Arbeiter und Siedlungspolitik.
Bon Victor Road.
Bebrüdien bilden eine schmere öffentliche Gefahr. Zuberfufoje umb| in threr Mahnung. Es leuchtet ohne weiteres ein, wie wichtig, fittlich Hautkrankheiten übertragen fich ja nicht nur auf Proletarier.
Wie lebt denn das Bolt? Tagsüber in luft- und Sonnenarmen, oft von Staub und raftlofem Lärm erfüllten Werkstätten und Bureaus. Die Wohnung ist ein wichtiges Lebensmittel an geordnete Nach achtstündiger Arbeitszeit tommt man abends in bis zum Er Bebensführung gewöhnter Menschen. Nichts wirft fulturell so zer ftiden überfüllter Eisenbahn oder Straßenbahn heim. Das Heim fehend auf das soziale Wesen des Menschen wie Mangel an ordentist dem Ledigen meist möbliertes Zimmer" oder„ Schlafstelle" in der licher Wohnung. Zeitungen und Fachzeitschriften find erfüllt vom Mietsfaserne; Teil eines Hauses, einer Wohnung, worin gar zu viele Jammer unter Wohnungsmangel und Wohnungselend schmachtender Menschen um Raum, Luft, Licht, Ruhe gegen einander fämpfen. Familien. Bir wissen alle, daß Wohnungselend, das hauptsächlich Stiller zermürbender Kampf, deffen But und Ingrimm man runteraus Wohnungsüberfüllung entspringt, neben anderen Ursachen das schluckt, weil man die eigene Ohnmacht gegen diese Berhältnisse bennt. Bolf verdorben hat, täglich, stündlich mehr noch verdirbt. Wir wissen, Jugendliche, auch Kinder haben schon freudlose abgefämpfte Gefichter. daß sehr viele Arbeiterfamilien eine Schlafftubengemeinschaft zwischen Der Eigentümer einer solchen Wohnung, der Haushaltungsvorstand", Rindern und Erwachsenen verschiedenen Geschlechts, gefunden und Ehemann, Familienvater, wird, wenn er von der Arbeit heimfehri, tranten, ertragen müffen, die törperliche Gesundheit und sittliches zwischen seinen vier Wänden nicht glücklicher als seine Unter- oder Empfinden schwer schädigt, natürliche Scham abtötet, feine Bander der wie es so schön heißt Aftermieter". Das Elend treibt Bebens Schicklichkeit zerreißt, die den Berkehr zwischen Mann und Weib, hungrige schnell wieber aus der Wohnung heraus, nachdem das Effen Alter und Jugend zügeln, auch ohne zu fnebeln und zu feffeln. verschlungen ist. Sie suchen Freude,- suchen sie in Kneipe, Rintopp Wissenschaftliche Forschung und Statistik lehren, daß Infektions- oder übleren Bergnügungsstätten. Dort lassen sie ihre Nerven auftrantheiten wie Tuberkulose und Gefchlechtsfrankheiten haupt- peitschen. Nachts fehren sie heim. Die Luft der Schlafftube ist verfächlich infolge Wohnungselends sich ausbreiten. braucht, dunstig, higend. Nur wenig erquidt vom Schlaf, laffen sie Mehr noch als Typhus und Tuberkulose verwüsten Gesich am Morgen wieder von überfüllten Bahnen zur Arbeitsstätte schlechtstrantheiten die Jugend. Aften der öffentlichen befördern. Fürsorgeämter und Krankenhäuser reden erschütternd über die Ausbreitung dieser Geuche unter Jugendlichen und Kindern infolge Wohnungselendes. Längst fahen große Krankenhäuser sich genötigt, Abteilungen für geschlechtstranke Kinder einzurichten. Sie sind häufig zahlreich belegt mit Kindern aller Altersstufen, bis ins Säuglingsalter. Welch eine Fülle von Unheil! Bedeutet doch die Erkrankung an Syphilis nicht nur die Berdüsterung eines ganzen Menschenlebens, sondern darüber hinaus ein Berhängnis für die Nachkommenfchaft des Erkrankten.
