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Lohnproblem und Wirtschaftsaufbau.

Der tiefste Stand der Krise überwunden.

Tresckow setzt sich zur Wehr.

Kendell hat nicht vermittelt", sondern den Boykott mitbetrieben! Der Reichskanzler Dr. Marr hat in seinem Plädoyer In dieser Sihung nun war Herr v. Kendell zugegen. Here für Herrn von Reudell das Berhalten seines Schüßlings v. Keudell wie der andere politische Führer des Kreises, Herr in der Boykottaffäre von Tres com verteidigt. Er hat v. d. Often- Warni, forderten meinen Bater auf, mich zu ver­Herrn von Reudell geschüßter hat aber zugleich gegen aulaffen, am nächsten Tage bei ihnen zu erscheinen, um bestimmte Herrn von Tresdom den schweren Vorwurf erhoben, daß Aufflärungen entgegenzunehmen. In ultimativer Form wurde zu er ,, einen groben Bertrauensbruch begangen hatte, gleich meinem Baler mitgeteilt, daß, wenn mein Austritt nicht in weil er vertraulich zu behandelnde Dinge preisgegeben wenigen Tagen vollzogen wäre, dann der Boykoff der Großgrund hatte". Der Reichskanzler Dr. Marr hat weiter erklärt, es besiger unverzüglich einsehen werde. Herr v. Kendell hat also habe sich bei diesen Dingen ,, weder um Dittaturbeme teineswegs, wie der Reichskanzler geffern behauptete, vermittelnd gungen, noch um ihre Betämpfung, noch um irgend gewirkt, fondern er hat meinem Vater gemeinschaftlich mit Herrn v. d. Osten den Boyfoft in sichere Aussicht gestellt.

Im Rahmen der Freien Sozialistischen Hochschule sprach gestern im ehemaligen Herrenhaus der Vorsitzende des Deutschen Holz­arbeiterverbandes, Genosse Tarnow , über das Thema: Lohn. problem und Wirtschaftsaufbau." Der Kern seines anderthalbstündigen Bortrages war eiwa folgender: Die gewerkschaft liche Pragis besteht im wesentlichen darin, für die Verbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse der Arbeiter und Angestellten zu forgen. Die Gewerkschaften müssen aber genau missen, welche voltswirtschaftlichen Boraussetzungen für die Durchsetzung ihrer Forderungen gegeben sind. Einer der wichtigsten Faktoren der gewerkschaftlichen Macht ist die öffent liche Meinung, gegen die gewerkschaftliche Forderungen nur sehr schwer durchgesezt werden fönnen. In Deutschland muß fest gestellt werden, daß selbst die sogenannten Wirtschaftswelche Putsch pläne " gehandelt. führer sich

über die Wirtschaft fein flares Bild machen können,

was am besten bewiesen wird durch die Einsetzung des wirtschaft. lichen Enqueteausschusses. Wenn sich schon die Prominenten der Wirtschaft nicht in der Wirtschaft auskennen, dann ist begreiflich, wenn die Allgemeinheit so schlecht über sie orientiert ist. Wir haben wenn die Allgemeinheit so schlecht über sie orientiert ist. Wir haben in der Nachkriegszeit unter einer wirtschaftlichen Angst psychose gelitten, die von den interessierten Kreisen noch fünstlich gesteigert worden ist und in der Barole gipfelte:" Mehr arbeiten und weniger verbrauchen" Im November 1922 hielt noch Stinnes im Reichswirtschaftsrat eine Rede, in der er als Voraussetzung für die Gesundung der deutschen Wirtschaft eine Mehrarbeit von zwei Stunden täglich auf die Dauer von fünf­zehn Jahren forderte. Die Unternehmer versuchten in den letzten Jahren auch, mit allen Mitteln eine Berlängerung der Ar. Jahren auch, mit allen Mitteln eine Berlängerung der Ar beitszeit bei gleichzeitiger Niedrighaltung der Löhne durchzusetzen. Den Gewerkschaften ist es aber gelungen, diese Pläne zu durchkreuzen und wenn auch nicht die achtstündige Arbeitszeit auf der ganzen Linie zu halten, so doch das Verlangen nach genereller Zehnstundenarbeit abzumehren. Auch heute noch sehen die Unter­nehmer eine Lösung der gegenwärtigen schweren Wirtschaftskrise hauptsächlich in der Wiedereroberung des Weltmarktes, übersehen dabei aber ganz die Umschichtung und Umstellung in den früheren nichtindustriellen Ländern, die heute als Konkurrenten gegenüber den europäischen Industrieländern auftreten. Eine Lösung dieser Krise

