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Echo In Gowjeimßland.

,Greenly Lttfel im Packeis zehn Monate Winter nur durch Hundeschlitten zu erreichen, das wäre ja ein Paradies zur Verschickung von Oppositionellen?-' Wie die Mörder gestanden. Veweisaufnahme im Gieiiiner Fememordprozeß. Verieidigung wird nervös.

, Stettin , 17. April. Im weiteren verlauf der Verhandlung iin Fememordprozeh richtet der Vorsitzende an den Angeklagten Ottow die Frage: Wissen Sie, was Feme bedeutet?' worauf Ottow unter allgemeiner Bewegung Im Saal antwortet:Jetne bedeutet Mord.' Damit ist die Vernehmung de» Angeklagten Ottow beendet, und es kommt zu einer Ueberraschung, als der Angeklagt« B o g t auf eine Frage des R..A. Bloch seine gestrige Aussage, in der M o r d n a ch t den Be- fehl. Spaten vom Boden zu holen, erhalten zu haben, die die anderen Angeklagten schwer belastet, als irrtümlich und es als mög- lid» hinstellt, dgtz der Befehl an dem Tage der U m b« t t u n g der Leiche gegeben sei. Diese plötzliche Umorientierung des Angeklagten Vogt veranlaht den Vorsitzenden zu der Frage, ob man außer» falb des Saales mit dem Angeklagten über den Fall ge- prochen Hab«. Der Angeklagte verneint, da» Gericht zieht sich zurück, um zu dem Wechsel der Aussag« Stellung zu nehmen. Daraus wirb in die Beweisaufnahme eingetreten. Kriminalkommissar chäbeler au» Stettin , der auf die ersten Gerücht« hin mit den Ermittlungen betraut worden war. erklärt, in Skecklin, Rosenfelde und Ltebrnow seien dl« amlllcheu Eintragungen über diese Leute sehr unvollkommen gewesen, sie hätten zum Teil völlig gesehlt, wie z. v. tu der Liste für Zavaliden. rasten vs«. Als Täter seien zuerst Heines und Ottow genannt und daraufhin verhaftet worden. Dann schildert« Kriminalassistent Peeschke, der den An- geklagten Vogt aus Oppeln abgeholt hat, wie dieser aus der Fahrt aus sich selbst heraus dle Angaben über den verlauf der Tat gemacht hätte, die sich mit seiner ersten Aussage deckten, ober im Widerspruch zu der neuen Darstellung am zweiten Sitzung»- tage Neben. Polizeiwachtmeister Eppstein , der grübet im E uropa-Taf-5 in Bremen verhaftet Hot, bekundet, daß Fräbel genau so wie Vogt während de» Iransvort» nach Stettin dem Beamten die Schilderung über die Tat und über die Art und weise gegeben habe, wie man den noch nicht völlig loten Schmidt schließlich durch Schläge und Tritte getötet habe. Diese Darstellung Hot Gräbel bekanntlich auch vor dem llnkersuchungsrichter aufrechterhalten, am ersten Verhaad- lunqstage aber widerrufen. Fräbel hatte, da er schon von der Auf- deckung des Mordes wußte, alles für seine Flucht vorbereitet und hatte Adressen von Wien und Budapest bei sich. Die Verteidiger werden nervös. Die Aursagen der Polizeibeamten sind der Verteidigung offen» bar sehr unbequem. Sie versucht die Glaubwürdiakeit des Wackt- Meister« Eppstein mit der Begründung anzuzweifeln, daß er sich, um Fräbels habhaft zu werden, zunächst unter Vor- spiegelung falscher Tatsachen der Schwester des wegen

