geklagten gemeine Soldaten waren, der letzte der Oberleutnant Schulz. Man muß die Aeußcrungen des Vorsitzenden des Lands- berger Schwurgerichts zusammenstellen. Im Mordprozeß Brauer hält er dem Angeklagten K o w a l e w s k i vor: „Sie haben keine Schuld? Sie trinken mit Ihrem Kameraden Brauer, Sie sind mit ihm vergnügt und lustig, und dann dulden Sie es und sehen zu, wie dieser Mann in Ihrer Gegenwart er- mordet wird. Schämen Sie sich, Sie sind ein ganz er- b ä r m l i ch e r Kerl. Bereuen Sie heute wenigstens, was Sie getan haben?" Ueber K l a p p r o t h, der Gädicke von hinten nieder- schlug, der mit ihm vor dem Gang ins Fort Tschernow Kognak trank, sagt er in der Urteilsbegründung: „thier steht Klapproth. Dieser ehrliche alte Soldat! Hat man denn in Deutschland gar kein Verständnis mehr für auf- rechte Männer?" Er zitiert einen Brief von Kowalewsti, in dem es am Schluß heißt:„Das Vaterland! Herr, mach uns frei!" und setzt hinzu: „Aber nur, indem man die Leute von hinten ermordet!" Und Klapproth? Klapproth, der Gädiche Meuchelmorde- risch von hinten anfiel? Ueber den sagt er in der Urteils- begründung: „Was Wunder, daß in Klapproth, der viel für di« Arbeit». kommondos und für das Vaterland getan hat, die Empörung über diesen Menschen emporstieg, daß er bei der ersten Gelegenheit den Verräter niederschlug, gleichgültig, was daraus wurde." Im Prozeß gegen Kowalewsti verliest er einen Artikel aus der„Deutschen Post" in Guatemala in dem es heißt: „In Frankreich wäre ein solche» vorgehen de» Gericht» un- d-nkbax. Dort würde man Leuten, die Verräter an der heiligen Sache auch mit den schwersten Strafen belegten, den Lorbeerkranz überreichen." Und er fügte hinzu: „Herr Fahlbusch ist leider ausgerissen. Ihm können wir den Lorbeerkranz-nicht überreichen." Aber K la p p r o t h, ja Klapproth ist da. Ihm überreicht er den Lorbeer:„Viel für das Vaterland getan." Die Ab- wesenden haben unrecht.... Und nun gar Sch u lz! Er spricht von ihm als von dem hochverdienten Retter des Vaterlandes. Werturteil auf Wert- urteil für Schulz aus der Perspektive eines kleinen, in den Illusionen der Schwarzen-Reichswehr-Spielerei befangenen Gehirns. Man denkt an Ludendorff im Hitler-Prozeß:„Meine Herren, Sie sehen in mir Tannenberg." Dieselbe Methode, ober Ludendorff und Tannenberg, und Schulz und Küstrin ! Jedoch von hier aus erschließt sich das Verständnis für diesen Richter. Sein Geist ist dem Geiste des Schulz, dem Geiste des alten Militarismus nah«. Einem Zeugen sagt er: „Sie haben als Gemeiner eine recht dreiste Sprache geführt. Mich wundert, daß K l a p p r o t h Sie nicht verhauen hat." Ein Richter, der sich zu solchem Ausbruch hinreißen läßt, zu solcher Billigung des Prügelgeistes, der soll objektiv über die viehischen Schandtaten eines Klapproth urteilen? Er, der sagt: auch du Zeuge hättest In die Klauen von Klapproth ge- — er würde gegen seine Ueberzeugung geurteilt haben, wenn er anders geurteilt hätte. Aber gerade deshalb ist dies Urteil ein so unerhörter Fchlsprnch. Der Richter wurde unvermutet Partei. Partei gegen den Nebenkläger und seinen Anwalt, Partei gegen die Belastungszeugen, Partei für Schulz. Die öffentliche Verhandlung in Landsberg hat trotzdem genug erkennen lassen vom Femesystem in der Schwarzen Reichswehr. Darüber hinaus aber ein anderes: sie hat mit erschütternder Deutlichkeit die Anklage de» Volkes bestätigt, daß die Rechtsprechung gegen die Anstifter der Fememord« versagt. Es darf dabei nicht bleiben. Es muß Klarheit geschaffen
