Kraft treten kann. Es muß vielmehr damit gerechnet werden, daß die 1925 beschlossene Novelle, deren Geltungsdauer am 31. Juli 1927 abläuft, verlängert werden muß. Die Vorarbeiten zum Zolltarif werden inzwischen in den beteiligten Ressorts eifrig betrieben. Daneben arbeitet der Enquete- Ausschuß unter Vorsitz des Abg. Lammers, dessen Aufgabe es ist, die inneren Bedürfnisse der Wirtschaft, die beim neuen Zolltarif zu berücksichtigen sind, zu ergründen. Viel hängt auch von den Beschlüssen der Welt- wirtschaftskonferenz ab: falls dort Beschlüsse über eine Acndcrung des Zollschemas und des Zolltarifsystems gefaßt werden sollten, so würden sich gewisse Rückwirkungen auf die Aufstellung des neuen Zolltarifs nicht umgehen lassen.
Der neue Zolltarif wird jedenfalls, wie das Nachrichtenbureau des Vereins Deutscher Zeitungsverleger erfährt, bedeutend mehr Positionen enthalten, als das letzte Gesetz, das rund 23 Jahre zurückliegt. Während zum Beispiel im alten Zolltarif die chemische Industrie nur mit wenigen Positionen erschien, dürfte sie in dem neuen Gesetz mehrere Dutzend Positionen aufweisen. Die Ressorts und der Enquete-Ausschuß dürften ihre Arbeiten im Frühjahr 1927 beendet haben. Dann ist eine Beratung des umfangreichen Gesetzeswerkes im Kabinett erforderlich, worauf der R e i ch s w i r t s ch a f t s r a t sich gutachtlich zu äußern hätte. Dann erst könnte der Gesetzentwurf seine endgültige Fassung er- halten. Berücksichtigt man die dann nochmals notwendig« Kabinetts- beratung und die gewiß langwierigen Verhandlungen im Reichsrat, so darf kaum damit ge rechnet werden, daß der neue Zolltarif vor 1928 an den Reichstag gelangt.
Das Reichsschulgesetz. Ein Rahmengesetz.— Im November vor tiem Neichsrat. Das neue Reichsschulgesetz soll, wie das Nachrichten- bureau des VDZ. hört, wahrscheinlich schon im November vor den Reichsrat kommen. Im Laufe des Sommers hat wieder- holt eine Fühlungnahme mit den Führern der großen Parteien stattgefunden. Erst kürzlich haben die Parteitage der Deutschnatio- nalen Volkspartei und der Deutschen Volkspartei schleunigste Vor- läge verlangt. In politischen Kreisen verlautet, daß nur noch ein Rahmengesetz in Frage kommt, das der Verschieden- heit der Schulgestaltung in den einzelnen Ländern Rechnung trägt. Die meist umstrittenen Fragen sollen in dem neuen Grundgesetz überhaupt nicht berührt werden. So soll die Bestimmung herausgelassen werden, ob der Gesamt- Unterricht im Sinne des Bekenntnisses erteilt werden soll: ferner hat man auch auf eine Auslegung des Begriffes„geordneter Schul - betrieb" verzichtet und will vielmehr diese Frage nach örtlichen Be- dürfnissen regeln. Falls— was in politischen Kreisen nicht er- wartet wird— auch dieser Entwurf scheitert, so trägt man sich an preußischen Stellen mit dem Gedanken, beim Reich die Beseitigung der Sperrrcrschriften des Artikels 174 der Reichsvcrjassung durch ein Notgesetz anzuregen. Der Artikel 174 bestimmt, daß es bis zum Erlaß des in Artikel 146,2(ausnahmsweise Einrichtung von Volksschulen als Bekenntnis- oder bskenntnisfreie Schulen auf An- trag von Erziehungsberechtigten) vorgesehenen Reichsgesetzes bei der bestehenden Rechtslage bleibt. Ferner wird darin bestimmt, daß dieses Reichsgesetz Gebiete des Reiches, in denen eine nach Bekennt- nissen nicht getrennte Schule gesetzlich besteht, besonders zu berück- sichtigen hat._
Die Gpposttion im �ungüo. Eine Beleidigungsklage gegen Mahrann. Vor einiger Zeit war der Freiherr v. Tfchammer und Osten aus der sächsischen Landesleitung des Jungdeutschen Ordens ausgetreten, weil er mit der von dem Hochmeister Mahraun«inge- haltenen politischen Richtung nicht einverstanden war. Im Anschluß an diesen Austritt hatte Mahraun gegen v. Tschammer Angriffe ge- richtet, die diesen nunmehr veranlaßt haben, durch Rechtsanwalt P. Bloch-Berlin «ine Beleidigungsklage gegen den Hoch- meister des Jungdeutschen Ordens anzustrengen. In dem kommenden Prozeß dürften die Streitigkeiten im Jungdo«ingehend erörtert werden.
