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Für die Wertpapiergeschädigten sind gerechter­weise dieselben Sätze in Aussicht genommen, die durch die Auswertung den einheimischen Inflationsgeschä­digten bewilligt wurden.

Für die Entschädigung der hohen Millionenbeträge sind absolute höchst grenzen vorgesehen, die für entwur zelte und wiederaufbauende Geschädigte sie ben Millio­nen, für nichtentwurzelte, aber wiederaufbauende drei Millionen und für nicht wiederaufbauende Geschädigte zwei Million ene betragen.

Zugeständnis von 60 Prozent.

Ausdrücklich wird somit erneut festgestellt, daß die Phöbus- A.- G.

weder direkt noch indirekt mit Mittein des Reichswehrminiſteriums subventioniert worden ist.

herrscht. Für die mit über 20 000 Mart Geschädigten werden| Kapitans   2ohmann, der heute noch als attiver Offizier die Entschädigungsbeträge in das Reichsschuldbuch. ein- Abteilungsleiter dieser Seetransportabteilung ist, sowie durch die Zu der Veröffentlichung des Berliner Tageblatts", in getragen und mit 6 Proz. jährlich verzinst. Diese Schuldbuch- Lignose Aktiengesellschaft, den Berliner   Bantverein und Forderungen können in Schuldverschreibungen des die Girozentrale hat die Phoebus- Gesellschaft mindestens der die angebliche Subvention der Phöbus- Film Reiches umgewandelt werden. Sie werden nach Maßgabe 6% Millionen Marf erhalten, teils in Krediten, teils in A.-G. durch das Reichswehrministerium besprochen wird, der dem Reich zur Verfügung stehenden Mittel so schnell der Form der Uebernahme von Aftien. Der erste Betrag, der gezahlt, wird WTB. von zuständiger Stelle geschrieben: mie möglich getilgt werden, wobei das Reichsfinanz- wurde, belief sich auf 300 000 Mt.; das war vor reichlich zwei Jahren. gesellschaften, darunter der Phöbus- 2.- G., eine Ueberfrembung Wie bekannt, drohte seinerzeit einem Teil der deutschen   Film ministerium mit einer Frist von 8 bis 9 Jahren rechnet. Dann wurden kleinere Summen gezahlt in Pfunden und Gulden. Hernach übernahm Kapitän Lohmann 1,5 Millionen Mart durch amerikanisches Kapital. In Erkenntnis der außerordentlichen Phoebus- Attien bei Gelegenheit einer Rapitalserhöhung auf Propagandamacht, die der Film besitzt, und in Rücksicht auf die antideutschen Tendenzen vieler amerikanischer Filme vier Millionen Mark bei gleichzeitigem Abschluß eines Attienpool- widmete das Reichswehrministerium genau wie andere vertrags mit den damaligen Phoebusdirektoren Correll und Ijen Stellen der drohenden Ueberfrembung pflichtgemäß ein­berg. Schließlich wurde im Jahre 1926 noch ein Darlehn gewährt über drei Millionen Mart. Später ist noch über einen gehendes Interesse. Da eine Brüfung der Lage die Ber wendung fiskalischer Mittel als gänzlich ausgeschlossen ergab, so Kredit von 3 Millionen Mart verhandelt worden, der eventuell zu wurde nach anderen Auswegen gesucht. So fand sich die Lig nose­den obengenannten etwa Millionen Mark ganz oder teilweise 2.-G., die an sich als Lieferantin für Rohfilme an der Phöbus­hinzukommen würde. Das Marineamt, für das neben Kapitän Loh- A.-G. Interesse hatte, bereit, die Ueberfremdung dieser Gesellschaft mann an erster Stelle auch die Herren Dr. Eckhardt, sein juristi­zu verhüten. Es handelte sich also um eine rein privatwirt­scher Berater und Referent des Marineamts, und Schneider, Borsteher der Oberzahlmeisterei, verhabelt haben und verantwort- chaftliche Aktion, bei der das Reichswehrministerium nur lich sind, bezweckte mit der Hergabe dieser Gelder, die Phoebus- Pro- beratend und vermittelnd mitgewirkt hat. duttion, national" umzugestalten und nur die Aufführung folcher Filme zuzulassen, die vaterländischen Interessen dienen. Was praktisch erreicht wurde, ist außerordentlich dürftig. Ein Film, dessen Anregung und Durchführung auf Intentionen der geheimen Geld­geber zurückging oder jedenfalls mit ihnen übereinstimmte, war der Film" Friesenblut". Der Film Stolz weht die Flagge schwarz- weiß- rot" ist zwar angekündigt, aber nicht ausgeführt worden. Ein dritter Film, deffen Titel mehrfache Aenderungen er­fuhr, wurde begonnen, fam aber ebenfalls nicht zu Ende. Mehr wert als die positiven Leistungen waren dem Reichsmarineamt   aber offenbar die Unterlassungen. So wurde das letzte oder vor­lezte Drei- Millionen- Darlehen zu einer Zeit gegeben, als die Phoe bus- Film- Aft.- Ges. bekannten russischen Revolutionsfilm Panzerfreuzer Potemkin" vorführen wollte. Wahrschein lich im Zusammenhang mit dem Darlehensvertrag ließ man dann diese Absicht fallen. Die Phoebus- Gesellschaft verzichtete auf Potemkin", das Marineamt konnte aber nicht verhindern, daß dieser Film kurze Zeit später von einer anderen Gesellschaft an­gekauft und gespielt wurde. Auch andere Filme sind unseres Wiſ­fens auf Veranlassung des Marineamts nicht bei der Phoebus" herausgekommen. Wir wissen nicht, welche Rolle bei diesen Trans­attionen Reichswehrminister Geßler gespielt hat. Es wäre fest zustellen, ob er über die Höhe und den minimalen Effekt dieser eigenartigen Subvention unterrichtet war. Ueber einige Begleit­erscheinungen, die einen gewissen forruptiven Charakter haben, wird er vermutlich nichts wissen.