werden. Fühlen die Richter nicht, welche Anklage gegen sie es in sich schließt, wenn parlamentarische Untersuchungsausschüsse das klären, was sie nicht klären wollten, und die Schuld jener aufdecken, die sie freisprachen? Wollen sie wirklich nichts aus dem Ergebnis der Femeuntersuchung in Bayern lernen? die Atmosphäre von Landsberg . Di« LS.-Korrespondenz meldet aus Landsberg : In den letzten Tagen und auch noch im Laufe der gestrigen Verhandlung im Landsberger Gerichtsgebäude sind an die Adresse de» Ver- treters de» Nebenklägers, Rechtsanwalt Dr. Löwen- t h a l, zahlreiche Drohbriefe und auch offen« Karten antiseniitischen Inhalts eingelaufen. Auch der Nebenkläger Gädicke, der zum Erstaunen des Gerichtes bekanntlich zu der gestrigen Ber- Handlung nicht mehr erschienen war, hat nach seinen Bekundungen ein« solche Unzahl von Drohbriefen erhalten, daß er es nicht gewagt Hab«, zur Schlußsitzung dieses Prozesses zu er- scheinen. Gädicke hat die Landsberger Polizei um Schutz für feine Person gebeten, da er noch dem Inhalt der anonymen Schreiben ernstlich besorgt war, angefallen zu werden. Cr hatte übrigens schon vor der Verhandlung in seinem Heimatort ähnliche Briefe erhalten, in denen ihm prophezeit wurde, daß dies« Reise nach Landsbevg sein« letzt« sein werde.
Steuers Stäupung. Die Möbel Scheidemanns in Kassel . In einer kleinen Anfrage sozialdemokratischer Landtagsabge- ordneter wurde auf verschiedene Ausführungen des deutsch - nationalen Landtagsobgeordneten Steuer Bezug genommen, in denen dieser dem Oberbürgermeister Scheidemann gegen- über den Vorwurf erhob, im Jahre 1V20 als Kasseler Oberbürgermeister für seine Wohnnug aus staatlichen Schlössern Möbel käuflich erworben oder in Miete unter Bedingungen ge< nommen zu haben, daß der preußische Staat geschädigt worden sei. In der Antwort des preußischen Finanzmini- st e r s wird die erste der an die Anfrag« einzeln geknüpften Fragen, ob Scheidemann vom preußischen Staat Möbel gekaust oder ge- mietet habe, verneint: vielmehr hat der preußisch« Staat Ver- träge über Kauf und Miete von Möbeln mit dem M a g i st r a t der Stadt Kassel abgeschlossen. Die Festsetzung der Preise ist nach Anweisung des Finanzmimsters auf Grund der Schätzung eines ver- eidigten Taxators in Kassel erfolgt. Die Spannung zwischen dem Friedenspreis und dem Handelswert ISA ist halbiert und der sich ergebende Preis in Ansatz gebracht worden. In den Jahren ISIS und ISA sind Verträge, wie sie der preußische Staat mit dem Kasseler Magistrat abgeschlossen hat, in der gleichen oder ähnl''--n Weise auch in anderen Fällen abgeschlossen worden. Gän- stigere Bedingungen sind in den Verträgen mit dem Magistrat bzw. dem Vermieter hinsichtlich der Preise oder beim Mietvertrag be- züglich der Verpflichtung zur Unterhaltung und zum Ersatz der ver- mieteten Gegenstände im Vergleich zu anderen Fällen nicht ein- geräumt worden.
