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Lockerung der Zwangswirtschaft?

Der preußische Minister für Bolfswohlfahrt hat dem Preußischen Staatsrat   eine Berordnung über die Coderung der Wohnungszwangswirtschaft vom 4. Oftober d. 3. über­fandt. Danach wird u. a. folgendes angeordnet: Werden durch Teilung einer unbenuhten Wohnung von fünf oder mehr Wohnräumen neue, räumlich und wirtschaftlich

Wohnungsmangel­gesetzes mit Ausnahme der§§ 2, 8 und 17 r. 1 feine Anwendung. Das gleiche gilt, wenn im Einverständnis mit dem Mieter durch Teilung einer benutten Wohnung der gleichen Größe neue räumlich und wirtschaftlich selbständige Wohnungen her­

gestellt werden.

Ein typischer Wohnungswucherer."

Wieder ein Fall Rudolph.

felbständige Wohnungen hergestellt, so finden auf die neuen Woh- befizer Willi Rudolph aus der Koloniestraße 124, der wegen Wohnungswucher zu 500 Mart Geldstrafe verurteilt nungen die Vorschriften des wurde. Eine Seele von Mensch" nannten wir ihn, und das ist er in der Tat. Gestern stand er wieder vor Gericht, weil er einem seiner Mieter einen ungebührlich hohen Mietzins abgefordert hatte. Allerlei Dinge, die sicher auch die zuständigen kommunalen Behörden inter­effieren werden, kamen dabei ans Tageslicht. Für 25 Wohnküchen, frühere Pferdeställe, die im ganzen von ungefähr 40 Personen bewohnt werden, sind nur zwei Klosetts und drei Wasser leitungen vorhanden.. Als Rudolph am Sonnabend nach seiner Verurteilung nach Hause fam, brüllte er wie ein Wilder aus dem offenen Fenster heraus: Ihr Wucherbande, ihr Schweinehunde, ihr Lumpen, euch werde ich schon friegen!" und erging sich in ähnlichen Unflätigkeiten. Am Sonntagmorgen wies er das halb gelähmte Töchterchen des gestrigen Klägers mit rohen Schimpfworten vom Hofe.

Mildernde Umstände wegen Dämlichkeit. ,, Bergmann vom Börsenvorstand" pumpt beim Reichsbankpräsidenten.

Die Menschen haben oft sonderbare Borstellungen! Sehr naive Ansichten hatte zum Beispiel über den Berkehr der Finanzleute untereinander der ftellungslose Kaufmann Hans Bugge, der sich gestern wegen eines plumpen Verfuches, den Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht um 12 000 Mark zu prellen, vor dem Erweiter= ten Schöffengericht mitte zu verantworten hatte. Der junge Mann fühlte sich seinerseits nach Moabit  , wo er oft schon als Angeklagter mitgewirft" hatte, hingezogen und suchte als Kriminalstudent aus den Verhandlungen zu lernen. Eines Tages besuchte B. eine Verhandlung, bei der es sich um die Beleidi=

In unserer Sonntagsnummer berichteten wir über den Haus-| Miete verlangt hat. Rudolph selbst versuchte sich auf alle erbent­liche Art herauszureden. Sein Vermögen von 35 000 m., so sagte er, brächte ihm teine Zinsen, bei dem Haus buttere er zu, und in seinem Radiogeschäft verdiene er auch nichts. Verwundert fragte ihn der Borsigende: Ja, wovon leben Sie denn eigentlich?" Aus der Verhandlung ergab sich freilich, daß sich sein Haus allein mit 15 Prozent verzinste. Im Gegensatz zu beiden Sachverständigen stimmte einzig die Schäzung des Mieteinigungsamtes mit der Forderung Rudolphs überein. Der Sachverständige Böhme freilich legte an Hand von Beispielen dar, daß sehr viel bessere Boh­nungen in der gleichen Gegend billiger vermietet würden. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft ging mit dem Angeklagten scharf ins Gericht. Er nannte ihn ,,, wenn es auch hart klingen möge, einen: typischen Wohnungswucherer" und beantragte eine Geld­strafe von 250 M. Das Schöffengericht Wedding   verurteilte Rudolph zu 150 m. Geldstrafe und zur Tragung der Kosten des Ver­fahrens. In der Urteilsbegründung wurde ausgeführt, daß, wenn auch der Fall nicht so schwer läge, wie der am Sonnabend ver­handelte, doch ohne Zweifel Wohnungswucher vorläge. Wann endlich wird solchen Vampiren der Großstadtwohnung, unter deren Treiben gerade die är mere Bevölkerung zu leiden hat, das Hanwerk wirklich gelegt werden können?

