den Verkäufern dieser Güter Gelegenheit und bis zu einem gewissen Grade die Möglichkeit geben, sich durch Preisherauf- setzungen Sondergewinne zu verschaffen. Es können somit im Zusammenhang mit dieser Umschichtung von Kaufkraft gewisse Veränderungen im Verhältnis der Preise zueinander eintreten, aber es muß durchaus nicht eine allgemeine Steigerung des Preisniveaus erfolgen, die ihrerseits den Gehaltserhöhungen ihren realen Wert rauben würde. Um nun diesen Prozeß der Umschichtung von Ka u f k r a f t auf dem Wege von der Steuererhebung zur Gehaltszahlung mit möglichst wenigen Reibungsverlusten durch die Ermöglichung von Sonderprofiten einzelner Produ- zentengruppen sich vollziehen zu lassen, kommt es vor allen Dingen wesentlich darauf an, in welcher Form die erforder- lichen Steuern erhoben werden. Der Reichsfinanzminister hat erklärt, daß für das Reich eine Erhebung neuer Steuern im Zusammenhang mit den Mehrausgaben nicht in Frage kommt. Hier wird also auch eine veränderte Einwirkung der Steuererhebung auf die Preisbildung nicht in Erscheinung treten. Viel schwieriger als beim Reich und vielleicht auch als bei einigen Ländern liegt die Finanzierungsfrage aber bei zahlreichen Gömeindeosrwaltungen. Die Ge- meindeverwaltungen, denen die Hände für die Erhöhung von Realsteuern und für die Ausdehnung anderer Steuerein- nahmen durch den Finanzausgleich übermäßig gebunden sind, werden z. T. in die Versuchung geraten, sich die Mehrein- nahmen durch Preiserhöhungen bei ihren Wer- ken der öffentlich en Versorgung: Elektrizitäts- werken. Gaswerken, Wasserwerken usw. zu verschaffen. Wenn dieser Weg beschritten würde, so würde in diesem Umfange die erhöhte Steueraufbringung unmittelbar als Preis- erhöhung in Erscheinung treten, und da es sich hier zum großen Teil um Preise für Leistungen handelt, die für Indu- strie und Handel Faktoren der Produktionskosten sind, so würde von diesen Preissteigerungen der öffentlichen Werke ein verhängnisvoller Anstoß zur Ausbreitung der Preissteigerungstendenzen in der ganzen Wirtschaft aus- gehen. Wenn der Reichsfinanzminister mit erhobenem Finger gegen die drohenden Preissteigerungen also mehr als eine leere Geste machen will, so muß er vor allen Dingen aus seinem eigensten Gebiete, dem der Finanzregelung, anfangen. Er muß dafür sorgen, daß die aus der Besoldungs- reform folgenden erhöhten Gemeindelasten nicht auf dem Wege der Tariferhöhungen aufgebracht werden, sondern daß den Gemeinden andere, das allgemeine Preisniveau nicht unmittelbar berührende Steuermöglichkeiten eröffnet werden. Dazu gehört entweder die Aufhebung der Fesseln für die Real steuern oder die Erschließung neuer Steuerquellen. Abgesehen von der besonderen Bedeutung, die in diesem Falle eine vernünftige Finanzpolitik, d. h. die beste Form der Aufbringung der Mittel für die Besoldungserhöhungen Hat, ist es natürlich wichtig, den Versuchen, die in der kapita- listischen Wirtschaft unvermeidlich auftreten werden, durch Preiserhöhungen an Stellen der bevorzugten Nachfrage Sonderprofite im Zusammenhang mit der Verlagerung der Kaufkraft zu erzielen, mit allen Mitteln entgegenzutreten. Hier könnte an sich z. B. eine verschärfte Kontrolle von Kar- tellen und anderen monopolistischen Vereinigungen manches Gute erreichen. Von dieser Regierung der Besitzinteressen auf diesem Gebiete wirklich durchgreifende Handlungen zu erwarten, wäre aber eine arge Selbsttäuschung. Eher schon kann eine gewisse zügelnde Wirkung von einer starken A b- mehr der öffentlichen Meinung gegenüber der- artigen Ausnutzungstendenzen ausgehen. Es muß immer wieder betont werden, daß vernünftigerweise die von einer neuen Verbrauchsrichtung begünstigten Produzenten und Händler sich der Vergrößerung des Umsatzes erfreuen können, die ihnen durch verminderte Generaluntosten erhöhte Gewinne bieten wird, auch ohne Preissteigerung. In vielen Fällen kann die Umsatzsteigerung sogar Preissenkungen ermöglichen,
