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ben Staat!" Tam ftamt! Bem fall benn hier nicht, bie Balle überlaufen? Hier ist nur das Hohngelächter der Hölle am Plah...!"..

Zum Schluß sehnt Ernst Jünger   den Zeitpunkt herbei, zu dem wir unser Schicksal in die Hände eines Führers legen dürfen, der ein Führer von Männern und nicht von politischen Spießbürgern, öden Radaubru dern, Butschisten oder sentimentalen Phrasen dreschern ist".

Die ,, neuen Nationalisten", die so lange mit den Führern der Verbände, besonders mit dem Stahlhelm" zusammen gearbeitet haben, fällen über ihre alten Bekannten sehr harte Urteile. Wir wagen ihnen nicht zu widersprechen.

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Wir sind aber gern bereit, diese Urteile auch weiteren Kreisen als den Lesern der Standarte" zugänglich zu machen, selbst auf die Gefahr hin, daß das ohngelächter der Hölle" noch lauter wird als es bisher schon der Fall ist.

Der Zerfall des Nationalismus. Geständnisse des Herrn v. Graefe.

Einen Aufsatz, der die Zustände im Lager der foge nannten nationalen" Bewegung trefflich illustriert, ver­öffentlicht in feiner Deutschen   Tageszeitung" der völkische Herr v. Graefe. Ohne viele Umstände beginnt er gleich mit folgender Feststellung:

Ber Augen hat zu sehen, und den Mut besigt, der unverkenn baren Wirklichkeit gegenüber feine feige Bogel- Strauß- Politik zu betreiben, der muß als das Merkmal unserer derzeitigen inner­politischen Entwicklung die verhängnisvolle Tatsache der absoluten 3erfegung aller nationalen Kraftzentren unferes Deutschtums befennen. Der Vergleich der diesbezüglichen Berhält niffe noch zur Zeit der Weimarer   Tagung der Nationalversammlung mit heute ist geradezu: niederschmetternd.

Ueber die Deutschnationale Partei äußert fich Herr v. Grafe folgendermaßen: 15

Die Deutschnationale Partei hat in ihrer Führung längst ihren Frieden mit der Novemberrepublit geschloffen, sie ist ,, auf den Boden der gegebenen Tatsachen" getreten, seit dem Sünden­fall gegenüber der Dawes politit ift fie von der nationalen Opposition hoffnungslos eingeschwenkt in die Erfüllungs­politit der Scheidemann- Erzberger Stresemann.. Also Rapitulation auf der ganzen Linie vor der schwarzrotgelben Internationale.

Mit den Rechtsverbänden ist Herr v. Graefe nicht zufrieden. Mahraun vom Jungbo habe sich rückhaltlos ber Novemberrepublik zur Verfügung gestellt. Ehrhardt halte zum mindesten mißverständliche Reden". So ergibt sich für den völkischen Beschauer ein verzweifelt erscheinen­des Bild der Tatsachen".

Schuld an diesen Zuständen trägt nach Herrn v. Graefe die Methode der Freimaurer   und der Jesuiten  , in alle gegne rischen Matzentren eigene Vertrauensleute hineinzubalan cieren", die dort als Spaltpilze wirten. Ueberall, in Jungdo  . Biting, Deutschnationale Bartei, Reichslandbund, seien diese Emiffäre tätig. Herr.v. Graefe versichert, er tönnte sie sogar nennen, wenn er nicht vermeiden wollte, den Kampf auf das persönliche Gebiet zu tragen.

In dieser Darstellung, die Freimaurer und Jefuiten in einer Front aufmarschieren läßt, stedt eine gute Dofis unfrei. milliger Romit. Aber wenn auch Herr v. Graefe für die Tatsachen eine unsinnige Erklärung jucht, so schildert er doch den Zustand der sogenannten nationalen Bewegung gar nicht so unrichtig. In der Tat ist, nicht infolge irgendwelcher dunklen Machenschaften, sondern infolge der allgemeinen 3iellofigfeit und 3erfahrenheit eine völlige Berfegung eingetreten. Und so betritt Herr v. Graefe aber mals das Gebiet des unfreiwilligen Humors, wenn er zum Schluß die in ihrer Zielfegung unflarite Richtung, nämlich eine eigene, als die Retterin aus allen Nöten in Erscheinung

treten läßt.