Einen Sonderzuschlag sieht der. Entwurf für die Gruppen von mehr als 200 000 Mart vor, wo es aus wirt­schaftlichen Gründen wünschenswert erscheint, die Geschädigten beim Wiederaufbau ihrer Existenz zu unterstützen. Dieser Zuschlag, der auch mit 6 Pro3. verzinst wird, ist nicht wie die Stammentschädigung tilgbar, bildet jedoch für die Be­fizer bei der Sicherheit des Anspruchs eine feste Kredit­unterlage. Durch diesen Wiederaufbauzuschlag erhöhen sich die Sätze in den betreffenden Gruppen um 3 Broz. Außer­dem ist noch ein sogenannter Befferungsschein vorge­sehen. Im Falle, daß die Deutschland   gutgeschriebenen Liqui­dationserlöse deutschen Privatvermögens auf Dawes- Leistun­gen angerechnet werden, werden die dem Reich dadurch er­sparten Mittel den Geschädigten zugeführt, soweit sie nicht zur Tilgung der Zuschläge benötigt werden.

Schließlich hat die Regierung noch zehn Millionen für einen Härtefonds vorgesehen, die als Beihilfe für solche Geschädigten dienen sollen, bei denen tatsächlich wohl Liqui dations- oder Gewaltschäden vorliegen, deren Entschädigung jedoch aus irgendwelchen in der Person des Geschädigten liegenden Gründen auf Hindernisse stößt.

Der Entwurf ist sicher nicht das Ideal einer Lösung. Abgesehen davon, daß die Regelung dieser Entschädigung viel zu spät fommt, wird ein großer Teil fleinerer Geschädigten schwer beschnitten, während großen Firmen, die ihre Berluste längst abgeschrieben habe, millionenbeträge zugeschanzt werden. Wenn der Regierungsentwurf vor den Reichstag   gelangt, wird über diesen Punkt noch dringend zu reden sein, besonders mit Rücksicht auf die sozialen Folgen, die von ihm zu erwarten sind.

Wenn die Reichswehr   flimmert. Beziehungen zwischen Reichswehr   und Filmindustrie. Die Subventionen und Kredite der Phoebus- Gesellschaft.

