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Die Exportkredite für Rußland  . Ein Kapitelwirtfchaftsfördernder" Bankpolitik.
Heber den Stand der deutschen   Lieferungen nach Rußland   aus Grund des sogenannten 3()l)-Millionen-Krcdits sind in der letzten Zeit zahlreiche Meldungen an die Oefsentlichkeit ge- kommen. Im folgenden wollen wir versuchen, eine Uebersicht über den wirklichen Stand der Rusiengeschäfte zu gewinnen. Ende Februar d. I. erklärte sich das Reich bereit, bei Liefe- rungen nach Rußland   eine Garantie langfristiger Kredite bis zur Höhe von 10S Millionen, d. h. 3S Proz., da man 300 Mil- lionen in Aussicht nahm, zu leisten. Die Länder ihrerseits erklärten sich zur Garantieübernahme für weitere 75 Millionen Mark bereit. Für 180 Millionen Mark 60 Proz. von 300 Millionen Mark wollten also Länder und Reich eine Garantie übernehmen, die den Kredit des russischen Staates gegenüber den deutschen   Lieferfirmen und Bankiers oerbessern sollten. Vier Monate lang dauerte es, bis die Danken sich bereit erklärten, für die Finanzierung des Rusiengeschäftes einen Krebst von ganzen 120 Millionen bereitzustellen, von dem also 72 Millionen durch das Reich und die Länder garantiert waren: ei den restlichen das Reich und die Länder garantiert waren; bei den restlichen als im Falle der Zahlungsunfähigkeit des Lieferanten Verluste der Banken in Frage kamen. Für die ersten 72 Millionen hasten den Banken also der russische Staat, das Deutsche Reich und die deutschen   L ä n de r, für die übrigen 48 Mil- lionen der russische Staat und die deutschen   Liefer- firmen. In den vier Monaten März bis Juni stritt man sich über die chöhe der von den Russen zu vergütenden Z i n s en. Schließlich einigte man sich auf einen Satz von S.4 Proz., der durch die in- zwischen erfolgte Ermäßigung des Reichsbankdiskonts automatisch aus 8.9 Proz. herunterging. In diesen vier Monaten, in denen sich die Banken nicht entschließen tonnten, einen Krebst von 120 Mil- lionen Mark zu übernehmen, der Tausenden von deutschen   Arbeitern Beschäftigung mitten in der schwersten Wirtschaftskrise hätte geben können, erhöhten 6 Berliner   Großbanken die Kredst«, die sie der Börsenspekulation zur Verfügung stellen, um 127,3 Millionen Mark. Diese Börsenkredite trugen zu einem Teil niedrigeren Zins, als die Rußlandkredite gebracht hätten. Erst nach der formellen Erklärung der Bereitstellung von 120 Mil- lionen Mark Bankkrediten konnte das Russengeschäft überhaupt in Gang kommen. Die höhe der Lieferkredite. Etwa in der folgenden Höhe wurden in den einzelnen Monaten Liescrungsverträge zwischen den Russen und deutschen   Industrie- firmen abgeschlossen: Juli...... zirka 90 Millionen Mark August...... 35, September..... 15.. Oktober...... 20_. Insgesamt also zirka 100 Millionen Mark Die Garantie des Reiches und der Länder wurde in dieser Zeit für etwa 80 Proz. der abgeschlossenen Aufträge gewährt, und zwar: In den Monaten Juli und August zirka 40 Millionen Mark Im September........26,, Im Oktober......... 15 Insgesamt zrrka 80 Millionen Mark Di« 6 Berliner   Großbanken, die sämtlich Mitglieder des Kon- sorttums sind, das die Finanzierung der Russcnkredit« übernommen hat. erhöhten in der Zeit vom 30. Juni bis 31. August ihre Börsenkredit« um weitere 160 Millionen Mark. Man kann annehmen, daß diese Kredite durchweg zu Zinsbedin» gungcn gegeben wurden, die für die Banken weniger profitabel waren, als es die Russenkredite geworden wären, man muß sagen: geworden wären*: denn bis Ende September haben die Banken praktisch überhaupt keine Jinanzierungsarbeit geleistet. Der Grund dafür lag in jener eigentümlichen Perwandlung, in der sich die deutschen   Großbanken zurzeit befinden. Die deutschen  Banken hören auf, P a n k e n zu sein, d. h. Finanzierungsinstitute für Handel und Industrie, sondern sie verwandeln sich, um einen Bankdirektor zu zitieren, der diese eigentümliche Wandlung für seine Person und sein Institut nicht mitmacht, mit ziemlicher Ge- schwindigkeit in Leihhäuser. Mehr und mehr drängen die Banken daraus hin, daß Handel und Industrie zu ihnen kommen, wie der arme Schlucker zum Leihhaus kommt, um feine Tombakuhr zu versetzen. Das Bankgeschäft läuft immer mehr darauf hinaus, ein