In dem Fall selbst, der gestern zur Verhandlung stand, be fundeten beide Sachverständigen auf Grund genauester, für den Angeklagten denkbar günstiger Berechnungen, daß Herr Rudolph für die gemietete Wohnung noch immer 16 Prozent zu viel

gung des Reichsbank präsidenten anläßlich des schwar- Gegen den Reichsschulgesetzentwurf!

zen Freitags handelte. Dort wurden die Namen verschiedener Finanzleute genannt. In der Vorstellung des Bugge mußten das intime Freunde des Reichsbankpräsidenten sein. Am nächsten Tage schrieb er an Dr. Schacht einen Brief, den er selbst zur Reichsbank brachte:

Herrn Dr. Schacht, Berlin  ( Reichsbank). In dringenden Ge­schäftssachen in dem Werner- Werf wollte ich bitten, meinem Boten für mich im Brief 12 000 Mark zu übersenden. Bitte dem Boten zu sagen, daß er sich nach Siemens- Stadt( Werner- Werk), Tele­funtenabteilung, begeben soll. Ich lasse ihn mir dort vorführen. Ferner erbitte ich gleichzeitig die Mitteilung, wann ich morgen im Laufe des Tages eine Rücksprache haben kann. Aber am Nachmittag, da ich vormittag mit Lichtenheim zusammen sein werde. Für die Hilfsbereitschaft herzlich dankend, ergebenst C. Bergmann. P. S. Bitte Boten zu sagen, daß er bis spätestens 1 Uhr im Werner- Wert sein soll."

Der Bote" wurde selbstverständlich sofort festgenommen. Bergmann vom Börsenausschuß und Bankier Lichtenheim waren Zeugen in dem Schacht- Prozeß.

Der Angeklagte war geständig und entschuldigte sich nur damit, daß er geistig nicht ganz gefund sei. Er hätte wegen der schweren Urkundenfälschung und des versuchten Betruges nach seinen einschlägigen Vorstrafen 3uchthaus bekommen müssen! Landgerichtsdirektor Fietis begründete im Urteil aber, daß der Angeklagte schon wegen wegen seiner Dummheit mildernde Umstände verdiene, weil er mit einem so plumpen Manöver an einem Mann wie den Reichsbankpräsidenten einen Betrug versucht habe. Der Angeklagte erhielt 6 Monate Gefängnis unter Anrechnung von 2 Monaten Unter­fuchungshaft. Die Bewährungsfrist, um die der Angeklagte mit der Begründung gebeten hatte, daß das Gefängnis für ihn nicht die richtige Gesellschaft" fei, wurde ihm vom Gericht nicht gewährt.

Tiergartenfledderer.

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Erwischt, weil sie einander betrügen wollten! Gerade als sie die Beute verteilten, wurden gestern früh drei Fledderer, ein Paul G., ein Walter Th. und ihre Freundin" Frieda K. überrascht und festgenommen. Frieda hatte sich am späten Abend vergeblich nach einer Bekanntschaft" um­gesehen. Da besuchte sie mit ihren beiden Freunden, Leuten, die den Tiergarten unsicher zu machen pflegen, ein Lokal, in dem ein junger Mann, ein Bayer, auf ein Abenteuer zu warten schien Man lud ihn zu einer Spazierfahrt durch den Tiergarten ein. Unterwegs stahl ihm Frieda K. die Brieftasche, dann ließ man halten, setzte den Gast aus Bayern   hinaus und fuhr nach dem Bahnhof 300 zurück. Dem Chauffeur war die Sache ver­dächtig vorgekommen. Er machte einem Kriminalbeamten der Bahnhofswache Anzeige, und dieser überraschte die drei, als sie in einem benachbarten Lokal gerade dabei waren, das erbeutete Geld zu teilen. Sie wären damit wohl schon fertig gewesen und enttommen, wenn Th. nicht versucht hätte, die beiden anderen zu trampeln", das heißt: um ihren Anteil zu betrügen. So maren sie in Streit geraten, und die Verteilung hatte sich ver= zögert. Alle drei wurden dem Untersuchungsrichter vor­geführt. Wer aber der Bestohlene ist, weiß man noch nicht. Er wird ersucht, sich bei der Kriminalpolizei zu melden.

