Einzelbild herunterladen
 

Hindenburgals französisches Wahlplafat

Als Agitationsmittel gegen die Linte.

Die offiziöse Deutsche diplomatisch- politische Korrespon­denz" beschwert sich über ein seit einigen Tagen in Paris  aufgetauchtes Wahlplakat, das sie folgendermaßen schildert: Das Blafat zeigt im Vordergrund den Reichspräsidenten v. Hindenburg   in Generalsuniform mit einer schwarzweißroten Schärpe und hinter ihm eine groß und häßlich gezeichnete Germania  im fchwarzen Mantel, die darunter ein Schwert birgt. Den Hintergrund füllen drohend gerichtete Senonen und Kampfflug­zeuge. Die Unterschrift zu diesem taritaturhaft gezeichneten Plafat lautet: Hindenburg  , der Golf des Krieges, überwacht die Wahlen von 1928, wie Bethmann Hollweg   diejenigen vom Mai 1914 überwagte.( Gemeint find damit die franzöfifchen Bablen von 1928 und von 1914. Red. d. B.") Wenn ihr eine Mehrheit des Harfells und der Sozialisten wählt, so wird er die Räumung des linten Rheinufers und die Annerion Defferreichs fordern. Und das bedeutet neue Invasion und erneuten Krieg."

Dieses Wahlplatat ist anonym, man weiß noch nicht genau, in weffen Auftrage es hergestellt wurde, aber es ist flar, daß es im Interesse der franzöfifchen Rechtsparteien ver breitet wird. Die offiziöse deutsche Korrespondenz protestiert gegen diese tarifaturhafte Berzerrung der uns ehrwürdigen Berson des Reichspräsidenten und diefe 11nter­ftellung friedensfeindlicher Absichten". Sie hofft. , daß man in Baris mittel und Wege findet, eine der­artige provozierende und die beiderseitigen Bemühungen Don Bölkerverständigung abträgliche Agitation zu unter binden".

Wie sie es wollten! e es

Jm bayerischen Untersuchungsausschus wurden die Sitler. Ludendorfffchen Diftaturpläne von 1923, insbesondere die von ihnen entworfene neue Reichsverfaffung vorgetragen.

koo, 000

IF

100,000

6000

XAZ

D

Wer zweifelt, daß Deutschland   auf diesem Wege ein Ordnungsstaat geworden wäre!

Es braucht nicht betont zu werden, daß mir gegen solche nationalistischen eßereien, gleich viel, in melchem Lande sie zutage treten, entschieden Front machen. Wir bezweifeln allerdings, daß die französische  Gesetzgebung die Möglichkeit bietet, folche Blafate zu unter­drücken. Wir glauben übrigens, daß ein solches Verbot nur Einheitsfront finanzierte. Damit liefert Maranne der tom­die umgekehrte Wirkung haben würde. Daß Hindenburg   im französischen   Wahlkampf eine Rolle munistischen Bresse, die noch am Freitagmorgen die ganze Sache spielen würde, war vorauszusehen. Er selber hat ja durch abzuleugnen versuchte, ein flagrantes Dementi Unter dem Titel Eine Sonderart der Propaganda" feine Tannenberg- Rede und durch sein häufiges Auftreten in beschäftigt sich am Freitag auch das Pariser Gewerkschaftsorgan Generalsuniform dafür gesorgt, daß er für die französischen  Rationaliſten zu einem Provagandaargument gegen die fran-" Beuple" mit dem Standal der von den Kommunisten zur Spren­zösische Linke wurde. Die offiziöse deutsche Korrespon- gung der franzöfifchen sozialistischen   Partei ausgezahlten Beftechungs­denz hat sicherlich recht, wenn sie Hindenburg gegen die Unter- gelder. Nach den Informationen, die es von dem Sekretär des Pariser stellung friedensfeindlicher Absichten in Schutz nimmt. Leider Kreises erhalten hat, sind die vorgefundenen Dokumente authentisch, wenn sie auch einer gewissen Präzision ermangeln. Die Führer ist es unbestreitbar, daß die Kreise, die bei der Wahl Hinden der extremen Linken innerhalb der Sozialistischen Partei haben in­burgs zum Reichspräsidenten am aftioften waren- Deutsch­nationale, Stahlhelm, Werwolf, Vereinigte Vaterländische zwifchen erklärt, daß sie die Gruppe auflösen werden, sobald die Berbände usw., nicht gerade zu den friedliebenden Teilen parteioffizielle Untersuchung eine Subventionierung" unzweideutig ergeben sollte. des deutschen   Volkes rechnen.

