den Geist der Reichsoerfassung gegen die Vergewaltigungs - versuche der Dunkelmänner zu schützen. Ueber zwei weitere Punkte können Zweifel herrschen. Einmal, ob dem Artikel 174 der Reichsoerfassung, nach dem bestimmte Gebiete(Baden, Hessen und das ehemalige Herzog- tum Nassau), in denen Simultanschulen auf Grund älterer Gesetze zu Recht bestehen, besonders berücksichtigt werden sollen, durch die Einrichtung einer fünfjährigen Sperrfrist ge- nügend Rechnung getragen ist, und zum andern, ob die etwas unklare Fassung der Vorlage genügende Sicherheit dafür bietet, daß die in konfessionellen Anstalten eingeschul- ten Kinder entsprechend der Verfassung(Artikel 136 und 149) nicht gegen den Willen der Erziehungsberechtigten zur Teilnahme an religiösen Uebungen und religiösen Unterrichts- fächern gezwungen werden können. Wie auch die Antwort auf die letzten beiden Fragen lauten mag: die Unvereinbarkeit des Gesetzentwurfs mit Geist und Wortlaut der Reichsverfassung ist nicht in Abrede zu stellen. Unser Kampf wird sich also nicht nur gegen seinen materiellen Inhalt zu richten haben, sondern gleichzeitig auch eine V e r- teidigung des Werkes von Weimar fein. Es soll zwar bereits ein Gutachten des Reichsjustizministeriums vor- liegen, da� im voraus alle verfassungsmäßigen Bedenken zurückweist. Wir kennen die Weise, wir kennen den Text und wir kennen auch den Verfasser, der aus Gründen der Staatsräson alles zu beweisen imstande und gewillt ist, was von ihm oerlangt wird. Wir werden uns aber in unserer Ab- wehr durch die Auslequngskünste der beamteten Hüter des Rechts nicht beirren lassen.
Justiz im Schneckentempo. Aburteilung der Arensdorfer Stahlhelmer verzögert? Die Leiche des am Mittwoch verstorbenen Reichsbannertame- . roden Richard W o l l a n ck ist auf Veranlassung der Staatsanwalt- schaft Frankfurt a. d. Oder beschlagnahmt worden. Die Todes- Ursache soll genau festgestellt werden. Angesichts dieses zweiten Todessalles infolge der Stahlhelmschießerei in Arensdorf ist mit Recht in der Oeffentlichkeit die Frage aufgeworfen worden, wann nun endlich die Aburteilung der Täter erfolgen würde. Bekanntlich ist zur Beschleunigung des Verfahrens der Unter- suchungsrichter von seinen übrigen Dienstgeschästen befreit worden. Die BS.-Korrespondenz weiß nun zu melden, daß Landgerichtsrvt Ladewig seinen Sonderauftrag in der Weise erledigte, daß er zunächst einmal, nachdem er eine Zeitlang tätig war, in Urlaub ging. An seiner Stelle führt jetzt Landgerichtsrot Hippe die An- gelegenheit weiter. Daß mit einem derartigen Verfahren die Ab- urteilung der Ueberfälle nicht gerade beschleunigt wird, liegt auf der Hand. Man rechnet damit, daß die Voruntersuchung in etwa 8 bis 14 Tagen abgeschlossen sein wird. Dann aber drohen noch weitere Verzögerungen infolge der Gerichtsferien. Möglicherweise werden zwei getrennte Verhandlungen stattfinden, und zwar gegen die Hauptangeklagten, insbesondere gegen den Stahlhelmschützen Schmelzer wegen Mordes vor dem Schwurgericht, gegen die übrigen Attentäter wegen Landfriedensbruches. Da das Schwur- gericht in den Gerichtsferien nicht zusammentritt, würde die Haupt- Verhandlung gegen den Mörder Schmelzer erst im Herbst vor sich gehen. Wollanck wollte mit anderen damals verletzten Reichs- bannerkameraden im Prozeß gegen Schmelzer als Nebenkläger auf- treten. Er ist jetzt tot. Dieser beklagenswerte Fall sollte doch der Staatsanwaltschaft Veranlassung geben, alles zu tun, um die Sühne für die Arensdorfer Mordtaten zu beschleunigen. Wenn die Leiche des verstorbenen Kameraden Wollanck recht- zeitig freigegeben wird, beabsichtigt das Reichsbanner, die Trauer- f e! e r am Sonntag, dem 24. Juli, in Erkner abzuhalten.