Das Stresemann-Mentat. Die Gerichtsverhandlung vertagt. Heute morgen sollte vor dem Landgericht III die Verhandlung gegen die Stresemann -„Attentäter" stattfinden. Um 16 Uhr wurde die Sitzung vom Landgerichtsdirektor Dr. Bombe eröffnet. Als Anklagevertreter war Dr. Sehte erschienen. Die Verteidigung lag in den Händen der Rechtsanwälte Dr. Mayer und Dr. Kurtzig. Der Gerichtssaal wies kaum Merkmale eines Sensationsprozesses auf. Beide Angeklagten K a l t d o r f und Lorenz wurden aus der Untersuchungshaft vorgeführt. Sie erschienen ausgerüstet mit Akten- bündeln. Der erste Eindruck von ihnen ist der von Psychopathen. Kaltdorf sieht man sein Heruntergekommensein an, er mimt Wichtig-
keit und Würde, sitzt da mit hochgezogenem Kinn und fest zuge- kniffcnen Lippen. Seine Nase zeugt von Alkoholmißbrauch. Beim Lächeln verzieht er sein Gesicht zu einer krankhaft süßlichen Grimasse. Ebenso Stupides wie Arrogantes strömt aus seinem Benehmen. Lorenz hat regelmäßigere Züge. Sein Gesicht ist ohne Blutstropsen, sein Blick unstet und stechend, seine Bewegungen sind fahrig. Als Zeugen sind u. a. erschienen der Schlosser Grauslich, den sie als Komplizen anzuwerben gehofjt haben, und der Mllnchencr Rechtsanwalt Götz, dem Kaltdorf seinen bekannten Brief„Strefe- mann-Verweseman" geschrieben hat. Nicht anwesend ist der Zeuge Funke, dem Kaltdorf seinerzeit Andeutungen über seine Mord- pläne gemacht hat. Aus dem Untersuchungsgefängnis ist auch der Zeuge Brandt vorgeführt. Auch diesem gegenüber hat Kaltdorf Aeuherungen gemacht, die ihn schwer belasten sollen. Das Fehlen des Zeugen Funke veranlaßt den Staatsanwalt, Vertagung der Ver- Handlung zu beantragen. Dem Gericht bleibt nichts anderes üorig, demgemäß zu beschließen. Die Verhandlung wird für den 2 2. Oktober anberaumt. Um den Zeugen Götz nicht noch einmal aus München kommen zu lassen, soll er heute kommissarisch ver- nommen werden. Deutsche ßrieöenstagung. 12. Pazifistcnkongveß.— Gegen die Todesstrafe. Heidelberg , 8. Oktober. (Eigerter Drahtbericht.) Der 12. Pazi- fistenkongreß wurde am Mittwoch mit einem Bcgrüßungs- abend in der Stadthalle eröffnet. Führende deutsche Pazifisten sowie Marc, Sagnier und Smith hielten Ansprachen, ferner Ver- treter der badischen Regierung und der Stadtoerwal- tung und befreundeter Organisationen. Zum Vorsitzenden des Kongresses am Donnerstag wurde Pro- fessor Quidde einstimmig gewählt. Oberlandesgerichtsrat Dosen- h e i m e r erstattete das erste Referat über„Gegen die Todes- straf e". In der Diskussion gab Professor R a d b r u ch einen hi- storlschen Ueberblick über die Todesstrafe, die ein U e b e r b l e i b s e l des mittelalterlichen Strafsystems darstelle. Einstimmig wurde eine von Professor Radbruch eingebrachte Entschließung an- genommen: „Der 12. deutsche Pazifistenkongreß verlangt mit Entschiedenheit. daß das neu- Strafgesetzbuch dem barbarischen Anachronis- mus der Todesstrafe ein Ende setzt." Die Nachmiltagssitzung war dem Hauptgegenstand der Be- ratungen, dem Vortrag von Oberregierungsrat Dr. Simons über Völkerbund und deutsche Friedenspolitik gewidmet. Der Redner bezeichnete als wesentliche Aufgabe der Völkerbunds- organisationen die Friedenssicherung. Es handle sich jetzt vor allem um das Problem der A b r ü st u n g, der Kolonial- frage und das Minderheitenproblem. Kolonialpolitik würde uns völkerbundspolitisch keinen Nutzen bringen, sondern uns nur die Verantwortung für die Kolonialpolitik der anderen Mächte mitauf- laden.
