Die gelbsüchtige Straßenbahn.
Sie hätschelt die Gelben und schifaniert die Gewerkschafter.
Durch die am Sonnabend noriger Woche vorgenommene Neuwahl der Betriebsvertretung bei der Straßenbahn ist an der bis herigen Zusammenfagung des Betriebsrates nichts geändert marden. Troß angeftrengter und lügenhafter Propaganda ist es den Gelben nicht gelungen, Mandate zu erobern. Immerhin ist aber der Ausgang dieser Wahl wert, die Verhältnisse bei der Berliner Straßenbahn einmal unter die fritische Lupe zu nehmen und der Deffentlichkeit zu zeigen, warum die Gelben überhaupt dort noch ihre Position behaupten fönnen.
Es ist nicht nur die leider vorhandene Indifferenz der BeDiensteten der Straßenbahn gegenüber den freien Gewertschaften, die diese nicht vollfommen das gewertschaftliche Feld bet der Straßenbahn beherrschen läßt, sondern auch die Einstellung der Be triebsleitung gegenüber den Gelben und Deutschvölkischen im Betriebe. Bir machten schon in unserer Abendausgabe vom 13. diefes Monats auf die innigen Beziehungen zwischen der Betriebsleitung der Straßenbahn und den Gelben aufmerksam, die zeigen, daß die Betriebsleitung bewußt die gelbe Gewerkschaft" wie auch die deutschvölkische Wertiport bewegung aufpäppelt. Es steht fest, daß die Betriebsleitung ber Straßenbahn den Gelben nicht nur Mittel zur Anschaffung einer schwarzweißroten Fahne bewilligt hat, sondern sogar Fehl beträge bedie, die bei Veranstaltungen der Gelben entstanden sind. Es steht weiter fest, daß Angestellte der Berwaltung. Die eigentlichen Inspirateure bleiben im Hintergrund mit dem Führer der Gelben, Buttgereit, bei Lohnbewegungen zufammengefommen sind, um zu beraten, wie man den um Shre Eristenz fämpfenden Verkehrsbediensteten und Arbeitern in ben Rüden fallen fann Man hat sich nicht gescheut, bezahlte Spikel in die Bersammlungen der freien Gewerkschafetu zu fchicken.
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Bei der legten Bohnbewegung ließen sich höhere Berwaltungs beamte en um Verhandlungen nachsuchenden Vertretern der freien Gemertfchaften gegenüber verleugnen, hatten aber genügend 3eit, mit den Gelben über Löhne und soziale Einrichtungen zu verhandeln, obwohl die Gelben gar feine Tariffontrahenten sind. Es. find überhaupt Zustände eingetreten, die sich von denen der Vorfriegszeit durch nichts unterscheiden. Genau wie vor dem Kriege werden heute freigewerkschaftlich und politisch organisierte Straßenbahuer von den Dienststellenleitern und Fahrscheinkontrollen bespiheft und schifaniert. Mit rücksichtsloser Brutalität werden Die Betreffenden, die für ihre Ueberzeugung eintreten, beim geringsten Anlaß entlassen oder in einen anderen Dienstzweig perfegt, in dem die Bezahlung geringer ist. Den Gelben werden solche einen Vergehen nicht angeFreibet, man läßt ihnen im Gegenteil manche Diensterleichte
Der Meister ohne Arbeit.
Der Lehrling fanu sehen, wo er bleibt. so viel Arbeit hat, um seinen Lehrling zu beschäftigen, und dem des Ein fleiner Schlossermeister, der schon seit längerer Zeit nicht halb die Zahlung des Kostgeldes an den Lehrling eine unerträgliche Laft fchten, glaubte sich seinen Verpflichtungen gegen den Lehrling dadurch entziehen zu können, daß er denselben ausLegen ließ. Dieser Zustand dauert bereits ein halbes Jahr. Das rüdständige Softgeld war inzwischen auf 168 M. angelaufen. Um die Zahlung dieses Betrages flagte der Vater des Lehrlings beim Gewerbegricht. Der Meister erflärte, er fönne nicht zahlen, er befinde fich in einer bedrängten Lage, habe gar teine Arbeit und beziehe Erwerbslosenunterstügung. Dagegen lebe der Vater des Lehrlings in so günstigen Berhältnissen, daß er das Roftgeld für seinen Sohn, der übrigens der erwerbs. tätigen Mutter helfe, entbehren fönne. Der Betlagte wurde zu der durch den Lehrvertrag begründeten 3ahlung des Kost. gelbes verurteilt, ba pertraglich eingegangene Berpflichtungen erfüllt werden müssen und das Gericht auf etwaige Zahlungsunfähigkeit feine Rüdsicht nehmen dürfe.