ist nur möglich durch die

Erschließung des Innenmarffes,

die wiederum nur erreicht werden fann durch die Steigerung der Kauftraft der breiten Maffen. Die Kauffraftsteigerung wird nicht durch Breissenfungen erreicht werden können, sondern nur durch eine erhebliche Erhöhung der Löhne. Wie Preissenfungsaktionen ausgehen, hat die deutsche Arbeiterschaft noch sehr gut im Gedächtnis. Der Auffassung, daß die Löhne erhöht werden müssen, traten die Unternehmer besonders im Vorjahre ganz entschieden entgegen und gingen sogar dazu über, das allgemeine Lohnniveau durch einen rücksichtslosen Abbau noch weiter zu drücken. Heute allerdings scheint in vielen Wirtschaftskreisen langsam eine andere Auffaffung Platz zu greifen. Der tiefste Stand der Krise dürfte schon seit einiger Zeit überwunden sein, was auch

von den Gewerkschaften erkannt wird und sie dazu

3wingt, überall Lohnbewegungen einzuleiten.

Die pripaitapitalistischen Unternehmer werden bald einsehen müssen, Daß auch sie nur Brofite machen tönnen, wenn das arbeitende Volk in der Lage ist, ihre Produkte zu kaufen. Wenn auch die Einsicht, daß nur durch höhere Löhne eine Gesundung der Wirtschaft möglich ist, bei den Unternehmern erst sehr schwer däinmert, so werden die Gemerffchaften nicht davon ablassen, an dem einmal beschrittenen Weg der Lohnforderungen festzuhalten. Die Hörer folgten dem Borkag mit der größten Aufmerksamkeit und bewiesen durch ihren Beifall ihre Zustimmung zu den Ausführungen Tarnows.

Stahlhelmer und Attentäter.

Ein Attentatsplan gegen Scheidemann und der gefällige Spezialarzt.

Eine abenteuerliche Geschichte, die leider einen ernst en Hintergrund hat, wird erst jetzt bekannt. Mitte Januar suchte ein 21 Jahre alter Kaufmann Hellmuth Klabunde den in der Friedrichstraße wohnenden Spezialarzt für Hautleiden, Dr. Ernst Geyer, auf, den er auf einer Stahlhelmtagung fennengelernt hatte. Klabunde erzählte dem Arzt, er sei vom Stahlhelm beauftragt, gemeinsam mit einigen Kameraden den Abgeordneten Scheidemann zu erschießen, und zwar weil dieser durch seine Reichstagsrede über die Reichswehr das Mißfallen des Stahlheims erregt habe. 2lles sei vorbereitet, das Mißfallen des Stahlhelms erregt habe. Alles sei vorbereitet, er brauche nur noch Gift für den Fall, daß die Flucht miß. er brauche nur noch Gift für den Fall, daß die Flucht miß­linge und die Attentäter fich das Leben nehmen müßten. Tatsächlich besorgte Dr. Gener aus einer Apotheke in der Karl­straße 40 Morphiumtabletten zu je 0,03 Gramm. Diese Menge würde ausreichen, um einem halben Dutzend Menschen das Lebenslicht auszublafen.

mit heil- und- Sieg"-Wünschen Geners entfernte fich Klabunde, aber nicht, um das vermeintliche Attentat auszuführen, sondern um in einem Hotel sich selbst das Leben zu nehmen. Da er jedoch zuviel von den Tabletten schluckte, brach er das Gift wieder aus und wurde in die Charité gebracht, aus der er nach acht Tagen wieder entlassen wurde.

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Herr Marg hat es unterlassen, positiv zu sagen, welcher Art denn die pertraulich zu behandelnden Dinge" waren. Er hat von der Tribüne des Reichstags herab ein herabwürdigendes Werturteil über Herrn von Tresdow abgegeben, ohne Beweise da für beizubringen. Herr Mary hat vor seinem Urteil nur Herrn von Reudell gehört, nicht Herrn von Tresdow. Sein Verhalten ist seiner hohen Stellung als Reichstanzler nicht würdig.