Der Mentatsplan gegen König Alfons. Zwei spanische Anarchisten zu Gefängnisstrafen verurteilt. Paris . 8. Oktober. (MTB.) Die Strafkammer in Paris ver- handelle heute nachmittag gegen die am 23. Juni, am Tage vor der Ankunft des Königs Alfons von Spanien , in Haft ge- nommcnen spanischen Anarchisten Bonaventura D u r u t t i.zijzj und Francisco A s c a s o. Die Angeklagten hatten im Laufe der Untersuchung zugegeben, daß sie ein Attentat gegen den König von Spanien geplant hätten. D u r u t t i erklärte sogar, er habe König Alfons nicht töten, sondern ihn nur in die Gegend von Jrun(Bilboa) entführen und ihn dort versteckt halten wollen, um aus diese Weise eine revolutionäre Bewegung hervor- zurufen dadurch, daß alle, die dem König den Treueid geleistet hätten, davon entbunden würden. Durutti wurde zu drei Mo- n a t e n, Ascaso zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt und zwar lediglich wegen verbotenen Waffentragens und Be- Nutzung falscher Pässe.
Der starke Mann. Von Hans Bauer. Es hat sich herumgesprochen. Wir brauchen den starken Mann. den deutschen Siegfried. Wie muß er sein? Ja, da gehen nun die Meinungen auseinander. Manche legen auf den trotzigen Blick, die stechenden Augen, den federnden Gang, den Schneid der Bewegun- gen den Nachdruck, anderen schwebt seine Jdealgestalt vor, die Züge von Peltzer, Vierkötter und dem Eisenkönig Breitbart aufweist, in der Regel dürfte aber doch an Figuren aus der deutschen Vergangen- heit gedacht werden, an Bismarck und Fridericus hauptsächlich. Einer baltischen Baronin, die kürzlich in einer deutschen Hafen>- stadt ein Kino besuchte, in dem Otto Gebühr als„Alter Fritz" per- sönlich auf der Bühne erschien, scheint die Lösung der deutschen Frage im letztgenannten Sinne am sympathischsten gewesen zu sein. Sie trat an den Schauspieler heran, schüttelte ihm die Hand und sagte unter Tränen, daß sie von diesem Augenblick an an eine Seelen- Wanderung glaube. Wenn überhaupt jemand Deutschland retten könne, dann sei er es, der Otto Gebühr . Und damit dürfte die wunderliche Dame nun freilich Hundert- taufenden aus der Seele gesprochen haben. Ja, der Otto Gebühr , das ist einer! Zu Hause, über dem Vertiko, hat man einen Oeldruck vom„Alten Fritz" hängen. Täuschend, die Aehnlichkeit, die er mit dem Gebühr ausweist.... Der Krückstock von Otto Gebühr , sein gekrümmter Gang, der Spitzhut, das scharfe Profil: alles wie im Original. Hier schlummern Kräfte. Hier ruht deutsches Schicksal. Hier wird Zukunft geboren. Man vergleiche damit etwa die neu- deutschen Minister. Wer unter ihnen könnte sich als imposante Er- scheinung bezeichnen, als Anklang an geschichtliche Reminiszenzen im Sinne Eebührs? Da plätschern sie in Konferenzzimmern herum und tun so, als täten sie. Aber wie sie sich auch bemühen, die Geste eines Gebühr gelingt ihnen nun doch nicht. Jene bleiben Zufalls- crstheinungen, die mit den äußerlichen Mitteln politischer Worte und politischer Taten wirken. Der Gebühr indessen, das ist eine Persönlichkeit, der stellt sich nur hin, sagt überhaupt nichts und schleudert den großen Original-Fridericus-Rex-Blick, der die Musik unwillkürlich zur Intonation allbekannter Militärweisen und schnei- diger Märsche elektrisiert. Wie sollen wir denn auch an die hohen Butterpreise, an die sittliche Entartung und an den Versailler Ver- trag herankommen, wenn nicht durch die vaterländischen Stimmung-- Momente, die von bedeutenden Masken ausgehen. Vielleicht werfen hier einige ein, daß, bei aller Ehrerbietung, die man dem Preußenkönig entgegenbringe, dieser doch wohl nicht mehr so recht den geistigen Anforderungen der modernen Zeit genüge. Aber das ist mit Nichten ein Einwand gegen Otto Gebühr , der in seiner xeuesten Schöpfung den Beweis erbringt, daß er auch als Kommandant eines Schlachtschiffes seinen preußisch-deutschcn Schlepp-