Geschäft ohne Risiko zu werden, und ohne Rücksicht aus wirtschaftliche Erfordernisse werden die E i n l a(j e n, die den Banken in ständig steigendem Umfange zufliehen, der Börse zugeführt, wenn Handel und Industrie nicht mehr in der Lage sind, den Banken die Sicherheiten zu geben, die die Leihhauspolitik verlangt. Da die Banken solide Leihhäuser sind, oerlangen sie vielfa� Sicherheiten im zwei- bis dreifachen werte der gegebenen Kredite, so daß chre Kreditpolitik dahin wirkt. Handel nnd Industrie in zunehmendem Maße kreditunwürdig zu machen und das gesamte Kreditvolumen innerhalb der deutschen   Wirtschast zu ver- ringern. Wie diese Politik dazu geführt hat, innerhalb von noch nicht Ihi Iahren über 460 Millionen Mark an die Börse zu leiten und so die beispiellose Hausse herbeizuführen, die seit Be-
ginn des Jahres das Aktienkursniveau auf mehr als das Doppelte gehoben hat. so hat sie auch dazu geführt, daß die Banken im R u sie n g e s ch ä f t außerordentlich zurückhaltend waren. Die Banken haben sich geweigert, sich mit den Sicherheiten zu bc- gnügen, die ihnen die Organisation des Russenkredits an sich bereits an Hand gibt, sondern sie haben von den Lieferfirmen neben ihrer Wechsewntcrschrift noch eine besondere Deckung in .orm von bankmäßigen Sicherheiten für die 40 Proz. der russi- fchen Austräge verlangt, die nicht durch die Ausfallsgarantie des
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eiches und der Länder gedeckt waren. Bis Ende September kämpfte die Industrie mit den Banken um diese Forderung, die praktisch darauf hinausläuft, daß die Industrie anstatt der Banken die Russenkredite finanziert. Denn die Industrie muß Kreditmöglichkeiten preisgeben, die ihr die verpfändeten Sicherheiten sonst bieten würden, um die Banken zu befriedigen. Dies bedeutet, daß der Russenkredit seine Aufgabe, im Rahmen des Arbeitsbeschaffungsprogramms der Reichsregierung zusätzliche Arbeit zu schaffen, nur zu 6 0 Proz. der tatsächlich erreichten Liefersumme erfüllen kann. Die lange Verschleppung der Gewährung von Bankkredtten hat denn auch dazu geführt, daß den 100 Millionen russischer Aufträge, den 80 Millionen vom Reich übernommenen Garantien bis Ende Ok- tober wohl höchstens 50 Millionen von den Banken gewährter Kredite gegenüberstanden. Di« oben gegebene Uebersicht zeigt, daß selbst bei großem Optimismus kaum Aussicht besteht, daß der Russenkredit oder, richtiger gesagt, die vom Reich und den Ländern übernommene Garantie in vollem Umfange ausgenutzt wird. Zwar haben inzwischen die Banken weitere 60 Millionen Markzur Verfügung gestellt* und weitere 50 Millionen ausländischer Mittel sich gesichert. Würden aber im November und Dezember selbst ebensoviel« Auf- träge zustande kommen wie im August, so würden im ganzen nur etwa 180 Millionen Mark Austräge wirtlich abgeschlossen werden. Würden die Banken im November und Dezember die von ihnen gegebenen Kredite verdreifachen, so würde nur die Finanzierung von 150 Millionen sichergestellt sein. Es besteht also die begründete Befürchtung, daß aus dem ZoO-Millionen-kredit höchstens 200 RUMonen wirklich vergeben werden, ein Betrag, der tatsächlich, nur' für 120 Millionen neue Arbeit für die deutsche   Arbeiterschaft schaffen kann. Schon Mitte Oktober hat man denn auch in russischen Kreisen nur noch mit einem 200- Millionen-Kredtt gerechnet. Von Ende Februar bis Ende September, also in 7 Monaten der Gesamtfrist von 10 Monaten, die für das Zustandekommen der Rußlandgeschäfte zur Verfügung stand, hat die Tätigkeit der Banken darin bestanden, die gevlante Aktion zu sabotieren. Die Reichsregierung hat sich diesen Sabotage- versuch bisher beinahe immer stillschweigend gefallen lassen. Ueber die Hemmungen, die die Banken dem Rußlandgeschäft von Juli bis September bereiteten, hat die R e i ch s r c g i e r u n g die Oefsentlichkeit so gut wie überhaupt nicht informiert. Durch die Politik der Banken, durch die eigentümliche Zurückhaltung des Reichswirtschaftsministeriums ist die deutsche Arbeiterschaft unmittelbar geschädigt worden. Die Reichsregierung hat es tatenlos mitangesehen, wie die Politik der Banken zu einer zügeln losen Börsenspekulation führte und gleichzeitig das Russengeschäft aufs schwerste schädigte.
