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Mittwoch

8. Februar 1928

Unterhaltung und Wissen

Die Parkbank.

Bon Robert Größsch.

Als Herr Theobald die Mittagsstunde hinter sich hatte, nahm er feinen Weg zum Bureau durch den Park- mie imme: seit fünfzehn Jahren. Die Maifäßchen schaufelten im Winde. De Bögel firilierten. Sonnenflut schwelgte unter blauem Himmel. Der ganze Kosmos sagte ein Frühlingsgebet auf.

Herr Theobald hatte es fehr eilig. Immerhin: als er den schön geschwungenen Sandweg längs der Böschung des Flusses dahin schritt und an die Stelle fam, wo sonst eine Bant gestanden, blieb er stehen. Bo war die Bank? Ein leerer Fleck gähnte zwischen den Holundersträuchern, am Boden zwei Steinschwellen mit starren den Schrauben- wo war die Bant? Der Atem stodte ihm. Er witterte seitlich über die Böschung und erschrat. Die Bank lag im Wasser des Flußufers. Die Wellen spülten über die Lehne hinweg, die eisernen Beine ftredten sih trostlos in die Luft und flagten gen Himmel.

Herrn Theobald stockte der Atem noch immer. Er sieht die Burschen vor sich, die sich hier gefchunden und abgeradert haben, um zu zerstören, zu schänden, Berwüstung zu verbreiten. Jeden Tag im Sommer hat er nach Bureauschluß hier zwischen blühendem Holunder gesessen, jeden Tag im Sommer.

Eine Turmuhr schlägt in der Nähe und fährt in Herrn Theo­balds Beine; automatis seßen sie sich in Marsch. Doch schon nach fünfzig Metern tommen sie wieder ins Halten und Herr Theobald wirft einen Blick zurück. Das Wasser pläts hert leis und bös über das Holz der Geschändeten.

Nein, das kann man so nicht liegen lassen. Und er fehrt wieder zurüd, steigt die in fanfter Schrägung abfallende Böschung hin­unter, geht bis dicht ans Wasser, faßt eins der eisernen Beine und beginnt zu zerren. Mit großer Gemächlichkeit rückt sie hinter Herrn Theobald her, die sandige Uferlehne hinauf. Der Schweiß tritt ihm auf die Stirn, aber er setzt erst ab, als ein breiter Schatten vom Beg her über das besonnte Ufer fällt. Der Schatten hat einen Helm auf. Und als sich Herr Theobald umdreht, steht auf dem schön gehartten Wege ein Schuhmann.

Was treiben Sie hier?"

Herr Theobald ist sowohl atemlos als auch ertrüstet, doch zu­nähst zieht er die Bank mit einem letzten Rud auf die Grasflä he herauf und richtet das Gestell empor. Die Sonne entzündet auf dem durchnäßten Holze flimmernde Reflexe, während Herr Theo­bald Schweiß wischt und die Frage des Schuhmanns beantwortet. Das Betreten der Böschung ist verboten!" Und er habe da unten am Wasser überhaupt nichts zu machen.

Die Stimme unter dem Helm hat etwas gelassen Entschiedenes, Diskussionsfeindliches. Herr Theobald begibt sich auf den recht: mäßigen gehartten Sandweg. Der Schutzmann mißt die hagere Gestalt mit einem blauen Blick. Warum wollten Sie die Bank da herunterwerfen?"

"

Ich? Ich? Erlauben Sie mal. Ih habe sie den Fluten entriffen!"

Der mit dem Helm lähelt geringfchäßig, ftedt zwei Finger ta die Knopfreihen der Uniform und meint, jetzt müßten sie erst mal zufammen zur Bache gehen.

An diesem Nachmittag fam der erste Buchhalter der chemischen Farbwerke zwei Stunden zu spät. Der Bureauchef konnte sich nicht entfinnen, so etwas je an Herrn Theobald erlebt zu haben. Die Bangen des Buchhalters glühten in der Röte der Erregung, fein: Augen maren wie schwelender Bunder und sein Mund bebte eine Geschichte, die niemand im Bureau verstand. Nur soviel erfaßte der zweite Buchhalter, daß sich Herr Theobald der mehrfachen Be amtenbeleidigung shuldig gemacht habe.