Mordes Angeklagten genähert habe.- Der Oberstaatsanwalt versucht diesen Komplex als nicht zur Sache gehörig auszuschalten, abei das Gericht beschließt seltsamerweise, dahingehende Fragen zU'« zulassen. Der Polizeibeamte erklärt sich auch hierüber zur Auskunst bereit, wenn ihm sein Vorgesetzter Oberrcgierungsrat Cörnees als stellvertretender Polizeipräsident die E r la u b n i s erteile. Aber auch das paßt den nervösen Verteidigern nicht. Sie protestiere» gegen eine Rücksprach« zwischen dem Polizeibeamten und jeinn» Vorgesetzten, da der Oberregierungsrat sonst �in de» Verdacht der Zeugenbeeinflussung kommen lonite, iwZl er in einer Pressekonferenz schon einmal durch eine grausige Schilderung der Mordtat die Oesfentlichkest beeinflußt habe! Aufgeregtes Hin und Her. Zusammenstoß zwischen der» Oberstaatsanwalt und der Verteidigung, als der Anklogevertrekn erklärt, man könne doch von einem Polizeibeämien nicht verlang« daß er einem Verbrecher auf geradem Wege beikomme Ist» Ver­handlung droht in eine Grotesk» auszuarten. Lange dauert es. aber endlich rafft- sich das Gericht dazu auf dem Wachtmeister zu gestatten, den im Saal anwesende« Oberregierungerat über seine Aussagekompetenzen zu befragen. Der aibt die Genehmigung natürlich ohne weiteres, und der Wachtmeister bestätigt die Darstellung des Verteidigers von der Art der Der? Haftung Fräbels etwas bissig hinzufügend, wie anders er den, sonst eines Subjekts habhaft werden solle, das schon alles zur.?lnchl vorbereitet und gelegentlich einer anderen Aememordlal in Schön- werter, über die noch Ermittlungen schweben, einem gewissen Aranj Dletring seine eigenen Papiere zur Verfügung gestellt habe. Sen- sation. Auf die Frage, wie es darum bestellt sei, antwortet Frä- bei. daß. als er 1323 in Hannover war, ein ehemaliger Roßbache, ihn für«inen Kameraden um Papier « gebeten, und daß er ihn, darauf feine eigenen Ausweise gegeben habe.. Die Vernehmung des Untersuchungsrichters folgt, un» schon glaubt die Verteidigung, wieder, den glatten Ablauf der Der. Handlung hemmen zu müssen.' Landgerichtsrat R i« j a h r kann nu> bestätigen, was die Polizeibeamten auch schon gesagt haben: de, Angeklagte Fräbel war in vollem Maße geständig:Zch war ganz erstaunt, mit welcher Ossenheit und Selbstverstäudlichkeil er die grau­sigen Vorfälle im Walde erzählte.' Er weist auf die Untersuchungs- Protokoll« hin. Aber das paßt den Verteidigern nicht. Sie pro- testieren gegen die Verlesung der Protokolle. Miede, einmal ist ein Gerichtsbeschluß nötig. Der Protest wird zurück- gewiesen, und es wird beickqossen, das Gefamtprotokoll zu verlesen. Das Protokoll Fräbels enthält die schon bekannten Angaben und schließt mit der Erklärung, daß sie alle damals bei der Arbeit». gemeinichast vnter dem Druck gestanden hätten, es könnte ihne« genau so gehen wie Schmidt. Eine Notwehr bei Heines fei nicht anzunehmen Um 8 Ubr abends wurde die Verhandlung auf den Mittwock> vormittag 10 Uhr vertagt.