Teilt Zalefkl zurück? Wie uns aus Warschau gemeldet wird, lassen einige Blätter durchblicken, daß drei Minister demnächst ausscheiden dürsten, und zwar der Außenminister Zaleski, der Innenminister und der Minister für össentliche Arbeiten.
Hochsommer. Von M. Rosen. In lastenden Ketten blühen die Zweige der Rosenstöcke, und die Farbenskala der Rosen steigt aus dunkelstem Rot ins blendende Weiß. Als hätte sich die alte, graue Erde ihr Antlitz verführerisch gepudert, so duften und glühen die Parks und Anlagen. Ovale Blumenbeete sind wie riesige Paletten hochgewölbt von aufgetupften Farben. Die Sonne drückt die Farbcntöne aus den Stengeln wie aus Tuben, die voll Duft und Farbe sind. Di« Fülle aller Rosen, die morgens noch in festen Knospen den Blütenkelch verschließen, zeigen am Mittag ihre goldbestäubten Kronen. Abends liegen die Blüten- blätter wie feine weiße und rote Muscheln auf den Wegen, und die Luft ist schwer vom Dufte sterbender Rosen. Die Nacht war schwül vom schweren Rosendust, der aus den Gärten in mein Zimmer drang, und die Verzweiflung bitterer Arbeitslosigkeit flocht ikiir aus Rosenzweigen Dornenkronen um die Stirn, daß ich aussprang und der Nacht entfloh. Ueber den Dächern oerglühten die Sterne, und das tiefe Blau der Nacht verfärbte sich zu glanzlosem Opal. Schlafversunken lagen noch die Straßen. Nachtblah dehnten sich die Felder, und die Mutter aller Rosen, die Heckenrose, stand mit verschlossenen Bllltenaugen an den Feldwegen. Wie Menschen in Mansarden und Dachkammern sich behutsam zur frühen Arbeit rüsten und den Schlaf der Nachbarn unter sich nicht stören, so behutsam gehen Halme hin und her und stören nicht den weißen Klee, der reglos und von Tau beschwert zwischen den lichten Halmen Boden saßt. Tief und ruhevoll liegen die Felder, wie«in unbewegtes Meer. Aus der Erde aber drängen sich und strömen die treibenden Kräfte, und in parallelen und diagonalen Linien steigen feine Nebel empor, himmelumsassende Wolken zu baue». Ich atme meine Lungen voll des Odems, der aus Fruchtbarkeit und Reise mir entgegenfließt und gehe einen Weg, wo Erden- menschen Erde bauen und mit mir wach sind, wenn der Tag erst graut. Mein Weg, ungleich dem Parkweg, den sie schön und schattig nennen, weil er die Wahrheit aller Ding- in Windungen umgeht, mein harter Feldweg führt mich in Gefilde, die tausendmal wert- voller und farbenschöner sind als jener Garten voll von Damaszener- rofen. Wo sich der reife Raps in Zentnerlasten goldoerbrämt zur Seite legt, da blüht unübersehbar weit ein leuchtendes, torallen» rotes Meer. Noch liegt die Sonne hinter dem Horizont, und dos Schauspiel des Tagesanbruches hat noch nicht begonnen. Aber die feuerseidenen Fahnen des hohen Mohns glimmen und flammen, als hätte jedes reife Rapskorn eine kleine rote Fahne aufgesteckt, und als wollte das weit« Feld das Fest der ersten reifen Feldsrucht in Millionen roten Bannern feierlich begehen. Wo bleibt der Dust und all die Pracht der Gärten im Tages-