Deutscher verein für Psychiatrie. Tagung am 11. und 12. September in Wien . Die«iqenartig« Stellung, die die Psychiatrie in der Medizin dadurch einnimmt, daß sie vielleicht am meisten unter allen ihren Zweigen Berührung mit dem öffentlichen Leben hat. kam sehr deutlich auf der diesjährigen Tagung zum Ausdruck. Insbesondere gilt dies für die Stellungnahme zum neuen dem Reichstage vorgelegten Eni- «urf eines allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuches. Wie Geheimrat Prof. S chultze- Göttingen ausführte, sind in dem Entwurf eine Reih« von Bestimmungen enthalten, die dem Irrenarzt bedenklich erscheinen. Während zum Beispiel nach dem früheren, dem Reichsrat vorgelegten Entwurf der Richter in der Lage war, bei einem minder zurechnungsfähigen gemeingefährlichen Menschen die Unterbringung in eine Heil- und Pslegeanstalt anzu- ordnen, ist ihm nach der letzten Fassung diese Befugnis entzogen. Er kann lediglich di« Unterbringung für zulässig erklären, ob die- selbe aber wirklich durchzuführen ist, entscheidet erst die Verwaltungs- behörde. Es ist nun sehr wohl möglich, daß durch einen geschickten Anwalt die Absicht des Gesetzes vereitelt wird, so daß derselbe An- walt vor dem Richter die verminderte Zurechnungsfähigkeit zurzeit der Tat wird geltend machen, um seinen Schutzbefohlenen vor dem Zuchthaus zu retten, ihn aber vor der Verwaltungsbehörde als zurechnungsfähig darstellen wird, um ihn so überhaupt auf freiem Fuß zu erhalten. Auch ist zu befürchten, daß in der Praxis sich große Mißstände in den einzelnen" Provinzen ergeben würden, indem zum Beispiel die eine Verwaltungsbehörde, in deren Bereich Platz in den Heilanstalten ist. di« Unterbringung anordnen wird, in einem anderen Bezirk dies aber wegen Platzmangel unterbleiben wird. Es darf aber nicht verkannt werden, oaß der Richter auch mit der vom Kongreß einstimmig verlangten Wiedererteilung des Rechtes der Unterbringung eines Menschen in«in« Heilanstalt eine sehr groß« Verantwortung auf sich lädt, welche er vielleicht am besten einem eigenen Gerichtshof übertragen würde, in welchem Richter und Jrrenprzte gemeinsam über die Unterbringung gemeingefährlicher Menschen mit verminderter Zurechnungsfähigkeit beroten würden. Eine weitere Forderung des Kongresses geht dahin daß den Straf- anstalten eigene Abteilungen für Behandlung geisteskranker Ver- brecher angegliedert werden. Bemerkenswert ist auch der von österreichischer Seite gemachte Vorschlag der Errichtung einer eigenen Hell- und Pflegcanstall für gemeingefährliche Geisteskranke, welch« mit den Befugnissen einer Strafanstalt ausgestattet ist. Ganz gewaltige Fortschritte macht in der letzten Zeit die Be- Handlung der Geisteskranken. Wir mächten hier nicht nur die Maloriabehandlung der Paralyse noch Wagner-Iauregg erwähnen, sondern auch die zum ersten Male in Gütersloh durchgeführte Pflege Geisteskranker dadurch, daß man trachtet, ihr Leiden nach Möglichkeit seelisch zu erforschen und zu beeinflusien, dann weiter dadurch, daß man ihnen eine geeignete Beschäftigung zuteilt. Besonders diese Beschäftigungsbehandlung scheint unter Umständen geradezu wunderbar zu wirken, so daß selbst schwer Tobsuchtige ihre Anfäll« verlieren, wenn es gelingt, sie