Oer Riß im Rechistager. Warum Oeotfchnationale und Konservative auseinander« gingen. Bekanntlich ist die Deutschkonservattv« Partei, die die be» dingungslos kaisertreu« Traditionskompagni« der Deutschnationalen darstellte, mit ihrem größeren Bruder in Streit geraten. In Berlin agitieren die Konservativen für denvölkisch-nationalen Block', also gegen die Deutschnationalen. Daraufhin sind Graf Westarp und andere Führer der Deutschnationalen Partei aus der konservativen Gruppe ausgetreten, lieber die Gründe des Zerfalls konnte man Näheres auf einer Versammlung des Hauptvereins der Konservativen erfahren. Man koimte da hören, daß die Unentwegten aus den Rechtsparteien in den Deutschnationalen lediglich«in Re­volutionserzeugnis und eine Uebergangserschsi- n-ung' sehen was eigentlich etwas zu viel behauptet ist. Denn während der Revolution waren bekanntlich Konservative und Deutschnationale gemeinsam vom Erdboden verschwunden. Erst nach. dem die Demokratie sich gegen ihre berufsmäßigen Schänder als duldsam genug erwiesen hat, um ihnen nichts zu tun. erst dann entdeckten die Stützen von Thron und Altar ihre Gesinnung wieder. Jetzt erfährt man aber auch, daß der persönlich« Ehrgeiz der kaiserlichen Junker und Offiziere neben sachlichen Differenzen zu dem offenen Ausbruch des Streites geführt hat. Die Kons«» vative Partei trat mit dem Anspruch auf, mehr Kandidaten aus die deutschnational« Wahlliste zu setzen. Das konnten diese aber nicht wohl teilweise aus Organisationsgründen, aber teilweise auch des­halb, weil die Deutschnational « Partei au» rein demagogischen Gründen Vertreter aller rechtsgerichteten Beruf». und Interessentenverbände in ihr« Listen aufnehmen muß. Ein Landarbeiterführer wie der berühmte Zündholz-Behren», ein Landbunddemogoge oder ein reicher Schwerindustrieller gilt diesen Leuten natürlich mehr als die feudalen Onkel» aus dem konservativen Schmollwinkel, für die dann eben kein Platz ist. So zerschlugen sich die Verhandlungen zwischen Konservativen und Deutschnationalen. Hinzu kommt noch, daß di« Konservativen in derErfüllung«» Politik', noch mehr aber in der Verlängerung des Republikschutz» gesetzes und der Verbannung des Exkaisers ein« untllgbar« Schmach der Deutschnationalen sehen. So kam es zu dem Krach. Graf Westarp habe den Konservativen den Krieg erklärt, diese würden den Fehdehandschuh aufnehmen so verkündet« pathetisch der völkisch« Generalleutnant a. D. Waechter auf der erwähnten Versammlung. Für diesemgen, di« die politische Moral der deutschnetionalen Volksbetrüger schon fett langem als imwürdige Mache erkannt haben, ist es ein doppelt ergötzliches Schauspiel, wie diese Leute jetzt auch von ihrer treuesten Schutzgarde preisgegeben und vor aller Oefsenllichkett gebrandmartt werden. Gegen die Prügelstrafe. Ein Erlaß des Kultusministers. Der preußische Kultusminister hat an die Schul» behöioen«inen Erlaß gerichtet, in dem es heißt: -Die Berichte der Schulbehörden lasten erkennen, daß ebenso wie in der pädagogischen Theorie in d«r pädagogische» Praxi« die Straf« der körperlichen Züchtigung anmer mehr ver- worftn wird. Ich wünsch«, daß dies« Strafe entsprechend solcher Einsicht noch w»hr zurücktritt und' tatsächlich verschwindet. Ohne zurzeit«in Derbot auszusprechen, vevanlasi« ich daher die Schulaufsichtsbehörden unter Beachtung der früheren Bestimmungen bei der Beurteilung unangebrachter körperlicher Züchtigung zu be» rücksichtigen, daß es grundsätzlich von mir mißbilligt wirt und dementsprechend disziplinarisch zu ahnden ist. 1. wenn Mädchen körperlich gestraft werden. Z. wenn Kinder im ersten und zweiten Schuljahr geschlagen werden(weil dadurch die Anbahnung de» Vertrauens» Verhältnisses des Kinde» zum Lehrer gehindert wirt), 3. wenn Unaufmerksamkeit und mangelhaft« Leistungen durch körperliche Züchtigung bekämpft werden sollen. Zum 1. Mai 1V29 sehe ich einem umfastenden Bericht darüber entgegen, ob und wie die Schulaufsichtsbehörden mißbräuchlich« An. Wendungen des Züchtigungsrechts disziplinarisch bestrafen mußten.'

Friedrich Leopold muß zahlen. Oas Reichsgericht gegen die Reatendrückerei des Hohem zollernprinzen. Leipzig , 17. April. tEigenbericht.) Der 3. Zivilsenat des Reichsgerichts beschäftigte sich am Dienstag mit einem Revisionsantrag de» Exprinzen Friedrich Leopold von Preußen . Der frühere Hofangestellte Wille, der seit 189S am Hose beschäftigt war. hatte den Antrag auf Ruhe- geholt gestellt. Die Rente war jedoch von dem Exprinzen abgelehnt worden, weil er infolge Vermögensverlust« nicht in der Lage sei, ehemaligen Angestellten seines Hofes Renten zu ge- währen. Das Kammergericht verurteilt« den Hohenzollern jedoch, dem Angestellten Wille ein Ruhegehalt in Höh« von 130 M. pro Monat ab Juni 1927 und später ein solches von 117 M. zu ge- währen. Der Prinz verlangte trotzdem, daß die Rente vom preußi- schen Staat gewährt würde. Er legte deshalb gegen das Urteil Re- vision«in. Das Reichsgericht wies den morarchistischen Rentendrücker mit seiner Revision ab. DerPrinzmußzahlen.

Die Rew Yorker Empfangsfeierlichkeiien Wie bei Lindbergh. New Park. 17. April. Hier werden die Pläne für den feierlichen Empfang derBremen '- Besatzung bekannt, die schon in allen Teilen bi» auf all« Einzelheiten ausgearbeitet sind. Wie beim Empfang Lindbergh» werden auch diesmal alle Schiffe im Hafen zur Begrüßung ihre Sirenen ertönen lassen. Ein Flugzeuggeschwader wird über der Stadt kreuzen. Auf dem Platz vor dem Stadthaus werden Bürgermeister Walker und ander« hervorragend« Persön- lichkeiten New Park« die Besatzung der..Bremen ' mit Ansprachen unter freiem Himmel willkommen heißen, vierzig Radio- st a t i o n« n werden diese Feier über die ganze Welt oer- breiten. An die Ansprachen schließt sich der feierliche Marsch die Fünfte Avenue hinauf. Am Madison Square wird halt gemacht werden, um einen Kranz an dem Denkmal für di« Gefallenen des Weltkrieges niederzulegen. DieAmerican Telephone Telegraph Comp.' stellt den Gästen für den Tag de» Eintreffens ihr« drahtlos« telephonische Berbindung mit Europa zur Verfügung, damit sie ihre Lagehörig«» in Europa anrufen können.

