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Nach Masaryks Sieg.

Die Präsidentenwahl in der Tschechoslowakei  

und die sozialistischen   Parteien.

Mit 274 von 434 Stimmen wurde T. G. Masaryt, wie schon berichtet, abermals für sieben Jahre zum Präsidenten der Tschecho­flomatischen Republik gewählt. Seine Mehrheit war im Jahre 1920 größer, sie war aber auch ganz anders zusammen gesetzt. Damals wählten ihn alle Tschechen und Slomaten; gegen ihn votierten alle Deutschen   und Ungarn  . Diesmal gab die Mehr zahl aller Tschechen und Deutschen   für, die Mehrzahl der Stomaten und Ungarn   die Stimmen gegen ihn ab. Hätten die deutschen  Sozialdemokraten als einzige deutsche Oppositionspartei Masaryk   nicht gewählt, so hätte er die erforderliche Dreifünftel­mehrheit nicht erhalten und sich einer Stichwahl unterziehen müssen. Ob und welche politschen Folgen das Auseinanderfallen ber derzeitigen Regierungsmehrheit bei der Wahl des Präsidenten haben wird, läßt sich heute noch nicht überblicken.

Bon größter Bedeutung ist aber, daß die beiden sozialdemokra­tischen Barteien- Deutsche   und Tschechengeschlossen ihre Stim­men für Masaryk   abgegeben haben. Das in Prag   und Teplitz   be­gonnene Wert der Einigung der bisher auseinandergehenden Barteien erfährt durch dieses einheitliche Borgehen zweifellos eine bedeutende Förderung. Und schon von diesem Gesichtspunkte aus begrüßen wir es, daß sich die deutschen   Genossen für die tschechischen war es selbstverständlich entschlossen haben, Majaryt zu wählen. Das ist aber erst ein Anfang. In Prag   und Teplik haben beide Parteien ihrem aufrichtigen Wunsche, bald zu einer dauernden Einigung zu fommen, flaren Ausdruck gegeben. Einige dauernden Einigung zu kommen, flaren Ausdruck gegeben. Vorfälle, die sich seither auf tschechischer Seite- in Dimüz, Hultschin  und Karlsbad  - zugetragen haben, find wohl nur aus dem Wunsche der lokalen Parteien, den tschechisch- bürgerlichen Schwierigkeiten zu bereiten, zu verstehen. Taktische Schachzüge, die dem nationalen

Chauvinismus weit entgegenkommen, müssen im höheren Interesse der Einigung der beiden Parteien in Zufunft vermieden werden.

Was soll nun geschehen? Der Parteitag der tschechischen Ge­noffen hat der Parteivertretung den Auftrag erteilt, zu gegebener Zeit" mit der deutschen   Partei Verhandlungen anzufnüpfen, um ein gemeinsames Borgehen innerhalb und außerhalb des Parlamentes herbeizuführen. Man darf annehmen, daß jetzt, nach dem gleichen Borgehen beider Parteien anläßlich der Präsidentenwahl, der Zeit punkt gegeben ist. Die Reaktion bereitet eine Reihe von Borlagen vor, die geeignet sind, dem Proletariat beider Nationen schwere Schäden zuzufügen. Wir erinnern an die Verwaltungsreform, welche die lokale Selbstverwaltung erschlägt und der Bureaukratie aus­liefert, an die beabsichtigte Berschlechterung der Sozialversicherung, an die bevorstehenden Gemeindewahlen, deren Ausgang ben poli­tischen Kurs in der Republik   entscheidend beeinflussen wird. Wir erinnern daran, welch heillosen Schrecken die bloße Möglichkeit einer Einigung der beiden sozialistischen   Parteien den Kommunisten ein­geflößt hat, für die diese Einigung der Anfang vom Ende wäre. So darf man in Interesse der sozialistischen   Arbeiterinternationale dem Wunsche Ausdruck geben, daß die Verhandlungen recht bald auf­genommen werden und zu einer festen, alle vorübergehenden poli. tischen Konstellationen überdauernden Einigung führen werden.

