Nr. 434 44. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Neue Wege der Gasfernversorgung?
Die Gründung von Provinzialgesellschaften.- Dunkle Kräfte und Mittel.
Gebiete der
Das Riesenprojekt der schmeren Industrie an der Ruhr, diesellschaft gehen wird, steht noch dahin; die von den Großstädten, gesamte deutsche Gasversorgung um der Ruhr aus durch Strecken- Landkreisen, freisangehörigen Städten und Landgemeinden ges und Ringleitungen zu organisieren und die Gasrente aus der öffent- gründete„ Gesellschaft m. b. H., Ferngasversorgung Rheinprovinz " lichen in die private Hand hinüberzuspielen, hatte bekanntlich in hat den 3wed, die gemeinsamen Intereffen auf dem diesem Sommer eine schwere Krisis zu überstehen. Der Ferngasversorgung in der Deutsche Verein der Gas- und Wasserfachmänner gab sein schwer ist also noch offen. Geht es nach dem Rheinprovinz zufammenzufaffen". Was sie tut, wiegendes Botum gegen die Ruhi pläne ab, die großen Städte, der Deutsche Städtetag selbst, famen einheitlich zu dem Schluß, daß trotz der technischen Möglichkeit, die zentrale Rührversorgung fo find ausdrücklich die Kommunal- und Staatsinteressen voranzuDeutschlands aus Wirtschaftlichkeits- und Sicherheitsgründen zunächst stellen; das heißt, die Intereffen der öffentlichen Hand denen des abzulehnen sei. Die Städte Frankfurt und Köln haben aus der Privatkapitals entgegenzufezen. So hat es wenigstens der zuständige Situation den gebotenen Schluß gezogen und unter sehr kennzeich- Ausschuß des Preußischen Landtags der Staatsregierung zur Pflicht nenden Wutausbrüchen der schwerindustriellen Presse Kohlenfelder gemacht. Mußte deshalb schon die Uebertragung des Wegerechts in Westfalen auffallen, weil dabei ohne getauft. Die öffentliche Meinung überzeugte sich davon, daß die von den großen Städten propagierte gebietsweise Gruppenverfor Borteile die öffentliche Hand ihr wichtigstes Attivum aus der Hand Information der Deffentlichkeit über die gewährten oder erwarteten gung zur Erzielung noch größerer Wirtschaftlichkeit und zum Aufgab, so muß bei der neuen Gründung Rheinproving der schluß besonders der agrarischen Gebietsteile die wirksamste und Jubel der Bergwertszeitung" st u big machen, der in der an sich billigste Form der Ferngasversorgung sei. Inzwischen hat sich verständlichen einiges geändert. Teilnahme der Stadt Köln
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Die Gegendenkschrift der Gasfachmänner
auf die erheblich bescheidener gewordene Schrift der Rohleverwertungs- 2.- G. in Essen vom Juni 1926 egt zwar noch nicht vor; sie wird aber nach unserer Information an der bisherigen grundsätzlichen Ablehnung nichts ändern. Auch die großen deutschen Städte sind der Ruhr nicht weiter entgegengefommen als bisher. Im Gegenteil, die Ablehnung des Großplanes der Ruhr wird in der Tagespresse der Großstädte und in der Fachpresse von den verantwortlichen Gaswerfsleitern weiter mit Nachdruck vertreten. Aber die Herren an der Ruhr haben ihr Verfahren und die Tattit gewechselt.
Dr. Bögler, der Herr der Vereinigten Stahlmerte und Auffichtsratsvorsitzender des Rheinisch- Westfälischen Elektrizitätswerts, nd Direktor Seipel der Kohleverwertungs- 2.- G., der erfahrene Effener Spezialist in tommunalen Finanz- und Verwaltungsingen, haben nach dem Fiasto des Großplans ihr Glück bei den preußischen Provinzen, Land- und Stadtkreisen versucht. Die Grundlage dafür ist das Versprechen, mit den Provinzen, Kreilen und Städten nur semischtwirtschaftliche Gesellschaften zu bilden, für die dhe Ruhr das Gas liefert, die aber die Abgabenetze und den Verkauf an den letzten Konsumenten in die eigene Hand nehmen. Der erste Versuch bei der Provinz Hessen- Nassau führte für die Ruhr zu feinem Ergebnis. Obwohl die Bergwertszeitung", wie wir seinereit feststellten, entgegen der Wahrheit einem Erfolg der Kohle= verwertungs- A.- G. fonstatierte, wurden die Angebote abgelehnt und tic Provinz Hessen- Nassau sprach sich für die interfommunale Gruppenversorgung durch städtische Großwerte aus.