Die Berliner   Presse.

Bemerkungen eines Ausländers.

Von Jan Münzer.

Man fann fagen, mas man will: die Presse eines Landes ge­hört mit zu feiner Charakteristik. Was man aus dem Tag heraus und in den Tag hinein schreibt und brudt, ist fennzeichnender als das, mas lange und wohlüberdacht in die Bücher tommt und was oft ein Außenseiter, ein Einsamer geschrieben hat. In den Tagesblättern und in den kleinen Flugblättchen rumort der Boltsgeist...

Schmutz und Schund.

Maßnahme für die gefchäftstüchtige Fürstin unbehentlich, da der Meri einzelner Stüde aus den Schwarzburgischen Sammlungen den Betrag

Wirtschaftliche Bedenken der Industrie und Handelss der angedrohten Strafe weit übersteigt. Das Geschäft fann

fammer.

Die Industries und Handelstammer zu Berlin   macht in einer Eingabe wirtschaftliche Bedenten gegen das Schmutz und Schund gefeß in seiner jeßigen Fassung geltend:

1. Der mangel einer Begriffsbestimmung für Schund- und Schmugschriften bedroht die Herstellung und den Ber.| trieb mit einer starten Rechtsunsicherheit.... Bir regen die Aufnahme der Begriffsbestimmungen aus dem früheren Referenteneniwurf an.

2. Die jetzige Fassung des Entwurfes läßt die Möglichkeit offen, taß eine Schrift, insbesondere auch eine periodische Drud schrift deshalb auf die Liste gesetzt wird, weil eine per einzelte Etelle darin Anlaß zum Einschreiten gibt( beispielsweise eine Anzeige), obwohl die Schrift nach ihrer gesamten Richtung und ihrem gesamten Inhalt einwandfrei ist. Wir halten eine Ergänzung für nötig, der zufolge eine Echrift nicht auf die Liste gesetzt werden darf, wenn die gesamte Richtung und der gesamte Inhalt der Schrift nicht die gleiche Beurteilung wie die beanstandete Stelle erfahren.

3. Durch die Einrichtung von andesprüfstellen in der jeht vorgesehenen Art wird die einheitliche Handhabung des Gesezes vereitelt. Es würde sich hieraus der für die beteiligten gewerblichen Kreise sehr bedentliche Zustand ergeben, daß die Aufnähme derselben Schrift in die Liste von der Prüfstelle des Erscheinungsortes abgelehnt und von der Prüfstelle des Ortes eines anderen Landes, in dem sie in vereinzelten Stücken verbreitet ist, beschlossen wird. Sollie es jedoch trotzdem bei der Einrichtung von Landesprüfftellen bleiben, so ist es erforderlich, daß a) jede Landesprüfftelle mur zuständig ist für Schriften, die ihren Erscheinungsort in dem betreffenden Lande haben, b) die Beschwerde aufschiebende Wirkung hat.

4. Es ist unbedingt notwendig, daß jede Prüfstelle pari. tätisch. d. h. gleichmäßig, aus Bertretern der Fachkreise und der Jugendwohlfahrtsorganisationen zusammengesetzt wird. Bei der Besetzung mit 6 Beisitzern müssen demnach 3 den Kreisen der Kunst und Literatur sowie des Buch- und Kunsthandels entnommen werden. Außerdem ist es erforderlich, daß der bereits in dem Ausschuß anerkannte Grundsaß, daß die Aufnahme in die Liste nur mit quali fizierter Mehrheit beschlossen werden kann, auch für den Fall der Abwesenheit einzelner Sachverständiger veranfert wird, indem unter allen Umständen die qualifizierte Mehrheit( Dreiviertel- oter 3wei­drittelmehrheit) vorgeschrieben wird.

Ein neuer Fürstenskandal in Thüringen  . Unter Duldung der Weimarer   Bürgerblockregierung?

