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in einer Fraktion willfähriger Eunuchen nicht so weit ge-| die ursprüngliche Absicht, den Entwurf noch vor den Sommer-| führen und eine Nachweisung über die Zahl der in der Zeit vont schwächt, daß ein Staatsstreich, wie die Oberhaus- ferien des Reichstags zu verabschieden, fallen gelassen werden 1. April 1927 bis zum 30. September 1927 freigewordenen und der reform ungefragt, wie etwas Selbstverständliches hingenom- mußte. davon mit Wartestandsbeamten besetzten Stellen dem Haushalts4 men würde. Hier liegt die ungeheure, in ihrer grundsätz­ausschuß vorzulegen. lichen Bedeutung bisher kaum richtig erkannte Bedeutung des Kampfes, der um die Oberhausreform gegenwärtig ent­brannt ist. Siegt die Regierung und gelingt es ihr, im Sinne und Geifte ihrer durch Lord Cave im Unterhaus der kündeten Absichten, das Oberhaus als ein Bollwerk gegen die Souveränität des Unterhauses und damit des Volkes aufzurichten, so bedeutet dies, daß die Demokratie im Augen­blick auch in England dem Geiste des Faschismus

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Die Stellung Bayerns   in dieser schwierigen Frage ist um so auffallender, als gerade die parlamentarischen Ber­treter Bayerns   die Vorlage gewünscht haben. Jezt ist es die Bayernregierung, die dauernd Protest erhebt und die Verabschiedung des Gesetzes im Kabinett bisher mit Erfolg verhindert. Auch vom sozialistischen   Standpunkt find gegen die Regierungsabsichten schwere Bedenken zu erheben.

Vom sächsischen Landtag bei Stimmengleichheit

abgelehnt.

Dresden  , 6. Jufi.( Eigener Drahtbericht.) In der heutigen Sizung des sächsischen Landtags standen ein kommunisti­scher und ein sozialdemokratischer Mißtrauens antrag gegen die Regierung Held zur Beratung. Der sozial­demokratische Antrag wurde von dem Genossen Arndt be­gründet, der recht gründlich mit den Parteien abrechnete, die Schuld an dem Zustandekommen der Bürgerblockregierung tragen, klärte, daß er und sein Freund für das Mißtrauensvotum stimmen besonders mit der ASPS. Der Nationalsozialist v. Müde er­würden, weil die Regierung Held der nationalsozialistischen Idee nicht genügend Spielraum gelassen habe. nicht genügend Spielraum gelaffen habe.

Det

Abrüstungsforderungen Brouckères. Kurze Dienstzeit, kleine Ausgaben, Kontrolle. Kriegsminister wiederholt seine Reichswehrgeschichten. Brüffel, 6. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Im Senat warde ant Mittwoch die Debatte über den Heeresetat fortgefeßt. nesse de Brouckère hielt dabei eine großzügige Rede zugunsten der

von Versailles   hin, wonach die Entwaffnung Deutschlands   eine Borbedingung der allgemeinen Abrüftung sein soll. Deutschland  fordere jetzt mit Recht die Einhaltung des Versprechens der Aba rüstung, die eine moralische Verpflichtung der Siegerstaaten sei. Als eine wesentliche Form der Abrüstung bezeichnete de Broudere die Berkürzung der Dienstzeit, die zweite Form sei die die Verkürzung der Dienstzeit, die zweite Form ſei die Serablegung der Militärausgaben uns bie bitte die öffentliche Kontrolle der Rüstungen. Belgien   brauche die sechsmonatige Dienstzeit; deswegen habe es feinen Zwed, erst mit einer Dienstzeit von acht oder neun Monaten zu experi

mentieren.

