Die Sozialdemokratie ist in diesem Streit weiter nichts als eine interessierte Zuschauerin. Allerdings eine sehr intereffierte. Denn wenn der Bürgerblod die Wahlen aus unfachlichen Gründen und zum Schaden des Reiches nerschleppt, dann wird das Strafgericht sich über ihn noch ganz anders entladen, als er es bisher ahnt.
Zusammenstöße in Palästina.
Zionistische Farmer bevorzugen Araber. Die zionistischen Arbeiter wehren fich.
Neuerungen in der Sozialversicherung. der Sozialversicherung. zu erfüllen hatte; Lilina, Sinowiews Frau, die sich besonders aller Borstellungen der jüdischen Arbeiterorganisationen geweigert,
Ausbau der Selbstverwaltung.
franzöfifchen Neumahlen und noch vor dem Beginn des ersten| Leiter der ukrainischen Handelsvertretung in Berlin , später Generalvollwirksamen Lames- Jahres aus den innerpolitischen tonful in Paris ; Rawtaradse, ehemaligen Vorsitzenden des Kämpfen heraus zu sein und eine verhandlungs- Rats ber Boltskommissare in Georgien ; Laschewitsch, früher fähige Regierung zu haben. Mitglied des revolutionären Kriegsrats und augenblicklich Leiter der Dftchinesischen Eisenbahn; Biatatow, einen der Führer der bolichemistischen Revolution in der Ukraine , Borsitzenden des Obersten revolutionären Tribunals im Prozeß gegen die Sozialrevolutionäre, augenblicklich Gesandter in Paris ; Reinhold, eine der leitenden persönlichkeiten innerhalb des Bolkskommissariats der Finanzen, der auch bei den französisch- russischen Berhandlungen eine hervor ragende Rolle gespielt hat; Rafail, einen der nächsten Mit arbeiter Benins , der wiederholt dessen verantwortlichste Aufträge eifrig auf dem Gebiete der Wissenschaft und Kunst betätigte; is bin, einen ber ältesten Petersburger Boljchemiti, Safarow, den ehemaligen Rebafteur der Leningrader Bramba"; Sosnowski, den bekannten Feuilletonisten der„ Bramba" und der„ swestija": geladje, cinen befannten Bublizisten, berüchtigt als Spezialist in ber Menfchemistenheze; M ratiofomsti, bem bie Sowjet. union ibren Sieg über den weißen General Rottschat zu verdanken hat( er sitzt übrigens im Gefängnis) und andere mehr. In der Erklärung, die die reuigen 23 Oppofitionellen dem Kongreß der Russischen Kommunistischen Bartei überreicht haben, be findet sich unter anderem auch folgender Absatz: Ein jeder, der es versucht, eine eigene Partei im Gegensatz zur Russischen Kommunistischen Partei zu schaffen, stellt sich unvermeidlich in Wider spruch gegen die Kommunistische Internationale und der USSR . und gelangt auf solche Weise in das Lager ihrer Feinde. Das trifft nicht allein auf die Russische Kommunistische Bartet zu, fondern auch auf alle Seftionen der Kommunistischen Internationale." Wir erkennen deshalb unsere Beziehungen zur Gruppe Maslow und Ruth Fisher als Bebler und geben sie auf. Bas Storich, Suwarin, Rosmer, Roland- Holst und andere betrifft, so haben wir mit ihnen nie etwas Gemeinsames gehabt."
Am 1. Januar tritt das Gefeß über die Krankenversiche rung der Seeleute in vollem Umfange in Kraft. Damit ift endlich eine alte fazialpolitische Forderung der seemännischen Ar beiter und Angestellten erfüllt. Sie find bisher am stiefmütterlichsten durch die sozialpolitische Gesetzgebung behandelt worden. Die fozialDemokratische Reichstagsfraktion hatte bereits im April 1926 einen eigenen Gelegentwurf cingebracht, um auf diesem Wege die Regelung der Frage zu beschleunigen.