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Zu diesem Falle, der wohl in der jegigen Zeit wirtschaftlicher Not nicht vereinzelt daftehen mag, ist zu sagen, daß beide Teile nicht richtig gehandelt haben. Wenn der Meister infolge von Mangel
rung zutommen. Daß dagegen ausgerechnet folchen Straßenbahnern, die als freigewerkschaftlich organisiert oder Anhänger einer Arbeiterpartei bekannt sind, allerlei Erschwerungen aufgehängt werden, wird immer als ein„ Bersehen" bezeichnet. Verschlafen des Dienstes wird glatt mit Entlassung bestraft, trotzdem das Verschlafen in fast allen Fällen auf die faum glaubliche Einteilung des Dienstplanes zurüdzuführen ist. Daß diese Dienstplaneinteilung von jungen, im Straßenbahnbetriebe unerfahrenen Leuten und nicht den örtlichen Verhältnissen entsprechend vorgenommen wird, ist den Straßenbahnern unverständlich. Die Wünsche des Personals, die Dienstplaneinteilung unter Hinzuziehung der Arbeitervertretung der betreffenden Bahnhöfe vorzunehmen, wurde bisher aus angeb lichen Sparsamkeitsgründen abgelehnt.
tarifliche Arbeitszeit von 53 bzw. 54 Stunden der Woche hinaus geht. Die Gesamtzahl der über die 48stündige Ar. beitswoche hinaus geleisteten Ueberstunden würde für 11 603 beschäftigte Arbeiter 107 960 betragen.
Bo bleiben da die Gewerbeaufsichtsbeamten? Wo bleibt der Staatsanwalt? Was sagt der Reichsarbeitsminister zu diesem Gfandal.
Tariffündigung in der Metallindustric. Die Bochumer Bezirtsverwaltung des Deutschen Metallarbeiterverbandes hat beschlossen, den am 28. Februar ablaufenden Lohntarif für die Metallindustrie Nordost gruppe, die die Betriebe von Hamm bis Düsseldorf umfaßt, zu kündigen und den veränderten Wirtschaftsverhältnissen entsprechend Erhöhung der geltenden Löhne zu fordern.
Die Generalstreikdebatte in England. London , 20. Januar. ( Eigener Drahibericht.) Die von der ge. famten englischen Arbeiterpartei mit großer Spannung erwartete der außerordentliche Konferenz Gemertschaftsvor
Während man hier auf Kosten der Gesundheit des Personals spart, nimmt man es bei der Unterstützung der gelben Sportstände zur Besprechung des Generalstreifs trat am Donnerstag in bewegung mit der Sparsamkeit nicht so genau. Bei aller Anerkennung der Sportbewegung muß doch gesagt werden, daß bei dem Werksportverein der Straßenbahn wie bei allen ähnlichen Ge bilden nicht das Sporttreiben die Hauptsache ist, sondern die Züchfung von völkischen Schuhtruppen.
Die Straßenbahner gebrauchen in erster Linie mehr Lohn, achtstündige Arbeitszeit und menschenwürdige achtstündige Arbeitszeit und menschenwürdige Behandlung. Durch die oft elf- und mehrstündige Arbeitszeit, die überaus furz bemessenen Fahrzeiten und den bekannten Ansturm der Fahrgäste ist für Körperbemegung schon überaus reichlich gesorgt, so daß die Straßenbahner nach beendetem Dienst kein anderes Verlangen mehr haben, als ihre Glieder zu ruhen.
Daß sich solche Zustände bei der Berliner Straßenbahn entwideln fonnten, ist wohl zum Teil auf die allgemeinen wirtschaftlichen Verhältniffe, nicht zuleßt aber auf die Gleichgültigkeit eines großen Teiles der Straßenbahner selbst zurückzuführen. Wenn sie in ihrer Gesamtheit den Wert des Zusammenschlusses in den freien Gewerkschaften erkennen würden und nicht noch zum Teil den Sirenengefangen und Unfenrufen der gelben Liebediener der BeSirenengefängen und Unfenrufen der gelben Liebediener der Betriebsleitung folgen würden, wie es bei der Betriebsratswahl leider noch geschehen ist, hätten diese skandalösen Zustände bald ein Ende. Wenn die Straßenbahner wollen, daß die übrige organisierte Arbeiterschaft nicht mitleidig und verächtlich zugleich auf sie herabsehen foll, wenn fie nicht nur ins Joch eingespannte Arbeitstiere, sondern in freierer Luft atmende Kulturmenschen sein wollen, dann müssen sie endlich jedes Paktieren mit den Gelben aufgeben und sich restlos zusammenschließen in den freien Gewerkschaften zum Kampf für ein freies Menschentum.
