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Vandervelde für Anerkennung Rußlands  . Aber die Regierung nicht einheitlich.- Nochmals die Graff- Mörder.

Brüffel, 22. März.( Eigener Drahtbericht.) Der Kommunisten­führer Jacquemotte interpellierte am Dienstag den Außen­minister darüber, was er für die rechtliche Anerkennung ber Sowjetregierung zu tun gedente. Bandervelde antwortete, er fei persönlich für die Anerkennung Sowjetrußlands aus allgemein politischen wie wirtschaftlichen Er­wägungen. Die gegenwärtige belgische Regierung habe jedoch fein politisches Programm, sondern die Valutastabili fierung zur einzigen Aufgabe. Darum fomme die An= ertennung Rußlands   augenblidlich nicht in Frage. Die Regierung beschränke sich auf den Versuch, ohne eine rechtliche Anerkennung Handelsbeziehungen herzustellen. In dieser Beziehung hätten Berhandlungen schon seit langem stattgefunden und würden noch fortgesetzt werden. Es bestünden zwar ernste Schwierigkeiten, aber auf beiden Seiten sei der Wille vorhanden, sie zu überwinden. Letzten Endes werde das Parlament zu entscheiden haben. Jeden falls sei er, Bandervelde, überzeugt, daß die Beziehungen zu einem so großen Lande wie Rußland   nicht vernachlässigt werden

dürfen.

Ein flerifaler Abgeordneter interpellierte dann den Außen­minister wegen der Begnadigung(?) der in Stettin   verurteilten Mörder des Leutnants Graff. Diese Begnadigung stellt eine Ber: fezung des deutsch   belgischen Abkommens dar. Der Redner fragte, welche Santtionen, die belgische Regierung treffen wolle. In seiner Erwiderung gab Bandervelde einen Rückblick über den Fall Graff. Troßdem die belgische Regierung der Weber zeugung war und noch heute sei, daß in den in Aachen   verurteilten Deutschen   die Mörder Graffs zu erbliden seien, habe sie der An rufung eines Schiedsgerichts zugestimmt und sich dem Urteil dieses Schiedsgerichts in loyaler Weise unterworfen. Bandervelde schilderte darauf seine Berhandlungen in dieser Angelegenheit mit Stresemann in Genf   und verlas den geführten Briefwechsel. Er schloß seine Aus­führungen: Aus diesem peinlichen Zwischenfall ergibt sich die Schlußfolgerung: Die preußische Regierung hat für die ge­rechte Bergeltung des begangenen Verbrechens nicht gejorge Angesichts des durchaus forreften Verhaltens der belgischen Regie­rung ist dadurch das öffentliche Gewissen in Belgien   in unberechtigter Beise verlegt worden."

Es ist zu hoffen, daß sich endlich die Gemüter in Belgien   über diese wirklich nicht fapitale Angelegenheit beruhigen werden. Daß Genosse Bandervelde fich persönlich getroffen fühlt, ist verständlich. Denn er war seinerzeit, als er der Begnadigung der in Aachen   Ver­urteilten zustimmte, von belgisch- nationalistischer Seite heftig an­gegriffen morden. Es war ihm vorausgesagt worden, daß die in Stettin   Berurteilten sehr bald begnadigt werden würden, sobald die in Aachen   Berurteilten wieder freigelassen sein würden. Vandervelde  hatte sich unter Hinweis auf die schriftliche Erklärung der Reichs­regierung, daß sie für eine Sühne sorgen würde, gegen diese Angriffe verwahrt. Nun ist er in den Augen seiner Gegner scheinbar der Blamierte.

Die Skandale der letzten Nacht.

Wieder viele Verwundete.