die sich dann wieder in einer dauernden Vergrößerung des Absatzmarktes bezahlt machen können. Wir sind nicht so naiv, an das gute Herz von kapitalistischen Unternehmern zu appel- lieren, um von ihnen Verzichte auf höhere Profite zu er- warten. Aber wir glauben, daß die klugen Unternehmer selbst ihr dauerndes Interesse in einer der Preissteigerung entgegen- gesetzten Richtung finden werden, und wir glauben, daß ein starker Wider st and der Konsumenten gegen die Zahlung erhöhter Preise, der unter Umständen die Folgerung"der Vertagung einer Anschaffung nach sich ziehen muß, viel dazu beitragen kann, ausbeuterifche Preis- steigerungen zu verhindern. Vor allen Dingen ist es dazu wichtig, dem Irr- glauben, als hätte die Besoldungsreform aus erhöhten Steuerleistungen auch nur das geringste mit Inflation zu tun, und als müßte die Besoldungsreform zwangsläufig zu Preis- steigerungen führen, mit allem Nachdruck entgegen zu treten. Denn dieser Glaube macht unselig, er ist falsch, aber wenn er um sich greift, schafft er den Boden für die Ausnutzung der Situation zu Sonderprofiten für einzelne Interessentengruppen._
Antwort an üen Aentrumsvorstanö. Weismantel über--Einordnung". Der Reichsparteivorstand des Zentrums hat in seiner Dortmunder Kundgebung im Hinblick auf Dr. Wirth, Teipel und andere von allen Zentrumsleuten„Einordnung" ver- langt, damit die Zentrumspolitik Erfolge haben könne. Darauf antwortet nun in der„Deutschen Republik" der bayerische Landtagsabgeordnete Leo Weismantel , der in der Hochburg der Bayerischen Volkspartei bisher das Zentrums- banner hochhielt. Weismantel macht erbauliche Mitteilungen über die Meinungsfreiheit im Zentrum, besonders auch über die Art, wie die Zentrumsabgeordneten über das Schulgesetz informiert wurden. Er schreibt unter anderem: Der Widerstand gexen den Keudellschen Entwurf eines Reichs- oolksschulgesetzentwurfs im katholischen Lager entbrannte nicht, weil er die Bekenntnisschule sichert- sondern weil eres nicht versteht, ausgehend von der Sicherung der Bekenntnisschule und der Fürsorg« für Bekenntnisgewissen, gleichwohl eine geistige Einheit des Gesamtvolksfchulwesens zu sichern. Es ist seit langem vornehmlich von Ernst Michel und mir auf dies Problem von tatho- lischer Seite aus hingewiesen worden. Eine Aussprache ist von der katholischen Presse nicht nur nicht geduldet, jede Auswerfung des Problems ist In demagogischer weise verketzert worden. Wo an katholischen Zeitungen verantwortungsbewußte Schriftleiter die Problematik der Zeit aufgenommen haben, wurden sie zum Schwei. gen gezwungen oder entlassen. Als durch den„GermanüT-Redakteur Lerrn Bormann seinerzeit kurz vor der Beratung des Schund- und Schmutz« g« s e tz e s«ine Umfrage unter katholischen Männern des Schrift- tums erfolgt« und das Ergebnis dieser Umfrage in peinlichem Ver- hältnis zur„kulturpolitischen" Haltung des Reichszentrums stand, wurde ein Wort esi nes Reichstagsabgeordneten be- kannt— eines Abgeordneten, der von der sachlichen Einsicht in dies«? Spezialgebiet her betrachtet gar kein Eigenurteil über diese Ding« haben kann, der aber in der schroffften Weise über diese Umfrage der katholischen„.Literatur" herzog! und sich deren Hineinreden in die Gesetzgebung verbat. Die hier von einem Reichstags» abgeordneten geforderte„Einordnung" und„Mitarbeit" durch Schwelgen und Gewährenlassen ist nicht möglich, weil sie unsittlich und im höchsten waße gewissenlos wäre. Auch die Herren des Par- teioorstandes der Reichstagsfraktion werden mir hier zustimmen müssen. Beim Reichsschulgesetzentwurf aber ist die Sache nicht anders. Unmittelbar vor Veröffentlichung des Gesetzent- wurfs fand eine engere Führerberatung statt, die von der Redaktion einer katholischen Zeitung zu ihrer eigenen Klärung ein- berufen way. Es waren auch mehrere prominente Mitglieder der Reichszentrumsfraktion anwesend, wir fanden sie— unter lebhaftem„Hört!-Hört!-Rufen" der NichtParlamentarier— fast völlig unorienstert über den Stand der Dinge. Ueber den In-