Sensationelle Enthüllungen der bürgerlich- demokratischen

Breffe decken Zusammenhänge auf, die das berechtigte Inter­

esse aller deutschen   Steuerzahler wachrufen. Wieder ist es die Reichswehr  , der die Vergeudung öffentlicher Mittel vor geworfen werden muß. Nur daß es diesmal nicht die Rüstungsindustrie ist, die zur Muznießerin der militärischen Tätigkeit wurde, sondern vielmehr die Filmindustrie, Seren großer Einfluß auf das sensationsfreudige Publikum in den Dienst der schwarz- weiß- roten Propaganda mit Geldern der schwarz- rot- goldenen Republik gestellt werden sollte. Ueber den Charakter der hier in Frage kommenden Geschäfte weiß der Finanzkritifer Kurt Bentel im Ber­liner Tageblatt" u. a. zu berichten:

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Selbstverständlich hat das Reichswehrministe rium sofort dementiert, und es gibt sogar Rechts­blätter, die ein solches Dementi als glaubwürdig hinstellen! Ebenso widerspricht die in gleichem Zusammenhang genannte National Film A. G. der Meldung, wonach sie oder ihre Tochtergesellschaften von dem Goldsegen des Reichswehr­ministeriums profitiert hätten.

Demgegenüber scheint nach allem, was wir darüber in Erfahrung bringen konnten, den Zusammenhang zwischen der Phoebus- Filmgesellschaft und der Reichswehr   un zweifel­haft festzustehen. Das Dementi der Reichswehr   gilt in eingeweihten Kreisen nicht mehr als die gleiche Ableugnung, die diese Stelle anläßlich der Enthüllungen über die Sowjet­granaten herausbrachte und später preisgeben mußte. Das Reichswehrministerium scheint sich sehr darauf zu verlassen, daß die Kanäle, über die die Subventionen und Kredite floffen, sorgsam verdedt würden. Diese Vertrauensseligkeit wird sich aber nach unseren Informationen wohl früh genug rächen, da genug Beweismaterial vorliegt.

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Damit entfällt auch die Behauptung, daß die Marineleitung durch Hergabe von Geldern die Produktion der Phöbus- A.- G. ,, national" umgestalten wollte. Das ist ein Zugeständnis von fagen wir 60 Proz Die Reichswehr   gibt also entgegen ihren ersten hartnäckigen Ableugnungsversuchen jetzt zu, durch die Lignose an der Sa­nierung der Bhö bus A.-G. mitgewirkt zu haben. Das ist immerhin schon etwas. Es wäre noch mehr eingestanden worden. Mindestens wird man noch verraten müssen, was eigentlich aktive Reichswehroffiziere in der Zeitung von Filmgesellschaften zu suchen haben. ber das fommt wohl noch. Man muß den Herren in der Bendlerstraße nur Zeit lassen.

Kommunistische Einheitsfront. Sprengung einer Versammlung der Opposition. Köln  , 8. Auguft.( Eigenbericht.)

In Aachen   hatte die KPD.- Linke eine öffentliche Bersamm

lung einberufen, in der Ruth Fischer   über die Lage in China   und die Ereignisse in Wien   sprechen sollte. An Stelle der nicht er­schienenen Ruth Fischer   kam jedoch Urbahns. Ihm war faum das Wort erteilt, als Anträge zur Geschäftsordnung gestellt wurden, ohne das Urbahns ihnen entsprochen hätte. Es kam zu Tätlich feiten, in deren Verlauf die Linkskommunisten einen ihrer rechten Freunde zur Tür hinauswarfen. Nun begann der Strach erst recht. Stühle wurden umgeworfen, bis schließlich der Wirt die Bersammelten aufforderte, den Saal zu verlassen. Ein Ueberfall­kommando der Polizei erschien endlich und räumte ben Saal

Der Ausbau der bayerischen Wasserkräfte.

Neue Wasserwerke am Main  .