Die Ansteckung von Kindern erfolgt Jehr oft verbrecherischerweise; aber viel öfter noch dadurch, daß megen Bettenmangels Rinder mit erfrankten Erwachsenen in einem Bett zusammenfchlafen müffen. Die behördlichen Bettenstatistiken enthüllen schauberhafte Zustände. Der preußische Bolkswohlfahrtsminister berichtet 1924 über schwere Bettennot in Sagan, Dels, Hindenburg, Schweidniß, Breslau , Marienburg, Johannisburg, Tilsit und anderen Städten. Ueberall Kinder, die zu dritt und noch mehreren, teils mit Erwachsenen zu sammen, in einem Bett schlafen müssen, auch Kinder, die überhaupt noch nie in einem Bett geschlafen haben, sondern fonstwie und sonst wo gebettet sind! Bolfs- und Mittelschüler, bie mit 8, 9, 10, 11, ja 12 Personen zusammen in einem Raum ohne Ofen haufen müssen
Aften öffentlicher Fürsorgeanstalten, Jugendgerichte, Kriminalgerichte beweisen, daß Wohnungselend schwache Charakter so völlig verdirbt, daß sie in rafendem Tempo die schiefe Bahn des sozialen Unterganges hinabgleiten. Die manche Che ist durch die notgebrungene Aufnahme Familienfremder in die enge Wohngemeinschaft zerrüttet! Daß Mangel an Ordnung, Freude und Glück in über füllten Wohnungen Männer in Kneipen und dem Dämon Alkohol in die Arme treibt, ist so bekannt, liegt auch fo sonnentlar auf der Hand, daß hierüber fein Wort zu verlieren nötig ist.
Die Schäden des Wohnungselendes als wie Krankheit und gefell. schaftsfeindliche Erbitterung und Verzweiflung in den Seelen der
Theater, Lichtspiele usw.
Das ist der normale Kreislauf des Proletarierbaseins.
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Doch nein, der Sonntag foll ja Sonne bringen in diefes Schattendalein! Jedoch so weit ist in der Großstadt der Weg aus der Steinwüfte bis zum Walde braußen, und die Fahrt dorthin ist Kampf um ein Plätzchen zum Stehen. Einen Sitzplatz finden nur noch Sonntagskinder. Bruſt an Brust, Leib an Leib gedrängt, schnappt man dem Nachbarn seinen verbrauchten Atem schier vom Munde fort. Empfindsamere nervöfe Naturen scheuen das alles so fehr, daß fie verzichten auf Himmel, Wald, Fluß, See und Wiese. Sie bleiben- ,, baheim".
Es sind die wenigeren, denen ein angenehmeres Heim beschieden ist, die die Straft aufbringen, andauernd darbend zu sparen, um in der Mietstaserne menschenwürdiger wohnen zu fönnen oder gar ein Sieblerheim zu erringen. Es sind auch die wenigeren, die fiulichen Halt, Hoffnung und Ansporn, ideale Begeisterung und Rampfesmut finden im politischen und gewerkschaftlichen Organi fationsleben, in den Bestrebungen und Unternehmungen zur Förderung der geistigen Kultur der Lohnarbeiterschaft aller Berufe und Stände. Die Mehrheit unserer Bolfsgenossen hat leiber den Weg zu diefen Quellen fortschrittlicher Eniwidlung und beglückenden Lebens inhalts noch nicht gefunden und findet ihn sehr allmählich
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Einen rührenden Kampf gegen das Mietkasernenelend führen die Kleingärtner, die Baubentolonisten in Deutschland etwa 1½ Millionen, in Berlin allein 169 000. Sie sind überwiegend Arbeiter und organisiert im Reichsverband der Klein gartenvereine Deutschlands . Ziel dieser mächtigen Bewegung ist: jeder Mietfasernenfamilie einen Kleingarten in möglichster Nähe des Stadtfernes zu verschaffen, und dieses Stückchen Band durch Gesez dauernd denen zu sichern, die es liebevoll bearbeiten. Der Kleingarten foll nicht nur helfen, den Küchenbedarf der Familie an Gemüse und Kartoffeln usw. zu deden, sondern auch die Familien entschädigen für den Mangel an Raum, Luft und Licht
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Volksbühne Tag. 8, Uhr: Theater am 8lowplatz Th. im Schiffbauerdamm Absteigequartier
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Staats- Theater Die Komödie Volponc
Opernhaus Bismarck 2414, 7516 Platz a.d.Republ. 8 Uhr:
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Regie M. Reinhardi
Gr. Schauspielhaus Städtische Oper Taglich 8%, Uhr
Von Mund Die Walküre u mund
H. Wildbrunn G. Stückgold Abonn.- Turnus II
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Silvester vorstell.
Deutsches Theater Anf. 7, Endel 0, U.