Zusammenstoß und Verkehrsstörung.

Gestern gegen 16 Uhr fam es an der Ecke Leipziger  - und Charlottenstraße zu einem schweren Zusammenstoß zwischen einer Straßenbahn der Linie 43 und einem Geschäfts­auto. Der Anprall erfolgte mit so großer Wucht, daß der Straßen­bahnwagen aus den Schienen geworfen wurde. Das Auto wurde schwer beschädigt. Der Führer, ein 34jähriger Wilhelm Schirmer  aus der Schillerpromenade 52 zu Reinickendorf   und der Mitfahrer Hans Fischer aus der Neanderstraße 11 erlitten am Kopf und an den Händen schwere Quetsch- und Schnittwunden. Sie erhielten auf der Rettungsstelle die erste Hilfe. Die entgleiste Straßenbahn fonnte erst nach 20 Minuten durch einen Gerätewagen wieder flott gemacht werden. Während dieser Zeit stockte der Verkehr, was zu langen Wagenansammlungen führte. Auf der Charlottenburger Chaussee, zwischen der Siegesallee   und dem Brandenburger Tor  , murde beim Ueberschreiten des Fahrdammes der 65jährige Justizrat Adolf Blumenthal aus der Klopstockstraße 45 ron einer Straßenbahn der Linie 78 angefahren, zu Boden ge­schleudert. Der alte Herr trug eine schwere Gehirnerschütterung da­von, an deren Folgen er in der Charité st a r b. Die Leiche wurde polizeilich beschlagnahmt.

Ausstellung im Schöneberger Rathaus.

Der Sozialistische Kulturbund veranstaltet am Sonntag, dem 16. Ot­tober, 11 Uhr, im Berliner   Rathaus, Königftr.( Bürgerfaal), eine

große Protestkundgebung dem die Infaffen der American Girl" des Flugzeugs von

mit der Tagesordnung:

,, Der Reichsschulkampf."

Redner: Reichstagsabg. Alwin Saenger  , München  / Landtagsabg. Dr. Hildegard Wegscheider, Berlin  / Oberstudiendireffor Dr.Kawerau, Ludwig Diederich. Daneben sprechen Vertreter der Gewert schaften, der Angestellten und Beamtenverbände, der Eltern­Die beiräte, der Kinderfreunde und anderer Organisationen. Veranstaltung wird umrahmt von Gesängen eines Kinderchors. Arbeiter, Angestellte, Beamte erscheint in Massen!

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ist gut getroffen. Ein Rundgang durch die Ausstellung hat soviel Beschauliches an sich, wie man es felten heute findet. Die Not der Kopisten ist unbeschreiblich, es sind wohl viele unter ihnen, die stempeln" gehen, um nur die Farben kaufen zu können. Die neuen Innenarchitekten lehnen jede Bildbekleidung der Wände ab, wenn man aber nicht unbedingter Anhänger dieser Theorien ist, sollte man doch wirklich manchen Farbendruck ersehen, und warum dann nicht mit Kopien alter Meister, die von Menschen unserer Zeit nach geschaffen worden sind mit Liebe und Können.

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Der Kavalier von Sanssouci  .

Er wollte Geld für ein Kosestündchen. Einen bösen Reinfall erlebte eine junge Hamburgerin, Frau B., auf einem Ausflug nach Potsdam  , den sie am 30. Juli unter­nahm. Die Dame besuchte auch den Park von Sanssouci  , und plötzlich ertönte es neben ihr: Gestatten, Dr. Berg". Der Herr erbot sich, die Schönheiten von Sanssouci   genauer zu er­flären. Die Dame nahm an, und nachdem das Pärchen einige Stun­den sich im Park ergangen hatte, folgte auf einer Marmorbant ein Kosest ündchen. Bald war der schöne Sommernachtstraum in Sanssouci   zu Ende, und beim Auseinandergehen versprach der Herr Doktor, recht bald zu schreiben.

