Noch mehr Tote gefunden.
Die Sachverständigen der Städtischen Gaswerte stellten feft, daß hr dem Hause zwet Gasrohre lagen, ein neues und ein altes. Das alte Basrohr zerjprang, als nach der Explosion die Wände ein. stürzten. Erst jetzt entströmte dem Gasrohr, das durch die Er- Bei den weiteren Aufräumungsarbeiten auf dem plosion beschädigt war, Gas, das sich entzündete. Die gestern Grundstück Landsberger Allee 116 wurden gegen abend noch zur Brandstelle beorderten Beamten der Gaswerfe 1 Uhr mittags noch weitere erwachsene Per fanden den Absperrtopf und konnten das beschädigte Gasrohr Derichließen. Das zweife, neue Gasrohr ist auch nach der sonen als Leichen geborgen. Außerdem fand Katastrophe unbeschädigt gewesen. Nach dem Gutachten der Sach- man unter den Tümern einen abgerissenen Arm, verständiger tonne es fich nur unr eine Explosion von Am- zu dem noch der Körper fehlt. moniakdämpfen handeln.
5 Uhr früh,
Als weitere Explosionen nicht mehr zu befürchten sind, fönnen emlich die Aufräumungsarbeiten an bem Trümmerhaufen vorgenommen werden, die sich sehr schwierig geftaften. Nur langsam tönnen die Beamten sich den Weg bahnen. Die Straße vor dem Unglüdshaus ist in einer Länge von mehreren Hundert Metern mit
Glas- und Porzellanfcherben, Eisenstangen, Campenteilen und ähnlichen Dingen überfät. Zu beiden Seiten des abgesperrten Straßen zuges staut sich eine dichte Menschentette, die bis in die Morgen stunden unentwegt ausharri. Im Laufe der Morgenstunden konnten die Leichen von drei weiteren Bewohnern des Unglüdshauses zutage gefördert werden. Es waren dies der Gastwirt, der 47jährige Wilhelm Scheithauer, und dessen 33jährige Fran Berta Die Berunglückten hatten furchtbare Berlegungen erfitten. Kurz zuvor wurde dicht bei den Eltern die a cht Jahre alte Tochter, die wie durch ein Wunder noch am Leben war, hervorgezogen und ins Krankenhaus gebracht. Schließlich stießen die Bergungsmannschaften gegen 9 Uhr auf eine start verstümmelte meibliche Leiche, in der man die Porfierfrau des Hauses vermutet.
Ein Augenzeuge,
der im dritten Stockwerf des finfen Borderhausflügels wohnt, erzähli:
Ich war gerade mit dem Auskleiden beschäftigt und wollte in das Schlafzimmer gehen, als ein furchtbarer Krach ertönte und das ganze Haus ins Wanten geriet. Die Erschütterung war so starf, daß das Wäschespind umfiel und die Fensterscheiben laut kirrend in die Tiefe stürzten. Im ersten Augenblid maren ich und meine Angehörigen von Entsetzen gelähmt. Was fonnte geschehen sein? Wir eilten an das Fenster und sahen im Erdgeschoß einen Feuerschein und auf der anderen Seite eine riesige Staubwolfe aufwirbeln. Wir erkannten die Gefahr und liefen, nur notdürftig bekleidet, die Treppe hinunter. Andere Mieter traten gleichfalls mit angsterfüllten Gesichtern aus ihren Wohnungen und schlossen sich uns an. Durch das beinahe volltommen versperrte Haustor gelang es uns, die Straße zu erreichen. Sturze Zeit darauf alles war nur das Werk von Sefunden reffelte die Feuerwehr heran.