Zehn Jahre Deutscher   Hiroverbanü. Die Danken entschuldigen sich. Eine Rede Schachts. Im Oktober waren 10 Jahre seit der Begründung der deutschen   Kommunalgiroorganisation vergangen. Ueber die Bedeutung dieses umfassenden Kapitalfammlungs- und Zahlungsausgleichs- systems ist heute kein Wort mehr zu verlieren. Sie ist das größte öffentliche Bankensystem in Deutschland  . Wir sind keine Freunde von großen Iubiläumsfesten. Aber der großzügige F e st a k t, den der Deutsche   Sparkassen- und Girooerband anläßlich des Iubi- lüunis im Berliner   Rathaus veranstaltete, war eine Notwendig- keit. Denn die Organisation des�deutschen   Sparkassen- und Giro- verbände» muß in der deutschen   Oefsentlichkeit, trog chrer gewal- tigen Leistungen, um die Gleichberechtigung neben dem privat- kapitalistischen Bankwesen noch kämpfen. Die Zentralorganisation des deutschen Bank- und Bankier- gewerbes ließ sich entschuldigen. Wir wollen nicht sagen, daß wegen des Fernbleibens dieser Organisation kein Reichs- mini st er und kein Mini st er Preußens das Wort er- griffen hat. Die Wünsche des Reiches und Preußens überbrachten Dr. Zweigert und Dr. von Leyden. Aber wenn man feststellen muh, daß der Bankiertag durch die Anwesenheit von fünf Reichsministern und zwei preußischen Ministern geehrt wurde, so scheint es, daß im offiziellen Deutschland   stark« Unterschiede gelten zwischen minister- sähigen und nichtmini st ersähigen Perbänden. und daß zu den letzteren leider auch der deutsch  « Sparkassen- und Giroverband gehört. Aber weder die Abwesenheit des Zentral- Verbandes, noch die Anspruchslosigkeit besonders des Reichskabinetts vermochte das stark fühlbare Selbstbewußtsein einer Organisation zu erschüttern, der der erfolgreiche Dienst am Gemeininteresse mehr bedeutet als repräsentativ« Ehrungen. Diel Beachtung fand«ine Glückwunschrcde des Reichsbank- Präsidenten Schacht. Nicht ohne Witz beglückwünschte er die Giroorganisation zu ihrer Konfirmation, und für ihren Weg zur Mündigkeit versprach Schacht nachdrückliche Förderung durch die Reichsbank. Es war natürlich, daß Schacht dabei das volle,
fast übervolle Verständnis der zahlreich vertretenen Gemeinden, Sparkassen und Girooerbände fand, die seine Mitarbeit als Er- z i e h e r in den letzten Jahren recht eindringlich fühlen und beurteilen gelernt hatten. Nur durch eine Mahnung zum geschlossenen Zu- sammenarbeiten, darum aber nicht weniger eindrucksvoll, trat der Präsident des Girooerbandes sächsischer Gemeinden Dr. Eberls hervor, der nach öen Worten des Verbandspräsidenten Dr. Kleiner das größte Verdienst an der deutschen   Giroorganisation hat. Im Perlauf des Abends wurde der Oefsentlichkeit auch eine Denkschrift überreicht, das als Quellenwerk über die Geschichte und den Ausbau der deutschen   Giroorganisation dauernde Pedeutung haben wird. Die Reichsbank am Gktoberlchluß. Einrichtung des telegraphischen Giroverkehrs. Daß der Oktoberultimo tvieder sehr leicht war, ließ schon die Börse erkennen, auf der trotz des Monatsschlusses die Effek- t e n h a u f se ungestört ihren Fortgang nahm. Der Reichs- bankausweis zum 30. Oktober vermag diese Tatsache nur zu unter- streichen. Die ausfallend geringe Steigerung der Lombarddar- l-hen um 31,6 auf 42,8 Millionen ist das deuttichste Merkmal dafür im Reichsbankausweis. Die gesamte Kapitalanlage wuchs um 173,5 auf 1549,1 Millionen. Abgesehen von den Lombarddarlehen kamen davon auf neue Wechsel und Schecks(fast ausschließlich In- landswechsel) 141,9 Mill. M.. so daß die Wechsel- und Scheckbestände aus 1415,0 Mill. anwuchsen. Die Kundengelder auf Girokonto zeigen die zum Monatsschluß gewohnte Abnahme, sie sanken um 339,5 auf 532,6 Millwnen. Der Umlauf an Reichsbanknoten stieg um 501,3 auf 3325,8 Mill., der an Rentenbankscheinen um 92.7 auf 1317,6 Mill. Die Goldbestände wurden wetter um 36,8 auf 1716,1 Mill. erhöht; ebenso stiegen die deckungsfähigen Devisen um 1,3 auf 412,6 Millionen Mark. ISA Ende: I. Quartal Noten und Schulden: Reichsb.- Notenumlauf 3 160 Giroeinlag. d. Wirtsch. 626 Kredite an die Wirtschaft Lombardkredite  ... 77 Wechselkredite... 1 216 (Weiterbegeb. Wechsel)(413,5) Notendeckung: durch Gold.... 1401 durch Devisen... 481
