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Tarife der Kommunalbetriebe. Diese bedeuten schon| überhaupt geeigneter Gegenstand für eine Feier? Bei feinem jetzt vielfach eine erhebliche Besteuerung der Konsumenten. Ihre anderen zivilifierten Bolt wurde gerade die Verfassung gefeiert. Die Bereinigten Staaten feiern ihre Unabhängigkeitserklärung, die Erhöhung zum Zweck der Einnahmebeschaffung bedeutet nicht nur eine neue Steigerung der Lebenshaltungskosten, Franzosen den Bastilleſturm. Nur Polen   feiert den 3. Mai als cine Verschiebung der steuerlichen Gesamtbelastung Berfassungstag, aber doch nur als Demonstration für die polnische Unabhängigkeit. Gerade die Weimarer Verfassung   sei zuungunsten der leistungsschwächsten Klassen, sondern wäre auch ein besonders ungeeignet zur Feier. Denn sie enthalte feine fundamentaler voltswirtschaftlicher Fehler. Gerade die großen, neuen, belebenden Gedanken. Die Verwandlung der Befriedigung der Verkehrs- und Kraftbedürfnisse der industriellen Monarchie in die Republik   ist kein neuer Gedanke. Die Weimarer Bevölkerung und der städtischen Wirtschaft zu sinkenden Preisen Verfassung ist eigentlich nur die Bismarcksche Verfassung ist eine der wichtigsten produktiven Aufgaben der Kommunen, deren mit republikanischem Vorzeichen. Auch die berühmten Erfüllung ihnen schon heute überaus erschwert ist, in Zukunft aber Grundrechte enthalten überwiegend Gedanken aus dem Jahre 1848. durch diese Realsteuerpolitik praktisch unmöglich gemacht würde." Das Schmerzlichste aber ist der Verfassungsartikel, nach welchem die Vorschriften des Versailler Vertrages den Vorschriften der Verfassung vorgehen sollen. Es kann keinem Bolte zugemutet werden, eine Verfassung mit solcher Bestimmung zu feiern. Deutsch­ land   hat überhaupt niemals einen Nationalfeiertag gehabt. Für das deutsche   Bolt nach seinem Zusammenbruch ist aus wirtschaft­lichen Gründen ein neuer Feiertag nicht angebracht.

Aehnlich wie bei der Gewerbesteuer liegen die Ver­hältnisse bei der Grundsteuer. Auch bei der Gebäude= sondersteuer muß man gegen die Absicht schärfsten Widerstand erheben, bei allen weiteren zu erwartenden Miets­steigerungen auf die steuerliche Mehrleistung zu verzichten, sondern die Mietzinssteuer sogar vom 1. Januar 1929 ab jährlich um 10 Proz. bis etwa auf ein Drittel ihrer gegen­wärtigen Höhe abzubauen.

Schon diese kurzen Andeutungen laffen erkennen, um wie überaus gefährliche Pläne es sich bei dem Steuervereinheitlichungsgeseh handelt. Ob­wohl die Massenbelastung durch Steuern und Zölle von Jahr zu Jahr start gestiegen ist, soll nicht hier eine Milderung erfolgen, sondern bei den Besitzsteuern, die stets unzulänglich Das wird überdies in einem Augenblid gelant, in dem Reich, Länder und Gemeinden vor Aufgaben stehen, die wachsende finanzielle Aufwendungen erfordern. Eine verant­wortliche Finanzpolitik dürfte gerade in einer solchen Zeit nicht zu einem Steuergeschenk von 600 bis 800 Millionen an die kapitalfräftigen Kreise des Bolkes bereit sein.

waren.

Es ist infolgedessen zu begrüßen, daß die Absicht der Reichsregierung gescheitert ist, den Entwurf in furzer Frist durchzupeitschen, und die Möglichkeit besteht, nicht nur die Massen des Bolles aufzuklären, welch neues Unrecht die Rechtsregierung plant, sondern auch die Träger der Selbstverwaltungsförper zur aktiven Gegenwehr

hervorzurufen.

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Die bayerischen Minister sind heute früh in Berlin   eingetroffen. Ministerpräsident Held und Finanzminister Schmelzle haben dem Reichsfinanzminister bereits ihren ersten Besuch abgestattet und über allgemeine Fragen gesprochen.

Kampf um den Verfassungstag.