Die Arbeitsgerichte für Preußen.

Außenpolitische Sabotage.

Immer wieder nationalistische Gefährdung der außenpolitischen Interessen.

Die Reaktionäre aller Schattierungen zeichnen sich durch Es gänzlichen Mangel an außenpolitischer Disziplin aus. hält schwer zu glauben, daß ihre Disziplinlosigkeiten nicht bewußtem Sabotagewillen entspringt. Die Rete des Reichs­justizministers er gt in Beuthen   hat seinerzeit fofort einen Zwischenfall heraufbeschworen. Herr Stresemann hat ihn mit Mühe und Not wieder eingerentt.

Das Verbot des republikanischen Tages in München   durch die Polizeidirektion München   ist nicht minder geeignet, die außenpolitischen Intereffen des Reiches zu schädigen. Welche Schlüsse muß das Ausland aus der Tatsache ziehen, wenn nach dem Stahlhelm tag in Berlin   eine republikanische Rundgebung in München   ver­boten wird. Welche Schlüsse daraus, daß das bayerische Verbot die Situation im Jahre 1923 in Bayern   reproduziert?

Die bayerische   Regierung hat der Außenpolitit des Reiches mehr als einmal Schwierigkeiten gemacht. Wird das Auswärtige Amt der bayerischen Regierung wiffen laffen, daß dies Berbot mit den außenpolitischen Intereffen des Reiches nicht vereinbar ist?

Ein zweiter frasser Fall. Der Beleidigungsprozeß Mahraun Sodenstern   ist in erster Instanz erledigt. Er war hervorgegangen aus der politischen Divergenz zwischen dem jungdeutschen Orden und den Leuten um Nicolai, Soden stern und Compagnie über die außenpolitische Orientierung. Die Urteilsbegründung in diesem Prozeß, gegeben durch den Einzelrichter, lautet:

,, Das Gericht ist der Ueberzeugung, daß nach dem Artikel in der Bossischen Zeitung" und im Jungdeutschen" von dem Privatkläger ein Bündnis zur Sicherung Frant­reichs und zugunsten Frankreichs   befürwortet werden sollte. Selbst wenn man annimmt, daß die Beklagten zuerst gegen den Kläger vorgegangen find, müßte ihnen doch der Schutz des§ 193 im weitesten Umfange gewährt werden. Es ist bekannt, daß der Nationalverband Deutscher Offiziere die Tradition des alten Heeres fortsett und daß die dort zufammengeschloffenen Offiziere auch für die Leute eintraten, die früher ihre Untergebenen gewefen sind, denn der Offizier des alten Heeres hat stets in dem Mann den Kameraden gesehen. Der Borschlag des Privatklägers, zugunsten Frankreichs  ein Sicherungsbündnis abzuschließen, ging dem Nationalverband Deutscher   Offiziere nahe. Denn was sollte dieser Vorschlag Mahrauns bedeuten? Wer follte geschügt werden, und wer sollte angreifen? Angreifen sollten doch wohl die Leute, die nach Mostau tendieren und die trotz allem Deutsche  find. Nun stelle man sich einmal vor: Frankreich   soll gegen der artige Angriffe von Deutschen   geschützt werden. Was sollte ge­fchehen? Sollten Deutsche   auf Deutsche   schießen,

Nicht erinnern?

Ein offener Brief aus dem Zentrum an Marg. In der neuesten Nummer der Deutschen Re: publif" richtet Heinrich Teipel   einen offenen Brief an den Reichstanzler Marg, in dem es heißt:

Der Entwurf einer Berordnung des preußischen Justizministers und des preußischen Ministers für Handel und Gewerbe über die Errichtung von Arbeitsgerichten und Landesarbeitsgerichten ist dem Breußischen Staatsrat zur gutachtlichen Aeußerung zugegangen. Der Entwurf sieht, wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, die Errichtung von 33 2andesarbeitsgerichten und 226 2rfangler, vor zwei Jahren, als ebenfalls im Reiche die Rechts. beitsgerichten für Preußen vor.

