cr„, Unterhaltung unö �Vissen
Hat man es nicht gewußt!
wie es in üen walö hineinschallt- so schallt es wieüer heraus!
Der Taugenichls. Don Alfred panzini. „Theodor Ravelli. oder vielmehr: Ravelli Theodor, erhebe dich! Ich weiß nicht und ich frage mich, was aus dir im Leben noch einmal werden soll! Es ist dir nicht bekannt, wer die Atriden gewesen sind. Du verwechselst den Nominativ mit dem Akkusativ. Es wird nie in deinen Kopf gehen, daß die transitiven Verben jene Zeitwörter sind, die einen Kasus regieren, während die intransitiven keinen regieren. O, Ravelli! Und auf den anderen Gebieten bist du der gleiche Dummkopf wie auf dem meinigen. Das Fräulein Profesior des Französischen möchte sich am liebsten die j)aare raufen(wenn sie welche hätte), der Geographie-Professor bekommt Anfälle, wenn er nur deinen Namen hört(und fuchtelt so wild in der Luft herum, daß er einem Witzblatt als Karikatur dienen könnte). Wie ist es denn überhaupt möglich, daß du leben, daß du so alt geworden sein tonnst, so groß und stark wie ein richtiger Dickkopf, ohne ein transi- tioes Zeitwort von einem intransitiven unterscheiden zu können? Ravelli, und wann hättest du jemals gearbeitet? Den ganzen Tag liegst du im Lasterpfuhl der Faulheit. Das ist das Grauenhafte an dir. O, ich kenne dich! Kannst du mir sagen, wozu du eigentlich im Leben tauglich sein sollst? Zu nichts. Ravelli, zu gar nichts!" Theodor Ravelli, der Frechdachs und Dummkopf, gestikulierte, um den Professor nachzumachen, gleichfalls ein wenig mit den fänden und verschob die Lippen, als wollte er wiederholen:„Zu nichts! Wozu soll ich im Leben eigentlich tauglich sein? Zu gar nichts." Welch unerhörte Frechheit in diesen Bewegungen wieder lag! Aber es ist besser, das gar nicht näher zu erläutern. Der Profesior »ahm seinen Weg zwischen den Bänken zum Katheder zurück. Aber da: schwupp! klatschte es hinter seinen Schultern. Was war wieder geschehen? Dieser Taugenichts von Ravelli hatte seinem Nachbarn schallend ein« alapa gegeben, um es zuerst schonend lateinisch zu sagen: auf gut deutsch : eine Maulschelle: kurz: eine Ohrfeige, daß es nur so knallte. „Ravelli, Ravelli, ich habe dich gesehen: du bist es gewesen!" „3a, ich bin es gewesen. Ich habe dem da ein« hinter die Ohren gehauen, aber ich war im Recht. Sollte ich ihm vielleicht keine Watsche herunterhauen, wenn er mich Krautkopf nennt, weil mein Vater Gemüsehändler ist?" „Recht, was heißt hier Recht?! Wollte ich immer von meinem Recht Gebrauch machen, so müßte ich jetzt das Profesiorentollegium gegen dich zusammenrufen." Bei den Worten„Ärautkopf" und„Watsche" lachte die ganze Klasse brüllend. Man hörte, als wieder Ruhe eingetreten war, Ravelli zornig zu seinem Nachbarn sagen:> „Das ist für mich ganz das gleiche, Watsch'n oder Ohrfeig'n. Die Hauptsache ist, daß du eine kriegt hast!" „Er hat und er hat keine Ahnung, dieser Lausejung«, was eine Schule ist!" rief der Profesior verzweifelt.„Es geht eben nicht in seinen. Dickkopf hinein," schloß er in herzliche�, Mitleid........ ♦">'------- Da kam es nun vor, daß Ravelli dann und wann beim Namensaufruf zu Beginn der Klasse fehlte. Gelobt sei der Himmel! Zuweilen erschien er wieder. Dann blieb er ganz aus. Ah, welche Wohltat! „Wißt ihr, was mit dem Unglücklichen los ist?" fragte der Professor. � „Man sagt, sein Datcr sei gestorben, da kann er nicht mehr' weiterstudieren, er soll in die Schweiz gegangen sein." „Arme Jungens," dachte der Professor der transitiven und in- transitiven Zeitwörter,„sie lachen und scherzen, aber auch in ihrem Rücken lauert der Tod mit unheimlichen Krallen. O, unbarmherziger illscrimsbile Pluto !" * Aber sie lebten alle weiter, und so sah sich der gute Professor, als der Herbst kam, in die Notwendigkeit oersetzt, auf den großen Traubenmarkt zu gehen: eine ganz und gar neue Sache für ihn. Das kam so: die Frau Professor litt an Magenbrennen, und schuld daran waren nach ihrer Ansicht diese verfälschten Weine, die man von den Weinhändlern zu kaufen bekam. Und ohne ein Tröpflcin Wein konnte man doch von einem richtigen Essen kaum sprechen. Flaschenweine, ja, das stimmt, die sind reiner: aber sie haben zwei Fehler: erstens sind sie zu flüssig und zweitens reichen sie, wenn die Flasche einmal entkorkt ist, keine drei Tage, wie sie es müßten, sondern kaum für ein einziges Mahl, weil der Herr Professor— jetzt noch ein Tropfen und jetzt noch ein Tröpflein— jeder Sache bis auf den Grund geht und dann immer jammert:„Ja. jagt mir nur, wer trinkt denn immer den ganzen Wein aus?" „Ach, hätten sie doch." seufzte die Frau Professor,„so leichte Weine, so Halbweine, wie sie bei uns zu Hause chergestcllt werden, mit diesem herrlichen Prickeln und diesem angenehmen Duft nach Trauben! So etwas wäre auch für dich besser als dies« groben Weine, die dir ja die Flecken im Gesicht heraustreiben. Und die Arterienverkalkung? Denkst du nie daran?" Eines Morgens also, es war, in den ersten Oktobertagen, sagte der Herr Profesior: „Teure Gattin, mir ist ein« Idee gekommen! Sie wird dir zwar seltsam erscheinen, aber sie ist ausgezeichnet: machen wir uns selbst einen eigenen Hauswein! Die Trauben, die man hier verkauft, werden nicht gefälscht sein, scheint mir. Und ich(dachte er) werde dann reinen Wein trinken, vimim mcrum, während du Halbwein oder sozusagen: einen leichten Wein bekommst." Ein glänzender Einsall! Als er aber galt, ihn in die Wirklichkeit umzusetzen, stellten sich zahlreiche Schwierigkeiten ein. Wein macht man mit Trauben, soweit war sich der Herr Professor im Klaren. Eine Kufe,«inen Kübel und einen Holztrichter aufzutreiben, war gleichfalls kein Kunststück. Auch ein Traubenpresser fand sich in der Person des Hauswarts, der einen heiligen Schwur tat, daß er seine unteren Extremitäten aufs pein- üchste säubern wolle. Aber die Trauben selbst? Wo tauft man Trauben im großen? Wer ist der ehrlichste Verkäufer? Was kosten sie? Wieviel braucht man? Wie steht es mit der Tara? Und mit dem Transport? Dem Professor schien der Verkehr mit den Atriden leichter zu sein als der Umgang mit all diesen Dingen. Die Obsthändler, an die er sich in dieser Angelegenheit wandte, sahen ihn scheel an und gaben entweder keine oder ausweichende Antworten, als wollte er sie mit einem kleinen Trauben-Engroseinkauf schädigen od« ihnen gar das Gewerbe entziehen. „Sie wollen Wein mit Trauben machen?" fragten sie. Er ging auch zu einem Minhändler, den er gut kannte. Ja,