München  , 8. August.  ( Eigenbericht.)

zur Kur weilenden früheren Reichsverkehrsminister Krone und In den letzten Tagen fanden in Bad Kissingen   zwischen dem dort bem bayerischen   Innenminister Dr. Stügel eingehende Berhand lungen über die Frage des Ausbaues der Wasserkräfte bei den brei Mainstaustufen oberhalb Aschaffenburgs   statt. Wie wir erfahren, haben die Verhandlungen die Erledigung dieser Frage wesentlich gefördert, wenn auch eine endgültige Entscheidung noch

Der Hauptempfänger der öffentlichen Filmgelder, die zum aller- Plärung über diese sinnlose Finanzpolitif einer Reichsstelle nicht getroffen wurde.

größten Teil aus den Geheimfonds des Reichswehrministe riums beziehungsweise des Marineamts stammen, ist die Phoebus Film Aktiengesellschaft. Ueber die See transportabteilung des Marineamts und durch Vermittlung des

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Vision.

Bon Bartolomeo Vanzetti.

In Nr. 13 der Idahoer Wochenschrift The Worker" vom 27. März 1925 findet sich in einem mit Worte der Zeit" über. fchriebenen Auffaß das nachfolgende Gedicht von Bartolomeo Ban zetti, dem Leidensgefährten Niccolo Saccos. Ob dies Gedicht vor oder während der Haft zur Publikation gelangte, ging aus dem Inhalt des vorangehenden Artikels nicht hervor.

Wir tragen Ketten an unseren Füßen

Und büßen;

Wir schmachten in schmutzigen, dumpfen Berließen Und büßen.

Uber wir wissen:

Ihr sprengt unsere Keffen zur richtigen Stund' Und öffnet des Kerkers gähnenden Mund; Wir hören den Schrei, den einzigen Schrei: Die Welt ist frei! Jst frei! 3st frei!

( Deutsche   Uebersehung von Siegfried Bernfeld  .)

Menschliche Tragikomödie.

Bon Wilhelm Hendrich. Objektive Geschichtsbetrachtung", ein Idealbegriff wie so viele andere, ist ein ernsthaftes Schlagwort der zünftigen bürgerlichen Historiker. Ein ander Ding aber ist es, ob ein temperamentvoller, lebendig empfindender Mensch wirklich imstande ist, sich seiner selbst so weit zu entäußern, seine persönliche politische Einstellung so voll tommen auszuschalten, um Vergangenes oder halb noch Gegen­wärtiges so leidenschaftslos und faltblütig zu betrachten, wie es die " Objektivität" verlangt, ohne daß er dabei nur zum trockenen Re­gistrator der Dinge wird. Weltgeschichte wird an fich schon feines­wegs objektiv gemacht, sondern im Gegenteil höchft fubjektiv. Sie ist das praktische Resultat menschlicher Leidenschaften, von Macht hunger und Habgier, das Ergebnis ökonomischer Not- und 3wangs­lagen und höchst individueller Energien. Diese große Endsumme subjektiver Elemente objektiv" darzustellen, dürfte unendlich schwer fein; unmöglich fast, wenn der Historiker und was hätte die Weltgeschichte sonst für einen 3wed? in der Vergangenheit Ba­rallelen zur Gegenwart oder umgekehrt zur billigen Nutzanwendung sucht. Es ist daher schwierig, sich einen Historifer von vollkommener Objektivität vorzustellen, und allzu häufig ist denn auch jene Sorte bürgerlicher Geschichtsforscher, die unter dem Schild Objettive Ge­schichtsbetrachtung" teils unbeabsichtigte, teils böse Geschichtsver fälschung betreibt.

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Bor etwa 50 Jahren veröffentlichte der Züricher   Historiker und Schriftsteller Johannes Scherr   eine Reihe kritischer Skizzen zur Weltgeschichte, die später unter dem Titel Menschliche Tragikomödie" gesammelt erschienen und seinerzeit beispiel­loses Aufsehen erregten. Im demokratischen Lager mit Begeisterung aufgenommen, erweckten sie in tonservativen und reaktionären

Jedenfalls hat das deutsche Volt alle Ursache, Auf­zu fordern. Wenn nicht früher, so wird das Reichswehr­ministerium jezt vor dem Parlament Rede und Antwort stehen müssen, wie es mit seinem überreichen Haushalt um­geangen ist.