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Herr von Tres dow setzt sich gegen diese Herabwürdi­gung durch den Reichskanzler zur Wehr. Er veröffentlicht in einem Berliner Spätabendblatt eine Darstellung der Vor­besiger des Kreises Königsberg, Neum. , geführt haben. Die gänge, die zu seiner Boykottierung durch die Großgrund­Anfänge dazu reichen Jahre zurück. VonTresdom wurde angefeindet, weil er Mitglied des Jungdeutschen Ordens war, der sich von den verstodt konservativen An­schauungen der Großgrundbefizer in seinem Kreise unter­schied. Er schildert dann selbst die entscheidenden Vorgänge:

,, Die entscheidenden Vorgänge fallen in den Herbst 1925, als ich Komtur geworden war. Damals war ich 3euge einer Unter­redung, bei der ein gewiffer Leutnant Breuß mit mehreren Herren davon sprach, der Reichspräsident werde in abseh barer Zeit dazu genötigt fein, zur Dittatur zu schreiten und Artikel 48 der Verfassung in Anwendung zu bringen. Die Folge davon würden tommunistische Unruhen sein, für welchen Fall die Reichswehr die Aufstellung besonderer Kompagnien aus den Reihen der nationalen Berbände zu ihrer Unterstügung für erwünscht halte. Leutnant Preuß trat an mich mit der Frage heran, wie der Jungdeutsche Orden sich hierzu stellen und ob er bereit sein würde, aftiv an der Bildung derartiger Bataillone der Diftatur mitzu roirfen.

Preuß befonte dabei ausdrüdlich, es sei der absolute Wunsch der Reichswehr , illegale Trupren für den Moffali aufzustellen. Ich hate mich daraufhin mit General Salzenberg, einem der Herren der Ordensleitung, der zum Reichswehr. minifterium enge Fühlung unterhält, in Berbindung gesetzt und ihn um seine Ansicht gefragt. Bald danach fand im Kreise Königs. berg eine Großgrundbesigerversammlung statt, in der Major Babide durchaus gleichlautende Erklärungen abgab, wie

vordem Leutnant Preuß.

Die Reichswehr fordere von ihm Aufstellung dreier Kompagnien

aus den Reihen des Jungdeutschen Ordens .

Ich habe, wie es meine moralische Pflicht war, auch über diese Forderung an General Salzenberg berichtet und erhielt dann den Befehl der Ordensleitung, auf keinen Fall mich an derartigen Dingen mit meiner Ballei zu beteiligen.

Die Ordensleifung hat dann pflichtgemäß alle diese Dinge dem Reichswehrministerium gemeldet. Es wurde ihr daraufhin mit dem Untersuchungsausschuß und dem Oberreichsanwalt gedroht. Nun bat die Ordensleitung um persönlichen Empfang durch den Reichs­wehrminister. Diefer beantwortete das Ersuchen mit der Bitte, das gesamte Material schriftlich niederzulegen und ihm einzureichen. Die Folge war die bekannte Mahraunsche Dentschrift. Kaum war die Dentschrift öffentlich bekanntgeworden, so verstärkten fich die Treibereien gegen mich. Es wurde der schärfte Druck auf mich ausgeübt, mich zum Austritt aus dem Orden zu bestimmen. man hielt mir dabei vor, die Ordensleitung mißbrauche mich. Es lei unerhört, daß der Hochmeister Mahraun die ihm von mir ge­machten Mitteilungen nicht für sich verwertet, sondern öffentlich an die große Glocke gehangen habe.

Es tam jetzt Schlag auf Schlag zur verschärften Zufpizung des Konflikts. Das Reffeltreiben gegen mich fand seinen Höhepuntt in der Einberufung einer Bersammlung durch Major Badide, in der als alleiniger Punkt auf der Tages. ordnung stand:" Besprechung des Falles Leutnant v. Trescow Schmarfendorf". Diese Bersammlung fand am 22. Januar statt. Ich erschien in dieser Bersammlung nicht, hingegen vertrat mich mein Bater, um mich entsprechend zu verteidigen. Er hatte von dem Berlauf dieser Versammlung den absoluten Eindruck, daß selbst im Falle meines Austritts aus dem Orden die Acht über mich auch dann verhängt worden wäre.

Landpoftreform und Dienstgeheimnis.

Bedenkliche Absichten der Reichspost.