unterlegen ist- mag dieser auch, der angelsächsischen Mißtrauensantrag gegen Regierung Held. Abrüstung. Er wies auf die Bestimmungen des Friedensvertrages Geistesverfassung angepaßt, sich hier weniger theatralisch gebärden und in pseudodemokratischem Gewande einher­schreiten. Siegt der ursprüngliche Gedanke der verfassungs­mäßigen Entrechtung des Unterhauses( und er ist bisher von der Regierung nicht widerrufen worden) so bedeutet von der Regierung nicht widerrufen worden) so bedeutet das, daß die demokratisch gewählten, wenn auch fonjer­vativen Vertreter des Bürgertums die Verteidigung ihrer Klassenvorrechte und Interessen für wichtiger halten als ihre eigene Machtgrundlage und Würde. Die Folgen wären unübersehbar: eine solche Verriegelung jeder fort­schrittlichen und sozialen Entwicklung müßte die auch auf der andern Seite, wenn auch heute nur in schwachen Anfäßen vorhandenen antidemokratischen Tendenzen über Nacht zur Reife bringen und in allem Ernste sei es gesagt- Eng­land zum ersten Male seit Jahrhunderten an den Rand einer revolutionären Situation führen. Entwickelt sich jedoch der Widerstand gegen die Staats­streichpläne im fonservativen Lager zu solcher Stärke, daß die Regierung ihre Reformpläne und damit den hinter liftigsten Anschlag, der in England seit dem Anbruch des bürgerlichen Zeitalters gegen die Demokratie erdacht worden ist, liquidieren oder wenigstens ihres Staatsstreichcharakters berauben muß, so ist damit nicht etwa nur das demokratische Brinzip gerettet, sondern England vor einer Krise bewahrt, die unübersehbar zu werden verspricht. Die Oberhausreform, die so harmlos, mit der Geste der Beiläufigkeit und Zufällig­feit angekündigt wurde, ist damit zu einer ganz großen Entscheidungsschlacht um das gegenwärtige Schick­sal der Demokratie in ganz Europa   geworden. Sie geht deshalb, nicht nur in England, sondern auch in Europa  einen Jeden an. Noch ist das Schicksal des geplanten Staats­streiches in der Schwebe. Aber die Lethargie ist zerbrochen und die Nation zur Erkenntnis erwacht, daß England nicht vor eine parlamentarische Entscheidung, sondern vor eine Schicksalsfrage erster Größe gestellt ist.

Bayern   und die Reichsfinanzpolitik.

Um das Steuervereinfachungsgesek. In diesen Tagen werden in Berlin   Besprechungen zwischen dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Heldt, dem Finanzminister Dr. Schmelzle, dem Innenminister Stühl und der Reichsregierung über die schwebenden finanzpolitischen Fragen stattfinden. Es handelt sich dabei vor allem um das geplante Steuerver einheitlichungsgeseh, von dem Herr Dr. Schmelzle in seiner Etatsrede im bayerischen Landtag gesagt hat, er hoffe und wünsche inständig, daß dieser Gesezentwurf niemals die Billigung des Reichskabinetts finden möge.

Bei der Abstimmung wurden 47 Stimmen für das Miß­trauensvotum und 47 Stimmen gegen den Mißtrauensan­trag abgegeben. Für den Mißtrauensantrag stimmten Sozial­demokraten, Kommunisten und die zwei dem Landtag angehörenden Nationalsozialisten. Dagegen stimmten die Abgeordneten aller bürgerlichen Parteien und die vier Abgeordneten der ASPS. 3wei demokratische Abgeordnete hatten vor der Abstimmung den Saal verlassen. Da nach der sächsischen Verfassung zu dem zu standekommen eines Mißtrauensvotums mindestens mehr als die Hälfte aller Abgeordneten, also mindestens 49 Stimmen notwendig find, gilt der Mißtrauensantrag als abgelehnt.

Neue Bürgerblockschlappen. Bentrum gegen Bürgerblock im Haushaltsausschus.

Täglich aufs neue zeigen sich im Bürgerblock Risse und Un­ftimmigkeiten. Nicht nur in den großen entscheidenden Fragen, sondern auch in unbedeutenden klaffen die Meinungen der Re­gierungsparteien auseinander. In der Mittwochfizung des Aus schusses für den Reichshaushalt holte die Bürgerblod. regierung fich gleich zwei Niederlagen von ihrer eigenen Gefolgschaft.