Stürmchen ganz links. Um das Mandat des Abg. Schwarz. Links von den offiziellen Kommunisten steht die Gruppe Ruth- Fischer-Urbahns. Sie bezeichnet die Offiziellen als eine „Zweite Sozialdemokratische Partei'. Aber links von der Gruppe Ruth-Fischer-Urbahns steht die„Entschiedene Linke' des Reichstags- abgeordneten Schwarz. Diese zählt in ihren Aufrufen nicht bloß die KPD., was ja ganz selbstverständlich ist, sondern auch die Ur- bahns-Gruppe zur„Konterrevolution'. Und noch linkjer als die„Entschiedene Linke' steht die Kommunistische Arbeiterpartei. Die ist erst die richtige, denn sie verwirst den Parlamentarismus und sieht in jeder Beteiligung an Wahlen einen„Verrat am Prole- tariat". Nun wollen sich die Entschieden« Linke und die Kommunistische Arbeiterpartei oder, kurz gesagt, di« EL. und die KAPD. ver- schmelzen, aber— o weh!— es gibt ein Hindernis. Der entschieden linke Schwarz ist nicht nur Studienrat, sondern auch M. d. R. Also muß er sein Mandat niederlegen, nichts einfacher! Doch da gibt es wieder einen Haken oder sogar zwei. Erstens bezahlt Schwarz mit seinen Diäten di« ganze Agitation des Grüppchens, zweitens aber ist er Staatsbeamter! Etne Mitgliederversammlung der EL. in Berlin war noch radi- kaler als die EL. im Reich. Sie forderte die Mandatsniedcrlegung. Gegen diese Forderung erläßt die Mehrheit(!) des„GAH."(Ge- schäftssiihrender Hauptausschuß der EÜ.) in der„KAZ."(„Kom- munistische Arbeiterzeitung') einen säst drei Spalten langen Ausruf, worin die Forderung, daß Schwarz das Mandat niederlegen solle, als„irrsinnig' zurückgewiesen wird. Jeder„denkende Arbeiter" müsse das verstehen, und nur der„Unverstand derMasien, der Feind, den wir am tiefsten hassen", begreise das nicht. Denn erstens könne die EL. nichts mehr drucken lasten, wenn Schwarz keine Diäten mehr habe, zweitens aber... das muß man wörtlich genießen: Die Frage der Niederlegung des Mandats selbst borg zwei Fragen in sich: eine persönliche und eine politische. Genosse Schwarz erklärte, nachdem er sich eine Bedenkzeit ausgebcten hatte, daß er zur Ausübung seiner parlamentarischen Funktion be- urlaubt, eine demonstrative Niederlegung, die eine öffentliche Kampsansage gegen die kapitalistische Gesetzlichkeit einschließt— und nur diese Demonstration könnte in Frage kommen— die Handhabe bieten könne, um ihn als Staatsbeamter zu er- ledigen, und dies auf Lebenszeit. Er legte die Frage vor, ob dieses Opser in der heuligen Situation(in einer revolulio- uören Situation ist es eine Selbstverständlichkeit) in einem ent- sprechenden Verhältnis stünde zu dem politischen und sonstigen Kredit, der evtl. durch diese Geste hervorgerufen werden könnte. Mit Entsetzen bemerkt man, daß auch schon die EL. und die KAPD. sozialdemokratisch verfeucht sind. Auch dort gibt es Leute, die meinen, daß die gegenwärtig« Situation— trotz Wien und Geschrei üb«r Wien — nicht revolutionär ist, und daß es darum bester sei, Staatsaichellungen mit Pensionsberechtigung zu halten, wenn man sie hat. Welche Opportunisten, diese Revolutionäre! * Letzte Nachricht vom Kriegsschauplatz:„Eine gut besuchte Gau- konferenz der EL., KAP. und AAU., die in Essen tagte, beschloß einmütig die Liquidierung der EL. und billigte ebenso ein- mütig die Haltung der Hauptausschüste der KAP., AAU. und EL. in der Frage des„Mandat-'. „Die Ortsgruppe Berlin der EL. vertritt in ihrer Mehrheit eine gegenteilige Ausfastung. In der KAPD . ist die Dis- kufsion noch nicht abgejchlosten."