Am Rande der Böschung jedoh stand die Bank wieder auf ihren vier eisernen Beinen, tropfte noch immer Wasser aus allen Buraben und ließ auf der schwarzen Anschrift Nur für Er. machsene die Sonne brennen und leuchten.

Als abends die Dunkelheit Bush und Strauch   einhüllte, fami des Weges, eng umschlungen, träumerisch und flüfternd, ein Bärchen. An der gewohnten Stelle taſtete es nach der Lehne, tastete sich bis zum Rande vor, fühlte die Bant und ließ sich vergeffen und selig nieder. Die Bant aber gab nach, fippte um und blieb an der Ranie der Bös hung liegen, indes das Bärchen den Abhang hta imterfollerte. Der junge Man fauchte und eine mörderische But übertam ihn. Er pacte die Bant, tantete fie empor und gab ihr einen Stoß, daß fie fich überschlug. Das Wasser des Ufers sprigte Platschend hoch.

Auf das junge Mädhen jedoch machte dies Erlebnis einen solch niederschmetternden Eindruck, daß sie an diesem Abend nicht mehr in Stimmung zu bringen war.

Am nächsten Morgen tam Herr Theobald wieder an der Stelle vorüber, wie immer seit fünfzehn Jahren. Die Bank lag wieder im Wasser, die eisernen Beine flagend gen Himmel gestreckt.. Da schüttelte Herr Theobald den Kopf. Er verstand diese Welt nicht mehr.

Edouard Manet  .

Bon Max Liebermann  .

Die Manet  - Ausstellung in der Berliner   Galerie, Matthiesen wurde am 5. Februar mit einer Rede Dr. Emil Baldmanns, des Direktors der Bremer Kunsthalle  , eröffnet. Sm Katalog der Beranstaltung, der neben den Werken aus Privatbesig besonders die Bilder aus den Museen von Paris   und Skandinavien   ihren Glanz geben, schreibt in feiner temperamentvollen Art Liebermann  , der Altmeister auch der Manet- Sammler:

Manet   ist Nur- Maler". Er malt ebensowenig Poesie wie Musik; worüber die sogenannten Gebildeten aller Nationen quittier ten, indem sie ihn gleichermaßen verabscheuten und wohl immer noch verabscheuen, wie fie fich jetzt auch schämen, es einzugestehen. Manet so recht verstehen kann wohl nur der Maler, und auch nur der, welcher in der Wiedergabe der Natur das A und O der Malerei sieht; was freilich der moderne Maljüngling und noch viel mehr der moderne Kunstskribifag für einen überwundenen Stand­punkt hält. Wie jener Maler. den einer fragte, warum er aus einem Naturalisten ein Symbolist geworden, antwortete: Nach der Natur malen ist zu leicht." Ja! Nach der Natur malen kann heutzutage fast jeder Maiklaffenschüler, beinahe so gut wie Manet, jebenfalls viel auviel à la Manet.

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Und sind doch keine Manets worden! Bei der Wahl seiner Themata er maft einen Schinken oder ein Blumenbuteit, firfiche oder eine Melone, Fije ober eine Brindje,

Beilage des Borwärts

Utopist und Abenteurer.

Zu Jules Bernes 100. Geburtstag.

Ein Roman wie Die Reise um die Welt in achtzig Tagen hat in der Gegenwart an Attualität verloren trog des Presto tempos der Handlung und der Fülle des Geschehens. Die Wirklich feit hat die Phantasie des Dichters geschlagen, und auch das Unterseeboot und das lenkbare Luftschiff rechnen heute zu den Selbstverständlichkeiten, und man lieft darum nicht mehr gern Romane, die unsere Zeit aus der Perspektive des vergangenen Jahrhunderts betrachten, die die technischen Einrichtungen der Moderne vorausahnen, fie aber von Menschen mit altertümlicher

Haltung und Weltanschauung handhaben lassen, und doch, es bleibt erstaunlich, daß ein Schriftsteller in den sechziger und siebziger pols, von der Erforschung der Meerestiefe, von einer telephonischen Jahren des vorigen Jahrhunderts von der Entdeckung des Nord­Verbindung zwischen den Erdteilen und von künstlichen Insein fabulierte, daß er in seinem Roman Die Reise zum Mond  " das Raumschiff auf das Prinzip der Rafete aufbaute, man muß des­halb heute noch die fühne Phantasie des Franzosen Jules Verne  bewundern, auch wenn die Zeit ihn überholt hat und wenn wir andere Anforderungen an den technischen und utopistischen Roman stellen und selbst den Abenteurer als ausgeprägte Individualität gestaltet sehen wollen.