Das Auswärtige Amt hatte mit einer Vorlage vom Haus­haltsausschuß die Genehmigung erbeten, das Konfulatsgrundstück in Alexandrien   zu verkaufen und aus dem Verkaufserlös zwei Grund stüde, eins in Kairo  , eins in Alexandrien   zu erwerben. Der Referent für den Haushalt des Auswärtigen Amtes, Abg. Dr. Hoeksch( Dnt.), setzte sich mit den Regierungsvertretern für die Vorlage ein und wurde dabei vom Abgeordneten Dr. Cremer( D. Bp.) unterstüßt. Die Genossen Stücklen   und Heimann sprachen scharf gegen die Vor­lage und ihre Gründe fanden die Zustimmung des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei  . In der Abstimmung wurde die Vor­lage mit großer Mehrheit abgelehnt.

Nicht beffer erging es dem Reichsverkehrsminister, der die Ermächtigung zur sofortigen Einstellung von zunächst 150 Polizeianwärtern für den Reichswasserschutz Bei dem geplanten Gesetzentwurf handelt es sich um den erbeten und zur Berteidigung seiner Vorlage sich selber in den Aus­Versuch, die Realsteuern der Länder und Gemeinden.ein- ichuß bemüht hatte. Die Borlage wurde außer vom Minister und heitlich für das ganze Reich zu regeln, dasselbe für die feinen Räten nur von den Deutschnationalen verteidigt. Zentrum Hauszinssteuer zu tun und eine wesentliche Verein- und Sozialdemokratie erklärten sich gegen sie und auch hier wurde fachung der Finanzverwaltung in Reich und Ländern und mit großer Mehrheit die Ablehnung beschlossen. Gemeinden herbeizuführen. Seit vielen Wochen berät das Reichskabinett darüber. Infolge der Widerstände Bayerns  und des bayerischen Vertreters in der Reichsregierung hat sich aber bisher keine Einigung erzielen lassen, so daß

Die Diphtherie   in Berlin  .

Kein Grund zur Beunruhigung- aber ernfte Beachtung! Von Stadtarzt Dr. Alfred Korach.

Die Diphtherie   ist im Laufe dieses Jahres in Berlin   erheblich häufiger aufgetreten als in früheren Jahren; durchschnittlich doppelt so oft wie im Vorjahr. Allerdings ist hierbei zu beachten, daß das Jahr 1926 den bisher tiefsten Stand der Diphtheriefälle aufmies und daß die Zahl der Diphtheriefälle im letzten Jahrzehnt Jahre 1916 ab

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etwa vom

gegenüber früheren Jahren in Deutschland   dauernd start gesunken ist. Mit um so aufmerksamerem Auge muß man das Wiederansteigen der Diphtherieturve betrachten, die fich freilich jetzt im Hochsommer, wie ſtets, etwas sentt, dafür aber erfahrungsgemäß vom September ab ein weiteres Aufwärtsgleiten erwarten läßt.

man

Unter den in diesem Jahre auftretenden Diphtheriefällen findet verhältnismäßig häufig schwere Erfran­fungen, nicht selten ganz stürmisch verlaufende, gleich zu Beginn der Krankheit fast hoffnungslos erscheinende und dann auch tödlich endende Leiden. Eine Reihe von Aerzten führt viele dieser schweren Erkrankungen auf sogenannte Mischinfektionen" zurück, die dadurch entstehen, daß nicht nur Diphtheriebazillen, sondern auch gleichzeitig andere giftige Bakterien den Körper befallen. Es handelt sich in Berlin   um eine Diphtherie, die sowohl in Hinsicht auf die Krankheitshäufigkeit wie auch in bezug auf den schweren Charakter mancher Erkrankungen zu denten gibt. Bon einer Diphtherieepidemie fann jedoch teine Rede sein und wir sind glücklicherweise immer noch weit von jenen Krankheits- und Todesursachenziffern entfernt, welche die Diphtherie vor Einführung der Beringschen Diphtherie  - Heilserum­Einspritzungen also in der Zeit vor 30 und mehr Jahren urfachte. Das Ansteigen der Zahl der Diphtherieerkrankungen und das Auftreten der verhältnismäßig vielen schweren Fälle in London  , in New York   und in anderen amerikanischen   Großstädten während der legten Jahre troß eifriger Anwendung der Serumeinsprißung!- erheischt auch hier ernste Beachtung, um so mehr noch, als in diesem Jahre nicht nur in Berlin  , sondern auch in Paris   die Diphtherie wieder häufiger und schwerer aufgetreten ist. Der Stand der Berliner  Diphtherie  - die leider auch unter normalen" Berhältnissen alljähr. lich zahlreiche Menschen, Kinder und auch Erwachsene dahinrafft- bietet jedoch keinen Grund zu einer besonderen Be­unruhigung. Es gilt aber, dem Diphtherieproblem jedenfalls erhöhte Aufmertjamfeit zu schenken.