Die Anträge der Linken vor dem Rechtsausschuß. Der Rechtsausschuß des Reichstages setzte heute die Beratung über die Festlegung des Verfassungstages als Feiertag fort. Den Beratungen liegt der Zentrumsantrag zugrunde, am Sonntag nach dem 11. August den Berfassungstag zu feiern. Zu diesem Antrag haben unsere Genossen in Berbindung mit den Demokraten den Abänderungsantrag gestellt, den Verfassungsfeiertag auf den 11. August festzulegen. Auf Wunsch des Abg. Kahl murde die Einsetzung eines Bolfstrauertages vorläufig aus den Beratungen ausgeschieden. ( Bayer. Bp.) berichtete über Abg. Pfleger Betionen von Frauenvereinen, die einen Boltstrauertag fordern, an welchem alle öffentlichen Luftbarkeiten verboten sein sollen, und über die Petition von Gastwirisinteressenten, einen Volksfeiertag im Februar, am besten in Berbindung mit dem Totensonntag oder mit dem Buß- und Bettag, zu beschließen.

Zur Begründung des deutschnationalen Standpunktes führte Albg. v. Freytagh- Coringhoven aus: Zunächst sollte die Frage ge­prüft werden, ob das jezt beantragte Gejez über die Einsehung eines Feiertages verfassungsändernden Charakter habe. Der Vertreter der bayerischen   Regierung habe dies bereits behauptet. Gründe und Gegengründe stehen sich gegenüber. Die Frage muß geklärt werden. Ist die Verfassung aber als solche

Fliegerbombenspiel."

Von Hugo Efferoth  .

Ahlbeck  ( Ostsee  ), im Juli 1927. Gestern sind wir an der Kante dieser Heringslate ein Stück entlang balanciert: von Ahlbeck  , wo die elende und lohnsteuer­zahlende Menge, als wie wir, im Tümpel sich vergnügt, bis nach Heringsdorf  , wo dasselbe nur die beste Gesellschaft" tut. Die Ostsee   ist eine große Demokratie, ihre Farbe bleibt gelb- schmuzig­grün- schmutzig- blau, ganz egal, welche Haut gerade ihre Wellen abschrubben.

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Auf der Landungsbrücke von Ahlbed flattert hoch die Fahne der deutschen Republik auf der von Heringsdorf   tummeln sich so ziemlich alle Flaggen Europas   und der westlichen Halbtugel, nur die des Vaterlandes nicht. Vielleicht besteht eben darin der einzige Unterschied im politischen Gemüt: Wir sind international mit fräfti­gem Einschluß unserer Heimat, und jene sind international start mit Ausschluß jenes Landes, das seinen Wilhelm und seine Leut­nants der Reserve verloren hat und ihnen deshalb weniger geworden ist als das, was ringsum und hinter Ostende  , Biarriß oder Abbazzia Tiegt. Aber das nur nebenbei!

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Neben vielen Gelegenheiten für Shimmytiker und Fortroddels neben einem Kurhotel mit drei schwarzweißroten Fahnen gibt es in Heringsdorf   einen Laden am Strand, der bei freiem Eintritt in der Lat   den markerschütternden legten Kri der Saison ertönen läßt: es ist die Budike, wo das Fliegerbombenspiel" die Stügen der Gesellschaft anlockt, jenes Fliegerbombenspiel, das viel zu lange auf seinen Edison hat warten müssen....

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Die Sache geht so zu: über einem runden Tisch mit einer Anzahl Felder, und diese wieder eingeteilt in fompliziertes Ziffern, und Registrandenwert, würdig der mühevollen Arbeit eines Konjunktur­statistifers, freifen im Rarussellstil eine Anzahl buntbemalter, mit Nummern bezeichneter Flugapparate aus edelstem Blech. Im Schwanzende jedes Flugzeuges steckt eine große Nadel, in der Mitte die Bombe. In der disch eine blanke Metallkugel beschwert Runde des gesamten höchst sinnreichen Mechanismus steht jemand und taffiert, von fünfzig Pfennig an aufwärts. Bor jedem Feld befindet sich ein Knopf einer geheimnisvollen elektrischen Leitung, die die Bombe" zum Abwurf bringt, wenn das Flugzeug über dem Felde kreist. Wer pit seiner Bombe am besten in die verwickelte Registratur hineingeplauzt ist, gewinnt abzüglich dessen, was der Konstrukteur und Eigentümer für die Genialität dieser Schöpfung aus Lack, Blech und Zeitbewußtsein zu nehmen wohl berechtigt sein dürfte.