Man bezeichnet oft Jules Verne   als den Schöpfer des techni­schen Romans. Ist er dies oder ist der technische Roman der Weil Jules Berne die Idee Gegenwart vorbehalten geblieben? schaft dieses Problem ernsthaft diskutierte, ist er noch nicht der des Luftschiffes, des Unterseebootes faßte, lange bevor die Biffen­Dichter der Technik. Laßwitz   beschreibt in seinem Roman Auf zwei Planeten" eingehend die Meßinstrumente der Marsbewohner, gibt genaue Konstruktionsangaben, Hans Dominit lieft beinahe über elektrische Wellen, er versucht seine Apparate durch Bergleiche in seinen utopistischen Romanen physikalisch- mathematische Kollegs mit bekannten Dingen zu erklären, damit aber gibt sich Jules Berne nicht ab. Er setzt seine Erfindung als Gegebenheit voraus und legt den Hauptakzent auf die Abenteuer, die seine Menschen Damit abfinden. Und noch ein Moment tommt hinzu. Man ver erleben. Das Unterseeboot ist eben da, und der Leser muß sich gleiche etwa Jules Verne   mit Herbert George Wells  . Beide be­

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Borträts, männliche und weibliche, oder einen Aft wie die Olympia   ist es flar, daß das Außergewöhnliche nicht in seinen Sujets liegt. Manets Kunst beruht also, wie die eines jeden echten Malers, in feiner neuen Auffaffung. Der eigentliche Maler fucht nichts Neues zu malen, sondern das Alte neu zu malen. Ueberhaupt ist es ganz gleichgültig, ob der Künstler ein schon tausendmal dar­gestelltes Thema behandelt oder ein funkelnagelneues mas übrigens schwer zu finden sein dürfte, da es in der Kunst nur darauf ankommt, daß das Thema in persönlicher und daher neuer Weise dargestellt wird. Wenn einer einen Rosenstrauß oder einen Schinken so persönlich wie Manet zur Darstellung bringen fann, so ist er, wie es in der Kunstgeschichte heißt, ein bahnbrechendes Gente: denn indem er neue Reize an dem Schinken entdeckt und dar­gestellt hat, hat er das Bereich der Malerei erweitert.

Der Maler sucht überhaupt nicht, sondern er findet. Er empfängt, wie Schiller von Goethe sagt, sein Gesetz vom Objekt. Tausend Maler haben einen liegenden Aft oder ein Damenporträt gemalt: daß Manet den Akt oder das Porträt in dieser Einfachheit sah und für diese Einfachheit die adäquate Form fand, darin liegt sein Genie. Nicht in seiner Malfaust, sondern in seiner malerischen Phantasie fiegt seine Größe. Er sieht malerisch: er meiß aus dem Frauen: förper das Typische herauszuholen, ohne die momentanen und zufälligen Reize, die die Natur bietet, einzubüßen. Er malt nicht nur wie der ,, akademische Maler", was er gelernt hat, was er tann, son­dern wie der wahre geborene Maler, was er sieht. Aber er ist auch ein Boet dazu, denn die Idee verdichtet" sich unter seinem Binsel zur plastischen Form. Daher das Verblüffende des Eindrucks eines jeden Striches Manetscher Kunst: die Form, die er uns zeigt, hat nur er gesehen.