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In zwei anderen Fällen dagegen hatten Dr. Bögler und Direktor Geipel Teilerfolge. Zunächst wurde von den Stadt- und Land: retreisen Westfalens eine Ferngasversorgung Westfalen G. m. b. 5." regründet, um die Gaspersorgung Westfalens auf eine einheitliche Grundlage" zu stellen. Zubringer do bei waren fie verliehen dem Borgehen der Land- und Stadtkreise auch eine gewisse Stärke die Bereinigten Elektrizitätswerte Westfalen, ein Tein öffentliches Unternehmen, da's bisher schon einige Gebiete und Werke mit Kotsofengas belieferte. Die Gründung wurde für die Interessen der Schwerindustrie in dem Augenblick praktisch, als die Provinzial verwaltung Westfalens im Einverständnis mit der Ferngasversorgung Westfalen G. m. b. H." der A.-G. für Kohle verwertung das
Wegerecht auf den von der Ruhr gewünschten Provinzialstraßen freigab.
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Dieser Schritt der Provinz Westfalen entbehrt nicht eines gewissen fenfationellen Beigeschmackss, weil das Wegerecht die wichtigste Baffe der öffentlichen Hand ist gegenüber dem Zugriff res privaten Ruhrfapitals, ihre Interessen zu verteidigen, und weil Städtischen Großwerken die Ausdehnungsmöglichkeiten von den Brovinzen beschnitten werden. Wie die Bergwerkszeitung" mitteilt, follen nun die ersten Go sleitungen über Aplerbed nach Südwestfalen ( Lennetal) gelegt werder, wobei die Abzweigleitungen von der Ferngasversorgung Westfalen G. m. b. h. übernommen bzw. gebaut werden sollen. Schon hier fällt auf, daß das ganze Aufschluß: ifito für neue Atfazgebiete nicht bei den Zechen, sondern bei der öffentlichen hand liegen wird. Es fällt auch auf, daß war von bindenden Angeboten der A.-G. Kohleverwertung die Rede ist, dagegen über den Inhalt der Angebote nicht das mindeste der Deffentlichkeit mitgeteilt wird.
Der zweite Er folg der Ruhrherren wird aus der Rhein proving gemeldet. Auch dort ist nach dem Borgang Westfalens zunächst eine Bert eilungsgesellschaft gegründet worden, von der die Bergwertszeitung," erwartet, daß Berhandlungen mit der 2.-G. für Rohleverwertung bald aufgenommen werden, wie weit diese Ge
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an der neuen Gründung den Kohlenfelderantauf Köln- Frankfurt um feinen ursprünglichen Sinn gebracht sieht. Die Bergwerts 3eitung schreibt:
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Man darf gespannt sein, wie sich, nachdem die Dinge diesen Berlauf genommen haben, die Städte Köln und Frant. furt verhalten werden. Interessant ist die Teilnahme der Stadt Köln an der Ferngasversorgung G. m. b. 5. Rheinprovinz ". Es ist das als ein weiteres Zeichen der Fortschritte der Ferngaspläne anzusehen. Man muß danach den Rohlenfelderbesitz der Städte Köln und Frankfurt unter einem anderen Gesichtswintel betrachten. Das Abteufen der Schächte tann jetzt von den Erfahrungen abhängig gemacht werden, die die Stadt Köln mit der Ferngas: versorgung machen wird."
Daß hinter diesen diplomatischen Bemerkungen eine ganze Menge dunkler Dinge und Möglichkeiten stedt, liegt auf der Hand. Wie wir zuverlässig aus Westdeutschland erfahren, hat die A.-G. für Rahleverwertung Köln unter starten Drud gefeßt, so daß Köln nicht nur eventuell bereit ist, sein Spigengas von sondern sich auch wegen der der A. G. für Rohleverwertung zu beziehen, Rohlenfelder mit der Rohleverwertungs- A. G. in irgendeiner Form zu einigen.
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Dabei seien der Stadt Köln große finanzielle Vorteile geboten worden.
Wir laffen dahingestellt, ob die Schwerindustrie dieselben Kohlenfelder, die sie erst gar nicht schlecht genug machen konnte, jezt selbst ermerben will. Dafür spricht, daß Kölner Herren in Frankfurt gewesen sind, um Frankfurt für ihre Absichten zu gewinnen. Jeden falls hat Frankfurt die Kölner Borschläge abgelehnt, so daß bei der gegenseitigen Bindung der beiden Städte Köln nicht einseitig vorgehen kann.