Wie man sieht, ist hier die geradezu ideale Berbindung von Technologie, Wehrhaftigkeit, Buschineß, Kurzmed und Diluvialinstinkt geschaffen. Alles drückt, alles zahlt, alles lacht!

Genosse David: Es war intereffant, daß gerade der deutsch  nationale Redner hervorgehoben hat, daß ein Volksfeiertag in Deutschland   niemals zustande gekommen sei. Es ist eben unsere Auf­gabe, darauf hinzuwirken, daß ein vom ganzen Bolk zu feiernder Tag geschaffen werde. Wenn die Verfassung so abstraft fei, warum haben denn die Deutschnationalen sie immer so bitter bekämpft? Sie muß doch wohl einen starken Inhalt haben, sonst wäre die Leidenschaft der Deutschnationalen bei der Be­fämpfung der Verfassung nicht zu verstehen.

Herr v. Freitagh meinte, daß er sich ja gegen einen Bolts­feiertag wehre, auch wenn wir die Monarchie behalten hätten. Ich weiß nicht, ob er dann wirklich ein Feind der Kaisergeburts tagsfeier gewesen wäre. Er sieht nicht Neues und nichts Großes in der Verfassung.

Dabei ist es doch zweifellos etwas Neues und weltgeschichtlich Bedeutendes, daß das deutsche   Volk aus der Monarchie eine Republik   gemacht hat. Diese aber ist durch die Weimarer   Ber­fassung von der großen Mehrheit des Bolles sanktioniert. Neu ist auch, daß die jetzige Verfassung nicht mehr wie die Bis­mardiche auf einem Vertrage von Fürsten   beruht, sondern auf dem Bolles. Die Verfaffung beweist, daß das deutsche   Volt politisch Beschluß des in feinen Stämmen geeinten deutschen  Boltes. Die Berfaffung beweist, daß das deutsche   Boll politisch mündig geworden ist. Alle höchsten Entscheidungen des innen­und außenpolitischen Lebens gehen jetzt auf den Willen der Mehr heit des deutschen   Volkes zurück. Das ist ein gewaltiger Fortschritt. Außenpolitisch bedeutet die Verfassung die Rettung der deutschen   Einheit. Das scheinen allerdings Die Franzosen   beffer erkannt zu haben als manche Deutsche  . Unser Vorschlag it feineswegs verfaffungsändernd, das hat früher auch die Reichsregierung anerkannt. Das Zentrum sollte zu seinem früheren Standpunkt zurückkehren und für den 11. August als Voltsfeiertag

eintreten.

Abg. Mumm( Dnat.) begründete einen Antrag, die Feiertage zu schützen, die am 11. August 1919 in den einzelnen Ländern geschüßt waren. Es bestand einmal die Gefahr, daß die kirchlichen Feiertage durch gemisie mitteldeutsche Regierungen beseitigt würden. Wiederkehr solcher Gefahren muß verhindert werden.

Die

Abg. Kreuzburg( Komm.) wirft den Sozialdemokraten vor, daß sie die Macht an das Bürgertum hätten gelangen lassen. Das bringe die Berfassung zum Ausdrud. Sie befiegle die Nieder­lage der deutschen   Arbeiterflaffe. Immerhin erkennen die Kommunisten an, daß die Republik der günstigste Boden für die Führung des Klaffenfampfes set. Sie feien deshalb bereit, die Republik   gegenüber den Monarchisten zu verteidigen.

Genossin Pfälf weist die kommunistischen   Angriffe auf die Sozialdemokratie zurüd. Gerade die Kommunisten feien Schuld daran, daß die Macht der Arbeiterklasse seit 1919 zurückgegangen sei. Die Kommunisten, die von einem Uebergang der Macht an das Bürgertum sprechen, beantragten merkwürdigerweise gleichzeitig, daß dieser Reichstag mit seiner bürgerlichen Mehrheit den 1. Mai als Feiertag anerkennen soll: Die Sozialdemokraten feien bereit, gegenüber den Zentrumswünschen auf Festlegung eines Sonntags als Gedenktag für die Opfer des Krieges Toleranz zu zeigen, wenn das Zentrum bereit fet, den 11. August als Volksfeiertag anzuerkennen. Nicht so tolerant seien die beiden Richtungen des Christentums. In Bayreuth   wollten die Katholiken einen Fronleichnamszug um den Schloßhof herum veranstalten. Das wurde aber von allen evangelischen Parteien, einschließlich der Deutschynationalen, abgelehnt. In München   andererseits | tämpfen die Evangelischen um die Anerkennung des Charfreitags