Der heMche Innenminister gestorben. Darmstadl. 21. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Am Donnerstag vormittag um 19.30 Uhr verstarb der hessische Minister des Innern und der Justiz, Otto von Brentano. Der Verstorbene gehörte der Jentrumspartei an. Seit 1897 Mitglied der hessischen Kammer, wurde er 1919 Mitglied des neuen hessischen Landtages und kurz darauf wurde er zum Minister gewählt. Vor einigen Wochen muhte für Brentano bereits«in Stellvertreter bestellt werden.
grauen, wenn wie ein Flammenmeer der Mohn mit Millionen roter Seidenfahnen aus eigener Kraft leuchtend über die Höhen lodert? Wenn dann die Morgenröte über die Felder steigt und sich das weite Land in seiner unendlichen Kraft weitet und dehnt, dann steigert sich das rote Flammenmeer des Mohns zu einer Feuers- brunst, die mit ungeheurer Fruchtbarkeit alles erschüttert und durch- dringt.— Und was d«r Flammenmund der Sonn« den Feldern meisterlich diktiert, und was die Purpurschrift der Sonn« alle Morgen, all: Abend« mit roten Siegeln auf di« Erde drückt, das Recht zur Blüte und zur Reife nimmt sich der Halm am Wege und der rote Mohn— und Menschenrecht gilt dir und mir!
Sklavenhalter lm 20. �ahrhunSert. In einer der Sitzungen des Antisklavereivereins, der kürzlich in London seine jährliche Versammlung hielt, entwarf der Vorsitzende dieses Vereins, Charles Roberts, ein Bild des modernen Sklaven- wefens und des trotz aller internationaler Verträge dennoch In ein- zelnen Teilen der Welt ungehindert fortlebenden Sklavenhandels. Er ging in seiner Rede davon aus, daß es irrig fei, wenn man annehmen wolle» daß die von 33 Staaten angenommenen Bestimmungen zur Unterdrückung der Sklaverei, dem Handel mit lebenden Menschen und ihrer grausamen Behandlung ein Ende bereitet hätten, läge doch gerade jetzt dem Völkerbunde in Genf der Antrag vor, Abestinien nicht nur zur Annahme, sondern auch zur Durchführung der Antisklaverei- bcstimmungen zu bringen. Neben Abessinten seien es, wie Roberts weiter ausführte, besonders die portugiesischen Kolonien, in denen bisher sehr wenig geschehen sei. um der Sklaverei in Ueberein- stimmung mit den bestehenden Verträgen Einhalt zu tun, doch dürfe man die Hoifnung hegen, daß durch das Eingreifen des Völkerbundes wie in Abestinien, so auch hier die Sklaverei abgeschafft werde. Viel schlimmer liegen dagegen die Verhältniste in Australien . Un- bekümmert um alle internationalen Abmachungen und um alle Par- lomentsbeschlüste(deren erster bereits 1807 erlassen worden ist) steht der Sklavenhandel und die Sklavenarbeit auf den großen Farmen im Innern des Landes, von deren Ausdehnung man sich kaum einen Begriff machen kann, noch in voller Blüte. Angesichts der ungeheuren Größe der in Frage kommenden Gebiete und des nur schwach be- völkerten Innern Australiens , wodurch den Großgrundbesitzern eine nahezu unbeschränkte Herrschaft über die Eingeborenen in die Hände gegeben wird, ist es nicht leicht, diesem Unwesen zu begegnen, aber wenn auch der Verein hier eine außerordentlich schwierige Frage zu lösen habe, so w-rde er doch alles tun, um auch in diesen Gegenden Abhilfe zu schassen. Man gehe nicht fehl, so schloß Roberts seine Rede, wenn man auf Grund des vorhandenen Materials die Zahl der heute noch trotz oller Verträge und Abkommen in strenger Sklaverei gehaltenen Menschen auf mehrere Millionen schätze. So erfreulich nun auch auf diesem Gebiet jeder, auch der kleinste Fort- schritt sei, so mache es doch einer solchen Zahl gegenüber nicht viel aus, wenn iin vergangenen Jahr durch die strengen Maßregeln der indischen Regierung an der Grenze von Beludschistan und in den chinesisch-birmanischen Grenzdistrikten«twa 6000— 8000 Sklaven der Freiheit wiedergegeben worden seien,— rl,