Im Laufe des Bormittags
wurden die Aufräumungsarbeiten in verstärktem Maße fortgesetzt. 40 Feuerwehrleute waren ununterbrochen mit dem Abtragen der Schutt und Steinmassen beschäftigt. Da die Aufräumungsarbeiten sehr schwierig vor sich gehen, wurden vom Polizeipräsidenten drei Hundertschaften Schupo eingelegt, die in Arbeitsanzügen mit Bickel und Haden eingriffen. Noch immer müssen die Bergungsmannschaften mit aller Borsicht zu Werke gehen, da sich einige Wände, die starfe Riffe aufweisen, geneigt haben und für die unten Arbeitenden eine ftete Gefahr bilden. Es wird befürchtet, daß unter den Trümmermaffen noch mehr Tote liegen. Ununterbrochen treffen an der Unglücksstelle auswärtige Angehörige von Mietern des Trauerhaufes ein, um nach Verwandten zu forschen. So fragte jemand nach seinem Bruder, der mit seiner vierTöpfigen Familie im dritten Stodwert wohnte. Nirgends, weder im Schauhaus noch im Krankenhaus, fonnte er über den Bermißten etwas in Erfahrung bringen. Er begt die Befürchtung, daß alle ein Opfer der ungeheuerlichen Katastrophe geworden sind. Ein anderer Mann, der aus Wilmersdorf herbeigeeilt ist, vermißt feine verheiratete Tochter und seinen Schwiegerjohn. Es ist die Möglich feit nicht ausgeschlossen, daß fie in der ersten Aufregung davongelaufen find, es besteht aber auch die Aussicht, daß sie den Tot gefunden haben. Die Polizei sieht vor einer schwierigen Aufgabe, und an Hand von Meldelisten des zuständigen Polizeireviers will man versuchen, die notwendigen Feststellungen zu machen.
Musit- Rundschau.
Das Bürgerfiche, fo mar neulich hier zu lejen, kann und foll fen Bereich der Musit nicht in unvereinbarem Gegensatz zum Proletarischen, zur Welt des Arbeiters, stehen. Gewiß nicht; und umgefehrt, das Schlagwort proletarische Musik foll nicht fämpferisch gegen die überkommenen Werte der bürgerlichen Mufit ausgespielt werden. Aber heute ist von einer Tat zu berichten, mit der die Zentrale des Berliner Arbeitermusitlebens, ble Boitsbühne, das musikalische Bürgertum beschämt, daß sein Hochmut, der Dünket der Musikgebildeten, allein Mufir- ,, Berstehenden", in all feiner Unzeitgemäßheit bloßgestellt wird; von einem Ereignis, das, an der Schwelle des neuen Jahres, als Signal der proletarischen Mufilrevolution in die Zufunit leuchtet: von der Aufführung der Reunten in der Sylvesternacht.
Es ist, unter Ostar Fried, die Aufführung, die schon den Höchsten Maßstab des Berliner Konzertlebens bestanden hat; mit dem Philharmonischen Orchester; mit dem Bruno Kittelschen Chor; mit dem Soloquartett, dus oon Hermann Schen gestüht, von Emmi Land unfehlbar sicher geführt wird. Dieselbe Aufführung: an innerer Geschlossenheit, an Intensität des Ausdrucks noch gewachjen; doch unendlich gesteigert an Wirtungsmacht, dank dem Drt imb der Stunde. Silvester- Mitternacht, nichts von Bunsch and Pfannkuchen, nichts von Konfetti und Baplerschlangen; draußen in der Millionenstadt Hallo und Gejohle hier: Schillers Ode an die Freude "; Beethovens Bekenntnis zur Idee der Menschheitsverbrüderung, zur Idee der Bölterversöhnung. Nie ist der Ge= dante, der heute die Köpfe der Besten bewegt, überwältigender in
Zahlreiche Mieter des Unglüdshauses, die nach der Katastrophe verwirrt auf der Straße umherliefen, haben sich bisher weder in Hause noch bei der Polizei gemeldet.. Das Haus enthielt 20 Mietsparteien mit etwa 99 Köpfen.
Drei Feuerwehrleute schwer verletzt.
Bei den Aufräumungsarbeiten ereignete fich noch ein schwerer
Unfall. Die Feuerwehrleute Boded, Bergiels und Krethte aurden von herabstürzenden Mauerteilen am Kopf erheblich verlegt und mußten von Eamarütern behandelt werden. 3wei von ihnen mußten fich in ärztliche Behandlung begeben.