was ihm denn eigentlich einfalle, selbst Wein machen zu wollen!? Er wäre wohl nicht ganz gescheit? Und die Weinhändler, wozu sind denn die Weinhändlcr da?! Kurzum, der Mann empfing ihn, wie er selbst den Weinhändlcr empfangen hätte, wäre der zu ihm gekommen und hätte gesagt:„Ich möchte jetzt Unterricht geben und die Ge- schichte der Atriden erzählen und das Wesen der transitiven Zeit- Wörter erklären." Der Professor war sehr betrübt, daß seinen ehrenhaften Bitten jedermanns Gehör verschlossen blieb. Die Verzögerung kümmerte ihn nicht so sehr; sein Wein war ja beschlossen« Sache, und wenn er die Trauben von den Obstverkäufern kaufen mußte, Pfund für Pfund, jedes um 30 Centesimi. Der Wein und der Most also waren bc- schlosiene Sache. Ab« daß« die Welt so v«riegelt fand, schmerzt« ihn sehr.„Leben wir nicht in einem demokratischen Zeitalter? Wir alle sind Brüder, wir olle gehören zusammen. Und siehe da, nun sind wir doch in Kasten geschieden. Die Obsthändler verraten nur Obsthändlern die Geheimnisse ihres Geschäftszweiges. Der Wurst- fabritant weiht nur Wurstfabrikanien in die Mysterien seiner kauf- männischen Gebarung ein. Der Arzt ist nur dem Kollegen gegenüber offen und ehrlich in bczug auf die eigene Dummheit, der Professor spricht nür zum Professor von.der Zwecklosigkeit seiner Arbeit. O, schmachvolle Welt, Welt der Grausamkeit und der finsteren Kasten!" 4- Ein« neue leuchtende Idee blitzte in seinem Kopf auf.„Wozu gibt es eine Traubcnpreistafel? J� werde den Marktzettel genau studieren, dann bin ich sicher auf dem Laufenden." „Beeilen Sie sich aber!" sagte ihm«in weniger räuberisch ver- anlagter Händler, dem er sein« hygienischen und önologischen Pläne anvertraut hatte.„Die Trauben steigen im Preis." Da ging der Professor also auf den Markt, Es war ein herrlicher Oktobermorgen._(Schluß folgt.)
Der Dichter öer Dekadenz. Von Dr. Else M ö b u s. Tiefe Müdigkeit und Resignation, Pessimismus und Skepsis— dos waren die Mächte, die das Frankreich der letzten Jahrhundert- wende durchzogen. Der verlorene Krieg wurde nicht nur als mili- tärijch« Niederlage empsunden, sondern er schien Tieferes, Umfassenderes anzudeuten: den Untergang Frankreichs als Kulturvolk, den Untergang der lateinischen Rasse überhaupt. Das sterbende, das dekadente Frankreich , dies war das Schlagwort der Zeit zwischen lKSl ) und 1900, dies war zugleich die Perspektive, unter der nicht nur die Franzose», sondern auch das Ausland, das Volk links des Rheines sahen und sehen muhten. Das Dekadenzproblem war Mittelpunkt aller Philosophie, alles Denkens und Handelns in Frankreich geworden.„Der Trübsinn gähnt über der Welt, die die Gelehrten ihrer Farbe beraubt haben. Eine tiefe Gleichgültigkeit befällt uns. Das Leiden stumpft sich ab. Jeder geht hoffnungslos feinen Weg, Ekel auf den Lippen..." Mit diesen Worten charakteri- sierte der junge Barräs die müde Stimmung des Verzichts und des Verfalls, die seine Ration ergrissen hatte. Charles Baudelaire ist als Mensch wie als geistiges Phänomen das Kind dieser haltlosen, skeptischen Zeit. Der ganze von Melancholie, von Trübsinn, von krankhafter Empfindsamkeit, von ziellosem, in die Irre schweifendem Suchen durchzogene Stim- mungsgehalt dieser Jahre spiegelte sich in seiner Seele, alle Gegen- sätze von haltlosester Passivität bis zum krampfhaft gesteigerten Lebenswillen fanden in ihm Widerhall. Seine im Jahne 1857 er- schienenen„Pleurx du mal", die ein« zum höchsten Raffinement ge- steigerte Genußsucht, nach Selbstoernichtung, nach Vergessen aus- strömten und als Herrschaftsbereich die untersten Regionen der Vor- kommenheit, des Elends und der Fäulnis wählten, waren gleichsam der Brennpunkt, in dem die Strahlen der Zeit zusammenliefen. Ein Mensch, in dem Kräfte widerspruchsvollster Art gebunden waren, der von den extremsten Empfindungen hin- und hergeworfen wurde, konnte nicht anders als tief unglücklich sein. Vaudelaires Briefe und Tagebücher sind ein einziger Schrei nach Erlösung, nach Harmonie, ein