irgendeiner Beschäftigung zuzuführen. Immer größer wird der Kreis der Anhänger dieser von Simon ausgedachten Behandlung, zu deren Erfolgen man zählen kann, daß die mit dem Anstaltsauf- enthalt immer verbundene Freiheitsberaubung bedeutend gemildert werden kann: Ausflüge, Feste im Freien sind möglich, es wird Schul- Unterricht erteilt— mit einem Worte: eine solche Irrenanstalt ist nicht mehr der Schreckensort, welchen sich die Oessentlichkeit früher und auch heut« noch vielfach vorstellt. Nicht minder wichtig als die richtige Anstaltsbehandlung ist die Fürsorge für den aus der An st alt entlassenen Geisteskranken. Hier ist noch viel zu tun und es wäre wünschenswert, daß di« Bestrebungen, nach Möglichkeit die ge- schlossene Behandlung durch die offene(in freiwillig sich dazu meldenden Familien usw.) zu ersetzen, in der Bevölkerung tatkräftige Unterstützung finden würden. Weiter ist es notwendig, den Aus- bruch von Geisteskrankheiken, wo und wann immer es angeht, zu verhüten. Hier muß der Arzt gemeinsam mit dem Erzieher, Richter, Sozialpolitiker, Erblichkeitssorscher, aber auch mit jedem anderen, der sich dafür interessiert, arbeiten. Eine solche Be- wegung hat von Amerika aus di« Welt ergriffen: sie will alles er- fassen, was als„psychische Hygiene" bezeichnet worden kann. Auch Deutschland hat sich dieser Bewegung unter Führung von Geheimrat Sommer angeschlossen, und es wäre zu begrüßen, wenn die Anhänger dieser für die Gesundheit unseres Volkes so wichtigen Sache immer zahlreicher würden; nicht nur durch Beifalls- äußerungcn, sondern durch tätige Mitarbeit. Dr. Alfred Neumann.
Beilegung des belgischen Konfliktes auf dem Magdeburger Volksbühnentag. Dem Vertreter der olämischen Dolksbühncnbewe- gung, Dolf Roels, Sekretär der Antwerpener Tooneelgemeenfchap, der an der Volksbühnentagung teilnehmen wollte, war bekanntlich von der belgischen Regierung der Urlaub oerweigert worden. Wie die Zeitung„Die Volksbühne" jetzt mitteilt, ist bei der Verbandsleitung der Voltsbühne«in Schreiben der belgischen Gesandtschaft eingegangen, worin der„bedauernswerte Zwischenfall" einem„Mißverständnis" zuzuschreiben sei.„Herr Roels kam nicht nach Magdeburg , weil er keinen Urlaub erhalten konnte; dieser Urlaub wurde ihm aber nicht verweigert, um ihn zu oerhindern, dem Voltsbühnentag beizuwohnen." Das Schreiben fügt noch hinzu, daß wohl keine Schwierigkeiten entstanden wären, wenn die Einladung zu der Tagung vom Volksbllhnenverband auf diplomatischem Weg« nach Belgien geleitet worden wäre. Gründung einer Vogelwarte Im Vodmsee. Die im Bodensee liegend« Halbinsel Mittau bei Radolfszell soll nach sicherer Kund« zum Bogelschutzgebiet erklärt werden. Die Mittau ist dadurch be- kannt. daß Viktor von Scheffel seinen Alterssitz dort hatte. Es soll auf der Halbinsel«ine Vogelwarte, die dritte in Deutschland , er- richtet werden. Andere Warten bestehen bekanntlich aus Helgoland und in Rossiiien auf der Kunschen Nehrung Die Gesellschaft für Vogelschutz hat bereits das Iagdrecht in dem in Frage kommenden Gebiet gepachtet, um dadurch zegliche Beunruhigung der Vogelwelt auszuschließen.