Kreisen wütenden Widerspruch. Der bissigste Vorwurf, den man Scherr   von dieser Seite aus machte, bestand darin, daß man ihn einer hemmungslosen Subjektivität und Voreingenommenheit der Darstellung und des Urteils zieh. In der Tat war dieser Vorwurf in gewisser Hinsicht auch begründet, aber Scherrs Subjektivität ist von einer so ungeschminkten Art, daß sie seiner Darstellung entschei­dender und außergewöhnlicher Epochen und Persönlichkeiten heute noch höchste Attualität verleiht. Es gibt in der menschlichen Tragitomödie"( genannt Weltgeschichte") zwar fein umfassendes Weltbild, jedoch Zeitbilder von großem Reiz, vor allem aber von rücksichtsloser Wahrhaftigkeit. Mit beißendem Hohn zieht er zumal gegen die Zwecklügen und Verdrehungen der offiziellen Geschicht­schreibung zu Felde, die leider immer noch dem geschichtlichen Schul­unterricht zugrunde liegt. Da er in diesem Bestreben bisher nur wenige gleichwertige Nachfolger gefunden hat, jo besigen seine histo­risch- kritischen Schriften, die aus einem wahrhaft demokratisch- oppo­sitionellen Geiste von unerhörter Kühnheit heraus geboren sind, auch noch für die Gegenwart einen unverminderten Wert. Johannes Scherr  , der politische Flüchtling von 1849, wäre einige Jahrzehnte später geboren wahrscheinlich aus einem bürgerlichen Liberalen ein überzeugter Sozialist geworden. In der bürgerlichen Ideenwelt der dreißiger und vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts aufgewachsen, wurde er zwar ein leidenschaftlicher und opferbereiter Kämpfer für die geistige Freiheit, vermochte es aber nicht, sich restlos mit der sozialistischen   Weltanschauung, deren hohe ethische Werte er jedoch anerkannte, zu befreunden. Immerhin stand er zeitlebens in schärffter Angriffsstellung gegen alles politisch und Pulturell Reaktionäre seiner Zeit. Man muß ihm daher gewisse ein­feitige Ansichten und Meinungen zugute halten. Der unbestreitbare Wert seiner Arbeiten liegt jedenfalls in dem steten Bestreben, un­bedingt wahrhaftig zu sein, und dieser Drang führte ihn wiederum zu Sonderthemen, an denen die bürgerlichen Historiker heute noch lieber mit einer seltsamen Scheu vorübergehen. Denn dem Volke muß bekanntlich, wenn auch nicht mehr so unbedingt die Religion, so doch der fromme Glaube an die sittliche Höhe der bürgerlichen Geistesautorität erhalten bleiben.

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Diesen Schwindel machte Scherr   nicht mit. Um nur ein Beispiel der ihn leitenden Tendenz heranzuziehen: Die offizielle historische Darstellung der großen französischen   Revolution trägt bekanntlich teine Bedenken, die terroristischen Grauel der Schreckenszeit möglichst breitspurig und blutrünstig auszumalen, während sie sich ängstlich davor hütet, den nach der Restitution des Königtums( 1815) ein sezenden Weißen Schrecken"( bürgerliche Analoge dazu: Horthy Ungarn) mit der gleichen Gewissenhaftigkeit zu schildern, ja, nur zu erwähnen! An diesem Punkte nun sett Johannes Scherr   ein, und wir erfahren von ihm, daß der revolutionäre Terror von 1792 bis 1794 ein wahres Kinderspiel gewesen ist gegen das bestialische Wüten der reaktionären Vergeltung" 1816-18, und daß die Zahl der Opfer des Weißen Schreckens" jene des Roten Schreckens" um ein Bielfaches überſtieg!

Man darf nicht alles, was Scherr   in der Menschlichen Tragi­fomödie" geschrieben, fritiflos hinnehmen. Aber wo er in flammen­dem 3orne über die strupellose offizielle Geschichtslüge die Dinge er­barmungslos darstellt, wie sie wirklich gewefen und nicht wie sie im Interesse obrigkeitlicher, nationalistischer und kapitalistischer Zweck dienlichkeit gesehen werden sollen, darf man ihm unbedingt folgen.

gegen den Freispruch zurüdgezogen, so daß damit der Frei Im Aubele- Prozeß hat der Staatsanwalt seine Revision pruch für den Lokomotivführer Aubele rechtsträftig ge­worden ist.

