Oer große Bluff. Kurzarbeit- maskiert als normaler Siebenstundentag. Das JubUäumsmanifest der Sowjetregrerung hat den Uebcrgang vom Achtstundentag zum Sieben st undentag in Rußland angekündigt. Die.Flöte Fahne"— ein treuer Knecht war Fridolin— verkündet heute:„In fünf Iahren voller Siebenstundentag in der Sowjetunion ". Unter dieser Reklamezeile liest man, worum es sich in Wahrheit handelt: „Das nächste Problem, dos am schärfsten steht und ebenfalls im Fünf-Iohres-Plon seine Lösung finden muß, ist das Problem des Kampfes gegen die Arbeitslosigkeit. Die agrarische Ileberbeoölkerung vermindert sich im Laufe dieser fünf Jahre; troß- dem bleibt jedoch in den Städten auch weiterhin eine ziemlich scharfe Arbeitslosigkeit bestehen. Die Steigerung der Schichtzahl(Einführung einer dritten Schicht) ist im Lause der fünfjährigen Periode nicht in allen Industriezweigen möglich. In der Mehrzahl der Industriezweige ist jedoch dieser Ilebergang in den nächsten Jahren möglich. Die Einführung neuer Schichten in diesen Industriezweigen gibt die Möglichkeit, die Zahl der in der Industrie beschäftigten Arbeiter über das zunächst vorgesehene Maß um 300000 Mann zu erhöhen Der Uebergang zum siebenstündigen Arbeitstag ist in bedeutendem Umfange vom Wirtschaftsjahre 1028/20 ab vorgesehen, und zwar mit der Perspektive, diesen stusenweisen Uebergang zum siebenstündi- gen Arbeitstag gegen Ende der fünfjährigen Periode auf 100 Proz. zu bringen." So berichtet S t r u m i l i n in der Schlußsitzung der Plankommission. Darum handelt es sich also: Kurzarbeit zur Herabsetzung der Arbeitslosigkeit, eine Notstandsmaß- nähme, maskiert als„Sozialismus" l S i n o w j e w und T r o tz k i haben es vorausgesehen. S i n o w j e w führte am 16. Oktober in der Sitzung der kommunistischen Fraktion während der Sitzung des Zentralkomitees der UdSSR , aus: „Ich habe schon gesagt, daß prinzipielle Streitig- ketten über die Frage des Siebenstundentages unter Kommunisten nicht bestehen können. In der Perspektive müssen wir selbstverständlich auf weitere Aerkllrzung des Arbeitstages hinzielen. Wenn wir aber unseren' Staat mit seinen Hilfsquellen, wie wir sie jetzt haben einerseits und die Loge der Arbeiterklasse andererseits ins Auge fassen, so sind wir berechtigt, die Frage zu stellen: woran krankt denn eigentlich die Arbeiterklasse unseres Landes im gegenwärtigen Augenblick am meisten? Wenn wir den Siebenstundentag als Kampfmittel gegen die Arbeitslosigkeit einführen wollen, so muß das vor allem klar und beutlich gesagt werden und muß nicht als weite Perspektive von Jahren gestellt werden. Dann muß offen davon gesprochen werden, daß es sich um den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit handelt. Dann müssen alle praktischen Maßnahmen hehandell werden, die in diesem Zusammen- bang ergriffen werden können. Wir wissen, daß mitunter auch in den bürgerlichen Staaten als Kampfmittel gegen die Ar- beitslosigkest zuweilen die fünftägige Arbeitswoche und andere Formen der Verkürzung des Arbeitstages usw. durchgeführt worden sind, aber hier war von keinem sozialistischen Auf- bau hie Rede." T r o tz k i wurde noch deutlicher als S i n o w j e w: „Dem, wenn auf diese Art die Frage nach der Verkürzung der Arbetlslosigkell gestellt wird, so ist das kein Schrittvorwärl». keine Reform, die durch angewachsenen Reichtum hervorgerufen wird, durch größere wirtschaftliche Macht— nein, das ist eine Maßnahme. die anstrebt, dieArbeilslosigkeilansdemRücken aller Arbeiter zu verleilen. Rur so kann man die Frage des Kampfes gegen die Arbeitslosigkeit durch zeitweilige Verkürzung der Arbeitszeil stellen. Wenn man die Arbeitszeit oder die Arbeits- mache verkürzt, um gegen die Arbeitslosigkeit zu kämpfen, so verteilt mau durch diese Maßnahme die Arbeitslosigkeit auf die ganze Ar- beiterklasse, senkt deren eebenshaltnng. hebt sie aber nicht." Kurz und grob sagt Trvtzki ferner, worstm es sich bei dieser Jubiläumsüberraschung handelt: um Demagogie.