SalüigefibberufungüerKontrollkommisfion? Befriedigende Ergebnisse der nenesten Unterredung Briand -Hoefch. Paris , 11. November. (Eigener Drahtbericht.) Wie wir zu der am Mittwoch mitgeteilten Unterredung zwischen dem deutschen Botschafter in Paris und dem französischen Außen- minister in Ergänzung der sehr lakonischen Mitteilung des amt> lichen Kommunique» erfahren, läßt ihr Verlauf tatsächlich die Hofs. nung aus ein baldige» Ende der interalliierten Mllltärtoalrolle be» gründet erscheinen. Die gegenteilige Meldung eines Teil» der Pariser Presse, wonach Briand sich außerordentlich ungehalten darüber gezeigt habe, daß Deutschland mit der Durchführung der von der Botschafterkonferenz gestellten Forderungen noch immer Im Rückstände sei, dürfte völlig au» der Luft gegriffen sein.
Gefühl und Mechanik. Konzertumschau von Kurt Singer . Die Mechanisierung und Industrialisierung des deutschen Kon- zertlebens ist oit beklagt, oft geschildert worden. Ioder Tag führt weiter in ber Vernichtung de« allzu Ueberslüssigen, in der Konzen- trierung auf Weniges. Noiwendiges, Dauerhaftes. 100 Jahre Musik der Oesfsntlichkeit— seit Mendelssohn hat sich Kenntnis und Aner- kennung der virtuosen Darstellung durchgesetzt und müde gelaufen. An den gleichen Werken, fast in denselben Typisierungen nur alle 10 Jahre von einem einzelnen durchbrochen. Neue Musik aber ver- langt keine spezifische Interpretation, ersetzt oder übertönt sie min- dcstens durch Sicherheit des Auges und der Hand. Die Mcchani- fierung wirkt sich weiter aus. Beseelung, Gefühl. Romantik. Schlag- morte persönlichen Musikvortrag», werden abgestoßen. Hier greift die Industrie ein und versucht nun umgekehrt das Lebendige de, Konzert« festzuhalten, aus dem Flüchtigen, leicht Vergessenen hinaus- zuführen zu einer leibhaftigen Wirkung. Die Sprechmaschin« hat durch Vollendung der Plattenindustrie«inen großen kulturellen Fortschritt zu verzeichnen: niit Hilfe der Radiotechnik konstruiert die Elektrolagesellschaft Platten, die mit einer außerordentlichen Prä- zision und'Denllichteit auch da» Gefühl des Persönlichen in der Werkwi-dergabe auslösen. Man nimmt nicht, wie früher, musika- tische Vorträge in kleinen, resonanzlosen Räumen auf, sondern in großen Sälen, und überträgt durch das Mikrophon erst den Gesamt» klang aus die Platte. Man hört also sozusagen den gesamten Raum und alles, wo» von den Decken und Wänden her reflektiert wird, mit. Auch die Lokakisterung des Klangs ist dadurch ein« vielseitigere geworden: nicht von einer einzigen Stelle her spricht Musik zu uns, sondern, wie es im Konzertbetrieb wirklich ist. von allen Seiten her. Dabei ist eine Deutlichkeit der Sprache erreicht, wie nie zuvor. Wir konnten das kontrollleren an meisterhaften Platten Giglis und Fietas(eines in Deutschland noch unbekannten Tenor»), an Männer- guartetten unter Rudels Leitung und an Jazzkapellen. Da, Groß. artigste aber zeigen die Chorplatten, die in der Alfred-Hall in London ausgenommen worden sind(Messias). Die Fülle und Plastik des Tons, die Sauberkeit und Differenzierung der Instrumente, da? Pomphafte des chorischen Ausstieg» sind noch niemals derart schön und ohne Nebengeräusch aus Apparaten zu hören gewesen. Eni- wickelt sich diese Industrie w,iter in dem bisherigen Gleis», so wird das Platten konzert langsam nicht nur Ersatz, sondern Steigerung des öffentlichen Konzertes. Vorläufig hängt dos Publikum im Konzert noch ganz am Ge- fühlsion der Musik. Daß dieser zum Wesen jeder Kunst gehört, kann gewiß nicht abgestritten werden. Und wenn man bei Furt- w ä n g l e r in einer den göttlichen Weisen der Es-Dur-Sinsoni« Mozart genial nachtostenden Aussühning erhoben wird, so ist de, Grund ja sicherlich in dem Melodische«, im ftlmgen«od Singe«