Verbandsiag der polizeibeämien. Stellungnahme zu den Wahlen. Der Allgemeine Preuhlsch« Polizeibeamten-Verband hast am 17. und 18. April zu Berlin in den Kammersölen seinen Ordent- lichen Berbandstag ab. Der Eröffnungesitzung wohnte neben an- deren Vertretern der preußischen Behörden, der Parlamente und der freigewerkschaftlichen Beamtenorganisationen u. a. der Berliner Polizeipräsident Zörgiebel, Ministerialrat van den D« r g h vom Preußischen Innenministerium und Polizeimajvr Wondlin al» Vertreter des Kommandeurs der Berliner Schutz- polizei und der Landtagsabgeordnete Genosse Zachert bei. Nach den Begrüßungsansprachen der Gäste sprach das Mitglied der Bundesleitung des ADB. Genosse Händeler überDie frelen Beamlengewerkschaslen und dle Wahlen'. Der Redner be- rührt« zunächst die parteipolitische Neutralität der Gewerkschaften, unter der leider viele Beamtengewertschaften noch die völlige po- litisch« Abstinenz verstehen. Sowohl für ein« Beamtenaewerkschaft wie für ied« Gewerkschaft würde«ine solche politischeNeutralität' die Selbstaufgab« der Organisation bedeuten. Eine Gewerkschaft müsse zwar parteipolitisch unabhängig sein, dürfe sich aber bei der Betrachtung der politischen Entwicklung keine Scheu. klappen umhängen. Wenn es die Situation erfordert, müsse sie auch mit einer Partei zusammen arbeiten, die uneingescbränkt für di« Interessen der Berufstätigen eintritt. Die Ereignisse in den letzten drei Iahren hätten mit aller Deutlichkeit gezeigt, wie not- wendig es ist, daß auch die Beamten von ihrer politischen Macht als Staatsbürger mehr als bisber Gebrauch machen. Im Hinblick auf die b e v o r st e h e n d e n Wahlen sei es unerläßlich, den Beamten oiien zu zeigen, welche Parteien für und welche geaen ihre Interessen aufgetreten sind. An Versprechungen für den Be- amten habe es im letzten Wahlkampf 1924 bei keiner Partei ge- fehlt, von allen diesen Bersprechungen aber hätten di« Bürger-

blockparteien und die von ihnen gebildete Regierung so gut wit nichts geHallen. Der Referent schilderte dann im einzelnen die reaktionäre Haltung der Rechtsparteken gegenüber den Forderungen der Be- amten nach einem fortschrittlichen Beamtenrecht, einem demo­kratischen Beamtenvertretungsgesetz sowie einem zeitgemäßen Reichs- dienststrafaesetz und erinnerte besonders an die im Herbst des Vor- jahres erfolgte Besoldungsneuregelung, die das beste Spiegelbild derBeamtenfreundlichkeit' der Rechtsparteien sei. All diese Ding« müßten den Beamten die Augen darüber öffnen, daß sie trotz ihrer beamtenrechtlichen Sonderstellung auch Vroletarier seien, die zur Masse des werktätigen Volkes gehören. Die Beamten müßten jede Bestrebung energisch zurückweisen, die sie in einen Gegensatz- zur breiten demokratischen Volksschicht bringen wollen. Das Berufs- beamtentum darüber müßten die Beamten sich klar sein könne nicht erhalten werden gegen die Demokratie, sondern nur ni i t ihr. Für die Beamten könne es keinen Zweifel mehr geben, daß Jie ihre Stimmen bei den Wahlen nur einer demokratischen und ozialen Partei geben können, die nicht die Interessen des Industrie- und?lgrarkapitals. sondern die der ge>amten Arbeitnehmerschoit vertritt. Der Beamte gehöre bei den Wablen in eine Front mit den Arbeitern und Angestellten, die genau so wie er lediglich aus das schmale Einkommen aus ihrer Arbeit angewiesen sind. (Lebhafter Beifall.) Eine im Sinne des Referates gehaltene Entschließung wurde von den Delegierten einstimmig angenommen. Anschließend hieran hielt Ministerialrat z. D. Brill- Weimar ein interessantes Referat über den Pottzei-Rechls- und Volksstaal unter besonderer Berücksichtigung der seit Jahren erstrebten Ver­waltungsreform. Auch zu diesem Referat wurde einstimmig eine Eni- s ch l i e ß u n g angenommen, die in konzentrierter Form die Ge- danken des Referenten enthält. Die Nachmittagssitzu�g wurde aus­gefüllt von der Diskussion über die beiden Referate, die sich in durchaus zustimmendem Sinne bewegte.