Wiederaufbau des Schreckens. Aon Richard Rainer. Bier Jahre lang tobten um Lens. die Bergworks-Kleim'todt im französischen Kohlenrevier des Pos de Calais , alle Schrecken des Krieges. Und als die Deutschen vor der Preisgabe dieses Stellung?- abjchnitts, einen Einundzwanzigerschuß südlich des in den Heeres- berichten öfter genannten La Bassech ihre Handgvanatenvorräle zwecks Erfüllung ihres zerstörerischen Herstellungszwecks tonnen- weife in die zahlreichen Schächte warsen, deren traurige Oberbauten jahrelang die einzigen Landmorken in der zerwühlten Landschaft gebildet hatten, fanden die nachrückenden Engländer von Lens nicht eine aufrechte Mauer mehr. Man hat dieses Lens. diese Anhäufung von trostlosen klein- städtischen Miethäusern, in der alle prooinziole Typen des fran- zösilchen Kleinbürgertums von dem elenden Konsum des Minen- Proletariats ihre Existenz zu fristen suchten, diese Stadt, in der Zola die menschlichen Dokumente zu seinem„Oerminal" ausgesucht haben mag, jetzt aus den Trümmern wieder heraufgeführt. Der Pariser Korrespondent der„Times" ist extra hinausgefahren in die ehemals zerstörten Gebiete, in denen der Schutt manchen Dorfes noch Brocken auf Brocken so liegt, wie vor neun Jahren. Er gibt in einem langen Artikel eine Schilderung des Zustandekommens dieses Wiedcraufbauwerkes, und seine Zeitung räunzt ihre tägliche Riescnseite mit Illustrationen, den Photos aus dem wiederhergestellten Lens, ein. Aber ach, alle Schrecken der Gründer« rchitektur, und zwar einer poneren Spielart, wie man st? in den dreistöckigen Arbeiterstraßen unserer Provinzstädtc findet, sind aus dem Chaos des Krieges sieg- reich auferstanden. Der Wicderausbau ist nur wörtlich zu nehmen, ein menschlicher Stumpfsinn ist dem anderen gewichen. Wo sich dem Architekten ein einzigartiges Feld neuzeitlicher Städtebau kunst mit imposanten einheitlichen Blockfronten in einem Netz vorbildlich ge- sührter Siraßen bot, steht heute wieder Haus um Haus, ein jedes mst einem anderen Dachprofil, jedes Dach in verschiedener Höhe an- gesetzt, jedes Haus vier und fünf Fenster breit, mit einem lächerlich nackgeahmten Gipsbehang aus immer anderen und doch fo gleich- mäßig verlagenen Stilelementen. Und wahrhaftig, quch die jämmer- lichen gesckwimgenen Dachkulissen aus Stuck, hinter denen schräg da» versteckte Schieferdach aussteigt, fehlen nicht. Es scheint, als ob der klein« Hausbesitz, der mit der Pfeife aus dem Parterre des felbstbewohnten, selbstbejessenen Hauses hängt, auf den Trümmern von Lens seine wildesten Träume verwirklicht hat. Und doch kann der private kleine Hausbesitz der Maurermeister und Kolonialworcnhändler heute an dem Grundbesitz in Lens nur eine ebensolche Atrappc sein, wie der Gipsbchang an diesen Häusern. Denn die ganze Stadt, wie sie wieder aufgebaut wurde, init Ausnahme der öffentlichen Gebäude, gehört der Minengejellschaft von
Warum haben die deutschen Kommunisten m Zeiten der Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit den Vier st undentag der Kurzarbeiter nicht als großen Fortschritt, als sozusagen ein Stück Sozialismus gefeiert?
