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Freitag S.flpril 1927
Unterhaltung und ÄVissen
Vellage des vorwärts
Wie seltsam... Von Hans Araack. (Schluß.) Die Lücke in der Wagenkette war gekommen. Der Wartends ging über den Fahrdamm. Der Hund, als ob er zu ihm gehöre, folgte. Da glitt im allerletzten Augenblick Platzl brüllend ein funkelndes Automobil um die Ecke. Der bedrohte Mensch sprang mit einem hastigen Satz auf den erhöhten Mittelweg. Der hinter ihm hertrottende Hund wurde vom linken Vorderrad gepackt, nieder- gerissen und überfahren. Markerschütterndes Aufheulen, jämmerliches Gewinsel der Köter kroch dem Geretteten nach. Aber vor dem Bordstein blieb er liegen. Hinauf trugen seine Kräfte ihn nicht mehr. ..Warum nicht ich?" sagte der ausgemergelle Mann halblaut vor sich hin. Dann überwältigte ihn Erbarmen mit dem sich krümmenden Vieh. Er ging die drei Schritt bis zum Bordstein zurück. Beugte sich zu dem Übersahrenen Hunde herab. Fragt«, als ob er sein« Sprache verstehe, als ob er ihm mit menschlichen Lauten antworten könne: ,Lst es schlimm geworden, Pluto  ?" er merkte nicht, daß dieser Name widersinnig war und doch voll tiefen Sinnes; denn Pluto   hatten daheim im Ellernhause nacheinander all« Hund« geheißen, gleichviel wie sie aussahen und was er vorher dem Bittenden verweigerte, tat er nun freien Willens, tat es behutsam und zärtlich: Er streichelle das stöhnend« Tier. Das blickte ihn dank- bar an, leckte liebkosend sein« Hand, vermochte plötzlich beides nicht mehr und streckte sterbend alle Viere von sich. Inzwischen hotte das Automobil gehalten. Ein lederverkleideter Herr war ihm entstiegen. Der trat hinzu und fragte:Tot?" Der Angeredete richtete sich langsam aus und nickte zustimmend. Tut mir leid," fuhr der Hinzugetretene fort.Aber ich glaube, daß ich an dem Unfall keine Schuld trage. Hätte ich nicht scharf nach links gehalten, wären unzweifelhaft Sie vom rechten Kotflügel erwischt und zum mindesten niedergerissen worden. Ich meine: Sie müssen zugeben, daß die Schuld bei Ihnen log. Und bei Ihrem Hunde." Der Ueberraschte war keiner Antwort fähig. Sie haben recht," gestand der ledervertleidete Herr zu, der offenbar vom Anhören vieler Untergebener her gewöhnt war. aus­vermeintlich Ausgesprochenes wie auf Gesagtes zu antworten.Es geht hier nicht um Schuld oder Unschuld. Es geht einzig um den Schaden, der im«inen Falle nicht größer, im andern Fall nicht geringer wird. Selbstverständlich ersetze ich ihn auf Heller und Pfennig. Wieviel wollen Sie für das tote Tier haben? Ein« Schönheit ist es nicht gerade. Und selbst dem gewiegtesten Raflekenner dürste es mit der Bestimmung seiner Art ein unlösbares Rätsel aufgeben. Also wieviel wollen Sie haben? Sagen Sies schnell! Daß mein« Begletterin dort im Wagen nicht erst ungeduldig wird." Der ausgemergelle Mann auf dem Bordstein des Mittelweges war nun auch keines Gedankens mehr fähig. Selbst damit haben Sie recht. Der Schaden ist schwer fest- zustellen. Es kommt nicht auf den objektiven absoluten Wert des Hundes an, sondern aus den subjektiven relativen Wert. Nicht das habe ich zu ersetzen, was auf der Tierbörse unter Kennern dafür bezahlt wird; vielmehr das, was er gerade Ihnen, durch mancherlei Unerkennbares, in Gold gedacht, gill. Bon. Wird gemacht. Hier sind sünszig Mark. Wie? Nicht genug? Ja? Nun also! Da-- So halten Sie den Schein doch fest, daß er nicht auf die Erde fällt! Sind Sie jetzt zufrieden? Habe ich in vollem Umfang wieder gut gemacht?" Ja." Der immer noch nicht Begreifende sah aus den Schein in seiner Hand, auf den toten Hund, auf den davoneilenden lederverkleideten Herrn, einmal ums andere auf den Schein den Hund den Herrn_ Dann wandte er sich an den Nächstbesten in der Menschen- menge, die sich nach und noch auf dem Mittelweg angesammelt hatte und sagte:Wem der Hund da wohl gehören mag?" Es ist gar nicht Ihr Hund?" Nein!" Das wirkte wie ein Pistolenknall. Nach allen Seiten stoben die Meinungen der Menschen auseinander. Man müsse den reichen Herrn verständigen! entschieden die einen. Schon begann man hinter ihm her zu laufen. Aber das Auto sauste in immer rasenderer Fahrt davon. Geschähe ihnen recht, den Krastwagenprotzen, die mit Geld­scheinen um sich werfen könnten, wenn sie gehörig geschröpft würden! hetzten andere. Was so einem ein Fünfzigmarkschein wäre? Nicht mehr als ein Fidibus, mit dem arme Leute, um den Bruchteil eines Pfennigs zu sparen, sich die Stummelpfeife anzündeten. Sei Hinterlist! Sei Ueberoorteilung! Sei Betrug! eiferten die dritten. Das einfachste: Die Polizei verständigen, daß das Geld dem unrechtmäßigen Besitzer abgenommen und dem rechtmäßigen zu- gestellt würde. Man lachte, redete aufeinander ein, erhitzte sich, stritt, schalt, schrie. Als man endlich sich dem Umstrittenen zuwenden und Ihn zum zwanzigsten Mal fragen wollte:Also er gehört wirklich nicht Ihnen, der tote Hund?" war der die allgemein« Verwirrung nützend mit den geschenkten fünfzig Mark im Abenddämmer oer- schwunden. Und die Menge begann auf die knauserige Stadtverwaltung zu schimpfen, die selbstverständlich von der Renommieralster ab- gesehen die Lampen um Mitternacht noch nicht anzünden ließe. Am andern Morgen machte sich der ausgemergelt« Mann aus der Hamburger   Brandstwiete abermals auf, Arbeit zu suchen. War die neue Wäsche, die er sich zuvor gekauft hatte, der Grund? War tr gesättigt mit allen Seinen, zukunftsgläubig, sich selber wieder vertrauend über Nacht ein anderer Mensch geworden? Auf der ersten Stell«, bei welcher er vorsprach, erhielt er Arbeit. Obwohl er so verwegen gewesen war, in einer Tischlerwerkstatt anzuklopfen. Cr füllte seinen Posten zur Zufriedenheit aus. Rückt« auf. Bracht« guten Lohn heim. Frau und Kinder wurden gesund. Schafften mll. Die Not wich. Ersparnisse wurden gemacht. Jahr um Jahr. Der Fünfundvierzigjährige tonnte rundlich geworden in der Heimat ein Haus taufen, eine eigene Werkstatt einrichten-- Und das alles nur, weil der ausgemergelt« Mann, als er sich von seiner Wohnung in der Brandstwiete umsonst aufgemacht hatte, Arbell zu suchen, einen Hund, einen Hund, der nicht einmal ihm gehörte---? Lässiges, sinnloses Handausstrecken ins Leere, nachdem alle Hoffnung längst geschwunden, nicht nur mit dem oer- geblich Begehrten belohnt, sondern mit mehr, mit unendlich mehr, als dos Herz zu erbitten wagte? Während eifervolles, sinnsicheres Mühen vom Morgen bis zum Mittag, vom Mittag bis zum Abend nichts vermocht«? Wie seltsam dos Schicksal oftmals doch den Menschen durch seinen Tag hinführt!
Erziehung unö Wahrheit. Bon C. H. Müller. Wir Jungen spielten auf der Dorfftraße. Da lief ein kleines. unehelich geborenes Mädchen vorbei. Da läuft die Deern ohne Vater!" rief der große Lehmberg August. Ohne Vater, sagst du? Der Schmiedgesell fft doch ihr Vater!" Das hatte der Krügerhans in der Wirtsstube erlauscht.Einer hat auch gesagt, der Hökergeorg sei Voter zu ihr." Ich wußte nichts von allem. Ich wußte nur. daß es eine große Sünde sei, Vater oder Mutter von solch einem Kinde zu sein, das nicht, wie richtige Kinder, den Eltern von Gott   gegeben sei. Aber woher wollte man denn wissen, daß dieses Mädchen nicht
Die Sympathischen.
Die flplX hat die Abgeordnete» Schlecht, vartels, «rylewtcz wegen Sympathisieren» ml» Ruth Jlscher- Schalem und weitere Abgeordnete wegen Sympo hi- fieren» mit Schlecht usw.»»gesch lassen.