dieser Musik zu suchen. Daneben ist ein Wert von Philipp Iarnach sehr schlecht postiert. Wie könnte nach dem Frühlingsklangspiel Mozarts das„Morgenklangspiel" von Iarnach noch wirken! Daß es so kühl ausgenommen wurde, ist eine Ungerechtigkeit gegen den sehr begabten Busoni -Schüler, der, ohne tief zu schürfen, doch mit hellstem Gefühl für Orchesterklang und einem noch stärkeren Empfinden für die Philharmonie ein sehr klares, durchsichtiges Gewebe von Stimmen und Stimmungen geschaffen Hot. Eine gewisse Gefühls» askese macht wohl stutzig, doch kann dies« Blässe nicht über die Noblesse des Werk» hinwegtäuschen. Strawinskis Feuerwert, das nicht wärmt, sondern nur lodert, setzte das Programm fort, da» in einer warmblütigen Interpretation des 2. Klavierkonzert? von Prahms(Arthur Schnabel ) den Höhepunkt erreichte Hier gingen Dirtuosentum und Gemeinschaftsempfinden bei Dirigent und Spieler so zusammen, daß der Wunsch nach einer letzten Vollendung in Einheit Wirtlichkeit wurde. Ernst Roter» konzertiert vor einem überfüllten Saal. Ob dies« rege Propaganda dem jungen Manne gut tut, muß bezweifelt werden. Der rege Beifall konnte ihn darüber täuschen, daß er in seiner Entwicklung stehengeblieben ist. Das Schönste des Abends waren die sechs Variationen und Fuge über ein Bretonisches Thema, die er klug selbst am Klavier ausdeutete. Großer Geschmack und zarte Phantasie zeichnen das Werk au». Ein Trio von Violine, -Violoncello und Saxophon wollte eine neue Klangkombmatton schaffen, die aber nicht über«in Experiment hinausdrang. Zum Romantiker geboren, vermischt hier Roters den ihm eigenen Stil mit Fremdem, Modischem. Das Resultat ist Verwirrung auf der ganzen Linie und selbst das Ulkartige bekommt den Stempel der Affektiertheit aufgedrückt. Ein romantischer Abend bei Giese. king bedeutete wiederum Freude an der malerischen Ausdeutung?. kunst, an der Tastenverliebtheit dieses größten Sängers unter den Pianisten. Bei Wilhelm Kempff , einem der Vielseitigsten der jüngeren Pianisten, erstand die chromatisch« Phantasie uyd Fuge von Bach zu ganz großem Leben. Das ist ein Baumeister größten Formats, dem das Nachzeichnen der Kontur wesentlich ist, und wesen- hast gelingt. Bei Bruno und Olga Eisner sind wir wieder im Lande des glückseligsten Musizierens, des Schwärmens und Liebens. In Liedern von Schubert ergänzen sich diese beiden großen Künstler: es strahlt Musik aus iedem Ton und jeder ist erfüllt von innerer Begeistening. Ganz gelöst in Technik und Musikalität gibt sich Gregor P i o t i g o r s k y. der auf seinem Cello, etwa» schwerfällig von Franz Osborn begleitet, dankbar« Salon- stücke von Gluck. Schubert, Tschaikowsky spielte. Iascha Hören- st e i n dirigierte am Sonntag nachmittag den Berliner Schu- b e r t- C h o r. Der Saal war gestopft voll, ein Zeichen, wie schnell und stark sich Horenstein bei den Arbeitern in Gunst gesetzt hat. Der Chor singt mit starkem Ausdruck und spricht mustergültig, was bei den russischen Volksgesängen von Lendvai und zwei anderen Volks. chörea besonder» deutlich wurde. Horenstein selbst wächst ständig