(Selbstschändung. Letzte Hoffnung der Westarpiden- die KPD . Die Dcutschnationalcn wollen eine Entscheidungsschlacht gegen die Sozialdemokratie schlagen. Sie hosten auf die Bundes- genossenschoft der Kommunisten. Swlz ob des deutsch - nationalen Vertrauens berichtet die„Rote Fahne" aus einer ge- Heimen Sitzung der Deutfchnationalen, dort habe man ausgesprochen, die Deutschnotionalcn würden etwa 20Sitzeoerlier«n. die Kommunisten aber beträchtliche Zunahme aus dem Lager der SPD. , schätzungsweise 20 Proz. des derzeitigen Bestandes, erhalten. Also: wir Deulschaotiomilen werden zwar verlieren, dafür wer- den die Bundesgenossen der Reaktion von Nnks gewinnen, und Im Esse« wird es das gleiche fein wie bisher: porlamenlarlsche Basis für den Bürgerblockt Darauf sind die Kommunisten stolz! Sie verkünden ihre eigene Schande. Di« Arbeiterschaft wird den Reaktionären von rechts und links jedoch einen Strich durch die Rechnung machen.
Llnmögtiche Besoldungsreform. Oer Ausschuß für einschneidende Aendemngen- die Folge ein Chaos. Nach einer Pause von mehreren Tagen nahm am Montag der Ausschuß für den Reichshoushalt die Beratung der Beamten» besoldungsreform bei der Gruppe X, bei der sie abgebrochen war, wieder aus. Dies« Gruppe umfaßt u. a. die Beamtenkategorien der Oberbotcnmeister. Drucker. Laboranten. Lagermeister, Moschint. sten, Betriebsossistenten bei den Pelsorgungskrankenhäusern. Bau- aufseher, Forstaufscher, Postbetrisbsassistenien mit Besoldung?- s ätzen von 1600 bis 2400 TO. lieber die Eingruppierung der Hand- werksmäßig vorgebildeten Beamten, der Betriebs- und Postbe- triebsassistenten, sowie einiger anderer Beamtenkategorien entspann sich eine vielstündige Debatte, in deren Aerlaus nicht weniger als 42 Abänderungsanträge. darunter sehr zahlreiche von den sozialdemokratischen Vertretern, aber auch solche von den Re- gierungsparteien einliefen. Unter Ablehnung aller Anträge der Opposition wurden nur die Anträge der Koalitionsparteien angenommen. Allein auch dies« führen zum Teil«inschneidende Aenderungen der Regierungsvorlage herbei, so daß Genosse Sleintopf feststellen konnte, die Regierungsvorlage sei nnnmehr so verworren. daß niemand sich mehr Heraussinden könne und so ungerecht, daß man sie nicht würde ausrecht erhalten können, wenn erst die Be- schlüsse voll zur Auswirkung gekommen sein würden. Die Gruppe IX, die dann beraten wurde, regelt u. a. die Ein- gruppierung der Kanzleiassistenten, der Fernsprcchgehilsen, der Post- krostwagenführer. Die Gehaltssätze dieser Gruppe beginnen mit 1700 TO. undenden bei 2600 TO. Auch hier wurden alle Anträge der Opposition abgelehnt und nur die Anträge der Regierungsparteien angenommen.