Pieck:Ist hier noch wer. der mit denen sympathisiert. die wegen Sympalhifierens mit den Sympathisierenden aus­geschlossen sind?!"
auf die gute Art, sondern durch die große Sünde in die Welt ge- kommen sei? Vielleicht war sie auch von Gott   gegeben, und niemand hatte die große Sünde getan. Und ich verteidigte:Sie mag ja wirklich gar keinen Vater haben!" Sie mag ja a u ch vom Himmel gekommen sein ohne...", hatte ich weitersagen wollen, aber da unterbrach mich ein wildes Lachen. Und der groß« Lehmberg sagte:Du Dussel, einen muh sie doch haben, sonst wäre sie doch nicht da. Du hast doch auch «inen gehabt, der dich gemacht hat!" Mir war plötzlich alles klar. Ich schlich nach Hause, verkroch mich im Holzberg hinter der Scheune und grübelte:Einen muß sie haben! Du hast auch einen gehabt! Jeder hat«inen. Also tun all« die große Sünde? Die Kinder sind all« nicht von Gott  ? Also hat auch dein Vater, hat sogar auch deine Mutter getan, was immer als groß« Gemeinheit ganz schlechter Knechte und Mägde galt? Das kann nicht sein! Und fft es so, dann sind ja Vater und Mutter ebenso schlecht. Die Marie damals haben sie fortgejagt, weil sie ein Kind bekam. Und nun? Ich bin nicht vom Himmel, und die Ellern lügen und haben immer gelogen!" An dem Tage ich war etwa zehn Jahre alt hat in mir ein Kampf begonnen, der sehr hart und oft sehr gefahrvoll war für mein« Seele und mein Leben. Wir spielten Marmel. Ich hatte so viele verloren, daß mein Beutel, der mir immer so große Besitzerfreude machte, fast leer war. Da fiel mir der Spruch ein, den wir jedes Jahr wieder neu lernen mußten:Alle eure Sorge werfet auf ihn, er sorgt für euch." Und also drehte ich mich zur Steinmauer, faltete unbemerkt die Hände und betete:Lieber Gott, ich habe fast alle meine Marmel verspielt. Bitte, hilf, daß ich sie wiederkriege."(Ich glaube, es gibt sehr viel bedeutungsvollere Gebete, di« genau von so reinem Egoismus sind wie di«s.) Ich gewann, drehte mich wieder um und dankte. Die Sache ging! Ein paar Tage später warf ich meine schöne Bleikugel mit einer Schnur über die Eiche. Sie fiel in den Kohlgarten, und ich konnte sie nicht wiederfinden. Also betete ich:Lieber Gott, meine Bleikugel fft weg. Zeig sie mir bitte, ich werd« dir auch ein Dankgebet sagen."(Nun ja, auch diese Ueberredungskunst hat es sonst schon in Gebeten gegeben!) Ich fand meine Bleikugel nicht wieder. Das habe ich nie verstehen k3nn«n. Warum wurde mir die Bitte nicht erfüllt? Es hieß doch:Alle eure Sorge.,..!' Don dem Tage an begann der religiöse Kampf. p Das sind ganz einfache und olltägliche Kindergeschichten: aber sie zeigen, wie bedeutungsvoll für die Erziehung eine oll- gemeine Wahrhaftigkeit des Umweltl«bens ist und wie erschütternd und demoralisierend plötzliche Erkenntnisse allgemeiner Unwahr. haftigkeit wirken. In den Geschichten spielt das Religiöse ein« ziemlich starke Rolle. Das hängt mit der besonderen Art der Gegend zusammen und ist kaum das Wesentliche. In einem groß- städtischen Milieu werden sick andere Wahrheitsprobleme vor- drängen. Sitte, Arbeitsrecht, Arbeitswertung, sowohl gesellschaftlich wie sinanziell, Erwerbslosigkeit, sozial« Schichtung, Handels- gepflogenheiten haben des Unwahrhaftigen mehr als genug an sich. Im besonderen ist zu denken an die vielfach grauenhaft unwahr- haftige Art des Konfirmierenlassens und die für einen Erzieher geradezu niederdrückende Verbiegung des Sinngehaltes, die damit verbunden fft. Diese Dinge des Umwelllebens sehe man sich recht genau an, ehe man beginnt, von Kinderlügen und Verrohung der Jugend zu sprechen. Erziehung ist heut« mehr denn j« ein Problem, dos besonders die Erwachsenen angeht. I« Ländern und Gegend«»,