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Es ist daher der größte Unsinn, Manets Bedeutung in feiner Technik zu sehen, wie wir's täglich zu lesen bekommen und welcher Unfinn würde nicht gedruckt! als wäre er ein virtuoser Maler gewesen, nur ein äußerlicher Kopist der Natur. Man vergleiche nur einen nach der Natur photographierten Att mit der Olympia, um zu erkennen, daß ein Maler einen Frauenförper weniger von der Natur abgeschrieben" hat: weder Tizian   noch Rembrandt   noch Velasquez  haben einen Att persönlicher aufgefaßt.

Manet   hat mehr als je ein Maler vor ihm oder nach ihm die tonventionelle fchöne Form" vermieden: die ganze Bofe, die Linie, ber Rhythmus in ber Bewegung um son der Malerei gang au

| handeln beispielsweise das Flugzeug, ehe es erfunden war, der eine in Fünf Wochen im Ballon" und in Die Reise zum Mond  ", der andere im Luftfrieg" und in dem genialen Buch Wenn der Schläfer ermacht". Für Bells ist nun die Erfindung des Luftschiffs feineswegs die Hauptsache, sondern er demonstriert vor allem wie der Siegeszug der Technik die sozialen, wirtschaftlichen und staat­lichen Verhältnisse umgestaltet. Der utopistische Roman nähert sichy in der Gegenwart wieder den Staatsutopien eines Thomas More  oder Campanella. Hinter der Bunderwelt einer zufünftigen Technik steht der neue Mensch in seiner sozialen und wirtschaftlichen Ge­bundenheit und dieser neu geprägte Menschentyp ist bei Wells, bei Döblin   oder Alerei Tolstoj   Träger einer spannenden Hand­lung. Jules Verne   aber gibt allein die Handlung, die Technik wird bei ihm nur zum Auslöser des Geschehens. Die Melodie, die er anschlägt, orchestrieren seine Nachfolger reicher, vielgestaltiger, und deswegen erscheint dem modernen Menschen der phantasiereiche Franzose zu arm. Berne   hat keinen Sinn für soziale Dinge. Gleichgültig, wann und wo seine Romane spielen.  , seine Gestalten bleiben immer Gestalten aus der Romanwelt des neunzehnten Jahr­hunderts, also aus der Zeit, da der Kapitalismus feinen Siegeszug antrat. Es find Gestalten, die heute kein Interesse mehr erregen.

Hinter den technischen Erfindungen, hinter den Utopien steht der Verfasser von Abenteurerromanen. Nur um die Visionen seiner Phantasie gestalten zu können, mur um einen bis dahin me er­reichten Gipfelpunkt des Abenteurertums zu erklimmen, eilte Jules Berne in die Zukunft. Dies bleibt das Entscheidende. Dennoch müßte heute der Dichter der Kinder des Kapitän Grant", der Familie ohne Namen" und der geheimnisvollen Insel" eine neue Hochtonjunktur erleben, denn gerade die Gegenwart steht im Zeichen des Abenteurerromans. Die Amerikaner Bane Grey und George Challis werden ins Deutsche übertragen. Stevenson, Mel­ville, Jack London   und Joseph Conrad   find in Gesamtausgaben er­schienen, nur Jules Verne   scheint vergessen zu sein, allerdings noch nicht von der Jugend. Woran liegt das? Betrachtef man zwei seiner bekanntesten Figuren; den Phileas Foog" und den Michael Strogoff", fo ertennt man sofort, daß es sich hier um Typen handelt ohne individuelle Ausprägung. Es kommt nicht darauf an, was diese Menschen innerlich in gewissen abenteuerlichen und ge­fährlichen Situationen erleben, sondern es fommt nur auf die Fülle erfindet. Michael Strogoff   benimmt sich, wie man es von einem der Situationen an, die Jules Verne   in verschwenderischem Maße Helden auf der Bühne gewöhnt ist, und Fogg bleibt intumer der Typ des vornehmen, ungerührten Gentleman, den später Karl Man mit besonderer Borliebe farifierte. Bei Conrad oder Jack London  dagegen findet man scharf umrissene Individualitäten, einmalige Menschen, die keine Spur von Typisierung zeigen und selbst nindere Begabungen wie Challis geben blutvolle Menschen und feine Typen. Auch der moderne Abenteurerroman ist psychologisch fundiert und feine bloße Revue von Schicksalsschlägen, Gefahren und Heldentaten, feine Aneinanderreihung von Abenteuer Abenteuer, wie es Jules Verne   liebte.