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Ich war dabei, als eine Fliegerbombe uns ein bißchen ach ja, nur ein ganz fleines bißchen bange machte, obschon Bangemachen ge­rade für einen frisch- fröhlichen Krieg ja eigentlich nicht gelten darf. Das erstemal war das irgendwo in der Rotunde von Ypern  ; Iseghem, glaube ich, hieß das Nest. Und da stand im großen Jahr 1915 ein deutsches Feldlazarett. Wir lagen porne im Graben gegenüber den Australiern, lebendige Lehmklumpen. Und dann hieß es plötzlich in der Nacht hörten wir den entsetzlichen Krach, ein Bersten und Knaden, als würden menschliche Gebeine über dem Knie zerbrochen heraus und Arbeitsdienst; die Engländer hätten ins Lazarett ge­schmissen. Dann sahen wir früh beim Dämmerlicht, nach einem langen, langen Marsch, einen großen blutigen Trichter; giftige Gase schwelten darüber. Darinnen tochten menschliche Gliedmaßen, ein Bauch, um den noch der Lazarettmantel hing, ein Kopf, der in ein Stüd Nachtgeschirr biß, Beine, eine halbe Badewanne, das Riech­Stüd Nachtgeschirr biß, Beine, eine halbe Badewanne, das Riech­fläschchen des Chefarztes in der Suppe.

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Glückliches Heringsdorf! Du drückst auf den Knopf und die Bomben fallen. Was andere die Knochen zerschmeißt, das fragt höchstens dein Portemonnaie. Nur sagt nicht, daß es Menschen sind, die an diesem großen Totalisator Krieg spielen, gewinnen oder per­lieren, wen's gerade trifft. Nennt euch Zweibeiner, Großneffen des Gorilla, zivilisationsbesprenkelte Saurier das alles sei euch ge= stattet. Vorausgesetzt, daß die Affen oder wer es auch sei, keinen Widerspruch dagegen erheben.

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Ein Stelett gefunden.

Im Jahre des Heils 1727 ging eine Abhandlung des alten Schweizer   Forschers Johann Jakob Scheuchzer   durch die deutschen  Land. Dieser hatte in einem Steinbruch eine Steinplatte mit einem Skelett gefunden. Da er überzeugter Anhänger der biblischen Sint­flutüberlieferung war, bog er die Tatsache dementsprechend zurecht und verfündete:

und die Katholischen bewilligen es nicht. Es sei höchste Zeit, den Verfassungstag zum Feiertag zu erheben.

Abg. Haas( Dem.): Wir haben allerdings feinen Anlaß, rauschende Freudenfeste zu feiern, was sich vor allen Dingen die Rechte bei ihren vielen Feiern merken sollte. Aber eine würdige Feier des 11. Auguft als eine Feier der Belebung und Vers tiefung des republikanischen Staatsgedankens ist ein dringende Notwendigkeit.

Abg. Pfleger( Baŋer. Vp.): Das Reich hat nicht die Kompe­tenz, die Feiertage festzusetzen. Alle vorliegenden Anträge, auch die des Zentrums, greifen in die Kompetenz der Länder ein und sind deshalb abzulehnen. Die Verfassung können wir deshalb nicht feiern, weil sie den Einzelstaaten wichtige Rechte ge­nommen hat und sich deshalb nicht der Liebe großer Volkskreise

Abg. Schulte( 3.) bemüht sich, den ungünstigen Eindruck zu vermischen, den seine Ausführungen in der vorigen Sißung hervor gerufen haben. Er findet heute warme Worte für die Notwendigkeit, die Verfassung zu feiern. Er habe den Wunsch, daß es zu einer Berständigung fomme, damit ein Feiertag festgelegt werde, der bei Arbeitsruhe mit feelischer Erhebung gefeiert werde.