Aus diesen Zusammenhängen ergibt sich, daß von der Schwerindustrie aus Kräfte am Wert find mit dunklen und sehr gefährlichen Mitteln, die in unfairer Weise die freie Entschließung der großen Städte, damit aber auch der Provinzen und des Staates zu fnebeln suchen, und zmar gegen das Interesse der öffentlichen Hand. Was das Gefährlichste dabei ist, der Staat und seine Beamten scheinen, wie nehmen an unbewußt, ihre Hand dazu zu reichen. Wir wissen nicht, ob das preußische Handelsministerium, dessen wirtschaftspolitisches Referat jeßt dafür zuständig ist, die Bildung der Provinzialgesellschaften fördert. Benn das aber der Fall wäre, und es käme zu Ergebnissen wie im Falle Köln , so würde dem Willen des Preußischen Landtags und dem Willen des Staatsministeriums damit entgegen gehandelt.
Wir sind weit davon entfernt, dem spaltenlangen Jubel der Deutschen Bergwertszeitung" eine besonders große Bedeutung zuzumeffen. Wir halten es für möglich, u. U. auch für finnvoll, daß die Ruhr, soweit es wirklich im Interesse der öffentlichen Hand liegt, das eigene Gebiet ebenso fernversorgt, wie es der interfommunale Gruppenplan für seine Gebiete tun soll. Aber es scheinen
uns schon jetzt
große Gefahren für die öffentliche Hand heraufziehen.
Trotz aller platonischen Versicherungen tann nämlich die Ruhr ohne die Schlüffelgroßstädte ihre Fernversorgung nicht wirtschaftlich gestalten. Es sei denn, die öffentliche Hand trägt das ganze Risiko und den ganzen Schaden. Auf der anderen Seite besteht aller Anlaß zu der Befürchtung, daß Staat, Provinzen und Kreise von Herrn Bögler über die Ohren gehauen werden. Bedauerlicherweise arbeitet die öffentliche Hand in Reich, Ländern und Gemeinden nicht zusammen, so daß buchstäblich die Rechte nicht weiß, was die Linke tut und will. Es sei nur an den überflüffigen
Mittwoch, 14. September 1927
Elektrostreit zwischen Preußen und dem Reich erinnert, von dem das Privatkapital, auch Herr Vögler, den Vorteil hat. So sind die unterirdischen Einfluß und Machtmöglichkeiten der Schwerindustrie sehr groß und ebenso unkontrollierbar, und wir wollen nur hoffen, daß die Aufmerksamkeit der Regierungen und die Kontrolle der Deffentlichkeit früh genug auf dem Posten sind, um größeren Schaden zu verhindern. Bon einer falten Soziali. fierung zu sprechen, ist zwar in den meisten Fällen verfehlt. Aber es gibt auch eine sehr fleißig und nachhaltig geübte falte Privatisierung, bei der es sich im öffentlichen Interesse lohnt, rechtzeitig die Augen offen zu halten.
Die
Die Maschinenindustrie steht gut. Bericht des Vereins Deutscher Maschinenbauanstalten. Im allgemeinen blieb die Lage der deutschen Maschinenindustrie ändert. Der Auftragseingang aus dem Ausland blieb gleich, derim August, der zumeist ein geschäftsstiller Monat ist, unver jenige aus dem Inland gab geringfügig nach, was aber wohl schon Anfragen aus dem Inland sich etwas gehoben hat. im nächsten Monat ausgeglichen sein dürfte, da der Eingang von Das wieder einsehende gute Wetter wirkte günstig auf den Abjazz Textilmaschinenindustrie ist weiterhin gut beschäftigt, ebenso der der Landmaschinenindustrie und der Baumaschinenindustrie. Motorenbau. Auch im Bau von Kranen und Hebezeugen sowie von Transportanlagen ist die Beschäftigung gleichbleibend günstig. Für die Maschinenindustrie trifft nach der Meinung des BDMA. die in letzter Zeit gelegentlich der Erörterung der Inlandskonjunktur aufgestellte Behauptung, daß man Gefahr laufe, den Auslands= martt über dem Inlandsgeschäft zu vernach lässigen, nicht zu. Nach den amtlichen Ausfuhrzahlen hob sich die Maschinenausfuhr vom Februar 1925 von 47 Millionen Mark in langsamem Aufstieg auf 83 Millionen Mart im März 1926. Dann aber erlitt die deutsche Maschinenausfuhr ähnlich wie bie englische einen schweren Rückschlag. Innerhalb von fünf Monaten. wurde sie bis auf 55 Millionen Mart im August 1926 zurückgeworfen, um hierauf von neuem innerhalb von zwölf Monaten auf 83 Millionen Mark zu steigen. Danach weist die Juliausfuhrziffer( die legte befannte Zahl) für den Maschinenbau wieder den höchsten Wert der Nachkriegszeit auf.