Zlentenfchwinbel mit Staatsgenehmigung. Mum enstein im Vesitz ungarischer Ausweife. Prag , 22. November. Lei einer Haussuchung bei Btumenstein wurden ordnungs- gemäße Ausweise des ungarischen Finanzministo- r i u m s und der Devisenzentrale vorgefunden, denen zufolge Blumenstein zum Ankauf von Titres ungarischer Renten In Berlin für Ungarn berechtigt war. In diesen Ausweisen wird ersucht. Blumenstein bei der Ein- und Ausfuhr von Wertpapieren keinerlei
Lens, die vor dem Kriegs achttausend, nach voller Beendigung des Wiederaufbaues aber zwölftausend Arbesterwohnungen kontrolliert. Zweihundert Millionen Mark kostete diese traurige Spätgeburt des architektonischen Ungeistes, den unsere großstädtischen Gemeinwesen in bewußter Anstrengung abzuwerfen bemüht sind. Zwei Drittel davon gab der Staat durch Realisierung von Reparationsfonds, und ein Drittel die allmächtige Minengefellschost„aus ihren Kapital- referven", d. h. sie schlug ihren Gewinn an dem Wiederausbau- unternehmen in dieser Höhe hypothekarisch nieder. So ist an Stelle der Einheit des Werks die Einheit der Eigen- tumsmacht getreten, die sich den Teufel um den Fortschritt der Wohnkultur kümmert und nur an dem ihres Lilanzausweises interessiert ist, die allen Unzulänglichketten des Eiirzolbesitzes in der von ihr beherrschten Stadt gutmütig ihr Wesen zwei Generationen weitergcwährt. Unnötig zu sagen, daß Staat und Kirch« sich diesem Reigen der restaurierten Vergangenheit anschließen, daß das Rathaus sich nur in den Emblemen von einer wilhelminischen Postdirektion unter- scheidet, von der irgendwie rcnaissanrelnben Kirche ganz zu schwei- gen. Aber der Platz, auf dem die Hauptstraße mündet, heißt nach Jean Iaur«»: jnlt dem Gedenken an diesen Märtyrer der Der- sohnung haben die sozialistischen Stadtdeputierten von Lens ihrem Streben nach Wahrung des Friedens und gemeiner Wohlfahrt In diesem Milien zweier trostloser Vergangenheiten 2lusdruck gegeben.
Der Pastor als Lebedame. Wie eine unwahrscheinliche, moderne Fabel mutet die Geschichte des Pastors Hodqjon zu Courri-Rivel an, der das sündige Treiben der heutigen Welt aus eigener Anschauung kennen lernen wollte. Seit zwei Jahrzehnten steht Postor Hodgfon seiner Gemeinde vor, und galt stets als sehr rech!schafsener, gottessürchtiger Mann von puritanischer Sittenstrenge, die besanders von den jüngeren Mit. gliedern der Gemeinde gefürchtet war. Der Pastor war mit allen Kräften bestrebt, in'einer Gemeinde nur Männer zu haben, die sich eines gottessürchtigcn. sittsamen Lebenswandels befleißigten. Nun kam e? eines Tages dem Postor zu Ohren, daß trotz feiner Sonntozspredittten und sonstigen Bemühungen der Teufel im Orte umginge und viele junge Männer sich nicht an die Gebote der Religion hielten, sondern sogar übel beleumundete Nachtlokale be- suchten. Di« betten Nachtklubs am Orte sollten sich eines Besuches erfreuen wie nlc zuvor. Dem guten Hirten ging diese Sittsnver- derbn'g seiner Schäflein sehr zu Herzen. Allein er wollte den Ge- rüchten doch keinen Glauben schenken und zerbrach sich den Kopf, wie er sich nur persönlich davon überzeugen könnt«, ob es tatsächlich um die öffentliche Sitllichtett in Eurri-Rivel so schlecht bestellt sei. Eines Abends tauchte nun im Städtchen eine ebenso elegant wie mondän gekleidete Dome aus. Sie trug«ine stark ausgeschntttene Abendtoilette nach der neuesten Mod«. Das Gesicht der mysteriösen Fremden war mit einem dichten Schleier verhüllt. Die fremde Dame
Schwierigkeiten in den Weg zu lege«. Bei dieser Wim» hat Blumensteiy wahrscheinlich einen Teil der angekauften Renten für eigene Zwecke behatten. Llumenstein verkaufte außerdem einer Prager Bank Goldrente im Werte von etwa 40 Millionen Tschcchotronen zur Sanierung einiger Genossenschasten und Geldanstalten, denen ein günstigerer Austausch bewilligt wurde. C«e er normalerweise festgesetzt war. Dieser Handel hatte ein gerichtliches Nachspiel zur Folge, da Blumenstein von seinen Gesellschaftern aus den Gewinnanteil oerklagt wurde.