Ueber die Zusammenstöße am gestrigen Abend in Charlotten| mert wurde. Auch Passanten wurden von den Kommunisten be­burg zwischen Kommunisten und Polizei läßt sich zunächst noch läftigt und angegriffen. fein flares Bild gewinnen. Soviel scheint jedoch festzustehen, daß Gegen 12% Uhr nachts fam es dann am Stabholzpla die Kommunisten die Sympathien, die man ihnen als die An- in Spandau   zu einer wüften Schlägerei zwischen National­sozialisten und Kommunisten, wobei die ersteren die A- gegriffenen in der   Lichterfelder Affäre zugewandt hatte, sich gründ- greifer gewesen sein sollen. Die einschreitende Polizei nahm acht lich wieder verscherzi haben. Die   kommunistischen Demonstranten Nationalsozialisten feft. Nach Beendigung der Schlägeret wandten sich in ganz sinnloser Weise gegen Polizei und Straßen fand man den 32jährigen Kaufmann Gottlieb Rösser aus Span­passanten. Ueber die zahlreichen gestrigen Zusammenstöße, bei denen dau an der Südseite der Eisenbahn mit Stichwunden im Rücken auch zwei Polizeibeamte schwer und vier leicht verletzt wurden, und im Gesicht bewußtlos auf und brachte ihn in das städtische stellen wir auf Grund der polizeilichen Berichte folgende Einzel- Krankenhaus. heiten zusammen:

Der erste Zusammenstoß

zwischen den Kommunisten und der Polizei ereignete sich gegen 7 Uhr auf der Weberwiese, wo sich beim Abmarich des Demon­firationszuges in Stärfe von etwa 400 Personen Reibereien mit den Polizeibeamten entwidelten. Es tam zu schärferen Zusammen stößen, da verschiedene Beamte tätlich von der Menge angegriffen wurden. Nach einigen Schreckschüssen mußten die Beamten ernstlich von der Waffe Gebrauch machen, wodurch etwa vier Ange= hörige der KPD. verlegt wurden. Die Namen der Ber­letzten tonnte von der Polizei nicht festgestellt werden, da sie von ihren Genossen in Sicherheit gebracht wurden. Nach Angaben der Kommunisten handelt es sich um einen Arbeiter Radefoch, der feinen Berlegungen erlegen fein foil, sowie um die Mitglieder der feinen Verlegungen erlegen sein soll, sowie um die Mitglieder der Samariterftr. 36 und Morgenstern aus der Fruchtstr. 54, die  KPD. Plietsch aus der Langestr. 23, Flechiner aus im Krankenhaus   Friedrichshain Aufnahme fanden.

Der zweite Zusammenstoß,

der

der fast den Charakter eines Straßenkampfes annahm, ereignete sich in der Bismardstraße. Dort wurden drei berittene Beamte, die an der Spize des Demonstrationszuges zusammen mit einigen nicht berittenen Schußpolizisten marschierten, von den Kom­muniften, die sich ihren Anordnungen nicht fügen wollten, mit Eifen­ftüden, Steinen und Bierflaschen bevorfen. Die bedrängten Beamten zogen blank und hieben auf die Menge ein, wodurch auch der Reichstagsabgeordnete   Thälmann durch einen Hieb über den Kopf verlegt wurde. Es wurden auch drei bis vier Schüsse von der Polizei abgegeben. Auch hier fonnte von den Beamten nicht festgestellt werden, ob jemand ge­troffen wurde. Infolge des Angriffs der Demonstranten war das Pferd des einen Beamten schwer verletzt worden und hatte eine start blutende Wunde an der Seite erhalten. Einem der Beamten wurde auch bei dem sich entwickelnden Getümmel fein Seitengewehr entriffen.

Weitere Ausschreitungen.

Hart bedrängt wurde auch ein Polizeibeamter, der gegen 8% Uhr in der Wilmersdorfer   Straße einschreiten mußte, als von Angehörigen eines   kommunistischen Demonstrationszuges ein Auto­bus gestürmt wurde. Im Nu war der Beamte von der Menge um­ringt und niedergeschlagen, wobei er eine schwere Kopfverlegung Es ist hier schon betont worden, daß eine Untorrektheit erlitt. Die Kommunisten entrissen ihm sodann Tichako, Seiten­auf deutscher Seite darin lag, daß man sich nicht vor der Straf gewehr und Gummifnüppel, ohne daß es gelungen wäre, die Täter festzustellen. Ebenso ging es einem anderen Beamten an herabfejung( nicht Begnadigung) mit   Brüssel in Berbindung gefeßt der Suarezstraße, der ebenfalls mißhandelt und zu Boden tat. Ob die preußische Regierung über die schriftliche Berpflichtung geworfen und auch seines Tschatos, Seitengewehrs und Gummi­des Auswärtigen Amtes unterrichtet war, ist uns nicht bekannt, fnüppels beraubt wurde. Schwere Ausschreitungen ereigneten sich jedenfalls hätte sie tlug daran getan, sich vor jeder Strafherabsetzung um 9 Uhr am Friedrich Karl Biag in Charlotten mit der zuständigen Reichsbehörde in Berbindung zu setzen.burg, wo zwei Beamte von Mitläufern eines Demonftrations­** Aber abgesehen von diesen Gesichtspunkten, sind wir der Aufzuges angegriffen und ebenfalls niedergeschlagen wurden. Der eine faffung, daß man in   Belgien allzu leicht die Borgeschichte der Ermordung des Oberleutnants Graff vergißt. Es handelt sich um