Die bulgarischen Neuwahlen, über die wir bereits mehrfach berichteten, finden am heutigen Sonntag statt. Die Ergebnisse merden erst am Dienstag oder Mittwoch erwartet.

Wege zu neuer Gemeinschaftskunft. Anfäßlich des diesjährigen Wolfsbühnentages in Magdeburg   wird dort in der neuen Stadthalle am 25. Juni eine bemerkenswerte Veranstaltung stattfinden, die von den Bemühungen um eine neue Gemeinschafts­fun st Beugnis ablegen will: zwei der stärksten und lebendigsten funst Boltsbühnenorganisationen, die Berliner   und die Chemnißer, werden bei dieser Veranstaltung zusammen mit dem städtischen Orchester Magdeburg   und der Berliner   Tanzgruppe Trümpŋ­Storonel eine Reihe von neuen Sprech- und Bewegungschor­werfen zur Vorführung bringen. Der Sprech- und Be­wegungschor der Berliner   Boltsbühne, der etwa 80 Mitglieder zählt, wird ein neues Wert von Bruno Schön­Iank zeigen, das Der gespaltene Mensch heißt( er­schienen im Volfsbühnen- Berlag, Berlin   NW.   40); die Chemnizer Boltsbühne wird eine bereits früher vorgeführte Dichtung ihres Leiters Werner Illing  , Aufbruch des Geistes", in neuer Fassung darstellen.

Aus Polgars Handbuch für Kritiker. Alfred Bolgar läßt jetzt von seinen tritischen Schriften einen neuen Band unter dem Titel Stichproben" erscheinen( bei Ernst Rowohlt   in Berlin  ). Er beschließt ihn mit ein paar Stückchen aus einem Handbuch für Kritiker", in dem Säge stehen wie die folgenden:

Theater der jungen Leute. Hoffentlich findet das Bemühen der jungen Leute Förderung, und sie müssen ihre Ideale nicht ver fezen. Biel   befämen fie doch kaum dafür, denn es liegt leider im Besen der Ideale, daß sie ein Wert sind, wenn man sie hat, aber feiner, wenn man sie verklopfen will.

Lustspiel von Bahr. Wenn der Shaw so mit der Marlitt mang die Felder jeht.

Die Gruppen auf der Szene standen da wie nach Blitzlicht schmachtend.

Im rechten Lustspiel geht die Sonne nie unter, und auch die Tränen, die gemeint werden, dienen nur zur farbigen 3erstreuung des Lichts, das sie spendet.

Mancher, bemüht sich vergebens, die Mängel feines Talents durch Defekte seines Charatters auszugleichen. Der Mimiter. Man hört ihn schweigen.

Ein Tragöde. Er wächst, je mehr er Boben unter den Füßen

verliert.

Lyrif. Ein Privatleben wünscht Deffentlichkeit. Gegen Ende des Stücks waren viele Zuhörer eingeschlafen. Die Zischer weckten sie wieder auf.

Jm Künstlerhaus, Bellevueftr. 3, wird am 31. die Ausstellung. Die fchaffende Frau in der bildenden Stunit" eröffnet. Ausgestellt werden Werte von: Paula Beder- Modersohn, Charlotte Berend  , Rate Rollwit, Maria Slavona  , Augufte von Sizewik, Emmi Roeder, Renée Sintenis  , Milli Steeger, Sophie Wolff   u. a.

Im Zentraltheater beginnt am 31. die Sommerspielzeit mit einem Ensemblegaftipiel unter der Leitung von Dscar Ebelsbacher.

