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wärtigt man sich, daß im Jahre 1926 nicht weniger als| Bericht des Oberbürgermeisters dankte der minifter für die Be­

38,2 Proz. aller Anträge abgelehnt wurden, dann fann es teinem Zweifel unterliegen, daß die geforderte Aenderung dringend notwendig ist.

Neben diesem Ausbau der Leistungen werden Siche rungen für eine soziale Verwendung der Gelder der An­gestelltenversicherung und der Ausbau der Selbstverwaltung Einflusses durch die Versicherten gefordert. Auch hier darf man sagen, daß die sozialdemokratische Reichstagsfraktion bei jeder Gelegenheit für den ausschlaggebenden Einfluß der Bertreter der Versicherten in allen Zweigen der Sozialver­ficherung eintritt. Das war auch bei den Reichstagsverhand­lungen über die Angestelltenversicherung im Jahre 1925 der Fall. Hier war es ein bürgerlicher Angestelltenführer, der volksparteiliche Reichstagsabgeordnete Otto Thiel, der diesem Verlangen entgegentrat und sich gegen eine Schmale rung des Einflusses der Unternehmer aussprach. Es wird Sache der Angestellten sein, die bevorstehenden Wahlen zu einer gründlichen Abrechnung zu benutzen und durch die Wahl freigemertschaftlicher Ber­trauensmänner ihren Willen zum Ausbau der An­gestelltenversicherung zu befunden.

zum Zwecke der Gewährleistung eines ausschlaggebenden

Ein Niedner- Wort.

Ter Zentraleprozeß hat unermeßliche Bedeutung". Leipzig  , 7. Oftober.( Eigenbericht.) Die schriftliche Begründung des Beschlusses des 4. Straffenats des Reichsgerichts vom 4. Oktober 1927 im Sentraleprozeß liegt be­reits vor. Die aufsehenerregenden Schlußfäße der mündlichen Be gründung durch Bräfident Niedner sind darin noch verstärkt worden. Es heißt da:

Zum Schluß das Foigende: Der Bestand der deutschen Re­publif beruht auf der Durchführung des Rechts. Jeder Staat, her diesen Grundsch nicht befolgt, gibt sich selbst auf. In voller Erfenninis dieses fundamentalen Grundjages hat das Reichs­gericht alles getan, um den gegenwärtigen Prozeß, dessen Be­deutung für das Gesamtinteresse des Staats unermeßlich ist,

zur endlichen Durchführung zu bringen. gez.: Niedner. Driver.

Arnold. Schleyer. Coenders."

Bäre die Durchführung der Hochverrats progefje gegen Ludendorff   und andere Putschisten für das Gesamt­interesse des Staates" nicht bedeutend unermeßlicher gewesen als die Berhandlung gegen einige fommunistische Funktionäre? Ja, die Wege des republitanischen Niebner- Senats sind wahrlich wunderbar und unermeßlich....

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Der Haß der Staatsfeinde.

Tentschnationale und Kommunisten demonstrieren

gemeinsam gegen Grzefinski.

Steffin, 7. Oftober.

grüßungsworte und betonte, daß es ihm ferngelegen habe, in das Selbstverwaltungsrecht der Stadt einzugreifen. Seine Stellung­nahme zur Frage des Selbstverwaltungsrechts der Städte sei zu bekannt, als daß er dazu noch ein weiteres Wort zu sagen brauche.

Flaggenkampf und republikanische Presse.

Die Vereinigung Republikanische Presse hat folgende Ent­schließung gefaßt: Die BRP. stellt mit Genugtuung fest, daß bei der Beflaggung am 2. Oftober die schwarzrotgoldene & lagge auch von solchen Hotels gezeigt wurde, von denen die Reichsfarben bisher völlig boyfottiert worden waren. Eine be friedigende Regelung ist jedoch noch nicht erreicht. Die BRP. billigt den Entschluß, den ihr Vorstand und ihr Arbeitsausschuß in der Frage der Hotelbeflaggung gefaßt haben, und empfiehlt erneut ihren Mitgliedern, Veranstaltungen in den im Flaggenkonflikt befindlichen Hotels zu meiden, bis eine Einigung zwischen preußischer Regierung Oberbürgermeister von Berlin   und Hotelverwaltungen erzielt fein wird und die Hotels den republikanischen Reichsfarben die schuldige Achtung bezeigen werden.