säbelmann steht, der der Entgegennahme jeder Quantität Hacken- zusammenriß in Treue stark, im Geiste schwach gewachsen ist. Man sollte diesen nicht aus den Augen lassen. Keinem steht die Uniform so wie ihm. Keiner fühlt sich in ihr so wohl wie er. Keiner hält den majestätisch-leutseligen Guck lo lange durch wie er. Hier ist, was wir brauchen. Man wird sich diesen Mann in einer heldenlosen Zeit merken müssen. Vielleicht würde sich sogar heraus- stellen, daß der politische Jntelligenzüberschuß, den der Durch- schnittsmime gegenüber einem Erneuerer Deutschlands unvermeid- licherweise haben müßte, in diesem Falle nicht so groß ist, daß das von der baltischen Baronin herbeigesehnte Rettertum an dieser Frage scheitern müßte.
Internationaler Iilmkongreß. Auf dem 1. Internationalen Filmkongreß in Paris waren 65 Länder durch 165 Organisattonen verträten. Neben zahlreichen Teilnehmern aus Deutschland und Frankreich waren Delegierte aus allen übrigen europäischen Ländern, serner den Vereinigten Staaten , Argentinien , Brasilien , Chile , China und Japan erschienen. Im Bureau des Kongresses, das aus 23 Sitzen bestand, war der Völker- bund mit 4 und Deutschland mit 5 Sitzen vertreten. Der Vorsitz lag abwechselnd in den Händen eines Deutschen , eines Franzosen und eines Amerikaners. Die Arbeit selbst ging in 8 Ausschüssen vor sich. Ueberaus stark war die Teilnahme der französischen Regie- rung. Der Direktor des Internationalen Arbeitsamts, Albert Thomas , betonte in einer Ansprache, daß der Film wie kein zweiter Faktor dazu berufen sei, völkeroersöhnend zu wirken. Die starke Vertretung Deutschlands auf dem Kongreß hat auch in der französischen Presse, die der Tagung große Leitartikel widmete, leb- hafte Sympathie gefunden. Der wichtigste Antrag ging vom Zcntralverband der deutschen Filmoerleiher aus, der die Schaffung eines großen inter - nationalen Filmbureaus anregte, in dem eine statistische Abteilung alles für die Filmindustrie wichtige Material sanimeln und unter die einzelnen Länder austauschen soll. Dieser Antrag fand Annahme. Unter den übrigen Arbeiten ist besonders der Bericht der ersten Kommission hervorzuheben, der sich gegen politische Hetzfilme jeder Art und damit gegen jegliche Bökkerverhetzung wendet. Für historische Filme wird die Heranziehung von Spezia- listen aus den einzelnen Ländern empfohlen. Der darauf hinzielende Antrag wird noch besonders formuliert und im Laufe der nächsten Zeit durch den Völkerbund den einzelnen Regierungen zugestellt werden. Die zweite Kommission befaßte sich u. a. mit Anträgen auf völlige Aufhebung der Zensur, denen aber von deutscher Seite widersprochen wurde. Auf jeden Fall sind ledoch bestimmte Aenderungen der Zensur zu erwarten, die aber voraussichtlich erst dem Völkerbunds zur vermittelnden Prüfung vorgelegt werden. Eine Reihe weiterer Anträge für medizinisch- hygienische Filme wurde angenommen und die Gründung eines internationalen Filmpresseverbandes nach lebhafter Diskussion einstimmig beschlossen. Der Vorschlag, das Jugendschvtzalter auf 15 Jahre herabzusetzen, wurde dem Internationalen Arbeitsamte zur weiteren Bearbeitung überwiesen. H. O. B.