-

Schwarze Reichswehr   als Ortsschutz. monatlich ausgezahlt, für den politischen Dienst 36 900 und als be­

Mitteilungen im Femeausschuß des Landtags.

Im übrigen melden die Freitagabendblätter weitere Einzelheiten über die Zuwendungen, die Moskau   seinen Anhängern in Frankreich  macht. Für allgemeine Propaganda wurden bisher 46 000 Frant sondere Spesen 10 200 Frant. Im ganzen sind nach den bor­gefundenen Aufzeichnungen von den Kommunisten für außerordent fiche Propagandazwede monatlich 172 000 Frant verwendet morden.

Kampf um das Gebetbuch.

Bom Oberhaus angenommen, vom Unterhaus verworfen. lim das neue Gebetbuch der englischen Staatsfirche, das eine Annäherung des anglikanischen an den römisch- katholischen   Ritus bedeutete, ist ein heißer parlamentarischer Kampf mit unerwar tetem Ausgang entbrannt. Die meisten Bischöfe mit den Erz bischöfen von Canterbury   und von York   an der Spize hatten sich für die Annahme eingesetzt und sie mit Zweidrittelmehrheit im Ober­aus durchgesetzt. Die Annahme auch im Interhaus galt demnach als gesichert. Indessen ergab die Abstimmung nach stundenlangem Stampf im Unterhausbie Ablehnung mit 33 Stimmen mehrhett. Alle Parteien und im besonderen die Regierung waren gespalten. Baldwin, Chamberlain und andere Minister stimmten für die Annahme, Jonnson Hids gegen, Lloyd George  und Sir John Simon  .

Im Feme  - Untersuchungsausschuß des Landtags wurde am Freitag abend der Landgerichtsdirektor Siegert vernommen, unter dessen Borsiz bekanntlich die Todesurteile gegen Schulz und Genossen vom Schmurgericht gefällt worden find Ein tommunistischer Antrag verlangte Aufklärung darüber, warum bet einem Bunft der Verhandlung die Deffentlichtett ausge fchloffen worden ist. Landgerichtsdirettor Siegert betonte, daß die ganze Berhandlung gegen Schulz und Genossen sich in voller Deffentlichkeit abgespielt hat. Rur   einmal, als die Berteidigung der Angeklagten die Begründung für einen Antrag auf Ausschluß der Deffentlichkeit nur in geheimer Sigung geben zu können glaubte, sei gemäß der Strafprozeßordnung für die Begründung die Deffent. lichkeit ausgeschlossen worden. Ueber den Inhalt dieser geheimen Sigung ließ sich der Ausschuß zunächst gleichfalls unter Ausschluß der Deffentlichkeit von dem Zeugen Bericht erstatten. Der Aus­schuß beschloß aber alsdann, das Brotokoll zu veröffent lichen und feinen Mitgliedern teine Bertraulichkeit wegen des Gehörten aufzuerlegen. Es fann daher folgendes mitgeteilt werden: Bon der Verteidigung der Angeklagten ist damals ein Blan, ctwa aus dem Jahr 1923 stammend, als Beweismaterial vorgelegt worden, der gewisse Maßnahmen an der Ostgrenze bei der Gefahr eines polnischen Einfalles vorfah. Aus diesem Blan wollte die Berteidigung den Rückschluß ziehen, daß auch 1923 Woldemaras und seine Gegner. die Schwarze Reichswehr   sich als legale Truppe hätte fühlen fönnen. Auf den Vorhalt Siegerts jedoch, daß dies doch wirtlich Regierungspreffe und Oppositionsblätter über das Genfer  mit der Sache nichts zu tun habe, zog die Berteidigung ihren Beweis­antrag wieder zurüd.

-

Der Zeuge Siegert befundete weiter auf Befragen, daß er nicht mehr im einzelnen angeben fönne, was dieser von der Berteidigung in bezug genommene Bian enthalten habe, er wisse auch nicht, ob es fich um ein Original oder eine Abschrift gehandelt habe, da ja das Schriftstück zur tatsächlichen Berhandlung nicht gelangt ist. Das mit war diese Angelegenheit erledigt.

Der Ausschuß wandte sich alsdann dem Falle Pannier zu. Hier hatte der kommunistische Abgeordnete Obuch noch eine Anzahl neuer Beweisanträge egstellt, die jedoch der Ausschuß auf Antrag des Berichterstatters als unwesentlich ablehnte.