Ein jüdisches Museum ist in deffa eröffnet worden, das Dolu mente aus der Geschichte des Ditjubentums enthält und dabei in be­sonders starkem Umfange auf die Judenverfolgungen und Bogroms ein geht, die unter der zaristischen Regierung an der Tagesordnung waren. Eine Forschungsanstalt für die Geschichte und zufünftige Entwidlung des Ditjudentums soll dem Museum angegliedert werden.

sollten die Franzosen einrüden? In diesem Falle hätten sie zweifellos die Bahnlinien besetzt und es läßt sich sehr leicht denken, daß die Leute, die nicht mit Frankreich   sympathisieren, fehr bald mit Retten an den Händen in Cayenne  oder in französischen   Gefangenenlagern geendet hätten. Wenn man sich all das vor Augen hält, so mußte das Gericht zu der Ansicht kommen, daß der Nationalverband Deutscher Offiziere bei der Formulierung seiner Erklärung nicht zu weit gegangen ist. Der Vorschlag Mahrauns bedeutete für das deutsche Bolt glatten Selbstmord. Dem deutschen   Volle sollte zu­gemutet werden, fich zugunsten Frankreichs   selbst aufzuopfern. Das Gericht ist zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Kritik gegen Mahraun   berechtigt war, daß aber die Beklagten über das Ziel hinausschoffen, als sie sich auch in moralischer Beziehung gegen ihn wandten, als sie ihm Charakterlosigkeit vorwarfen. Hier lag die Absicht der Beleidigung vor und lediglich aus diesem Grunde ist das Gericht zu einer Berurteilung der beiden Privatbeklagten gekommen. Außerordentlich strafmildernd fam in Frage, daß die Aeußerung von der Charakterlosigkeit gefallen war in Berbindung mit der Tatsache, daß hier wieder einmal, wie es in Deutschland  leider immer geschieht, befürwortet wurde, den Franzosen nach­zulaufen, daß hier eine Liebedienerei gegenüber dem Auslande ge­trieben wurde. Aus diesem Grunde hat das Gericht auch geglaubt, daß eine Geldstrafe in Höhe von 50 Mart eine ausreichende Sühne für die Beleidigung des Privatklägers darstelle."

Der Einzelrichter hat sich erlaubt, eine Urteilsbegründung zu einer Infamierung aller der Deutschen   zu mißbrauchen, die nicht mit den wahnwigigen Anschauungen der Sodenstern und Co. sympathisieren. Das ist eine Angelegenheit diszipli narischer Ahndung, die wir für ganz selbstver ständlich halten.

Er hat aber weiterhin mit seiner Urteilsbegründung eine nationale Disziplinlosigkeit ohnegleichen bewiesen. Er hat mit seiner Urteilsbegründung zu verstehen gegeben, daß er eine Politik der Verständigung mit Frankreich   so negativ be­wertet, daß er für jede Beleidigung der Männer, die sie ver­treten, Strafmilderung als zu recht gegeben annimmt. Die amtliche Außenpolitik zielt auf Verständigung mit Frankreich  . Er hat also die amtliche Außenpolitik herabgewürdigt, ja diffamiert. Ein ausgesprochener Sabotageaft.

Die Reichsregierung, gezeichnet Marr, hat es für nötig gehalten, bei der preußischen Regierung Beschwerde einzu­legen gegen den Genossen Hörsing, weil er die amtliche Außenpolitik des Reiches gegen er gt in Schutz genommen hat. Sie hätte es nötiger, fich beschwerdeführend gegen diesen unerhörten Mißbrauch des richterlichen Amtes zu einer Demonstration gegen die Politik der Verständigung zu wenden.

