das©cbiei durchziehen, einen Wochenend-TchneNverkehr zii organisieren. Uebrigens soll nicht unvermerkt bleiben, daß die Pressesahrt, der diese hier wiedergegebenen Eindrücke zu verdanken sind, nicht weniger als drei Landräte mitmachten, die sich in anerkennenswert liebenswürdiger und bereitwilliger Weise um die Aufklärung über ihre Landkreise bemühten. Wann wäre ein so erfreu-lich zeitgemäßer Konnex ober st er Beamten mit der Presse in der Zeit der Könige von Preußen möglich gewesen? Dem schönhetts- und wissensdurstigen Sozialisten und Proletarier aber geziemt es, sich auch um dieses annoch unbekannte Stück Deutschland , das vor tausend Jahren Urdeutschlands Ostmark war, zu bemühen, um es kennen und auch lieben zu lernen.
Der Morö am �trnswalüer platz. Das Geständnis des TätcrS. Im Laufe des gestrigen Tages wurde der Mörder der Elisabeth Stangierski, der Former Oppenkowski, im Beisein des Polizeipräsidenten Dr. Weiß und des stellv. Chess der Kriminal- polizei, Regierungsrat Scholz, von den Kriminalkommissaren Johannes Müller und L i p i k eingehend verhört. Oppenkowski ist völlig niedergebrochen und erklärt, daß er sich aller Einzelheiten nicht mehr entsinnen könne. In der kritischen Nacht hatte er mit einem Bekannten mehrere Lokale auf- gesucht und reichlich getrunken. Sein Freund trennte sich dann von ihm, und Oppenkowski, der damals noch in der Molden- berger Straße wohnte, machte sich ebenfalls auf den Heimweg. Am Arnswalder Platz hörte er ein Geräusch im Gebüsch, trat hinzu und entdeckte ein Liebespärchen. Der junge Mann machte sich eilig davon, während das Mädchen— es war Elisabeth Stangierski— unter Tränen erzählte, daß sie vergewaltigt sei. Oppenkowski redete ihr gut zu. Als Oppenkowski zu dem Mädchen zärtlich wurde, wehrte sie sich nicht. Zu seinem größten Enisehen mußte er dann feststellen, daß das Mädchen regungslos dalag. Alle feine Versuche, sie ins Leben zurückzurufen, blieben ohne Erfolg. Voll Slngst nahm er die Handtasche der Toten und ging, so schnell er konnte, davon. Die Tasche enthielt außer einer unechten Halskette und 29 Pfennigen ein Schlüsselbund. In seiner Wohnung ver- steckte O. die Schlüssel im Klosettkasten. Am nächsten Morgen warf er aus der Janowitzdrücke die Tasche in die Spree. Aus welchem Grunde er die Schlüssel heraiisgenommen und nicht mit beseitigt hat, ist ihm selbst ein Rätsel. Die Trunkenheit hatte ihn, wie er er- klärt, in der verhängnisvollen Nacht jeder klaren Ueberlegung beraubt. Die Steglitzer Schülertragööie. Paul Krantz des zweifachen Mordes verdächtigt. Auf Antrag des Oberstaatsanwalts beim Landgericht II ist gestern gegen den Schüler Paul K r a n tz die Voruntersuchung er- össnet worden, und der Untersuchungsrichter, Londgerichtsdirektor Birnbach, ist mit deren Führung beauftragt worden. Die Eröfs- nung der Voruntersuchung gegen Krantz ist erfolgt wegen des Ver- dachtes des gemeinschaftlichen Mordes an dem Koch lehr- l i n g Hans Stephan, den er zusammen mit dem toten Schüler Günther Schöller begangen haben soll. Im Auftroge des Kaufmanns Otto Schöller, des Vaters, hat Rechtsanwalt Dr. Arthur Brandt bei der Staatsanwaltschaft Kaan- tragt, gegen Krantz die Voruntersuchung, auch wegen Mordes an Günther Schöller auszudehnen. In einem umfangreichen Schrift- satz wird begründet, daß Günther Schöller unmöglich Selbstmord verübt hoben könne. Die Schüsse sind in ganz kurzer Reihenfolge hintereinander erfolgt, so daß«s unmöglich er- fjfcfichLjiwß Günther Schöller/ wie es Krautze barstestt, in der raschen