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Die BRP. hat nach den letzten Feststellungen bereits über 450 Mitglieder, sämtliche Bertreter der republikanischen Presse in Berlin  und im Reiche.

Durchpeitschung des Schulgesetzes.

Der Reichsrat berät im Schnellzugstempo. Der zuständige Ausschuß des Reichsrats wird voraussichtlich noch heute die erste Lesung des Reichsschulges egent murfs beenden. Die zweite Lesung soll dann am Montag nächster Woche beginnen. Die Verabschiedung des Gesamtentwurfs im Ple­num des Reichsrats ist nach der gleichen Quelle für den kommenden Donnerstag in Aussicht genommen. Werden die genannten Termine eingehalten, dann dürfte bestimmt mit dem Zusammentritt des Reichstags am 17. Oftober zu rechnen sein.

Allem Anschein nach findet sich im Reichsrat für die preußischen Anträge zu dem Schulgesetzentwurf der Bürgerblodregierung eine rung dem Reichstag   zwei Entwürfe, und zwar ihren eigenen Mehrheit. Angeblich ist dann damit zu rechnen, daß die Reichsregie: und den Entwurf in der Fassung des Reichsrats zur Beschlußfassung vorlegt.

Zentrumsmantforb für unbequeme Kritiker. von Guérard befiehlt.

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Herr

Der Dresdener Lehrerverein hat Ende September eine große Kundgebung zum Reichsschulgesez veranstaltet. Neben anderen Politikern sollte der Zentrumsabgeordnete Adam Roeder, der Herausgeber der füddeutschen fonfervativen Korrespondenz sprechen. Roeder war durch Kranthelt verhindert, am Tage der Versammlung lief jedoch telegraphisch ein Befehl des Fraktionsvorsitzenden von Der preußische Minister des Innern Grzesinski  , der sich auf einer Guérard in Dresden   ein, der Roeder ersuchte, im Dres Dienste und Informationsreise durch Bommern   befindet, wohnte dener Lehrerverein nicht zu sprechen. Auf ausdrück­heute einer Gigung der Stadtverordneten und des lichen Wunsch Roeders wurde jedoch auf dieser Kundgebung Magistrats bei, um sich über die Lage der Stadt unterrichten ein Artikel von ihm verlesen, der den Keudellschen Entwurf als zu laffen. Dabei gaben zu Beginn der ordentlichen Stadtverordneten  - unehrlich und arglistig" bezeichnet. versammlung die Deutschnationalen und Kommunist en Erklärungen ab, in denen fie gegen den Empfang und die Unter­brechung der ordentlichen Sigung Einspruch erhoben. Die Deutsch nationalen erklärten den Minister wegen feiner Berordnung in der Flaggenfrage bekämpfen zu müssen, die Kommunisten hauptsächlich wegen feiner Zugehörigkeit zu einer Regierung, die dem Reichs­schulgesetz zustimme. Oberbürgermeister Dr. Adermann betonte demgegenüber, daß es sich nicht um eine Teilnahme an einer ordent lichen Sitzung handele, sondern, daß ein besonderer Empfang stattfinde. Man müsse dem Minister dankbar sein, daß er sich über die Wünsche und Nöte unterrichten lassen wolle. Als der Minister dann mit seinem Gefolge erfajien, verließen die Deutsch nationalen und Kommunisten den Saal. Nach dem

Emma Gramatica  .

Ein Erlaß des sächsischen Schulministers Dr. Kaiser( Deutsche Volkspartei  ) berbietet ten Lehrern, in amtlichen Lehrer versammlungen und in Elternversammlungen über das Reichs= schulgeset zu sprechen. Maulforb für die Sachverständigen!