Schließlich ergriff Minister v. Keudell das Wort. Er bestätigte, daß im Jahre 1923 die damalige Reichsregierung die Vorschläge zur Schaffung eines Feiertages nicht als ver­faffung ändernd angesehen habe. Welche Stellung die jetzige Reichsregierung einnehme, fönne er noch nicht sagen. Er werde sich zunächst mit Baden und Sachsen   in Verbindung setzen, um Näheres über die Durchführung des Feiertages an einem Wochentage fest­zustellen. Er sei den verschiedenen Rednern dankbar, die Tole= ranz gefordert hätten, und dem bringe die Reichsregierung volles Berständnis entgegen. Es sei nur zu begrüßen, wenn diese Frage möglichst wenig parteimäßig behandelt werde und wenn wir einer wirklichen Volfsgemeinschaft näherfämen. Die Weiterberatung wurde auf morgen vertagt.

Neue Debatte um die Portoerhöhung. Aus dem Haushaltsausschuß des Reichstags.

Auf der Tagesordnung der Donnerstagfißung des Ausschusses für den Reichshaushalt stand die Aussprache über das Verhältnis tung. Die Frage wurde schnell und glatt erledigt, da der Reichs­des Reichssparfommissars zur Reichspostverwal= postminister Schäßle erklärte, er begrüße jede Maßnahme und auch die Mitwirkung des Reichssparkommissars, die geeignet erscheine, seine Verwaltung noch wirtschaftlicher zu machen.

Zur Frage der Erhöhung der Gebühren nahm zuerst Genosse Hilferding   das Wort. An die Spitze seiner Ausführungen, die vom Ausschuß mit gespannter Aufmerksamkeit entgegengenommen wurden, stellte er den Saß, daß durch die Lage der Reichspoſt das Recht der Beamten auf Erhöhung ihrer Bezüge nicht geschmälert werden dürfe. Auch müsse die Reichspost das vertragen. Unter Umständen werde daher die Sozialdemokratie sich der Pflicht nicht entziehen können, in die genaue Prüfung einer Gebührenerhöhung ein­zutreten. Jetzt aber liege eine Notwendigkeit dazu noch nicht vor, denn noch seien feineswegs alle Möglichkeiten, auf andere Art Mittel zu beschaffen, von der Post ausgeschöpft.

Im Etat, besonders bei den vorgefeien Bauten, könnten Abstriche gemacht werden. Die Gebührenerhöhung soll zirka eine Biertelmilliarde bringen, würde aber zugleich einen Verkehrsa rüdgang von zirka 15 Broz. zur Folge haben. Bei dem gegenwärtigen stabilen Stand der Wirtschaft erscheine es falsch, für heute schon eine Laft von 250 Millionen aufzuerlegen. Durch die von ihm vorgeschlagenen Maßnahmen könnte zunächst eine geraume Beit auf eine Gebührenerhöhung verzichtet werden.

Bei Schluß des Blattes nahm der Reichspoftminister das Wort ( Fortsetzung in der Morgenausgabe.)

Frankreich   beschwert sich in Rom  . Italien   will Entschädigung für die Schießschäden bezahlen

Paris  , 7. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Der französische   Bot­schafter in Rom   hat die angekündigte Demarche bei der italienischen Regierung wegen der 3 wischenfälle auf dem Plateau des Mont Cenis am Dienstag unternommen. Die italienische Regie­rung hatte bereits Aufklärung bei ihren Militärbehörden in Savoyen  eingeholt. Der durch das Bombardement der italienischen Artillerie angerichtete Schaden soll durch den italienischen Generalkonsul in Nizza   geregelt werden.

Betitelt war die Schrift Homo diluvii testis", in der Sünd­flut ertrunkener Mensch". Das Bild trug die Verse:

Betrübtes Beingerüst von einem armen Sünder, Erweiche, Stein, das Herz der neuen Bosheitsfinder. Die neuen Bosheitsfinder stellten dann fest, daß es sich um einen foffilen Riesenmolch von nicht ganz Menschengröße handelte, der noch in Japan   einen lebenden Verwandten besitzt.

Und im abermaligen Jahre des Heils, 1927, tamen im Ulap zu Berlin   bei Bauarbeiten menschliche Stelette zum Vorschein. Sie ftammiten aus einem alten Massengrab. Aber überzeugte Anhänger Moskaus  , denen es in ihre politische Agitation paßte, machten dar­aus ein Massengrab in der Revolution von Baltikumern erschossenen kommunistischen   Arbeitern und Matrosen.