stets sich wiederholendes Bekenntnis innerer Un> freiheit und Zerrissenheit,«eine Seele war ein« Hölle, in der sich alle nur möglichen Gegensätze austobten. Schon seine früheste Jugend stand unter dem Zeichen des' Kon- trastes, der Zerrissenheit. Der Vater Baudelaire ?, ein hochbegabter, künstlerisch interessierter Mensch, begeistert für die Ausklärung des 18. Jahrhunderts und die Ziele der französischen Revolution von 1792, starb als das Kind kaum sechs Jahre alt war. Die um fast 40 Jahre jüngere Mutter heiratete bereits im nächsten Jahr zum zweitenmal und entfachte dadurch in dein zart und reizbar organl- sierten Knaben einen Sturm des Hasses, der Verachtung und der Widersetzlichkeit, der noch lange Jahre in der Seele des Dichters nach- wirkte. Mit der Mutter verband ihn kein seelischer Kontakt, mit dem Stiefvater noch weniger. So ging der junge Baudelaire schon frühzeitig seine eigenen Wege. Die Boheme nahm ihn auf, er fand Fühlung init der literarischen Welt, der er sich zugehörig fühlt«. Nach der Rückkehr von einer Jndicnreise, die ihm seine Familie aus- gezwungen hatte, wurde er großjährig und erhielt ein Erbteil von 75 000 Franken ausbezahlt. Es ist charakteristisch für ihn, daß er
sich in einem einsamen Winkel einmietet und eine Zeitlang sich auf das Notwendigste des Lebensunterhaltes beschränkt. Aber unmittel- bar darauf arwachen die Dämonen seines Inneren und drängen nad) Betätigung. Er umgibt sich mit höchstem Luxus, mit kostbaren Möbel» und Stoffen. Der Trubel der Vergnügungen nimnit ihn aus. Haschisch- und Opiumrausch vermitteln ihm Inspirationen, die er unaufhörlich zu steigern sucht. Seine Vorliebe für alles Fremdartige, Exotische wirkt sich auf eine verhängnisvolle Weise in einem durch Jahre hindurch sich weiterschleppenden Verhältnis zu der „Schwarzen Venus" eines elenden Pariser Cafes aus, das ihn immer tiefer herunterzieht und entnervt. Dazwischen wirst er sich auf Studium und Arbeit, aber sein Leben ist viel zu zerrissen, um zuin Ausgleich und zur Reife gelangen zu können. Er, der jede Schranke als etwas Bürgerliches, Spießiges verwirft, in dein ein ewiges Per- langen nach Freiheit tobt, ist innerlich selbst unfrei und beschränkt. Sein Urteil über den großen Freigeist Poltaire, über die Vor- kämpferin der Frauensreiheit George Sand , über Molicre, gehört zu dem Subjektivsten, Beschränktesten, was es überhaupt gibt. Es war eine Notwendigkeit seiner Natur, seines Lebens und des aus ihm immer wieder entspringenden Erlösungsbedürfnisses, daß Baudelaire ein geradezu fanatischer Katholik war und alle Aeußarungen des geistigen Lebens unter reaktionär-klerikalem Gesichtspunkte sehen mußte. Auf allen Gebieten des Lebens wirkten sich diese Gegen- sätze in der Seele des Dichters aus. Er, der Aesthet , der feinsinnige, geschmackvolle Kenner alles Schönen, war gleichzeitig ein Sklave primitivster Sinnlichkeit. Er, der in der Februarrevolution 1848 begeisterter Republikaner und Demokrat gewesen war, verachtete die auskommende Industrie, den ausblühenden Handel, die er als etwas Satanisches empfand. Baudelaire stand dem Leben viel zu romantisch gegenüber, um nicht Schiffbruck) erleiden zu müssen. Sein Vennögen war bald zcr- rönnen, er war mit Schulden belastet, die er vergeblich zu hezahle» sich bemühte. Eine Vortragsreisc nach Belgien mißlang, und über den tief entmutigten Dichter breiteten sich alle Schatten der Ver- zweiflung und des Elends. Aber nicht nur seine Seele, audv sein Körper