Das vom Reichstag verabschiedete Gefeß meicht in feinen organi. satorischen Grundlagen für die Durchführung ber Krantenversiche rung erheblich von den sozialdemokratischen Vorschlägen ab. Es fnüpft nicht, wie von uns gewünscht, an die allgemeine Krantenverfiderung an, sondern sieht die Errichtung einer belon deren Abteilung bei der„ Seelasse" vor, dem Träger der Unfall und Invalidenversicherung für die Seeleute. Die Leistungen werden, jedoch über die allgemeinen Ortekrankenkassen oder Landfrankenkassen gewährt. Das zeigt, wie richtig der abgelehnte sozial
demokratische Vorschlag war.
Bon entscheidender Bedeutung ist, daß es bei der Verabschiedung dieses Gesetzes gelang, die Familienversicherung als Pflichtleistung durchzufeßen, den maßgebenden Einfluß der Bersicherten der Selbstverwaltung sicher zu stellen und für die fee männischen Angestellten die Streichung der Berfiche. rungspflichtgrenze zu erreichen. Der letztere Fortschritt ist vielleicht prinzipiell der wichtigste, weil zum erstenmal die Bersiche rungspflicht der Angestellten genau so wie bei den Arbeitern, ohne Rücksicht auf die Höhe des Einkommens ausgesprochen wurde. Ein deutschnationaler Borstoß, die Krantenversicherungspflicht auf ein Jahreseinkommen von 3600 m. wie in der allgemeinen Krankenver: ficherung zu begrenzen, scheiterte.
Der Gruntsag der Reichsverfassung, daß in der Sozialversiche rung den Versicherten der maßgebende Einfluß gebührt, ist auch bei diesem Gesetz verwirklicht worden. Am reformbebürftigsten nach dieser Richtung ist die Invalidenversicherung und die Unfallversicherung. Es muß die dringlichste Aufgabe des Gesetz gebers fein, auch in diesen Zweigen der Sozialversicherung den Bestimmungen der Reichsverfassung Anerkennung zu verschaffen.
Berfemte Opposition.
Lunaticharsti geht nach Rom. - Der Polizeichef wird Kultusminifter.
Die Ubberufung& ameneffs, Botschafters la Rom , megen feiner Zugehörigkeit zur Opposition, ift befchloffene Sache. Un Jeine Stalle till Curatscarstt, blther Boll: tommiffar für das Bildungswesen. Dessen Umt übernimmt voraussichtlich mei jchinsti, ticher Chef der GPU. ; fein Vorgehen gegen die Oppofifion hat den ünfhen Stalins nicht ganz entsprochen. Chef der Staat polizei dürfte eine persönlchkeit aus der nächsten Umgebung des Kleinen Rats der Volkskommissare tritt Smoljeninoff.
Eine große Anzahl der jüngst ausgeschlossenen Oppositionellen hatten und haben hohe Posten befleidet. Unter ihnen findet man 3. B. Außem, einen angesehenen Sowjetdiplomaten, ehemaligen
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Schuberts Sinfonien, die Große in C- Dur und die Unvollendete In H- Moll ausgenommen, sind in unseren Konzertprogrammen felten zu finden. Neulich wurden, auf die minute gleichzeitig, zwei ( leider in B- Dur) gespielt: die zweite von den Philharmonikern, die Fünfte vom Sinfonieorchester. Tschaikowskys Pathetische war im porigen Monat in weniger als drei Wochen nicht weniger als breimal zu hören. Dann tommt vielleicht wieder, an fich fein Unglüd, ein viertel, ein halbes Jahr ohne Tschaikowitys Pathetische. Bon Mozart gibt es 26 Streichquartette; die Quartettnereinigungen, bie eins aber zwei davon in ihr Saisonprogramm aufnehmen, haben also reiche Auswahl. Aber innerhalb zehn Tagen fonnte man das B- Dur K. V. 458 das sogenannte Jagdquartett" Dor furzem zeimal in der Singafademie hören: vom Rosé und vom Busch Quartett . Alavierabende" find gewiß feine Seltenheit in Berlin wen intereffieren fie? Den Liebhaber von Klaviermufit; mehr als einen fann er an einem Abend bei bestem willen nicht fonfus mieren. Jüngst waren an einem Abend vier Säle der Beethoven, der Bach, der Becfteinfaat, die Singafademie mit tongertieren den Pianisten befeßt. Beispiele wie diese derengleichen fich berengleichen sich fozufanen täglich der Beobachtung bieten bestätigen als wesent liches Merimal des Berliner Konzertlebens: völlige Blantofig fett. Wer ist schuld? Niemand. Der Zufall. Wer läßt ihn jo schrankenles walten? Nichts geschieht, ihn zu hindern. Bo nichts geschieht, ist es feiner gewesen. Niemand ist schuld.