Als dritter Punkt folgte die Besprechung des Berichtes in Sachen Grütte- Lehder, Bulle, Kube, Ahlemann. Hierzu machten der völkische Abg. Körner und der Kommunist Obuch längere Ausführungen, ohne jedoch neue Gesichtspunkte darzutun. Auf Bor­schlag des Berichterstatters beschloß der Ausschuß, die Herren Bulle, Kube, Ahlemann und v. Tettenborn über die Punkte zu vernehmen, in denen der Bericht gegen sie Vorwürfe erhebt. Diese Vorwürfe gehen im wesentlichen dahin, daß den Genannten aus verschiedenen Briefen und mündlichen Aeußerungen die Mordabsichten Grütte- Lehders gegen Minister Severing und gegen den tat­

sächlich ermordeten Dammers bekannt waren, daß fie aber nichts Ausreichendes gegen Grütte- Lehder unternommen, ja, ihm jogar Ausweise von steigender Bedeutung ausgestellt und ihn innerhalb der Bölkischen Partei trog feiner Jugend( Grütte- Lehder war erst 17 Jahr) zu wichtigen Bosten befördert haben. Die Ver. nehmung der genannten Beugen soll an einem fizungsfreien Tag, noch vor Beginn der Plenarverhandlungen, erfolgen.

Bestechungsfonds des Herrn Maranne. Die Kommunistenpreffe leugnet- er aber gibt zu.

Paris  , 16. Dezember.( Eigenbericht.) Der fommunistische Bürgermeister Maranne ertennt in einer öffentlichen Erklärung die Echtheit der von den verlorenen und fpäter photographierten Papieren an. Er bestätigt gleichzeitig, daß die Kommunistische Partei   alle Kundgebungen für die sogenannte

Ergebnis.

Kowno  , 15, Dezember.( Ost- Expreß.). Nach wie vor stehen sich in der Regierungspreffe und in den Blättern der Opposition zmei Meinungen hinsichtlich des Wilnaproblems schroff gegenüber. Die Regierungspreise vertritt den Standpunkt, daß nicht der geringste Grund zu Befürch­tungen wegen einer ungünstigen Lösung dieser Frage vorliege und daß die Opposition durch ihre peffimistische Auffassung die öffentliche Meinung irreführe und beunruhige. Die Wilnafrage fei durch die Genfer   Entscheidung wieder aufgerollt, falls aber die bevorstehenden polnisch- litauischen Verhandlungen im Januar ergeb nislos verlaufen sollten, so lasse die Entschließung des Bölkerbundes die Möglichkeit offen, ihm die Entscheidung in der Wilnaer Frage anzuvertrauen.(?) Nach Meinung des offiziösen Lietuvis" dürfe man annehmen, daß diese Entscheidung jezt meit günstiger ausfallen würde als die der Botschafterkonferenz im Jahre 1923. Weiter weift der Lietuvis" auch darauf hin, daß Dr. Strefe. mann und Litwinow   sich in Genf   für eine friedliche Lösung des Wilnaproblems ausgesprochen hätten, was nur so ausgelegt werden fönnte, daß Litauen   das Wilnagebiet erhalt, denn eine andere Lösung märe eben nicht friedlich. Die politische Schachpartie

stehe also auf Sieg, zu deffen Erreichung nunmehr alle litauischen Patrioten dem Schachmeister Woldemaras ihren Beistand leihen müßten

Die Oppositionspresse vertritt dagegen die Meinung, daß die Verhandlungen mit Polen   wohl nichts weiter bringen würden als die Wiederaufnahme des Bertehrs. Damit. würde aher auch die Demarkationslinie fallen und sich in eine in­Direkt anerkannte Grenze" verwandeln, woraus Polen   für die Ver­

teidigung seiner Ansprüche sehr nützliche Schlußfolgerungen ziehen

fönnte und werde.

Die Sozialdemokraten erwarten innenpolitische Rückwirkungen.

Kowno  , 16. Dezember.( TU.), Nunmehr nimmt auch die Zeitung Sozialdemocratas", das gegenwärtig nur einmal wöchentlich erscheinende Organ der litauischen Sozialdemokraten, zu dem in Genf   erzielten Ergebnis Stellung. Die Zeitung erklärt, schon im tommenden Jahr würde

Litauen   gezwungen sein, sein Staatsleben vollständig umzu stellen. Die Anknüpfung normaler Beziehungen mit Polen   würde Cifauen zwingen, seine Außenpolitik zu revidieren und auch seine wirtschaftliche Struktur umzubilden. Die Folgen dieser Umbildung würden auf das ganze nationale Leben von großem Einfluß sein, was wiederum innenpolitische Rüdwirtungen nach sich ziehen werde.