�eiheiiiolge erst die beiden Schüsse auf Stephan abgegeben und dann sich selbst getötet höben kann. Weiterhin aber wird behauptet, daß Günther Schöllex Linkshänder war, und daß nach dem Obduktionsbefund der Schuß sich in der rechten Schläfe de- findet. Hinzu kommt noch, daß Günther Schäller ohne Glas nicht gut sehen konnte, daß aber an jenem Tage seine Brills in der Wohnung in Mahlow sich befand. Daraus wird ge- folgert, daß Günther Schöller aar nicht imstande gewesen wäre, ohne Glas richtig zu zielen. Im Widerspruch mit der Darstellung von Krantz soll auch eine Hildegard Schöller gegenüber getane Äeuße- rung stehen:„Das war ein guter Schuß." Für den Dater des Schöller hat Rechtsanwalt Dr Arthur Brandt feine Zulassung als Nebenkläger in dem Verfahren gegen Krantz beantragt, da in den Worten Krantz', daß noch zwei Kugeln im Lauf des Revolvers steckten, ein« Bedrohung der minderjährigen Hildegard zu sehen sei. Es ist ferner noch von den Eltern des taten Schülers gegen Krantz Strafantrag wegen Beschimpfung des Günther Schöller durch die Beschuldigung, der Mörder des Stephan zu sein, gestellt worden. Auch nach dieser Richtung hin hat der Rechtsbeistand die Aus- dehnung der Voruntersuchung gegen Krantz beantragt. Gestern mittag sollte der von dem Verteidiger des Krantz, Rechtsanwall Dr. Frey, beantragte mündliche Hastprüfungstermin stattfinden. Durch die neu« Wendung und insbesondere die Eröffnung der Vor- Untersuchung wurde dieser Termin in letzter Stunde ausgehoben.
� wer war der Vater! Ein nicht alltäftlichcr McineidSProzeft. Eines Tages wurde die 20jährige H. Mutter eines un- ehelichen Kindes. Als Vater bezeichnete sie den Arbeiter lll. Dieser bestritt oder vor Gericht, Vater des Kindes zu sein: der Verkehr mit der H., behauptete er, habe o o r der in Frage kommenden Zell stattgefunden. Die junge Mutter beschwor, daß er d o ch der Vater sei. Auch der 20jährige Schweizer K., der vom Beklagten als mut- maßlicher Vater angegeben war, bezeugte unter Eid, nie mit der H. verkehrt zu haben. N. wurde darauf zur Unterhalts- Zahlung verurteilt. Einige Zeit darauf heiratete er. Als die Ehe kinderlos blieb, ließ sich das junge Paar ärztlich untersuchen. Es ergab sich, daß die junge Frau wohl Mutter werden konnte, der junge Mann aber unfähig war, je Vater zu werden. Also konnte er auch nicht Vater des Kindes sein, für dessen Unterhalt er laut Gerichtsurteil sorgen mußte. Die H. hatte, wie es schien, falsch ge- schworen: jemand anders mußte Vater ihres Kindes sein. Allem An- scheine nach niemand anders als K., der im Alimentenprozcß ge- schworen hatte, daß er nie mit der H. oerkehrt habe. Die junge Frau N. erstattete Anzeige bei der Staatsanwaltschaft: so mußten sich die H. wie auch der 20jährige K. vor dem Land- gericht II wegen Meineide� . oerantworten. Die Verhandlung ergab nicht mit vollkommener Klarheit, ob N. in der fraglichen Zeit mit der H. verkehrt hob«. Dagegen gab die Angeklagte zu, daß sie gerade um diese Zeit zwar nicht mit ihrem Mitangeklagten K., dagegen aber mit dessen Bruder einmal oerkehrt hatte. Das Gutachten des Sach-