in denen das ganze Sozialleben von innerer Wahrhaftigkeit ge- trogen ist ich denke an Gebietsteile nordischer Länder, an die Lebensart der Eskimo, an Wildstämme, etwa die Dagan auf Feuer- land» die Wedas auf Ceylon und an Negerstämme im Sudan  , von denen Frobenius berichtet da wächst auch das Kind ruhig und wie selbstverständlich in diese Lebenshaltung der Wahrhaftigkeit, die sich auf das gesamte körperliche, geistige und soziale Leben be- zieht, hinein. Erziehung und Wahrheit gehören eng zusammen. Das leugnet niemand. Aber wie mancher begnügt sich mit einer gelegentlichen Zusammenkoppelung in schönen Versen und frommen Sprüchen und Meint, der Sache, das heißt der Wahrhaftigkeit und der Erziehung, damit einen besonderen Dienst getan zu haben. Und doch liegt schon in dieser Art des Ueberhinredens eine tiefe, tiefe Unwahr- haftigkeit. Denn Wahrheit und Erziehung gehören zusammen vor allem im Leben. Die Wirklichkeit der Welt, in der das Kind leben soll, sie mutz wahr sein, oder alle-, bleibt Lüge. Das gesamte Sozialleben muß auf einem Grunde ruhen. Daher muß jeder wahre und wahrhaftige Erzieher, ob Vater oder Mutter, ob Lehrer oder Künstler, ob Prediger oder Politiker, von dem Willen für eine Bereinigung der sozialen Wirklichkeit durchglüht sein und notgedrungen ein Mit- streiter werden im Sozialkampf seiner Zeit. Hier begegnen sich Politik und Pädagogik und hier beginnt jene Durchsormung des handelnden Menschen, die im Bilde des großen Volksführers zu ihrer Dollendung kommt._ 1 SOjahriges?ubi!aum öes Streichholzes Von Karl Leonhard  . Erst lOl) Jahre sind die kleinen Hölzchen alt so wird mancher verwundert den Kopf schütteln, weil er sich keine Zeit ohne Zünd- Hölzer vorstellen kann. Ja, erst ein Jahrhundert ist vergangen» seit die ersten Versuche mit Streichhölzern gemacht wurden, und wie oft mußten diese Versuche wiederholt werden, bis einer so glückte, daß man ohne Befürchtungen die kleinen Hölzchen in die Welt schicken konnte. Schonst80S stellte ein Pariser Chemiker Zündhölzer aus einer Mischung von Schwefel. Harz   und Kaliumchlorat her, die aber erst 22 Jahre später in den Handel kamen. Nun setzten Ver- besserungen und Neuvcrsuche ein, bis im Jahr« 1848 ein Frank- furter Chemiker Boettgar die ersten Versuche mit Phosphor machte, die in Deutschland   unbeachtet blieben, aber von schwedischen Geschäftsleuten aufgegriffen wurden. Alsschwedische Streichhölzer" setzte sich dann die Erfindung des Deutschen   durch, eroberte die ganze Welt und schuf eine wirtschaftliche Großmacht, die etwa eine Milliarde Goldmark in Bewegung und Umlauf setzt. Gedankenlos taufen wir uns eine kleine Schachtel, schauen kaum auf die Aufschrift und unterstützen durch den Kauf einen der stärksten schwedischen Trusts, der sich in 28 Ländern etwa 1Sl> Fabriken tribut­pflichtig machte und auch langsam den deutschen   Markt erobern will. Dieser schwedische Streich Holztrust versucht auch den Preis der Zündhölzer in Deutschland   zu diktieren und die 50 Streich- Holzfabriken in Deutschland   einzugliedern in den schwedischen Trust, damit die Monopolstellung desselben stärkend. Bei diesen Betrachtungen fällt uns auf einmal die kleine Zündholzschachtel der Konsumvereine ein, di« Zünd- Hölzer der eigenen Produktion enthält und gegen das Preisdiktat durch den schwedischen Trust erfolgreich vorstößt. Eine kleine Be- trachtung über das hundertjährige Jubiläum des Zündholzes führt uns zu einer kleinen konsumgenossenschaftlichen Studie von betehrtsii- d«m Werte. Denn wir kommen nicht nur zu wirtschaftsvoltzifchen Ueberlegungen. zur Sluffassuny. den kapitalistischen   Trust der schtSe- dischcn Streichholzfnbriken anzurennen, sondern auch zu wichtigen konsumpolitischen Betrachtungen, durch Kauf der kleinen GEG.