Ein Mann, ein Wort! Schon nach einigen Tagen erhielt die junge Frau in Hamburg   einen Brief, in dem sie Dr. Berg auffor derte, umgehend 300 Mart postlagernd unter H. B. nach Potsdam   zu senden, andernfalls werde er ihrem Gatten von dem Schäferstündchen in Sanssouci   Mitteilung machen. Frau B. übergab die Angelegenheit flugerweise der Polizei, und diese fandte einen fingierten Brief nach Potsdam  . Dort wurde ein Kri­minalbeamter am Schalter mehrere Tage lang aufgestellt, und dann fam ein Herr, der nach dem betreffenden Brief fragte. Der Polizei­beamte faßte zu, und der Herr Dottor entpuppte sich als ein 26jäh­riger Kaufmann Mag Fischbach aus Potsdam  .

Gestern stand er wegen versuchter Erpressung vor dem Potsdamer   Schöffengericht. Der Angeflagte gab die Tat zu, will aber aus momentaner Not gehandelt haben, zumal er Frau und zwei Kinder zu ernähren hat, Der Staatsanwalt beantragte sechs Wochen Gefängnis, das Schöffengericht unter Vorsitz von Landgerichtsdirektor Dr. Wermuth erkannte auf einen Mo nat Gefängnis bei einer Strafaussetzung von drei Jahren. Die Strafaussetzung wurde ausgesprochen, da das Gericht annahm, daß die Tat aus Not und Leichtsinn begangen worden sei. Dem Angeklagten wurde eine Geldbuße von 300 Mart auferlegt, die in monatlichen Raten gezahlt werden darf.

Achtet auf eure Kinder!

Das zwei Jahre alte Söhnchen des Kraftwagenführers M., der mit seiner Familie in einer Laubenfolonie wohnt, hat gestern einen traurigen Tod gefunden. Frau M. tochte für das Kind Milch ab und stellte den Topf auf den Küchentisch, vor dem der Kleine am Boden saß. Während sie sich dann umwandte, um die Stubentür zu schließen, erhob sich unversehens der Kleine, faßte nach dem Topf und riß ihn um, so daß sich der ganze heiße Inhalt über feinen Körper ergoß. Troy ärztlicher Hilfe, starb er im Königin- Elisabeth- Hospital.

Nachlese.

Man schreibt uns: Ein Waldspaziergang mit dem Durchblick auf das glitzernde Wasser eines unserer fließenden Seen ist gewiß föstlich. Der schöne Waldbestand hinter dem Freibad   Tegelort, gegenüber der Schulinsel Scharfenberg, ist jetzt eine solche Stätte er könnte dies sein, wären ihm nicht die des Entzückens. Nein Spuren der Waldschänder nur allzu deutlich aufgezwungen! Papierfehen ohne Zahl, von Regenschauern verwaschen, dann von der Sonne wieder gesteift und gehärtet, in allen Größen und Formen, wohl auch von Zeitungen aller Richtungen abgerissen das unterbricht, deckt und schändet auf weite Strecken die stadt umwärts felten und so noch kostbarere Schönheit des Waldgra s- bodens. Die Freude des Entzückens wandelt sich in Empörung und Etel gegen solche Mitbürger", die jetzt noch, nach jahrelange und Efel gegen solche Mitbürger", die jetzt noch, nach jahrelanger unausgesetzter Mahnung in Schule, Preffe und Elternhaus immer noch nicht wissen, daß man im Walde nichts wegzuwerfen hat. Oder es find Menschen, die nicht anders können, als ihre Raheit an wehrlojen Objekten auszulassen Bildeten doch alle anständigen   Berliner einen freiwilligen Waldschutz zur Be wahrung unserer Wälder vor schändlicher Verschmutzung!