tatsplan einfangen läßt, weil er angeblich vom Stahlhelm ausgehe, zeigt die unheilvolle Wirkung dieser persönlichen Hezze gegen Lints. politiker in jo deutlicher Form, daß wir sowohl dem neuen Reichs. juftizminister ergt wie dem Verfassungsschützer Keudell zu Nachträglich hat der gefällige Stahlhelmsarzt Gewissensbiffe beber Aufgabe gratulieren, diesen stahlhelmerischen Zu tommen, den Führer des Berliner Stahlhelms, Major Stephani, fammenhängen näher nachzuspüren. aufgesucht und ihm Mitteilung von den Vorgängen gemacht. Stephani versprach sofort, den jezigen Reichsjustizminister Hergt von der Sache in Kenntnis zu setzen. Alsdann hat Dr. Geyer auch der Polizei von den seltsamen Attentatsplänen Nachricht gegeben. Nun ist wahrscheinlich anzunehmen, daß der lebensmüde junge Mann dem Dr. Geyer den Attentatspian nur vorgespiegelt hat, um in den Besitz von Gift zu kommen. Aber, daß dieser Arzt darauf fofort einging und aus Stahlhelmsjolibari tät an die Möglichkeit eines Auftrags zum Attentat glaubte, zeugt von einer so starten geistigen Berirrung, daß man sie taum für möglicy halten sollte. Trotz aller Versicherungen, daß man, Hinein in den Staat" müsse, daß die Zeiten der gewaltsamen Erhebung vorüber wären, scheint in den Hirnen der Rechtsradikalen noch immer die Vorstellung zu spuken, daß man durch eine rasche Tat", auch wenn sie gegen einen einzelnen gerichtet ist, die Republit erschüttern fönne. Das nimmt allerdings nicht Wunder, wenn man sich erinnert, wie frühere Attentate von der Rechts­presse und den Rechtsparteien entschuldigt, erklärt" imb beschönigt worden find.

Daß die Landesverratshetze gegen Scheidemann , so gesucht und an den Haaren herbeigezogen sie auch außerlich erscheinen mußte, die Phantasie jugendlicher Abenteurer anregen würde, war vorauszusehen. Aber daß sich ein Spezialarzt, der doch nicht mehr zu den Jugendlichen im Sinne etwa des Geseges gegen Schmutz und Schund zu rechnen ist, ohne weiteres für einen Atten

Darin wird als er.

Die Reichspost hat eine Denkschrift über die Umgestaltung des Landpostwesens veröffentlicht. strebenswertes Ziel propagiert:

1. Mindestens einmal täglich Bestellung der gesamten Landorte,

2. zweimalige Abholungsmöglichkeit der eingelaufenen Bost bei den Poststellen,

3. zweimalige Absendungsmöglichkeit der aufgelieferten Boft sendungen,

pories.

4. Früherlegung der Zustellung, 5. Berbesserung der Batetzuführung und des Patetabtrans­As Mittel zur Erreichung dieses Zieles sind vorgeschlagen: 1. Die Verwendung von Kraftwagen für den Landzustell. Dienst zum Zwecke der schnelleren Zurüdlegung der vorhandenen Wegstrecken, in beschränktem Maße auch zur Beförderung von Reisenden.

2. Die Schaffung von großen Landbestellämtern, von den aus die Landbestellung erfolgen soll, und

3. in allen baulich gefchloffenen Ortschaften die Einrichtung von Boft stellen, die die Zustellung und Annahme der Sendungen zu übernehmen hätten

Ich bin zu den Herren natürlich nicht hingegangen, sondern habe es auch diesmal wieder meinem Vater überlassen, an meiner Statt die Erklärungen der Herren entgegenzunehmen. Sie über­reichten ihm eine formulierte und von Major Badide unterzeichnete Erklärung, die ich unterschreiben sollte und die meinen Austritt aus dem Orden verlangte Ich habe mich dessen geweigert. Daraufhin wurde, wieder unter Borsiz

Badices,

am 31. Januar eine geheime Sigung der Großgrundbesitzer des Kreises abgehalten, in der der gesellschaftliche Boykoff gegen mich zum Beschluß erhoben wurde.

Eine Abschrift dieses Beschlusses, aber ohne jegliche Begründung,

wurde mir zugestellt. Auf meine weitere Anfrage an Major Babice, zuteil, daß sich bis jetzt 22 Herren damit einverstanden erklärt wer sich an dem Beschluß beteiligt habe, wurde mir die Antwort hätten. Die Gründe seien mir nur zu wohl bekannt.

vor dem Aechtungsbeschluß praktisch der Boykott gegen mich be­In diesem Zusammenhange muß ich noch bemerken, daß schon standen hat."

Soweit die Darstellung des Herrn von Tresdow. Er behauptet in der bestimmtesten Form, es habe sich um Diktaturbestrebungen gehandelt. Herr Marr hat dies in der bestimmten Form bestritten. Es steht Aussage gegen Aussage. Herr Mary wird mitteilen müssen, welcher Art die pertraulich zu behandelnden Dinge" waren. Ein Fingerzeig wird gegeben von der Deutschen 3eitung". Sie behauptet, es habe sich um die Auf­stellung von Grenzschutz gehandelt.