vanüervelüe unö üer Zranktireurkrieg. Scharfe Zurückweisung des Berichts des deutsche« Untersuchungsausschusses. Brüssel , 20. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Am Mittwoch er- schien der Bericht V a n d er o e l d e s an die Kammer über die im Untersuchungsausschuß des Reichstages gefallenen Aeußerungen hinsichtlich des belgischen Frank tir eur krieg s. Der Bericht umsaßt 20 Druckseiten. Die gegen die belgische Zivilbevölkerung er- hobenen Anschuldigungen werden im einzelnen, und zwar sehr scharf, widerlegt Der Bericht schließt mit dem Hinweis auf die Verletzung der belgischen Neutralität durch Deutschland und aus die Härte der militärischen Besetzung und fügt hinzu: „Bald zehn Jahre sind seitdem vergangen. Allmählich brachte die Zeit Linderung. Vergessen konnte man gewiß nicht, aber man wollte gerne glauben, daß das Deutschland von heute nicht mit den Taten des alten Regimes solidarisch erscheinen wolle. Der Untersuchungsausschuß des Reichstages hat es jedoch für richtig be- funden, den Prozeß wieder zu eröffnen und einen Ver- fuch zu machen, besten Vergeblichkeit er hätte einsehen müssen, nämlich die Schuldigen dadurch reinzuwaschen, daß man gegen ihre Opfer unberechtigte Anschuldigungen erhebt. Die belgische Regie- rung hatte die Pflicht, diese Anschuldigungen nicht unbeantwortet zu lassen. Deshalb legt sie diesen Bericht der Kammer vor, nicht um den Haß neu zu schüren, sondern um flagrante Verfälschungen der historischen Wahrheit abzuwehren." * Es ist kein Zweifel daran, daß dieser deutsche Versuch einer juristischen Rechtfertigung des Vorgehens der deutschen Jnvasionstruppen im August 1914 gegen die belgischen Franktireure eine außenpolitische T a k t l o s i g- keit und Torheit ersten Ranges war. Die Verletzung der belgischen Neutralität war eine Völkerrechtswidrigkcit, deshalb kann sich Deutschland nicht auf das Völkerrecht be- rufen, um die Niedermetzelung aller gefangenen Frank- tireure und die Einäscherung ganzer Städte zu rechtfertigen. Und selbst wenn ein solcher Rechtfertigungsversuch rein juristisch aussichtsreich wäre, so würde es ein Gebot der politischen Klugheit gewesen sein, nicht zwölfeinhalb Jahre später und in einer Zeit deutsch -belgischer Entspannung mit dicken Aktenbänden neue Zwietracht zu säen. Die Sozial- d e m o k r a t i e hat sich von diesem törichten Versuch fern- gehalten. Wir sind überzeugt, daß im Grunde seines Herzens Dr. Stresemann über die Arbeit des Bell-Aus- schufses genau so'urteilt wie wir. Jedenfalls begreifen wir durchaus die Empörung der belgischen Sozialisten. Das einzige, was Pir ablehnen, ist die künstliche Hineinziehung dieses peinlichen Zwischenfalles in den jetzigen deutsch - belgischen Notenwechsel zu den Behauptungen Broquevilles über die Reichswehr . Das sind zwei ganz ver- s ch i e d e n e Dinge und die letzte belgische Antwortnote hat durch ihre Anspielung auf die Berichte des Untersuchungs- ausschusfes nur bewiesen, daß ihr beweiskräftige Argumente fehlen._ Selgisch-spamfchcr Schiedsvertrag. Mit obligatorischer Entscheidung. Madrid , 21. Juli. (MTB.) Der spanische Botschafter in Brüssel und der belgische Minister des Aeußern, Vandervelde , haben in Brüssel einen Schiedsvertrag unterzeichnet. In einem Kommentar der Agentur Fabra zu dieser Meldung heißt es: Der Vertrag entspricht vollkommen dem höchsten Ideal internationalen Rechts. Spanien und Belgien gehen noch weiter als der Bölkerbund, dessen Entscheidungen lediglich Empfehlungen ohne obligatorischen Charakter darstellen. Der spanisch-belgische Bertrag dagegen ist für all« Streitfragen, welcher Natur sie auch seien, vollkommen rechtsverbindlich. Er steht vor, daß, wenn die vertragschließenden Parteien sich über eine Streitsrage nicht einixen könieen, sie diese einem Schiedsgericht unterbreiten mästen, dessen Entscheidungen für beide Parteien rechts- verbindlich sein sollen.