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Mit Rücksicht auf die in legter Zeit in Berlin   aufgetretenen zahlreichen Diphtheriefälle und mit dem Ziele, die Zahl der Er Frankungen durch Aufklärung der Bevölkerung über die Entstehung und die Art der Erkrankung nach Möglichkeit herabzumindern, hat daher auch der Berliner   Magiftrat por turzem angeordnet,

Zum Schluß nahm der Haushaltsausschuß bezüglich der Ein­ftellung von Wartestandsbeamten eine Entschließung an, morin die Reichsregierung ersucht wird, die Besetzung zweiter besetz­barer Stellen mit Warteftandsbeamten schärfer als bisher durchzu­

die ein sozialistischer Senator am Dienstag wegen der vorzeitigen Kriegsminister Brocqueville erflärte dann auf die Frage, Erneuerung der deutschen   Reichswehr   gestellt hatte, er könne seine Informationsquelle nicht befannt geben, aber sie sei abfolut zuver­lässig. Er befize über die Rüstungen Deutschlands   An­gaben, die für die Zukunft beunruhigend seien. Er könne die Zahl der Mannschaften, die die Reichswehr   alle sechs monate entlasse- es handle fich namentlich um Intel­lektuelle-, angeben und ebenso die Zah! derjenigen, die nur drei, fünf und acht Jahre unter den Waffen gehalten werden. Die Zahl der deutschen   Divisionen sei ihm ebenfalls bekannt. Daraufhin wurde der Heeresetat vom Senat angenommen. Chamberlain gegen Erörterung der Räumungsfrage.

London  , 6. Juli.  ( WTB.) Im Unterhause fragte Harris, ob Chamberlain jetzt in der Lage sei, ein Datum für die Beendi gung der Besehung deutschen   Gebietes durch die alliierten Truppen anzugeben, und ob diese Angelegenheit in Genf   er­örtert worden sei oder erörtert werde.

Termins für die Beendigung der Besetzung des Rheinlandes durch Chamberlain erwiderte: Die Frage der Festsehung eines die alliierten Truppen wurde in Genf   nicht erörtert. Die Bestimmun­gen, nach denen das Rheinland geräumt werden soll, sind in den Artikeln 428 bis 431 des Vertrages von Versailles   niedergelegt."

Harris fragte weiter, ob Chamberlain nicht glaube, daß ein neunjähriger Zeitraum nach dem Waffenstillstand ausreichend fei, um diefe militärische Befehung, die Europa   daran hindert, zu fühlen, daß die Friedensatmosphäre sich Bahn gemacht hat, zu be­enden, und ob Chamberlain nicht glaube, daß dieje Frage erörtert werden müßte.

Chamberlain erwiderte: Nein, ich glaube nicht, daß irgendeinem nühlichen Zwed gedient wäre, wenn fie gegenwärtig in Genf   erörtert würde. Sie wurde von niemand sonst aufgeworfen, und ich nehme an, daß andere derselben Meinung waren."

Harris stellte weiter die Frage, ob die Befestigungen in Ostpreußen   zur Zufriedenheit der Militärkontrollfommission dod zerstört worden seien. Chamberlain entgegnete, daß die Besichtigung der in Frage nicht abgean fommenden deutschen   Ostbefestigungen noch fchloffen sei. Er sei daher nicht in der Lage, irgendeine Mitteilung über die Zerstörung dieser Werke zu machen.