ein Berbrechen, das mitten in der erregten Zeit der Ruhrbefeßung rerübt wurde. Sie war als Bergeltung für den wenige Tage zuvor von einem belgischen Polizisten Schmidt an einem   deutschen Schuhpolizeibeamten nicht weniger frevelhalft verübten Mord gedacht, der feine Sühne gefunden hat. Darüber hat man sich damals in   Belgien nicht aufgeregt. Eo sehr wir die Ermordung des völlig unschuldigen belgischen Oberleutnants bedauern und verurteilen, fo fönnen wir weder ihre Begleitumstände noch die ganze Atmosphäre bon 1923 außer acht lassen, in der dieses Verbrechen begangen murde. Deshalb find wir auch der Auffassung, daß die jeßige Er­regung im belgischen Parlament start übertrieben ist. Schließlich sind zehn Jahre Gefängnis auch teine Kleinigkeit!

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Ein neues Zentrumsblatt. Bekenntnis zur Republik gegen die ,, Gestrigen". Unter Leitung des Zentrumsabgeordneten Joos, des Führers der Windhorstbünde, beginnt soeben in München- Gladbach eine neue Zeitung zu erscheinen, die den Titel Bestfälisches Volksblatt" führt und sich die Aufgabe stellt, den in der   Zentrumspartei tätigen jungen Kräften ein Sprachrohr zu sein.

Ueber seine Abfichten jagt das Blatt, deffen erste Ausgabe vom 19. März datiert ist:

Unsere   Zentrumspartei wird nur leben, wenn lebendige Men: schen in ihr schaffen und wirken. Nicht die schaden der Partei, die von Unruhe um foziale, politische, wirtschaftliche und geistige Probleme erfüllt find, fondern jene, die immer nur von geffern sind und die Gegenwart nicht sehen. Nicht das sind die beften Bartei anhänger, die in Ruhe und Gelaffenheit alles über fich ergehen lassen, sondern jene, die mit Herz und Seele den Borgängen folgen, mit den politischen Aufgaben ringen und ein offenes Bort nicht fürchten. Diese Zeitung will in diesem Sinne dem Bolk und der Partei dienen. Sie will fein Blod fein der Beruhigung und Einschläferung, des Hinweg. sehens über Dinge und Borgänge, sondern ein Blod der At tivität und politischen Richtung Die Zentrumspreffe hielt sich bisher von wenigen Aus­nahmen abgesehen treu im Rahmen der offiziellen Zentrums­politif. Benn das neue Blatt etwas" Unruhe" in den Teich der Gestrigen bringen will, wird es ein gutes Werf im Dienst der Re­publit verrichten.

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Scharfe Urteile gegen Kommunisten. Strafverschärfung durch die Berufungsinstanz.  Hamburg, 23. März.( Eigener Drahtbericht.) Die Altonaer Große Straftammer verhandelte als Berufungsinstanz gegen 13 Mitglieder bes Roten Frontfämpferbundes", die am Tage des Boltsentscheides nach dem Drte   Stapelfeld gefahren und dort mit Einheimischen in Schlägerei geraten waren. Während bas Gericht erster Instanz von 22 Angeklagten nur drei zu Gefängnisstrafen von 5 bis 9 Monaten verurteilt hatte, tam die Straffammer zu einer wesentlichen Berschärfung. Sie verwarf die Berufung der drei Berurteilten und erhöhte die Strafe bei drei Angeklagien auf 1% Jahre Gefängnis, 10 Angeflagte murden zu je 1 Jahr Gefängnis verurteilt, gegen drei Ange­Bagte wurde Haftbefehl erlaffen.