- Schachteln den verteuernden Zwischenhandel aus- zuschalten. Wenn nach einer flüchtigen Schätzung der tägliche Verbrauch an Zündhölzern fast 5 Milliarden beträgt, dann läßt sich au der Größe dieses Umsatzes die Höhe des Gewinns des Schwedentrustes errechnen. Daraus läßt sich aber auch lernen, daß durch eine Kauf- Unterstützung durch das Publikum die Konsumgenossenschaften rentabler und produktiver gestaltet werden können, denn die Konsum- »ereine könnten«inen erheblichen Bedarf an Zündhölzern decken. Wenn wir uns also schon des hundertjährigen Jubiläums der Zündhölzer erinnern, dann wollen wir damit die praktische Forde- rung verbinden, unseren Bedarf an den notwendigen Streichhölzern nur in den Konsumvereinen zu decken, und wollen nicht den mäch- tigen Schwedentrust unterstützen, der sich fast alle Zllndholzfabriken aller Länder botmäßig machte und ein P r e i s d i k t a t errichtete, das nur eine starke Konsumentenorganisation, unsere Konsumvereine, unsere Genossenschaft, stürzen kann. Volkszählung bei den Sperlingen Ein junger Oxforder Ornl- thologe hat sich die eigenartige Ausgabe gestellt, die Vogelwelt im Kensington  -Garten zu London   zu zählen. Es ist wohl das erstemal, daß eine Volkszählung unter den gesiederten Bewohnern der Luft vorgenommen wird, und es waren dabei viele Schwierigkeiten zu überwinden. Dieser Vogelkenner, M. E. Nicolson, zählte Vögel aller Arten viermal.Ich führte meine erste Zählung, die erste, die wohl überhaupt vorgenommen wurde, im November 1925 aus", sagte er, und fand, daß es 3980 Vögel im Kensington-Garten gab. Davon waren 2603 Sperlinge, 411 Stare, 289 Seeschwalben, 241 Holz- tauben und 240 Wildenten. Ms ich im Dezember die zweite Zählung vornahm, war die Zahl der Sperlinge trotz sehr kalten Wetters nur um 8 Stück verringert. Aber bei der nächsten Zählung nach einer regnerischen Periode waren es nur noch 1800. Als das Wetter wieder bester wurde, war auch die ursprüngliche Zahl wieder da. Ich schließe daraus, daß eine große Zahl der Vögel Londons   im Winter in ihrer Nahrung von den Brosamen abhängt, die ihnen im Park gestreut werden. Bei nassem Wetter kommen wenig« Leute. um die Sperlinge zu füttern, und deshalb müssen sich diese wo anders ihre Nahning suchen. Die durchschnittliche Dichtigkeit, in der die Vögel auf den Garten verteilt waren, war 14,47 Vögel auf 40 Ar. In der Nachbarschaft des runden Teichs fanden sich aber bei zwei Zählungen 60 Vögel auf 40 Ar. Die Zählung erfolgt dergestalt, daß jeder von einer Anzahl von Teilnehmern ein bestimmtes Gebiet erhält, in dem er alle Bäume und anderen Plätze genau uMersuchl, die Zahl und die Arten der hier gefundenen Vögel feststellt und auch die Vögel zählt, die herumfliegen. Die Unterscheidung der einzelne» Vogelarten ist für den Kenner leicht. Ich habe jetzt eine Vogel- Zählung in Oxford   und der Umgebung begonnen: es wird wenigstens 30 Jahre dauern, sie zu vollenden, aber ich hoffe, daß dadurch manches Neue für di« Vogelkunde gewonnen werden muß." Eine Pflanze, die Ihr Leben lang nur zwei Blätter hat. Die Pflanze, die im Laufe ihres Lebens tatsächlich nur zwei Blätter aus- bildet, ist di« in den Wüsten Südwestafrikas vorkommende Welwitschie (W elwitschia mtrabilis), ein eigenartiges Gewächs, dessen breiter Stamm wie«in großer Holzbecher fast flach auf dem Boden liegt, während die kätzchen- und tannenzapfenförmigen Blüten den wulstigen Rändern des Bechers enffpringen. Di« Welwiffchie besitzt nun außer Stammbecher und Blüten ihr ganzes Leben lang nur zwei Blätter, die sich aber der Länge nach in schmale Streifen teilen und in sellsamen Verschlingungen um die Pflanze herumrollen, so daß der Stamm dennoch ganz vom Blattwerk bedeckt scheint. Obgleich sie nur zwei Blätter hat, macht daher die Welwitschie doch keinen blattarmen Eindruck, um so mehr als die Blätter bis zu zwei- Meter lang werden,