Diffatur Schacht. Die Mitteilungen unseres heutigen Morgen­blattes über die Pläne des Reichsbantpräsidenten und nicht bestritten. Man hebt nur hervor, es sei unrichtig die Geneigtheit der Reichsregierung, ihnen stattzugeben, wird amtlich wir für unseren Teil gar nicht behauptet hatten, daß im Reichs kabinett eine Einheitsfront gegen Schacht bestehe.

was

norgehoben, da sie jetzt als Heldenmütter und Heldengattinnen ihre Tage verbringen. Nur die alte Domen, die Portiersfrau, darf diese Kriegserquidung nicht haben. Sie hat niemand im Felde. Und lügt, daß sie jemand im Felde hat, einen Sohn, der ihren Familien­

Jtalienisches Gastspiel im Renaissancetheater. Hat sich der Vorhang geschlossen, und wird Emma Granamen trägt, den sie mit Briefen und Liebesgaben versorgt, von matica herausgejubelt, dann erscheint die Künstlerin lächelnd und erlöst an der Rampe. Es wird in seiner Dantbarkeit sichtbar ein grotest- barzerrtes, abschreckendes, häßliches Gesicht. Der Schein­werfer reißt diese Maste wie ein gespenstisches Phänomen in den Raum hinein. Aber die Frau, die sich verbeugt, ist törperlich noch an ihre Rolle gebunden. Sie steht ebenso greisenhaft und gebrechlich da, wie die alte Scheuerfrau dastehen müßte, die sie eben gespielt hat. Man denkt, daß während dreier Theaterafte ein unwandel­bares, nur in den engen Bezirk seiner Natur eingesperrtes Wesen gesprochen und gemimt hat. Und sie spielte doch im ersten Teil des Abends eine ganz andere Natur, ein wahnsinniges, aus vor­nehmem Stande herstammendes junges Weib, das noch in der Sinnenverwirrung und unter dem Drud jeiner Gemütstollheit die einftmals vorhandene Grazie und Sinnenfreude verriet.

Frau Gramatica   hatte in dem ersten Stück es war Der Traum eines Frühlingsmorgens" von d'Annun 310- mit dem überschwenglichen Lorismus der schönen Wahn sinnigen geredet und ihre blumigen und auch hetzzerreißenben Worte mit ebenso lyrischen, oft ins Tragische gestalteten Gesten begleitet. Nun wurde spürbar, da sie eine gebeugte, gittrige, matiſtimmige und schill gestikulierende Greifin zu spielen hatte, daß auch jeder Zungen anjatz und jede Bewegung absolut mit der ganz entgegengefeßten Natur zusammenpaßte, bie sie nach dem ersten Stild darzustellen

hatte. Es war ein unauslöschlicher Anblick. Die Birtuofin beherrscht sich und ihre Kunstmittel mit unvergleichlicher Ueberlegenheit. Die ungeheure Technik wird zur Meisterschaft entwickelt. Die Birtuofin beweist, daß fie das schauspielerische Handwerkszeug, die Sprache des Mundes, des ganzen Gefichts und des Körpers unübertrefflich diszipliniert hat. Der Zuschauer vergißt, daß es sich um eine Schau spielerin handelt. Die Nerven des Buschauers werden überraschend und genial betrogen. Der Zuschauer erblickt die Natur selbst, und diese Natur wurde boch allein durch herrliches Kunstmittel erzaubert. Frau Gramatica   tonnte feine glüdlichere Rollen pählen als bie beider gestern gezeigten, mit denen sie ihr Gastspiel begann. Außerdem wurde ein rührendes Schauspiel des Engländers Berrie aufgeführt. ein Kriegsfchauspiel, das wir in Deutschland  noch nicht kannten. Die Mebaillen der alten Frau." Wir haben soviel Kriegsschauspiele überwinden müssen. Dieses Stüd durften wir genießen. Weil es ohne falsche Färbung und tendenziöse Untermalung des Krieges als unverfälschte Schicksals macht offenbar wird.