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Beamte wurde schwer am Hinterkopf verlegt und mußte zur Sani­tätsstelle Bestend gebracht werden, und ein zweiter Beamter trug Messerstiche am Hinterkopf und Rücken davon, so daß er sich eben­falls in der Rettungsstelle des Krankenhauses   Westend in ärtliche Behandlung begeben mußte. Auch an anderen Stellen der Bis mardstraße wurden Polizeibeamte von den Demonstranten an­gefallen, wobei auch von feiten der Kommunisten Schüffe abgegeben wurden, durch die allerdings nur eine Schaufensterscheibe zertrüm:

Zwei Raubüberfälle.

Auf offener Straße.

Bon einem Wegelagerer wurde gestern abend kurz nach 8 Uhr eine 33jährige Frau Doris R. in der Lennéstraße angefallen. Ein junger Bursche, der ihr folgte, schlich sich unbemerkt an sie heran und versuchte, ihr die Handtasche zu entreißen. Die Frau hielt fie jedoch fest und rief um Hilfe. Der Räuber entfloh jetzt, wurde aber Don Bassanten verfolgt, bald ergriffen und dem nächsten Schupp beamten übergeben. Auf der Wache wurde er festgestellt als ein 20 Jahre alter Bäder Paul B. aus der Brunnenstraße, der bisher noch unbestraft ist. Er behauptet, aus Not gehandelt zu haben. Schlechter als Frau R. tam ein Kaufmann M. aus der Kaiser: Friedrich-   Straße zu Neuf ölln davon. Er hatte etwas tief ins Glas gesehen und schwankte ein wenig, als er auf dem Heimwege um 2% Uhr die Kaiser- Friedrich- Straße entlang ging. Kurz vor feiner Wohnung gesellten sich drei Männer zu ihm, die sich zunächst sehr freundlich mit ihm unterhielten. Plöglich aber fingen fie Streit mit ihm an, fielen über ihn her, mißhandelten ihn und raubten ihm die goldene Uhr, die auf dem Deckel die Gravierung F. M. trägt. Der Ueberfallene fann die Räuber nicht beschreiben.

Zu dem Raub am   Kurfürstendamm, über den wir gestern berich­teten, wird mitgeteilt, daß der mit der Beute ergriffene 16jährige Schlächterlehrling Felig Kofin als ein polnischer Staatsange­höriger, der aus Neutomischel gebürtig ist, festgestellt wurde. Wie bie zuständige Dienststelle der   Kriminalpolizei weiter ermittelte, fam ber Bursche vor dreiviertel Jahren nach   Berlin und fand hier bei einem Schlächtermeister Beschäftigung. Dieser entließ ihn jedoch fürzlich, nachdem er ihn auf mehreren Diebstählen ertappt hatte. Am Donnerstag voriger Woche beobachtete Kofin auf dem Kur fürstendamm eine Bank und fah, daß dort ein junges Mädchen eine größere Summe einzahlte. Er folgte dem Mädchen heimlich, stellte so fest, daß fie im Geschäft von   Rosenheim tätig war, fundschaftete jezt genau die Dertlichkeit aus und dann in den nächsten Tagen auch bie regelmäßigen Gänge der jungen Botin. Nach diesen Vor­bereitunnen faufte er einen Gummifnüppel, legte sich gestern vor­mittag auf die Lauer und führte dann den von langer Hand geplan­ten Ueberfall aus.

Die Entschädigung für Landgerichtsdirektor Jürgens.

Gegen 12 Uhr nachts wurde dann noch am Morigplay. ein Bolizeibeamter, der sich vom Kinodienst mit dem Fahrrad nach Hause begeben wollte, von etwa 60 Kommunisten überfallen, als er einen unbekannt gebliebenen Mann, der auf eine Straßen­bahn geflüchtet war, vor den Angriffen der Kommunisten schützen wollte. Er entging nur dadurch schweren Verlegungen, daß ein Polizeibeamter in Zivil zufällig sich in der Nähe befand, der auf die Angreifer zu schießen drohte. Auch in diesem Falle entgingen die Täter der polizeilichen Festnahme.