Wie von den Wissenschaftlern der Tierarzt oder Apotheker etwas über die Achseln angesehen wird und nicht ganz dazu rechnet, so stehen bei den Malern die Kopisten zwischen den Lagern. Sie sind nicht ganz schaffende Künstler und doch keine Kunstgewerbler. Aus dieser Notlage haben sich die   Berliner fopierenden Künstler dieses Jahr im April zusammengeschlossen und jetzt zum erstenmal eine Ausstellung veranstaltet. Diese Ausstellung ist nicht einmal so sehr auf den Verkauf angelegt, es find z. B. auch viele Bilder aus Privat­  besitz darunter, um die Lebensberechtigung dieses Kunstgebietes zu beweisen. Wer kennt sie nicht die fleißigen Maler in den Museen, die sich so ernsthaft bemühen die Farben der alten Meister wieder zufinden, nicht nur weil nicht alle Sterbliche fich Originale faufen fönnen, nein auch weil sie Freude haben sich in die Auffassung der Berstorbenen hineinzulegen. Es gehört vielleicht die verhängnisvolle Kunst des Nachahmens bazu und viel Selbstverzicht auf Originalität. Was im Schöneberger Rathaus gezeigt wird ist durchweg gute Arbeit. Man sieht Kopien von bekannten Werken von Murillo Goya, Rem: brandt,   Tizian, Bottizelli,   Raffael, Hals,   Dürer usw., deren Driginale Sternwarte Treptow. Rarten zum Borzugspreise von 60 Pf. find im teils in   Madrid,   Rom,   München,   Paris,   Florenz und   Berlin hängen. Bureau des Bezirksbildungsausschusses zu haben. Die Karten gelten für Technisch stellen diefe Kopien oft Meisterwerke dar und der Ausdrudalle Bläße zu einem beliebigen Film- oder Lichtbildvortrag.

vernünftigem

Die   deutschen Flieger wieder gelandet. In   Wilhelmshaven und bei   Lissabon. Ueber den Ozeanflügen scheint fein guter Stern zu stehen. Nach­Miß Elders, wie an anderer Stelle des Blattes mitgeteilt, auf dem Ozean treibend, geborgen werden konnten, ist auch dem   deutschen  Heinkel- Flugzeug D 1220 nach der gestrigen Panne schon wieder ein neues Malheur paffiert. Ein Telegramm aus Wil­  helmshaven meldet:

Das Ozeanflugzeug D 1220 überflog gestern mittag furz. nach 12.30 Uhr die Jadestädte   Wilhelmshaven und Rüstrin gen. Nach einem Schleifenflug landete das Flugzeug an der Seefliegerablaufstelle. Da aber heftiger Seegang herrschte, war es nicht möglich, an dieser Stelle das Flugzeug zu halten. Daraufhin wurde den Piloten ein günstiger Platz im Binnen­hafen angewiesen. Nach kurzem Aufenthalt an der Seefliegerablauf. stelle erhob sich das Flugzeug wieder und flog an den Westhafen, woes niederging. Die Landung erfolgte glatt. Sofort nach der Landung wurde der Anker geworfen, und die Flieger begaben sich auf das Gelände der Wilhelmshavener Schiffswerft und Marine Bauanstalt, um sich mit   Warnemünde telephonisch in Verbindung zu feßen. Kurz nach der Landung des Flugzeuges trafen zwei Marine­offiziere ein, begleitet von Mannschaften, die für die Absperrung des Geländes sorgten. Das Flugzeug liegt in einem versteckten Winkel des Hafens. An Bord war der Funker tätig, der an der Radio­anlage Reparaturen vornahm. Die Flieger, die sich zurzeit noch auf dem Werftgelände befinden, lehnen jede Auskunft darüber ab, wann der Weiterflug angetreten werden soll.

Wie wir erfahren, ist die Landung der D 1220 in Wilhelms­  haven. darauf zurückzuführen, daß der Rühlerdefett sich als noch nicht ganz behoben herausstellte und erst eine vollständige Instandsegung erforderlich ist.

Maschinendefekt bei D 1230.  

Lissabon, 13. Ottober.