Die Ursachen öer sächsischen Katasirophe
77 Brücken und 30 Häuser zerstört.
lieber die Entstehung der Hochwasserkatastrophe in der Nacht vom?. zum S. d. AI. teilte Aklnisterpräsident heldt in seiner gestrigen Rede im Zwischenausschuß des Land- t a g e s unter anderem folgendes mit: Die infolge der Gewitter und Wolkenbrüche auf dem Gebirgskamm niedergegangenen un- geheuren Wassermassen kamen in zwei unmittelbar aufeinander sol- genden Perioden zu Tal, so daß auf die kleinere V o r w e l l e die Katastrophenwelle aussetzte. Ein Hochwasser- d i e n st mußte also vollkommen versagen Da bereits im Oberlaus die Hochflut alle hotzteile mitschwemmte, wurden hierdurch an Brücken und engen Stellen versehungen und Anstauungen er- zeugt. Beim Durchbruch dieser Versetzungen, welche Stauseen bis zu acht Meter höhe bildeten, ergoß sich die vielfach oerstärkte Flut weiter ins Tal. alles mit sich reißend. Dieser vor- gang wiederholte sich talabwärts immer wieder, wodurch sich die Schwere der Katastrophe erklärt, die olles bisher Erlebte in den Schatten stellt. 3m Müglitztal sind 2 7, auf den anderen Bahnlinien neun Eisenbahnbrücken weggeschwemmt worden. Außerdem im MüglitztalZl, im Gotkleubatale zehn so n st ige Brücken. Die Stadt Berggießhübel ist längs der Gottleuba und der Staatsstraße vollständig vernichtet. Ferner gab der Ministerpräsident eine kurze Schilderung der Lage im Unwettergebiet. Etwa Z0 Häuser seien gänzlich ver- schwunden und über hundert in einem solchen Zustande, daß sie abgebrochen werden mühten. Es sei zu hoffen, daß die Wieder- aufbauarbeiten in etwa 12 bis 14 Tagen soweit gefördert würden, daß ein Notverkehr auf den zerstörten Straßen wieder auf- genommen werden könnte und die Elektrizitäts-, Gas-, Wasser- und Telephonanlagen sowie die Verbindungen zwischen den einzelnen Ortschaften wieder hergestellt sein würden. Er teilt« ferner mit, daß aus staatlichen Mitteln sofort 266 000 M. zur Verfügung ge- stellt wurden. Das Reich habe 15 Millionen bewilligt. Außerdem sei eine großzügige private Sammlung eingeleitet worden, die im sächsischen Arbeits- und Wohlfahrtsministerium zentralisiert sei. Der Ministerpräsident gab sodann bekannt, daß. die sächsische Regierung heut« beschlossen habe, weitere 10 Millionen Mark zur Verfügung zu stellen, und bat den Ausschuß um seine Zustimmung. In der Aussprach« wurde u. a. auch die Frage der Notwendigkeit von Talsperren erörtert, jedoch dürfe man nicht alles Heil von den Tal- sperren erwarten. Bei dem Wiederaufbau müsse dafür gesorgt werden, daß die Brücken uud Wehre lelslungs- und widerstandsfähig hergestellt und daß die Häuser nicht so nahe an das Flußbett herangesetzt würden. Bei der ganzen Katastrophe handele es sich um eine Angelegenheit, welche die Hilfskraft des sächsischen Staates weit übersteige. Liier müsse unbedingt das Reich eingreisen. Ministerpräsident Heidt teilte dann noch mit, daß gestern der Reichswehrminister Dr. Geßler und drei Reichskommissare aus Berlin im Unwettergebiet eingetroffen seien. Sie würden die Schäden besichtigen, um Unterlagen für ein Eingreifen des Reiches zu gewinnen. Bestattung der letzten Opfer. Dresden , 13. Juli. (MTB.) Im M ü g Ii tz- und Gotkleubatale find weitere Tote nicht mehr gefunden worden,