Gegen 11 Uhr wurden 7 Mitglieder des Roten Fronttämpferbundes am Luisenplay in   Charlottenburg festgenommen und dem Polizeipräsidium zugeführt, weil sie sich den Anordnungen der Beamten widersetzten. Der Polizeipräsident

teilt zu den Borfällen folgendes mit:

,, Am gestrigen Abend ist es anläßlich einer Demonstration des Roten   Frontkämpferbundes an verschiedenen Stellen der Stadt zu mehreren Zusammenstößen der Demonftranten mit Schußpolizeibe­amten gekommen. Nach den bisherigen Feststellungen sind die zur Sicherung des Umzuges eingefegten Schußpolizei­beamten, die sich zunächst troß aller Provokationen sehr zurüd­hielten, von den Demonstranten planmäßig ange= griffen worden. Mehrere Beamte, die hierbei durch Messer­ftiche, Steinwürfe und Schläge mit einem Schlagring erheblich ver legt, darunter zwei Schußpolizeibeamte so schwer, daß ihre Ueber­führung in ein Krankenhaus notwendig wurde. Einzelne Beamie, die zunächst Schreckschüsse abgegeben hatten, waren schließlich in der Notwehr gezwungen, von ihren Schußwaffen. Ge= brauch zu machen, wodurch etwa sechs Demonstranten verletzt wurden, von denen einer im Krankenhaus seinen Verlegungen erlag. Die genaue Zahl der Verwundeten ist nicht festzustellen, da die Demonstranten anscheinend einige ihrer Leichtverletzten fortgeschafft haben."

Das Kommando der Schußpolizei erklärt den Be­richt der heutigen Roten Fahne" über den blutigen Zusammenstoß auf der Weberwiese als durchaus unwahr. Nach dem Ab­marsch des roten Frontkämpferzuges habe sich sofort ein zweiter Demonstrationszug gebildet, und als dieser von dem Polizei­hauptmann nur für einen Augenblick angehalten worden sei, um 3uges den Hauptmann niedergerijsen, der sich aber eine Verkehrsregelung durchzuführen, habe der Führer des Da erst habe er in der Notwehr von der Schußwaffe Gebrauch ge­wieder erhob, jedoch gleich darauf wieder zu Boden gerissen wurde. macht. Auf dem ganzen Plaz seien 18 Polizisten verteilt gewesen und sie hatten alle Mühe gehabt, sich der zahlreichen Angreifer zu erwehren, so daß auch nicht eine einzige Berhaftung durchgeführt werden konnte.

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Wie wir hören, finden im Laufe des heutigen Tages im Polizeipräsidium wichtige Besprechungen statt. Man geht faum fehl in der Annahme, daß im Polizeipräsidium angesichts der zahlreichen politischen Zusammenstöße in den lezten Tagen darüber Beschlüsse gefaßt werden sollen, ob mit Rücksicht auf die Aufrecht­erhaltung der öffentlichen Sicherheit Demonstrationszüge der radikalen Parteien nicht überhaupt verboten werden dürfen. Auf jeden Fall muß etwas geschehen, um diesen skanda­lösen Zuständen, die die abendlichen Straßen   Berlins zur Stätte wüfter Kämpfe machen, ein Ende zu bereiten.

Zivilgericht zusteht. Bisher steht noch nicht fest, wie hoch die Summe ist, die Jürgens fordern will. Er sowohl wie seine Gattin befinden sich noch immer in einem Heim am Scharmüßelsee. Binnen zehn Tagen nach erlangter Rechtsfraft des Urteils muß übrigens auch die Suspension aufgehoben werden, die seinerzeit über den Landgerichts­direktor verhängt wurde. Ob ein Disziplinarermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet wird, steht noch nicht fest. Jürgens wird vor­aussichtlich nach seiner Wiederherstellung erst einen längeren Urlaub nehmen. Er will aber nach feinen bisherigen Aeußerungen auf jeden Fall weiter im Richter stand verbleiben.