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Der Schrei nach Konzertplanwirtschaft um der Sache, an der es fo gründlich mangelt, einen faßlichen Namen zu geben dieser Schret wird wohl immer ungehört verhallen, folange nicht nur Wille und Neigung, sondern in der Tat die Möglichkeit fehlt, des Konzertmefen als Ganzes tünstlerisch- organisatorisch zu erfaffen. Hier handelt sich's nicht um das Spiel der Kräfte das der Ronturrenzfampf der Konzertdirettionen entfeffelt, nicht um jenes Nebeneinander von Unternehmerzentren, das allzuleicht in ein Gegeneinander ausartet; hier handelt sich's nor allem um bas organisch nicht erfaßbare Konzertburcheinander, das sich Boche für Woche unter den Namen der großen Konzertdirettionen, doch in Wahrheit ohne ihre attive Mitwirtung und, nach herrschender Auffassung, durchaus ohne ihre Berantwortung begibt: um die Unzahl dieser Einzeltonzerte Einzelunternehmungen, an denen, Don Fall zu Fall, die Konzertdirektion nicht mit fünstlerischem und finanziellem Unternehmerrifiko beteiligt ist, bei denen sie vielmehr nur, Arbeitnehmerin des fonzertierenden Künstlers, die bescheidenere Rolle eines von ihm angestellten Geschäftsführers innehat. Jeder Dirigent, Sänger, Inftrumentalist, der einen Saal und, was dazu gehört, mietet, jein eigener Konzertdirektor! Was die Eintags, richtiger Einabendsunternehmer, in die unsere ausübenden Mufiter fich unfreiwillig verwandeln, was biele im täglichen Zufallsspiel wechselnde Konzertdirektoren" in den nou ihnen gemieteten Sälen an dargebotener Musik zum Gesamtbild der Konzerijaisen beitragen: dies nach irgendeinem einheitlichen Plan zu organisieren, bleibt unter den gegebenen Verhältnissen in der Tat unmöglich so sehr
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Der Indische Nationalfongreß forderte in einer einstimmig öffentlichen Aemter auf, die englische Verfassungskommiffion zu angenommenen Refolufion alle gefetgebenden Körperschaften und bontottieren. Von einer Selbstverwaltung" feien feine Borgezeigt, daß die unterdrüdten Rassen bei einer Hinduherrschaft teile für die unterdrüdien Raffen zu erwarten. Die Erfahrung habe Schlimmeres erfahren würden als unter der gegenwärtigen Verwaltung.
Der Kongreß protestiert gegen den Ausschluß von Indern oftafrikanischen Föderation. aus der englisch - cftafricanischen Kommiffion zum Studium der Der Kongreß beschloß, die Aufmerksamkeit des Bölkerbundes auf die Absichten der englischen Kolonialverwaltung zu lenken, bestimmte Bandstreden in dem Hochland des Mandats von Tanganjifa für Europäer zu reservieren und wendet sich in einem Beschluß an die füdafrikanische Regierung, die Berbesserung der Beziehungen mit Indien weiter zu fördern.
Der Rongreß beendete seine Tagung. Die nächste Tagung findet in altutta statt. In der Zwischenzeit soll in Gemein 3u haft mit den anderen Parteien, die wie die Liberalen ihre Zu ftimmung gegeben haben, ein Verfaffungsentwurf fertiggestellt
werden.