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Fast scheint es, als ob die Leute aus den acht fürstlichen Häufern, die bis zum Novemberumfturz als Sereniffimustypen in Thüringen   regierten, Wert darauf legen, einer nach dem andern durch Standale die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dieses Mal ist es die Fürstin Witwe Anna Luise von Schwarzburg   Rudolstadt  , die im Mittelpunkt einer beinahe unglaublichen Affäre steht. Seit geraumer Zeit nämlich betreibt die ,, hohe Frau" unter Assistenz ihres fürstlich schwarzburg- rudolstädti­fchen Hofmarschalls", Herrn von alem, einen sähmunghaften Geheimhandel mit öffentlichem Eigentum. Und zwar handelt es sich um die Kunstschäße im Schloffe Schwarzburg, die aus wertvollen um die Kunstschäße im Schloffe Schwarzburg, die aus wertvollen Bildern und Majoliken und einer unerjeglichen historischen Gewehr sammlung bestehen. Sie sind nach dem Geset Gigentum des Landes Thüringen  ; ihr Wert geht in die Hunderttausende. Shre Durchlaucht aber hat fie zu beträchtlichem Teil widerrechtlich, angeblich, um einer ,, bringenden Notlage" abzuhelfen, nicht nur an eine Berliner   Kunsthandlung, sondern auch ins Ausland verlauft, fo daß fie für Deutschland   als un mieberbringlich verloren angesehen werden müssen. Inzwischen hat zwar das Landgericht in Erfurt   eine einstweilige Verfügung erlassen, die für jeden weiteren Berkaufsfall eine Buße von 20 000 Mart festfett; doch ist diese