Zu der Chetragödie in der Genter Straße wird mitgeteilt, daß die Frau des Arztes Dr. Singermann, geborene von   Nathusius, die in der Nacht zum Sonntag ihren Ehemann durch Beilhiebe und einen Revolverschuß tödlich verletzt und dann Veronal genommen hatte, gestern abend um 11 Uhr im Krankenhaus ebenfalls ge= it or ben ist, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben.

Theater für Körperbehinderte. Der Selbsthilfebund der Körper­behinderten( Otto- Perl- Bund) E. V. will seinen Mitgliedern, die bisher ihres förperlichen Zustandes wegen fein Theater besuchen fonnten, auch den Genuß des Bühnenkunstwerks bieten. In den An­dreasfälen( Andreasstr. 21) spielt am Donnerstag, dem 24. März, abends 7,30 Uhr, das Ensemble des Künstlerdienstes Lanzelot und Sanderein" und Kleists Der zerbrochene Krug". Der Zuschauer raum liegt zu ebener Erde. Es tönnen Krankenstühle leicht ange­fahren und aufgestellt werden.

Die Cbst- und Gemüseabteilung der Deutschen Gartenbau­Gesellschaft veranstaltet am Donnerstag, den 24. März 1927, abends 7 Uhr, im Hörfaal der   Landwirtschaftlichen Hochschule, Berin N 4, Invalidenstraße 42, einen Frageabend für Obst- und Ge müsebau. Zu diesem Abend, an dem von bekannten Fachleuten Antwort und Rat auf alle Anfragen erteilt werden, haben olle Interessenten freien Eintritt.

Die Reichsarbeitsgemeinschaft freigeistiger Berbände, 20. Beziet, ver anstaltet aus inlay der Kirchenaustrittswoche 1927 am 24. März, abends 7%, Uhr, in Rammlows Kastanienwäldchen", Schönholz, im Alten Forst­baus",   Hermsdorf, am 25. März, abends 7%, Uhr, im Tushulum",   Tegel, ie eine öffentliche Boltsversammlung mit dem Thema: Heraus aus der Kirche!"

Schweres Autounglück.

Ein Laftwagen mit 70 Arbeitern abgestürzt. Nachdem das Urteil gegen Landgerichtsdirektor Jürgens am Montag rechtsträftig geworden ist, hat ihm das Schwurgericht Heute früh hat sich nach einer Meldung aus   Glaz zwischen beim Landgericht III den im Anschluß an das freisprechende Urteil Gellenau und Kudowa- Sadisch ein folgenschweres Automobilungläd gefaßten Beschluß über die von Justizrat Dr. Berthauer beantragte ereignet. 2in einer fteilen Stelle der Fahrstraße rafte ein mit 3ubilligung einer Entschädigung für unschuldig 70 Arbeitern befehtes Castautomobil infolge erlittene Untersuchungshaft zugestellt. Das Gericht hat Rettenbruches rüdwärts bergab und stürzte, nachdem es das dem Antrag des Verteidigers stattgegeben und Jürgens gemäߧ 4 Geländer einer Brüde durchbrochen hatte, in einen Bach. Die des Gefeßes vom 14. Juli 1904 eine Entschädigung zugebilligt. Eine Infaffen, wurden unter den Trümmern des schweren Wagens be­etwaige Anfechtung dieser Entscheidung durch die Anflagebehörde ift graben. Aerzte, Sanitätstolonnen und Feuerwehren waren bald nicht zulässig. Landgerichtsdirettor Jürgens muß nunmehr gemäß zur Stelle. Nach den ersten Meldungen wurden 6 Tote und 6 des erwähnten Gesezes durch Antrag bei der Staatsanwalt 18 Schwerverlette geborgen. Es ist jedoch mit einer weit schaft III in   Berlin feinen Anspruch geltend machen, indem er die höheren Zahl der Toten und Verletzten zu rechnen. Der Führer Summe angibt, die er für die unschuldig erlittene Untersuchungshaft des Automobils ist verschwunden. Man als Entschädigung beansprucht. Die Entscheidung über diesen 2n. daß er über die nahe Grenze geflüchtet ist. Es handelt sich am trag fällt das preußische Justizministerium, gegen deisen Spruch dem Arbeiter der mechanischen Weberei Chriftian Dierig in Kudowa­Landgerichtsdirektor binnen 3 Monaten eine Berufungstiage beim I Sadijo.

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