Tatsache ist vielmehr, daß auf diesem Gebiete nur noch einige technische Einzelheiten von ganz geringfügiger Bedeutung zu regeln sind, nachdem die interalliierten Beschwerden gegen di« Befugnisse des Generals Heye in einem Kompromiß ihre Erledigung gesunden haben. Die einzige Frage, über die eine Einigkeit bisher nicht erzielt werden konnte, ist die der technischen Organisation der Kontrolle nach ihrem Uebergang auf den Völkerbund. De? Friedensvertrag gibt dem Dölterbund lediglich ein„3 n v e st i g a- t i o n s r e ch t", auf Grund dessen dieser sich voa�Uit zu Zeit über die Innehaltung der Abrustungsbestimmungajdurch Deutschland zu vergewissern hat. Frankreich verlangt statt dessen die Aus- Übung einer regelrechten und periodischen Kon- trolle, sowie die Einsetzung einer permanenten Kam- Mission des Bölkerbundes für das linke Rheinufer, die sein« im Friedensvertrag festgelegte Entmilitaristerung in ständiger Weise überwachen soll. Die Verhandlungen darüber dürsten sich keines- wegs auf die Regierungen in Paris und Berlin beschränken, und es ist anzunehmen, daß bei einigem guten Willen auch für diese Frage ein Kompromiß sehr bald gefunden werden kann. Die vorstehenden Feststellungen unseres Pariser Korrespon- deuten werden von den Berliner amttichen Stellen als voll- inhaltlich richtig bestätigt. Man hofft auch, daß die letzten Schwierigkeiten hinsichtlich der technischen Organisation der Kon- trolle bald durch ein Kompromiß überwunden werden und die jetzt noch in Berlin weilend« INilltärkontrollkommission bald endgültig abgebaut wird.__ Der Reichstag im Runüfunk l Die„Berliner Funk st und«" hat bei dem Reichstags- Präsidenten beantragt, im Plenarsitzuugssaal de» Reichstages mehrere Mikrophon« einbauen zu dürfen, um an die Rundfunk- abonnenten täglich den Verlauf der Plenarsitzungen des Reichs- tage» weiterzuleiten. Die Genehmigung dieses Antrage» würde die Möglichkeit schaffen, täglich im ganzen Reiche den Gang der Reichs- tagsfitzungen verfolgen zu können. In anderen Ländern besteht eine derartige Möglichkeit schon lange.
Um Sie Vermögenssteuer. Hinausschiebung der Zahlungsfrist für Landwirt«. Der Steuerausschuß des Reichstags beschästigtc sich am Donnerstag mit einem deutschnationalen Antrag, den Zahlungstermin der Vermögenssteuer vom IS. November, soweit die Land- Wirtschaft in Frage kommt, zu verschieben. Der Tatbestand, an den dieser Antrag anknüpft, ist folgender: Im Rechnungsjahr 1926 hat für die Vermögenssteuer bisher nur ein Zahlungstermin, der 15. August, bestanden. Für die Landwirtschaft aber galt auch dieser Termin nicht, da ste ihre Vermögenssteuer nur an zwei Ter- minen, dem IS. November und dem IS. Februar, zu entrichten hat. Diesen wenigen Zahlungsterminen entspricht das bisherige Aui- kommen der Vermögenssteuer von 125 Millionen M. Ursprung- lich hofft« man, den Steuerpflichtigen die Bescheid« zur Vermögens- steuer bis 10. November zustellen zu können. Das ist nicht ganz er- füllt, so daß für diejenigen Steuerpslichtigen, die ihren BesHeid noch nicht haben, die Steuer noch nach den alten Sätzen und Be- Wertungen zu entrichten wäre. Die Reichsregierung erklärt« sich bereit, durch ein« Verordnung zu veranlassen, daß denjenigen landwirtschaftlichen Steuer. Pflichtigen, die bis Ende 1926 ihren Steuerbescheid erhalten, die Vermögenssteuerrate vom IS. November bis End« des Jahres, und zwar ohne Verzugszuschläge und Verzugszinsen, gestundet wird. Die Sozialdemokratie erklärte sich mit dieser Regelung unter der Voraussetzung einverstanden, daß das garantierte Mindest. aufkommen der Vermögenssteuer im Rechnungsjahr 1926 von <00 Millionen M. durch diese Maßnahm« nicht gefährdet werde und daß diese Anordnung nicht zu Berufungen anderer Kreise führe. Die Regierung sagte beide« zu. Der deutschnationale Antrag, wurde dadurch für erledigt erklärt, ebenso ein kommunistischer 51 n- trag, der für kleine und mittlere Landwitt«, di« Hochwasser, oder sonstige Schäden erlitten haben, den Erlaß der Vermögenssteuer forderte, da diese ohnedies kaum vOmögenssteuerpflichtig sind.