Mit Ohrfeigen und Revolver... Parlamentarische Argumente in Belgrad  .

Belgrad  , 16. Dezember,

Im jugoslawischen Parlament machte heute der Landwirtschaftsparteiler Buitsch den Vorschlag, die Einkommen­steuer abzuschaffen. Darauf rief der Demotrat Schecerom dem Abgeordneten zu, ob es wahr jei, daß er mit einer Bant gegen ihn arbeite. Als Buitsch dies bestätigte, verseßte ihm Schecarov eine Ohrfeiga Der Beleidigte erwiderte diese Ohrfeige und griff zum Revolver. Durch das Dazwischentreten anderer Abgeordneter konnte noch ein Unglück verhindert werden Sizung wurde sofort geschlossen. Nach der Sigung stellten Demo­fraten und Landwirtschaftsparteiler zur Prüfung des Zwischenfalls ein Gericht zusammen.

Hearsts infame Megifo- Hehe.

Er hat sich von einem Spigel beschwindeln lassen. Washington  , 16. Dezember.

Die

Hier begann vor dem Sonderausschuß des Senats die Ver­nehmung Hearst s in der Angelegenheit der angeblichen Versuche Merifos, amerikanische Senatoren zu bestechen. Hearst   erklärte, er habe die fraglichen Dokumente durch einen Mittelsmann für insge samt etwa 16 000 Dollar gekauft und sie vor der Veröffentlichung dem amerikanischen   Geschäftsträger in Mexiko   und Präsident Coolidge   in dessen Sommerresidenz vorgelegt. Die Senatoren, die in den Dofumenten für eine Bestechung durch die merikanische Regierung in Aussicht genommen sind, sind Borah, Heflin, 2afplette und Norris. Alle vier bestritten sofort, tells ent­rüstet, teils lachend, jemals direkt oder indirekt mit der megi fanischen Regierung verhandelt zu haben, Die New Dorfer Zei tung Nation" erklärt, daß Hearst   einer plumpen Fälschung zum Opfer gefallen fei.

Der Redakteur der Hearst- Zeitung New York   American Cob feng sagte aus: Aus den Geheimatten des megitanischen Generalkonsulats in New York   sind durch Vermittlung von Miguel Avila, der während des Weltfrieges Geheim agent des amerikanischen   Generalstabs war, Dokumente mit meinem(!) Einverständnis gestohlen worden. Daß amerikanische   Sena­toren von Merito Geld erhielten, wie behauptet wird, glaube ich nicht. Es handelt sich bei der ganzen Affäre offenbar um nichts weiter als den Versuch einiger merikanischer Beamten, ihre eigene Regierung zu beschwindeln.

Der amerikanische   Generalfonful in Washington Elias, der nach Coblenz   vernommen wurde, bestritt energisch jede Kenntnis der erwähnten Dokumente und erklärte sich im übrigen bereit, seine Banktonten sowie seine gesamte telegraphische Korrespondenz über­prüfen zu lassen.

Kommiffarmord in Aegypten  .

Ein Engländer das Opfer von Eingeborenen.

Kairo  , 16. Dezember. Der Bezirkskommissar der Provinz Bahr el Ghazal im Sudan  , Hauptmann Ferguffon, ist gleichzeitig mit einem griechischen Kaufmann von Eingeborenen ermordet worden, denen er jüngst gestohlenes Bich weggenommen hatte, um es den Eigen tümern zurückzustellen.

Neuer Konflift Preußen- Reich. Ministerpräsidenten Braun vorgeworfen, er sei ein Minister, der

Im Landtag hat der deutschnationale Abgeordnete Bäder dem

immer auf die Füße falle. Braun hat darauf geantwortet, ein Minister, der immer auf die Füße falle sei ihm lieber als ein Minister, der auf den Kopf gefallen ist.

Wie wir zuverlässig erfahren, wird die Reichsregierung nunmehr ein Schreiben an die preußische Regierung richten, um gegen diese Fortfehung der persönlichen Angriffe auf Herrn v. Reudell- denn nur dieser tönne gemeint sein Ber­wahrung einzulegen.