Die Uhr zeigte 0.25 Uhr.
geblajenen Reftaurationsbetriebes hängt an der Band eine zer Inmitten des Chaos in dem durch die Explosion wie wegirümmerte elettrische Uhr, die auf 0.25 Uhr zeigt. Der Luftdruck hat auch ihr das Lebenslicht ausgeblasen.
Aufruf!
Das Explosionsunglück Landsberger Allee 116 hat viele Fa milien um Hab und Gut gebracht. Die amtliche Hilfe hat für die Bedürftigen eingelegt. Darüber hinaus zu helfen ist bringend erbürgern und sendet Geldspenden an das Sonder wünscht. Deshalb, Mitbürger, helft euren in Not geratenen Mit fonto 8000 der Bezirksarbeitsgemeinschaft Brenzlauer Berg . Sparkasse 16, Danziger Str. 64, Boit fchedfonto 26 104 für Sonderfonto 8000. Sachi penden bitten Danziger Str. 64; Fernruf: Alexander 5070. wir zu melden dem Bezirksamt Prenzlauer Berg , Berlin NO. 55,
Bezirksarbeitsgemeinschaft.
Weber, stellvertretender Bürgermeister. Bezirksamt Prenzlauer Berg .
Das Nachrichtenamt der Stadt Berlin teilt mit: Zwischen Bürgermeister Scholz und dem stellvertretenden Bürgermeister com der Polizeiverwaltung fand nach Besichtigung der Unfallstelle eine Brenzlauer Berg Stadtrat Weber, Oberbranddirektor Gempp und Besprechung vor dem Unfallhause selbst sowie im Rathause statt über die Maßnahmen, die für die Opfer au ergreifen find. Die Wohnungslosen werden durch das Bezirksamt Prenzlauer Berg oder die Nachbarbezirfsämter untergebracht werden und mit dem nötigen Hausrat, Betten, Geräten, Kleidung und Wäsche ausgefertigt. Das Wohnungsamt Brenzlauer Berg , Danziger Straße 64, Zimmer 9, wird in den nächsten Tagen glückten und von der Not Betroffenen sollen sich nach Vereinbabis 12 Uhr nachts ununterbrochen geöffnet sein. Alle Berunrung mit der Polizei zunächst dem zuständigen Bolizeirevier melden und werden von dort, aus dem Bezirksamt zugewiesen werden, welches für alles weitere, insbesondere Wohnung, nötigen Hausrat, Kleidung und Wäsche forgen wird. Die Kosten für die im Krankenhaus Untergebrachten werden voraussichtlich von ber Etadt getragen werden.
Eine unerhörte Berdächtigung.
Eine nicht zu überbietende Gemeinheit leiftet sich ein feit turzem erscheinendes nationalistisches Mittagsblatt, das unter der Chef redaktion des jattsom bekannten Senfaflonsmachers Dr. Paul Destreich( früher Berliner Börsen- Zeitung") steht. Das saubere Blatt folportiert die Behauptung, daß es sich bei der Explosion um einen Sabotage aft" handle, der mit der augenblidlichen einen Sabotage aft" handle, der mit der augenblicklichen Streitbewegung der Schlächter in Verbindung stehe. Beweise für diese ungeheuerliche Anschuldigung werden natürlich nicht erbracht. Wir hängen diese nationalistische Schurkerei gegen fämpfende Arbeiter hiermit niedriger.