Verhandlungen statt Prozeß. Ungarischer Vorschlag an Rumänien . Budapest . 21. November. Einem Bukarester Telegramm zufolge hat der rumänische Ml« nisterpräsident des Aeußern Tttulesco im Finanzausschuß der rumä - nischen Kammer MttieUung darüber gemacht, daß Ungarn die rumänische Regierung sowie den Völkerbund amtlich verständigt habe, daß es den Bericht des Dreierkomitees in der Angelegenheit des ungarifch-rumänischen Agrarprozesses nicht annehme. Ungarn habe zur Lösung der Frage direkte Angebote gemacht. In. der Streitfrage der ungarisch -rumänischen Agrarprozesse stehen die Dinge tatsächlich so, daß nach Aussassung der ungarischen Regierung aus Grund der in Genf zur Annahme empfohlenen sogenannten Rechtsgrundsätze die Möglichkeit einer Lösung nicht vorhanden ist und diese sogenannten Rechtsgrundsätze unan- nehmbar sind. Diesen Standpunkt wird die ungarische Regierung binnen kurzem auch dem Löllerbundsrat zur Kenntnis bringen. Die ungarische Regierung würde jedoch Gewicht darauf legen, daß dies? seit Jahren sich hinziehende Angelegenheit nunmehr doch möglichst bald ihre Lösung finde und sie hat dieserhalb durch ihren Gesandten in Bukarest der rumänischen Regierung mitgeteilt, daß sie unter voller Zlufrechterhaltung chres auch bisher«ingenommenen Rechtsstandpunktes in Kenntnis der Auffassung der interessierten Privat Parteien bereit sei, über die praktische Lösung der Frage in Verhandlungen einzutreten, ähnlich wie dies in Privatpro- zcssen häusig vorkomme. Dies ändere natürlich nichts daran, daß der Prozeß, falls eine Vereinbarung nicht zustande komme, auf rein rechtlichen Grundlagen weitergeführt werde.
Oer Zinauzberaier als(Schloßherr. Oevey in Warschau luxuriös einquartiert. Warschau , 22. November. Der omerkkanische Finanzkontrvlleur Devey ist hier einge- troffen. Am Bahnhof erwarteten ihn Dertreter der Regierung, der Polnischen Bank und der Handelsattache der amerikanischen Ge« sandtschast. Devey hat ein kleines Schlößchen in der Allee Uja- sowska, im vornehmsten Viertel Warschaus , als Wohnung zur Ver- siigung gestellt bekommen._
Oisziplmarverfahren gegen v. Moeller. Degen den außerordentlichen Professor an der juristischen Fakuttät Berlin , Dr. E. von Moeller, ist vom preußischen Minister für Wissenschast. Kunst und Volksbildung dos förmliche Disziplinarverfahren«ingeleitet worden.