halt des Reichsschulgesetzentwurfs würde mrr geredet wk« über das Geheimnis der Sphinx, und von einem an, wesenden Geistlichen wurde einem prominenten Mitglied der Reichstagsfraktion in dieser Versammlung vorgehalten, er be, zeuge durch all seine Wort«, daß er noch gar nicht wisse� worum es eigentlich gehe.... „Einordnung" ist nur möglich, wo eine Ordnung" gesichert Ist: wo in Partei und in der Presse jedes Wort, das ein Mitempfinden. Mitringen bezeugt, gehört wird. Die meisten Teilnehmer jener erwähnten Führertagung kurz vor Veröffentlichung des Reichsschul- gesetzentwurfes waren erschülieri durch die Feststellung der ganz, lichen Anverbundenheil der katholischen Sräfle. Weismantel hält dem Zentrumsvorstand weiter vor, es wäre seine Pflicht gewesen, die Möglichkeit einer A u s s p r a ch e in der eigenen Presse zu schaffen. Statt dessen: Der jetzige Reichsschulpcsetzentwurf ist in einem Zestalter der deutschen Demokratie auf gänzlich undemokratischem Wege einer Sch« i n ka b i n e t t Sp o l i ti herausgekommen. Ich selbst bin Mitglied einer Zentrumssraftion, ich habe, obwohl das Zentrum kaum noch einen Abgeordneten der sich so f a st a u s, schließlich der schulischen Frage widmet, in all den Iah- ren noch nicht einmal eine einzige Gelegenheit gehabt, mit an einem Tisch der Beratung über diesen Gegenstand zu sitzen. Was wir ablehnen, ist, daß politische Fraktionen, phn« vorher ein- gehend alle Kräfte zur Beratung heranzuziehen, die wortlose Sank, tionierung aller Schritte fordern. Diese Forderung nach wortloser Anerkennung nennt Weismantel kurz und deutlich unsittlich. Und er fügt hinzu, daß jede Kundgebung, die nur Disziplin fordert, ohne gleichzeitig selbst zur Lösung der Probleme beizutragen. w i r k un g s l o s bleiben müsse. Nun kann die Zentrumsleitung ja erklären- daß Leo Weißmantel sich außerhalb der Partei gestellt habe, liber die Wähler und Parteimitglieder werden das kaum glauben.
Schätze! über üi'e Portoerhöhung. Jährlich 14« Millionen Mehreinnahmen erwartet. Dunkle Andeutungen. In der gestrigen Sitzung des Verwaltungsrats der Reichspost hat sich der Reichspostminister Schätze! über die Wirkung der Porto- erhöhungen folgendermaßen ausgesprochen: „Nach dem Finanzeraebnis für den Monat August wird für das laufende Rechnungsjahr mit einer vlehreinnahme in höhe von 146 Millionen Mark aus der Gebührenerhöhung zu rechnen fein. Da es indessen schwer ist, aus dem Ergebnis nur eines Monats das Iahrcsergebnis zuverlässig zu schätzen, läßt sich über dieses noch kein abschließendes Urteil aussprechen. Immerhin muß nach dem Augustergebnis festgestellt werden, daß sich die Schätzungen und Angaben der Deutschen Reichspost zur Gebührenvorlage im großen und ganzen bestätigen. Die zu erwartenden Mehreinnahmen aus der Gebührenerhöhung werden durch di« bevorstehenden Mehr- ausgaben, namentlich auch für die Beamtenbesoldung größtenteils aufgebraucht werden, so daß die Finanzlag« der Deutschen Reichs- post nach der Gebührenerhöhunq sehr ernst bleiben wird. Gegenüber dem bei der Beratung der Gebührenvorlage festgestellten Bedarf bleibt nach wie vor eine große ungedeckte Spanne be- stehen. Daneben ist eine Anleihe in dem vorgesehenen Betrage von 174 Millionen Mark erforderlich. Es wird großer Anstrengungen bedürfen, um in der nächsten Zeit durchzukommen, wenn die Voraussetzungen des Reichspostfinanzgesetzes aufrecht- erhalten werden sollen, daß nämlich die Deutsche Reichspost un- abhängig vom übrigen Reichshaushalt sich selbst decken und ihre Ausgaben durch eigen« Einnahmen bestreiten soll. Die Befurch- tung, daß die Gebührenerhöhung einen außergewöhnlichen Vertehrsrückgong hervorrufen werde, hat sich nicht be- wahrheitet. Auch kann mit Genugtuung festgestellt werden, daß die zahlreichen Voraussogen einer Inflation sich nicht verwirklicht haben." Minister Schätze! ist recht bescheiden, wenn er Genug, tuung darüber empfindet, daß die Vorhersagen einer Inflation sich nicht verwirklicht hoben. Vernünftige Leute haben nie von Inflation im Gefolge der Portoerhöhung gesprochen. Auch in ironischer Abwehr sollte der Reichspostminister sich hüten, das Wort Inflation in den Mund zu nehmen.