Abschiedsfeier für Hildenbrand. Der Reichsrat veranstaltete am Mittwoch abend eine Abschiedsfeier zu Ehren seines ausschei denden Mitglieds des Gesandten, Genossen Hildenbrand, der Lippe vertreten hat. ursprünglich den Freistaat Württemberg und zuletzt die beiden Die stimmführenden Bevollmächtigten der Länder waren vollzählig vertreten. Von der Reichsregierung war der Finanzminister Dr. Köhler erschienen.

daß in Bälde ein besonderes Mertblatt an diejenigen Eltern| Der preußische Innenminister über, Theaterrevuen".

verteilt werden soll, deren Kinder eine Schulklasse besuchen, in der ein oder mehrere Diphtheriefälle sich bereits ereignet haben.

Gottes Wort im Propellerbrausen.

Behaupte noch einer, daß der Protestantismus stagniere. Ganz und gar nicht er amerikanisiert sich. Seine Verkünder haben das Zeitalter der Lindbergh, Chamberlin, Dr. Pelzer und Schmehling begriffen. Rekord ist alles! Der Pfarrer enisteigt dem Talar und zieht die farierten Breeches des Leibesertüchtigten an. Er bricht Trauungsrekorde im Flugzeug. 500 Meter über Normal­Null, die Spitze der Gedächtniskirche( auch Taufhaus des Westens genannt) umkreisend, statt des Organisten frkundiert von einer Choräle frächzenden Grammophonplatte, segnet er junge Paare ein und schließt Chen.

Wie schnell ändern sich die Menschen! Im Kriege erzählte man von einem Divisionspfarrer, der im Kasino von ein paar junge Leutnants angeulkt und aufgefordert wurde, einmal den fromme Mann ab, da vorne steht man zu sehr in Gottes Hand!" Dieser Typ ist gänzlich veraltet. Die nächste Pfarrergeneration wird grundsäßlich nur noch auf Rodelbahnen, in Flugzeugen, während eines fessen Looping, oder beim Langstreckenlauf firchliche Handlungen verrichten. Wer wird beispielsweise noch einem Ster benden in vulgär herkömmlicher Weise am Bett die letzte Delung erteilen? Wir sehen folgendes Programm voraus: Man schafft den Sterbenden mittels Drahtseilbahn auf die Zugspige, wo ein schnittiger Bobsleigh bereit steht. Der Sterbende wird auf den Rennschlitten gebettet. Der Pfarrer setzt sich hinter ihn, zwei be= tannte Sportsleute übernehmen Steuerung und Bremse und mit dem Augenblick, in dem das Gefährt zu Tale faust, setzt die kirch­liche Handlung ein. Dieweilen harren unten in Garmisch   Tausende und aber Taufende mit fiebernder Spannung, ob der Pfarrer seine Geschäfte beendet haben wird, noch ehe der Schlitten das Biel­band passiert. Der Sterbende schließt glücklich in dem Bewußt sein, daß morgen feine letzte Talfahrt mit Schlagzeilen und Illu­ftrationen die Bresse füllen wird, seine Augen. Gleichzeitig erfährt die jubelnde Menge, daß soeben ein neuer Zugspitzenreford auf­gestellt wurde.

Die Reichsstatistik verkündet ein paar Ziffern, die der Kirche fichtlich unangenehm sind. Anderthalb Millionen haben in den letzten Jahren ihren Austritt erklärt. In Berlin   hat die Zahl der Protestanten troz einer Bevölkerungszunahme von mehreren Hunderttausenden um 30 000 abgenommen. Tut nichts! Der tüchtige Flugzeugpfarrer über der Gedächtniskirche hat den Weg erkundet, auf dem die Kirche die Herzen einer sportbegeisterten Menge zu­rückgewinnt. Altmodische Faselanten sprechen noch von Verinner lichung der Religion, von neuem Geist, von sozialer Deutung des fein Gefühl, es will Reforde! Naturvölter mochten Gottes Stimme Christentums. Hoffnungslose Sd wärmerei! Dies Zeitalter will im Sturmgebraus hören. Die heutige Generation hört sie im Pro­pellerbrausen mit Grammophonbegleitung. Und so bleibt denn der einzige Weg: Sportliche Ertüchtigung der Kirche! Jonathan