Dr. htrlflefer. Wie der amtliche Preußische Pressedienst mtt- teilt, ist dem Minister für Volkswohlsahrr H i r t s i e s e r„in Anerkennung seiner Verdienste um die Dolksgesundheit und Volkswohl- sahrtspslege. welch« insbesqndere eine großzügige Bekämpfuna der Loltsseuchen, namentlich der Tuberkulose, und einen wirksamen Ausbau des Wohnungswesens betreffen. Titel, Rechte und Würde eines Ehrendoktors der Medizin von der Universität Bonn verliehen worden."
zeigte sich nur spät abends auf der Straße. Si« wandelt« durch die Gassen, stets allein, betrat hin und wieder auch«in Nachtlokal, setzte sich abseits an eines Tisch und verhielt sich sehr ruhig. Gegen 1 Uhr oerschwand sie, irnd war tagsüber nicht zu sähen. Die ge.heimni? volle Weltdame erregte natürlich die Ncugier der goldenen Jugend im Orte. Obgleich ihr Aeußeres an eine Kokotte geiüahitte. war sie in ihrem Wesen und Benehmen doch so zurückhaltend, daß keiner der Stammgäste der Nachtlokale den Mut fand, sich ihr zu nähern. Auch gelang es nicht, die Wohnung der rätselhaften Dam« auszukundschaften. Allmählich bildete sich ein ganzer Sagenkreis um die Person der Unbekannten. Sie sollte eine berühmte Tänzerin sein, die aus London flüchtete, um hier die Einsamkeit zu suchen. Eines Tages nun fand der Sohn eines Großkaufmannes doch den Mut. sich an den Tisch der Unbekannten zu setzen. Er hotte sich eine brüske Abfuhr, wollte jedoch trotz des Schleiers bemerkt haben, daß die Unbekannt« all und häßlich sei. Von nun an nahm das Jnteresie für di« berühmte Tänzerin merklich ab. Bald mieden die Gäste sogar dos Lokal, sobald sie abend, erschien. Die Besitzer der Nacht- iotal« waren über di« Flucht der Gäste verärgert, die sie der un- bekannten Dame zuschrieben. So entschloß sich der«ine, sie aus dem Hause zu weisen. Zwischen dem Wirt und der Dome kam es dabei zum Streit, so daß der Ungalante ihr den Schleier vom Gesicht riß. Er war wie vom Donner gerührt— die Lebedame war niemand ander» als der Pastor. Die Gemeinde zog ihn zur Berantworlung. Er erklärt«, er hätte sich von den Gerüchten über den unsittlichen Lebenswandel feiner Gläubigen überzeugen wollen und hätte sich deshalb als Dame verkleidet. Mit Genugtuunq stellte er fest, daß er mit einer Aus- nahm« während eines ganzen Monats nicht belästigt worden sei. Es könne also doch nicht so schlimm um die öffentliche Sttdlichkeit bestellt sein. Und er bat di« Gemeinde wegen seine» Mißtrauens um Verzeihung. Di« Schäflein der Gemeinde wollen sich jedoch mit diese? ErNäruna nicht zufrieden geben, sondern wollen ihren Seelenhirten vor den Kodi zitieren. Der Paste? als Lebedame— auch«in Fall der bekannten Doppelnatur de» Menschenl
Zonny spielte nichk aus. Nachdem die erst« Aufsührung der Jazz- Oper„Jonny spielt aus" von Kcenek im Kasseler Staatscheater olme jede ostene Anfeindung oor sich gegangen war. stMen sich Montag bei der zweiten Ausführung mehrer« Störungen ein. Die O-Zug-Lokomotiv«, di« den Geiger Daniello überfahren soll, rührte sich im entscheikenden Augenblick nicht von der Stelle. Man stellte fest, daß das Drahtseil, an dem sie bewegt wird, von unbekannter Hand durchschnitten war. Die Nervosität steigerte sich immer mehr, als im Laufe des Abends noch andere Störungen auftraten, die die ersten Vermutungen, daß es sich um planmäßig« Sabotage handle, durchaus bestöt gten.> Intendant Legal hat zur Ermittelung des Tälers eine erhebliche Belohnung ausgesetzt.