Gemäldeausstellungen auf Ozeandampfern. Die amerikanischen Atlantik -Linien haben beschlossen, versuchsweise auf ihren großen Ueberseedampfern Gemäldeausstellungen zu veranstalten. In erster Linie sollen diese Ausstellungen der Förderung junger amerikanischer Kunst dienen, doch beabsichtigt man, falls die Ausstellmigen ge- nügendes Interesse finden, auch europäische moderne Kunst in ge, schlossenen Ausstellungen gelegentlich zu zeigen. Da» Geheimnis von vlizpa. Beim Propheten Jeremias findet sich die Schilderung des Untergangs der Stadt Mizpa vor 2000 Jahren. Bisher war es keinem Forscher gelungen, etwas von der zerstörten Stadt zu entdecken. Nach der Unterjochung der Juden durch die Babylonier hotte König Rebukadnezar einen Juden aus vornehmem Geschlecht namens Gedalja zum Statthaller von Mazpa ernannt. Dieser Statthalter wurde jedoch von dem Juden Ismael ermordet. Ismael lockte dann achtzig vornehme Babylonier in die Stadt, ließ sie gleichfalls umbringen und die Leichen in einen Brunnen werfen. Rebukadnezar ließ daraufhin die Stadt durch seine Söldner zerstören. Die Ereignisse in Mizpa sind von Jeremias genau beschrieben worden. Ein amerikanischer Forscher, Dr. W. F. Bade, wollte die Ueberlieferuno des Propheten nachprüfen. Die Stadt Mizpa soll unweit von Jerusalem gelegen haben. Dem amerikanischen Gelehrten fiel es ein, daß während des Weltkrieges Fliegeraufnahmen dieser Gegend gemacht worden waren, die er sich zu beschassen wußte. Was sonst viele Monate harter Arbeit in einer unbekannten Gegend gekostet hätte, wurde in einigen Stunden gewissenhaften Studiums ausgeklärt. Dr. Bade bemerkte auf einer Photographie eine Anhöhe, die sich von dem übrigen Terrain auf- fallend unterschied. Nach der Meinung Dr. Bades muß hier Mizpa gelegen haben. Er begab sich mit einer Expedition nach dem auf der Karte festgestellten Ort und fand tatsächlich im Verlauf von Ausgrabungsarbeiten Reste einer Stadtmauer sowie mehrer« Brunnenöffnungen. Einer dieser Brunnen war mit Steinen zu- geschüttet. Wahrscheinlich war es der Brunnen, in den man die Leichen der Ermordeten geworfen hatte, und der hinfort als unrein gelten mußte. Man fand in den Brunnen Standbilder von Kriegern, Statuen der babylonischen Astarte, Hausgeschirr, Waffen und viele andere Gegenstände für den- täglichen Gebrauch. Auch die Neste der Opfer jenes Verbrechens wurden entdeckt. Man fand in der Tat die Gebeine von achtzig Menschen. Nach der Meinung Dr. Bades ist die Erzählung des Jeremias durch diese Funde in ihren wesentlichen Teilen bestätigt.
Ver t. Ausspracheabend ber Sonderabtellnogen der volksbShne findet am Montan,(ein 23. September(nifit am 19.), 20 Uhr. Aula Weinmcifter- stratze 17,� ftoti. Thema:„Da! soziale Drama«(unter Beriicksichtiflung der Aussubruna der PiZcalor-Bühne„Hoppla, wir leben!" von Toller). Referent: Armin T. Degner. „Anmetler und Mrbelsktlrme lm Lichte der wellrtstehre« lautet da» Thema, über das am 21.. 2ß Uhr. Dr. Jag. H. Boigt-Kassel im Kerliner Verein für koSmoiechnilche Forschung sprechen wird. Der Vortrag(mit Lichtbitdern) findet im VereinSbause des Vereins Deutscher Ingenieure, Friedlich-Ebert-Jtr. 27, statt. Der Eintritt ist frei. Gräfin lordy, die Gattin des(Srahstirslen Michael von Rußland, ist in London gestorben. Sie war eine Eiikelin des russischen Dichters Puschkin .