In seiner Sigung vom 6. April beschloß der Landtag, das Staatsministerium zu ersuchen, in Erfenntnis der außerordentlia) großen Gefährdung unseres fulturellen und sittlichen Lebens durch die in feinerlei Kunstinteresse begründete Aufführung der soge= nannten Theaterrevuen mit sehr ausgiebigen Nacktdarstellungen die geeignet erscheinenden behördlichen Maßnahmen zu veranlassen". Ferner wurde das Staatsministerium unter Hinweis auf die Ect­fache, daß sehr eindeutige Schlager, Couplets usw. durch Verbreitung Don Grammophon Schallplatten bis in die kleinstei Dörfer und damit bei der städtischen wie ländlichen Schuljugend Ein­bewirten, ersucht, die Verbreitung solcher Kunsterzeugnisse" mit gang finden und so eine unberechenbare Vergiftung der Volksfecte allen geeignet erscheinenden Maßnahmen zu verhindern.

Nachdem der preußische Minister des Innern bereits in einent Runderlaß aus dem Jahre 1923 über Mißstände im Theater­me sen darauf hingewiesen hat, daß auch nach Beseitigung der sog. Borzenjur die Polizei zum Einschreiten gemäߧ 10 II ALR. verpflichtet ist, sobald der Inhalt eines Theaterstücks oder die Art fährden, bringt der Minister den erwähnten Runderlaß sämtliájea feiner Aufführung geeignet ist, die öffentliche Sittlichkeit zu ge Bolizeibehörden zur Beachtung erneut in Erinnerung.

Was die im Beschluß des Landtags erwähnten Grammophon­Breffedienst zufolge, darauf hin, daß nach der Rechtsprechung des platten anlangt, so weist der Minister, dem Amtlichen Preußischen unter den Begriff der Darstellungen im Sinne des§ 184 Nr. 1 Reichsgerichts Lautübertragungen durch Grammophonplatten StGB. fallen, wenn dessen sonstige Tatbestandsmerkmals vorliegen. Die Polizeibehörden werden daher ersucht, auch diesen Uebelständen besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden und gegen sie mit allem Nach­druck einzuschreiten.

Zur Atuffit im Rundfunk. Eine Gruppe englischer Sende­stationen hat vor kurzem erneut Untersuchungen angestellt über die Frage, welche Musikinstrumente und Stimmen sich am besten für die Verbreitung durch den Rundfunk eignen. Unter den Mujit. instrumenten wurde dabei die Glocke bzw. Gong als das beste be­zeichnet; an zweiter Stelle tommen Saiteninftrumente, vor allem Cello und Mandoline. Unter den Singstimmen sind Baß und am besten geeignet, während unter Bariton den Sopran­sängerinnen es nur wenige gibt, die überhaupt im Rundfunk fingen sollten. Als Kuriforium sei noch erwähnt, daß die Radio­wiedergabe einer Schallplatte mit Aufnahmen einer amerikanischen  Mandolinenkapelle als ganz besonders flangschön bezeichnet wurde.

Ein neuer Intendant in Aachen  . Auf Vorschlag der Aachener Stadt. verwaltung haben die zuständigen städtischen Ausschüsse den Leiter des Würzburger Stadttheaters einz Kari Strohm zum Nachfolger des Zutendanten Otto Maurenbrecher gewählt.

erfahren, hat der gefeggebende Rat von Burma   beschlossen, die Einrichtung der Ridichas( bon Kulis im Laufschritt gezogene, zweirädrige Wagen für den Bersonenverkehr) abzuschaffen, da es der Menschenwürde miderspreche, daß sich ein Mensch von einem anderen, wie von einem Bugtier sichen laffe.

Neuzeit in Indien  . Bie die Times" aus Burma  ( Britisch- Hinterindien)