„Das Tier in den Religionen der INenschheit" hieß«in Vor- trag, den in der Urania Herr Heinrich Zimmermann hielt. Als Tierschützer hat er gewiß seine trüben Erfahrungen, doch veranlaßten diese ihn leider dazu, seinen Vortrag falsch anzulegen. Er sprach nämlich so, als ob es überhaupt kein« Tierfreund« gäbe. Unterstützt durch gutes Lichtbildmaterial wurde zuerst das System der heiligen Tiere in Aegypten erläutert. Dann wurde die baby- lonisch-assyrische Religion� erwähnt, die den Tieren prophetische Ga- ben beimaß und deren Spuren man noch im Aberglauben unserer Tage findet. Sobald der Redner aber auf Indien zu sprechen kam, vermißte man jede Straffheit in seinem Vortrage. Die Stellung de- Tieres in den einzelnen Religionen zu erschöpfen, ist in einem Abendoortrag gewiß unmöglich, doch hätten die Einzelheiten ganz anders herausgearbeitet werden müssen. Es war tatsächlich ein biß- chen zu kunterbunt, Buddhismus und Berliner Hundesteuer in eine», Atemzuge zu nennen. Nachdem dann Allbekanntes aus den verfchie- densten Religionen aneinandergereiht und durcheinander gemengl worden war, kam der Vortragende auf die eigenartige Schlangen- Verehrung der Mystiker zu sprechen. Dabei geriet er in einen der- ort helligen Eifer, als ob es gälte, die guten Berliner zu Schlangen- anbetern zu erziehen. c. b. Geheimral Dr. Emil Kraepclin gestorben. Im Alter von 70 Jahren ist gestern der Altmeister der deutschen Psychiatrie, Ge- heimrat Professor Dr. med. Emil Kraepelin , gestorben, der Jahc- zehnte hindurch an der Münchener Universität gewirkt hat. Die Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie widmet dem Verstorbe- nen einen Nachruf, worin sie ihn ihren großen und ruhmreichen Führer nennt, dem ein wahrhast tragisches Geschick versagt habe, sein Werk zu vollenden. Ehinesische Sullurpropaganda. Nachdem in Prag vor kurzem ein chinesisches Seminar geschaffen worden ist. hat China jetzt der Universität Belgrad durch die jugoslawische Regierung den Wunsch übermitteln lassen, es möchte auch dort ein Seminar für chinesische Sprache und Kultur errichtet werden. Ein ähnliches Ersuchen ist den Regierungen Frankreichs , Großbritanniens , Griechenlands und Rumäniens zugegangen. China will diese Einrichtungen auf eigene Kosten erhalten. In Deutschland besteht, wie bekannt, seit dem vorigen Jahre unter Leitung Professor Wilhelms ein Chinesisches Institut in Frankfurt a. M.: außerdem besitzt Hamburg ein Seminar für Sprache und Kultur Chinas , dessen Direktor Professor Forke ist, Berlin neben dem Sinologischen Seminar, dem Professor Franke vorsteht, am Orientalischen Seminar mehrere Lehrkräfte für Chinesisch.
Ulox Verl über ARchelangelo Der erste Lichtbilderboriraz, den Dr. Max Deri aus Einladung der Volksbühne in seinem Zyklus über„Die Krohmeister der Vergangenheit in der bildenden Kunst" hält, wird Michel» angclo behandeln. Er findet am Sonnabend, den g. Oktober, abds. 8 Uhr, im Hörsaal des KunstgewerbemuseumZ, Prinz-Albrecht-Str. 7a, statt. Einlaßkarten 70 Pf. Die Lach- und Nleber-Aueslcllung der Preußischen Staatsbibliothek kann nur noch bis einschließlich Montag, den lt.. täglich, also auch Sonntag, zwischen 11 und 3 Uhr jür jedermann unentgeltlich geöffnet sein.