hatte jede Widerstandskraft eingebüßt. Ein Schlagansall lähmte die ganze rechte Körperhälste, bald kamen schwere Gedächtnis- trübungen dazu, die ihn in Verbindung mit einer Zungenlähmung der Sprache beraubten. Tragisch, wie sein ganzes Dasein gewesen war, klang sein Leben am 31. August 1887 aus. Der Dichter war völlig eins mit dem Menschen. Seine„Gedichte in Prosa", sein« Paradiesvisionen, sind nur eine Fortsetzung und Ergänzung seiner Briese und Tagebücher. Echte, zartest und tiefst empfundene Stimmungslyrik, menschlich Ergreifendstes, wechseln ab mit Abstoßendem, krankhast Verzerrtem. Seine ausgezeichnete Ueber- setzung der phantastischen Erzählungen Edgar Allan Poes beruht auf der geistigen Verwandtschaft der beiden Dichter, ihrer gemein- samen Vorliebe für das Düstere, das Ausregende, das Bizarre. Baudelaire ging unter, Frankreich aber überwand die Todes- zuckungen und lebte weiter. Eine neue Jugend kam, und mit ihr strömten neue Lebenskräfte, neue Stimmungen, neue Tatkraft. Das Alte zerfiel in Staub, aus der Asche aber«hob sich das neue geistige Frankreich , das in Romain Rolland , Peguy , Gide und anderen seine Führer gefunden hat.__ Die höhle öes Zyklopen entöeckt! Die Frag« nach den geschichtlichen Stätten der Dichtungen Homers beschäftigt in immer größerem Umfange die Gelehrten, nach- dem es sich durch Ausgrabungen bei Troja ergeben hat, daß die Epen Homers eine tatsächliche Unterlage haben, nicht reines Phan- tasieprodukt eines Dichters sind, wie man früher annehmen zu müssen glaubte. Besonders die Erzählung Homers von dem Auf- enthalt des Odysseus bei dem einäugigen Zyklopen Polyphem , aus dessen Höhle er sich nur mit Mühe und List rettete, reizte die Ge- lehrten, nach der Oertlichkeit zu forschen, wo Polyphem gelebt haben könnte, da man annahm, daß die Beschreibung Polyphems durch Homer, der dem menschenfressenden Riesen nur ein Auge in der Mitte der Stirn zuspricht, vielleicht ein« tatsächliche Unterlage in der Geschichte der Menschheit habe. Auf diesem Gebiet sind schon die phantastischsten Erklärungen gewogt worden. Einige glaubten, daß Homer einen Gorilla gemeint habe, da damals die Natur dieser Riesenaffen noch nicht erforscht war, und die Möglichkeit besteht, daß die damaligen Menschen, denen vielleicht ein Gorilla begegnete, in diesem ungefügen menschenähnlichen Riesen einen Menschenfresser erblickt haben. Andere Forscher wiederum waren der Anschauung, daß die Sage von Polyphem durch ausgesundene Skelette von Zwergelefanten hervorgerufen worden sei, in deren Stirn sich ein großes Loch befindet, das der Schädelhöhlung eines Auges ähnlid) ist. Der bekannte Forscher Doque ist der Anschauung, daß es sich, wie bei den meisten Sagen und Märchen, um eine Erinnerung an die Urgeschichte der Menschheit handle, also an eine Zeit, in der die auf der Erde wandelnden Wesen. ein Scheitelorgan besaßen. Auch die Oertlichkeit, wo Polyphem wohnte, ist heiß umstritten. Jetzt hat«in junger Privatdozent der Berliner Universität festgestellt, daß die Höhle des Zyklopen Polyphem offenbar in Nordafrika ge- legen war, wo sich ganz ähnliche Höhlenbildungen befänden, wie sie Homer beschrieben hat. In dieser Gegend ist auch nach seiner Aus- fassuna die Insel der Phäaken gewesen, so daß Odysseus «ine sehr weit« Reise bis nach der Nordküste Afrikas gemacht haben muß um nach vielen Jahren in seine Heimat zurückzukehren. Unter diesen Umständen kann man die Taten des Odysseus tatsächlich Irrfahrten nennen.