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Freitod der Frau Tufar. Die erste Frau des Genossen Tufar, einigen Jahren starb, hat in Brünn Gelbffmerd verübt. Die frei herzleidend. Auch wirtschaftlich lebte sie in bedrängten Berhältnissen. Der„ Daily Telegraph wurde von Lord Burnham an den Befizer und Chefredafieur der Sunday Times", Berry, verkauft. Der hinter ihm stehende Konzern befit große Baplerholzfabriten.
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sich auch dieser Zustand an sich schlechthin als Unmöglichfeit" fennzeichnet. Blanlosigkeit des Konzertlebens, das ist das eine, 3wedlosigkeit, oder menigstens: 3 medverfehltheit so vieler Konzerte, das ist das andere grundsägliche Uebel. Wesen und Sinn eines öffent und nur darin daß fichen Konzertes sollte darin bestehen einer bestimmten Hörerschaft Musit gebrten wird, Musik, die dem Berlangen oder dem Bedürfnis diefer Hörerschaft entspricht Aus welchem Interesse aber werden all diese zahllosen Konzerte veran ftaltet, die ihren Konzertzwed offenbar verfehlen, von denen An schlagfäulen und Inseratseiten( der bürgerlichen Bresse) voll find, von denen aber Säle und Kaffen leer bleiben? Aus teinem äffent. Geld fosten läßt, öffentlich seinen Beruf ausüben zu dürfen, der lichen aus dem größten Karriereintereffe des Künstlers, der fich's genannt, und vor allem, der besprochen, fritifiert werden will. Für den Konzertmufifer, der seinen Weg machen mill, gibt es feinen anderen Weg, ihn zu beginnen? Aber er wird einen anderen, wirt schaftlicheren, würdigeren finden, wenn ihm dieser eine gesperrt wird. Die Preffe hat es in ber hand, ihn zu sperren; es genügte, daß fie ihre Kritik auf die Kunst beschränkte und auf die Er. fcheinungen, die im Kunstleben wesentlich sind; und unbesprochen ließe, mas ins öffentliche Leben tritt, nur, um besprochen zu werden. gebrauchen zum Besten bes Mufiferstandes, der fo wiber feinen Sie sollte im Berschweigen ihre Macht ohne Schonung gebrauchen Willen von einem bebrüdenden Zwang dem 3wang der Defizit fonzerte erlöst würde, und zum Heil des Mufillebens, in dem Berhältnis zu erzielen wäre. nur auf solche Art zwischen Angebot und Nachfrage ein gefünderes Verhältnis zu erzielen wäre.
etwas mehr vor
Die dauernden Auseinandersetzungen über die Beschäftigung jüdischer oder arabischer Arbeiter in den Drangenplantagen von Betach- Tifwah haben zu 3usammenstoßen zwischen jü. dischen und arabischen Arbeitern geführt, die durch das Eingreifen englischer Polizei einen blutigen Charakter angenommen haben. Die jüdischen Plantagenbefizer haben sich bisher tro Juden zu beschäftigen, weil die arabischen Arbeiter billiger find. Nach dem ergebnislofen Berlauf monatelanger Berhandlungen haben jüdische Arbeiter versucht, bie Araber am Bes treten der Oran engärten zu hindern. Erst ein von den Pflanzern herbeigeholtes Bolizeiaufgebot fonnte nach einem Handgemenge die Ruhe wieder herstellen. Die erbitterten Arbeiter brangen darauf in die Gemeindeverwaltung von Betad Tikwah und zerstörten die Einrichtung aus Proteft gegen das rücksichtslose Vorgehen der Polizei und gegen den Ortsvorsteher, auf dessen Beranlassung die Bo fizei erschienen war.
In einem von der allgemeinen jüdischen Arbeitergemertschaft an die Erefutine der Labour Party nach London gerichteten Telegramm wird gegen das Berhalten der Polizei Proteft erhoben und mitgeteilt, daß von den Beamten 5 Mädchen und 9 männliche Arbeiter schwer verlegt worden sind.
Die Erregung der palästinensischen Arbeiterschaft hat sich durch die Vorkommnisse in Betach Tikwah noch gesteigert. Der englische Diftriftskommiffar hat inzwischen die Initiative ergriffen, um eine Einigung zwischen Pflanzern und Arbeitern herbeizuführen. Unter seiner Leitung haben bereits Berhandlungen zu einer gutlichen Lösung des Konflifts begonnen.