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wordene Wiz- und Ironieproduftion. Sie stehen auf der Höhe des gegenwärtigen europäischen   Bildungsphilifters. Um eine ganze Welt intereffanter sind die kleinen Feuilletonisten unter dem schreiben den Volf. Ihnen passieren manchmal Ideen, die nirgends hinein zugehören scheinen, die in ihrer rébellischen Geradheit, in ihrer Un angepaẞtheit an respektable Konventionen dem Geist und dem Herzen wohltun. Sie glühen und wärmen am meisten, wenn fie in einem sprachlichen Ausdrud gebracht sind, aus dem nichts von einer Nachahmung falter, blizgender pariserischer Points zu spüren ist. Dieses Rantenwert der Zeitung, dieses unnüze Nebenbei, diese unterhaltung" an den Rändern des politischen und wirtschaftlichen Lebensernftes, dieses Allotria, das sich vom stolzen, weltumspannen­den Nachrichtendienst erst die Erlaubnis zur Eristenz erbetteln muß, Kommt man in eine Stadt, in der man nie vorher oder vor das ist in der Zeitung jene Art Lurus, die wichtiger ist als Brot. Jahrzehnten war, ist es unvermeidlich, daß man zuerst die Straßen Aus diesen kleinen Dingen erfühlt man, was für ein Geist im Hause und fennt man die Sprache der Stadt zugleich auch die herrscht: Roheit und Machtanbeterei oder in freien Stunden Zeitungen diefer Stadt fennen lernt. Die Straße ist das Be auch etwas Sinn für dasjenige, was infolge seiner Echtheit und zeichnendste für die Psyche seiner Bevölkerung. Und was find die Subtilität sich jenseits aller bekannten Phrasen hält.( Man ver Zeitungen im Grunde anderes als die Straßen? Jeder Zeitung entsteht mich wohl!) Daß diese ergöglichen Dinge in der großen Bresse pricht eine Straßenart. Es gibt Zeitungen, die wie Cityſtraßen dieser strengen Großstadt zu finden sind, ist beinahe ein Wunder. ind, ernit, niichtern, mit Reichtümern überladen, die in pruntlojen Da neulich las ich im Borwärts" ein Feuilleton: Ich möchte Magazinen aufgestapelt sind; andere sind wie Straßen in Billen auch in die Akademie". Es war in einem Kreise ausländi nierteln: fie führen an Gärten vorbei und Lurusgebäuden, laden scher Intellektueller, daß ich es las. Da es mir gefiel, reichte ich das zum Lustwandeln ein und zu ästhetischen Betrachtungen. Es gibt Blatt dem Nachbarn, und bald haben alle den scherzhaft über Zeitungen, in denen es hämmert und toft mie in Fabrifgegenben, fünchten, doch bluternsten Aufschrei eines geistigen Arbeiters ge­und schließlich auch solche Blätter, in denen der Geruch verrufener lesen. Dazu entspann sich eine Diskussion über den Sinn und Wider­Gaffen zu spüren ist. Was auf der Straße nicht sofort gesehen und sinn der Akademien und überhaupt aller Institutionen, die den gehört werden kann, das gibt sich in den Zeitungen gebrudt preis. 3med haben, ins bereits Bolle noch hineinzugießen, die Belohnten Hier liegt das gesamte Boltsleben ausgebreitet. noch mehr zu belohnen, die Gefeierten zu feiern und vor dem Er­Der Berliner   fühlt es vielleicht nicht, aber derjenige, welcher folge auf dem Bauche zu liegen. Ein Ausländer fagte: Bei uns van draußen kommt, spürt sogleich, wieviel Physiognomie- von sehr würde man es nicht magen, so was zu drucken. Es ist nicht zu be­ausgeprägter Art die Berliner   Breffe aufweist. Der gütige ftreiten, es herrscht doch hier in Berlin   freie Weltstadtluft!" Also Leser, der Wohltäter der Journalisten, wird wohl fragen: Sag das Recht auf Rühnheit der Gedanken wird in der Berliner   Bresse mal, wie tommt dir die Physiognomie der Berliner   Bresse vor?" demjenigen, der dem unreglementierten Einfall die richtige Form Barauf ich verpflichtet wäre, ihm mit einem Haufen von Komplizu geben weiß, noch nicht bestritten. Die Tyrannei amerikanischer menten aufzuwarten; denn der ständige Leser möchte mindestens Gedankenöde ist für die hiesige Bresse noch eine ferne Gefahr. Un­feine Beitung gelobt wiffen. Da ich von einer fleinen Hauptstadt geachtet des Klapperns der Nachrichtenmaschine.... eines Nachbarstaates Deutschlands   herkomme, finde ich es weder für angebracht zu loben noch zu tadeln. Ich möchte tein ferviler Schmeichler fein und habe auch feinen Grund, eine frecher Raunzer zu sein. Ich will also versuchen, auf einem Seile zwischen diesen zwei Gegenfäßen zu tanzen. Die großen Berliner   Blätter sind nach ineinem Gefühle schon Fabriten, aber noch nicht amerikanische Fabrifen. Starter Betrieb," aber noch nicht ganz verfachlicht, noch nicht entfeelt. Die rein menschlichen Nuancen sind noch in jeder Beiheng zu finden; pie maschinelle Logit hat nach nicht alles auf­gesaugt und ausgedörrt, mas fich den technischen Belangen" und der geschäftlichen Berechnung miderjeßt. Es sprießt noch da und dort geheime Liebe zum Unpraktischen und wirtt sich aus in er­frischenden unzeitgemäßen Betrachtungen. Troß des Schwirrens der Maschinenräder hört man noch viel menschliche Einzelstimmen von individueller Färbung. Die großen Solisten, die führenden Männer der Feder, welche die hohe Politit machen, find von der Art, wie man sie überall hat. Die politischen und kritischen Stars der Bei tung mit dem festgefrorenem SHL Eingemachte und fonfervierte Geicheltheit, erstarrtes, vertalttes Selbstbewußtsein, automatisch ge

Ueber Ausstellungsreform" sprachen in einer öffentlichen Ber sammlung des Wirtschaftlichen Verbandes bildender Künstler Profeffor Arthur Segall und Professor Rudolf Bosselt  . Die Ausführungen der beiden Redner brachten manche Anregungen, beleuchteten das Thema aber allzu einseitig vom Stand. punti des produzierenden Künstlers. Größere Ausstellungen ohne Jurierung der Bilder, denen auch nicht durch die Art des Hängens bereits eine Note erteilt werden sollte, sind gewiß wünschensmert, für den schaffenden Künstler vielleicht sogar lebensnotwendig. Es ist auch sicher zu verurteilen, wenn übereifrige Kritif einen bilbenden Künstler, den sie nicht vielleicht nur: noch nicht versteht, bes dingungslos verdammt, oder daß fie, wie es wohl auch vorkommt, um einer persönlichen Zu- oder Abneigung willen ihr Urteil bewußt oder, was das häufigere sein dürfte, unbewußt revidiert. Aber das find schließlich Ausnahmen, und der Wert einer sachlichen, bewußten Kunstkritik wird durch eine fleine Schar schlechter Kritiker nicht herab. gemindert. Kritik aber ist nicht nur Kunsterziehung am Publitum,