Marg zu stellen! Ein Grund mehr, bestimmte Fragen an Herrn

Ist ihm gesagt worden, daß es sich um Grenzschuh handelt?

Billigt er, daß im Jahre 1926 illegale Grenz schußorganisationen aufgestellt werden sollten außer­halb der Reichswehr ? Hält er die Großgrundbefizer des Kreises Königsberg, Neum. , für legitimiert, derartige Organisationen aufzustellen? Hält er es nicht für richtig, daß von solchen Absichten der zuständigen Reichsbe­

hörde, das heißt dem Reichswehrministerium, Mitteilung

gemacht wurde?

Wenn Herr Marr annimmt, daß es sich um Grenz­schutz gehandelt habe, wie kann er dann öffentlich behaupten, Herr von Tresdom habe einen groben Ber trauensbruch begangen, weil er vertraulich zu bes handelnde Dinge preisgegeben hätte?! Hält er die Orbensleitung bes Jungdeutschen Ordens , hält er den General von Salzenberg für unzuverläffiger als die Großgrundbefizer in Reudells Stammland? Ist Grenzschutz deren Privatgeheimnis?

Herr von Tresdom hat beim Reichswehrministerium anfragen lassen. Das war nicht nur forrett, das war viel­mehr überaus verdienstlich, es war Staatsbürgerpflicht. Ist das der grobe Bertrauensbruch", Herr Reichs­fanzler?

Aber wir glauben nicht an diesen Grenzschutz". Für jeden, der die Dinge im Jahre 1926 verfolgt hat, ist es flar, daß dieser Boykott im engsten Zusammenhang steht mit den Versuchen der sogenannten Wehrverbände, unter Be­rufung auf die Reichswehr , illegale Putschforma­tionen zu schaffen, und im Zusammenhang mit dem Kampf der Verbände gegen den Jungdeutschen Orden, der sich diesen Plänen widersetzt hat, weil er mit Recht in ihnen eine Ge­fährdung der Staatssicherheit sah.

Es war die Mahraunsche Denkschrift, die den Anstoß gegeben hat, daß bei Herrn Marz und seinen Freunden die Ueberzeugung reifte, daß eine Reichswehr­reform ebenso nötig fei, wie ein scharfes Abschneiden aller Be­ziehungen von Wehrverbänden zur Reichswehr . Und num macht sich Herr Marx zum Sprachrohr derer, die Herrn von Tres do w bontottieren, weil er die staatsgefährlichen Pläne der Wehrverbände nicht mitmachen wollte! lins fcheint, Herr Marg hat eine unhaltbare Position bezogen.

Diese Gedankengänge der Reichspost haben unter den Bost angestellten und in dem Kreis der Boftgewerkschaften eine sehr leb­hafte Aussprache herporgerufen. Dabei sind auch Bedenken geäußert worden, denen besonders die Landarbeiter große Beachtung entgegenbringen. Die Bebenten befagen sinngemäß:

In den größeren Gutsbezirken und Fabriten würde nach Auf­fassung der Denkschrift u. a. der Guts- oder Fabrikver­waltung die Erledigung der Postgeschäfte zufallen. Das würde zur Folge haben, daß den daselbst beschäftigten Arbeit­nehmern die Post unter Kontrolle des Arbeitgebers oder eines von ihm abhängigen Angestellten zugestellt würde. Das aber würde eine ständige leberwachung des Postverkehrs dieses großen Personenkreises bedeuten. Ein Eindringen in die Vorgänge des Familienlebens, in die parteipolitische und reli­giofe Gesinnung des einzelnen Staatsbürgers muß jedoch unter allen Umständen verhindert werden, und dies fann mit Sicher heit nur geschehen, wenn die Posteinrichtungen auf dem Lande nur Personen übertragen werden, die in einem festen Dienst­verhältnis zur Deutschen Reichspost stehen und von allen Sonderinteressen unabhängig sind. Das deutsche Bolt- und dazu gehört auch die Landbevölkerung hat ein Anrecht darauf, dazu gehört auch die Landbevölkerung daß das Post geheimnis gewahrt bleibt und einwandfreie Posteinrichtungen erhalten bzw. geschaffen werden. Nur dadurch ift es möglich, das Vertrauen zur Reichspost zu erhalten und unhalt­baren Mißständen vorzubeugen.

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Die Reaktion in Portugal . Der Kriegsminister hat den Offl­zieren versprochen, die Regierung werde Maßnahmen treffen, um bie öffentliche Verwaltung auf eine gesunde Grundlage zu stellen, die politischen Verbände und Geheimgesellschaften aufzulösen und das Streifrecht aufzuheben.