ant

Mindestens zwei große Romane publizierte Jules Verne   jähr Dichtungen nach einem bestimmten Schema gearbeitet wurden, und lich, und so ist es nicht verwunderlich, daß die Menschen in den noch eins ist zu berücksichtigen, der Stoff war so ungeheuerlich reich, daß Jules Verne  , bedrängt, von seiner Phantasie, țein Inter­esse mehr für die psychologische Ausbeutung finden tonnte. Und ein Karl May   daneben ärmlich erscheint? An seinem Schreib­wie lebte dieser Mann, dessen Phantasie so ergiebig war, daß selbst tisch in Amiens   entwarf Jules Verne  , der ehemalige Jurist und Bühnenautor, feine abenteuerlichen Unternehmungen. In Amiens  ist er auch im Jahre 1905 gestorben. Ein paar Reisen führten ihn jedes gutfituierten Bürgers, Nur in feiner Phantasie durchlebte in die Welt, aber sein Leben verlief glatt und reibungslos wie das Felig Scherret.

er die Abenteuer, die er schilderte.

schweigen sind in der Olympia ebenso wie in einem Damenporträt so momentan, fo ungezwungen, als hätte er das Modell in einem unbelauschten Augenblid gesehen und gemalt. Daher das Ueber­raschende, das Frappierende, daß wir beim ersten Anblick jeder Arbeit von Manets Hand, sei es Delbild, Pastell, Aquarell, sei's Radierung, Lithographie oder Zeichnung, die Empfindung haben, als hätten wir Aehnliches nie zuvor gesehen.

Und dieses Wunder sollte die Hand vollbringen können? Nein, nur der Geist vermag Geist zu erzeugen, nicht aber die Hand oder der Körperteil, der uns von der Natur zum Eigen gegeben ist.

Es versteht sich von selbst, daß der Maler desto mehr die Aus­drucksmittel seiner Kunst beherrschen muß, je mehr er sich auf die Malerei beschränkt, d. h. je mehr er auf literarischen Inhalt verzichtet, und wir müssen schon bis auf Balesquez und F. Hals zurückgehen, um einen ,, Malermeister" wie Manet zu finden.

Aber selbst Justi, der berühmte Verfasser des Balesquez, nennt noch Manet   in seinem Bamphlet gegen die moderne Kunst einen geistreichen Stizzisten. Was freilich nicht geschimpft ist, wenn damit gesagt sein soll, daß Manets Bilder die Frische der Skizze, die leider im Bilde fast immer verloren geht, bewahren.

In der Skizze feiert der Künstler die Brautnacht mit seinem Werke; mit der ersten Leidenschaft und mit der Konzentration aller seiner Kräfte ergießt er in die Skizze, was ihm im Geiste vor­geschwebt hat, und er erzeugt im Rausche der Begeisterung, was feine Mühe und Arbeit erfezzen können. Im längeren Zusammenleben mit feinem Werte ertfaltet die Liebe, und der Künfiler sicht zu seinem Schrecken, daß das Bild nicht hält, was die Skizze versprochen hat.

Ausführung heißt nicht Ausführlichkeit. Kunft gibt nicht breite Betteljuppe, fondern Extrakt. Manet   macht feinen Strich zuviel, auch feinen zu wenig, ein jeder ist notwendig.

Wie jeder wahre Maler ist Manet   vom höchsten sinnlichen Reize. Die Mathematik in seiner Kunst ist völlig versteckt. Aber hinter der scheinbaren Zufälligkeit verbirgt sich die vollkommenste Kunst der Komposition und die Kultur der Holländer, Spanier und last not least der Japaner. Und das sollte keine Kunst sein? Weil die Alien es anders gemacht haben? Wer das behauptet, beweist nur, daß er von alter Kunst ebensowenig versteht wie von moderner.

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Denn es gibt nur eine Kunst: die lebt, ob sie alt ist oder modern. Was jung geblieben an der alten Kunst, wird an ber modernen Kun jung bleiben. Das Obrige veraltet.