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also, wenn man nur etwas im Preise aufschlägt, ruhig weiter gehen! Das Tollste an der ganzen Geschichte aber ist, daß das bürger­liche Kabinett Leutheußer das Treiben auf Schloß Schwarzburg  bisher wohlwollend geduldet hat. In Berlin   freilich hat sich seinerzeit selbst der deutschnationale Finanzminister des Landes Thüringen   bitter über die maßlosen Forderungen der verflossenen Botentaten beklagt und erklärt, daß die Ansprüche der Fürstenhäuser Thüringen   finanziell zu Grunde zu richten drohten".

Und dies wird freilich um so eher zur Tatsache werden, wenn die Regierung eines republikanischen Landes Rechtsbrüchen der einstigen Landesväter und Landesmütter auch weiterhin gleich. gültig und tatenlos zufieht!

Bürgermeisterwahl in Brandenburg  .

Genosse Fresdorf- Magdeburg gewählt.

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Die Brandenburger   Stadtverordneten wählten am Donners­tag den sozialdemokratischen Magdeburger   Stadtrat Dr. Fresdorf zum Oberbürgermeister der Stadt Brandenburg  . ersten Wahlgang wurden abgegeben für Dr. Fresdorf 16 Stimmen, für Dr. Peters. Detmold   20 Stimmen, für den kommunistischen   Stadtschulrat Goß Berlin 6 Stimmen. zweiten Bahlgang erhielt Dr. Fresdorf 21 Stimmen der Kommunisten und der SPD  . Dr. Peters Detmold erhielt 20 Stimmen der bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft und die Stimme eines aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossenen Stadtver­ordneten. Das von einem sozialdemokratischen Stadverordneten ge­zogene 2os entschied für den sozialdemokratischen Stadtrat Dr. Fresdorf. Das Ergebnis wurde mit stürmischem Beifall der Linken und der Tribünen aufgenommen.

Die Verlängerung der Polizeistunde.

Antwort auf eine Zentrumsanfrage. In einer Kleinen Anfrage der Sentrumsfrattion des Preußischen Landtags   wurde erklärt, die Verordnung des Innen ministers über die Verlängerung der Polizeistunde habe in weiten Kreisen der Bevölkerung sehr große Mißstimmung erregt, weil man Don der Auswirkung diefer Berordnung große Schädigungen in fitt licher, fozialer und wirtschaftlicher Beziehung befürchte. Das Staats­ministerium wurde befragt, was es zur Verhütung solcher Wirkungen zu tun gedente.

Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, wird in der Antwort des Ministers des Innern erflärt, daß die Polizeistunde mit der Frage der Hebung der Sittlichkeit in feinem unmittelbaren 3u­fammenhange steht. Birtliche Gefahren für die Sittlich. teit, deren Hebung in erster Linie eine Frage der Erziehung aller Bevölkerungstreise ist, tönnen in der Berlängerung der Polizei­stunde nicht erblidt werden. Einer großen Reihe fittlicher Uebelstände, wie Korruptionsgefahr für die Ueberwachungsbeamten, Ueberhandnehmen von Nachtlofalen übelster Art, Anreiz zu leber­schreitungen der Polizeistunde wird gerade durch deren Berlängerung wirksam vorgebeugt, Im übrigen wird fittlichen Ausschreitungen, wo fie fich zeigen sollten, mit allen Mitteln entgegengetreten werden. Jn sozialer Hinsicht find Schäden nicht zu erwarten, da die Schutz­bestimmungen für die Arbeitnehmer durch die Verlängerung der Polizeistunde in teiner Beziehung berührt werden. Es ist besonders Vorsorge getroffen, daß diese Bestimmungen streng beachtet werden. Inmirtschaftlicher Beziehung find burch die Verlängerung der Polizeistunde ebenfalls Nachtetle nicht zu erwarten

Zum Fall Panier. Amtlich wird mitgeteilt: Das Preußische Kabinett hat beschlossen, die in der Straffache gegen Schirmann und Genossen( Fememord Banier) gegen Benn, Stein, Aschenkamp und Schirmann verhängten Todesstrafen in Zuchthausstrafen eine 15jährige, bei Aschenkamp und Schirmann in eine je 10jährige umzuwandeln, und zwar bei Benn in lebenslängliche, bei Stein in Zuchthausstrafe.