Der Abschluß des deutsch französischen Handels vertrages wurde innerhalb der Maschinenindustrie sehr begrüßt. Wünsche erfüllt worden seien, für die Maschinenindustrie als erträgDas Ergebnis des Handelsvertrages fönne, wenn auch nicht alle des Abschlusses gerade dieses Handelsvertrages nicht übersehen lich bezeichnet werden. Auch dürfe die allgemeine Bedeutung
werden.
Die Standorte der Tuchindustrie.
Die Rationalisierung in der Textilindustrie. Der Verlag der Zeitschrift für Textilwirtschaft Deutsche Konfettion" hat anläßlich der Jahrestagung des Reichsver bandes für Herren- und Knabenkleidung eine Festschrift heraus gegeben, aus der wir einige interessante Feststellungen über die Standorte der Tuchindustrie wiedergeben wollen. Die Gesamtzahl der in Deutschland befindlichen Fabriken beträgt 1160, die sich auf rund 230 Standorte verteilen. Auf jeden dieser Industrieorte entfallen im Durchschnitt fünf Betriebe. Von der Provinz Brandenburg wird dieser Durchschnitt mit 18,6 Betrieben weit übertroffen. Ihr folgen an zweiter Stelle die Rheinprovinz mit nur 6,6 und Thüringen mit 6 Betrieben auf den einzelnen Industrieort. Auch in der Gesamtzahl der Tuchfabriken steht Brandenburg mit 442 Betrieben, also fast 40 Proz., weitaus an führender Stelle. Bei dieser rein zahlenmäßigen Gruppierung ist allerdings zu beachten, daß diese noch fein Urteil über die Leistungsfähigkeit der einzelnen Probuftionszentren zuläßt. Es ist jedoch anzunehmen, daß auch in diesem Fall die Provinz Brandenburg einschließlich Groß- Berlin an erster Stelle steht. Innerhalb Brandenburgs bildet die Niederlausig mit insgesamt 404 Betrieben das Hauptzentrum der Tuchin der Tuchindustrie beschäftigt, in Guben von 41 000 Bewohnern industrie. In Kottbus sind von 52 000 Einwohnern über 7000 über 2500, und in Spremberg , das nur 13 000 Einwohner zählt, etwa 5000 Personen. In der Hochburg der Tuchindustrie, Forst, übersteigt die Zahl der in 264 Tuchfabriken Beschäftigten mit 13 000 Personen, ein Drittel der gesamten Einwohnerschaft. Hier, wie in Spremberg , wird eine große Anzahl Arbeitsfräfte vom flachen Lande gestellt. Insgesamt überschreitet die Zahl der in der Tuchfabrikation tätigen Arbeiter und Angestellten in der Niederlaufis 30 000. In den übrigen Provinzen sind als Produktionszentren zu erwähnen: in der Rheinprovinz Aachen mit 140 und München- Gladbach mit 43 Betrieben, im Freistaat Sachsen Krimmitschau mit 34 und Reichenbach mit 26 Betrieben, in Schlesien Grünberg mit 17 und Görlig mit 11 Betrieben, in Hannover Bramsche mit 15 und in Schleswig- Holstein Neumünster mit gleichfalls 15 Unternehmungen.
In der gleichen Festschrift nimmt der Reichstagsabgeordnete Genosse räzig, der Tertilarbeiter ist, zur Rationalisierungsfrage in der Textilindustrie in scharfer und treffender Weise Stellung. Die Stärke der deutschen Tertil
industrie habe stets in der Spezialität gelegen. Daher seient der Normung und Typisierung der Produkte zu Rationali.
PROBLEM- QUALITÄTEN werben ohne Überredung für sich selbst.
Moslem 39 Moslem extra 48
adom
PROBLEM
Flanke gold 44
Arena 58
Box
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