Alles ist schon einmal dagewesen, meinte der weise Rabbi ben Atiba. Und Forscher mögen eine Theorie einer 200jährigen Periode gleichartiger Phantasien auf die Tatsache aufbauen. Troßdem. Es bestehen Unterschiede. Bor zweihundert Jahren datierte man weiter vor als heute. Der mehrere Millionen Jahre alte versteinerte Riefenmolch wurde nur 5000 Jahre alt geschätzt. Die 100 oder 150 Jahre alten Stelette sollen acht Jahre alt sein. Die alte Schäzung des Alters war um das Tausendfache falsch; die neue nur um das Zwanzigfache. Also schon eine Besserung. W. L

Die Erhaltung der friesischen Sprache in der Schule bildet den Gegenstand einer schriftlichen Anfrage zweier friesischer Abgeord neter an den holländischen Unterrichtsminister. Tatsächlich ist das Friesische in der niederländischen Provinz Friesland  , dessen Hauptstadt das im Mittelalter heiß umstrittene Leeuwarden ist, immer noch eine lebende Sprache, in der nicht nur gesprochen, sondern auch geschrieben und sogar gedichtet wird. Selbst einer der bedeutendsten Söhne Frieslands  , unser Genosse Pieter Jelles Troelstra  , hat mehr als einmal seinen Empfindungen in seiner Muttersprache dichterischen Ausdruck verliehen. Die beiden Abge­ordneten ersuchen daher auch den Minister um die Errichtung eines Lehrstuhls für friesische Sprache und Geschichte. In Deutschland   ist die friesische Sprache, einst die stolze Schwester des Angelsächsischen und Niederdeutschen  , bis auf geringe Reste ausgestorben.

" Wir haben, nebst dem ohnfehlbaren Zeugnuß des Göttlichen Wortes, so viel andere Zeugen jener allgemeinen und erschröcklichen Wasser- Fluth; als viel Länder, Stätte, Dörffer, Berge, Thäler, Stein­brüchen, Leim- Gruben find. Pflanzen, Fische, Dierfüßige Thiere, Zwei neue Forschungsinstitute. Unter Beteiligung von Reich, Unziefer, Muschelen, Schnecken, ohne Zahl; von Menschen aber, fo Staat( Preußen), Provinz und Landesversicherungsanstalt( Rhein­Ungiefer, Muschelen, Schnecken, ohne Bahl; von Menschen aber, fo damahls zu Grund gegangen, hat man biß dahin sehr wenig Ueber. bleibselen gefunden. Sie schwimmen tod auf der oberen Wasserland) werden zwei neue Forschungsinstitute gegründet. Das eine Fläche, und verfaulten und läßt sich von denen hin und wider l der Tuberkulose, das andere der näheren Erforschung der rheumatischen Erfrantungen gewidmet ſein. Ersteres befindlichen Gebeinen nit alle Beit schließen, daß sie von Menschen wird seinen Siz in Düsseldorf  , letteres in Aachen   haben. senen. Dieses Bildnuß, welches in sauberen Holz- Schnitt der ge= lehrten und furiosen Welt zum Nachdenken vorliegt, ist eines von sichersten, ja ohnfehlbaren Ueberbleibselen der Sünd- Fluth; da fin­ben sich nicht einige Lineament, auß welchen die reiche und frucht bare Einbildung etwas, so dem Menschen gleichet, formieren fann, sondern eine gründliche Uebereinkunfft mit denen Teilen eines Menschlichen Beingerüsts, ein vollkommenes Eben- Maß, ja selbs die in Stein( der auß dem Oningischen Stein- Bruch) eingeſentte Bein; selbs auch weichere Teil find in natura übrig, und vom übrigen Stein leicht zu unterscheiden."

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Der neue Shaw. Bernard Shaw   hat sein Buch über den Sozialismus, das den Titel Der Weg einer intelligenten Frau zum Sozialismus tragen wird, beendet. Es wird im Herbst bei Constable in London   erscheinen und zugleich in französischer, deutscher und englischer Sprache vorliegen.

220 Theaterdirettoren fuchen einen Posten. Um den Direktionsposten am Stadttheater Zittau haben sich nicht weniger als 220 Theaterdirektoren

beworben.