8 Uhr:
2
bereits begonnen
Heute 8 Uhr:
Volpone Das Grabmal des Morgen 8 Uhr: Unbekannten Soldaten Volpone reizige
Morgen 8 Uhr:
Komische Oper
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Norden 10334-37 Der Vorverkauf hat Wallner Theater Heidhardt v.Gneisenau Letzte Vorstellung Tägl. 8% U. die erfolg. Schwankoperette der Kinder- Revue Das blonde Wunder
Funkheinzelmanns
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Kammerspiele mit Alfred Brann CASINO- THEATER 8 Uhr:
Norden 10334-37
8 Uhr: Ollapotrida von Alexander Lernet- Holenia Begie: Heinz hilpert . Hierauf:
Das Vellchen von Franz Molnar Regie: Eug. Robert
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8 Uhr, Sonn- u. Feiertags nchm. 3 Uhr
Eintritt Jugendlichen verboten Thalia- Theater
Täglich 8 Uhr: Der graße und der
kleine Klaus
Metropol- Theat. Täglich 8 Uhr:
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Saltenburg- Bühnen Dts Künstler- Th. Fritzi Massary : 8:„ Die Königin Stg.32: Der fröhliche Weinberg Lessing- Theater Alb. Bassermann 8: Der Diktator Th. a. Kurfürstendamm
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R. A. Roberts v. Thellmann 9
Neue Welf
ARNOLD SCHOLZ
mie gesundheitlich der Kleingarten für das Volk ist.
Die Bestrebungen der Kleingärtner werden aufs stärkste gestüẞt und gefördert durch die Bodenreformbewegung, in welcher die Arbeit vieler Persönlichkeiten sich wie Nebenflüsse zu einem ſtarfen Strom vereinigt, der mit das Rad der Geschichte treibt. Die neueren Siedlungsgefeße, auch der sozialpolitisch to außerordentlich bebeutungsvolle Artikel 155 der Reichsverfassung und das Reichsheimftättengefeß find Früchte diefer Bewegung. Sie ist gewissermaßer grundlegend und bahnbrechend auch für die Kleingartenbewegung. So hat der preußische Wohlfahrtsminister auf Grund des Reichsheimftättengefeßes die Gemeinden verpflichtet, nicht nur heimftättengebiete, sondern auch Heimstättengartengebiete planmäßig absugrenzen, um fie für die Ansiedlung von Kleingärten, Lauben. kolonien dauernd sicherzustellen. In solchen Heimstättengebieten, die nach dem Erlaß des Wohlfahrtsministers in Kinderwagenentfernung von den Stadtternen angelegt werden sollen, darf nichts aufgebaut werden, was nicht zum Klein. gartenbetrieb paßt. Der Minister entspricht hiermit einer der wichfigsten Forderungen der Kleingärtner, nämlich, ihrem durchaus berechtigten Berlangen, der Familie die Nutzung ihrer Laubenparzelle, die fie mühsam bearbeitet und in die sie schönes Geld hineingeſtedt hat, über Bertragsdauer hinaus zu sichern. Der in der Praris heiß umstrittene Erlaß des Ministers wird gestützt durch zwei Gesetzentwürfe, die ebenfalls von bodenreformerischem Geift erfüllt sind, deren einer baldigft dem Reichstage vorgelegt werden soll. während der andere den preußischen Landtag gegenwärtig beschäftigt. Ich meine die Entwürfe zum Reichsbodenreformgefes und zum preußischen Städtebaugeset. Zwei Geseze, deren sozialpolitische Wirkung nicht überschäßt werden kann.
Artikel 155 der Reichsverfassung, Reichsheimstättengefeß, Reichsbodenreformgefeß und Städtebaugeseh bilden zusammen Grundlage und Wirkungsbereich der neudeutschen Boden-, Siedlungs- und Wohnungspolitit. Sie enthalten große Möglichkeiten, die Wohn- und häusliche Wirtschaftsweise der Arbeiterfamilie zu verbessern. Die Bertreter der Lohnarbeiterschaft in Barlamenten, sonstigen öffentlichen Körperschaften und Berwaltungen müssen aber die Gesetze ennen, sich in ihren Inhalt vertiefen, ihn erft ganz be. griffen haben, um die Rechte, die sie dem Bolf gewähren, wahrnehmen und verfechten und ihre praffische Anwendung erfämpfen zu fönnen. Sie muß mächtigen Feinden abgerungen werden.
Der Kampf des Boltes gegen das Wohnungselend ist ein Ringen um feinen filtlichen Bestand. Er ist nicht nur ein Kampf gegen die Miettaferne, gegen das großstädtische Hochhaus; denn auch das flacje Kleinhaus in der ländlichen Gemeinde wird zur Hölle, wenn es mit Menschen überfüllt ist, wenn es feinen Insassen nicht Raum bietet, ein sittliches und gesundes Eigenleben zu führen, persönliche Habfeligteiten in Ordnung zu halten, Ruhe zu finden, sich vom Lärm der Arbeit zu erholen, sich auf sich selbst zu befinnen, ein Buch zu lesen und geistig zu arbeiten. Das Kleinhaus an sich bietet also noch nicht Gewähr für das Gedeihen der Familie. Auch das Einfamilienhaus fann Herd leiblichen und sittlichen Elends sein; jedoch der Kreis der vom Wohnungselend im Bielfamilienhause Betroffenen ist so viel mal größer als im Kleinhause, wie mehr Menschen in der Mietfaserne als im Kleinhause wohnen.
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