Zusammen 1 972 DeckungSverhältniS: Gold und Devisen zus. 64,4°/, Der Vergleich mit früheren Monatsabschlüssen, wie sie unsere Tabelle gibt, läßt für die Goldbestände und den Umlauf an Reichsbanknoten die vom Reichsbankprästdenten mehr- fach erörterte Zunahme deutlich erkennen. Ader auch die Wechsel- bestände zeigen eine fortdauernde Vermehrung: ein Zeichen, daß die verringerte Spanne zwischen den privaten Gelüsätzcn und dem Reichsbankdiskont weiter ihr« Wirkung getan hat. Für die Posttionsstärkung der Reichsbank gegenüber den Privatbanken ist das natürlich noch kein Beweis, da die Banken bei der Einreichung von Wechseln offenbat nur leichter ihre Rechnung finden. In die letzte Ottoberwoche fällt auch der Entschluß der Reichs- dank, für ihr Girosystem auch t« l e g ra p h i s ch e Ueber- «eisungen auf Kosten der Kundschaft zuzulassen. Die Neue- rung wird aber wohl kaum vor dem 15. November in Kraft treten.
Nleüerlausitzer öraunkohleugewinoe. Zum Abschluß der Braunkohle», und Briketlindustrie A.'G. Berlin  . Die nach dem letzten Generalversammlungsbeschluß auch offiziell Bubiag" firmierende Braunkohlen- und Brikellindustne A.-G. Berlin versteht es ausgezeichnet, ihre Verhältnisse entweder der öffenttichen Beobachtung zu entziehen oder zur Förderung der höheren Absichten* der Verwaltung möglichst nur ungünstiges über ihre Lage zu verbreiten. Es geht der Gesellschaft, die ihre Haupt- gruben im Niederlausitzer   Gebiet abteufen läßt, nämlich nur zu gut. So hat nach dem Geschäftsbericht zum 30. Juni 1926 ihre Pro- duktion den höchsten Stand feit dem Bestehen erreicht. Die Förderung, Brikettierung und der Absatz der 9 Gruben mit ihren über 5 Dutzend Brikettpressen hat gegen das Vorjahr um 11,5 bis 15,6 Prozent z u g e n o mjn e n. Di« Steigerung wurde er-
zielt mit einer durchschnittlichen Belegschaft von 4226 Mann, die aber gegen das Vorjahr(4254 Mann) noch etwas niedriger ist. Die Produktivität der verwendeten Arbeitskraft ist also beträchtlich
gestiegen. Der Bericht findet es aber sehr bedauerlich, daß die Rcichsreaierung die Lohn-, Sozial- und Arbeitszettsorderungen der Arbeiterschaft nicht genügend bekämpft, und in der Generalverjamm- lung verkündete die Verwaltung eine Erhöhung der Belegschaft um 40 Proz.(1) und eine Steigerung der Prikettprels«. falls wirklich das Dreischichtensyftcm eingeführt würde. Natürlich sind beide Be- hauptungen auf eine grobe Irreführuno der Oefsentlichkeit berechnet, denn mit der festgestellten großen Leistungssteigerung allein wider- legt die Verwaltung sich selbst; das wirtlich glänzende Gewinnergeb- nis des vergangenen Jahres aber wurde mit einer Preissenkung von 3 Proz. erzielt, wie der Bericht an jener Stelle verrät, wo er die Belastung durch ochtpro entige Lohnsteigerung dem als Der» dienst erscheinenden Preisabbauopser der Gesellschaft gegenüberstellt. Herr Generaldirektor Büren wird also das aus der Schule plaudern seines Kollegen Dr. Silverberg sehr bedauern müssen, der in seiner Rheinischen A.-G. für Braunkohlenbergbau und Brikettsabrikation mit sehr viel höheren Löhnen und einer auf 9 Stunden ver-
ver führende Reifen! 0/ aller auf der Deutschen Automobil» Ig* Ausstellung, Berlin  , befindlichen 'O Fahrzeuge sind montiert mit
-Schwarz