das ganze Jahr. Ausgerechnet am 31. Dezember nachts um zwölf die Neunte? Auch das festliche Ereignis, das menigstens die Aufführung dieses befonderen Werts jedesmal werden sollte, ist im bürgerlichen Mufifleben längst feins mehr, ist abgenutzt, verbraucht im täglichen Betrieb. Mufif hat ihre Funktion, ihren bestimmten Blazz in der bürgerlichen Lebenshaltung, aber mas für ein Platz ist es? Sie fennen ihren Beethoven, fie hören thn immer und immer wieder, zum zwanzigsten, fünfzigsten, hundertsten Male, aber er dringt nicht ins Leben. Konzerte, Sinfonien, Philharmonie, das ist eine Sache für sich: Beruf, Geschäft, Wirklichkeit, das ist eine andere. Ihr Leben hat mit Beethoven , ihre Freude mit Beethovens Freudenhymne nichts gemein. Ihr Feiern fennt nicht den hohen, menschlich- heiligen, wahrhaft feierlichen Begriff der Freude, die, wie Schiller , Beethoven meint. Der Rest ist Jazz. Зазд
oder„ der Rhythmus unserer Zeit": damit macht man alles gut. Man spricht von Zeitgeist und meint Tagesmode.„ Wir" haben das amerikanische Tempo, es ist das Tempo der Beit", und jener Negertanzrhythmus, der das belebende Element der Jazz mufik bildet, ist ihr Rhythmus. So weiß es heute, wer auf der he ist. Aber die Zeit, Gott sei Dant, verfündet sich nicht durch die Feder von„ Intellektuellen", deren Produktionsmittel die Spür nafe ist, um deren Länge sie minder konjunkturtüchtigen Zeitgenossen allemal voraus find. Alltag, Straße, Bergnügungsrummel, all dies ist nicht das Geficht der Zeit; dem hat es sich nicht entschleiert, der's ist nicht das Gesicht der Zeit; dem hat es sich nicht entschleiert, der's in der Westentasche trägt. Wir sind weder Afrikaner noch Amerifaner geworden. Jazz als„ Rhythmus unserer Zeit": es ist taum der Mühe wert, dagegen zu polemisteren. Denn was ist Ja33? Der bürgerliche Amüsierrhythmus des Tages.
Trotzdem, wir wollen die Sache, die immerhin eine Tatsache des heutigen Lebens ist, nicht verachten. Nur: wie viele, die Jazz
Die Deutschnationalen gestehen.
Die Auflösung der Gutsbezirke ein Gegen,
Der deutschnationale reis anzeiger", der in Gardelegen erscheint, schreibt über die Auflösung der 32 zum Teil großen Gutsbezirke im Kreise Neuhaldens leben u. a.:
„ Die Einbeziehung all dieser Flächen und Einwohner in die benachbarten Landgemeinden wird das fomunale Leben in diesen Gemeinden vielfach grundlegend ändern; nicht nur, daß die politische Zusammenlegung einzelner Gemeindevertretungen durch diese Menderungen möglicherweise vollkommen verwandelt wird, vor allem wird auch die steuerliche Leistungsfähigteit mancher Gemeinden im Kreise durch deren bevorstehende Vergrößerung auf das stärkste beeinflußt, und zwar, wie man trok der mit zu übernehmenden Lasten durchweg fagen fann, gehoben gemeindung mit nachbarlichen Gemeinden wird die Leistungs Also: durch die Auflösung der Gutsbezirke und ihre Einfähigkeit der Gemeinden gehoben! Die Partei aber, in deren Dienst der Kreisanzeiger steht, die deutschnationale, hat im Landtag gegen die Auflösung der Gutsbezirke getobt. Die Hebung der Leistungsfähigkeit der Gemeinden bedeutet den Deutschnationnalen gar nichts, die Aufrechterhaltung der bei den Deutschnationalen: fie legen sich das Prädikat national Herrschaft der Großagrarier alles. Es ist hier mie überall und staatserhaltend zu, um zu verbergen, daß ihnen der Staat gleichgültig ist, wenn es sich um ihr Klasseninteresse handelt
Paris über Washington enttäuscht. Der abgelehnte Sonderpaft.- Kritit an Kelloggs Bölkc bundsersatz.
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Die Morgenpresse spiegelt die Enttäuschung wieder, die in Frankreich die Antwort der Vereinigten Staaten auf Briands Borschlag für einen etwaigen Friedenspart auslöfte. Befriedigt über die Antwort Kelloggs ist nur der ,, Matin": Die Regierung der Bereinigten Staaten habe, ohne ihre Haltung gegenüber dem Bölkerbund zu ändern, einen großen Schritt zur Annäherung an die Großmächte getan. Der offiziöse Petit Parisien sicht in dem Dokument Kelloggs den Beweis dafür, daß Amerika , ohne dem Bälterbund anzugehören, fich jetzt auf die früher von dem Präsidenten Wilson vorgezeichneten Wege begeben wolle.