Sturm durchbrach, hatte sich in dieser Reichsbannerversammlung aufgehäuft und bot sich Ihnen in einer so feuschen Unmittelbarkeit, mit solcher erschütternden Hingabe dar, daß Sie vor Rührung feine Worte fanden und nur immer wieder winlten und mit Gesten zu danten vermochten. Herr Reichsfanzler, aus dem gemeinsamen Er­lebnis dieser Stunde habe ich den Mut zu diesem Brief geschöpft. Man wird solche Erinnerungen als Sentimentalitäten belächeln, aber daß Millionen von Proletariern und Nichtfatholifen cinem repräsen tatipen bürgerlichen Ratholiken und Akademiker einmal ein be bingungslojes Bertrauen geschenkt haben und jetzt um den Wert des Erlebnisses jener Stunde zittern müssen- Marr, berkartell. träger der Rechten gegen Sörfing! das ist feine Sen­timentalität, das ist ein politisches Faktum von solcher pin­chologischer und pädagogischer Tragweite, daß, um es zu vernach lässigen, in der Tat Nerven von Stahl nötig sein dürften oder cine ganz tiefe Bemußtheit einer besonderen Aufgabe. Ich mag nicht in ihr Gewissen bringen, aber ich meine, der Fall Hörsing nicht in ihr Gewissen dringen, aber ich meine, der Fall Hörsing ist nicht nur ein Punkt auf der deutschnationalen Tages: Berteidigungsordnung einer furzen Kabinettssigung. Herr Reichs­tanzler, es geschieht ein großes Sterben in Deutschland  !"

Es ist auch noch unvergessen, daß Sie selbst, Herr Reichs­foalition regierte, sich in Preußen zum Ministerpräsi denten wählen ließen, um mit dem großen Ansehen, das Sie genossen, gerade das zu verhüten, was heute die Männer zu Ihrer Rechten mit Ihrer Hilfe als Reichstanzler erreichen möchten. Und doch, Sie stehen in vorderster Linie gegen Preußen. Es kann nicht übersehen werden, daß Sie Hörsing verurteilen, mo Westarp ungestraft von der preußi= fchen mißwirtschaft" reden fann, Graf Weftarp, der Führer Ihrer größten Regierungspartei. Und der Eindruck besteht auch, daß Sie es ablehnen, Preußen irgendwie als in Berteidigungs­ftellung befindlich anzuerkennen. Die, welche die preußische Regie: rung um jeden Preis stürzen möchten, stehen gebedt hinter Ihrem Rücken.

Lassen Sie Ihre früheren Freunde darunter leiden, daß Sie hart gegen sich selbst sein müssen? Ist Ihre Regierung des halb so nervös, weil sie das innere Recht der oppositionellen Kritik nur zu sehr erfenni? Weit gesunder, verehrter Herr Reichskanzler, wäre es gewiß ge wesen, wenn Sie die jetzt so empfindlichen Herren Minister daran erinnert hätten, wie sie sich benommen haben, da sie selbst noch die Oppofition machten. Als Beispiel erlaube ich mir auf die Rede hin­zuweisen, die Dr. Helfferich am 23. Juni 1922 im Reichstag gehalten hat. Damals sah er in der Verpflichtung, welcher der von Genua   nach Paris   abgereiste Reichsfinanzminister Dr. Hermes zuwider der Meinung Dr. Wirths der Reparationskommission gegenüber übernommen hatte, einen hellichten Wahnsinn, ja noch mehr, ein Verbrechen". In höchster leidenschaft licher Erregung erklärte er, daß ihn die Zugeständnisse in der Finanzkontrolle nötigten, schwere Borwürfe, ja Anflagen gegen die Reichsregierung zu erheben", und er schloß seine aufhebende Kritik mit den Worten:

,, Nach dem, was Sie da unterschrieben haben, gibt es feine deutsche Souveränität mehr... Eine deutsche Regierung, die ohne Ermächtigung des Reichstages wesentliche Bestandteile der deutschen   Souveränität veräußert, gehört vor den Staats­gerichtshof!"