Forstkultur und linwetterkatastrophen. Ein« interessante Kon- troverse wurde kürzlich im„Berner Bund" ausgetragen. Ihr Gegenstand war die Frage, ob der Klimawechsel in Italien schuld gewesen sei an Roms Niedergang. Diese Frage wurde schon vor langer Zeit von einem der maßgebenden Schweizer Forstwissen-' schaftler umgekehrt formuliert. Er behauptete, Roms Niedergang sei schuld gewesen am Klimawechsel. Der sittliche und freiheitliche Niedergang Roms habe den freien kleinen Bauernstand vernichtet. Damit Hobe die Stlaoenwirtschast und die Großgrundwirtjchaft be- gönnen. Ihre Folge sei der gewissenlose Raubbau an den Wäldern gewesen, der zur Versumpfung der Niederungen, zur Verminderung der Rexensälle, zur Ausbreitung der Malaria, zur Verarmung des Landes führt«� Zu dieser Entwicklung wurden nun in der fraglichen Kontra- oerse einige Parallelen gebracht, die auch in Deutschland angesichts der zahlreichen beispiellosen Unwetterkatastrophen dieses Sommers aufs äußerste interessieren müssen. Es wird erinnert an das von Jeremias Gotthelf geschilderte Hochwaster im Emmenthal vom Jahre 1837. Inzwischen sind die damals kahlen Abhänge dieses Tales ausgeforstet worden, und es hat seitdem nie mchr so verheerendes Hochwasser gebracht. Mehrer« andere ähnlich« Fälle wurden noch aufgeführt, aus denen klar hervorgeht, von welch' grundsätzlicher Bedeutung für die klimatische Gestaltung einer Gegend ihr Forst- bestand ist. Darüber hinaus wird daran erinnert, daß fast alle Länder rund um das Mittelmeer durch den Raubbau, der an Ihren Wäldern getrieben worden ist, verheert sind. Wo einst die in aller Welt berühmten Zedern des Libanon und die Eichen von Vafan standen, kann jetzt auf dem ganzen Wege zwischen Damaskus und Mekka die Lokomotive der Eisenbahn nirxends mehr Wasser nehmen. Die alte römische Provinz Afrika , die einstmals ein großer Garten war, mit einer Millionenstadt als Zentrum, ist jetzt Wüste. Also, sorgfältige Forstkultur erhält ein mildes, der Bodenkultur günstiges Klima und schafft Bodenverhältnisse, die genügend Master konfu- Mieren können und Katastrophen verhüten. Die Entdeckung eines unterirdischen Fluste«. Ein über 1K Kilometer langer unterirdischer Fluß mit einem großen unterirdischen See in einer ungeheuren Stalaktiten-Höhle ist im Süden Frank- reichs in der Nähe des Dorfes Jzaut de l'Hötsl im Departement der oberen Garonne entdeckt worden. Das Dorf erhält fein« Wasser- zufuhr von einer reichen Quelle, die aus einer Bergschlucht in einer Höhe von 2500 Fuß entspringt: in der Nähe befinden sich natürliche Brunnen, von denen einer seit unvordenklichen Zeiten zur Aufnahme von totem Viel) benutzt worden ist. Um festzustellen, ob das Dorf- waster durch diesen Brunnen vielleicht verunreinigt wird, drang ein Beamter, Norbert Casteret , in di« Schlucht ein; er hatte ein trag- bares Boot mitgenommen und sich eine elektrische Taschenlampe an der Stirn befestigt, um in der Dunkelheit zu sehen. Er fand nun einen unterirdischen Fluh von beträchtlicher Tiefe mit eiskaltem Wasser, und als er auf ihm entlangfuhr, fand er, daß der Fluh sich bald verengt« und dann wieder zu großen unterirdischen Hallen erweiterte, bis er schließlich zu dem riesigen See gelangte, der noch nicht ganz erforscht worden isü__ Der 5, Znlernatloua'e Kongreß sür vererbunoewisienschost wird vom tl. bis 13. September in Berlin unter Teilnahme hervorragender De - ehrt« aus den verschiedensten Ländern stattfinden.