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Mit Ausnahme dieser beiden Blätter übt die heutige Presse aber eine recht starte Kritik oder beurteilt die Aussichten eines Battes recht peffimiftisch. Die von den Bereinigten Staaten vorgesehene Lösung, so erklärt das„ Journal", stellt das französische Projekt vollständig auf den Kopf. Wenn man annehme, daß ein derartiger Vertrag zwischen den Bereinigten Staaten und Deuts= and zum Abschluß täme, tönnten die Bereinigten Staaten nicht mehr intervenieren, um Frankreich im Falle eines etwaigen französisch- deutschen Konfliktes zu unterstigen,
Skeptische Zustimmung in London .
Sämtliche Blätter würdigen in Leitartikeln den amerikanischen Borschlag eines allgemeinen Friedenspaltes. Sie begrüßen ihn durch meg, menn auch als eine schöne Gefte. Darin prägt sich die Befriedigung darüber aus, daß Frankreich einen Sondervertrag nicht erreichen wird. Sie stellen durchweg fest, daß die amerikanische Anregung eines allgemeinen Kriegsverzichtes über den Bölferbund hinausgehe, also in gewissem Sinne mit ihm undereinbar fei. Natürlich wird überall auf das gleichzeitige brutale Borgehen Amerikas gegen Nikaragua hingewiesen,„ Daily Tele graph " meint: Die weite Ausdehnung, die Kellog der ursprünglichen Baffidee Briands gibt, wird in Frankreich nicht sehr millfommen geheißen. Andererseits wird sie in Deutschland mit Erleichterung aufgenommen werden, denn dort hat auch in amtlichen Kreifen in letzter Zeit einige, wenn auch unnötige, Besorg nis bestanden, daß zwischen Paris und Washington eine besondere politische Verbindung geschaffen werden könnte.
liner Jazz" ist moderner Linde. Es ist der Unterschied von Gestern und Heute; von Bittor und Friedrich Holländer . Ajo: Tanz- und Unterhaltungsmufit für den Bedarf der Stunde. Bor fremden Erdteilen feine Spur. Kein Schimmer von dem, was allein unsere Zeit" heißen kann: das Stück Welt- und Mensch heitsgeschichte, das wir durchleben.
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Bo lebt, wo äußert sich, in der Musik, Art und Weise dieſer unserer Zeit? Ein Gegenfag beherrscht, als Gegenstand dringender Auseinandersetzung, das geistige und das politische, das wirtschaftliche wie das fünstlerische Leben der Gegenwart: der Gegensah In dividualismus- Kollektivismus. Er ist so alt wie die menschliche Gesellschaft, dieser Gegensaß, aber die entwicklungsgeschichtliche Strömung, von der wir erfaßt find, treibt aus einer individua listischen Vergangenheit in eine follettivistischere Zukunft. Wie die Kunst dieser Zukunft beschaffen sein wird, wissen wir nicht. Aber mur die Künstlerpersönlichkeit, die stellvertretend ausdrückt, was alle fühlen, alle meinen, vermag vor den Forderungen einer zum Kollektivismus erwachten Generation zu bestehen. Wenn einer: Beethoven wird bestehen, der Musiker der großen Menschheitsideale. Das Nur Aesthetische in der Kunst hat schlechte Seiten; schlechtere werden tommen. Bon Herzen möge es zu Herzen geben", schrieb Beethoven als Motto über den ersten Teil seiner Missa solemnis "; es war eine Widmung an die Menschheit. In ihrem Namen hot er, stellvertretend, fraft seines Musikergenies geschaffen. geschaffen. Das All Menschliche ist Beethovens heutige Kraft. Diesen tiefsten Sinn seines Wirtens hat die Silvesteraufführung der Neunten lebendig gemacht; es war, unmittelbar und symbolisch, ein Att proletarischer Besizergretfung.
gefühlte Wirklichkeit, in Erlebnis umgesetzt worden als in diesem als Symbol des„ Amerikanismus“ verherrlichen, und das Sero- Mann ist Mann" von Bertolt Brecht .