Und um es nochmals ganz deutlich zu machen, welche weite moralische Distanz zwischen den Deutschnatio. nalen und der Linken bestehe, verdächtigte er diese einige Säße später, daß bei ihr der Respett por den franzo fifchen Bajonetten größer fei, als der Respett

vor der Not des Baterlandes."

Ein eindrucksvoller Brief! Man versteht psychologisch das Wort des Reichskanzlers Marg: Nicht erinnern!" Marx gegen Wirth.

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Die Germania  " teilt mit: ,, leber die Rede, die Dr. Wirth am 15. Mai in einer Reichsbanner- Bersammlung in Königsberg   ge­halten hat, waren Berichte veröffentlicht worden, die, wenn sie zu­treffend waren, Befremden erregen mußten. Unter anderem sollte Wirth zum baldigen Sturz der gegenwärtigen Reichsregierung aufgefordert haben. Der Frattions. vorstand des Zentrums hat sich alsbald nach Bekanntwerden mit der Rede Dr. Wirths beschäftigt, und den Parteivorsitzenden  Dr. Marg gebeten, den Wortlaut der Rede Wirths festzestellen. Daraufhin hat Reichskanzler Mary Herrn Dr. Wirth die Bitte vor­getragen, ihm umgehend eine Mitteilung darüber zugehen zu lassen, ob die erwähnten Aeußerungen tatsächlich von ihm gemacht worden seien."

Englische Kommunisten.

Gibt es so etwas?

Der Organisationssekretär der Komintern  , Bjatnißfi, schil. bert in einer eben( am 19. Mai) abgeschlossenen Artikelserie in der Prawda" die Organisationstätigkeit der fommunistischen Parteien des Auslandes.

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Ueber die Kommunistische Partei   in England be richtet er: Im Frühjahr 1926 zählte die Partei nur 6000 Mit­glieder; während des Bergarbeiterstreifs hat sich die Zahl der Barteimitglieder verboppelt. Von den neugewonnenen Mit­gliedern fallen aber schon viele ab. So hat die Londoner  Organisation vom August bis Dezember 105, die Birminghamer 75, die Sheffielder 200 Mitglieder verloren. In dem Bezirk der Taine, mo die KP.   nominell 3600 Mitglieder zählt, stehen etwa 1000 Mit­glieder tatsächlich außerhalb der Partei". Die Zahl der Arbeiter. die fich zur Eintragung in die Partei gemeldet haben, überſtieg mertlidy 3600; viele sind aber zurüdgetreten, nachdem der erste Auf­schwung vorbei war( nach dem Bergarbeiterstreif)."

Herr Reichskanzler, diese Leute sind es, die Sie heute vor der besorgten Kritik des Reichsbannerführers Hörfing glauben schützen zu müssen. Aber ist will teine Animofität wecken, ich möchte nur die heutige deutschnationale Empfindlichkeit charakterisieren.- Des Reichsbannerführers Hörfing! Darf ich Sie daran erinnern, was er für Sie vor zwei Jahren getan hat, als Sie sich um den Reichspräsidentenposten bewarben? Wie die Millionen feiner Mannen in ganz Deutschland   bereitstanden, um Ihre Versammlungen zu schüzen und ihnen Brunt und faszinierende Kraft zu geben? Mit Ihnen zusammen habe ich damals in einer großen Werbeversammlung in Nürnberg   Fürth  gesprochen. Es war ein Erlebnis sondergleichen. Das jubelnde zu rufen der Tausende kannte kein Ende, ein unermeßliches Bertrauen, das die Schranken der Partei und Konfession in allgewaltigem| nichts zu bedeuten.

Hollands   Kommuniffen haben fich aufs neue gespalten. Eine Anzahl ihrer Führer haben sich der syndikalistischen Bewegung angeschlossen. Grund: Haltung der Kommunisten gegen­über den Syndikalisten. Jetzt ist Holland   mit drei fommunistischen Richtungen gesegnet. Allerdings hätten auch alle drei zusammen