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Der Petach Tifwaher Ronflift ist typisch für die Schwierigkeiten, die aus der Einfügung der auf europäische Be dingungen eingestellten jüdischen Arbeiter in die primitipe Wirtschaft Palästinas entstehen.
Haftentlaffung in der Mordsache Legner.
Abschluß der Boruntersuchung.
In dem Mordverfahren gegen Nikolai Reim und Feldwebel a. D. Voz wegen Beteiligung an dem Mord an Bachtmeister Boruntersuchung abgeschlossen. Die Atten gehen an Legner ist nunmehr die beim Lendgericht III in Berlin geführte die Staatsanwaltschaft, die über die Erhebung der Anklage ihre Entscheidung zu treffen haben wird. Die Leiche des Wachtmeisters Legner fonnte bekanntlich trotz machenlanger Grabungen auf dem Döberizer Truppenübungsplatz nicht gefunden werden. Von den beiden Hauptverdächtigen ist jetzt Voß auf freien Fuß gesetzt worden mit der Begründung, daß bei ihm eine Berduntelungsgefahr nicht beste he. Reim, der bekanntlich ins Aus land geflohen war und erst nach langer Zeit in Sizilien verhaftet werden konnte, bleibt weiter in Untersuchungshaft.
Ein tünstlerisches Porträt Moltenbuhrs hat der Parteivorstand auf Anregung der Deutschen Kunstgemeinschaft nor furzem anfertigen laffen. Der Schöpfer des Bilbes ift der Maler Ernst Honig . berger Das Original des Gemäldes hängt im Sigungsfaat des Barteiporstandes, eine gleidymertige zweite Darstellung non der Hand besfelpen Künstlers haben die Hamburger Gencffen erworben, um es in einem geeigneten Raum des Gemertschaftshauses aufzuhängen. Das Berträt zeigt den Verstorbenen in charakteristischer Haltung in einem Lehnstuhl fizend mit seinem gütigen Patriarchengesicht und dem flugen, philosophisch nach innen gerichteten Blid. Der Künstler hat auch eine fast lebensgrohe Originallithographie vom dem Kopf Mollenbuhrs hergestellt, von der noch einige handfignierte Exemplare in der Deutschen Runstgemeinschaft im Berliner Schloß zu haben find
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| Beihnachtstag die Arbeite hore bes 8. Bezirts verfam Berliner Berliner Bolfschor melte. Bezirksmassendor Sängerchor: es mögen vier. bis fünfhundert Mitwirkende gewefen fein. Man weiß von den außerordentlichen Qualitäten des Bolts chors, er hat sie unter seinem Dirigenten Dr. Ernst 3 ander oft genug bewährt, und man hatte guten Grund, sich über die gute Chordisziplin des Massenchors( unter Wilhelm Knöchels Leitung) und insbesondere des Sängerchors( unter Philipp Heids Leitung) zu freuen. Es mar fein Sängerwettstreit, der sie alle zusammenführte. Aber daß am Weihnachtsfeiertag, vormittags um elf, während alles feiert, Hunderte von Arbeitern sich zusam menfinden, um sich und ihren Freunden zur Freude gemeinsam zu dicht befekt ist musizieren, und daß der große Saal des Kontordiapalastes von Menschen, die sich eben für diesen Vormittag nichts Befferes wünschen, als zwei Stunden Mufit zu hören: das bebeutet, als Kennzeichen einer wahrhaft unverbrauchten Musikfreudigkeit, für die Zukunft des Arbeitermusitlebens ein Attivum, das wir nicht hoch gemig bewerten fönnen.
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Eine Revue: Operette.
( Deutsches Künstler- Theater.)