mehr zu einem höchst suggestiven, in den Bewegungen sparsamen. innerlich konzenttterten, astttisch glühenden Kapellmeister. Ueberall der gleiche innere Kontrast zwischen Gefühl und Form- gebung, schließlich auch ein Hinwegdrängen von klassischen und romantischen Werken des 19. Jahrhunderts zur Musik des 17. Jahr- Hunderts, oder zu der an vorklassischer Kunst orientierten modernen. Ein Ausgleich wird kommen, und das Konzettleben wird sich zu gleicher Zeit zu vetteidtgen haben gegen di« Fottschritte der mecha- Nischen Musikindusttte._
Shaw Nobelpreisträger. Die Schwedische Akademie hat am Donnerstag dem englischen Schttftsteller Georges Bernhard Shaw den vom vorigen Jahr reservierten Nobelpreis für Literatur ver- liehen. Gleichzeitig hat die Akademie beschlossen, über den Literatur- preis von 1926 erst im nächsten Jahr zu verfüge». Shaw ist— zumal In Deutschland — zu bekannt, als haß diese Tat als etwas anderes denn als ein« Selbstoerftändli-Hkeit angesehen werden könnte. Immerhin war es für die konservativen Herren der schwedischen Akademie eine Tot. Denn Shaw ist auch in seinem dramatischen Werk ein leidenschaftlicher Künstler und Kämpfer für Anschauungen und Ideen, die nicht nur den Durchschnitts- engländer sehr befremden. Er ist sogar Sozialist und nicht nur in seinen polittschen Flugschriften. Man kann den Mitbcgi ünder der „Fabian Society " und den Dramatiker Shaw nichl gut voneinander trennen. Denn beide sind nur verschiedene Ausstrahlungen des einen und unteilbaren Menschen Shaw. Und dieser Shaw ist ein Rebell gegen alle Landläufigkeiten und Konventionen, ein Wahrheitssucher und Bekenner. Man muß also die schwedische Akademie loben(und nur hin- zufügen, daß man den Nobelpreis schon viel früher durch Shaw hätte ehren können). Wir wollen nicht hoffen, daß man Shaw nicht mehr für„gefährlich" hält. Der Mut zur Wahrheit— auch in ironischer Form— ist immer gefährlich für alles Faule und Ber - altete und vor allem fiir alle herrschenden Klasseninteressen. Nobel hat der Menschheit ein verbessettcs Dynamit geschenkt, die leider einen sehr schlechten Gebrauch davon gemacht hat. Shaws Geist ist der Nobelschen Erfindung verwandt: auch er hat ein« außer, ordentliche Sprengkraft. 5lb«r er kann nur menschheitsfördernd wirken.
Da» Ukrainische Zvstiwi in UerNn. In der verlmer Universität wurde da« Ukrawilche Wiflenschaftliche Institut erSffnel. Sein Direttor, der ukrai- Nische Kultur- und Üiteraibistoriler. Prot. Doroschenko. debandelte in seiner ErösfnunaSrede die bis ins lt. Jahrhundert zurückreichenden Be- ziehungeii zwischen dem deutschen und dem ukrainischen Volt und danlte den deutschen izreunden, die bei der Begründung de» Instituts mitgewirkt vie neue vper von Strauß. Richard Strauß hat die Komposition einer neuen Oper beendet. Das Textbuch stammt wiederum von Hugo von Hos- mannSthal. Das Werk wird oorausstchtiich zwei Akte umfassen und sübtt den Titel»Die ägyptische Helena'. Die Nraussll hrung wird voraus fichtlich erst w der Sailen 10:»*/)» Noltsinden. Die Kunsthandlung Sagerl, Potsdamer Str 123 e, veranstaltet zurzeit «ine Ausstellung von Gemälden Berliner Künstler: di« Aus- ftellung stndet zugunstea der Hilfskassen de« Wirtschaftlichen Verbandes bll- den der Künstler statt