so daß man annehmen kann, daß die Zahl von 145 die end- gültige Totenzisser ist. Die Wiederherstellungsarbeiten, für die zwei Jahre vorgesehen sind, werden nach einem General» dedauungsplan durchgeführt werden. Die letzten Opfer der Katastrophe wurden am Mittwoch beerdigt. Zur Seuchenbekämpfung im Notstandsgebiet hat der Staats- kommissar einen Regierungsmedizinalbeamten mit der Wahrnehmung der allgemeinen Gesundheitspflege im Ueberschwemmungsgebiet beauftragt. Die Hilfsaktion für Sachsen . WTB. meldet: Auf zahlreiche Anfragen teilt die Reichsgeschäfts- stell« der Deutschen N o t h i l f e, Berlin W. 8, Wilhemsstr. 62, init, daß die Sendung von Kleidungsstücken unh haltbaren Lebensmitteln für die Opfer der sächsischen Hochwasserkatastropha dringend erwünscht ist. Es wird gebeten, derartige Spen- den unmittelbar an das Sächsische Arbeits- und Wohlfahrts« Ministerium, Dresden -N. 6, Düppelstr. 1, zu senden. Die zur Verfügung gestellten Reichs- und Staatsmittel können selbst zur Linderung der ersten Not nicht ausreichen, da der Gesamt- schaden auf 90 bis 100 Millionen Reichsmark geschätzt wird. Die Deutsche Nothilfe bittet erneut jeden, der die erschütternden Berichts aus dem Unglücksgebiet gelesen hat, nach seinen Kräften dazu bei- zutragen, den von der Katastrophe Betroffenen zu helfen. Schwere Unwetter anch in Schlesien . Breslau , 13. Juli. (WTB.) Die Unwetter der vergangenen Tags haben, wie sich erst nachträglich ergibt, abgesehen von Verheerungen im Niesengebirge, auch sonst in der Provinz viel Unheil durch Blitzschläge, Hagelschauer und Wolkenbrüche angc- richtet. Auch Menschenleben fielen ihnen zum Opfer- U. a. fuhr in Herrnstadt ein Blitz in einen Heuwagen, tötete einen Knaben und betäubte den Besitzer. An anderer Stelle wurde der Fahrer einer Heumaschine vom Blitz schwer verletzt. Ein Ofensetzermeister aus Annaberg wurde vom Blitz erschlagen, als er in einem Neubau einen Ofen setzte. Heute ging in den Vormittagsstunden über Breslau ein außerordentlich heftiges wolkenbruchartiges Gewitter nieder, das durch Ueberschwemmungen teilweise beträchtlichen Schaden anrichtete. Wolkcnbrüchc im Rheinland . Aachen , 13. Juli. (WTB.) In der vergangenen Nacht ging übe? Heinsberg und Umgebung ein Wolkenbruch nieder, von dem. besonders die Ortschaften Aphoven, Laffeld und Straeten heimgesucht wurden. In Aphoven mußten mehrere Häuser wegen Einsturzgefahr geräumt werden. Menschen sind nach den bis jetzt vorliegenden Meldungen nicht zu Schaden gekommen. Kein Verfahre» im Harzbahnunglück? Halberstadt . 13. Juli. (WTB.) Zu den Nachrichten, daß dis Staatsanwaltschaft eine Untersuchung in der Angelegenheit des Harzbahn Unglücks eingeleitet habe, wird mitgeteilt, daß es sich nur um die in solchen Fällen üblichen Ermittlungen han- delt, ob ein Vorverfahren einzuleiten ist. Man neigt jedoch zu der Ansicht, daß es sich lediglich um eine Naturkatastrophe han, delt und ein persönliches Verschulden n i ch t in Frage kommen dürfte-
verständigen Dr. F r ä n k e l lieh keinen Zweifel über die Zeugungs- Unfähigkeit des N. Aus dem Gutachten des Medizinalrots Dr. Dyren- furch ging aber hervor, daß die Angeklagte in hohem Grade schwachsinnig ist. Er ließ durchblicken, daß erst«ine iwchmalige Untersuchung Klarheit zu schaffen imstande wäre, ob nicht der§ öl für sie in Betracht käme. Nun kam die unerwartete Wendung: der Staatsanwalt selb st plädierte auf Freispruch. Die Angeklagte, erklärte er, habe eigentlich nie behauptet, daß sie in der fraglichen Zeit mit niemand anders als mit N. verkehrt habe. In der Zeit könnte sich ober N. irren. Sie habe auch mit ihm verkehrt haben können. Das Gericht sprach beide Angeklagte frei. Damit ist die Angelegenheit jedoch nicht abgeschlossen. N. wird auf Grund des ärztlichen Gutachtens die Wiederaufnahme des Zivilprozesses beantragen miissen, um von der Ver- pflichtung der Alimentenzahlung befreit zu werden. Er kann vom Glück im Unglück sprechen: denn wäre hier nicht der verhältnismäßig seltene Fall der Zeugungsunfähigkeit gegeben, so wäre er außerstande gewesen, den Nachweis zu führen, daß er nicht der Vater des Kindes ist, und hätte jahrelang für das fremde Kind auf- kommen müssen. Die Erfahrungstatsache, daß Mädchen leichtfertig in der Bestimmung der Väter ihrer unehelichen Kinder sind, hat hier durch ein eklatantes Beispiel neue Bestätigung gefunden.