dem fie Briefe vorzeigt: Liebe Mama, allerliebste Mama!" Sie dem fie Briefe vorzeigt: Liebe Mama, allerliebste Dama!" Sie zeigt die dicken Briefumschläge. Nur sie weiß, daß darin nichts als leeres Papier steckt und prahlt trotzdem und glüht felig. Bis die Lüge an den Tag tommt. Dann gewinnt sie den erlogenen Sohn, der leibhaftig und beleidigt über den Schwindel als Urlauber in die Stube stampft, durch ihre Güte und Aufopferung. Er läßt sie sich als Mutter gefallen. Und die Alte ist eine Mutter, die den dreckigen Helden mit Kuchen und Tee und einem sauberen Bett und sogar mit einer Hymne auf seine strammen Soldatenbeine ver­wöhnt. Der falsche, jetzt aber regelrecht verwöhnte und adoptierte Sohn muß wieder in den Krieg. Er fällt. Die Mutter streichelt feinen zerlumpten Uniformrod. Sie heftet sich seine Medaillen an die Brust. Ihre zitternden Hände greifen wieber nach Scheuerbejen und Eimer.

Kein Laut zuviel, feine Bewegung zuviel, feine crlogene Rühr­feligkeit, alles Bittern und Weichsein, aller Hochmut und alle Weh mut, alle Trübsal und alles Lächeln ist nur Wahrheit. Und es ist doch mur gelinde Gautelei der genialen Künstlerin. Es erschütterte, obwohl es jo leise antlang, tiefer als der lauteste Kriegsroman in Film und Gesinnungsdramatit. Die unvergeßliche Künstlerin, die nur eine Birtuosin aus Ueberlegung und Ehrgeiz ist, wirft trotzdem wie ein Wunder. Max Hochdorf  .

Probleme von vorgeffern. Die Gefesselte Welt" von J. Rozière fämpit herabait gegen menschliche Lieblosigkeit. maria, eine berühmte Schauspielerin, hat die fleine Sonja aus der Goffe aufgelesen und fie nobe! erziehen faffen. Sonja soll nicht bie schlimme Jugend verleben, unter ber fie felbft gelitten hat. Autch) einem jungen Dramatiker hilft Maria in den Saltel. Bielleicht liebt fie ihn. Sicher aber handelt sie ganz felbftlos. Sie führt ihm sogar ihre Sonja in die Arme. Die beiden lohnen es ihr mit schnöbam Undant. Wie ein lästiges Möbel schieben sie Maria beiseite. Sie ist nur eine Schauspielerin und paßt nicht in die Gesellschaftsschicht, in die fie Sonja selbst hineingestellt hat. Maria, die nicht komö­in die fie Sonja selbst hineingestellt hat. Maria, die nicht Komo diantin, sondern auch Mensch sein will, ist wieder vereinsamt. liches vergeffen. Nozières Stomödie mit dem wehmütigen Ausklang Das Kleine Theater hat es gut gemeint, aber etwas Wesent­ranft fich unt ein Problem, das fängst feines mehr ift. Der Kasten­geist lebt zwar immer noch, aber so gefesselt ist die Welt denn doch nicht, daß fie eine Schauspielerin als Menschen zweiter Klasse be trachtet. Die ehentals sehr bekannte Marietta Olly   pfropft bem verstaubten Stüd noch ein anderes Broblem auf: fie gibt bie Maria als alternde Schauspielerin. Go echt, daß eine ganz Es hocken die Scheuerfrauen und Aufwärterinnen zusammen. Abend nur durch das gedämpfte Spiel Richard Duschinskys Schiefe Psychologie herausfommi. Erträglich wird der tiradenreiche Sie sind stolz auf ihre Söhne und Männer, ble braußen auf ben und die lustige Ursprünglichkeit zweier Nebenfiguren Erna Reig Heldenfod dresstert werden. Sie werden aus ihrer Dürftigkeit herbert und Hanns Schindler. Dgr.

Rechtsradikaler Lockspitel.

In wessen Auftrag hat er gehandelt? 30

Ein Prozeß mit seltsamem Hintergrund spielte sich dieser Tage vor der 4. Großen Straftammer des Landgerichts in Königsberg   ab. Angeklagt war der Handlungsgehilfe Gustav Stolzewski wegen schwerer Urkundenfälschung. St. hatte als Mitglied ostpreußischer marschpläne usw. des Ostpreußischen Heimatbundes von Originalen abgeschrieben und mit den Unterschriften ,, Don Klaer" und" Admiral Rüfel" versehen, um diese Abschriften gegen Entgelt der Linkspresse zum Abdruck anzubieten.