Sind es auch nur lose, nach Lust und Laune aneinandergereihte Stizzen, die er gibt, so räumen sie doch gründlich mit der amtlich und halbamtlich zurechtgelogenen Geschichtsdarstellung auf, die man uns heute noch aufzwängen möchte.

Die Menschliche Tragikomödie" von Johannes Scherr  , die jahre lang im Buchhandel fast vergriffen war, erscheint zurzeit in einer sehr billigen Ausgabe in Reclams Universalbibliothet. Augenblicklich liegen die ersten vier Bändchen vor( Nr. 6653/4, 6737/8, 6758/9 und 6766/7). Bur Korrektur des landläufigen historischen Weltbildes ist die Lektüre jedermann, besonders, da die Stizzen leicht faßlich und lebendig geschrieben sind, der Arbeiterschaft ehrlich zu empfehlen.

Mißstände im Hochschulwesen der Sowjetunion  .

Die Sowjetblätter beschäftigen fich in lezter Zeit wiederholt mit Mißständen im Hochschulwesen und weisen darauf hin, daß es hohe Beit sei, verschiedene unnormale Erscheinungen" zu beseitigen. Es wird vor allem über" Disziplinlosigkeit" der Studenten geklagt. Die Vorlesungen werden nicht nur sehr unregelmäßig besucht, sondern das Benehmen der Studenten läßt den Hörsaal oft mie einen Studentenflub erscheinen. Die Hochschulleitungen scheinen nach diesen Darlegungen auch nicht auf der Höhe ihrer Aufgabe zu stehen, besonders wird ihnen vorgeworfen, daß den Studierenden ungenügend bestandene Brüfungen bedingt angerechnet" werden, wo­durch sich ein System von Nachprüfungen mit allen seinen Unzu träglichkeiten eingebürgert hat. Es verdient Beachtung, daß die Blätter besonders darauf hinweisen, daß infolge der einreißenden Uebungen der Studenten immer mehr vernachlässigt werden. Den Unordnung an den Hochschulen die vorgeschriebenen militärischen Hochschulen sind jetzt strenge Borschriften zugegangen, denen zufolge Studenten, welche sich anbauernd Versäumnis der Vorlesungen oder bei den Prüfungen mit größter Schärfe vorgegangen werden soll. Bernachlässigung der militärischen lebungen zuschulden kommen laffen, sollen relegiert werden. Die Militarisierung des Schulwesens schreitet unterdessen immer weiter fort. Das Bildungskommissariat der Ukraine   hat jetzt an elf technischen Schulen Vorlesungen über militärische Fachfragen und sommerliche Kriegs­übungen vorgeschrieben. Das ukrainische Komitee des Mediziner. verbandes beantragt beim Bildungskommissariat für die Pharma­zeuten besondere Vorlesungen über chemische Kriegsmittel, Gas­frieg usw. einzuführen. In Moskau   wird ein neues Lehrerseminar erhält. Hier sollen Lehrer für die Schulen der ersten und zweiten eröffnet, welches die Benennung Pädagogische Universität Stufe ausgebildet werden. Bei der Aufnahme in diese Hochschule werden Kandidaten bevorzugt, die von den Organisationen der Kom munistischen Partei oder der Gewerkschaften empfohlen sind.

Eine eljah- lothringilche Sunflausstellung wurde Sonntag vom Staats­sekretär Schulz im Schloß eröffnet. Sie ist durch das Zusammenivirken des Reichsministeriums des Innern, der Deutschen   Kunstgemeinschaft und des Hilfsbundes der aus Elsa- Lothringen Bertriebenen zustande gekommen. Die Ausstellung gibt einen Ueberblid über das Schaffen der unter den 150000 ans Elsaß-Lothringen   vertriebenen Deutschen   befindlichen Künstler. der Künste wird im Oktober und November veranstaltet. Zugelassen sind Die Schwarz- Weiß- und Plast- Ausstellung der Breußischen Akademie wiederum freie Einsendungen( bis zum 8. Dftober).