sondern auch Erziehung am Künstler. Der Kritiker, der ein schlechtes Bild eines sonst talentvollen Malers etwa tadelt, wird ihm damit oft mehr nügen als mit allem Lob, das er ihm sonst spendete. Außerdem aber weist die Kritif das Publikum überhaupt erst auf die Künstler hin. Ohne Zeitungstritit mären heute gewiß die Ausstellungen noch weit weniger besucht, als das ohnehin der Fall ist. Ganz und gar aber verkannten beide Redner das Publikum. Es fann gewiß nicht ihr Ernst sein, wenn sie die Ausstellungsbesucher als eine Schar von Ignoranten hinstellten, der man ruhig auch den schlimmsten kitsch vorfetzen und zum Kauf anbieten dürfe, da sie ihn doch nicht vom Kunstwert unterscheiden könne. Wäre es wirklich so, so müßte jeder ernsthafte Künstler sich schämen, zu produzieren, und seine Werbe vor den Augen aller Welt in dem finstersten Winkel seines Ateliers vergraben.

Tes.

Aus Anlaß der

Gerhart- Hauptmann- Feier in München  . Münchener   Aufführung der Dorothea Angermann" wurde im alten historischen Rathaussaal ein Festbantett veranstaltet, zu dem neben den Spizen der staatlichen und städtischen Behörden das ge­Jamte geistige München   erschienen war. Die Festrede hielt Thomas Oberregierungsrat Heybel und Schauspielbirettor Bape trat Gerhart Mann. Nach Mar Halbe, Heinrich Mann  , Dr. Bruno Frand, Hauptmann selbst an das Rednerpult und dankte für die ihm zuteil geworbene Ehrung. Er ging u. a. auf die zum Teil sehr aggressiven Kritiken seines neuesten Schauspiels ein und führte aus: Wer das Theater mill, wer den echten Spiegel des Lebens will, muß mit aller Entschiedenheit auch zum Menschlichen und zum Allzu menschlichen Ja sagen. Die Kunst, so wie ich sie verstehe, ist zweifel. los auch allgemein ein den sozialen Frieden förderndes Kultur­element. Die Ansprache des Dichters, die in die Hoffnung auf eine gelunde Wiedergeburt des deutschen   Volkes ausklang, wurde mit stürmischem Beifall aufgenommen.

Ein Streit um die Echtheit der Mona Lisa  ", Leonardos welt­berühmtes Meisterwerk im Louvre, ist unter den Pariser Kunstsach­verständigen entbrannt. Das Louvre- Eremplar fei eine Kopie, und das Original befinde sich im Besiz eines Pariser   Kunsthändlers. Be­fanntlich wurde die Mona Lisa  " im August 1911 aus dem Louvre gestohlen und im Dezember 1913 in Florenz   wiedergefunden.

Hilfsaffien für engagements lofe Schauspieler. Mit Unterstüßung des Breußischen Kultusministeriums und des Berliner   Magiftrats veranstaltet die Bühnengenossenschaft in ca. 16 Städten der Umgebung Berlins   ständige Gastspiele. Mit eigener Bühnenausstattung und moderner Beleuchtungsanlage versehen, reist zurzeit ein Ensemble von 12 Personen mit Renaissance". Ende dieses Monats wird ein zweites Ensemble mit neuen Echauspielern in denselben Städten Der zerbrochene rug" und Rottchens Geburtstag" spielen. Die Leitung der Gastspiele bat Berner Bernhardy.

Paul Westheim   spricht am 30., abends 8 Uhr, über: Die Kunst von geitern und beute"( mit Lichtbildern) im Rahmen der literarischen Abende der Buchhandlung Ferdinand Ostertag, Kleiftstr. 20. Karten à M. 1,50.

.Das reißende Lamm", das neue Wert von Emil Bernhard wurde zur gemeinsamen Urauffübrung für den 11. Dezember von den Vereinigten. Theatern in Breslau   und den Stadttheatern in Magdebung. Bonn   und Salle erworben. Das Bert ist auch als Buch im Boltsbühnen­Berlag, Berlin   S. 40, erschienen.