Das deutsche Flugzeug D 1230 ist heute gestartet, mußte aber nach der Ueberfliegung   Lissabons wegen Maschinenstörung wieder landen. Wie dazu ergänzend gemeldet wird, hat einer der Motorenschlecht gearbeitet, weil die elektrische Zündungs­anlage durch die gestrigen schweren Regenfälle beschädigt ist.

Schwarzrotgold in   Kopenhagen.

Bon einem Teilnehmer an dem Fußballwettkampf in   Kopenhagen gehen uns folgende Beilen zu: Mit den Ueberschriften Sie lehnen im Ausland die Reichsflagge ab. Würde. losigkeiten bürgerlicher Sportler" wurde( in der 1. Beilage zur Morgenausgabe des Vorwärts" vom 5. Oktober 1927) ein fachlich nicht zutreffender Artikel eingeleitet. Es wurde die Behauptung aufgestellt, daß die Vertreter des Deutschen Fußball­bundes in   Kopenhagen beim Länderkampf   Deutschland-   Dänemark ausdrücklich verlangt hätten, daß nicht die schwarzrotgoldene Fahne, fondern die grünweiße Vereinsfahne des Deutschen Fußballbundes gehißt werde. So fam es, daß zum erstenmal in   Kopenhagen ein Fußball- Länderspiel ausgetragen wurde, bei dem nicht die Farben des Landes der auswärtigen Gäste gezeigt werden, ufm." Ich war selbst Teilnehmer der Expedition und bin daher orientiert. Der Artifel enthält mehrere Irrtümer. 1. Am Stadiongebäude war die schwarzrotgoldene Fahne, am Eingang die deutsche Handelsflagge aufgezogen, und nur auf dem Spielfeld selbst wehte die grünweiße Flagge des Deutschen Fußballbundes. 2. Als wir am Vormittag zum Stadion famen, war bereits geflaggt und es ist niemand eingefallen, Ausnahme der Bundessahne irgendwelchen Anstoß daran zu nehmen. Von einer Ablehnung der Reichsflagge fann daher keine Rede sein."

Wieder Erdstöße in   Oesterreich.

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mit

Wie die meteorologische Anstalt mitteilt, ist gestern um 5 Uhr 32 Minuten früh wieder ein leichtes Erdbeben festzustellen gewesen, das in einigen Bezirken deutlich wahrgenommen werden konnte. Bei der meteorologischen Zentralstelle sind auch vom Sem­  mering Nachrichten eingetroffen, denen zufolge gegen 5 Uhr, 20 Minuten früh an verschiedenen Stellen des Semmering­gebietes Erdstöße gespürt wurden, die keinerlei Sachschaden verursachten.

Eine neue Rheinbrücke.

Gestern wurde die neue Rheinbrüde Duisburg­Hochfeld Rheinhausen in Anwesenheit des Präsidenten der Reichsbahndirektion ohne besondere Feierlichkeiten dem Verkehr übergeben. Die Brücke vermittelt den Verkehr zwischen dem Ruhr­  gebiet und dem linken Rheinufer nach   Krefeld,   Aachen und  Holland. Der ursprüngliche Plan, den Personen- und Güterver­fehr getrennt auf je einer zweigleisigen Brücke über den   Rhein zu leiten, scheiterte an den Bestimmungen des Bersailler Ber frages. Die Genehmigung zum Brückenbau wurde durch die Besagungsmächte nur unter der Bedingung erteilt, daß die alte Brücke, die dem starten Verkehr nicht mehr gewachsen war, sofort nach Fertigstellung der neuen Brüde abgebrochen würde. Die neue Brücke hat mit der Eisenkonstruktion und den Flutbrücken eine Gesamtlänge von 935 Meter und fostete 8 Millionen Mart. Eine tschechische Schule für ein Kind.

Während in den   deutschen Schulen noch immer über 60 bis 70 Kinder in jeder Klasse sigen, hat der deutsche Ort Annathal bei Schüttenhofen jetzt eine tschechische Schule erhalten. Sie hat einen Lehrer und sage und schreibe ein Schulkind. Weil diefer Standal aber doch zu groß ist, hat sich der tschechische Verein nach   Prag gewandt, damit von dort Weißenfinder der Schule über wiesen werden. Der überall sonst geübte Versuch, deutsche Kinder der Schule zuzuführen, glückte nicht.