Rechtsverbände Führerrichtlinien, Ausführungsbestimmungen, Auf­

Bor Gericht verteidigte sich St. damit, daß er auf diese Weise die Linkspreffe habe, hineinlegen" wollen, weil sie den Heimatbund immer fritifiere. Er hatte offenbar ge hofft, daß die sein Material abdruckende Blätter wegen Landes verrats angeflagt werden würden.

Aber St. ging in seiner Berteidigung noch weiter. Es stellte sich nämlich heraus, daß die zu seinen gefälschten Schriftstücken verwen­deten Briefbogen mit dem Briefkopf des Heimatbundes und Stempel echt waren. Der Angeklagte erklärte, diese Materialien von Admiral Küfel, dem Führer des Heimatbundes, erhalten zu haben. Er habe auch, bevor die Zeitungen mit den Beröffentlichungen be­gannen, den Admiral Küsel gefragt, ob die Veröffent lichungen verhindert werden sollten. Admiral küfel aber habe er. widert, er folle die Sache ruhig laufen laffen.

Der an Gerichtsstelle anwesende Admiral Rüfel ließ diese Be hauptungen des Angeklagten unwidersprochen hinausgehen. Aus seinem Verhalten mußte man den Eindruck haben, daß er das Lockspieltum des Stolzemsti getannt und gebilligt hat. St. wurde zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Nach dem Berhandlungsergebnis hat die Staatsanwaltschaft pflichtgemäß zu erwägen, ob sie gegen Admiral Rüsel wegen An stiftung oder Beihilfe zu der begangenen Urkundenfälschung einschreiten muß. Jedenfalls steht jetzt schon fest, daß die Rechts­verbände nicht vor dem Versuch zurückschreden, mit selbstgefälschten Urkunden die gegnerische Presse hereinzulegen. Eine Kampfesweise, die durchaus der völkischen Vorstellung von fittlich gereinigtem Germanentum" und moralischer Wiedererweckung des deutschen Voltes" entsprechen dürfte.

Notwehr und Notstand.

Sozialdemokratische Verbesserungsanträge angenommen.

Der Strafgesehausschuß des Reichstags setzte heute die Beratung über Notwehr und Notstand fort. Bei der Ab­ftimmung ergab sich, daß die Angriffe unserer Genoffen erfolgreich waren, soweit sie sich gegen die im Gesetzentwurf vorgesehenen Be­ſtimmungen richteten, nach denen Notwehr nur dann ftraflos fein foll, wenn der von der Berteidigung zu erwartende Schaden nicht außer Verhältnis zu dem durch den Angriff drohenden Schaden steht. Diefer Teil des Regierungsentmurfes verfiel auf sozialdemo fratischem Antrag, mit dem ein deutschnationaler Antrag überein­stimmte, der Ablehnung, und es wurde statt dessen die alte Bestim­teidigung als Notwehr straflos ist, welche erforderlich ist, um einen mung des geltenden Strafgesetzes hergestellt, nach der diejenige Ber­rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden. Alle sonstigen sozialdemokratischen Anträge zum Notwehrparagraphen wurden abgelehnt und die Regierungsvorlage gegen Sozialdemo fraten und Kommunisten angenommen.

paragraphen die schon beim Notwehrparagraphen gefallene In entsprechender Weise wurde auch beim Notstands Bestimmung der Abwägung der Interessen der Verteidigung und des Angriffs gestrichen und fonach eine Handlung als im Notstand begangen für straffrei erklärt, wenn der Täter sie begangen hat, um eine gegenwärtige nicht anders abwendbare Gefahr eines er­heblichen Schadens von sich oder einen anderen abzuwenden, falls ihm nicht zugemutet werden kann, den drohenden Schaden zu dulden. Der Ausschuß wendet sich dann den Bestimmungen des Gesetz­richte der Berichterstatter Hampe und Emminger und verlagte fix) entwurfs über den Begriff des Bersuchs zu, hörte noch die Be­nach kurzer Beratung auf Dienstag.