Der Betriebsleitung aber muß einmal gründlich flar gemacht werden, daß fie mit ihrer skandalösen Gelbenwirtschaft nicht länger mehr die große Masse der Berliner Bevölkerung brüstieren darf'
an Arbeit nicht mehr die Möglichkeit hat, den Lehrling auszubilden, dann hätte er sowohl wie der Bater auf eine anderweite Unterbringung des Lehrlings bedacht sein müssen. Es geld heimbringt, sondern daß er im Handwerk ausgebildet ist doch nicht das Wichtigste, daß der Lehrling jede Woche sein Kost. wird. Deshalb märe die Beschaffung einer anderen 2ehrstelle wichtiger gewesen als ein Urteil, das dem Bater des Lehrlings 168 M. zuspricht, die er, wenn die Lage des Meisters so schlecht ist, wie dieser sie darstellte, schwerlich bekommen dürfte. Die Innungen versagen in diesen Fällen einfach. Anstatt der artige Fälle von sich aus zu verfolgen, unterstützen sie ihre Mitglieder noch in dem Ausfegungsunfug. Was aus den Lehrlingen babet wird, das ist nicht ihre Sorge.
Die Ueberstundenwirtschaft in Magdeburg .
Der Drisausschuß des ADG B. Magdeburg hat für die Zeit vom 13. bis 18 Dezember 1926 eine Umfrage über die Heberstundenleistungen veranstaltet. Eriazt wurden 538 Betriebe, darunter 400 leinbetriebe und 120 in. dustrielle Betriebe. Das Ergebnis der Umfrage ist gerade zu erschreckenb. In einer Woche wurden in 538 Betrieben mit 11 603 befchäftigten Arbeitern 49 945 Ueberstunden geleistet. Wohlgemertt leberstundenarbeit, die über die
London zusammen. Es waren 1200 Delegierte als Vertreter von 450 Gewerkschaften, mit einer Gesamtmitgliederzahl von etwa 4 Millionen Mitgliedern, anwesend. Die Arbeiterpartei war durch Macdonald und eine Reihe anderer führender Männer ver
treten.
Die Vormittagsfizung war mit einer Berlesung des vielumstrittenen sogenannten Geheimberichts des Generalrates durch Cook, den vorjährigen Präsidenten des Kongresses, ausgefüllt. In der Nachmittagsfizung wurde die Stellungnahme der Bergarbeiter in einer Rede des Vorsitzenden des Bergarbeiterverbandes Smith dargestellt. Die Hauptanflagepunkte seinet Rede gegenüber dem Generalrat maren folgende:
1. Daß der Generalrat bei verschiedenen Gelegenheiten über den Ropf der Bergarbeiter hinweg verhandelt habe. 2. Daß der Abbruch des Generalstreifs erfolgt set, ohne daß der Generalrat eine Siche rung hinsichtlich der Durchführung des sogenannten Samuelschen Memorandums gehabt habe. 3. Daß beim Abbruch des Generalstreifs von dem Generalrat der Gewerkschaften nichts unternommen worden sei, um die Maßregelung der Arbeiter zu verhindern.
Smith schloß mit der Feststellung, daß er als Führer der Bergarbeiter unter ähnlichen Verhältnissen wie in den vergangenen acht Monaten genau so handeln würde. Auf Smith folgte der Eisenbahnführer Thomas, der in seiner Rede die Führung der Bergarbeiter durch Coot aufs schärffte angriff. Das Wort nahm sodann Coof. Seine Rede gipfelte in der Anflage gegen den Generalrat, sich um die entscheidenden Punkte herumzudrücken. Er appellierte an die Konferenz, auf Ablehnung oder Annahme zu verzichten und die Entscheidung den Massen der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter zu unterbreiten.
Der Konferenz wurden zwei Refolutionen vorgelegt, eine, die die Annahme des Berichts, das ist ein Vertrauensvotum für den Generalrat, fordert, und eine zweite Resolution, welche im Sinne der Vorschläge von Cook die Entscheidung den Massen überlassen will. Die geschäftsordnungsmäßige 3ulässigkeit der zweiten Resolution wurde jedoch be streiks geführt haben, gebracht hat, vertagte sich hierauf auf ftritten. Die Konferenz, die bisher kein wirklich entscheidendes neues Material über die Umstände, die zum Abbruch des GeneralFreitag. Das Vertrauensvotum für den Generalrat dürfte, wenn auch gegen eine erhebliche Minderheit, Annahme finden.
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