Der Unglücksfall auf üer„Schlenke*. Lehrer David in zweiter Instanz freigesprochen. Mit dem traurigen Unglücksfall vom 25. Februar dieses Jahres, bei dem drei Freienwalder Schüler anläßlich eines Turnmarsches beim Schlittschuhlaufen auf der Schlenke, einem Gewässer bei Freienwalde a. d. Oder, den Tod gesunden hatten, be- schäftigte sich gestern in zweiter Instanz die Strafkammer Eberswalde . Lehrer David hatte den Schülern das Schlitt- schuhlaufen auf der Schlenke erlaubt, obwohl starkes Tau- weiter eingetreten war. Ein Schüler war eingebrochen, und bei dem Rettungswerk versanken noch zwei Schüler in dem moorigen Untergrunde. Vor dem Schöffengericht hatte der Staatsanwalt ein Jahr Gefängnis beantragt, das Gericht hatte den Lehrer ober zu 600 M. Geldstrafe wegen fahrlässiger Tötung ver- urteilt. Gegen das Urteil war von beiden Seiten Beru- s u n g eingelegt worden. Der Staatsanwalt betonte, daß der An- geklagte fahrlässig gehandelt hat, weil er ein gefährliches Moorloch für eine harmlose Wiese gehalten habe. Di« Strafkammer schloß sich aber der Darlegung von Rechtsanwalt Müller-Stromsyer an, daß die gesamte Freienwalder Bevölkerung einschließlich des Bürgermeisters und sämtlicher Lehrer sich in demselben verhängnisvollen Irrtum befunden haben, daß die Schlenke ungefährlich sei.
Ein Verschulden könne nur festgestellt werden, wenn eine Voraus» lehbarkeit des eingetretenen Unglücksfalles vorgelegen hätte. Das sei aber nicht der Fall gewesen. Lehrer David wurde auf Koste » der Staatskasse freigesprochen. Der Haushaltsplan angenommen. Für 33 Millionen Ausgaben aus Anleihemitteln zurückgestellt. Der Magistrat hat den von der Stadtveroichnetenversamm» lung zum Hausholt 1927 beschlossenen Aenderungen zugestimmt und den Haushaltsplan endgültig verabschiedet. Dis Beschlußfassung über die Freigabe der Mittel für die außerordentliche Verwaltung war ausgesetzt, und einem Magistratsausschuß zur Prüfung überwiesen worden. Diese Frage ist nunmehr, wie das Nachrichtenamt der Stadt Berlin mitteilt, in der gestrigen Sitzung des Magistrats eingehend behandelt worden. Nach einem Bericht: des Känimerers über die voraussichtliche Entwicklung der Haus» Haltswirtschaft stimmte der Magistrat seinen vom Ausschuß geprüfter« Vorschlägen zu, nach welchen eine größere Anzahl voir Ausgaben der außerordentlichen Verwaltung vorläufig zurückgestellt werden. Diese Maßnahme sei nötig aus Gründen einer gesunden Finanzwirtschost, weil unbedingt vermieden werden müsse, daß die schwebenden Schulden der Stadt im Laufe des Jahres zu sehr anwachsen und der Stadt bei irgend- welchen unvorhergesehenen Veränderungen im allgemeinen Geld- markt Schwierigkeiten entstehen. Von entscheidendem Einfluß war dabei auch die Kürzung der englischen Anleihe der Stadt Berlin durch die Beratungsstelle um 30 Millionen. Die Ausgaben sind nicht endgültig gestrichen worden. Wenn sich nach Verlauf von 2 bis 3 Monaten je nach der weiteren Entwicklung des allgemeinen Geldmarktes übersehen läßt, ob und in welchem Umfange Anleihe- betrüge im In- oder Auslande aufgenommen werden können, wird der Magistrat erneut zur Freigabe der jetzt zurückge- stellten Ausgabeposten Stellung nehmen. Die zurückge- stellten Ausgaben betragen im ganzen rund 35 Millionen und ver- teilen sich auf die meisten großen Verwaltungszweige. Sie betreffen außer einigen Verwaltungsgebäuden verschiedene Bauten an Schulen und Krankenanstalten, Brücken- und Straßenbauten, Bauten de? Etadtentwässerung usw. Von den Schnellbohnbauten sind die Ver- längerung über die Station Nordring hinaus und der Bau der Strecke vom Stadion bis zur Heerstraße vorläufig zurückgestellt. Es handelt sich in allen Fällen um Bauten, die noch nicht begonnen sind. Die Mittel für die Fortsetzung bereits vorgeschrittener Bauten. sowie für die Ausgaben, die aus anderen Gründen unaufschiebbar sind, sind freigegeben.