Unbekannte Briefe Hebbels.

Ein neuer wichtiger Hebbelfund ist Prof. H. H.   Houbert in den Akten der Intendang des Berliner   Staatstheaters gelungen; er hat nämlich brei bisher unbekannte Briefe entdeckt, die Hebbel  über sein bedeutendstes Wert ,, Die Nibelungen  " an den Berliner  Generalintendanten Botho von Hülsen gerichtet hat. Das Berliner  Schauspielhaus hatte Hebbet geradezu entdeckt, indem es sein Erft­lingswerk Judith" aus der Taufe hob. Auch später hatte man noch von ihm die Maria Magdalena" aufgeführt, aber Hülfen hatte sich dann nicht mehr um ihn gefümmert.

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Hebbel   bot ihm nun 1859 den ersten Teil seiner Nibelungen­Trilogie an und bemerfte dazu: Mein Stück wird nicht allein von Kunstrichtern, deren Namen anzuführen die Bescheidenheit verbietet, für poetisch- gewichtig, sondern auch von praktischen Bühnendichtern, wie z. B. Halm- Bellinghausen, für äußerst theatralisch erklärt. Wenn ich es Ew. Hochwohlgeboren nicht sogleich schide, so unter­lasse ich es nur, weil ich Ihnen nicht unnötigerweise Mühe machen will; vielleicht sind auch Ihrerseits Gründe vorhanden, die Sie ab­halten, meinem Wunsch entgegenzukommen, und da ich meine dramatische Begabung nach dem Zeugnis der Literaturgeschichte seit einem Dezennium als dargetan betrachten darf, so ist die Borlegung einer Talentprobe überflüffig. Sollten Ew. Hochwohlgeboren jedoch geneigt und in der Lage sein, auf meinen Wunsch einzugehen, fo werde ich mir die größte Ehre daraus machen, Ihnen das Stüd, das Sie, beiläufig bemerkt, in den Hauptrollen ganz vortrefflich bejegen fönnen, auf der Stelle einzusenden. Ich habe die Dresdener  Beschlüsse immer praktisch befolgt und mich nie in meinem Leben mit einem Theateragenten eingelassen, dafür aber freilich auch büßen müssen, indem sie mich ignorierten und verfolgten, wie es nun eben ging; es sollte mich nicht bloß aus persönlichen Gründen freuen, wenn die Bühnenvorstände fortan, statt auf diese unsauberen

3wischenhändler zu warten, Literatur und Kritik felbft ins Auge faßten und dadurch endlich einen Zustand beseitigen, der das National­brama faft gänzlich vom Theater schied und Kunst und Poesie ait ber vollen Entroidlung verhinderte, die Bühne aber nach und nach vollständig zerstörte."

Auf diesen Brief hin, in dem sich Hebbel   als ,, Dr. der Philoso phie, titter des Großh. Weimarschen Falten- Ordens erster Cl. usw. unterschreibt, ließ sich Hülfen das Manuskript zusenden. Nach vier Wochen lehnte er es ab, und erst als Dingelstedt in Beimar mit der Trilogie einen großen Erfolg gehabt hatte, fonnte Hebbel im Oftober 1861 auf nochmaliges Drängen die Annahme der beiden bie erste Aufführung stattfand. ersten Teile durchsehen, worauf dann endlich am 15. Dezember 1862

Der moderne Tanz" ist das Thema für drei Vorträge, die Margarete Wallmann   auf Einladung der Voltsbühne E. V. am 10., 17. und 24. Dktober, jeweils abends 8 Uhr, in der Aula des Gymnasiums zum Grauen Kloſter, Selofterstr. 74, balten wird. Die Vorträge sollen durch Demonstrationen von Berträcen zum Preise von 2- W.( für jeden einzelnen Vortrag zum Preise Echülerinnen der Berliner   Bigman- Schule, mit deren Leitung Margarete Ballmann beauftragt wurde, erläutert werden. Einlaßfarten zu den drei von 70 Big.) in den Geschäftsstellen und Verkaufsstellen der Voltsbühne E. B., und an sämtlichen Zlegschen Theaterfaffen.