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Freudenhymnus, der Beethovens sinfonisches Lebenswert frönt. phon als Instrument, durch das er sich verlautbart wie viele Sie ist seine Neunte finnvoller erflungen, nie so tief und lebendig wiffen, daß der Mann, nach dem es benannt ist, Herr Adolphe in ihrer Beziehung zur empfangenten Ummelt, mie zu dieser Sar, ein berühmter Barijer Instrumentenmacher gewesen ist, daß Stunde, in der das alte" und das„ neue" Jahr, Bergangenheit nach den Klängen des Scrophon Generationen französischer und und Zukunft bedeutungsvoll zusammentreffen, in der erhöhtes belgischer Refruten gedrillt wurden und werden? Wie viele, die Gegenwartsgefühl die Menschen zu gemeinsamer Feier ruft. Eine hier noch immer urafrikanische Bolfskraft, Urfraft der Mufit. politische Jahresfeier? Ein Fest der Freude, Fest der Musik. erneuerung wittern, wie viele wissen, daß Jazz, wie er heute erneuerung wittern, wie viele wissen, daß Jazz, wie er heute Draußen: Brost Neujahr!" Hier: Freude, schöner Götterfunfenbräuchlich ist, längst ein internationales Industrieproduft geworden, Das Haus vermag die Laufende nicht zu faffen, bie fidy zu dieser ein Broduft, dessen Bestandteile entweder europäischen Ursprungs einzigartigen Feier drängen. Die dabei waren, dürfen sich fagen, find aber wenigstens, nach bekanntem Rezept, in Europa hergestellt baß nirgends in der Welt das Jahr schöner, erhebenber, verheißen werden tönnen? Jazz ist ja nicht Musir besonderer Art, fondern ber beginnen fonnte. eine befondere Art, zu mufizieren. 302, entsteht, indem ein Stück Man sollte solch eine Silvesterneranstaltung, eine Beet Mufif ein Stüd schon vorhandene Musif verjazzt wird Man Derjazzt wird man hoven Sinfonie zu solcher tSunde man sollte das ein. lernt das auf dem Hochschen Konservatorium in Frankfurt . Die mal dem bürgerlichen Publikum, dem musikliebenden, musik Berliner machen es ohne Akademie; aber wie sie es machen- erzegenen Publikum der Philharmonie zumuter. Ein leerer Weintraubs Syncopators zum Beispiel, die im Augen Saal, ein Gelächter wäre bie Antwort. Mit großer, blick hier die beste Jazziruppe find, mit Talent, Laune und sauberem hoher Mujit find diefe Menschen versorgt, die haben sie können, ist das eine durchaus berlinische Sache geworden. Ber
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( Bolksbühne.)
Goln Gay, der Hauptmacher in der Brechtschen Posse ist der Monn, der nid, Rein fagen fann Troßdem geht das Glüd ganz manierlich mit ihm um. Galy Gan ist ein schlichter Gepäckträger in Indisch- Kilkoa. Darum ift das Stüd erotisch foloriert. Galy Gan bombardiert die Festungen in Tibet zu Trümmern. Darum ist das Stüd ein Heltenftid. Es soll aber das Stück vom Helen sein, der gar feiner fein will.
Bertolt Brecht hat sich diesen Galy Gay famos ausgedacht, als ein Konter fei von sich selber. Er hat ja in manden Re: sen gebeid tet, daß er sich wie einen fleinen Johannes füllt, er hat noch nicht den Menschen gemad t, ten wir 1928 brauchen, er hat ihn aber vorbereitet. Er zeigt, mo es hinausgeht. Dieser unsentimentale Galy Gan ist ein Herr Sh : tönnt mich mal". Er ist kein Schieber, der nur jo tut, als ob er si schieben läßt. Er ist der beste und der Suiteste Junge, der nie untergehen wird, weil ihm nichts auf die