Die Operette des Deutschen Künstlertheaters Evelyne", nach einem Roman tes New Yorter Filipps Oppen. heim von Granichstaedten und Schuß. Mufit von Bruna Granichstaedten ist nicht über den gewohnten Leiften ge
gewordenen Tradition, nach der den Operetten eine einfallstoje und einfältige Bariante eines festgelegten Schemas zugrunde zu liegen hat. Schon die Dupertüre gibt den Borgeschmad auf etwas Be fonderes. Aus dem vollen Orchester flingt heroischer Tonschwall; vorsichtig mischen sich Dissonanzen hinein, werden aufdringlicher und geben der Komposition einen ernsten und anspruchsvollen Charakter. Inzwischen hat sich aber unversehens die Jazzband ingeschlichen. Ihre stampfenden Rhythmen nehmen der Musif die Shmere, ahne ihr die Fülle zu rauben, Granichstaedten behält bicie großgeschmungene Linie im Verlauf der ganzen Operette bei. Er perfällt meber in den Fehler, den leichten musikalischen Fluß mit opernhafter Würde zu belasten, noch oberflächlich zu flängeln. Eine glückhafte MischungSeine Biues. Fortrotts, Oncsteps haben Schmiß und Farbe und eigene Note. Ja, und die liebevoll instrumentierten Walzer schmcigen in Melodie und sind frei von Rührseligkeit.
Angebot und Nachfrage find bis mahe an den Nullpunt: geschlagen. Evelyne" bricht erfeulicherweise mit der handelsüblich funten in der Woche um Weihnachten . Nur ein Konzert von Bedeutung in der Philharmonie, und sie ist nur halb gefüllt. Allerdings, den jungen Dirigenten, der hat, als sich zur iitit zu stellen, fennt hier noch fast niemand; in Arbeiterfreisen hat sein Name einen guten Klang: Jascha Horenstein . Und als Hauptnummer steh: Gustav Mahlers 5. Sinfonie auf dem Programm.( Sie genügte als einzige Nummer.) Beim Bublifum von je die unbeliebteste. Ein Bert leiden. fchaftlichen, verzweifelten Ringens. Keines, das Mahler gelchaffen, offenbart fo thef, so erschüttend die falainierende Zwiespältigkeit feines monisch aufgewühlten Geistes. Alles, was ihn je den Len ten abstoßend, verdächtigt, unverständlich, unheimlich macht, nir gends vielleicht ist es stärker zu spüren als in diefer zu emiger Unpopularitāt verurteilten Sinfonte. Die unbeliebtefte: tarum die am feltensten gespielt. Sie wird nie beliebt, aber sie sollte der Hörer schaft vertrauter werden. Der Konzertgeber, der sie ihr bringt, der zufunftsvolle Kapellmeister, der den Mut hat, an einem Bert wie diesem sein können und Wollen zu e proben, hat den Dant ver dient, mit dem seine ungewöhnliche, wenn auch nicht in allem reife Leistung aufgenommen wird. Er verzehrt sich am Bult, mehr, als der Sade förderlich ist; gegen Ende war es, als tönnte er nich mehr. Aber in dem fanatischen Ernst, mit dem er, bleich und beeffen, feines Amtes waltet, erinnet er an den jungen Klemperer, der, so erzählt man, an den jungen Mahler erinnert haben foll. Noch von einer, Beranstaltung ist zu berichten aus diefer fon. zeriarmen Woche: von der Morgenfeier, die am ameiten
Das Publitum fommt bald in eine Art von Märchenstimmung. Sie friegen sich natürlich, wie das bei Operetten nicht anders möglich ist. Aber wie, das haben sich die Librettisten sehr hübsch ausgedacht. Die Handlung ist sogar höchst spannend. Die übermäßig ro che Evelyne" ist vor lauter Reichtum und Nichtstun nervös. Ein Arzt verordnet ihr dagegen Arbeit. Nach seinem Rezept verläßt sie ihr lururiöses Schloß mit einem fleinen Handföfferchen und fünf Dollar in der Tasche. Sie macht inun den schweren Lebenstampf des Dutdy fchnittsamerikaners burch. Troß besten Bemühens wird sie aus feber Stellung hinausgeworfen. Nun, fagen wir uns, das ist nicht I weiter schlimm, sie hat ja immer noch ihr großes Bermögen in der